Vatikan: Papst würdigt verstorbenen Kardinal Honoré

Kardinal HonoréPapst Benedikt XVI. hat den an diesem Donnerstag verstorbenen Kardinal Jean Honoré (92)  in einem Schreiben an die französische Diözese Tours gewürdigt. Honoré war emeritierter Erzbischof von Tours. Der Papst unterstrich die Hingabe des Kardinals bei der Erstellung des katholischen Katechismus und der Verkündung des Evangeliums und drückte der Familie und dem Verstorbenen nahe stehenden Menschen sein Beileid aus. (rv)

„Die Kirche lebt“: Letzte Generalaudienz von Papst Benedikt

Papst Benedikt XVI.Papst Benedikt hat am Mittwoch seine letzte Generalaudienz gehalten. Über 150.000 Menschen nahmen bei strahlendem Sonnenschein auf dem Petersplatz und der angrenzenden Via Conciliazione daran teil; viele Radio- und Fernsehstationen übertrugen das Ereignis live. Der Papst, der an diesem Donnerstagabend aus dem Amt scheidet, verabschiedete sich mit einer nachdenklichen, stellenweise sehr persönlichen Rede.

„Danke von Herzen! Ich bin wirklich bewegt, und ich sehe: Die Kirche lebt!“ Gleich zu Beginn der Audienz erinnert Papst Benedikt an seinen Amtsantritt vor fast acht Jahren hier auf dem Petersplatz: „Die Kirche lebt, und die Kirche ist jung!“, hatte er im April 2005 ausgerufen. Jetzt geht er, weil ihm die Kräfte zur, wie er es formulierte, „aktiven Ausübung“ des Petrusamtes schwinden.

„Ich danke vor allem Gott, der die Kirche leitet und wachsen lässt, der sein Wort aussät und so den Glauben seines Volkes nährt. In diesem Moment umarme ich in Gedanken die Kirche in der ganzen Welt… Ich spüre, dass ich euch alle im Gebet in die Gegenwart Gottes hineintrage, wo ich jede Begegnung, jede Reise, jeden Pastoralbesuch vor ihn bringe. Alles und alle vertraue ich dem Herrn an…“

Er fühle in sich „großes Vertrauen“, weil er wisse – „wir alle wissen“ – „dass das Wort der Wahrheit des Evangeliums die Kraft der Kirche ist, ihr Leben“. Das Evangelium reinige und erneuere, so Benedikt XVI., es trage Frucht, wo immer die Gemeinschaft der Gläubigen es höre und aufnehme.

„Manchmal günstige Brise, manchmal hoher Wellengang“

„Als ich am 19. April vor fast acht Jahren den Petrusdienst angenommen habe, hatte ich diese feste Gewissheit, die mich immer begleitet hat: die Gewissheit, dass die Kirche aus dem Wort Gottes lebt! In diesem Moment fragte ich mich innerlich: Herr, warum verlangst du das von mir? Und was genau verlangst du? Das ist eine große Last, die du mir auf die Schultern legst. Aber wenn du mich darum bittest, dann werde ich auf dein Wort hin das Netz auswerfen – mit der Sicherheit, dass du mich trotz all meiner Schwächen führst.“

Acht Jahre danach könne er nun wirklich sagen, dass der Herr ihn geführt habe und ihm nahegewesen sei.

„Es war für die Kirche eine Wegstrecke, bei der es Momente der Freude und des Lichtes gab, aber auch nicht einfache Momente. Ich fühlte mich wie der heilige Petrus mit den Aposteln im Boot auf dem See von Galiläa: Der Herr gab uns so viele Tage der Sonne und der leichten Brise, Tage, in denen der Fischzug wirklich reich war. Aber es gab auch Momente, in denen wir hohen Wellengang und Gegenwind hatten, wie in der ganzen Geschichte der Kirche: Momente, in denen der Herr zu schlafen schien.“

Allerdings habe er „immer gewusst“, so Papst Benedikt in seiner den Ankündigungen nach letzten großen Ansprache, „dass der Herr in diesem Boot ist“.

„Wie Kinder in den Armen Gottes“

„Und ich habe immer gewusst, dass das Boot der Kirche nicht meines ist, und auch nicht unseres, sondern Seines, und dass der Herr uns nicht untergehen lässt. Er führt das Ruder, natürlich auch durch Menschen, die er sich ausgesucht hat, weil er das so wollte. Das war und ist eine Gewissheit, die durch nichts verdunkelt werden kann. Und das ist der Grund, warum mein Herz heute voller Dankbarkeit gegenüber Gott ist: Er hat es mir und der Kirche gegenüber nie an seinem Trost, seinem Licht, seiner Liebe fehlen lassen!“

Der scheidende Papst erinnerte an das von ihm ausgerufene Jahr des Glaubens, das er am 11. Oktober des vergangenen Jahres feierlich eingeleitet hat, am 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils. Es dauert noch bis in den November hinein und wird von seinem Nachfolger abgeschlossen werden.

„Ich möchte alle einladen, ihr festes Vertrauen in den Herrn zu erneuern! Vertrauen wir uns ihm an wie Kinder in den Armen Gottes. Wir können sicher sein, dass diese Arme uns immerdar halten; das lässt uns jeden Tag mit seiner Mühe auf sich nehmen. Ich wünschte, dass sich ein jeder von diesem Gott geliebt fühle, der seinen Sohn für uns hingegeben hat und uns seine Liebe ohne Grenzen erwiesen hat. Ich wünschte, dass jeder die Freude des Christseins spüren möge… Ja, seien wir dankbar für das Geschenk des Glaubens, es ist das kostbarste Gut, das uns niemand entreißen kann! Danken wir dem Herrn jeden Tag dafür, mit dem Gebet und mit einem kohärenten christlichen Leben. Gott liebt uns, aber er erwartet, dass auch wir ihn lieben.“

„Nie allein gefühlt“

Doch nicht nur Gott wolle er in diesen letzten Stunden seines Pontifikates danken, so Benedikt XVI. Ein Papst sei „nicht allein am Ruder des Schiffleins Petri“, er habe sich „nie allein gefühlt im Tragen der Freude und Last des Petrusdienstes“, der Herr habe ihm viele großzügige Helfer und Freunde an die Seite gestellt. Der Papst dankte den Kardinälen, von denen viele neben ihm saßen, für ihre „Weisheit“, ihren „guten Rat“ und „ihre Freundschaft“. Ausdrücklich bedankte er sich auch bei seinem Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, „der mir in diesen Jahren treu zur Seite gestanden ist“, dem Staatssekretariat und der ganzen Römischen Kurie.

„Ich danke überhaupt allen, die in verschiedenen Bereichen dem Heiligen Stuhl dienen: Es sind viele Gesichter, die nicht hervorstechen, sondern im Schatten bleiben.. Aber gerade im Schweigen und der täglichen Arbeit, in einem Geist des Glaubens und der Demut, waren sie für mich eine sichere und verlässliche Unterstützung.“

„Mit dem Herzen des Vaters“

Der Papst dankte seinem Bistum Rom, den Bischöfen und Priestern, den Ordensleuten und „dem ganzen Volk Gottes“: „Bei meinen Pastoralreisen, Begegnungen und Audienzen habe ich immer große Aufmerksamkeit und tiefe Zuneigung erfahren. Aber auch ich habe immer alle und jeden einzelnen geliebt, ohne Unterschied, mit der pastoralen Liebe des Hirten… Jeden Tag habe ich jeden von euch in mein Gebet eingeschlossen, mit dem Herzen des Vaters. Ich wünschte, mein Gruß und mein Dank erreichten schlechthin alle: Das Herz eines Papstes weitet sich auf die ganze Welt hin!“

Ausdrücklich dankte der Papst den Medien und dem ebenfalls in seiner Nähe sitzenden Diplomatischen Corps, es repräsentiere „die große Familie der Nationen“.

„Viele Briefe von einfachen Leuten“

„Ich möchte auch wirklich von Herzen den vielen Menschen in aller Welt danken, die mir in den letzten Wochen bewegende Zeichen der Aufmerksamkeit, der Freundschaft und des Gebets haben zukommen lassen. Ja, der Papst ist nie allein, das erfahre ich jetzt noch einmal auf so großartige Weise, dass sie wirklich ans Herz rührt. Der Papst gehört allen, und unzählige Menschen fühlen sich ihm nahe. Natürlich bekomme ich Briefe von den Großen der Welt – Staatschefs, religiösen Führern, Vertretern der Welt der Kultur usw. Aber ich bekomme auch sehr viele Briefe von einfachen Leuten, die mir einfach von Herzen schreiben und mir ihre Zuneigung ausdrücken… Diese Personen schreiben mir nicht, wie man zum Beispiel einem Fürsten oder einem Großen schreibt, den man nicht kennt. Sie schreiben mir wie Brüder und Schwestern oder wie Söhne und Töchter, mit einer Art sehr anhänglichem Familienzusammenhalt.“

Hier lasse sich mit Händen greifen, was die Kirche in Wirklichkeit sei, so der Papst: „keine Organisation, kein Verband mit religiöser oder humanitärer Zielsetzung, sondern ein lebendiger Leib, eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern im Leib Christi“. „Die Kirche so zu erleben, die Kraft ihrer Wahrheit und ihrer Liebe fast mit Händen greifen zu können, das ist ein Grund zur Freude in einer Zeit, wo so viele von einem Niedergang der Kirche reden. Wir sehen doch, wie die Kirche heute lebendig ist!“

„Rücktritt zum Wohl der Kirche“

Der Papst kam dann direkt auf seinen bevorstehenden Rücktritt zu sprechen; er begründete seinen Schritt noch einmal. „In diesen letzten Monaten habe ich gefühlt, wie meine Kräfte nachlassen, und ich habe Gott im Gebet inständig gebeten, mich mit seinem Licht zu erleuchten, damit ich die beste Entscheidung nicht zu meinem Wohl, sondern zum Wohl der Kirche treffe. Ich habe diesen Schritt im vollen Bewusstsein darum, wie schwerwiegend und auch wie neu er ist, getan, aber mit tiefer Gelassenheit. Die Kirche lieben heißt auch, schwierige, harte Entscheidungen zu treffen und sich dabei immer das Wohl der Kirche vor Augen zu halten, nicht das eigene Wohl.“

Benedikt XVI. kam noch einmal auf den 19. April 2005 zurück – den Tag, an dem er im Konklave zum Papst gewählt worden war. „Die Schwere der Entscheidung lag auch an der Tatsache, dass ich von diesem Moment an völlig und für immer im Einsatz für den Herrn war. Immer – wer den Petrusdienst übernimmt, hat keine Privatsphäre mehr. Er gehört immer und völlig allen, der ganzen Kirche. Seinem Leben wird sozusagen die private Dimension völlig genommen. Aber ich konnte erfahren und erfahre es genau jetzt, dass einer das Leben gewinnt, wenn er es gibt.“ Ein Papst habe „Brüder und Schwestern, Söhne und Töchter in der ganzen Welt“ und fühle sich „sicher in der Umarmung der Gemeinschaft“. Er gehöre „nicht mehr sich selbst, sondern allen, und alle gehören ihm“.

„Keine Rückkehr ins Privatleben“

„Das „Immer“ ist auch „Für immer“: Es gibt keine Rückkehr ins Private. Meine Entscheidung, auf die aktive Ausübung des Dienstes zu verzichten, widerruft das nicht. Ich kehre nicht ins Privatleben zurück, in ein Leben der Reisen, Begegnungen, Empfänge, Konferenzen usw. Ich verlasse nicht das Kreuz, ich bleibe auf eine neue Weise beim gekreuzigten Herrn. Ich habe nicht mehr die Amtsgewalt für die Regierung der Kirche, aber ich bleibe im Dienst des Gebets sozusagen im Bereich des heiligen Petrus. Der heilige Benedikt, dessen Namen ich als Papst trage, wird mir darin immer ein großes Beispiel sein. Er hat uns den Weg gezeigt zu einem Leben, das – aktiv oder passiv – doch vollständig dem Werk Gottes gehört.“

Er danke „allen und jedem einzelnen für den Respekt und das Verständnis“, auf das seine Entscheidung zum Rücktritt gestoßen sei, fuhr Benedikt XVI. fort. „Ich werde den Weg der Kirche weiter mit dem Gebet und der Meditation begleiten, mit derselben Hingabe an den Herrn und an die Kirche, um die ich mich bis heute bemüht habe. Ich bitte euch, vor Gott an mich zu denken und vor allem für die Kardinäle zu beten, die zu einer so wichtigen Aufgabe aufgerufen sind, und für den neuen Nachfolger des Apostels Petrus. Der Herr begleite ihn mit dem Licht und der Kraft seines Geistes.“

Der Papst bat um die Fürsprache Mariens und rief dann zum Schluss seiner Ansprache noch einmal aus: „Liebe Freunde, Gott führt seine Kirche, er steht ihr immer bei, vor allem in den schwierigen Momenten! Verlieren wir nie diese Vision des Glaubens, die die einzig wahre Vision des Weges der Kirche und der Welt ist. Möge im Herzen eines jeden von uns immer die freudige Gewissheit herrschen, dass der Herr uns nahe ist! Er verlässt uns nicht, er ist uns nahe und hüllt uns in seine Liebe ein.“

Fast 350 Generalaudienzen insgesamt
Insgesamt hielt Papst Benedikt während seines Pontifikats 348 Generalaudienzen, an denen insgesamt 5.116.600 Gläubige teilnahmen. (Daten von April 2005 bis 27. Februar 2013). Die erste Audienz hielt Benedikt am 27. April 2005.

Kommandant Anrig: „Benedikt schätzte den Dienst der Schweizergarde sehr“

AnrigSie zählt zu den engsten Weggefährten der Päpste: Die Schweizergarde. Sie ist auch Papst Benedikt XVI. während seines achtjährigen Pontifikats auf Schritt und Tritt gefolgt, hat ihn beschützt und auch viele persönliche Momente mit ihm geteilt. Es ist das erste Mal in der über 500-jährigen Geschichte der Schweizergarde, dass ein Papst seinen Rücktritt bekannt gibt. Ein besonderes Novum, wie der Kommandant Daniel Anrig im Gespräch mit unserem Kollegen Mario Galgano sagt.
„Letztlich ist der Rücktritt des Heiligen Vaters Benedikt XVI. für uns ein Schritt in die Sedisvakanz. Ab diesem Moment stehen wir zur Verfügung des Kardinalskollegiums und ab der Wahl des neuen Papstes werden wir wieder ganz dem neuen Nachfolger Petri zur Verfügung stehen.“
Wie steht es denn dann mit der persönlichen Sicherheit von Benedikt XVI. ab Eintritt der Sedisvakanz?
„Wir als Päpstliche Schweizergarde heben dann die Wache auf, weil wir für den Schutz des amtierenden Papstes hier im Vatikan und Castelgandolfo zuständig sind. Ab 20 Uhr wird die Wache in Castelgandolfo aufgehoben, das bedeutet, dass ab dann die vatikanische Polizei für seine Sicherheit zuständig ist.“
Was bedeutet die Sedisvakanz für euren Dienst? Gibt es besondere Aufgaben für euch?
„Die Päpstliche Schweizergarde hat die Aufgabe, während der Sedisvakanz dem Camerlengo (Kardinal Tarcisio Bertone, Anmerk. d. Red.), dem Chef des Kardinalskollegiums, für die Papstwahl zur Verfügung zu stehen. Wir haben dazu ebenfalls unseren Eid geschworen. Das gilt bis zur Wahl des neuen Papstes. Das bedeutet, dass wir bei der Papstwahl einen diskreten Sicherheitsdienst zu gewährleisten haben.“
Und fallen während des Konklaves auch besondere Aufgaben für euch an?
„Die Päpstliche Schweizergarde steht dem Kardinalskollegium zur Verfügung, das betrifft beispielsweise die Sicherheit bei der Unterkunft und rund um die Sixtinischen Kapelle.“
Sie haben während des achtjährigen Pontifikats Benedikts über vier Jahre lang als Kommandant gedient und waren immer an seiner Seite. Wie haben Sie ihn erlebt?
„Benedikt XVI. ist sicher für uns Katholiken – und ich denke für alle Christen – ein Vorbild auf der Suche nach der Wahrheit. Seine Predigten und Ansprachen zeugten immer wieder von seiner Sensibilität, sich nach dem Wort Gottes auszurichten.“
Die Schweizergarde besteht ja vorwiegend aus jungen Männern. Wie war diese Beziehung?
„Die Päpstliche Schweizergarde hat das Privileg, aus der Schweiz Leute zu rekrutieren, die bereit sind, einerseits einen Militärdienst auszuführen, und andererseits offen für die Botschaft der Kirche sind. Man spürte, dass der Heilige Vater diese Begegnung mit den jungen Schweizer Männern immer geschätzt hat, sei es während des Dienstes, aber insbesondere auch bei Abschieden der einzelnen Gardisten.“
Wie haben Sie Benedikt XVI. persönlich in den vergangenen Wochen und vor allem Tagen erlebt?
„Benedikt XVI. ist ganz klar ein Mann der Bescheidenheit, ein vorbildlicher Mann für uns alle, und man spürte diese Sympathie, die das Volk – die Pilger – ihm entgegen brachten. Das alles hat ihn sehr bewegt. Das konnte man in seiner Nähe ganz besonders wahrnehmen.“
Was wünschen Sie ihm persönlich?
„Ich denke, dass ich im Namen aller Gardisten sagen kann, dass wir ihn im Gebet begleiten. Möge der Herrgott ihn segnen für die Zeit nach dem Verlassen des Stuhles Petri.“ (rv)

Letzte Generalaudienz: „Das Schiff der Kirche gehört Ihm“ – „Ich fühlte mich nie allein“

Benedikt XVI.Einen Tag vor seinem Amtsverzicht hat sich Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz von den Gläubigen verabschiedet. Vor nach Vatikanangaben 150.000 Besuchern bedankte sich der Papst für „Respekt und Verständnis“, die ihm für seine Entscheidung zum Rücktritt entgegengebracht worden seien. Er habe sich zu diesem Schritt „im vollen Bewusstsein seiner Schwere und Neuheit, aber mit unbeschwertem Herzen“ entschieden, so Benedikt XVI. in seiner Ansprache. Er bekräftigte, dass sein Rücktritt aus Altersgründen erfolgt sei. Er bedankte sich zudem bei Kardinälen, Bischöfen, Kurienmitarbeitern und Gläubigen für ihre Unterstützung während seines knapp achtjährigen Pontifikats. Mit Live-Übertragungen in Fernsehen und Radio verfolgten viele Menschen weltweit von zu Hause aus oder unterwegs die Generalaudienz.

„Die Kirche lieben heißt auch, schwierige Entscheidungen zu treffen“

In den vergangenen Monaten habe er gemerkt, dass seine Kräfte geschwunden seien, so der Papst. Er habe um eine Entscheidung zum Wohl der Kirche gebetet, sagte Benedikt XVI. Zugleich hob er hervor, dass sein Rücktritt keine Rückkehr ins Privatleben bedeute. Er habe das Kreuz Jesu nicht verlassen. Er kündigte an, den Weg der katholischen Kirche auch weiterhin mit seinem Gebet und seiner Meditation zu begleiten. Die Kirche zu lieben bedeute, „den Mut zu haben, schwierige und leidvolle Entscheidungen zu treffen, die stets das Wohl der Kirche im Blick haben und nicht das eigene“.

„Ich habe Vertrauen“

Benedikt XVI. zeigte sich zuversichtlich, dass die katholische Kirche Krisen überwinden werde. „Ich spüre ein großes Vertrauen in mir, dass das Wort der Wahrheit des Evangeliums die Kraft der Kirche ist“, sagte der Papst. „Gott führt die Kirche, er unterstützt sie immer, auch und vor allem in schwierigen Momenten.“

Der Papst zeigte sich gerührt über die Anteilnahme, die er nach seiner Rücktrittsankündigung erfahren habe. Viele Menschen in der ganzen Welt hätten ihm in den vergangenen Wochen „bewegende Zeichen der Aufmerksamkeit, der Freundschaft und des Gebets“ geschickt, berichtete Benedikt XVI. Er habe nicht nur Briefe von Staatsoberhäuptern, religiösen Führern und anderen gesellschaftlichen Repräsentanten erhalten, sondern auch zahlreiche Schreiben einfacher Gläubiger. Dies mache deutlich, dass die Kirche keine „Organisation, kein Verein mit religiösen und humanitären Zwecken“ sei, sondern eine „Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern im Leib Christi“.

Fast 350 Generalaudienzen insgesamt

Insgesamt hielt Papst Benedikt während seines Pontifikats 348 Generalaudienzen, an denen insgesamt 5.116.600 Gläubige teilnahmen. (Daten von April 2005 bis 27. Februar 2013). Die erste Audienz hielt Benedikt am 27. April 2005. (rv)

Pater Lombardi: Papst bleibt Seine Heiligkeit Benedikt XVI.

Pater LombardiEs gibt Neuigkeiten, was den Namen des in Kürze ehemaligen Papstes betrifft: Wie Pater Federico Lombardi in seinem heutigen Briefing für die Presse mitteilte, wird er weiterhin seine Heiligkeit Benedikt XVI. bleiben, aber auch Alt-Papst oder Altbischof von Rom sind möglich. Er wird weiterhin in weiß gekleidet sein, die roten Schuhe, die Markenzeichen dieses Papstes geworden sind, seien zwar nicht vorgesehen, er hänge aber sehr an den Schuhen, die ihm bei seinem Besuch in Mexiko geschenkt worden seien – diese werde er auch weiter anziehen. Der Fischerring wird wie bei einem Papsttod vorgesehen zerstört werden. Die Kardinäle, so Pater Lombardi, werden wohl ab dem 4. März zur Generalkongregation zusammentreten. (rv)

 

Kardinal Lehmann: „Papst-Toto“ eher kontraproduktiv

Kardinal LehmannKardinal Karl Lehmann ist einer der deutschen Kardinäle, die an dem kommenden Konklave teilnehmen werden. Es ist für den ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz das zweite Mal, dass dabei sein wird, er weiß also, was ihn und seine Kollegen erwarten wird. Von dem in diesen Tagen in der Presse bereits munter betriebenen „Papst-Toto“ hält er allerdings wenig:

„Das ist glaube ich ein Gemisch von gewissen Tendenzen in den Medien, jemanden herauszustellen und Wunschkandidaten aufzustellen. Ich weiß nicht, wie das zustande kommt. Man kann eigentlich nur sagen, wer vorher allzu oft genannt wird, der trifft auch auf eine gewisse Skepsis. Deshalb gibt es ja auch das alte Sprichwort, wer als „papabile“ ins Konklave hinein geht, der kommt mit Sicherheit als Kardinal wieder hinaus. Insofern halte ich von diesen Dingen nichts. Ich bin ganz froh, dass manche Leute nicht genannt werden, die eine Rolle spielen könnten, denn dann sind die nicht vorher schon kaputt.“

Der neue Papst, so der Kardinal, habe eine große Aufgabe vor sich. Die Weltkirche mit ihren über eine Milliarde Gläubigen stelle den Papst täglich vor neue Herausforderungen und erfordere gute, aber auch rasche Entscheidungen.

„Sonst sind für mich zwei Dinge wichtig, das eine, es muss ein Papst sein, der eine durchaus nüchterne Vision von der Zukunft der Kirche hat und es muss jemand sein, der durchsetzungsfähig ist und der das, was er als wahr erkannt hat, auch mit Entschiedenheit weiter verfolgen kann. Das ist für mich ganz entscheidend, alles andere, wie Herkunft, Hautfarbe, Kontinent ist unerheblich.“

Das Konklave ist geheim, und damit das auch so bleibt, ist den Teilnehmern jeder Kontakt nach außen strikt untersagt – bei Nichteinhaltung drohen drakonische Kirchenstrafen wie die automatische Exkommunikation. Wer sich allerdings nun vorstellt, die Kardinäle würden auf Schritt und Tritt kontrolliert und durchsucht, täuscht sich:

„Nach dem Rücktritt wird ja die Leitung der Kirche an das Kardinalskollegium übergehen, es finden gleich am anderen Tag bis zur Wahl täglich von etwa 10 Uhr bis 12.30 Uhr die so genannten Generalkongregationen aller Kardinäle statt. Da wohnt man dann auch noch privat und zieht erst, wenn offiziell zum Konklave einberufen wird, in das Haus Santa Marta. Bisher gab es da nie irgendwelche besonderen Aktionen, sondern jeder weiß, dass kein Kontakt nach außen erlaubt ist. Der Telefonverkehr ist dann gesperrt auf den Zimmern, man nimmt also das Handy also am besten gar nicht erst mit.“ (rv)

Nichts überstürzen: Kardinal Kasper zum bevorstehenden Konklave

Kardinal KasperDie Kardinäle sollten den Beginn des Konklaves nicht überstürzen: Kardinal Walter Kasper, der älteste der Teilnehmer, plädiert im Gespräch mit Radio Vatikan dafür, sich Zeit zu lassen. Pater Bernd Hagenkord hat den Kardinal gefragt, wie er sich auf das kommende Konklave vorbereitet.

„Momentan ist die Situation sehr unübersichtlich. Man betet, man überlegt, wie die Situation der Kirche ist, welche Herausforderungen es gibt. Und dann überlegt man, wie die Figur eines künftigen Papstes aussehen kann. Für mich ist nicht entscheidend, woher er kommt und welche Nationalität er hat, es ist die Person, die zählt. Man schaut sich die Namen, die in den Zeitungen stehen, an und kommt selber auch noch auf andere Namen; ich denke, dass es da auch noch eine Überraschung geben kann. Ich habe mich bis jetzt nicht festgelegt und lege mich auch nicht fest.
Man redet auch miteinander; nicht, indem man Bündnisse schließt – das soll man nicht tun und das ist auch untersagt – aber man tauscht sich aus über die Notwendigkeiten, die die Kirche heute hat und was da für geistliche Dinge sind. Ich denke, dass das Konklave letztlich ein geistlicher und liturgischer Akt ist und nicht eine politische Versammlung.“

Eine Frage, die wir alle uns jetzt stellen, ist die, ob es jetzt relativ schnell zu einem Konklave kommen wird. Werden die Kardinäle erst diskutieren wollen oder erst wählen, um dann mit dem neuen Papst die Probleme anzugehen?

„Ich persönlich bin dafür, dass wir uns vor dem Konklave Zeit nehmen, um uns zu treffen. Nicht, um die Probleme zu lösen, denn das können wir erst mit dem Papst zusammen, das ist klar. Sondern um zu überlegen, was für eine Art von Papst wir jetzt brauchen und die Kirche jetzt braucht. Ich denke, da sollten wir uns noch etwas Zeit nehmen und das jetzt nicht in Eile machen. Wie lange das dann geht, das kann ich nicht voraussagen. Ich hoffe, dass wir dann nicht nur eine Person wählen; die Probleme sind so groß, in der Kurie, aber vor allem in der Weltkirche, dass ein einziger Papst allein das nicht schultern kann. Der braucht mehrere um sich herum, er braucht ein Gremium von Kardinälen und Bischöfen und vielleicht auch Laien. Er braucht die Kollegialität der Bischöfe und der Kardinäle und der Bischöfe hier, darauf käme es mir an: Den Papst nicht allein zu lassen, denn das kann keiner wie es im Augenblick ist. Vielleicht könnte man da ein wenig was vorbereiten.“

Benedikt XVI. hat den Kardinälen durch das Motu Proprio ja Spielraum gegeben. Meinen Sie, dass dieser Spielraum genutzt werden wird?

„Soweit ich sehen kann, gibt es da zwei Richtungen. Es gibt eine Richtung die sagt, dass man das bald anfangen soll, damit die Bischöfe in der Karwoche auch wieder zu Hause sein können – das ist die eine Richtung. Die andere Richtung sagt: ‚Jetzt mal nichts überstürzen, nicht eilen’. Ich selber gehöre mehr zu dieser zweiten Richtung. Welche dann unter den Kardinälen die Mehrheit findet, das kann ich nicht voraussagen. Das wird etwas vom ersten sein, was wir entscheiden müssen: Wann das Konklave beginnt. Aber das ist in die Hand der Kardinäle gegeben.“ (rv)

Die Sommerresidenz der Päpste erwartet Benedikt

Castel GandolfoAm Donnerstag um etwa 17.00 Uhr, wenn der Papst mit dem Hubschrauber aus den Vatikanischen Gärten abfliegt, werden in der Diözese Rom, aber auch in Castel Gandolfo, wo der Hubschrauber knapp zwanzig Minuten später erwartet wird, alle Kirchenglocken läuten. Viele Gläubige, aber auch die lokalen Autoritäten bereiten sich darauf vor, den Papst an seinem letzten Tag im Petrusamt in der Sommerresidenz der Päpste willkommen zu heißen. Dort wird er die nächsten zwei Monate verbringen. Unter denen, die in Castel Gandolfo alles vorbereiten, damit der scheidende Papst bestmöglich empfangen werden kann, sind die Verwalter Saverio Petrillo und Pier Paolo Turoli – für sie ist der Benedikts Aufenthalt, trotz der ungewöhnlichen Umstände, „business as usual“. Petrillo:

„Manch einer sagt uns, dass wir in dieser Zeit viel Arbeit haben werden, aber dem sehe ich wirklich sehr gelassen entgegen. Denn der Papst wird sein gewöhnliches Appartement beziehen, das heißt, es wird keine speziellen Vorbereitungen geben, das ist alles Routine für uns. Die Päpste fühlen sich jedenfalls sehr wohl hier! Castel Gandolfo hat zwar keine großen Kunstwerke oder große Empfangssalons, aber es hat eine familiäre Atmosphäre, die die Päpste Entspannung finden lässt. Papst Benedikt XVI. hat das vor zwei Jahren sehr gut auf den Punkt gebracht, als er sich aus dem Fenster gelehnt und gesagt hat: Hier habe ich alles, die Berge, den See, und ich sehe sogar das Meer.“

Der Papst, so erzählt Petrillo, gehe seit jeher gerne in den Gärten spazieren, übertreibe es damit aber nicht:

„Er ist nicht der Typ für lange und strapaziöse Spaziergänge, sagen wir, er ist nicht Johannes Paul II., das ist nicht Teil seines Wesens. Er ist ein sehr reservierter Mensch, ein Büchermensch; er liebt es nicht, allzu lange in der Natur zu sein. Wir bereiten die Zimmer für eine Familie vor, die aus dem Papst, aus zwei Sekretären und vier Memores besteht, außerdem wird ein Zimmer für seinen Bruder Georg vorbereitet, nichts Übertriebenes also. Castel Gandolfo hat den Papst immer als einen seiner Bürger angesehen.“

Pier Paolo Turoli hingegen macht sich bereits Gedanken darüber, wie er den scheidenden Papst wohl ansprechen sollte:

„Das ist ein schönes Problem, ich hoffe natürlich von ganzem Herzen, ihn zu treffen, aber bis sie uns nicht sagen, was für einen Titel er tragen wird… denn das hängt vom kanonischen Recht und anderen Überlegungen ab, die nicht unsere Aufgabe sind …“

Bereits als Kardinal Ratzinger sei Benedikt XVI. gern nach Castel Gandolfo gekommen, festes Ritual sei es beispielsweise gewesen, am Tag des heiligen Josef, seinem Namenstag, zu kommen, um in den Gärten spazieren zu gehen. Der Wahl seines neuen obersten Vorgesetzten sieht Turoli ebenfalls gelassen entgegen:

„Wir haben eine klare Aufgabe, wir müssen die Sommerresidenz am Laufen halten. Deshalb, wenn nun der nächste Papst lieber in die Dolomiten fährt, anstatt hier seine Ferien zu verbringen, müssen wir das akzeptieren! Aber ich denke nicht, dass der Heilige Stuhl uns alle versetzt und die Villa verkommen lässt. Wir sind jeden Tag hier, und sollte der neue Papst kommen und neugierig sein, was sich in den einzelnen Villen verbirgt, werden wir ihm gerne alles zeigen. Wir sind ja aus diesem Grund hier.“ (rv)

USA: Mahony reist nach Rom

Cardinali Del Terzo Millennio,edizione 1996 LEVKardinal Roger Mahony plant bereits am Mittwoch nach Rom zu kommen. Er will vor dem Konklave noch an der letzten Generalaudienz von Papst Benedikt XVI. teilnehmen. Das teilte er per Twitter mit. Mahony war wegen seiner Rolle bei der Vertuschung von Missbrauchsskandalen in seinem ehemaligen Erzbistum Los Angeles unter Druck geraten. Medien, aber auch katholische Laienverbände, fordern sein Fernbleiben von dem Konklave. Das vatikanische Staatssekretariat verwahrte sich hingegen in einer Erklärung am Samstag gegen öffentlichen Druck auf die Kardinäle. Dennoch gab der schottische Kardinal Keith O’Brien am Montag bekannt, er werde auf die Teilnahme am Konklave verzichten, um nicht den Fokus der Medien in Rom auf seine Person zu lenken. Priester aus dem Erzbistum Edinburg werfen O’Brien schweres Fehlverhalten vor. (rv)

Der Vatikan während der Sedisvakanz

Sedisvakanz 2013Zunächst das Wichtigste: Das Kardinalskollegium ersetzt während der Zeit der Sedisvakanz nicht den Papst. Es erhält eine ganze Reihe von Vollmachten, aber innerhalb klarer Grenzen. Es befasst sich mit den „ordentlichen Aufgaben“, vielleicht am besten mit „Tagesgeschäft“ zu übersetzen, und außerdem mit Aufgaben, die keinen Aufschub dulden. Die Apostolische Konstitution Universi Dominici Gregis (UDG) von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1996, welche die Regeln zusammenfasst und systematisiert, ist hier eindeutig.

Die wichtigste Aufgabe der Kardinäle während der Sedisvakanz ist die Wahl eines neuen Papstes. Keinesfalls aber dürfen die Kardinäle das festgelegte Verfahren für die Wahl ändern.

Kardinalskongregationen

Die Kardinäle üben ihre Aufgabe durch zwei Gremien aus: Die Generalkonkregation, also die Versammlung aller in Rom weilenden Kardinäle (auch die jenseits des Wahlalters), und die Sonderkongregation. Letztere besteht aus dem Camerlengo, zur Zeit Kardinal Tarcisio Bertone, und drei weiteren Kardinälen, die aus den Wahlberechtigten per Los bestimmt werden und alle drei Tage wechseln. Diese kleine Gruppe behandelt nur Fragen „untergeordneter Bedeutung“, alles, was der Beratung bedarf, muss dem größeren Gremium vorgelegt werden. Den Vorsitz der Generalkongregation führt der Kardinaldekan, die Sitzungen müssen täglich stattfinden.

Sobald die Wahl begonnen hat, werden die Angelegenheiten weiter von diesen beiden Gremien behandelt, nur besteht die Kardinalsversammlung dann nur noch aus den wahlberechtigten Kardinälen, die zur Wahl bereits eingeschlossen sind.

Interessant ist eine Verfügung über den Status der Kirche: Die Kardinäle sollen „zwei in der Lehre, in der Weisheit und in moralischer Autorität“ beispielhaften Klerikern den Auftrag geben, vor allen Papstwählern „wohlüberlegte Betrachtungen über die Probleme der Kirche in jenem Augenblick“ und über die Wahl zu halten. Die Kongregation muss ebenfalls für die Zerstörung des Fischerringes und des Siegels sorgen.

Wer amtiert weiter?

Genaue Vorschriften trifft UDG bezüglich der Ämter, die während der Sedisvakanz bleiben: Camerlengo, Bischofsvikar für Rom, Bischofsvikar für den Vatikan, Großpönitentiar und wenige andere Leitungsämter. Wichtig ist auch, dass die Nuntien – die Vatikanbotschafter – während der Sedisvakanz weiter im Amt sind. Das Gleiche gilt für die kirchlichen Gerichte.

Insgesamt gilt, dass das Kardinalskollegium die Aufsicht über den Vatikan und die Verwaltung des Vatikanstaates übernimmt, dies aber in festgesetzten Grenzen und bei wichtigen Entscheidungen vorbehaltlich einer Bestätigung durch den nächsten Papst. (rv)