Erzbischof Schick: Gegen einen Angriff auf den Iran

Gut zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer droht der Welt erneut ein Krieg mit oder um Atomwaffen. Diese Sorge äußerte der US-Verteidigungsminister Leon Edward Panetta am vergangenen Wochenende bei der Sicherheitskonferenz in München. Schon im April oder Mai könnte Israel den Iran angreifen, um eine weitere Waffenproduktion und Atomanreicherung zu verhindern, so Panetta. Der amerikanische Präsident Barack Obama sieht noch Verhandlungsspielraum, aber auch die USA ziehen Militäreinheiten in der Region zusammen.
Vor wenigen Wochen ist der Weltkirchenbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, durch den Iran gereist. Gegenüber Radio Vatikan warnt er vor einer Instabilität der Region, die durch die Waffenproduktion und die Drohungen entsteht:

„Wir müssen alles tun, damit die Atomwaffen sich nicht weiter verbreiten. Deshalb muss alles getan werden, damit der Iran seine Produktion stoppt beziehungsweise nicht zum Ziel seiner Atomwaffenproduktion kommt und so ein neues Atomwaffen besitzendes Land in dieser Welt entsteht. Aber dieses Ziel kann nicht mit Angriffen auf den Iran verwirklicht werden. Israel und andere Länder, die jetzt mit diesen Optionen spielen, bringen die ganze Region – den Nahen Osten, den Fernen Osten und Nordafrika – in große Gefahr! Es muss alles getan werden, damit Israel diese Angriffe nicht startet. Damit das Ziel ‚Iran ohne Atomwaffen’ auf anderen, das heißt: friedlichen Wegen, erreicht wird."

Israel wäre das erste Angriffsziel Irans, der mit Atomwaffen droht. Deswegen sei die Reaktion des Landes verständlich, deren Herstellung auf alle Fälle verhindern zu wollen.

„Israel braucht Sicherheit. Nur – wenn Israel sich gegen den Iran stellt, kann es passieren, dass genau das eintritt, was Israel selbst nicht will und nicht wollen kann: nämlich dass sich viele gegen Israel stellen. Wir müssen uns hinter Israel stellen, wir Deutsche allen voran. Israel muss bestehen und darf bestehen, die Juden müssen ihren eigenen Staat haben. Dafür muss alles getan werden, aber dafür muss man Israel stützen und Frieden sichern und nicht Israel in Unsicherheit stürzen oder sich in Unsicherheit stürzen lassen." (rv)

D/Iran: Steinigung steht zur Debatte

Die angekündigte Hinrichtung der Iranerin Sakineh Mohammadi-Aschtiani hat eine internationale Protestwelle ausgelöst: Nachdem sich bereits der Vatikan gegen die Steinigung aussprach, hat nun auch EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso die Hinrichtung als eine „barbarisch Strafe" bezeichnet. Für die geplante Vollstreckung gebe es keine Worte, sagte Barroso am Dienstag im Europaparlament. Es habe nichts mit Religion zu tun, dieses Todesurteil abzulehnen.
 Nicht seit heute kümmert sich hingegen die Kommission „Justitia et Pax" der Deutschen Bischofskonferenz um den Fall „Mohammadi-Aschtiani". Die Geschäftsführerin der Kommission, Gertrud Casel, sagt im Gespräch mit uns, dass sie sich bereits mehrmals an die iranischen Behörden gewendet habe.
„Im Moment besteht im Iran eine gute Gelegenheit, die Steinigung als Strafe abzuschaffen. Im Prozess der Neufassung des iranischen Strafrechts wird nämlich darüber diskutiert. Zurzeit liegt das dem Wächterrat zur Debatte vor. Da gibt es auch einige, die die Steinigung nicht mehr als Strafe in die Gesetzesbücher aufnehmen möchten. Daher ist es wichtig, dass sich viele auf den Iran hin äußern. Als deutsche Kommission Justitia et Pax haben wir bereits mehrfach in diesem Fall interveniert, zum einen an den Religionsführer, Ayatollah Khamenei, zum anderen an die oberste Justizautorität, Ayatollah Laredjani, dass also Sakineh Mohammadi-Aschtiani nicht durch Steinigung oder auf eine andere Weise hingerichtet wird."
Bisher gab es keine Antwort aus Teheran. Die Steinigung als Strafe sei aber nicht hinnehmbar, so Casel weiter.
„Wir sind der Auffassung, dass gerade die Steinigung – sozusagen die Verbindung von Folter und Todesstrafe – die Menschenwürde zutiefst verletzt. Es ist eine Strafe, die sich nicht mit den Menschenrechten verträgt. Wir wollen nicht hinnehmen, dass Staaten auf so grausame Weise vorgehen. Es sind ja vor allem Frauen, die davon betroffen sind und so unmenschlich bestraft werden."
Die Kirche setze sich weltweit für die Abschaffung der Todesstrafe, sagte die Geschäftsführerin von Justitia et Pax Deutschland, Gertrud Casel.
„Und in Übereinstimmung mit dem, was die kirchliche Sozialverkündigung sagt, füge ich hinzu: Die Todesstrafe ist eine unwürdige Strafe. Denn jeder Mensch als Ebenbild Gottes hat immer auch die Chance zur Umkehr und Bekehrung. Und dazu soll ihm auch als Mitglied der menschlichen Gemeinschaft die Vergebung zuteil werden können."
Seit 2006 droht der heute 43-jährigen Sakineh Mohammadi-Aschtiani wegen einer „unrechtmäßigen Beziehung" zu zwei Männern nach dem Tod ihres Ehemanns laut einer Gerichtsentscheidung die Steinigung. Das Todesurteil sollte im Juli vollstreckt werden und sorgte international für Empörung und Proteste. Die iranische Führung setzte die Vollstreckung vorerst aus. (rv)