Pius XII. rettete zwei Drittel aller römischen Juden

Neue Erkenntnisse in Sachen „Pius XII. und die Judenverfolgung“: Historiker und Vatikanmitarbeiter haben aus vor kurzem wiederentdeckten Dokumenten in vatikanischen und römischen Archiven den Einsatz des Pacelli-Papstes während des Zweiten Weltkriegs für die Juden der Stadt Rom neu einschätzen können. Bei einer Konferenz in Rom mit dem Titel: „Pius XII.: Die schwarze Legende geht bald zu Ende“ wurden auch konkrete Zahlen genannt: Etwa zwei Drittel aller Juden Roms wurden dank der Hilfe von Pius XII. vor den Nazi-Schergen gerettet. Über 4.000 Juden seien damals in über 235 Klöstern und kirchlichen Einrichtungen in Rom untergebracht – sprich versteckt – worden. In weiteren 160 vatikanischen Einrichtungen hätten ebenfalls viele Juden Zuflucht gefunden. Weitere 1.600 Juden seien damals von einer mit dem Vatikan verbundenen Organisation in Sicherheit gebracht worden. Es handelte sich um die „Organisation für die Hilfe an jüdische Auswanderer – Delasem“, die vom Vatikan im Geheimen finanziert wurde.

Kardinal Dominique Mamberti ist Präfekt der Apostolischen Signatur und hat an der Konferenz zu Pius XII. teilgenommen. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er: „Er hat als Papst die Kirche in einer sehr komplizierten Zeit geleitet und hat sehr viel für den internationalen Frieden unternommen. Vor allem hat er die Kirche in die Moderne geführt. Das wahre Gesicht des Pacelli-Papstes ist also komplett anders als das, was die ,schwarze Legende‘ über ihn verbreiten wollte.“

Noch vor Hochhuth: sowjetische Propaganda

Mit „schwarzer Legende“ meinen Kardinal Mamberti und auch die Organisatoren der Konferenz das Bild von Pius XII., das der deutsche Schriftsteller Rolf Hochhuth in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts in seinem Werk „Der Stellvertreter“ vermittelte. Autor der Studien, die die neuesten Zahlen zu Pius XII. und zur Rettung der römischen Juden nennt, ist der katholische Diakon Domenico Oversteyns. Er sagt gegenüber Radio Vatikan, dass das „falsche Bild“ über Pius XII. ursprünglich von der sowjetischen Propaganda verbreitet worden sei. Diese habe bereits vor dem Tod von Pius 1958 damit angefangen, die „Stille des Papstes“ während der Nazi-Zeit „anzuprangern“.

Damals fand diese antipäpstliche Propaganda wenig Rückhalt, weil man das Engagement und die Friedenstexte des Papstes kannte und noch vor Augen hatte. Oversteyns: „Pius XII. hat die Juden Roms bereits vor dem 16. Oktober 1943 gerettet (damals fand eine massenhafte Verhaftung von Juden statt, Anm. d. Red.), indem er um die Hilfe von 48 Klöstern bat. Er rief auch weitere Klöster auf, ihre Tore für die verfolgten Juden zu öffnen. Insgesamt gibt es mindestens 198 direkte Eingriffe von Pius XII., der die Freilassung von oder die Hilfe für Juden und Deportierte erbat. Allein bei jenem schrecklichen Verhaftungswelle wurden daraufhin 60 Menschen befreit.“

Der Weg zur Seligsprechung ist nicht nur wegen der neuen Erkenntnisse einfacher geworden, urteilt Jesuitenpater Anton Witwer, Postulator des Seligsprechungsprozesses, im Interview mit Radio Vatikan: „Der heroische Tugendgrad wurde bereits bestätigt, jeder Gläubige kann ihn somit ins Gebet aufnehmen. Was noch fehlt für die Seligsprechung, ist aber das Wunder. Damit dies geschieht, müssen wir Pius XII. in unsere Gebeten aufnehmen. Er ist wahrlich eine eindrückliche Persönlichkeit gewesen, und zwar nicht nur als Papst. Er hat als Mensch in tiefgründiger Weise die Nächstenliebe und die Liebe zu Gott gelebt.“ (rv)

Papst betet zu Allerseelen an den Gräbern seiner Vorgänger

Grabstätte Papst Pius XII.Wiedersehen im Gebet: Papst Franziskus hat an diesem Sonntagabend in den Grotten des Petersdoms an den Gräbern der verstorbenen Päpste gebetet. Jedes Jahr gedenkt der Papst dort in stillem Gebet seiner Vorgänger und betet für sie und alle Verstorbenen der Welt .

Die Grotten des Petersdomes liegen zwischen dem heutigen Fußboden der päpstlichen Basilika und der noch tiefer gelegenen Nekropole. In den vatikanischen Grotten sind knapp zwei Dutzend Päpste beigesetzt, unter anderen Pius XII. (1939-1958), Paul VI. (1963-1978) und Johannes Paul I. (1978).
(rv)

Aktenzeichen: Sr. Pascalina Lehnert

PascalinasVermutlich hatte noch nie eine Frau im Vatikan so viel Macht wie eine Ordensschwester aus Altötting, Schwester Pascalina. Sie stand 40 Jahre an der Seite von Eugenio Pacelli, zunächst Nuntius in Deutschland, später Papst Pius XII. in Rom. Von einer einfachen Haushälterin stieg sie zur Privatsekretärin des Papstes auf. Über das Schicksal dieser Persönlichkeit wurde schon viel geschrieben, aber niemand hat das Leben dieser außergewöhnlichen Frau mit einer solchen Akribie und belegbaren historischen Dokumentation gezeichnet wie die deutsche Historikerin Martha Schad mit ihrem Werk ‚Gottes mächtige Dienerin’. Seither sind dreißig Jahre vergangen, Schwester Pascalina verstarb im Jahre 1983. Wir sprachen mit der bekannten Autorin, Wissenschaftlerin und, was in diesem Zusammenhang nicht unwichtig ist, zu erwähnen, Protestantin und haben sie vor das Mikrofon von Radio Vatikan gebeten.

Frau Doktor Schad, wer war Madre Pascalina wirlich? Welche waren die Kernpunkte im Leben dieser bedeutenden Persönlichkeit? Eigentlich sagt schon der dramatische Titel dieses Buches viel aus – ‚Gottes mächtige Dienerin’.

„Also in meinem Denken und im Denken vieler, die das Buch schon kennen, ist es durchaus richtig. Sie diente. Sie diente aber einem ganz besonderen Herrn und die Macht muss man eben definieren. Und sie war natürlich nicht mächtiger als der Papst selbst. Das wird leider immer wieder in diese Richtung geschoben, sie sei so unendlich mächtig gewesen. Nein, sie war eine wichtige Person im Leben dieses großen Papstes."

Frau Schad, ihr Buch ist 250 Seiten stark, wir haben nur zehn Minuten Zeit. Es war damals ja ungewöhnlich eine bayerische Ordensschwester in den Vatikan zu holen. Dazu musste selbst der Papst eine eigene Bewilligung einholen. Wie hat das alles begonnen? Worin bestand nun das Dienen von Schwester Pascalina?

„Sie war ja eine Nonne im Kloster in Altötting und wird nun erstmal als Hausgehilfin nach München zum eben angekommenen Nuntius Pacelli gesandt und ist erstmal wirklich im Haushalt tätig. Ich habe aber Originalbriefe, handgeschriebene Briefe des damaligen Nuntius bekommen, in denen er schon in der Münchner Zeit, in dieser frühen Zeit, Pascalina bittet, für ihn schon mal die Korrespondenz, die in München angekommen war, er war damals in Rom, durchzusehen. Also er sieht in ihr eine sehr kluge Haushälterin, die dann aus dem Bereich des Haushalts aufsteigt. Privatsekretärin gefällt mir auch gut, aber letztendlich wird sie eine Vertraute dieses Nuntius und späteren Papstes."

Schwester Pascalina war also nicht nur für den Haushalt der Nuntiatur, zunächst in München, dann in Berlin und schließlich für den päpstlichen Haushalt in Rom verantwortlich, sondern verfügte über entsprechende Vollmachten. Hat sie diese Vollmachten durch ihre besonderen Talente, durch ihre Intelligenz oder mehr durch ihre praktische Veranlagung Schritt für Schritt erworben?

„Alles, was Sie eben sagten, stimmt. Es ging Schritt für Schritt, aber es muss eine große Intelligenz da gewesen sein, obwohl ihre Schulbildung, was wir damals so nannten, eine Volksschule war. Sie kann kein Wort Italienisch, als sie nach Rom kommt. Sie spricht sehr schnell Italienisch. Sie bringt sich selbst Englisch bei und sie ist so klug, dass da der damalige Generalstaatssekretär sie sogar mit auf Reisen nimmt. Und noch mal zurückgeblendet, selbst die Nuntiatur, das Gebäude in Berlin, das legt der Nuntius damals in die Hand dieser Schwester und bittet sie, da sich zu engagieren. Also sie war auch praktisch sehr klug und sie kann das Haus aussuchen und heute würde man sagen, sie hatte sogar so was wie Bankvollmacht damals."

Dritte und zum Titel Ihres Buches nach vielleicht wichtigste Frage: Worin bestand, sagen wir einmal, die sichtbare Größe von Schwester Pascalina?

„Darin, oder ist zu sehen, dass sie eine demütige Nonne bleibt, obwohl sie sehr weit oben ist, wenn man das aus heutiger Sicht betrachtet. In einer Welt, in der es ja Frauen kaum gab, und sie nun wirklich dieses Vertrauen des Papstes hat. Aber sie bleibt loyal, sie gibt keine Interviews, also wie man das heute vielleicht kennen würde, dass Menschen geschwätzig sind, die so hoch nach oben kommen. Sie lässt sich nicht fotografieren mit dem Heiligen Vater. Sie will also im Hintergrund bleiben und eben dienen."

Wollen wir kurz die Rolle der Frau antasten. Welche Rolle als Frau würden Sie Schwester Pascalina zugestehen?

„Also ich sehe die Schwester Pascalina eher als Vorreiterin einer Bewegung, die es heute ganz explizit gibt, nämlich – mehr Frauen in den Vatikan. Und auch beim ersten Radiointerview mit dem heutigen Papst war ja auch davon die Rede, dass Frauen durchaus heute in hohe Ämter kommen, auch im Vatikan. Und sie ist ein Paradebeispiel, die Schwester Pascalina, wie tüchtig Frauen an solchen Stellen sind und sein können."

Etwas überraschend erfährt man aus Ihrem Buch, dass Schwester Pascalina einen Lieblingsheiligen hatte, nämlich den heiligen Josef. Gibt es dazu einen erkennbaren Beweggrund, Frau Schad?

„Ja, den gibt’s ganz sicher. Also sie hat den Klosternamen Pascalina und in Berlin gibt’s diese hübschen Episoden, dass der spätere Kardinal Galen ihr immer gratulierte an Ostern und sagte, Pasqua ist Ostern und Pascalina hat an Ostern Namenstag. Und sie wehrt sich immer und sagt, ‚Nein, ich war doch auf den Namen Josephine getauft’. Und deshalb ist der heilige Josef dann der Heilige, der ihr am Nächsten steht. Und dass heute im St. Petersdom ein schöner St. Josefs Altar ist, das geht auf Schwester Pasqualina zurück. Es ist ein Altar, der aus, in Mosaik gearbeitet ist. Und er gefiel ihr nicht ganz so gut, weil der heilige Josef das Jesuskindlein so ein bisschen, ja, lasch im Arm hält. Und sie habe dann oft gesagt, haben mir Schwestern erzählt, ‚Heiliger Josef, pass gut auf das Kindlein auf’."

Das Vertrauen des Papstes zu Schwester Pascalina und umgekehrt, das Vertrauen der Schwester zu Pius XII. muss ja fast grenzenlos gewesen sein. Kann man sagen, dass sie die Hüterin der Geheimnisse von Eugenio Pacelli war?

„Ja, das würde ich schon sagen. Sie war die Hüterin seiner Geheimnisse, ganz profan seines wirklichen Haushalts mit allem, was dazu gehört, auch finanzielle Sachen damals schon in München und Berlin. Und in der Zeit, in der der Papst dann nicht mehr so ganz gesund ist, ist sie auch die Hüterin seiner Gesundheit. Und da wird sie oft angegriffen, sie habe manche Personen nicht zur Audienz zugelassen. So was muss man hinterfragen. Das hat sie getan, um ihn zu schützen, wenn er schwer krank war."

Schwester Pascalina besaß einen starken, vor keiner Mühe zurückschreckenden Arbeitsdrang. Hat sie diese Veranlagung oder ähnliche Anforderungen nicht nur an sich selbst, sondern möglicherweise auch an andere, etwas an ihre Mitschwestern gestellt?

„Ja, das ist jetzt ein Punkt, der muss schon angesprochen werden. Wer so viel Kraft hat wie sie, so viel Energie, erwartet auch viel von ihren Mitschwestern. Die Mitschwestern, die mit ihr im Vatikan waren, es waren immer drei Schwestern, das lief ziemlich problemlos. In der späteren Zeit, als sie dann schon am nordamerikanischen Priesterkolleg war, da hatte sie manchmal schon Probleme mit den jungen Schwestern, die nach Rom kamen. Und die Anforderungen waren Gehorsam, wie jede Nonne das ja gelobt. Gehorsam auch der Schwester Pascalina gegenüber und da gibt’s hübsche Episoden, dass eben Schwestern dann ins Mutterkloster nach Menzingen schreiben, ‚Wir haben die Gesetzestafeln der Schwester Pascalina studiert und die heißen, du darfst und du darfst nicht’."

Könnte es sein, Frau Schad, dass sich Madre Pascalina manchmal unverstanden gefühlt hat? Mit der römischen Familie des Papstes soll es immer wieder zu Spannungen gekommen sein. Selbst Kardinäle konnte sich manchmal gegen Schwester Pascalina nicht durchsetzen. Die Umwelt war ihr ja nicht immer nur gut gesonnen. Sie hatte freilich den Papst an ihrer Seite. Aber vielleicht hat sie dennoch manchmal unter dem hohen Amt, das sie inne hatte auch gelitten. Kann das sein?

„Ja, das hat sie sicher, denn dieses Vertrauensverhältnis zum Heiligen Vater, das hat manche doch gestört. Und ich nenn vielleicht jetzt mal einen Namen. Kardinal Tisserant war wohl auch, wie mir bei Recherchen bestätigt wurde, auch ein schwieriger Kardinal. Oder der engste Mitarbeiter damals, Montini. Und da hat’s ganz bestimmt oft auch mal Punkte gegeben, wo man sich nicht einig war oder wo sie dann eben doch nicht beliebt war, weil sie eben dieses Vertrauen hatte und da kommen vielleicht auch, ich wusste nicht, dass es so was gibt, im Vatikan Eifersüchteleien auf."

Schwester Pascalina war ja nicht nur, wie wir vernommen haben, die Hüterin des Nuntius und späteren Papstes Pius XII. im häuslichen Bereich, sondern auch auf dessen Reisen ins Ausland nach Südamerika und in die USA. War sie so etwas wie heute ein Reisemarschall des Papstes, ein Padre Tucci oder ein Herr Gasbarri etwa, oder gar eine Privatsekretärin wie heute der Privatsekretär des Papstes, Monsignore Georg Gänswein?

„Das haben Sie sehr schön gesagt, Herr Parmeggiani. Sie war wirklich alles zusammen, denn es war sonst niemand an seiner Seite. Und diese Reisen erscheinen ja nicht in ihren eigenen Erinnerungen. Und da bin ich ganz glücklich drüber, dass ich Archivmaterial gefunden habe, Postkarten, in denen Pascalina selber über diese Reise nach Südamerika schreibt. Und jetzt muss ich noch etwas sagen, was mir schon unangenehm ist, aber es gibt ein Buch über Schwester Pascalina im Englischen, von einem Amerikaner geschrieben, der nun ziemlich viele romanhafte Details über diese Reisen schreibt, die nicht belegbar sind, aber durch das gute Archivmaterial in Menzingen durch mein Buch belegt sind. Und sie reist zum Beispiel nach Nordamerika in einem anderen Schiff als der Kardinal Staatssekretär, man kann aber dann lesen, wie geheimnisvoll sie diese Reise gemacht hat. Und da bin ich ganz froh, dass ich dieses Archivmaterial aufzeigen kann. Und die Reisen waren ja auch für die Katholiken in Amerika zum Beispiel sehr sehr wichtig und da ist die Schwester dabei. Also ihr Horizont erweitert sich durch diese Reisen ungemein."

War Madre Pascalina nach dem Tod Papst Pius XII. im Grunde eine einsame Frau, ein einsamer Mensch geworden?

„Das würde ich schon so sehen. Alle ihre Versuche, sich sehr dafür einzusetzen, dass ihr Heiliger Vater selig oder heilig gesprochen wird, da ist sie dann eher nicht mehr die Hochwillkommene, wo immer sie auftritt. Sie hat große Probleme mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, da kann sie sich nicht mit allem anfreunden. Und es ist nicht ihre glückliche Zeit, die Zeit nach dem Tod von Papst Pius XII. Aber sie wird eine angesehene Persönlichkeit und lebt dann in einem Haus, Casa Pastor Angelicus, ist dann eben eine, nennen wir es mal graue Eminenz in Rom. Und hat dann noch die große Freude am 25. Todestag des Papstes nach München und nach Wien eingeladen zu werden. Und da ereilt sie dann ihr Schicksal insofern als sie die Augen schließt und kurz vor Abflug nach Rom verstirbt."

Zwei Schlussbemerkungen: Schwester Pascalina wurde im Jahre 1894 in Ebersberg bei München als Josephine Lehnert geboren und starb hoch betagt 1983 in Wien an einer Gehirnblutung. Sie liegt im Campo Santo Teutonico, dem deutschen Friedhof im Vatikan begraben. Das bekannte Buch ‚Gottes mächtige Dienerin’ von Martha Schad; mit zahlreichen bisher unveröffentlichten Fotos ausgestattet; ist im Herbig Verlag München erschienen. (rv)

Kuba: Christusstatue von Havanna renoviert

Kardinal Robles OrtegaDie Christusstatue von Havanna auf der Insel Kuba ist renoviert und neu vom Erzbischof der Stadt, Kardinal Jaime Ortega, eingeweiht worden. Die wenige Tage vor der Machtergreifung Fidel Castros 1958 auf einem Hügel errichtete Figur sei „nicht zur Verehrung, sondern zur Erinnerung und Mahnung“, so der Kardinal in seiner Ansprache. Das Original war in Rom hergestellt und von Papst Pius XII. gesegnet worden, bevor es in die Karibik gebracht worden war. Nach der Renovierung sei dies nun „ein neues Bild, denn auch wir sind in einer neuen Zeit, einer neuen Epoche“, so der Kardinal. (rv)

Israel: Nuntius zufrieden mit neuer Yad Vashem-Inschrift zu Pius XII.

Der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio Franco, ist zufrieden mit dem Beschluss, die umstrittene Inschrift zur Rolle Papst Pius XII. bei der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zu ändern. Die Umgestaltung wurde am Sonntag durchgeführt. Zwar werde Pius XII. in dem neuen Text weiter vorgeworfen, dass die Kirche nicht öffentlich für die verfolgten Juden eingetreten sei. Allerdings werden die komplexen Vorgänge differenzierter dargestellt. Seit 2007 hat sich der Vatikan um eine Änderung dieser Inschrift bemüht, so der Nuntius im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Das ist nun ein erster Schritt, um die Sicht auf die historischen Fakten auszuweiten und sichtbar zu machen, welche bedeutende Rolle Pius XII. und der Heilige Stuhl damals einnahmen. Die neue Inschrift scheint zumindest neutraler zu sein, denn bisher waren die Anschuldigungen auch sehr emotional und trugen überhaupt nicht dessen Rechnung, was die konkreten historischen Fakten sind."

Die aktualisierte Version kritisiert implizit, dass der Vatikan immer noch nicht seine Archive für die historische Erforschung der fraglichen Jahre geöffnet habe. Erzbischof Franco:

„Ich habe in den letzten sechs Jahren oft mit den Museumsleitern hier gesprochen. Die Gespräche waren immer offen und ehrlich. Es gibt keine Vorurteile oder ideologische Voreingenommenheit gegenüber dem Papsttum oder dem Heiligen Stuhl. Wir hoffen, dass wir auch weiterhin mit dem Museum für weitere kulturelle Projekte zusammenarbeiten können."

Die Leitung von Yad Vashem erklärte dazu am Sonntag, die Neufassung trage jüngeren Forschungsergebnissen Rechnung. Entgegen anderslautender Berichte sei sie nicht auf Druck des Vatikans erfolgt. Die Forschungsstätte freue sich bereits auf den Tag, an dem der Vatikan weitere historische Forschungen und damit eine neue Sicht auf die Rolle des Heiligen Stuhls ermögliche.

Hintergrund
Die 2007 neu installierte Inschrift hatte damals für einen diplomatischen Eklat gesorgt. Der päpstliche Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio Franco, hatte ihretwegen seine Teilnahme an der Zeremonie zum Holocaust-Gedenktag abgesagt. In dem alten Text mit dem Titel „Papst Pius XII. und der Holocaust" hieß es: „Die Reaktion Pius XII. auf die Ermordung von Juden während des Holocaust ist Gegenstand einer Kontroverse." 1933 habe Eugenio Pacelli als Kardinalstaatssekretär „aktiv den Abschluss eines Konkordates mit dem deutschen Regime betrieben", um die Rechte der deutschen Kirche zu wahren, „auch wenn dies eine Anerkennung des Nazi-Regimes bedeutet" habe. Nach seiner Papstwahl habe Pius XII. dann vorbereitete Schreiben seines Vorgängers gegen Rassismus und Antisemitismus unter Verschluss gehalten, hieß es dort weiter. Und selbst als Berichte über die Ermordung von Juden den Vatikan erreicht hätten, hätte der Papst weder mündlich noch schriftlich protestiert.

Der neue Text trägt den Titel: „Der Vatikan und der Holocaust". Darin ist vermerkt, dass Pius' Vorgänger Pius XI. das Konkordat abgeschlossen habe. Er betont weiter, dass Pius XII. zwar die alliierte Erklärung nicht unterzeichnet habe, fügt aber hinzu, dass der Papst wenige Tage später in einer Radioansprache jene „Hunderttausende Personen" erwähnt habe, „die ohne jede persönliche Schuld, teils nur aufgrund ihrer Nationalität oder ethnischen Herkunft, dem Tode oder dem langsamen Verfall preisgegeben" würden. Dabei, so heißt es, seien jedoch die Juden nicht ausdrücklich genannt worden. Im Fortgang spricht die neue Tafel von einem „moralischen Versagen" des Papstes. (rv)

Aktenzeichen: Enzyklika „Mit brennender Sorge“

Vor 75 Jahren veröffentlichte Papst Pius XI. seine Enzyklika an die Deutschen. Papst Pius XI. wandte sich ab 1931 erstmals per Radio aus dem Vatikan direkt an die Menschen. Noch herrschte Frieden auf der Welt. Aber es sollte nicht mehr lange dauern bis zur Katastrophe des 2. Weltkrieges. In der Tat: 1933 kam Adolf Hitler zur Macht, im Vatikan sah man mit zunehmender Sorge auf das dumpfe Geschehen in Berlin. Papst Pius XI. und sein Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli – langjähriger Nuntius in Deutschland – trugen immer schwerer die Last einer großen Verantwortung.

„Mit brennender Sorge und steigendem Befremden beobachten Wir seit geraumer Zeit den Leidensweg der Kirche, die wachsende Bedrängnis der ihr in Gesinnung und Tat treubleibenden Bekenner und Bekennerinnen inmitten des Landes und des Volkes, dem St. Bonifatius einst die Licht- und Frohbotschaft von Christus und dem Reiche Gottes gebracht hat."

Es ist in diesen Tagen 75 Jahre her, dass Papst Pius XI. sich mit diesen Worten an alle deutschen Katholiken wandte. „Mit brennender Sorge" ist die erste und bisher einzige Enzyklika in deutscher Sprache. Lange hatten fünf deutsche Bischöfe und der Papst darum gerungen, in welcher Form und mit welchen Inhalten es klug und richtig sei, in aller Öffentlichkeit die Rechte der deutschen Katholiken gegenüber dem nationalsozialistischen Staat einzuklagen. Die Enzyklika trug die Handschrift Eugenio Pacellis und Kardinal Michael Faulhabers. Alle diplomatischen Bemühungen hatten nichts erbracht.

Diese Enzyklika vom Passionssonntag 1937 sollten sich alle diejenigen zu Gemüte führen, die es sich angewöhnt haben, die katholische Kirche anzuklagen, man habe damals nichts und zu wenig gegen den Nationalsozialismus unternommen. Natürlich blieb der Kirche keine andere Basis als die der geistig-geistlichen Auseinandersetzung mit dieser christusfeindlichen Ideologie. Sie nutzte aber auch alle Möglichkeiten, die den Konkordatspartnern offenstanden. Drei Bände umfassten allein die Briefe zwischen 1934 und 1936, die Nuntius Pacelli, der spätere Pius XII., an die deutsche Seite in Berlin richtete. Und dabei war eine der ersten und wichtigsten Forderungen Pacellis, die Freiheit der Katholischen Presse. Später kamen alle Bereiche hinzu, in denen die Rechte einer freien Religionsausübung und grundsätzliche Menschenrechte verletzt wurden. Dass dies alles mit scheinbar leiser Stimme geschah, lag am Charakter diplomatischer Beziehungen, aber auch an der alles überdröhnenden nationalsozialistischen Propaganda. Wohl auch deshalb stellte Nuntius Pacelli allen deutschen Bischöfen seine Korrespondenz mit der Reichsregierung zu. Der Grat war schmal zwischen Einmischung in staatliche Angelegenheiten und dem Bestehen auf kirchlichen Belangen. Deshalb gilt für die Enzyklika "Mit brennender Sorge":

„Die Enzyklika blieb ein geistliches Wort…. Die Beschreibung, die das politische System Deutschlands in der Enzyklika fand, war zugleich seine Verurteilung. Es war vertragsbrüchig, kirchenfeindlich, verletzte Rechte und Menschenwürde, Freiheit der Religion und des Gewissens, vergötzte Rasse, Volk, Staat und Führer."

14. März 1937 unterschrieben, wurde der Brief bereits am darauffolgenden Sonntag in allen deutschen katholischen Kirchen verlesen. Viele Priester verschlossen ihn, um ganz sicher zu gehen, nach Erhalt im Tabernakel in der Kirche. Keiner der Priester hat sich geweigert, den recht langen Text zu verlesen. Die Berichte über die Wirkung der Enzyklika betonen den tiefen Eindruck, den die Verlesung bei den Zuhörern hinterließ. Die Enzyklika war „bei weitem das Schärfste, was eine souveräne Instanz in Ausübung ihres Amtes über das Dritte Reich bisher öffentlich ausgesprochen hat..

Nicht zufällig wurden aber noch zwei andere totalitäre Systeme in den gleichen Tagen angeprangert. In „Divini Redemptoris" klagte Pius XI. den leninistisch-stalinistischen Kommunismus an, unterschrieben am 19. März 1937, und am 28. März richtete sich der Papst an die Kirche in Mexiko (Firmissimam constanziam), die schwer unter ihren antichristlichen Machthabern zu leiden hatte. Diese drei Enzykliken zusammen waren das Kernstück der Lehramtlichen Aussagen gegenüber den totalitären Systemen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Es hat etwas Tragisches an sich, dass die deutsche Bischofskonferenz zwar von Rom klare Worte erwartete, selbst aber durch Uneinigkeit gelähmt war. Das betraf aber niemals die generelle Analyse, dass dieses Regime kirchenfeindlich war, sondern die sehr verschiedenen Vorstellungen, wie damit seelsorglich und öffentlich umzugehen sei. Jeder Vorschlag einzelner Bischöfe wurde von anderen nicht akzeptiert und damit wieder lahm gelegt. Die Angst, dass durch weitere Worte im Stil der Enzyklika „Mit brennender Sorge", der Hass der Nationalsozialisten ins Irrationale gesteigert werde, war allenthalben groß und nicht unberechtigt. Die Sittlichkeitsprozesse gegen Priester und Ordensleute gaben Anlass zu schlimmen Befürchtungen. Es zeigte sich Hass gegen die Kirche auch in unteren Parteiorganisationen. Dies beweisen nicht nur die zahlreichen Kreuzfrevel dieser Zeit, sondern auch eine Vielzahl anderer Aktionen. An die Tür des Bischofs von Eichstätt schmierte man: "Schurken, schwarze Brut, Schweinehunde, Volksverhetzer, Römlinge.

„Hängt die Juden, stellt die Schwarzen an die Wand" – das war Repertoire nationalsozialistischer Hetze. Die Zeugnisse dieser Art ließen sich fortsetzen. Aber es waren ja nicht nur Worte. Über eintausend Priester und Ordensleute starben in Gefängnissen und im KZ. Zehntausende litten wegen ihres christlichen Bekenntnisses und wurden umgebracht. All das hatte 1937 bereits seinen Anfang genommen und wurde in den folgenden acht Jahren bittere Realität.

‚Mit brennender Sorge’ verurteilt nicht nur die Kirchenverfolgung in Deutschland, sondern auch das Neuheidentum der nationalsozialistischen Theorien, die Vergötterung des Staates und den Gebrauch von Rasse und Blutlinien, um den menschlichen Wert zu bestimmen.

Sie sagt:
„Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge. Ein solcher ist weit von wahrem Gottesglauben und einer solchem Glauben entsprechenden Lebensauffassung entfernt."

Eine Stelle ist insbesondere ein offensichtlicher Schlag gegen Hitler und den Nationalsozialismus:
„Nur oberflächliche Geister können der Irrlehre verfallen, von einem nationalen Gott, von einer nationalen Religion zu sprechen, können den Wahnversuch unternehmen, Gott, den Schöpfer aller Welt, den König und Gesetzgeber aller Völker, vor dessen Größe die Nationen klein sind wie Tropfen am Wassereimer, in die Grenze eines einzelnen Volkes, in die blutmäßige Enge einer einzelnen Rasse einkerkern zu wollen."

Die Enzyklika schließt mit dem Satz: „Dann – das sind Wir gewiss – werden die Feinde der Kirche, die ihre Stunde gekommen wähnen, bald erkennen, dass sie zu früh gejubelt haben." Die Nationalsozialisten konfiszierten alle verfügbaren Ausgaben der Enzyklika, verhafteten die Drucker, welche die Texte herstellten und beschlagnahmten ihre Druckerei. Die Verteiler der Enzyklika wurden verhaftet. Zahlungen, die Deutschland unter dem Konkordat an die Kirche leisten sollte, wurden reduziert. Verschiedene Priester wurden mit fabrizierten Anklagen, Devisenvergehen oder moralischer Verfehlungen angeklagt.

Im Mai des gleichen Jahres zitierte eine Schweizer Zeitung Adolg Hitler mit den Worten:

„Das Dritte Reich sehnt sich nicht nach einem Modus vivendi mit der katholischen Kirche, sondern nach ihrer Zerstörung mit Lügen und Unehre, um einer deutschen Kirche Platz zu machen, in der die deutsche Rasse verherrlicht wird."

Von diesem Zeitpunkt an betrachteten die Nationalsozialisten Papst Pius XI. als ihren Feind.

Aus diesem Wissen und dunkler Ahnung heraus sagt Pius XI. zum Schluss seiner Enzyklika: „Jedes Wort dieses Sendschreibens haben Wir abgewogen auf der Waage der Wahrheit und zugleich der Liebe. Weder wollten Wir durch unzeitgemäßes Schweigen mitschuldig werden an der mangelnden Aufklärung, noch durch unnötige Strenge an der Herzensverhärtung irgend eines von denen, die Unserer Hirtenverantwortung unterstehen und denen Unsere Hirtenliebe deshalb nicht weniger gilt, weil sie zur Zeit Wege des Irrtums und des Fremdseins wandeln."

‚Mit brennender Sorge’ verurteilte nicht nur die Kirchenverfolgung in Deutschland, sondern auch das Neuheidentum der nationalsozialistischen Theorien, die Vergötterung des Staates und den Gebrauch von Rasse und Blutlinien, um den menschlichen Wert zu bestimmen.

Soviel zur Enzyklika „Mit brennender Sorge"

Eugenio Pacelli wurde am 2. März 1939, seinem 63. Geburtstag, als Nachfolger von Pius XI. zum Papst gewählt. Das NS-Regime sandte als eine von sehr wenigen Regierungen keine Delegation zur Amtseinführung des neuen Papstes. Gleich zu Beginn seines Pontifikats wurde Pius XII. mit der Kriegsgefahr konfrontiert. Am 15. März brach Hitler das Münchner Abkommen. Der Angriff auf Polen – der Beginn des 2. Weltkrieges – stand vor der Tür. Pius XII. hielt an der politischen Neutralität fest und erklärte in seiner legendären Rundfunkrede im Radio Vatikan am 31. August 1939:

„Mit dem Frieden ist nichts verloren, aber alles kann mit dem Krieg verloren werden".

Wie sein Vorgänger Benedikt XV. im Ersten, so veröffentlichte Pius XII. im Zweiten Weltkrieg hunderte von Friedensappellen – sie gingen im Donner des Kriegsgeschehens und der Totenstille der Konzentrationslager unter. Die unzähligen Hilfsaktionen des Vatikan ebenso. Sie kamen und kommen erst allmählich ans Tageslicht der Historie. Umso mehr beeindrucken sie. (rv)

Vatikan: „Pius XII. schon jetzt ein Vorbild“

Der frühere Präfekt der Vatikan-Kongregation für Seligsprechungen, Kardinal Jose Saraiva Martins, hofft weiter auf eine baldige Seligsprechung von Papst Pius XII. Das sagte er am Montag Abend vor Journalisten in Rom.
 „Ich weiß nicht, ob derzeit der Fall eines Wunders, das auf die Fürsprache von Pius XII. zurückgehen könnte, in der Kongregation zur Prüfung vorliegt. Aber das Entscheidende im Seligsprechungsprozess ist, dass schon seine heroischen Tugenden anerkannt sind, denn damit erklärt die Kirche Papst Pacelli schon jetzt zu einem Vorbild für alle Gläubigen."
Der portugiesische Kardinal macht keinen Hehl daraus, dass er in seiner Zeit an der Spitze der Seligenkongregation alles getan hat, um Pius XII. in die Liste der Seligen einschreiben zu können. Dabei weiß Saraiva Martins, wie umstritten vor allem die Rolle von Pius im Zweiten Weltkrieg ist.
„Ich habe gearbeitet und gekämpft, um wenigstens die Anerkennung seiner heroischen Tugenden durchzusetzen; es ist ja bekannt, hatten die Juden damit eine gewisse Schwierigkeit. Ich habe ihn vorangebracht und viele Schwierigkeiten überwunden – die heroischen Tugenden sind das Grundlegende, ohne diesen Schritt ist es auch unnütz, sich mit einem möglichen Wunder zu beschäftigen." (rv)

Vatikan: Dokumente zu Pius XII. unter Verschluss?

Der renommierte israelische Holocaustforscher Saul Friedländer hat der katholischen Kirche vorgeworfen, belastende Dokumente über Papst Pius II. zurückzuhalten. „Die Unterlagen für die Zeit des Krieges sind unter Verschluss, und ein Strom von Pseudohistorikern will diesen Papst unbedingt verteidigen", sagte Friedländer der in Berlin erscheinenden „Jüdischen Allgemeinen" vom Donnerstag. Der Historiker sprach von einem „religiöse Antijudaismus" Pius XII. Dieser zeige sich „in vielen seiner Zitate". Pius XII. war von 1939 bis 1958 Oberhaupt der katholischen Kirche. Um seine mögliche Seligsprechung wird seit Langem debattiert; erst diese Woche noch hatte die italienische Zeitung „Il Giornale" über eine Seligsprechung Johannes Pauls II. im Jahr 2011 spekuliert. (rv) 

Vatikan: „Pius XII. war ein Schutzengel“

Papst Pius XII. hat sich nicht nur persönlich um die Rettung der Juden gekümmert, er hat sich auch um die Bewahrung jüdischer Kulturgüter verdient gemacht. Das hat der Deutsche Historiker Michael Hesemann herausgefunden. Im Vatikanischen Geheimarchiv hat er dazu einen aufschlussreichen Brief des damaligen Kardinals Eugenio Pacelli, später Pius XII., gefunden. Der Brief trägt das Datum vom 9. Januar 1939.
 „Der Brief ist ein Schreiben von Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli an 64 katholische Erzbischöfe in aller Welt, in dem er sie aufgrund der neuen antisemitischen Gesetzgebungen in Deutschland – der Nürnberger Rassengesetze – und der Pogromnacht am 9. November bittet, sich darauf einzustellen und dafür zu sorgen, dass Visa beschafft werden für mindestens 200.000 Flüchtlinge aus Deutschland. Es ging um wegen ihrer Rasse verfolgte Menschen aus Deutschland."
Kardinal Pacelli habe also bewusst Juden retten wollen.
„In dem Brief verwendet er für die Fluchtwilligen den Begriff „nicht-arische Katholiken". Der weitere Kontext des Briefes verdeutlicht aber, dass damit eben nicht nur Konvertiten, die nach den Nürnberger Rassengesetzen als Juden galten, sondern auch Glaubensjuden gemeint waren. Im weiteren Verlauf des Briefes steht, dass die Erzbischöfe für die Gründung von Komitees sorgen sollten. Diese Komitees sollten eine vernünftige Aufnahme und Versorgung der Flüchtlinge sichern und vor allem sollten Gebetsstätten für sie errichtet werden. Auch sollten diese Flüchtlinge die Möglichkeit haben, frei ihre Religion, ihre Sitten und Gebräuche auszuüben."
Wären nur Katholiken gemeint gewesen, so hätte dies kein Sinn geben, stellt Hesemann klar. Deshalb sei hinter dem Begriff „nicht-arische Katholiken" mehr zu verstehen. Pacelli habe damals aus diplomatischen Gründen auf diese Weise schreiben müssen.
„Ich war über den Brief – und damit über die Anfrage Pacellis – bereits früher informiert gewesen. Ich hatte diese Anfrage bereits in meinem Buch „Der Papst, der Hitler trotzte" erwähnt. Ich bin dann aber Schritt für Schritt die gesamte verfügbare Aktenlage durchgegangen. Das sind Akten aus der Zeit, als Eugenio Pacelli noch Kardinalstaatssekretär war, da die Akten zu seinem Pontifikat noch nicht verfügbar sind."
Hesemann ist Deutschland-Vertreter der „Pave the way"-Stiftung, die sich auch um die Aufarbeitung der Biographie Pacellis kümmert.
„Der Brief war nicht allein in der Akte. Ihm voraus gingen weitere Texte, in denen Pacelli um die Aufnahme von jüdischen Wissenschaftlern bat. Es gab sehr viele Akademiker unter den Flüchtlingen. Dann folgte am 9. Januar 1939 ein Brief, man sollte doch eben Komitees bilden und bei den Regierungen eruieren, wie viele Visa für Flüchtlinge ausgestellt werden könnten."
Bereits die Briefe Pacellis vor seinem Pontifikatsantritt bewiesen, wie stark er sich für die Juden in Deutschland einsetzte.
„Auf jeden Fall wird man noch mehr finden. Wir haben ja noch alle Antworten von den verschiedenen Erzbischöfen und Nuntien in aller Welt, die Erkenntnisse bringen werden. Wir wissen bereits, dass beispielsweise Brasilien 3.000 Visa zur Verfügung stellte. Die Dominikanische Republik, General Trujillo, hat alle halbe Jahre 800 Visa zur Verfügung gestellt. Wir wissen von Augenzeugen, dass alle sechs Monate auf Kosten des Vatikans von Lissabon her ein Schiff angemietet wurde, mit dem die Flüchtlinge in die Dominikanische Republik gebracht wurden und von dort konnten sie dann weiter reisen."
„Lasst keinen Zweifel aufkommen über die Absichten des Heiligen Stuhls", heißt es in dem Pacelli-Brief vom Januar 1939.
„Im Endeffekt war das, was damals anlief, die größte humanitäre Aktion in der Geschichte und die größte Rettungsaktion für eine verfolgte Minderheit überhaupt. Die ging natürlich auch weiter."
Der Historiker Michael Hesemann ist der Meinung, dass die Geschichtsaufarbeitung um Pius XII. noch für einige Überraschungen sorgen wird.
„Wenn nun in etwa vier Jahren die Akten für das Pontifikat von Pius XII., das im März 1939 begann, freigegeben werden, dann werden wir noch viele neue Funde in diese Richtung machen. Diese werden belegen, wie viel Pius XII. für die verfolgten Juden tat, warum er die Hitler-Regierung nicht öffentlich anprangerte. Das tat er nämlich nicht, weil eben damit seine Bemühungen gefährdet worden wären. Ein öffentlicher Angriff gegen Hitler hätte überhaupt nichts gebracht. Im Gegenteil, das hätte all diese Bemühungen nur unmöglich gemacht. Das hätte Hitler nie im Leben von seinem mörderischen Wahn abgehalten. Von daher werden wir noch viele Überraschungen finden, die schließlich dazu beitragen werden, dass Pius XII. als das wieder rehabilitiert wird, was er war: als Schutzengel der Verfolgten, der alles in Bewegung gesetzt hat, um so viele Menschen wie möglich vor dem Schrecken des Hitler-Regimes zu retten." (rv) 

Vatikan: Papst Benedikt XVI. segnet eine Bronzebüste von Pius XII.

Papst Benedikt XVI. hat am Mittwoch am Rande der Generalaudienz eine Büste von Pius XII. (1939-1958) eingesegnet. Das bronzene Kunstwerk soll am Samstag in einem Marienheiligtum in Santa Marinella nördlich von Rom aufgestellt werden. Zuvor hatte das Kirchenoberhaupt die US-amerikanische Historikerin Margherita Marchione begrüßt, die an der Audienz teilnahm. Die 88-jährige Ordensschwester verfasste mehrere Bücher über die Rolle von Pius XII. während des Zweiten Weltkriegs. Sie hat sich wiederholt für eine Seligsprechung des Pacelli-Papstes ausgesprochen. (rv)