„Vatikanbank“: Fast 5.000 Konten wurden aufgelöst

IORDer Operation Transparenz sind bei der sogenannten „Vatikanbank“ IOR von 2013 bis Ende 2015 fast 5.000 Konten zum Opfer gefallen: Genau 4.935 verdächtige Konten wurden geschlossen. Das steht im Jahresbericht des IOR für 2015, der an diesem Donnerstag publik wurde. Der Nettogewinn des Finanzinstituts wird mit 16,1 Millionen Euro angegeben, das Nettokapital mit insgesamt 654 Millionen.

Trotz der Unsicherheiten und Talfahrten an den Finanzmärkten, vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2015, ist das IOR mit seiner Leistung zufrieden: Die neue Investitionsstrategie, die seit Ende 2014 greife und auf mehr Sicherheit ziele, habe sich bezahlt gemacht. Den „tiefen Erneuerungsprozess“, bei dem alle Konten einzeln unter die Lupe genommen wurden, erklärt das Institut für abgeschlossen: „Die geltenden Normen werden sorgfältig auf alle Neukunden angewandt.“

Die Zahl der IOR-Kunden liegt bei etwa 14.800: Vatikanmitarbeiter, Orden und kirchliche Einrichtungen, Kleriker und beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten. Zweidrittel der Kunden haben ihren Sitz in Italien und dem Vatikan, 15 Prozent in Europa, zehn Prozent im Rest der Welt.

„Geldwäsche? Unmöglich“

Der Jahresbericht listet ausführlich auf, was das IOR alles tut, um im Einklang mit internationalen Standards zu sein. Die Haushaltsbilanz wurde den Rechnungsprüfern von „Deloitte & Touche” vorgelegt.

„Es ist mittlerweile unmöglich, über das IOR Geld zu waschen“, versicherte der Präsident des Instituts, der Franzose Jean-Baptiste Douville de Franssu, gegenüber Radio Vatikan. „Das mag in der Vergangenheit passiert sein, wie auch in vielen anderen Finanzinstituten und Banken in aller Welt. Aber inzwischen haben wir ausgesprochen strenge Bestimmungen, welcher Kunde überhaupt ein Konto beim IOR eröffnen kann, und alle Mitarbeiter wurden geschult, um diese Regeln genau umzusetzen. Und zweitens haben wir Steuerabkommen mit verschiedenen Ländern der Welt, in denen Kunden von uns wohnen, abgeschlossen – das macht das IOR zur schlechtesten Wahl für jemanden, der einen Platz zur Geldwäsche sucht… Wir sind jetzt eine starke Institution, die gegen Geldwäsche kämpft.“

Der adlige Banker betont, dass das IOR auf „volle Transparenz“ und Zusammenarbeit mit Steuerbehörden setzt. Zur Zukunft des IOR sagt er: „Wir bieten dem Heiligen Stuhl zwei Dienstleistungen an. Erstens Geldüberweisungen – das haben wir immer getan und werden wir weiterhin tun. Zweitens Vermögensmanagement für unsere Kunden; auch das werden wir fortsetzen. Das ist auch das, was der Heilige Vater uns bestätigt hat.“

Hintergrund

Das „Istituto per le Opere di Religione“, zu deutsch „Institut für religiöse Werke“, wurde 1942 von Pius XII. als karitative Stiftung im Sinn des Kirchenrechts gegründet; Vorläuferin des IOR war eine von Leo XIII. 1887 ins Leben gerufene „Commissione ad Pias Causas“. Die Statuten des IOR legen fest, dass das Institut „Einrichtungen oder Personen des Heiligen Stuhls und der Vatikanstadt“ offensteht. IOR-Sitz ist die Vatikanstadt. (rv)

Vatikanbank will Kampf gegen Geldwäsche verstärken

Ernst von FreybergDie „Vatikanbank“ IOR führt ihren Kampf gegen Geldwäsche fort und arbeitet weiter daran, ihre Geschäfte transparent zu machen. Das erklärte ihr Präsident, Ernst von Freyberg, am Mittwoch im Gespräch mit Radio Vatikan. Die entsprechenden Richtlinien seien grundlegend überarbeitet und aktualisiert worden; Ende 2013 habe das IOR das revidierte Regelwerk der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde (AIF) vorgelegt. Unser Redakteur Stefan v. Kempis sprach mit Ernst von Freyberg.

„Zwei Dinge haben wir letztes Jahr als besonders wichtig definiert. Das Erste ist Compliance, das Zweite ist Transparenz. Was haben wir nun gemacht auf dem Weg dorthin? Compliance bedeutet ja die Übereinstimmung mit Rechtsnormen; wir haben bei uns unsere Systeme grundlegend überholt, und wenn ich ,Systeme‘ sage, dann ist das ein System, das beim IOR anfängt, über die zuständigen Behörden des Vatikans bis hin zu den internationalen Behörden geht, mit denen der Vatikan zusammenarbeitet. Unser Teil ist, dass wir unser Anti-Geldwäsche-Handbuch neugeschrieben haben: Wir haben unsere Anti-Geldwäsche-Prozesse überarbeitet, wir haben unsere Mitarbeiter trainiert. Wir haben – und das ist die nächste Stufe des Systems – auf der Basis der vatikanischen Gesetze unsere Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde des Vatikans (AIF) sehr stark professionalisiert.

Was heißt das? Wann immer wir einen verdächtigen Fall sehen, wird er nun in einem bestimmten Schema bei uns aufgearbeitet und weitergereicht. Die AIF wiederum hat mit einer Reihe internationaler Behörden, zum Beispiel in den USA und in Italien, Abkommen geschlossen, unter denen Informationen über verdächtige Fälle ausgetauscht werden.

Das ist der Teil ,System‘; ein zweiter wichtiger Teil dabei sind ,Kunden‘. Wir haben im vergangenen Jahr begonnen, alle unsere Kunden systematisch daraufhin zu durchleuchten, ob es welche gibt, die nicht die Voraussetzungen erfüllen, die wir wollen. Wir haben auch begonnen, alle Daten zu erfassen, die man über seinen Kunden wissen soll – und die zum Teil bei uns nicht vorhanden waren. In einem zweiten Schritt haben wir Transaktionen unserer Kunden daraufhin durchleuchtet, ob es Auffälligkeiten gibt, und das sehr umfangreich.“

„IOR soll ein Leuchtturm sein“

Die Durchleuchtung dieser Konten ist noch nicht ganz abgeschlossen, nicht wahr?

„Wir haben zum Jahresende 2013 ca. 10.000 von 18.000 Konten überprüft. Das ist ein Moment, auch all den Kunden zu danken, für die das auch mühsam war, denn wir sind mit vielen und aus der Sicht eines Kunden auch bürokratischen Anforderungen gekommen, und es war hervorragend, wie unsere Kunden dort mit uns zusammengearbeitet haben! Bis zur Mitte dieses Jahres werden wir mit der Durchleuchtung aller Kundenkonten abgeschlossen haben.“

Gab es auch Unzufriedenheit mit dieser Durchleuchtung? Bei einer deutschen Bank würde sich mancher Kunde bedanken, wenn die Bank ihm hinterhertelefonieren würde: Warum haben Sie gestern 2.000 Euro abgehoben, woher kommt das Geld, wozu dient es…

„Das ist natürlich aus der Sicht des Kunden bürokratisch und erfordert zusätzlichen Aufwand; das ist besonders schwer für unsere Kunden zu verstehen, die ja überwiegend Orden sind und katholische Einrichtungen, die jetzt sowieso ihre ganze Zeit damit verbringen, Gutes zu tun in der Welt und denen es nicht unmittelbar verständlich ist, warum gerade sie jetzt von uns so genau durchleuchtet werden. Viele unserer Kunden haben aber exakt gleiche Erfahrungen mit ihren Banken in Italien oder in anderen Ländern; das, was wir machen, ist ja ein Prozess, der in anderen Ländern früher eingesetzt hat, so dass uns auch eine ganze Reihe von Kunden sagen: Es ist völlig normal, was ihr macht, und wir sind froh, dass ihr es macht – denn zum Schluss wollen wir ja, dass das IOR ein Leuchtturm ist. Und dass, wer bei uns seine Konten hat, als jemand gesehen wird, der sie in einer besonders sicheren und korrekt geführten Institution hat.“

Gibt es Kunden, die aufgegeben und ihre Gelder abgezogen haben – aus Ärger über die Bürokratie, oder angesichts der vielen Skandale und Affären rund um die Vatikanbank in den letzten Jahrzehnten?

„Das ist nicht in nennenswertem Umfang passiert. Für unsere Kunden sind wir vor allen Dingen ein Dienstleister, der über Jahrzehnte sehr genau die Realität unserer Kunden kennt und bedient. Unsere Kunden sind ja in erster Linie Orden, und die sind dankbar für einen Dienstleister, der weiß, wie ein Orden funktioniert, und ihn deswegen besonders gut unterstützen kann.“

Fall Scarano: „Wir blockieren nicht“

Sie haben letztes Jahr gesagt, Sie wollen in die Hände des Papstes mehrere Optionen für die Zukunft des IOR legen. An welchem Punkt sind Sie jetzt – dass Sie sagen können: Alle diese Optionen sind tatsächlich umsetzbar? Wie weit ist das IOR, damit der Papst wirklich eine Wahl hat?

„Von seiner Seite aus hat das IOR alles getan, um es heute dem Papst zu ermöglichen, seine Entscheidung zu treffen.“

In den italienischen Zeitungen und auch im SPIEGEL schlägt im Moment der Fall Nunzio Scarano hohe Wellen. Nun war dieser Monsignore vatikanischer Rechnungsprüfer in der APSA, also nicht in der Vatikanbank, aber nach italienischen Agenturmeldungen gibt es doch Auswirkungen und Wellengekräusel bis in den IOR-Turm hinein. Letzten Sommer haben Sie dazu einen Bericht erstellt, ist jetzt noch Weiteres im Kommen oder zu befürchten? Etwa Hausdurchsuchungen durch die italienische „Guardia di Finanza“ oder Ähnliches?

„Ich kann natürlich nicht zu einem individuellen Fall Stellung nehmen. Es hat mich aber sehr gefreut, gestern von der Staatsanwaltschaft von Salerno in einem Interview zu lesen, wie hochzufrieden sie mit der Zusammenarbeit mit dem Vatikan sei, bei der Aufarbeitung eines solchen Falles. Das ist ganz anders als in der Vergangenheit: Wir werden nicht gesehen als jemand, der blockiert, wir werden als jemand gesehen, der genauso wie die italienischen Behörden dem Recht Geltung verschaffen will.

Was natürlich nicht stimmt: dass italienische Behörden im Vatikan Ermittlungsarbeit durchführen. Der Vatikan ist ein souveräner Staat; dafür gibt es bei uns unsere eigenen Behörden, die mit den italienischen Behörden zusammenarbeiten.“

Ist die Transparenz-Anstrengung des IOR eigentlich etwas Ungewöhnliches, oder machen das andere Banken – sagen wir mal, in Deutschland – auch?

„Wenn Sie fünfzehn Jahre zurückgehen, hielt es das IOR mit der Transparenz wahrscheinlich nicht anders als viele Banken in der Welt. Die Anforderungen an Transparenz haben sich über fünfzehn Jahre dramatisch geändert. Das, was wir heute machen, haben andere Banken vor zehn, fünfzehn Jahren schon vor uns gemacht. Besonders wichtig war für uns, zum ersten Mal in der Geschichte des IOR einen Jahresbericht zu publizieren und eine Internetseite zu schaffen. Wir haben das gemacht, weil wir Transparenz herstellen wollen für unsere eigenen Kunden, für die Kirche – von der wir ein Teil sind -, für unsere Korrespondenzbanken und für die Öffentlichkeit im weiten Sinne.“
„Wir sind transparenter als viele Banken“

In Ihrer Pressemeldung erwähnen Sie ein Handbuch, das im Rahmen Ihrer Anti-Geldwäsche-Maßnahmen erstellt wurde. Was steht darin? Es wird ja nicht veröffentlicht.

„In dem Handbuch haben wir detaillierte Prozesse, wie wir Geldwäsche identifizieren. Deswegen veröffentlichen wir es auch nicht! Wir wollen ja nicht Leuten, die das einmal versuchen würden, das Handbuch auf den Tisch legen, welche Maßnahmen wir ergriffen haben. Es geht aber immer wieder um Prozesse, Kontrolle – wenn man so will, Gürtel und Hosenträger –, um Geldwäsche bei uns zu verhindern.“

Während des Vorkonklave vor einem Jahr war auch immer wieder das IOR ein Thema. Ein Kardinal aus Nigeria soll gesagt haben: Der heilige Petrus hatte doch auch keine Bank. Sogar Papst Franziskus hat einmal etwas Ähnliches formuliert. Was sagen Sie dazu?

„Der heilige Petrus hat schon sehr früh getrennt zwischen Diakonie und Evangelisierung – und hat die Diakonie Spezialisten übertragen. Die haben dafür auch Geld eingesammelt. Die Kirche hat große Werke; alle diese Werke werden mit Geld versorgt, alle diese Werke brauchen eine Bank, um sie zu unterstützen.“

Wie weit ist das IOR nun mit Compliance und Transparenz?

„Als wir letztes Jahr damit angefangen haben, sagten viele: Das ist unmöglich! Nichts könnte falscher sein, und das ist Teil der Mythen der Vergangenheit. Es ist eine Frage der systematischen Arbeit, der Ressourcen, die man da hineinsteckt – und wir sind heute sehr weit. Wir haben unseren Jahresbericht ins Internet gestellt, wir sind so transparent wie jede, ja vielleicht sogar transparenter als viele Banken! Wir haben unsere Konten in einem Maße durchleuchtet, wie das nicht überall der Fall ist. Das heißt: Wir sind heute viel weiter, als die meisten im letzten Jahr geglaubt haben, dass wir sein würden. Es bleibt noch viel zu tun.“ (rv)

Motu Proprio: Papst weitet Finanzkontrolle im Vatikan aus

IORIm Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung stärkt Papst Franziskus die zuständigen Behörden des Vatikan: In einem an diesem Donnerstag unterschriebenen und bekannt gegebenen Motu Proprio setzt er einige konkrete Maßnahmen um.

Ziel dieses Rechtstextes ist es vor allem, das Bekenntnis des Vatikan im Einsatz gegen Geldwäsche zu bestätigen und dem konkrete und administrative Schritte folgen zu lassen. So erweitert der Papst die Anwendung bestehender Gesetze des Vatikans auf alle Behörden und alle Organisationen, die ihren Sitz im Vatikan haben. Zweitens stärkt der Papst die Aufsichts- und Regelungsfunktion der Finanzaufsichtsbehörde AIF (Autorità di Informazione Finanziaria). Der Papst nimmt eine Kritik und Empfehlung des Moneyval Komitees des Europarates auf und weitet die Befugnisse der AIF erheblich aus, sie ist nun eine allgemeine Finanzaufsicht und nicht mehr nur auf Geldwäsche und Terrorfinanzierung beschränkt. Damit nimmt sie eine internationalen und nationalen Aufsichtsbehörden vergleichbare Position ein.

Drittens etabliert das Motu Proprio ein Komitee für Finanzsicherheit, das die zuständigen Behörden des Heiligen Stuhles und des Staates der Vatikanstadt auf dem Gebiet der Geldwäschebekämpfung koordinieren soll. Sieben Mitglieder repräsentieren alle Institutionen, die in den Kampf gegen Geldwäsche einbezogen sind: So etwa die AIF und das Staatssekretrariat, der Staatsanwalt und die vatikanischen Sicherheitsbehörden.

All dies sind notwendige Schritte auf dem Weg zu dem transparenten und anerkannten Finanzsystem, zu dem sich der Vatikan verpflichtet hat. Papst Franziskus setzt damit die Linie von Papst Benedikt XVI. fort, die dieser ebenfalls in einem Motu Proprio Ende 2010 begonnen hatte.
(rv)

IOR-Generaldirektor Cipriani tritt zurück

Ernst_von_FreybergDer bisherige Generaldirektor der Vatikanbank IOR, Paolo Cipriani, und sein Vize Massimo Tulli haben ihren Rücktritt angeboten. Sie hätten beide entschieden, dass diese Entscheidung das Beste für das IOR sei. Das teilte der Vatikan am Montagabend mit. Die Kardinalskommission und Aufsichtsbehörde des IOR haben die Rücktritte angenommen, so der Vatikan weiter. IOR-Präsident Ernst von Freyberg hat das Amt des Generaldirektors vorläufig mit übernommen, die zuständige Aufsichtsbehörde AIF und die vom Papst neu ernannte Untersuchungskommission seien umgehend informiert worden.
Das IOR hätte seit 2010 hart an der Umsetzung der Standards gegen Geldwäsche gearbeitet, viel sei erreicht worden, aber nun müsse die Umsetzung mit Hilfe einer neuen Leitung beschleunigt werden: So kommentierte IOR-Präsident Ernst von Freyberg die Entwicklung. Ein Auswahlverfahren zur Ernennung eines neuen Direktors sei begonnen worden.
Zwei Neueinstellungen werden von Freyberg in seiner Aufgabe helfen, Rolando Marranci und Antonio Montaresi werden als amtierender Stellvertreter und als Chief Risk Officer die Umsetzung der Standards überwachen, auf die sich das IOR und der Vatikan festgelegt haben. Beide haben zuvor bei verschiedenen italienischen und US-Banken gearbeitet. Neben diesen Einstellungen auf Führungsebene wurden zwei weitere erfahrene Banker, Elizabeth McCaul und Raffaele Cosimo von der Firma Promontory beauftragt, das Programm des IOR gegen Geldwäsche zu verstärken. Die Vatikannote bezeichnete sie als international anerkannte Fachleute im Kampf gegen die Geldwäsche. (rv)

Vatikan: Mängel in Vorkehrungen gegen Geldwäsche zuürckgewiesen

Der Vatikan hat einen Medienbericht über angebliche Mängel seiner Vorkehrungen gegen Geldwäsche zurückgewiesen. Die italienische Tageszeitung „Il Fatto Quotidiano" hatte am Sonntag berichtet, der Vatikan erfülle acht von insgesamt sechzehn grundlegenden Kriterien für die Einhaltung internationaler Anti-Geldwäsche-Standards nicht oder nur unzureichend. Diese Darstellung sei in mehrfacher Hinsicht „inkorrekt", stellte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag vor Journalisten klar. Die Zeitung hatte zudem gemutmaßt, der Vatikan laufe nach diesem Befund Gefahr, die Aufnahme in die sogenannte „Weiße Liste" vertrauenswürdiger Länder zu verfehlen. „Il Fatto Quotidiano" beruft sich in seinem Bericht auf den vorläufigen Prüfungsbericht der Fachleute des Europaratsausschusses Moneyval zur Bekämpfung von Geldwäsche. (rv)

Vatikanbank: Gegen Geldwäsche

Der Vatikan weist italienische Medienberichte zurück, die dem vatikanischen Bankinstitut IOR Geldwäsche vorwerfen. Die linke Tageszeitung „L´Unita" hatte berichtet, seit dem Inkrafttreten der neuen päpstlichen Richtlinien gegen Geldwäsche vor gut einem Jahr habe das IOR jede Zusammenarbeit mit italienischen Banken beendet und „einen Gutteil seiner Finanzaktivitäten nach Deutschland verlagert". Außerdem beantworte das neue vatikanische Finanzaufsichtsorgan AIF keine Anfragen der italienischen Behörden. Das sei falsch, heißt es nun in einer Stellungnahme des vatikanischen Pressesaales: sämtliche Informationsflüsse zwischen dem AIF und der italienischen Finanzaufsicht seien dokumentiert. Von den vier Priestern, die – Unita zufolge – wegen Geldwäsche via IOR angeklagt seien, sei einer 2011 freigesprochen, ein weiterer niemals angeklagt worden. In einem dritten Fall habe gerade das entschiedene Handeln des IOR für eine rasche Anklage gegen den Betroffenen gesorgt. (rv)

Vatikan: Expertengruppe zur Bekämpfung von Geldwäsche

Das vatikanische System zur Bekämpfung von Geldwäsche wird von einer Expertengruppe des Europarates bewertet. Dazu haben sich die Mitglieder von MONEYVAL von Montag bis Samstag mit den Experten der zuständigen vatikanischen Behörden getroffen. Die Organisation MONEYVAL bewertet die Antigeldwäschesysteme der Mitgliedsstaaten des Europarates. Der Bewertungsprozess war auf Bitte des Heiligen Stuhles in die Wege geleitet worden. Damit versucht der Heilige Stuhl, seine Regelungen an den internationalen Rechtstandard anzugleichen. Das Ergebnis soll 2012 veröffentlicht werden. (rv)

Vatikan: Gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung

An diesem Freitag treten die neuen Finanzgesetze des Vatikans in Kraft. Papst Benedikt hatte sie Ende vergangenen Jahres verabschiedet, um Geldwäsche und Terrorfinanzierung über Vatikan-Einrichtungen zu unterbinden. Der in Aachen lehrende Politologe und Volkswirt Ralph Rotte hat sich auf wissenschaftlicher Ebene mit den Geldgeschäften des Vatikanstaates und des Heiligen Stuhles beschäftigt. Er hält die neuen Finanzgesetze für brauchbar, weil sie erstmals Personen haftbar machen.
„Jeder, der in mehr oder weniger leitender Funktion in irgendeiner mit Finanzen verbundenen Behörde innerhalb des Vatikans oder Heiligen Stuhls sich eines solchen Vergehens schuldig macht, muss mit Konsequenzen rechnen. Es geht nicht darum, nur irgendwelche Institutionen zu strafen, zu rügen, sondern um persönliche Konsequenzen, die jeder gewärtigen muss, wenn er sich die Finger schmutzig macht."
Die neuen vatikanischen Finanzregelungen entsprechen dem internationalen Standard, sagt Rotte. Sie sehen etwa vor, dass jeder neue Geschäftspartner vorab auf seine Seriosität geprüft wird. Besonders hohe Strafen stehen auf die Manipulation der Finanzmärkte. Hier droht der Vatikan Haftstrafen von bis zu sechs Jahren und Geldstrafen von bis zu fünf Millionen Euro an. Über das Finanzgebaren des Staates und des Heiligen Stuhles wacht die ebenfalls neu gegründete vatikanische Autorität für Finanzinformation AIF. Ihr Leiter ist ein erfahrener Geldwäschebekämpfer, der Italiener Francesco De Pasquale. Ob die neue Aufsichtsbehörde allerdings wirklich effizient arbeiten kann, ist für Rotte offen.
"Die Aufgabe der AIF ist ziemlich gewaltig mit einem kleinen Stab. Sämtliche mit Geld befassten Institutionen des Vatikanstaates und des Heiligen Stuhles zu kontrollieren – ob das so funktionieren kann, weil auch dieses Finanzwesen des Vatikans und des Heiligen Stuhles relativ komplex ist, nicht konzentriert auf eine Institution, sondern verteilt auf verschiedene, das kann in der Praxis noch etwas schwierig werden für das AIF." (rv)

Neue Richtlinien für vatikanische Finanzgeschäfte

Papst Benedikt XVI. hat internationale Standards für mehr Transparenz in den Finanzgeschäften des Vatikans festgelegt, um Geldwäsche und die Finanzierung des Terrorismus auszuschließen. In einem so genannten Motu proprio, das heißt einem Schreiben aus eigenem Antrieb, erlässt der Papst an diesem Donnerstag vier entsprechende Gesetze. Sie gelten nicht nur für den Vatikanstaat, sondern auch für alle Organismen des Heiligen Stuhles, soweit sie mit Finanz- und Wirtschaftsgeschäften zu tun haben. Über die Einhaltung der Gesetze wacht eine neue vatikanische Aufsichtsbehörde, die „Autorität für Finanzinformation" (AIF), deren Einrichtung Benedikt XVI. gleichzeitig verfügte.
Ausdrücklich begrüßte der Papst in seinem Schreiben die Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen Geldwäsche und Finanzierung des Terrorismus. Mit den vorliegenden neuen Gesetzen mache sich der Heilige Stuhl diese Regeln zu Eigen. Benedikt weist überdies darauf hin, dass er die neuen Gesetze in Erfüllung des monetarischen Abkommens zwischen Vatikanstaat und Europäischer Union vom 17. Dezember 2009 erlässt.
Mit dem Maßnahmenpaket reagiert der Papst auf Vorwürfe gegen das vatikanische Geldinstitut IOR („Istituto delle Opere di Religione") wegen Geldwäsche. Vor drei Monaten hatte die italienische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen IOR-Chef Ettore Gotti Tedeschi und einen weiteren Bankmanager eingeleitet sowie 22 Millionen Euro von einem IOR-Konto bei einer italienischen Bank beschlagnahmt. Gotti Tedeschi und der Manager sollen bei Finanztransaktionen die Namen der wahren Auftraggeber verschwiegen und somit der Geldwäsche Vorschub geleistet haben, so der Vorwurf. Der Vatikan sicherte in der Folge seine Zusammenarbeit mit den italienischen Behörden zu.
Das neue Dekret soll es dem Vatikan ermöglichen, auf die „Weiße Liste" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu gelangen. Diese Liste vereint die Staaten mit scharfen Kontrollen gegen illegale Finanzgeschäfte.
Das als „Vatikanbank" bekannte IOR verwaltet Gelder katholischer Orden und Verbände. Außerdem agiert das Institut als Sparkasse und als Investmentbank für die Anlagegeschäfte der Kurie. Es ist nicht dazu verpflichtet, seine Bilanzen zu veröffentlichen. Schätzungen zufolge beläuft sich sein Anlagevolumen auf fünf Milliarden Euro. Der Aufsichtsrat und die Direktion des IOR setzen sich heutzutage aus professionellen Bankmanagern zusammen, in der Regel katholische Laien. Ettore Gotti Tedeschi beispielsweise gehört dem Opus Dei an.
Das IOR ist eine Einrichtung des Vatikanstaats und untersteht somit nicht den Vorgaben, die für italienische Banken gelten. Dennoch kann das vatikanische Geldinstitut Ziel von Ermittlungen der römischen Staatsanwaltschaft werden. Als die Leitung des IOR noch Klerikern und nicht Bankmanagern anvertraut war, fand sich das Institut gelegentlich in handfeste Finanz-Skandale verwickelt. So wurde die Vatikanbank in den 80er Jahren unter der Leitung des US-amerikanischen Erzbischof Paul Marcinkus Haupteigner der Privatbank Banco Ambrosiano, die Geldwäsche für die Mafia betrieb und offenbar Kontakte zur Geheimloge P2 unterhielt. (rv)