Ex-Kammerdiener soll allein gehandelt haben

Paolo Gabriele ist vorläufig aus der Haft entlassen und unter Hausarrest gestellt worden. Das teilte Vatikansprecher Federico Lombardi am Samstagabend vor Journalisten mit. Der ehemalige päpstliche Kammerdiener saß fast zwei Monate in einer vatikanischen Arrestzelle ein, weil er möglicherweise Geheimdokumente vom Schreibtisch Papst Benedikts gestohlen und weitergegeben hat. Gabriele befindet sich nun provisorisch auf freiem Fuß, wie Lombardi bei der Pressekonferenz erläuterte.

„Der vatikanische Untersuchungsrichter Piero Bonnet hat nach einer abschließenden Befragung entschieden, den Beschuldigten nach 60-tägigem Gefängnisaufenthalt unter Hausarrest zu stellen. Die vatikanische Justiz muss nun in den nächsten Tagen entscheiden, ob sie ein förmliches Verfahren gegen Gabriele eröffnet oder den Fall zu den Akten legt. Die von Benedikt XVI. eingesetzte Kommission der Kardinäle, die die Hintergründe des Falles untersucht, hat ihre Befragungen und Nachforschungen ebenfalls abgeschlossen."

Der – vertrauliche – Abschlussbericht der Kardinäle liegt Papst Benedikt bereits seit mehreren Tagen vor, sagte Lombardi. Dass Paolo Gabriele weder Hintermänner im Vatikan noch außerhalb hatte, das bekräftigte einer der beiden Anwälte des früheren Kammerdieners, Carlo Fusco, im vatikanischen Pressesaal.

„Paolo Gabriele hat aus rein persönlichen, inneren Motiven gehandelt, aus Liebe zum Papst und um diesem zu helfen. Mein Mandant hat allein gehandelt, er gehört nicht zu einem Netzwerk oder zu einer inner- oder außer-vatikanischen Verschwörung. Und Gabriele hat weder Geld noch sonstige persönliche Vorteile erhalten. Zudem hat er seit seiner Verhaftung umfassend mit der vatikanischen Justiz kooperiert."

In den vergangenen Monaten waren Dutzende teils brisante Dokumente aus dem Vatikan an die Öffentlichkeit gelangt, so zu einem angeblichen Mordkomplott gegen Papst Benedikt oder über das Finanzgebaren der Vatikanbank IOR. Ein Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen Butler würde frühestens im Herbst beginnen, informierte Lombardi. Laut Vatikangesetz wäre ein solches Verfahren öffentlich. Sollte Gabriele des schweren Diebstahls für schuldig befunden werden, drohen ihm bis zu acht Jahre Haft. Vorerst wird sich das Leben des dreifachen Familienvaters in sehr engen Kreisen abspielen. Lombardi:

„Paolo Gabriele wird nun mit seiner Familie wohnen. Er darf sein im Vatikanstaat gelegenes Haus aber nur verlassen, um zum Gottesdienst zu gehen." (rv)