Vatikan/USA/Kanada: Neue Erzbischöfe für Baltimore/Montreal

  Papst Benedikt hat Bischof William Edward Lori zum neuen Erzbischof von Baltimore ernannt. Lori, bisher Bischof von Bridgeport, leitet die Kommission der US-Bischofskonferenz für Religionsfreiheit. In dieser Eigenschaft hat er in den letzten Wochen im Auftrag der Kirche gegen eine Verfügung des Weißen Hauses gestritten, nach der auch kirchliche Einrichtungen im Rahmen der Gesundheitsreform für die Kosten von Abtreibungen zahlen müssen. Aus Sicht der US-Bischöfe und des Vatikans bedeutet diese Verfügung einen schweren Verstoß gegen die Religionsfreiheit. Baltimore ist der älteste katholische Bischofssitz in den USA. Der dortige Erzbischof gehört traditionell zu den Anwärtern auf die Kardinalswürde. Ebenfalls an diesem Dienstag bekam auch das kanadische Montreal einen neuen Erzbischof: Es ist der bisherige Weihbischof Christian Lépine. (rv)

Europa: Christen vermehrt Opfer von Intoleranz und Diskriminierung

Christen in Europa sind vermehrt Opfer von Intoleranz und Diskriminierung. Das geht aus dem Bericht 2011 der „Beobachterstelle zu Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen in Europa" hervor. Der Bericht wurde an diesem Montag veröffentlicht. Es scheine aber, dass das Medieninteresse an derartigen Vorfällen zunimmt, so dass diese vermehrt in die Öffentlichkeit getragen werden, so die Bilanz des Berichts. „Die europäischen Bischöfe verfolgen mit großer Aufmerksamkeit diese Vorfälle von religiöser Intoleranz und Diskriminierung", sagte der ungarische Bischof András Veres, Bischof von Szombathely. Er ist beim Rat der europäischen Bischofskonferenzen für die Arbeit der Beobachterstelle zuständig. Die Beobachterstelle sammelt Fälle von Diskriminierung gegen Christen in Europa, die von den Medien oder von Einzelpersonen gemeldet werden, und informiert internationale Regierungsorganisationen wie die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) über ihre Untersuchungen. (rv)

Vatikan/Italien: Die Mafia im Vorhof der Völker

Papst Benedikt, der Denker, hat ihn angeregt. Kardinal Ravasi, der „Macher", hat ihn umgesetzt: den „Vorhof der Völker", jene wandernde Begegnungsstätte zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden, die der päpstliche Kulturrat seit genau einem Jahr in verschiedenen Metropolen Europas und außerhalb veranstaltet. Es sind große Debattenforen über verschiedene Themen, die das Zusammenleben zwischen weltanschaulich heterogenen Gruppen betreffen, Foren für Intellektuelle, gewiss, die sich punktuell aber auch Jugendlichen und allen anderen Interessierten öffnen. Der nächste „Vorhof der Völker" findet Ende März in Palermo statt, und er wird im Zeichen der Mafia stehen. Kardinal Gianfranco Ravasi erklärt im Gespräch mit uns:

„Palermo ist bedeutsam und auch originell wegen der beiden Stränge, die sich im Titel unserer Begegnung verflechten: Kultur der Legalität und multireligiöse Gesellschaft. Einerseits also das soziale Profil, die Legalität, die ununterbrochen von der Welt der Laien, Zivil, Politik, dekliniert wird. Die Legalität geht aber auch die spirituelle und religiöse Welt etwas an. Denken wir an die Märtyrer der Mafia, für die Palermo geradezu ein Sinnbild ist. Andererseits war Sizilien, wie seine Baudenkmäler zeigen, immer ein Kreuzungspunkt der Kulturen. Es ist in sich ein Zeugnis der Multireligiosität, des interreligiösen Dialogs."

Die Wahl des Ortes Palermo für den nächsten Vorhof der Völker zeigt den Willen der Kirche, ihren Einsatz gegen illegales Verhalten und „jede Degeneration des Rechts" wieder zu beleben, erklärte Ravasi. Er erinnerte daran, dass die Mafia längst eine sehr vielgestaltige Realität ist.

„Wenn man von der Mafia spricht, weiß man doch, dass das heute eine Definition von Phänomenen der Kriminalität, der Verletzung von Legalität und Recht ist, die Dimensionen weit jenseits der sizilianischen Mafia hat. Denken wir an die japanische Mafia. Wir müssen aber auch sagen, dass in der Stadt Palermo eine bestimmte Betriebsamkeit, ein Ferment da ist, da können wir von Institutionen wie der Antimafia reden, aber auch von pastoralen Zeugnissen. Viele solcher Einrichtungen werden übrigens am letzten Abend, der den Jugendlichen offen steht, anwesend sein. Sie zeigen, wie grundlegend die kirchliche moralische religiöse Dimension für den Schutz des Rechtes ist. Besonders weil der Schutz des Rechtes über das Gewissen des Einzelnen läuft. Und so lang man nicht ein neues Volk gebiert, besonders über den Weg der Bildung und der Jugendarbeit, kann man nicht wirklich sagen, dass sich eine neues Zeitalter einer besseren Zivilisation als die heutige auftut."

Der Vorhof der Völker startete im März 2011 in Paris und gastierte seither unter anderem in Bukarest, Tirana und Rom. (rv)

Anti-Geldwäsche-Experten im Vatikan

Erneut haben Fachleute des Europarats für die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung Gespräche im Vatikan geführt. Das bestätigte Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Sonntag. Die Mitglieder des Expertenausschusses Moneyval kamen in der vergangenen Woche mit Sachverständigen des Heiligen Stuhl und des Vatikanstaats zusammen. Ziel sei die Erstellung eines Berichts, der im Juli von der Vollversammlung von „Moneyval" geprüft werden soll, heißt es. Der 1997 gegründete Expertenausschuss „Moneyval" überprüft Maßnahmen zur Vorbeugung von Geldwäsche in den Mitgliedsstaaten. Dem Zusammenschluss gehören gegenwärtig 28 der 47 Länder des Europarats an. Die meisten EU-Staaten, unter ihnen Deutschland, sind nicht Mitglied. Nach einer Anpassung der vatikanischen Vorschriften im Dezember 2010 hatte der Vatikan um eine Begutachtung durch den Expertenausschuss gebeten. Im November gab es erste Gespräche mit Vertretern des Staatssekretariats, der Finanzaufsichtsbehörde AIF sowie der „Vatikanbank" IOR. „Moneyval" will im Juli entscheiden, ob der Vatikan auf die Weiße Liste jener Länder kommt, die internationale Standards im Kampf gegen Geldwäsche und dubiose Finanzgeschäfte einhalten. (rv)

Kardinal Tauran: „Christen und Muslime teilen gleiches Schicksal“

Die Christen im Nahen Osten sind „Brüder der Muslime". Das betont Kardinal Jean-Louis Tauran im Interview mit dem arabischen Nachrichtensender „Al Jazeera". Tauran ist Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog und somit im Vatikan für das Gespräch mit den Muslimen verantwortlich. „Al Jazeera" ist der größte arabische TV-Sender mit Sitz in Doha. Das Interview wurde auf Englisch geführt. Es ist das erste Mal, dass ein Vatikanvertreter die Möglichkeit hat, sich direkt an ein arabisch-muslimisches Publikum wenden zu dürfen. Kardinal Tauran ging im Gespräch u.a. auf die Lage der Christen im Nahen Osten ein.

„Die Christen im Nahen Osten teilen dasselbe Schicksal mit all den anderen Mitbürgern ihrer Länder. Wo kein Friede herrscht, da kann es keine Zukunft geben. Leider sind aber viele Christen im Nahen Osten versucht, ihr Land zu verlassen. Das kann man vielleicht nachvollziehen, wenn man auf die Friedensgespräche schaut, die zwar fortdauern, aber deren Ende noch nicht in Aussicht steht. Die Christen denken dann an die Zukunft ihrer Kinder und suchen deshalb einen Ort, an dem sie in Sicherheit leben können."

Kardinal Tauran weist darauf hin, dass das Christentum im Nahen Osten bereits seit vielen Jahrhunderten existiert. Es sei deshalb eine Tragödie, wenn die Christen diese Region verlassen würden. Er glaube zwar nicht, dass es eine „koordinierte Kampagne" gegen die Christen im Nahen Osten und anderen vom Islam geprägten Ländern gebe, ist aber besorgt über das Entstehen einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft" dort.

„Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob es eine solche koordinierte Kampagne gibt, aber ich sehe, dass beispielsweise im Irak viele Christen umgebracht werden und das gilt auch in vielen anderen Ländern im Nahen Osten. Jeden Tag berichten Zeitungen darüber. Man kann auch nicht leugnen, dass Christen oft gezielt angegriffen werden. Ich habe ja viele Jahre im Nahen Osten gelebt und ich habe erlebt, wie sich die Christen dort fühlen. Sie fühlen sich als Bürger zweiter Klasse in Ländern, in denen die Muslime in der Mehrheit sind."

Tauran sagt in dem Gespräch mit dem saudischen Journalisten Sami Zeidan, dass die Angriffe auf Christen nicht von den Regierungen oder politischen Gruppen ausgeführt würden. Vielmehr handele es sich um gezielte Angriffe einer bestimmten Fraktion. Tauran nennt hierbei fundamentalistische Gruppierungen. Der Vatikan sehe sich deshalb als „Verteidiger der Schwachen und Verfolgten".

„Das bedeutet konkret, dass wir vor allem denjenigen nahestehen, die wegen des Glaubens verfolgt werden. Wir sind ihnen im Gebet nahe. Der Heilige Stuhl ist vor allem im Bereich der diplomatischen Beziehung aktiv. Für das Heilige Land sind dann in diesem Zusammenhang die Pilgerfahrten besonders wichtig. Wir unterstützen diese, um den Christen dort zu zeigen, dass sie nicht alleine sind."

Kardinal Tauran weist auch darauf hin, dass die katholische Kirche sich nicht nur auf den Vatikan beschränkt. Deshalb sei die Arbeit der Ortskirche sehr wichtig, die täglich mit den Behörden und andersgläubigen Mitbürgern zu tun hat.

„Ich hoffe, dass der Arabische Frühling diese Beziehungen verbessern wird. Ursprünglich standen ja gute Absichten dahinter. Die Bewegung ist von jungen Leuten ausgegangen, die Würde, Freiheit und Arbeit suchen. Das sind Werte, die Christen und Muslime teilen. Aber hoffen wir, dass die Entwicklung auf einen Sommer hinführt, und nicht auf einen Winter. Die Werte, für die sie anfangs standen, sind solche, für die wir als katholische Kirche ebenfalls einstehen. Das sind aber auch Werte, die alle Menschen guten Willens auf der Welt teilen."

Tauran hoffe, dass sich die Menschen in den von der „Arabellion" geprägten Ländern wieder auf diese Werte zurückbesinnen.

„Hoffen wir, dass jene Politiker, die jetzt in den arabischen Ländern regieren, die Weisheit haben, für das Allgemeinwohl einzustehen. Wir leben im Jahr 2012 und es gibt das internationale Recht sowie die Menschenrechte. Das sind Grundpfeiler einer jeden Gesellschaft. Und dann dürfen wir nicht die Geschichte vergessen, die uns lehrt, dass Gewalt und Unterdrückung keine Lösung sind."

Religionen können nicht als „böse" Institutionen bezeichnet werden, sagt Tauran, als der Journalist von „Al Jazeera" ihn auf einige amerikanische Kirchenvertreter anspricht, die den Islam als „das schlimmste Übel" darstellen. Tauran weist darauf hin, dass es seit Jahrhunderten einen regen Dialog und Austausch zwischen Christen und Muslime gibt.

Im Hinblick auf die Situation im Heiligen Land äußerte sich der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog vor allem über die Jerusalem-Frage:

„Wenn das Problem der Heiligen Stätten nicht angemessen gelöst wird, gibt es keinen Frieden im Nahen Osten. Der Heilige Stuhl hat als einziger immer wieder gesagt: Bitte, lasst dieses Thema nicht bis zur letzten Minute offen. Es handelt sich um eine sehr komplexe Frage, die mit Intelligenz und guter Kenntnis der Geschichte behandelt werden muss."

Der Vatikan trete für einen international anerkannten rechtlichen Status für jenen Teil von Jerusalem ein, in dem sich die Heiligen Stätten der drei monotheistischen Religionen befinden. Im „Al Jazeera"-Interview plädierte Kardinal Tauran zugleich auch für Respekt vor den heiligen Büchern der Religionen, die „Schätze der jeweiligen Gemeinschaften" seien.

„Ohne diesen Respekt entsteht ein „Dschungel", und was das bedeutet, zeigt beispielsweise die Verbrennung von Koran-Ausgaben in einem Truppenstützpunkt in Afghanistan."

Was die Angst vor dem Islam betrifft, so sei diese Angst auf „Ignoranz" zurückzuführen:

„Wenn man mit rechts orientierten Gruppen spricht, entdeckt man, dass sie niemals in den Koran hineingeschaut haben, niemals mit einem Muslim zusammengetroffen sind. Es bedarf einer großen Anstrengung, sie besser auszubilden. Es ist gelungen, den 'Clash of civilizations' zu vermeiden. Versuchen wir, auch den Zusammenprall der wechselseitigen Ignoranz zu vermeiden."

Europa müsse dazu aber vor allem wieder das Christentum kennenlernen. Denn das Problem sei der „religiöse Analphabetismus":

„Die Jugend kennt die Religion nicht mehr. Im muslimischen Bereich muss aber ebenfalls in der Schule über die anderen Religionen informiert werden. Es gibt in diesen Ländern Schulbücher, in denen die Christen nie Christen, sondern Ungläubige genannt werden. Das ist nicht gerecht."
(rv)

„Vatileaks“: Ermittlungen eingeleitet

Papst Benedikt XVI. hat eine übergeordnete Kommission des Heiligen Stuhls beauftragt, über die Weitergabe vertraulicher Vatikan-Dokumente an die Medien zu ermitteln. Das teilte die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano" in ihrer Samstagsausgabe mit. Damit wolle der Papst Licht in die sogenannte „Vatileaks"-Angelegenheit bringen, so die Zeitung des Heiligen Stuhls.

Der Papst wurde immer darüber auf dem Laufenden gehalten, was während der vergangenen Wochen in den Medien vermittelt wurde. Benedikt XVI. sei „sehr betroffen" über das Geschehene, blicke aber mit Zuversicht nach vorne. Das sagte der Substitut des Staatssekretariats, Erzbischof Angelo Becciu, im Gespräch mit dem „Osservatore". Die Arbeit an der römischen Kurie sei besser als ihr Ruf, fügt der Direktor der Vatikanzeitung, Giovanni Maria Vian, in dem Zeitungsbeitrag hinzu. Erzbischof Becciu betont, dass das Personal im Staatssekretariat zuverlässig sei. Es stimme nicht, dass die Mitarbeiter nur „an Karriere und Komplotte" denken, fügt Becciu an. „Die Realität ist weit weg von diesen Vorurteilen", so der italienische Kurienerzbischof. Aber es habe einige Mitarbeiter gegeben, die interne Dokumente aus „Unredlichkeit" und „gemeine Feigheit" weitergereicht hätten, so der Substitut des Staatssekretariats. Diese hätten ihre „privilegierte Stellung" ausgenutzt, um Dokumente publik zu machen, deren „Vertraulichkeit zu respektieren sie verpflichtet waren." Dadurch sei in der Öffentlichkeit ein Bild der Römischen Kurie entstanden, das nicht der Realität entspreche.
„Es ist zu wünschen, dass sich die Basis unserer Arbeit wieder neu schaffen lasse: das gegenseitige Vertrauen", sagte Becciu. Dies setze jedoch „Seriosität, Loyalität, Korrektheit" voraus.

In den vergangenen Monaten waren aus dem Vatikan vertrauliche Dokumente an die Medien durchgesickert. So wurden etwa interne Informationen über ein angebliches Mordkomplott gegen den Papst bekannt. Der Vatikan hatte die Veröffentlichungen als „Vatileaks" kritisiert – in Anspielung auf Wikileaks, bei der als vertraulich klassifizierte interne Dokumente der US-amerikanischen Administration ins Internet gestellt wurden.

Hintergrund
Erzbischof Becciu leitet die Sektion für die Allgemeinen Angelegenheiten im Vatikanstaat. Die Sektion ist die größte Abteilung des Staatssekretariats. Sie unterhält die regelmäßigen Korrespondenzen mit den Nuntiaturen, wie auch die Verhandlungen mit den Diplomaten auswärtiger Regierungen. (rv)

Mexiko: Vor Papstbesuch – Änderung der Verfassung zur Religionsfreiheit

Wenige Tage vor dem Besuch von Papst Benedikt hat Mexiko seine Verfassung geändert: Zum ersten Mal erkennt der Staat nun explizit ein Recht auf Religionsfreiheit an. Nach der entsprechenden Entscheidung des Abgeordnetenhauses im Dezember stimmte am Donnerstag nun auch der Senat in Mexiko-Stadt der Verfassungsänderung zu. Diese war bereits 2010 eingebracht worden und bedeutet jetzt eine wichtige Akzentverschiebung in dem Text, der Mexiko ansonsten als laizistischen Staat beschreibt. Die Freiheit des Kultes war allerdings auch bisher schon explizit anerkannt. Die Debatte über die Ausrichtung des Staates geht aber auch nach der Entscheidung im Senat weiter. Während die eine Seite von einer „historischen Entscheidung" spricht, kritisiert die andere, dass die Verfassung so kurz vor dem Papstbesuch und vor den Wahlen im Land geändert wird. Die Präsidenten- und Parlamentswahlen finden Anfang Juli statt. Auch die Bischöfe sind mit dem schließlich beschlossenen Text nicht völlig zufrieden; so brauchen Priester auch künftig eine eigene Erlaubnis für alle liturgischen Feiern, die außerhalb von anerkannten Kultorten stattfinden. Religionsunterricht an staatlichen wie privaten Schulen, darunter auch an katholischen Schulen, ist weiterhin nicht erlaubt. (rv)

Großbritannien: Erzbischof Rowan Williams tritt zurück

Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, tritt mit Ende des Jahres von seinem Amt zurück. Das gab das Büro des Primas der anglikanischen Kirche an diesem Freitag bekannt. Williams hatte das Amt seit 2002 inne. Es sei „ein Privileg" gewesen, über zehn Jahre als Erzbischof von Canterbury und Ehrenoberhaupt der anglikanischen Kirchengemeinschaft dienen zu dürfen, so Williams auf seiner Webseite. Er habe die Position des Leiters des Magdalene College in Cambridge akzeptiert und werde dieses Amt im Januar antreten, teilte der Erzbischof weiter mit. Vor seiner Ernennung zum Bischof der anglikanischen Kirche wirkte Williams als Theologiedozent zunächst in Cambridge und dann in Oxford. (rv)

Vatikan: Neue Webseite der Glaubenkongregation

Die wichtigsten Dokumente der vatikanischen Glaubenskongregation sind ab sofort zusätzlich auf einer eigenen Webseite abrufbar. Unter doctrinafidei.va ist eine chronologische Liste aller Äußerungen der Glaubenskongregation seit dem II. Vatikanischen Konzil einzusehen. Die Dokumente sind nach ihren Inhalten in drei thematische Listen gegliedert und behandeln lehrmäßige, disziplinarische und sakramentale Fragen. Die wichtigsten Dokumente sind in acht Sprachen zugänglich, darunter Deutsch und Latein, weitere Übersetzungen sind in Arbeit in der heutigen Welt sei „eine weitere Verbreitung der Lehraussagen der Glaubenskongregation erforderlich", heißt es in einer Verlautbarung. Vor allem die seit dem letzten Konzil erschienenen Dokumente behandelten Fragen, die für das Leben und die Sendung der Kirche wichtig sind, und geben „sichere lehrmäßige Antworten auf die Herausforderungen der Gegenwart". Die Texte bleiben aber auch weiterhin über die offizielle Webseite des Heiligen Stuhles Vatican.va zugänglich. (rv)

Papst an Piusbruderschaft: „Nicht genug“

Die schismatisch orientierte Piusbruderschaft hat nicht genug getan, um Lehrdifferenzen zur katholischen Kirche zu überwinden. Damit ist ihre Rückkehr zur römisch-katholischen Kirche derzeit nicht möglich. Das befindet Papst Benedikt XVI. nach Prüfung einer Antwort der Piusbrüder auf eine Lehrmäßige Präambel aus dem Vatikan.

Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, sprach an diesem Freitag gut zwei Stunden lang mit Bischof Bernard Fellay, der die Piusbruderschaft leitet. Dabei gab Levada den Traditionalisten Zeit bis Mitte April, um noch einmal über ihre Haltung nachzudenken und sie zu „klären", heißt es in einer Mitteilung des Pressesaales. Die Piusbrüder wenden sich gegen wichtige Konzilstexte zum Thema Ökumene und zur Einschätzung anderer Religionen.

Mitte September letzten Jahres hatte Levada an Fellay die so genannte Lehrmäßige Präambel überreicht, deren Inhalt nicht öffentlich bekannt wurde. Darin wurden „einige Lehrprinzipien und –kriterien zur Interpretation der katholischen Lehre" aufgeführt. Diese sollte die Piusbruderschaft als Voraussetzung für eine weitere Annäherung unterzeichnen. Die – negative – Antwort der Piusbrüder ging im Januar im Vatikan ein und wurde zunächst in der Glaubenskongregation und dann auch vom Papst selbst studiert, heißt es in der Vatikan-Erklärung. Das Ergebnis wurde dem Leiter der Piusbrüder an diesem Freitag schriftlich übergeben: „Die Haltung (der Piusbruderschaft) ist nicht ausreichend, um die Lehrschwierigkeiten zu überwinden, die dem Bruch zwischen Heiligem Stuhl und Bruderschaft zugrundeliegen". Dennoch: Papst Benedikt und Fellay wollten, so die Erklärung weiter, „eine Kirchenspaltung mit schmerzhaften und unabsehbaren Folgen" immer noch vermeiden. Benedikt XVI. wünsche „eine Heilung des bestehenden Bruchs" – deshalb das Ultimatum zum 15. April.

Benedikt XVI. hatte sich stets für eine Aussöhnung mit den Traditionalisten eingesetzt. Nach einer allgemeinen Wiederzulassung der Messfeier nach den alten Büchern, wie die traditionsorientierten Gruppen sie feiern, und einer Rücknahme der Exkommunikation für die vier Bischöfe der Piusbruderschaft kam es am Vatikan zu direkten lehramtlichen Verhandlungen mit Blick auf eine eventuelle Aussöhnung. Diese Verhandlungen scheinen nun vorerst gescheitert. (rv)