Vatikan/Slowakei: Erzbischof seines Amtes enthoben

Der Erzbischof von Trnava, Robert Bezak, ist von Papst Benedikt XVI. seines Amtes enthoben worden. Das teilte der Vatikan am Montag ohne weitere Angaben mit. Dem Vernehmen nach sollen finanzielle Unregelmäßigkeiten im Haushalt der Diözese im Hintergrund stehen. Erzbischof Bezak selbst teilte beim Sonntagsgottesdienst am 1. Juli in Trnava der Öffentlichkeit mit, dass er zurücktreten müsse. Nach Angaben der slowakischen Presseagentur TASR verlas der 52-Jährige ein entsprechendes Schreiben der Apostolischen Nuntiatur in der Slowakei. (rv)

Israel: Nuntius zufrieden mit neuer Yad Vashem-Inschrift zu Pius XII.

Der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio Franco, ist zufrieden mit dem Beschluss, die umstrittene Inschrift zur Rolle Papst Pius XII. bei der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zu ändern. Die Umgestaltung wurde am Sonntag durchgeführt. Zwar werde Pius XII. in dem neuen Text weiter vorgeworfen, dass die Kirche nicht öffentlich für die verfolgten Juden eingetreten sei. Allerdings werden die komplexen Vorgänge differenzierter dargestellt. Seit 2007 hat sich der Vatikan um eine Änderung dieser Inschrift bemüht, so der Nuntius im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Das ist nun ein erster Schritt, um die Sicht auf die historischen Fakten auszuweiten und sichtbar zu machen, welche bedeutende Rolle Pius XII. und der Heilige Stuhl damals einnahmen. Die neue Inschrift scheint zumindest neutraler zu sein, denn bisher waren die Anschuldigungen auch sehr emotional und trugen überhaupt nicht dessen Rechnung, was die konkreten historischen Fakten sind."

Die aktualisierte Version kritisiert implizit, dass der Vatikan immer noch nicht seine Archive für die historische Erforschung der fraglichen Jahre geöffnet habe. Erzbischof Franco:

„Ich habe in den letzten sechs Jahren oft mit den Museumsleitern hier gesprochen. Die Gespräche waren immer offen und ehrlich. Es gibt keine Vorurteile oder ideologische Voreingenommenheit gegenüber dem Papsttum oder dem Heiligen Stuhl. Wir hoffen, dass wir auch weiterhin mit dem Museum für weitere kulturelle Projekte zusammenarbeiten können."

Die Leitung von Yad Vashem erklärte dazu am Sonntag, die Neufassung trage jüngeren Forschungsergebnissen Rechnung. Entgegen anderslautender Berichte sei sie nicht auf Druck des Vatikans erfolgt. Die Forschungsstätte freue sich bereits auf den Tag, an dem der Vatikan weitere historische Forschungen und damit eine neue Sicht auf die Rolle des Heiligen Stuhls ermögliche.

Hintergrund
Die 2007 neu installierte Inschrift hatte damals für einen diplomatischen Eklat gesorgt. Der päpstliche Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio Franco, hatte ihretwegen seine Teilnahme an der Zeremonie zum Holocaust-Gedenktag abgesagt. In dem alten Text mit dem Titel „Papst Pius XII. und der Holocaust" hieß es: „Die Reaktion Pius XII. auf die Ermordung von Juden während des Holocaust ist Gegenstand einer Kontroverse." 1933 habe Eugenio Pacelli als Kardinalstaatssekretär „aktiv den Abschluss eines Konkordates mit dem deutschen Regime betrieben", um die Rechte der deutschen Kirche zu wahren, „auch wenn dies eine Anerkennung des Nazi-Regimes bedeutet" habe. Nach seiner Papstwahl habe Pius XII. dann vorbereitete Schreiben seines Vorgängers gegen Rassismus und Antisemitismus unter Verschluss gehalten, hieß es dort weiter. Und selbst als Berichte über die Ermordung von Juden den Vatikan erreicht hätten, hätte der Papst weder mündlich noch schriftlich protestiert.

Der neue Text trägt den Titel: „Der Vatikan und der Holocaust". Darin ist vermerkt, dass Pius' Vorgänger Pius XI. das Konkordat abgeschlossen habe. Er betont weiter, dass Pius XII. zwar die alliierte Erklärung nicht unterzeichnet habe, fügt aber hinzu, dass der Papst wenige Tage später in einer Radioansprache jene „Hunderttausende Personen" erwähnt habe, „die ohne jede persönliche Schuld, teils nur aufgrund ihrer Nationalität oder ethnischen Herkunft, dem Tode oder dem langsamen Verfall preisgegeben" würden. Dabei, so heißt es, seien jedoch die Juden nicht ausdrücklich genannt worden. Im Fortgang spricht die neue Tafel von einem „moralischen Versagen" des Papstes. (rv)

Bischof Müller neuer Präfekt der Glaubenskongregation

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Montag den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller als neuen Präfekten der Glaubenskongregation ernannt. Müller wird gleichzeitig zum Erzbischof erhoben. Er folgt auf den US-amerikanischen Kardinal William Levada, der aus Altersgründen zurückgetreten ist. Erzbischof Müller wird künftig auch die Päpstliche Kommission „Ecclesia Dei" leiten, die sich um den Dialog mit den Piusbrüdern kümmert. Des Weiteren wird der neue Präfekt der Glaubenskongregation auch die Päpstliche Bibelkommission und die Internationale Theologische Kommission leiten.

Der 64-jährigen Müller wird somit den drittwichtigsten Posten in der Hierarchie der römischen Kurie besetzen. Bis zu seiner Wahl zum Papst 2005 stand Benedikt XVI. selbst mehr als zwei Jahrzehnte lang dieser Vatikan-Behörde vor, die sich um die katholische Lehre und den Glauben kümmert. Müller kam am 31. Dezember 1947 in der Nähe von Mainz auf die Welt. Am 11. Februar 1978 wurde er in Mainz-Finthen durch Kardinal Hermann Volk zum Priester geweiht. 1986 dozierte Müller an der Ludwig-Maximilians-Universität in München auf dem Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte. In der deutschen Bischofskonferenz ist Müller derzeit stellvertretender Vorsitzender der Glaubenskommission, Vorsitzender der Ökumenekommission und Mitglied der Kommission „Weltkirche". (rv)

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Kardinal Woelki nimmt Titelkirche in Besitz

Kardinal Rainer Maria Woelki hat am Samstag Abend seine römische Titelkirche, die ihm mit dem Kardinalsstand zugewiesen wurde, in Besitz genommen. Es handelt sich um die Kirche San Giovanni Maria Vianney in der östlichen Peripherie Roms. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt, die Gläubigen der sehr aktiven Gemeinde wollten sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen. Wie uns Don Marco Gandolfo, der Pfarrer der Gemeinde, versichert hat, lag es nur am langen Peter-und-Paul-Wochenende, dass die Menschen nicht bis auf die Straße gestanden sind, um dem Gottesdienst beizuwohnen. Man konnte es denen, die für das lange Wochenende aus der Hitze Roms ans Meer geflohen sind, allerdings nicht übel nehmen: der Empfang, der Kardinal Woelki in seiner Titelkirche bereitet wurde, war überaus warm, was nicht nur an der herzlichen Aufnahme durch die Gläubigen lag, sondern auch an der Temperatur in der Kirche, die sogar den hitzegewohnten Römern sichtlich zu schaffen machte.

In seiner Predigt, die der Kardinal zum Einstand in der Pfarrei in italienischer Sprache gehalten hat, hat er Parallelen des Wirkens des heiligen Johannes von Ars, dem die Kirche gewidmet ist, und den Herausforderungen, vor denen die katholische Kirche heutzutage steht, gezogen. Die Initiative des Jahres des Glaubens, das zeitgleich mit der 50-Jahrfeier zur Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils am 11. Oktober beginnen wird, solle der gesamten Kirche zu einer geistlichen Erneuerung, auch in Zeiten des teils religionsfernen Pluralismus verhelfen. Der heilige Johannes von Ars hingegen habe durch seinen Lebenswandel und sein vollkommenes Aufgehen in Gott das gelebte Glaubenszeugnis dargestellt und somit, allein durch sein Beispiel, zur Missionierung in einem glaubensfernen Frankreich beigetragen. Lebe, was du glaubst! Das sei die Aufforderung, die der Heilige in unsere Zeit hineinreichen lasse und die jeden von uns betreffe. Die Hinwendung auf das „DU", und in letzter Instanz auf Gott, sei wesentlich für das Leben der Menschen, sei es im zwischenmenschlichen, oder sei es im spirituellen Leben. Dabei dürfe es aber nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben, sondern der Glaube müsse in einer Weise gelebt werden, dass die Botschaft des Evangeliums aus jeder unserer Handlungen ablesbar sei. Nur so könne die Botschaft Christi tatsächlich überzeugend überliefert werden. In deutscher Sprache gedachte er bei der Messe seines am 30. Juni vor einem Jahr verstorbenen Vorgängers Georg Sterzinsky.

Nach der Eucharistiefeier wurden Gastgeschenke ausgetauscht, und spätestens mit Kardinal Woelkis kleiner frei gehaltener Rede auf Italienisch war die Gemeinde überzeugt, es hier mit einem „Kardinal zum Anfassen" zu tun zu haben. Dies bestätigte sich im Anschluss, als die gesamte Gemeinde eingeladen war, im Pfarrsaal an einer Feier zu seinen Ehren teilzunehmen. Gemeindemitglieder mischten sich mit den Gästen der deutschen Delegation, und neue Kontakte und Freundschaften wurden angebahnt. Ich habe mit Chorleiterin Lia gesprochen, deren Chor für die stimmungsvolle Untermalung des Gottesdienstes gesorgt hat, und sie gefragt, was diese Aufführung für sie und ihren Chor bedeutet habe:
„Es war eine große Freude. Bei so einer wichtigen Gelegenheit, vielleicht der ersten, die wir als Chor begleiten durften, geben wir wirklich alles. Wir waren mit Herz und Seele dabei, um den Kardinal willkommen zu heißen."
Auch die Messdiener vom Kölner Dom haben es sich nicht nehmen lassen, ihrem ehemaligen Weihbischof hinterherzureisen und bei der Inbesitznahme seiner Titelkirche dabei zu sein. Gereon Busch von der Gruppe erzählte mir, warum sie hier seien:
„Wir sind dem Kardinal Woelki noch aus seiner Zeit als Weihbischof in Köln sehr verbunden, weil wir ihn sehr gemocht haben."
Sie hätten dabei fast ein wenig Mitgefühl mit dem Kardinal: „Weil es eine sehr große Aufgabe ist, gerade in Berlin, in einem der wichtigsten Zentren…"
Don Marco hingegen ist einfach nur stolz, dass gerade seine Kirche zur Titelkirche eines deutschen Kardinals erhoben wurde. Er hofft, dass die Zusammenarbeit in Zukunft noch viel enger werde. Um es mit den Worten der Chorleiterin Lia zu sagen:
„Wir stehen bereit, um nach Berlin zu kommen und diese Partnerschaft noch viel intensiver zu gestalten. Wir können noch viel voneinander lernen!" (rv)