D/Iran: Steinigung steht zur Debatte

Die angekündigte Hinrichtung der Iranerin Sakineh Mohammadi-Aschtiani hat eine internationale Protestwelle ausgelöst: Nachdem sich bereits der Vatikan gegen die Steinigung aussprach, hat nun auch EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso die Hinrichtung als eine „barbarisch Strafe" bezeichnet. Für die geplante Vollstreckung gebe es keine Worte, sagte Barroso am Dienstag im Europaparlament. Es habe nichts mit Religion zu tun, dieses Todesurteil abzulehnen.
 Nicht seit heute kümmert sich hingegen die Kommission „Justitia et Pax" der Deutschen Bischofskonferenz um den Fall „Mohammadi-Aschtiani". Die Geschäftsführerin der Kommission, Gertrud Casel, sagt im Gespräch mit uns, dass sie sich bereits mehrmals an die iranischen Behörden gewendet habe.
„Im Moment besteht im Iran eine gute Gelegenheit, die Steinigung als Strafe abzuschaffen. Im Prozess der Neufassung des iranischen Strafrechts wird nämlich darüber diskutiert. Zurzeit liegt das dem Wächterrat zur Debatte vor. Da gibt es auch einige, die die Steinigung nicht mehr als Strafe in die Gesetzesbücher aufnehmen möchten. Daher ist es wichtig, dass sich viele auf den Iran hin äußern. Als deutsche Kommission Justitia et Pax haben wir bereits mehrfach in diesem Fall interveniert, zum einen an den Religionsführer, Ayatollah Khamenei, zum anderen an die oberste Justizautorität, Ayatollah Laredjani, dass also Sakineh Mohammadi-Aschtiani nicht durch Steinigung oder auf eine andere Weise hingerichtet wird."
Bisher gab es keine Antwort aus Teheran. Die Steinigung als Strafe sei aber nicht hinnehmbar, so Casel weiter.
„Wir sind der Auffassung, dass gerade die Steinigung – sozusagen die Verbindung von Folter und Todesstrafe – die Menschenwürde zutiefst verletzt. Es ist eine Strafe, die sich nicht mit den Menschenrechten verträgt. Wir wollen nicht hinnehmen, dass Staaten auf so grausame Weise vorgehen. Es sind ja vor allem Frauen, die davon betroffen sind und so unmenschlich bestraft werden."
Die Kirche setze sich weltweit für die Abschaffung der Todesstrafe, sagte die Geschäftsführerin von Justitia et Pax Deutschland, Gertrud Casel.
„Und in Übereinstimmung mit dem, was die kirchliche Sozialverkündigung sagt, füge ich hinzu: Die Todesstrafe ist eine unwürdige Strafe. Denn jeder Mensch als Ebenbild Gottes hat immer auch die Chance zur Umkehr und Bekehrung. Und dazu soll ihm auch als Mitglied der menschlichen Gemeinschaft die Vergebung zuteil werden können."
Seit 2006 droht der heute 43-jährigen Sakineh Mohammadi-Aschtiani wegen einer „unrechtmäßigen Beziehung" zu zwei Männern nach dem Tod ihres Ehemanns laut einer Gerichtsentscheidung die Steinigung. Das Todesurteil sollte im Juli vollstreckt werden und sorgte international für Empörung und Proteste. Die iranische Führung setzte die Vollstreckung vorerst aus. (rv)