Vatikan: Vorwürfe wegen Elfenbein-Devotionalien

Pater LombardiDer Vatikan wehrt sich gegen Vorwürfe, die Kirche heize die Jagd auf Elefanten an, weil sie die Herstellung von Devotionalien aus Elfenbein empfehle. Er habe im kirchlichen Bereich „niemals ein einziges Wort gehört oder gelesen, das zur Verwendung von Elfenbein für Verehrungsgegenstände ermutigt“, heißt es in einem Schreiben von Vatikansprecher Federico Lombardi an die Zeitschrift „National Geographic“, das auf der Homepage des Magazins einsehbar ist. Zudem gebe es im Vatikan kein einziges Geschäft, das Elfenbeinprodukte verkaufe. In einem Artikel vom Oktober 2012 hatte die Zeitschrift die katholische Kirche beschuldigt, nichts gegen den Schmuggel zu unternehmen, weil Millionen Gläubige insbesondere auf den Philippinen Kreuze und Heiligenbilder aus Elfenbein besitzen wollten. (rv)

Er verhalf Polen zur Freiheit: Kardinal Jozef Glemp +

PolenKardinal Jozef Glemp ist tot: Der frühere Primas von Polen starb in der Nacht auf Donnerstag in einem Warschauer Krankenhaus. Der 83-Jährige war vor allem durch seine Rolle während des Kriegsrechts in Polen 1981 international bekannt geworden.

13. Dezember 1981: General Jaruzelski verhängt im polnischen Rundfunk das Kriegsrecht über Polen. Eine Herausforderung für die Gegner des kommunistischen Regimes, die freie Gewerkschaft „Solidarnosc“ und die katholische Kirche Polens. An ihrer Spitze steht damals erst seit fünf Monaten der Warschauer Erzbischof Jozef Glemp. „Die Zeit des Kriegsrechts war eine sehr turbulente“, sagte Glemp einmal im Rückblick auf 1981. „Die Polen standen vor einer Wahl: mit Gewalt zu antworten oder erst einmal alles auszuhalten. Ich hatte damals als junger Bischof den Eindruck, dass der Kommunismus früher oder später kollabieren müsste, weil er seine innere Dynamik vollständig eingebüßt hatte. Darum entschied ich, dass es besser wäre, erst einmal auszuhalten.“

Glemp veröffentlicht einen Aufruf an die Nation: Die Menschen sollten ruhig bleiben und nicht zu den Waffen greifen. Ein Appell ganz im Sinn des polnischen Papstes Johannes Paul II. „Dieser Appell brachte sehr viele Menschen in Polen gegen mich auf – sie sagten: Unser Primas hat ja Angst, der hat nicht den Mumm, den Kommunisten die Stirn zu bieten! Ich hingegen dachte: Wir brauchen jeden Einzelnen später mal, wenn das alles vorbei ist, um Polen wieder aufzubauen. Sobald wir das alles hier erstmal hinter uns haben. Und ich glaube, dass das auch der Wille Gottes war. Übrigens glaube ich, dass auch die Kommunisten im wesentlichen so dachten und es nicht auf einen Kampf ankommen lassen wollten. Die hatten ja selber auch Angst.“

„Glemp fand sich unvermittelt in einer sehr heiklen Lage“, sagt heute Erzbischof Jozef Michalik, Vorsitzender der Bischofskonferenz. „Aber er war ein Mann des Gesprächs und großer Fähigkeiten – er hat in diesem Moment einen Weg nach vorn zu einer positiven Lösung gewiesen.“

Glemps versöhnliche Haltung im entscheidenden Moment zahlt sich aus: Polen findet den Weg heraus aus dem Kriegsrecht, hin zu einem Runden Tisch aller gesellschaftlichen Kräfte, zu freien Wahlen – eine Wende noch vor dem Fall der Berliner Mauer. Doch die Kirche Polens, zuvor Heldin des Widerstands, tat und tut sich überraschend schwer in der freien Gesellschaft, auch das hat Glemp noch erlebt. „Natürlich ist eine solche Wende nicht definitiv; es bleibt immer noch sehr viel Arbeit zu tun. Es braucht Zeit, um das Angesicht der Erde zu verändern. Wir brauchen, immer noch, die Hilfe des Heiligen Geistes.“

Glemp war der letzte Zeitzeuge der drei großen Kirchenführer, die Polens Übergang in die Freiheit begleiteten: Johannes Paul II., Primas Stefan Wyszynski, Jozef Glemp. „Wegen Johannes Paul II. begannen die Menschen ab 1978 auf einmal, an die Möglichkeit einer Wende zu glauben. Und zwanzig Jahre, nachdem er zum ersten Mal in Warschau von einer Wende gesprochen hatte – mitten im Kommunismus -, kam er ja auf denselben Platz zurück und sagte: Von hier habe ich damals nach der Wende gerufen, und heute ist sie da! Natürlich war das damals eine harte Zeit und ein langer Prozess. Selbstverständlich habe ich viel von meinem Vorgänger Kardinal Wyszynski gelernt und bin auf dem von ihm gezeigten Weg weitergegangen.“

Im August 1980 gründet Lech Walesa in Danzig die freie Gewerkschaft „Solidarnosc“, mit Flankendeckung aus dem Vatikan und Washington. „Wir waren damals alle enthusiastisch und glaubten die Wende greifbar nahe, aber uns stand doch auch die Gefahr einer Art Vulkan-Explosion sehr deutlich vor Augen. Die größte Angst war, dass die Rote Armee in Polen einfallen könnte, aber ich frage mich bis heute, ob das überhaupt nötig gewesen wäre, um die Freiheit in Polen zu unterdrücken. Schließlich waren wir doch schon wirtschaftlich ausgesprochen abhängig von der Sowjetunion, darum hätte es des Militärs vielleicht gar nicht bedurft.“

Mitte 1981 stirbt Kardinal Wyszynski, der viele Regimegegner bisher inspiriert hat. Auf den Papst hat in Rom ein Attentäter geschossen, er ist schwer verletzt, viele katholische Polen fühlen sich in heikler Stunde alleingelassen, desorientiert. „Als ich in Warschau Bischof wurde und zugleich Primas von Polen, gab es noch einen stabilen Gesprächskontakt zur Regierung, aber die Stimmung war wie die Stille vor dem Sturm. Und dieser Sturm brach am 13. Dezember 1981 mit der Ausrufung des Kriegsrechts los. Das Kriegsrecht war für mich ein großer Schmerz, ein schwerer Schlag. Aber ich war immer davon überzeugt: Das wird nicht lange dauern. Das kann doch nicht sein, dass eine so große Nation mit ihrer Kultur und ihrem Glauben sich auf lange Zeit dem Kriegsrecht unterwerfen muss!“

Jozef Glemp ist 1929 im Erzbistum Gnesen geboren worden, der Vater war Bergmann. In der Nazi-Zeit musste er Zwangsarbeit leisten, 1956 wurde er Priester. Ab 1967 war er einer der engsten Mitarbeiter von Primas Stefan Wyszynski, dessen Nachfolger er 1981 wurde. 1983 machte ihn sein Landsmann Johannes Paul zum Kardinal, über zwanzig Jahre leitete Glemp Polens Bischofskonferenz, bis vor drei Jahren trug er den Titel des Primas. Mit dem Tod des kantigen Glemp liegt die Zahl der Kardinäle jetzt bei 210; davon sind 119 papstwahlberechtigt. (rv)