Konsistorium: Heilisprechungsprozess für Anna Schäffer abgeschlossen

Während der Sitzung des Konsistoriums am 18. Februar wird Papst Benedikt XVI. in Anwesenheit der versammelten Kardinäle die Dekrete über sieben Heiligsprechungen verlesen lassen. Das gab der Vatikan an diesem Freitag bekannt. Darunter wird auch die selige Anna Schäffer sein, eine gebürtige Bayerin, die 1925 gestorben ist. Papst Johannes Paul II. hatte sie 1999 selig gesprochen. Die genauen Termine für die einzelnen Heiligsprechungen sind noch nicht bekannt.
Nach dem Konsistorium wird traditionsgemäß die Gelegenheit bestehen, den neuen Kardinälen zu gratulieren. Dazu wird neu-Kardinal Rainer Maria Woelki ab 16.30 Uhr in der Audienzhalle Paul VI. sein, gemeinsam mit den neuen Kardinälen von New York, Hong Kong, Utrecht und Prag. (rv)

Kardinalswürde für Pater Becker

Pater Karl Josef Becker freut sich, am 18. Februar am Konsistorium teilnehmen zu können. Das sagte der langjährige Professor für Theologie gegenüber Radio Vatikan. Vor einer Woche hatte es aus dem Vatikan geheißen, Gesundheitsgründe verhinderten eine Teilnahme Beckers, die Kardinalserhebung werde deswegen zu einem anderen Zeitpunkt in einer privaten Feier stattfinden. Die genannten Gründe bestünden nun nicht mehr, so Pater Becker. Er habe sich immer über die Anerkennung und das Vertrauen des Papstes gefreut, die sich in der Ernennung zum Kardinal ausgedrückt hätten. Er habe jetzt die Nachricht erhalten, die seine Teilnahme am Konsistorium des 18. Februar festlegt. (rv)

Vatikanbank: Gegen Geldwäsche

Der Vatikan weist italienische Medienberichte zurück, die dem vatikanischen Bankinstitut IOR Geldwäsche vorwerfen. Die linke Tageszeitung „L´Unita" hatte berichtet, seit dem Inkrafttreten der neuen päpstlichen Richtlinien gegen Geldwäsche vor gut einem Jahr habe das IOR jede Zusammenarbeit mit italienischen Banken beendet und „einen Gutteil seiner Finanzaktivitäten nach Deutschland verlagert". Außerdem beantworte das neue vatikanische Finanzaufsichtsorgan AIF keine Anfragen der italienischen Behörden. Das sei falsch, heißt es nun in einer Stellungnahme des vatikanischen Pressesaales: sämtliche Informationsflüsse zwischen dem AIF und der italienischen Finanzaufsicht seien dokumentiert. Von den vier Priestern, die – Unita zufolge – wegen Geldwäsche via IOR angeklagt seien, sei einer 2011 freigesprochen, ein weiterer niemals angeklagt worden. In einem dritten Fall habe gerade das entschiedene Handeln des IOR für eine rasche Anklage gegen den Betroffenen gesorgt. (rv)

DBK-Missbrauchsbeauftragter: „Neue Phase hat begonnen“

Als „Meilenstein im Engagement gegen sexuellen Missbrauch" hat Bischof Stephan Ackermann, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch, den internationalen Kongress „Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung" an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom bezeichnet: „Er zeigt, wie wichtig der Kirche die Beschäftigung mit diesem Thema ist. Der Papst macht damit klar, dass die Kirche die Aufarbeitung weltweit pro-aktiv und noch systematischer angehen will", wird der Missbrauchsbeauftrage in einer Presseaussendung der Deutschen Bischofskonferenz zitiert.

Im Gespräch mit dem Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord, berichtet Bischof Ackermann von seinen Eindrücken, die er bisher auf dem Kongress gewinnen konnte. Die hochrangig besetzte Tagung geht noch bis Donnerstag, 220 Vertreter von 110 Bischofskonferenzen aus aller Welt nehmen daran teil. Das Symposium war mit einer Botschaft des Papstes eröffnet worden, in der er mahnte, die Sorge um die Opfer zu einem Hauptanliegen der Kirche zu machen.

Hohes Niveau: Starke Beteiligung der Kurie

P. Hagenkord: Bischof Ackermann, was ist Ihr Eindruck nach den ersten beiden Tagen dieses Kongresses?

Bischof Ackermann: „Ich bin erstens davon beeindruckt, wie hoch die Resonanz auf den Kongress ist und dass wirklich alle Kontinente und sehr viele Bischofskonferenzen vertreten sind. Man spürt die hohe Professionalität und dass man auch voneinander profitieren kann. Es gibt – wenn wir an die USA, Irland oder England denken – ja auch Bischofskonferenzen, die mit der Aufklärungsarbeit in dem Sinn schon mehr Erfahrung haben, weil sie sich schon länger damit beschäftigen. Das ist spürbar und man spürt natürlich auch, dass in Rom und von Seiten der Kurie dem Ganzen große Aufmerksamkeit gewidmet wird und man auch durch Präsenz zeigt, wie wichtig das ist."

Es ist auffällig, wie viele hochrangige Vertreter des Vatikan dabei sind.

„Gestern Abend [Montag, Anm. d. Red.] waren sowohl der Präfekt der Glaubenskongregation, der Präfekt der Bildungskongregation und der Bischofskongregation anwesend. Kardinal Ouellet, der Präfekt der Bischofskongregation, war heute den ganzen Tag über präsent. Das zeigt, dass man das wirklich sehr ernst nimmt und das unterstützen will. Die Initiative geht von der Gregoriana aus, einer päpstlichen Universität, aber es ist doch etwas anderes, wenn es von der Kurie selbst kommt. Hier ist sehr deutlich die gegenseitige Unterstützung spürbar."

Beispiel Prävention: Lernen von anderen Ländern

Sie sind seit ziemlich genau zwei Jahren Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für den Umgang mit Missbrauchsfällen. Haben Sie in Ihrem Amt von anderen Ländern lernen können, etwa von den USA oder von Irland, wo die Diskussion schon seit 20 Jahren läuft?

„Schon als bei uns die ersten Anzeichen kamen, gab es Kontakt nach Irland. Aber vor allen Dingen auch schon davor, in der ganzen Frage der Heimkinderproblematik. Damals sind Mitarbeiter der Bischofskonferenz nach Irland gefahren und haben sich dort erkundigt. Im vergangenen Herbst war ich selbst in den USA, wir haben da Gespräche geführt, etwa mit der US-amerikanischen Bischofskonferenz. Ich war aber auch in der Erzdiözese New York. Was man dort lernen kann, ist alles zur Prävention. Die sind da weiter und machen das sehr strukturiert, etwa ein so genanntes ,Monitoring‘, also eine Kontrolle der ganzen Präventionsprogramme. Sie haben auch in den Diözesen zum Teil ehemalige Mitarbeiter des FBI, die sich dort sehr systematisch darum kümmern und schauen, ob Priester, Lehrer und Katecheten in den Präventionsprogrammen geschult werden, ob es entsprechende Bescheinigungen gibt. Was die systematische Umsetzung der Prävention angeht, können wir schon noch einiges lernen.
Wir können auch lernen, wie der Umgang mit den Tätern ist: Therapien und die Fragen nach einem möglichen weiteren Einsatz. Hier sind die US-Amerikaner weiter und hier können wir von ihnen lernen."

Bisherige Arbeit kann sich sehen lassen

Gibt es denn auch umgekehrt etwas, was Sie anderen Ländern oder Bischofskonferenzen weitergeben wollten?

„Ich glaube, dass die anderen Länder, was die Leitlinien und die Präventionsrahmenordnung angeht, lernen, dass wir schnell reagiert haben. Ich würde auch sagen, dass die Ansätze, die bei uns da sind, gut sind und ja auch mit den Normen des Vatikan überein stimmen. Wir haben die ja auch zum Kongress mitgebracht, sie sind in Englisch verfügbar. Wir können also sagen, dass wir das, was wir uns mit Mühe erarbeitet haben durch viele Gespräche auch mit Fachleuten von außerhalb der Kirche – etwa den Opferschutzverbänden – , hier einbringen. Und ich denke, das kann sich auch sehen lassen."

Sie sind jetzt zwei Jahre im Amt, was sind im Rückblick Augenblicke, die besonders waren, besonders gut oder besonders schlecht und dunkel?

„Ich fange einmal bei dem an, was gut war: Was mich wirklich bestärkt hat und was meine Aufgabe erleichtert hat, war die hohe Bereitschaft zur Zusammenarbeit von Fachleuten, die in der Opferarbeit schon seit längeren Jahren tätig sind, seien es Psychologen oder seien es eben auch in der Opferschutzarbeit engagierte Menschen. Die waren bereit, uns dabei zu helfen, Leitlinien und die Präventionsrahmenordnung zu erstellen. Die haben nicht gesagt, dass wir schauen sollen, wie wir alleine klar kommen, sondern gesagt haben, dass sie bereit sind, ihr Know-How einzubringen, und zwar auch mit dem kritischen Blick von außen. Es hat viele Kooperationserfahrungen gegeben, auch in den Bereich des Staates hinein. Bei all den Diskussionen und der Auseinandersetzung, die wir ja hatten, gerade zu Beginn auch mit der Bundesjustizministerin – in der Zusammenarbeit beim Runden Tisch war viel Gespräch und gegenseitige Bereicherung möglich!

Zu den dunklen und schmerzlichen Erfahrungen gehören natürlich die Begegnungen mit den Betroffenen. Ich habe zwei Begegnungen in einem größeren Kreis mit Betroffenen aus dem eigenen Bistum gehabt. Das zu hören und sich dem auszusetzen und auch zu wissen, dass ich als Bischof auf der Seite der Täter stehe, weil ich die Institution Kirche repräsentiere – das alles war schon sehr schmerzlich. Eine zugleich sehr gute und sehr schmerzliche Erfahrung war die Begegnung, die die fünf Betroffenen mit dem Heiligen Vater bei seinem Deutschlandbesuch hatten. Das war wirklich eine sehr dichte Begegnung. Wir hatten uns vorher schon zusammen gesetzt; dann war aber das Gespräch mit dem Papst von einer ganz besonderen Dichte, das haben ja auch die Gäste – so haben wir sie ja genannt – nachher auch bestätigt."

Bei so einem Symposion arbeitet man zusammen, aber es gibt auch die informellen Teile, die Pausen, die Kleingruppen. Können Sie dort über diese Erfahrungen sprechen, wird das nachgefragt von den anderen Bischöfen und Verantwortlichen?

„Ja, selbstverständlich. Ich glaube, dass Netzwerkarbeit ein ganz wichtiger Punkt bei diesem Kongress ist. So verstehe ich auch die Konzeption, dass es am Vormittag Vorträge gibt und am Nachmittag Arbeitsgruppen, die ja dann nach Sprachen gemischt sind oder nach Interessenslagen. Es gibt die Pausen zwischendrin und alle, die hierhergekommen sind, sind ja auf die eine oder andere Weise mit der Thematik befasst, und da ist schon ein großes Interesse, noch einmal zu hören, wie das bei uns ist, wie die Problemlage ist, sei es in Paraguay oder auf den Philippinen.
Es gibt natürlich kulturelle Unterschiede, das ist ganz klar, aber es gibt Vernetzung. Wir haben zum Beispiel einen guten Kontakt mit dem Bischof von Belfast, der mit uns im letzten Jahr in die USA gefahren ist. Wir versuchen, über die nationalen Grenzen hinweg voneinander zu lernen."

Der Kongress erfüllt also seine Aufgabe der internationalen Vernetzung und des Austausches über die Länder und Kulturen hinweg?

„Das glaube ich schon. Das ist natürlich ein ganz privilegierter Moment, so einen Kongress zu haben. Die Organisatoren helfen sehr, besonders bei der Vernetzung. Die Motivation ist sehr hoch, da ist der Kongress wirklich eine gute Chance."

Ordnungen gibt es, jetzt müssen sie auch wirken

Die vielleicht größte Gefahr in der Diskussion ist ja vielleicht das Historisieren, also das Sprechen über die Aufarbeitung damals, vielleicht auch in der Hoffnung, dass es endlich vorbei sei. Aber es bleibt eine Frage für das Heute – Sie selbst haben die Frage der Ausbildung angesprochen. Wie würden Sie sagen gehen wir jetzt mit diesen Fragen in die nähere Zukunft?

„Nach meinem Eindruck – das ist eine Wahrnehmung, mit der ich mich im Augenblick trage – treten wir in eine neue Phase der Beschäftigung mit dem Thema ein, sowohl was Aufklärung angeht, als auch was Prävention angeht. Die großen grundsätzlichen Fragen nach der Kooperation zwischen Staat und Kirche, nach der Verbesserung der Leitlinien, nach der Prävention, diese Grundsatzfragen sind über die Ordnungen, die wir erlassen haben, geklärt. Jetzt geht es darum, das umzusetzen und zu schauen, dass es auch wirksam umgesetzt wird. Es braucht immer wieder das Controlling, also zu schauen, ob das, was in den Ordnungen steht, in die Wirklichkeit kommt, und das auch bleibend und nicht nur in der Aufgewühltheit der vergangenen zwei Jahre. Das wird jetzt die große Aufgabe sein.
Und dann auch, insgesamt in der Gesellschaft das Thema bewusst zu halten. Ich verstehe schon, dass Leute fragen, ob man das Thema immer wieder anbringen muss, das gibt es natürlich auch im kirchlichen Zusammenhang. Ich selber kenne das ja auch, dass wenn der Bischof Ackermann auftritt, Leute mich mehr als Missbrauchsbeauftragten sehen denn als Bischof von Trier. Trotzdem liegt eine Gefahr darin zu sagen, dass das ein unangenehmes Thema ist. Natürlich muss man nicht jeden Tag darüber reden, trotzdem muss man der Gefahr wehren, dass es wieder absinkt und dann möglicherweise auch die Gefahr stärker ist, dass Täter wieder leichteren Zugang haben und Möglichkeiten, Straftaten zu begehen."

Es muss also im Alltag ankommen, in der Aufmerksamkeit eines Lehrers, eines Seminarleiters, eines Regens oder Spirituals.

„So würde ich das auch sehen. Es muss also zu den Programmen gehören, ob das für Lehrer ist, für Menschen in der Jugendarbeit, für Ehrenamtliche und Hauptamtliche, natürlich in der Priesterausbildung; so wie man andere Kurse absolviert wie etwa die Erste-Hilfe-Kurse, die ja auch im Grunde immer wieder aufgefrischt werden müssen. In dem Sinne bekommt es eine Normalität, sich damit auseinander zu setzen; Normalität in dem Sinn, dass das Thema wichtig ist. Je klarer es ist, dass es in die Ausbildungsprogramme und Schulungsprogramme hinein gehört, um so selbstverständlicher ist es und umso stärker wird dann auch die Sensibilität für das Thema gestärkt und auch die Bereitschaft, klar Grenzen zu ziehen, gewisse Dinge nicht zuzulassen und Kinder und Jugendliche zu stärken, so dass sie sagen können ‚hier ist eine Grenze, ich wehre mich’."

Klare Signale wichtig

Meine abschließende Frage: Was wäre für Sie ein Erfolg des Kongresses?

„Ein Erfolg wäre für mich, neue Perspektiven zu gewinnen und auf Lücken hingewiesen zu werden, die wir vielleicht haben. Es gibt ja auch blinde Flecken, wo wir vielleicht sagen müssen, dass wir uns damit noch nicht genug beschäftigt haben. Das etwas zu lernen wäre für mich wichtig. Dann aber auch, dass wir noch stärker Netzwerkarbeit betreiben unter den verschiedenen Verantwortlichen der Bischofskonferenzen. Drittens, dass noch einmal klar das Signal ausgeht, dass von Rom her und von der katholischen Kirche her das Problem pro-aktiv angegangen wird."

Herr Bischof Ackermann, herzlichen Dank für dieses Gespräch. (rv)

Erzbischof Schick: Gegen einen Angriff auf den Iran

Gut zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer droht der Welt erneut ein Krieg mit oder um Atomwaffen. Diese Sorge äußerte der US-Verteidigungsminister Leon Edward Panetta am vergangenen Wochenende bei der Sicherheitskonferenz in München. Schon im April oder Mai könnte Israel den Iran angreifen, um eine weitere Waffenproduktion und Atomanreicherung zu verhindern, so Panetta. Der amerikanische Präsident Barack Obama sieht noch Verhandlungsspielraum, aber auch die USA ziehen Militäreinheiten in der Region zusammen.
Vor wenigen Wochen ist der Weltkirchenbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, durch den Iran gereist. Gegenüber Radio Vatikan warnt er vor einer Instabilität der Region, die durch die Waffenproduktion und die Drohungen entsteht:

„Wir müssen alles tun, damit die Atomwaffen sich nicht weiter verbreiten. Deshalb muss alles getan werden, damit der Iran seine Produktion stoppt beziehungsweise nicht zum Ziel seiner Atomwaffenproduktion kommt und so ein neues Atomwaffen besitzendes Land in dieser Welt entsteht. Aber dieses Ziel kann nicht mit Angriffen auf den Iran verwirklicht werden. Israel und andere Länder, die jetzt mit diesen Optionen spielen, bringen die ganze Region – den Nahen Osten, den Fernen Osten und Nordafrika – in große Gefahr! Es muss alles getan werden, damit Israel diese Angriffe nicht startet. Damit das Ziel ‚Iran ohne Atomwaffen’ auf anderen, das heißt: friedlichen Wegen, erreicht wird."

Israel wäre das erste Angriffsziel Irans, der mit Atomwaffen droht. Deswegen sei die Reaktion des Landes verständlich, deren Herstellung auf alle Fälle verhindern zu wollen.

„Israel braucht Sicherheit. Nur – wenn Israel sich gegen den Iran stellt, kann es passieren, dass genau das eintritt, was Israel selbst nicht will und nicht wollen kann: nämlich dass sich viele gegen Israel stellen. Wir müssen uns hinter Israel stellen, wir Deutsche allen voran. Israel muss bestehen und darf bestehen, die Juden müssen ihren eigenen Staat haben. Dafür muss alles getan werden, aber dafür muss man Israel stützen und Frieden sichern und nicht Israel in Unsicherheit stürzen oder sich in Unsicherheit stürzen lassen." (rv)

„Papst reist im September in den Libanon“

Die Hinweise auf eine neuerliche Papstreise in den Nahen Osten verdichten sich. „Es ist vorgesehen, dass Benedikt XVI. das Schlußdokument der Nahost-Bischofssynode im September im Libanon vorstellt". Das sagte der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Fouad Twal, bei einer Messfeier in der Annakirche von Jerusalem. Die Nahost-Sondersynode von Bischöfen aus der Region hatte im Oktober 2010 im Vatikan stattgefunden, kurz vor dem Beginn des sogenannten arabischen Frühlings. Twal erinnerte daran, dass eine Papstreise in den Libanon wohl nur einen Monat vor einer neuen Bischofssynode im Vatikan stattfinden werde, die sich mit der Neuevangelisierung beschäftigt. Der libanesische (schiitische) Premierminister Najib Mikati hatte letzten November in Rom eine Einladung an den Papst erneuert, die schon der (christliche) Staatspräsident Michel Suleiman im Februar 2011 ausgesprochen hatte. Benedikt XVI. hat im Mai 2009 Jordanien, Israel und die palästinensischen Autonomie-Gebiete besucht; 2010 war er auf der Insel Zypern. Der Heilige Stuhl bestätigte an diesem Dienstag, dass eine Libanon-Visite Benedikts im Gespräch sei; die Sache sei aber noch nicht offiziell, so Vatikansprecher Federico Lombardi.
(rv)

Irland ist an guten Beziehungen zum Vatikan gelegen

Die Republik Irland bemüht sich weiterhin, die Irritationen in den Beziehungen zum Vatikan zu überwinden. Während seiner Präsidentschaft der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) will Irland das Thema Religionsfreiheit zu einem Schwerpunkt machen, kündigte der Dubliner Außenminister Eamon Gilmore im Gespräch mit Radio Vatikan an. Er verteidigte die Schließung der irischen Botschaft beim Heiligen Stuhl – einen Schritt, den manche Beobachter in einen Zusammenhang mit den kirchlichen Missbrauchsskandalen in Irland gestellt hatten.

„Irland macht im Moment eine schwere Wirtschaftskrise durch, und deswegen haben alle Regierungsstellen ihr Budget deutlich kürzen müssen, auch das Außenministerium. Wir bauen Personal ab und haben ohnehin nur ein kleines diplomatisches Team, das über die Welt verteilt ist. Aufgrund einer Studie über unsere diplomatischen Vertretungen kamen wir zu dem Schluss, dass wir leider für den Moment drei auswärtige Vertretungen schließen müssen; eine dieser drei war die Botschaft beim Heiligen Stuhl."

Das heiße aber keineswegs, dass die Republik Irland auf Abstand zum Heiligen Stuhl gehe, so der Außenminister.

„Ich will betonen, dass unsere Beziehungen zum Heiligen Stuhl sehr stark bleiben; darum haben wir unseren erfahrensten Diplomaten, den Generalsekretär des Ministeriums, zum irischen Botschafter beim Heiligen Stuhl benannt, und er wird uns in dieser Funktion von Dublin aus dienen. Ich hoffe, dass wir im Lauf der Zeit, wenn sich eine wirtschaftlich-finanzielle Verbesserung einstellt, die geschlossenen Vertretungen wiedereröffnen können, einschließlich der Botschaft beim Heiligen Stuhl." (rv)

China: „Christen in Hong Kong sind Brücke zur Weltkirche“

Die größte katholische Diözese Chinas geht an die Öffentlichkeit: Das Erzbistum Hong Kong hat zum ersten Mal einen so genannten ,Schematismus‘ veröffentlicht, eine Art Referenzbuch der Ortskirche, in gedruckter Form und auch online. Die darin enthaltene Übersicht über Größe und Aktivität des Bistums zeige ein ständiges Wachsen der Gemeinde. Das sagt gegenüber Radio Vatikan Dominic Chan, Generalvikar des Bistums. Nach wie vor würde die Kirche aber vor allem von den politischen Entwicklungen geprägt.

„Bei der Wiedervereinigung zwischen Hong Kong und China 1997 hat die Gesellschaft hier eine Menge innerer Widersprüche geerbt. Für uns ist es sehr wichtig, hier als Kirche ein Friedensstifter zu sein. Wir müssen unter uns solidarischer werden. Es geht uns darum, die Werte des Evangeliums mehr in unserer Gesellschaft umzusetzen."

Die katholische Kirche in Hong Kong ändere sich, so Chan. Waren es bisher katholische Hausangestellte von den Philippinen, die von wohlhabenden Chinesen angeworben wurden, so sind es jetzt vermehrt Frauen aus Malaysia und deswegen Muslime, die nach Hong Kong kämen, die Zuwanderung von Katholiken nach Hong Kong nehme also ab.
Die Bedeutung des Bistums sei dennoch einmalig, es sei eine Brücke zwischen Weltkirche und Festland-China, so Chan. Die Bedeutung dieser Brückenfunktion werde vor allem auch darin deutlich, dass Papst Benedikt XVI. den Erzbischof John Tong Hon am 18. Februar in den Kardinalsstand erhebe.

„Wir freuen uns sehr, sowohl für Erzbischof Tong, aber auch wegen der Bedeutung, die das für die Kirche in China hat – für ganz China. Erzbischof Tong selbst ist Chinese und hat 30 Jahre lang viel für ganz China getan. Der Kardinalshut ist ein Zeichen dafür, dass dem Papst China sehr wichtig ist. Hong Kong ist die größte chinesische Diözese in der ganzen Welt! Wir fühlen, dass wir durch diese Würdigung noch mehr den Auftrag haben, mit Festland-China zu kommunizieren, und den Geist des Evangeliums auch in dieser Gesellschaft zu verbreiten." (rv)

Vatikan weist Vorwürfe des Misswirtschaft zurück

Das vatikanische Governatorat hat Vorwürfe der Korruption, Misswirtschaft bzw. Vetternwirtschaft zurückgewiesen. In einem ausführlichen Kommunique vom Samstag stellt die Leitung der vatikanischen Staatsverwaltung Punkt für Punkt klar, dass die Auftragsvergabe in ihrem Bereich
stets aufgrund regulärer Ausschreibungen erfolgt und dass die Bilanzen von der vatikanischen Finanzaufsicht überprüft werden. Außerdem setze das Governatorat die Empfehlungen der Unternehmensberatung McKinsey um, deren Überprüfung es 2009 erbeten hatte. – Italienische
Medien hatten in der vergangenen Woche Passagen aus zwei Beschwerdebriefen des früheren leitenden Governatorats-Mitarbeiters Erzbischof Carlo Maria Vigano veröffentlicht. Darin war von Missständen in der Vatikanstaat-Verwaltung die Rede. Schon Papstsprecher Federico Lombardi hatte das unlängst Journalisten gegenüber zurückgewiesen.

Das Governatorat weist in dem Kommunique die erhobenen Vorwürfe im Detail zurück. Die aufgestellten Behauptungen beruhten auf „falschen Einschätzungen und unbegründeten Ängsten", wie eine genaue Überprüfung gezeigt habe. Italienische Medien hatten aufgrund der Briefe gefolgert, Vigano sei aufgrund seines harten und effizienten Durchgreifens gegen Missstände in der vatikanischen Staatsverwaltung als Nuntius nach Washington „abgeschoben" worden. Den Anstieg des Vatikan-Haushalts von einem Defizit von 7,8 Millionen Euro im Jahr 2009 auf ein Plus von 21 Millionen Euro im Folgejahr erklärt das Kommunique mit der internationalen Finanzkrise. Die Verluste aus der Krise von 2008 habe man auch auf 2009 verteilt. Der Anstieg in 2010 resultiere aus einer besseren Anlage- und Investitionspolitik der vatikanischen Güterverwaltung APSA, aber auch aus einem Rekordergebnis der vatikanischen Museen. – Italienischen Medienberichte hatten diesen Anstieg auf ein entschiedenes Vorgehen Viganos gegen Missstände etwa bei der Auftragsvergabe zurückgeführt.

Die Vergabe von größeren Aufträgen erfolge im Vatikan aufgrund einer regulären und von einer Kardinalskommission überwachten Ausschreibung, heißt es in dem Kommunique. Kleinere Arbeiten würden entweder von den „Technischen Diensten" des Vatikans erledigt oder an qualifizierte auswärtige Firmen vergeben. Das Kommunique ist vom früheren Governatorats-Chef, Kardinal Giovanni Lajolo und von seinem Nachfolger, Erzbischof Giuseppe Bertello, unterzeichnet, außerdem vom früheren und jetzigen Vize. Es bekundet den Abteilungsleitern und den Mitarbeitern des Governatorats sowie den Mitgliedern des Finanzkomitees vollstes Vertrauen. Kardinal Lajolo hatte sich vor wenigen Tagen zu einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. getroffen. (rv)

Die Piusbruderschaft sagt Nein

Die Piusbruderschaft lehnt das Angebot aus dem Vatikan zur Rückkehr in die Gemeinschaft der katholischen Kirche ab. Die Bruderschaft sehe sich gezwungen, Nein zu sagen, sagte ihr Oberer Bernard Fellay in einer Ansprache im ordenseigenen Priesterseminar Winona (USA). Die traditionalistische Gruppierung hatte Fellays Rede am Freitag online auf der Website des Seminars veröffentlicht: stas.org.

Der Vatikan habe zwar in organisatorischer und liturgischer Hinsicht die Forderungen der Piusbrüder erfüllt. Das Problem sei jedoch die Lehre, sagte Fellay. Die Päpstliche Kommission „Ecclesia Dei", die für den Dialog mit den Traditionalisten zuständig ist, habe verlangt, dass die alle Dokumente des Konzils – vor allem zu Ökumene, Glaubens- und Religionsfreiheit – als mit der Tradition übereinstimmend angenommen werden müssten. Diese Sicht sei für die Piusbruderschaft inakzeptabel, so Fellay. Auch der Weltkatechismus von 1992 sei in seiner Darstellung dieser Kontroversthemen mit der eigentlichen Tradition der Kirche nicht kompatibel, heißt es.

„Ecclesia Dei" untersteht der Glaubenskongregation. Diese hatte eineinhalb Jahre lang Gespräche mit der Piusbruderschaft über eine mögliche Rückkehr zur Kirche geführt. Danach legte sie den Oberen der Bruderschaft im September vergangenen Jahres eine „Lehrmäßige Präambel" zur Unterschrift vor. Das Dokument, dessen Inhalt nicht veröffentlicht wurde, enthält die Grundbedingungen für eine Rückkehr zur katholischen Kirche. Eine Antwort der Bruderschaft traf vor zwei Wochen ein, eine offizielle Reaktion des Heiligen Stuhles steht noch aus. (rv)