Überraschung über Blockierung des elektronischen Zahlungsverkehrs

VatikanplatzDer Direktor der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde AIF, René Brühlhart, hat in einem Interview mit der italienischen Zeitung Corriere della Sera seiner Überraschung darüber Ausdruck verliehen, dass die elektronischen Zahlungen im Vatikanstaat durch die italienische Nationalbank Anfang des Jahres blockiert worden sind.

Der Finanzexperte erklärte, das Jahr 2012 sei ein Jahr der Untersuchungen und Angleichungen an internationale Normen gewesen. Die Banca d´Italia hatte jedoch zu Beginn des neuen Jahres sämtliche EC- und Kreditkarten des Dienstleisters Deutsche Bank im Vatikan blockiert und damit den Vatikanstaat de facto vom Kreislauf elektronischer Zahlungen und Kreditkartenabwicklungen ausgeschlossen. Die von Banca d´Italia vorgebrachte Begründung war der Mangel an Beweisen für das Bestehen eines effektiven Antigeldwäschesystems im Vatikan. Der Schweizer Brühlhart erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass der Vatikan erst im Juli die dritte Evaluierungsrunde von Moneyval, einem Organ des Europarates, mit 9 bestandenen Empfehlungen von 16 erfolgreich überwunden hatte. Deshalb sei der Vatikanstaat auch, so erinnert Brühlhart weiter, keiner Prozedur oder speziellen Überwachung im Zusammenhang mit seinen Antigeldwäschemaßnahmen durch Moneyval oder andere internationale Körperschaften unterzogen worden. Die Zusammenarbeit mit den europäischen Staaten sei sehr eng, und „kein Staat habe so weitreichende Maßnahmen zur Geldwäschebekämpfung unternommen wie der Vatikan“.

Rene Brülhart ist seit vergangenem November der Direktor der Vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde und reagierte mit dem Interview auf die Stellungnahme der italienischen Nationalbank, die diese am Donnerstag auf ihrer Homepage veröffentlicht hatte und in der sie darauf verweist, dass im Moneyval-Report keinerlei Beweise dafür zu finden seien, dass tatsächlich effektive Antigeldwäschemaßnahmen umgesetzt worden seien.

Das Jahr 2012 sei jedoch der Untersuchung und Anpassung der vatikanischen Gesetzgebung an internationale Normen für Antigeldwäsche und Terrorismusfinanzierung gewidmet gewesen und „das Resultat“, so der Direktor des AIF, sei gewesen, „dass die Vollversammlung von Moneyval diese in allen ihren Punkten abgesegnet hat und den Weg der Anpassung an die internationalen Standards als glaubwürdig und ausreichend angesehen hat.“ Die Gesetzgebung eines Staates wird den Regeln nach erst dann unter Aufsicht gestellt, sobald mindestens 10 von 16 der sogenannten core and key-Empfehlungen nicht erreicht werden, während der Heilige Stuhl 9 Empfehlungen erfolgreich bestanden hat. Der Vatikan werde dennoch in den kommenden Monaten seine Antigeldwäschemaßnahmen weiter verbessern, denn, so Brühlhart, die Tätigkeit zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung sei stets work in progress. (rv)

Pater Zollner: Aufklärungswille steht „überhaupt nicht in Frage“

Mit dem vorläufigen Scheitern des Forschungsprojektes zu Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland ist „schwerer Schaden“ entstanden. Das in den letzten zweieinhalb Jahren mühsam wieder aufgebaute Vertrauen in die Kirche ist erschüttert worden. So beurteilt Pater Hans Zollner SJ, Leiter des Institutes für Psychologie und akademische Vizerektor der päpstlichen Universität Gregoriana, im Gespräch mit Radio Vatikan die Situation.

„Es muss festgestellt werden, dass leider jetzt all die guten Dinge, die in den letzten zwei Jahren im Bereich der Aufarbeitung und im Bereich der Prävention geschehen sind, mit einem Fragezeichen versehen werden. Und deshalb kann ich Opfer, die zutiefst enttäuscht sind, die wütend sind, auch vollkommen verstehen. Ich kann auch die verstehen, die jetzt wieder fragen: Ja, was ist denn innerhalb der Kirche los? Wie gehen sie denn um mit Missbrauch und mit all den Fragen, die damit zusammenhängen?“

Dennoch stand für den Jesuiten der Aufklärungswille der Kirche zu keinem Zeitpunkt in Frage. Der ernsthafte Wille der Bischofskonferenz zur wissenschaftlichen Aufarbeitung werde auch durch eine im Auftrag der Konferenz durchgeführte Untersuchung gezeigt, deren Ergebnisse Ende vergangenen Jahres vorgestellt wurden, so Zollner. Bei der Untersuchung von Professor Norbert Leygraf war ein kausaler Zusammenhang zwischen Missbrauchswahrscheinlichkeit und Zölibat ausgeschlossen worden.

„Was Bischof Ackermann, die Bischöfe insgesamt und auch die Leute betrifft, mit denen wir direkt zu tun haben – da ist der Aufklärungswille überhaupt nicht in Frage gestellt.“

Sorgfaltspflicht und Fürsorgepflicht

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte dem Kriminologen Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) den Forschungsauftrag entzogen. Ein Grund waren laut Bischofskonferenz „offene datenschutzrelevante Fragen“. Beim Einsehen und Veröffentlichen von Personenakten müssen Personenrechte geschützt werden, vor allem in Zusammenhang mit dem Thema Missbrauch, erinnert P. Zollner. Das sei ein Schwachpunkt in Pfeiffers Konzept gewesen:

„Der Herr Pfeiffer hätte sich, wenn er ein den Gesetzen konformes Konzept vorgelegt hätte, natürlich an Vieles halten müssen, was jetzt so dargestellt wird, als ob die Kirche da ausgesprochene Sonderwünsche hätte. Das ist überhaupt nicht der Fall! Es ging um die normale arbeitsrechtliche, dienstrechtliche Vorschrift. Und jeder, der solche Akten von sich angelegt weiß, wird sich hüten zu wollen, dass die in aller Öffentlichkeit vorgestellt werden. Also hier ist die Frage tatsächlich die der Sorgfaltspflicht und der Fürsorgepflicht, die er offensichtlich in seinem Konzept nicht genügend gut klären konnte. Deshalb gab es von vielen Seiten dazu Anregungen, Kommentare und Vorschläge, wie man das besser hätte regeln können. Er hat diese Vorschläge dann letztlich nicht angenommen.“

Pfeiffer hatte der katholischen Kirche vorgeworfen, die Ergebnisse der Untersuchung nachträglich steuern zu wollen. Er bezog sich dabei auf den Wunsch des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) vom Mai 2012, die im Rahmen des Forschungsprojektes entstehenden Texte vor der Veröffentlichung genehmigen zu können. Nach Ablehnung der Forderung durch das KFN hatte der VDD einen neuen Vertragsentwurf vorgelegt, in dem die Forderung abgeschwächt wurde. Mit „Zensurwünschen der Kirche“, wie es Pfeiffer nennt, hat dies nichts zu tun, so Zollner – es sei „absolut normal“, dass im Forschungsbereich entsprechende Absprachen getroffen würden:

„Das kommt in jedem Bereich vor, in der Medizinforschung, in der Psychologieforschung… Das ist vollkommen normal, dass der Arbeitgeber oder der Auftraggeber – in diesem Fall – sich die Sachen vorlegen lassen will. Dass er aber dabei nicht eingreift und keine Zensur ausübt, ist auch normal. Es muss eben nur klar sein, was und wann veröffentlicht wird und vor allem, wie persönliche Daten gehändelt werden. Und hier konnte der Herr Pfeiffer nichts Schlüssiges vorlegen.“

Ein fatales Signal

Dass das Scheitern des Projektes – unabhängig von den Gründen – dennoch ein fatales Signal in der öffentlichen Wahrnehmung der Kirche setzt, weiß Zollner freilich auch. Umso dringlicher ist nun die Fortsetzung der Forschung zum Thema:

„Also ich hoffe, dass es im Bereich der Bischofskonferenz gelingt, und zwar schnell gelingt, klar sichtbar zu machen und es auch in die Tat umzusetzen, dass die Untersuchung – die ja geplant war und die von allen Bischöfen auch abgesegnet war – durchgeführt werden kann. Mit klaren Datenschutzbedingungen, mit klaren Verträgen, auch was die Veröffentlichung von Daten angeht, die Persönlichkeitsrechte betreffen. Und dass damit das Vertrauen, dass jetzt wieder fragwürdig geworden ist, wieder gefestigt werden kann.“

Und das will die Bischofskonferenz tun: So bekräftigte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, am Samstag in einem Interview, dass es eine neue wissenschaftliche Studie zur Erforschung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche geben soll. Die Suche nach in Frage kommenden Forschungseinrichtungen und Wissenschaftlern läuft. (rv)

Päpstlicher Familienrat: „Ehe und Familie bestimmen unsere Zukunft“

Vincenzo PagliaBei der Ehe und Familie geht es um die Zukunft der gesamten Menschheit – daran erinnert der Präsident des päpstlichen Familienrates, Bischof Vincenzo Paglia, im Interview mit Radio Vatikan. In Frankreich wird an diesem Sonntag wieder gegen die geplante Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe demonstriert, dabei sind viele verschiedene gesellschaftliche Gruppen und auch Politiker beteiligt. Die Kirche begleitet die Proteste unterstützend. Paglia lobt in diesem Kontext das Vorgehen der französischen Bischöfe:

„Mir scheint das Verhalten der französischen Bischofskonferenz sehr intelligent: Sie macht klar, dass Ehe und Familie als Realität nicht jemandem ,gehören‘, sondern dass es da um die menschliche Wirklichkeit geht. Die Bischöfe sind nicht die Hauptinitiatoren der Kundgebung, sie unterstützen die Sache wie viele andere auch. Das scheint mir sehr klug zu sein, und es ist auch der Grund, warum sich die Kirche dafür interessieren muss: weil es eben keine Frage irgendeiner Gruppe ist, sondern es um das Erbe der Menschheit geht. Wenn die Kraft der Ehe und der Familie entwertet wird, betrifft das ganz zentral die Zukunft der Menschheit!“

Zur Großdemonstration gegen die geplante Einführung gleichgeschlechtlicher Ehen versammeln sich an diesem Sonntag in Paris Zehntausende Franzosen. Die Veranstalter erwarten Medienberichten zufolge bis zu einer halben Million Menschen. Darunter werden auch einzelne Kirchenvertreter sein. Organisator der Protestaktionen ist das unabhängige Bündnis „Manifpourtous“.

Sollte die gleichgeschlechtliche Ehe tatsächlich flächendeckend eingeführt werden, könnte dies eine ernste Gefahr für die Gesellschaft sein, so Monsignor Paglia. Der Schritt zur Polygamie, zum Beispiel, sei damit nicht mehr weit entfernt, meint er. Und er malt ein entsprechendes Szenario aus:

„Alles wird dann möglich. Wenn das ,Ich‘ und die Befriedigung aller seiner Bedürfnisse der Maßstab sind, ist klar, dass alles passieren kann: die Zerstörung der Zivilisation. Und an diesem Punkt befinden wir uns heute. Die letzten ,nein‘, die noch mehr oder weniger gelten, sind in der Tat die Polygamie und der Inzest. Doch wie lange noch?“ (rv)

Irak: Lehrerin ermordet

IrakDie Ermordung einer Lehrerin im nordirakischen Mosul lässt die Ängste der christlichen Minderheit wieder hochkommen. Die chaldäische Christin ist das jüngste Opfer einer ganzen Reihe gezielter Anschläge gegen die schrumpfende christliche Gemeinde. Der prominenteste Fall war die Ermordung des chaldäisch-katholischen Erzbischofs von Mosul, Faraj Rahho, im Jahr 2008. Mosul ist als Hochburg des Wahhabismus bekannt, einer besonders extremen Auslegung des sunnitischen Islam, der vor allem von Saudi-Arabien gefördert wird. Der Terror hat zur massiven Flucht und Beeinträchtigung der christlichen Bevölkerung im Irak geführt. Die Regierung kann die Sicherheit der Christen nicht mehr garantieren. (rv)

Vatikan/Ägypten: Kardinal Sandri besucht kath. Gemeinden

Kardinal SandriKardinal Leonardo Sandri ist für eine Woche zu Besuch bei den katholischen Gemeinden in Ägypten. Am Montag und Dienstag besuchte der Präfekt der Ostkirchenkongregation das lateinische Vikariat und die Nuntiatur in Alexandrien. Dabei würdigte er den Einsatz der ägyptischen Ordensschwestern vom heiligen Herzen Jesu und sprach ihnen Mut zu: „Die Gesellschaft von heute ist zweifellos anders als jene von vor 100 Jahren. Aber es genügt, auf den Ort zu schauen, an dem eure Mission ihren Ursprung genommen hat – Ägypten, dieses gastfreundliche Land, das das Jesuskind aufgenommen hat“, so der Kardinal. Sandri plädierte in diesem Kontext für „neue Formen der Nächstenliebe, die die Situation erfordert“. Weiter ging er auf die Bedeutung der Bekehrung im Jahr des Glaubens ein. Am Mittwochabend trifft der Kardinal den koptisch-katholischen Patriarchen von Alexandria, Antonios Naguib. (rv)

D: Streit um Missbrauchserforschung

DeutschlandEs sollte einer der Meilensteine bei der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale sein: das Forschungsprojekt zu sexuellem Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige. Mitte Juli 2011, also ein Jahr nach Beginn der Aufdeckung der Missbrauchsskandale, stellten die deutschen Bischöfe das Projekt vor; es sollte vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen durchgeführt werden. Doch jetzt brechen die Bischöfe ihre Zusammenarbeit mit dem Institut „mit sofortiger Wirkung“ ab. Der Grund: Sie haben das Vertrauen zu dessen Leiter, dem Professor Christian Pfeiffer, verloren.

„Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Direktor des Instituts und den deutschen Bischöfen ist zerrüttet.“ So heißt es unverblümt in einem Presse-Statement des Verbands der deutschen Bistümer an diesem Mittwoch. „Das Kommunikationsverhalten“ Pfeiffers „gegenüber den kirchlichen Verantwortungsträgern“ habe „leider einer weiteren konstruktiven Zusammenarbeit jede Vertrauensgrundlage entzogen“. Um eine „einvernehmliche Lösung“ habe man sich bemüht, doch leider vergebens. Die Bistümer suchen nun nach einem neuen Vertragspartner für eine kriminologische Erforschung des Themas Missbrauch und Kirche. Dazu werde es „in den kommenden Wochen die nötigen Gespräche geben“. Den Bischöfen liege weiterhin an einer „gründlichen und transparenten Aufarbeitung“ – das zeigten die Telefon-Hotline, die neuen Leitlinien zum Thema, Schadensersatzzahlungen und ein weiteres Gutachten, durchgeführt von Forschern der Uni Duisburg-Essen. Dieses Gutachten, bereits abgeschlossen, wurde im vergangenen Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Forschungsprojekt, das jetzt in schwieriges Fahrwasser geraten ist, war ehrgeizig: Akten in allen Bistümern sollten ausgewertet, Täter und Opfer befragt werden. Geplant war die global umfassendste Studie zum Thema Missbrauch im kirchlichen Raum seit 1945. Pfeiffer erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen die deutschen Bischöfe: Das Projekt sei „an den Zensur- und Kontrollwünschen der Kirche gescheitert“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Entgegen der ursprünglichen Vereinbarung habe die Kirche darauf beharrt, über die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse sowie über die Auswahl der beteiligten Wissenschaftler bestimmen zu dürfen. Die Kirche wies diese Vorwürfe zurück.

Pfeiffer unterstrich im Deutschlandfunk, dass er sein Forschungsprojekt auf freiwilliger Basis fortsetzen werde. „Wir versuchen jetzt zu retten, was zu retten ist, indem wir bundesweit alle Opfer bitten, die wir sonst über die Kirche gebeten hätten.“ Bereits im vorletzten Jahr habe er im Auftrag der Bundesregierung 11.500 Menschen befragt, ob sie Opfer gewesen seien. Dadurch habe er Informationen zu 500 Personen erhalten, die Opfer von Lehrern, Eltern oder Familienangehörigen geworden seien. „Das möchten wir jetzt gerne vergleichen mit den Angaben derer, die Opfer von Priestern geworden sind, und hoffen, dass sich möglichst viele an dieser freiwilligen Untersuchung beteiligen.“

Pfeiffer sprach auch von Hinweisen, dass in mehreren Diözesen Missbrauchsakten vernichtet würden. Doch das weist der Vorsitzende des Verbands deutscher Diözesen, Hans Langendörfer, zurück. „Für eine Vernichtung von Täterakten habe ich keinerlei Anhaltspunkte“, so der Jesuitenpater. Das Projekt sei unter anderem an offenen Fragen des Datenschutzes gescheitert, etwa wie man personenbezogene Daten von Opfern und Tätern anonymisiere. Die Kirche habe sich beim Streitpunkt Veröffentlichung der Ergebnisse kompromissbereit gezeigt, betonte Langendörfer. Doch inzwischen sei das Vertrauensverhältnis zu Pfeiffer „zerrüttet“. (rv)

Papst weiht Kurienmitarbeiter zu Bischöfen – „Mut zum Widerspruch“

Erzbischof GänsweinEin Bischof sollte heutzutage „Mut zum Widerspruch gegen die herrschenden Orientierungen“ haben. Das sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntag, dem Hochfest der Erscheinung des Herrn. „Wer den Glauben der Kirche lebt und verkündet, steht in vielen Punkten quer zu den herrschenden Meinungen gerade auch in unserer Zeit“, so der Papst. „Gottesfurcht befreit von der Menschenfurcht. Sie macht frei.“ Im Petersdom feierte er eine Heilige Messe und erteilte dabei vier Priestern die Bischofsweihe. Unter ihnen ist auch sein Privatsekretär Georg Gänswein, neuer Präfekt des Päpstlichen Hauses. Auch in diesem neuen Amt bleibt Erzbischof Gänswein aber Privatsekretär von Benedikt XVI.

„Tu es Petrus“, singt der Chor, als der Papst in die Basilika einzieht. Auch italienische Politiker sind unter den Teilnehmern an der Messfeier, darunter Ministerpräsident Mario Monti, der nach den Wahlen Ende Februar wieder Regierungschef werden will. Mit dem Papst konzelebriert unter anderem sein Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Das Evangelium berichtet an diesem Sonntag von den „Sterndeutern aus dem Osten“, die sich auf die Suche nach dem „neugeborenen König der Juden“ machen; feierlich wird die Allerheiligenlitanei gesungen, bevor der Papst wie einst zu Zeiten der Apostel vier Kurienmitarbeitern die Hände auflegt. Zu Bischöfen geweiht werden damit Angelo Vincenzo Zani, neuer Sekretär der Bildungskongregation; Fortunatus Nwachukwu, neuer Nuntius in Nicaragua; Nicolas Henry Marie Denis Thevenin, neuer Nuntius in Guatemala; und der aus dem Erzbistum Freiburg stammende Georg Gänswein, Privatsekretär des Papstes. Alle vier werfen sich, wie der Ritus es vorschreibt, vor dem Hochaltar zu Boden – ab diesem Sonntag sind sie Erzbischöfe.

Papst-Sekretär Gänswein wird Erzbischof

Gänswein ist 56 Jahre alt, promovierter Kirchenrechtler, seit 1995 in Diensten des Vatikans. Zu seiner Weihe sind auch der Erzbischof seines Heimatbistums Freiburg, Robert Zollitsch, sowie Verwandte und Freunde angereist. Viele kommen aus Riedern, seinem Heimatdorf im südlichen Schwarzwald; auch der Bürgermeister ist da. Seit 2003 steht Gänswein dem heutigen Papst als Privatsekretär zur Seite. In sein Bischofswappen hat auch er, wie Papst Benedikt, den Korbiniansbären und den Freisinger Moor aufgenommen: ein Zeichen der Nähe.

In seiner Predigt geht Benedikt XVI. von den Sterndeutern aus: den Weisen aus dem Morgenland, die ein Stern bis zum göttlichen Kind in der Krippe führt. „Die Männer, die da ins Unbekannte ausgezogen sind, waren auf jeden Fall Menschen des unruhigen Herzens. Menschen, die die Unruhe nach Gott und nach dem Heil der Welt umtrieb. Wartende Menschen, die sich nicht begnügten mit ihrem gesicherten Einkommen und ihrer wohl ansehnlichen sozialen Stellung. Sie hielten Ausschau nach dem Größeren. Es waren wohl gelehrte Männer, die vieles von den Gestirnen wußten und wohl auch über philosophische Bildung verfügten. Aber sie wollten nicht einfach nur vieles wissen. Sie wollten vor allem das Wesentliche wissen. Sie wollten wissen, wie man es macht, ein Mensch zu sein. Und deshalb wollten sie wissen, ob es Gott gibt, wo und wie er ist.“

Aber sie wollten nicht nur wissen, so fährt der Papst fort: „Sie wollten die Wahrheit über uns und über Gott und die Welt erkennen. Ihre äußere Pilgerschaft ist Ausdruck ihres inneren Unterwegsseins, der inneren Pilgerschaft ihres Herzens. Es waren Menschen, die Gott suchten und letztlich auf dem Weg zu ihm hin waren. Es waren Gottsucher.“ Und genauso sollte auch ein Bischof sein: „ein Mensch, dem es um Gott geht, denn nur dann geht es ihm auch wirklich um die Menschen“. Ein „Mensch für die anderen“. Und das sei er „nur dann wirklich, wenn er ein von Gott ergriffener Mensch ist“.

„Bischof muss Mensch für die anderen sein“

„Wie die Weisen aus dem Morgenland, so darf auch ein Bischof nicht jemand sein, der bloß seinen Job ausübt und es dabei bewenden läßt. Nein, er muß von der Unruhe Gottes für die Menschen ergriffen sein. Er muß gleichsam mit Gott mitdenken und mitfühlen. Nicht nur dem Menschen ist die Unruhe für Gott eingeschaffen, sondern diese Unruhe ist Mitbeteiligung an der Unruhe Gottes für uns. Weil Gott nach uns unruhig ist, darum geht er uns nach bis in die Krippe, bis an das Kreuz.“

Glaube – das sei „nichts anderes als das innere Berührtsein von Gott, das uns auf den Weg des Lebens führt“, meditierte der Papst. „Glaube zieht uns in das Ergriffensein von Gottes Unruhe hinein und macht uns zu Pilgern, die innerlich unterwegs sind zum wahren König der Welt und zu seiner Verheißung der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Liebe. Der Bischof muß in dieser Pilgerschaft vorausgehen, den Menschen Wegweiser zu Glaube, Hoffnung und Liebe hin sein.“
Die „innere Pilgerschaft des Glaubens zu Gott hin“ vollziehe sich „vor allem im Gebet“, meinte Benedikt XVI.: Darum müsse ein Bischof „vor allem ein betender Mensch sein“. Und dann sollte er – wie die Sterndeuter aus dem Osten – auch einen gewissen Mut mitbringen, denn: „Wir können uns vorstellen, dass der Entscheid dieser Männer Spott hervorrief: den Spott der Realisten, die die Träumerei dieser Menschen nur belachen konnten. Wer auf so ungewisse Verheißungen hin aufbrach und alles riskierte, der konnte nur lächerlich erscheinen. Aber für diese von Gott innerlich angerührten Menschen war der Weg nach seiner Weisung wichtiger als die Meinung der Menschen. Die Suche nach der Wahrheit war ihnen wichtiger als der Spott der scheinbar gescheiten Welt.“

„Tapferkeit heißt nicht Dreinschlagen“

Das lasse ihn daran denken, wie verquer ein Bischof heute zu den dominierenden Zeitströmungen stehe. „Die Demut des Glaubens, des Mitglaubens mit dem Glauben der Kirche aller Zeiten wird immer wieder in Konflikt geraten mit der herrschenden Klugheit derer, die sich ans scheinbar Sichere halten. Wer den Glauben der Kirche lebt und verkündet, steht in vielen Punkten quer zu den herrschenden Meinungen gerade auch in unserer Zeit. Der heute weithin bestimmende Agnostizismus hat seine Dogmen und ist höchst intolerant gegenüber all dem, was ihn und seine Maßstäbe in Frage stellt. Deshalb ist der Mut zum Widerspruch gegen die herrschenden Orientierungen für einen Bischof heute besonders vordringlich. Er muß tapfer sein. Und Tapferkeit besteht nicht im Dreinschlagen, in der Aggressivität, sondern im Sich-schlagen-Lassen und im Standhalten gegenüber den Maßstäben der herrschenden Meinungen.“

Auch die Nachfolger der Apostel müssten „damit rechnen, daß sie immer wieder verprügelt werden, wenn sie nicht aufhören, das Evangelium hörbar und verständlich zu verkündigen“, so Papst Benedikt. „Natürlich wollen wir wie die Apostel die Menschen überzeugen und in diesem Sinn Zustimmung gewinnen. Natürlich provozieren wir nicht, sondern ganz im Gegenteil laden wir alle ein in die Freude der Wahrheit, die den Weg zeigt. Aber die Zustimmung der herrschenden Meinungen ist nicht der Maßstab, dem wir uns unterwerfen. Der Maßstab ist ER selbst: der Herr. Wenn wir für ihn eintreten, werden wir gottlob immer wieder Menschen für den Weg des Evangeliums gewinnen. Aber unweigerlich werden wir auch von denen, die mit ihrem Leben dem Evangelium entgegenstehen, verprügelt, und dann dürfen wir dankbar sein, dass wir gewürdigt werden, am Leiden Christi teilzuhaben.“ (rv)

USA: Kardinal George gegen Gesetzesvorschlag

Kardinal George„Der Staat hat nicht die Macht, etwas zu schaffen, was von Natur aus unmöglich ist.“ Mit diesen Worten wendet sich Kardinal Francis Eugene George von Chicago gegen einen Gesetzesvorschlag im Parlament des Bundesstaates Illinois. Der Gesetzesvorschlag sieht für gleichgeschlechtliche Paare dieselben Rechte vor wie für Ehen zwischen Mann und Frau. Solche Gesetze gibt es bereits in neun anderen US-Bundesstaaten sowie dem Distikt von Columbia. Mit einem Brief ruft Kardinal George die Gläubigen seines Erzbistums auf, sich gegen eine Umdefinierung von Ehe zu sperren. Die Ehe sei „keine Erfindung der Kirche, sondern ergebe sich aus der Natur“: Gesetze, die etwas anderes definierten, schüfen „Fiktionen“. (rv)

Kuba: Christusstatue von Havanna renoviert

Kardinal Robles OrtegaDie Christusstatue von Havanna auf der Insel Kuba ist renoviert und neu vom Erzbischof der Stadt, Kardinal Jaime Ortega, eingeweiht worden. Die wenige Tage vor der Machtergreifung Fidel Castros 1958 auf einem Hügel errichtete Figur sei „nicht zur Verehrung, sondern zur Erinnerung und Mahnung“, so der Kardinal in seiner Ansprache. Das Original war in Rom hergestellt und von Papst Pius XII. gesegnet worden, bevor es in die Karibik gebracht worden war. Nach der Renovierung sei dies nun „ein neues Bild, denn auch wir sind in einer neuen Zeit, einer neuen Epoche“, so der Kardinal. (rv)

Vatikan/Afrika: Kardinal Filoni drängt zur Waffenruhe

Kardinal FiloniDer Präfekt der vatikanischen Missionskongregation, Kardinal Fernando Filoni, drängt Regierung und Rebellen in der Zentralafrikanischen Republik zur Waffenruhe und zum Aufnehmen von Gesprächen. In einer Solidaritätsbotschaft erklärt er sich „besorgt über die Entwicklungen der letzten Tage“. Friede sei „kein Traum und keine Utopie“, sondern etwas, das sich verwirklichen lasse. Beide Seiten sollten die Gewalt einstellen, „dieses Volk hat genug gelitten“. Die Rebellen werfen der Regierung vor, ein Friedensabkommen von 2008 nicht einzuhalten. Nach Angaben des UNO-Kinderhilfswerks Unicef werden in der Zentralafrikanischen Republik verstärkt Kindersoldaten eingesetzt. Die Rebellen, aber auch regierungstreue Milizen hätten in den letzten Wochen Minderjährige als Kämpfer angeworben. (rv)