Entscheidung zum IOR: Das Institut bleibt

IORDas IOR – bekannt unter dem Namen Vatikanbank – wird weiterhin spezialisierte finanzielle Dienste für die weltweite Kirche leisten. Papst Franziskus hat einen dementsprechenden Antrag genehmigt. Das gab der Vatikan an diesem Montag bekannt. In der Vergangenheit war immer wieder über die Zukunft des Instituts spekuliert worden; derzeit durchläuft es einen ausführlichen Revisionsprozess. Mit der Bekanntmachung von diesem Montag sind Spekulationen über eine mögliche Auflösung des Institutes hinfällig.

Die Arbeit des IOR wird vom Vatikan mit „Hilfe für den Heiligen Vater und für die ihn unterstützenden Institutionen“ angegeben, damit wird der Kreis von möglichen Aktivitäten enger beschrieben, als es in der Vergangenheit der Fall war.

Der Antrag wurde gemeinsam von allen beteiligten Gremien gestellt: Der Päpstlichen Kommission für das IOR (CRIOR), der Päpstlichen Kommission für die Organisation der ökonomischen und administrativen Angelegenheiten (COSEA), der Kardinalskommission des IOR – der unter anderem der Wiener Kardinal Christoph Schönborn angehört – und dem Aufsichtsrat des IOR. Kardinal George Pell, Präsident des Wirtschaftssekretariates, hatte diesen Antrag dem Papst vorgelegt.

Damit wird der Auftrag des Finanzinstituts bestätigt, so der Vatikan. Genaueres werde in der kommenden Zeit in Zusammenarbeit zwischen dem neuen Finanzsekretariat des Vatikan unter Leitung von Kardinal George Pell und dem IOR-Aufsichtsrat unter Leitung von Ernst von Freyberg ausgearbeitet. Das IOR solle in die neuen Finanzstrukturen des Vatikan eingepasst werden.

Zugleich werde die Vatikanbank ihre Anstrengungen zur Anpassung an internationale Transparenzstandards fortsetzen, betont das Statement. Das Institut werde weiterhin unter die vatikanische Finanzaufsicht (AIF) fallen, dank der in den vergangenen Monaten viele Fortschritte im Abschluss von bilateralen Verträgen zur Prävention von Geldwäsche gemacht wurden – diese Entwicklung wird sich also fortsetzen. Eine strenge Aufsicht und Verbesserungen im Bereich Compliance, Transparenz und bei allen Tätigkeiten, wie sie 2012 begonnen und 2013 noch einmal beschleunigt wurden, seien wesentlich für die Zukunft des Instituts, betonte Kardinal George Pell laut dem Vatikanstatement. (rv)

Vatikanbank will Kampf gegen Geldwäsche verstärken

Ernst von FreybergDie „Vatikanbank“ IOR führt ihren Kampf gegen Geldwäsche fort und arbeitet weiter daran, ihre Geschäfte transparent zu machen. Das erklärte ihr Präsident, Ernst von Freyberg, am Mittwoch im Gespräch mit Radio Vatikan. Die entsprechenden Richtlinien seien grundlegend überarbeitet und aktualisiert worden; Ende 2013 habe das IOR das revidierte Regelwerk der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde (AIF) vorgelegt. Unser Redakteur Stefan v. Kempis sprach mit Ernst von Freyberg.

„Zwei Dinge haben wir letztes Jahr als besonders wichtig definiert. Das Erste ist Compliance, das Zweite ist Transparenz. Was haben wir nun gemacht auf dem Weg dorthin? Compliance bedeutet ja die Übereinstimmung mit Rechtsnormen; wir haben bei uns unsere Systeme grundlegend überholt, und wenn ich ,Systeme‘ sage, dann ist das ein System, das beim IOR anfängt, über die zuständigen Behörden des Vatikans bis hin zu den internationalen Behörden geht, mit denen der Vatikan zusammenarbeitet. Unser Teil ist, dass wir unser Anti-Geldwäsche-Handbuch neugeschrieben haben: Wir haben unsere Anti-Geldwäsche-Prozesse überarbeitet, wir haben unsere Mitarbeiter trainiert. Wir haben – und das ist die nächste Stufe des Systems – auf der Basis der vatikanischen Gesetze unsere Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde des Vatikans (AIF) sehr stark professionalisiert.

Was heißt das? Wann immer wir einen verdächtigen Fall sehen, wird er nun in einem bestimmten Schema bei uns aufgearbeitet und weitergereicht. Die AIF wiederum hat mit einer Reihe internationaler Behörden, zum Beispiel in den USA und in Italien, Abkommen geschlossen, unter denen Informationen über verdächtige Fälle ausgetauscht werden.

Das ist der Teil ,System‘; ein zweiter wichtiger Teil dabei sind ,Kunden‘. Wir haben im vergangenen Jahr begonnen, alle unsere Kunden systematisch daraufhin zu durchleuchten, ob es welche gibt, die nicht die Voraussetzungen erfüllen, die wir wollen. Wir haben auch begonnen, alle Daten zu erfassen, die man über seinen Kunden wissen soll – und die zum Teil bei uns nicht vorhanden waren. In einem zweiten Schritt haben wir Transaktionen unserer Kunden daraufhin durchleuchtet, ob es Auffälligkeiten gibt, und das sehr umfangreich.“

„IOR soll ein Leuchtturm sein“

Die Durchleuchtung dieser Konten ist noch nicht ganz abgeschlossen, nicht wahr?

„Wir haben zum Jahresende 2013 ca. 10.000 von 18.000 Konten überprüft. Das ist ein Moment, auch all den Kunden zu danken, für die das auch mühsam war, denn wir sind mit vielen und aus der Sicht eines Kunden auch bürokratischen Anforderungen gekommen, und es war hervorragend, wie unsere Kunden dort mit uns zusammengearbeitet haben! Bis zur Mitte dieses Jahres werden wir mit der Durchleuchtung aller Kundenkonten abgeschlossen haben.“

Gab es auch Unzufriedenheit mit dieser Durchleuchtung? Bei einer deutschen Bank würde sich mancher Kunde bedanken, wenn die Bank ihm hinterhertelefonieren würde: Warum haben Sie gestern 2.000 Euro abgehoben, woher kommt das Geld, wozu dient es…

„Das ist natürlich aus der Sicht des Kunden bürokratisch und erfordert zusätzlichen Aufwand; das ist besonders schwer für unsere Kunden zu verstehen, die ja überwiegend Orden sind und katholische Einrichtungen, die jetzt sowieso ihre ganze Zeit damit verbringen, Gutes zu tun in der Welt und denen es nicht unmittelbar verständlich ist, warum gerade sie jetzt von uns so genau durchleuchtet werden. Viele unserer Kunden haben aber exakt gleiche Erfahrungen mit ihren Banken in Italien oder in anderen Ländern; das, was wir machen, ist ja ein Prozess, der in anderen Ländern früher eingesetzt hat, so dass uns auch eine ganze Reihe von Kunden sagen: Es ist völlig normal, was ihr macht, und wir sind froh, dass ihr es macht – denn zum Schluss wollen wir ja, dass das IOR ein Leuchtturm ist. Und dass, wer bei uns seine Konten hat, als jemand gesehen wird, der sie in einer besonders sicheren und korrekt geführten Institution hat.“

Gibt es Kunden, die aufgegeben und ihre Gelder abgezogen haben – aus Ärger über die Bürokratie, oder angesichts der vielen Skandale und Affären rund um die Vatikanbank in den letzten Jahrzehnten?

„Das ist nicht in nennenswertem Umfang passiert. Für unsere Kunden sind wir vor allen Dingen ein Dienstleister, der über Jahrzehnte sehr genau die Realität unserer Kunden kennt und bedient. Unsere Kunden sind ja in erster Linie Orden, und die sind dankbar für einen Dienstleister, der weiß, wie ein Orden funktioniert, und ihn deswegen besonders gut unterstützen kann.“

Fall Scarano: „Wir blockieren nicht“

Sie haben letztes Jahr gesagt, Sie wollen in die Hände des Papstes mehrere Optionen für die Zukunft des IOR legen. An welchem Punkt sind Sie jetzt – dass Sie sagen können: Alle diese Optionen sind tatsächlich umsetzbar? Wie weit ist das IOR, damit der Papst wirklich eine Wahl hat?

„Von seiner Seite aus hat das IOR alles getan, um es heute dem Papst zu ermöglichen, seine Entscheidung zu treffen.“

In den italienischen Zeitungen und auch im SPIEGEL schlägt im Moment der Fall Nunzio Scarano hohe Wellen. Nun war dieser Monsignore vatikanischer Rechnungsprüfer in der APSA, also nicht in der Vatikanbank, aber nach italienischen Agenturmeldungen gibt es doch Auswirkungen und Wellengekräusel bis in den IOR-Turm hinein. Letzten Sommer haben Sie dazu einen Bericht erstellt, ist jetzt noch Weiteres im Kommen oder zu befürchten? Etwa Hausdurchsuchungen durch die italienische „Guardia di Finanza“ oder Ähnliches?

„Ich kann natürlich nicht zu einem individuellen Fall Stellung nehmen. Es hat mich aber sehr gefreut, gestern von der Staatsanwaltschaft von Salerno in einem Interview zu lesen, wie hochzufrieden sie mit der Zusammenarbeit mit dem Vatikan sei, bei der Aufarbeitung eines solchen Falles. Das ist ganz anders als in der Vergangenheit: Wir werden nicht gesehen als jemand, der blockiert, wir werden als jemand gesehen, der genauso wie die italienischen Behörden dem Recht Geltung verschaffen will.

Was natürlich nicht stimmt: dass italienische Behörden im Vatikan Ermittlungsarbeit durchführen. Der Vatikan ist ein souveräner Staat; dafür gibt es bei uns unsere eigenen Behörden, die mit den italienischen Behörden zusammenarbeiten.“

Ist die Transparenz-Anstrengung des IOR eigentlich etwas Ungewöhnliches, oder machen das andere Banken – sagen wir mal, in Deutschland – auch?

„Wenn Sie fünfzehn Jahre zurückgehen, hielt es das IOR mit der Transparenz wahrscheinlich nicht anders als viele Banken in der Welt. Die Anforderungen an Transparenz haben sich über fünfzehn Jahre dramatisch geändert. Das, was wir heute machen, haben andere Banken vor zehn, fünfzehn Jahren schon vor uns gemacht. Besonders wichtig war für uns, zum ersten Mal in der Geschichte des IOR einen Jahresbericht zu publizieren und eine Internetseite zu schaffen. Wir haben das gemacht, weil wir Transparenz herstellen wollen für unsere eigenen Kunden, für die Kirche – von der wir ein Teil sind -, für unsere Korrespondenzbanken und für die Öffentlichkeit im weiten Sinne.“
„Wir sind transparenter als viele Banken“

In Ihrer Pressemeldung erwähnen Sie ein Handbuch, das im Rahmen Ihrer Anti-Geldwäsche-Maßnahmen erstellt wurde. Was steht darin? Es wird ja nicht veröffentlicht.

„In dem Handbuch haben wir detaillierte Prozesse, wie wir Geldwäsche identifizieren. Deswegen veröffentlichen wir es auch nicht! Wir wollen ja nicht Leuten, die das einmal versuchen würden, das Handbuch auf den Tisch legen, welche Maßnahmen wir ergriffen haben. Es geht aber immer wieder um Prozesse, Kontrolle – wenn man so will, Gürtel und Hosenträger –, um Geldwäsche bei uns zu verhindern.“

Während des Vorkonklave vor einem Jahr war auch immer wieder das IOR ein Thema. Ein Kardinal aus Nigeria soll gesagt haben: Der heilige Petrus hatte doch auch keine Bank. Sogar Papst Franziskus hat einmal etwas Ähnliches formuliert. Was sagen Sie dazu?

„Der heilige Petrus hat schon sehr früh getrennt zwischen Diakonie und Evangelisierung – und hat die Diakonie Spezialisten übertragen. Die haben dafür auch Geld eingesammelt. Die Kirche hat große Werke; alle diese Werke werden mit Geld versorgt, alle diese Werke brauchen eine Bank, um sie zu unterstützen.“

Wie weit ist das IOR nun mit Compliance und Transparenz?

„Als wir letztes Jahr damit angefangen haben, sagten viele: Das ist unmöglich! Nichts könnte falscher sein, und das ist Teil der Mythen der Vergangenheit. Es ist eine Frage der systematischen Arbeit, der Ressourcen, die man da hineinsteckt – und wir sind heute sehr weit. Wir haben unseren Jahresbericht ins Internet gestellt, wir sind so transparent wie jede, ja vielleicht sogar transparenter als viele Banken! Wir haben unsere Konten in einem Maße durchleuchtet, wie das nicht überall der Fall ist. Das heißt: Wir sind heute viel weiter, als die meisten im letzten Jahr geglaubt haben, dass wir sein würden. Es bleibt noch viel zu tun.“ (rv)

IOR-Jahresbilanz: Unser Interview mit E. von Freyberg

Ernst_von_FreybergDie „Vatikanbank" IOR sorgt für eine Premiere: An diesem Dienstag hat sie auf einer neuen Homepage erstmals in ihrer über hundertjährigen Geschichte eine Jahresbilanz veröffentlicht. Damit will der deutsche Präsident des Instituts, Ernst von Freyberg, „Verschwörungstheorien" entgegentreten, wie er in einem Interview mit unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord erläuterte. Hier lesen Sie eine genaue Abschrift des Gesprächs.

Sie haben ein langes und komplexes Dokument vorgelegt; wenige werden es lesen, wahrscheinlich noch weniger genau verstehen. In wenigen Worten: Was steht da drin?

„Unser Jahresbericht enthält eine Einführung durch die Kardinalskommission, vom Präsidenten, Aufsichtsrat und Prälaten (des IOR). Er stellt unser Geschäftsjahr 2012 dar, die ersten acht Monate des Geschäftsjahres 2013, und was natürlich ganz wichtig ist: Er enthält den detaillierten Jahresabschluss des Jahres 2012 im Vergleich mit dem Jahresabschluss 2011. Das sind über zwei Drittel des Jahresberichtes."

Muss ich selber Buchhalter sein, um das verstehen zu können?

„Nein, müssen Sie nicht. Wenn Sie den Bericht des Präsidenten lesen und die Ausführungen zu den Jahren 2012 und 2013, haben Sie einen guten Überblick über das, was wir machen."

Für wen ist das Dokument geschrieben? Für uns, die Medien? Oder für Ihre Partnerbanken, oder für die gesamte Öffentlichkeit?

„Zunächst mal haben wir das Dokument für die Kirche verfasst! Es gibt über eine Milliarde Katholiken in der Welt, die haben ein Recht darauf zu wissen, was das „Istituto per le Opere di Religione" macht und wie es die Kirche in der Welt unterstützt. Es ist geschrieben für unsere Korrespondenzbanken, für die breite Öffentlichkeit, für die Medien und für Finanzanalysten, die sich für uns interessieren."

„Verschwörungstheorien aus der Welt schaffen"

Enthält das Dokument Neues? Das IOR zieht ja geradezu Verschwörungstheorien und Geschichten in den Medien an, gibt es da Neues, aus dem hervorgeht, was das IOR genau macht und ist?

„Es gibt nichts Neues über das hinaus, was wir schon in den letzten sechs Monaten erklärt haben, was unsere Aktivitäten anbelangt. Es gibt wahnsinnig viel Neues, wenn es zu den Details kommt: Wir erklären jede einzelne Bilanzposition, jede einzelne Position in der Gewinn- und Verlustrechnung, gerade um die Verschwörungstheorien aus der Welt zu schaffen."

Sie haben hinten einen Prüfbericht angehängt – ist das etwas Neues für Sie, dass Sie jetzt auch sagen, es gab ein internationales Audit, und wir veröffentlichen das ebenfalls?

„Das Institut wird seit vielen Jahren von renommierten internationalen Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaften geprüft; neu ist, dass wir das jetzt zum ersten Mal in 125 Jahren veröffentlichen."

Sie sagen: Dass es den Bericht gibt, ist nichts Neues; dass Sie ihn veröffentlichen, schon. Das ist Teil Ihrer Transparenzpolitik für das Institut, nicht wahr?

„Seit März diesen Jahres haben wir drei Säulen unserer Transparenzpolitik. Die erste ist: Wir sind in einen systematischen Dialog mit den Medien eingetreten, wir haben das Büro eines Pressesprechers geschaffen. Wir sind zuverlässiger Partner für die Medien, wir stehen für Fragen zur Verfügung und beantworten sie detailliert und faktisch richtig. Das Zweite ist: Wir haben eine Webseite geschaffen, die vor allem dazu dienen soll, dass sich jeder informieren kann über das IOR, so dass es eine autoritative Quelle gibt und man nicht auf die Verschwörungstheorien angewiesen ist. Und das dritte Element ist jetzt die Veröffentlichung des Jahresberichts, der Kunden der Kirche, Korrespondenzbanken und der Öffentlichkeit einen kompletten Überblick über die wirtschaftliche Lage geben soll."

„Wir können jederzeit inspiziert werden"

Was Sie „nebenbei" ja auch noch tun (also neben dem Veröffentlichen und der Kommunikation), ist ja, dass Sie sich das IOR genau ansehen: Sie kontrollieren u.a. alle einzelnen Konten. Wie geht das? Welche Fortschritte machen Sie damit im Augenblick?

„Wir haben damit im Mai diesen Jahres angefangen und einen Spezialisten aus den USA dafür eingestellt. Diese Firma „Promontory" ist hier mit zwanzig bis 25 Mann und geht durch jedes Konto durch; sie überarbeitet mit uns zusammen unsere Prozesse, und wir haben ein neues Handbuch – das ist also schon abgeschlossen. Wir sind heute so, dass wir jederzeit von einer dritten Partei, z.B. von Moneyval, inspiziert werden können und dass Moneyval hier das findet, was es von einem Finanzinstitut unserer Art erwartet an Kontrollen und Aufsicht."

Wie wichtig ist das für Sie persönlich, aber auch für das Institut, externe Hilfe wie „Promontory" hier im Institut zu haben?

„Wir brauchen externe Hilfe aus zwei Gründen. Das Erste ist: Ein Externer wie „Promontory" macht das jeden Tag rund um die Welt bei vielen Finanzinstituten und hat demgemäß ein ganz anderes Know-how, als wir das intern haben könnten. Das Zweite ist: Es ist sehr viel Arbeit, und zwanzig bis 25 Leute, die „Promontory" hier jeden Tag einsetzt, hätten wir intern gar nicht, um diese Arbeit zu machen."

„Papst entscheidet über IOR-Zukunft"

Die Medien suchen nach großen Worten und den scharfen Kontrasten; „neue Zeiten brechen beim IOR an", habe ich gelesen, und eine andere Zeitung spricht von „Revolution". Wie würden Sie das, was vorgeht, in Ihren eigenen Worten beschreiben?

„Wir gehen unseren Weg weiter, und die Veröffentlichung des Jahresberichts ist ein wichtiger weiterer Schritt. Ziel ist es, dass wir dem Heiligen Vater die Option geben, dass er entscheiden kann, wohin es mit dem Institut weitergehen soll."

Und was ist für Sie und das IOR der nächste Schritt?

„Wir haben uns in den ersten sechs Monaten sehr stark mit den Themen Compliance und Transparenz beschäftigt. Jetzt wird der Kunde in den Vordergrund rücken; wir müssen uns genau anschauen, ob wir den Kunden, das heißt die Orden und den Heiligen Stuhl, gut bedienen, ob unsere Dienstleistung gut ist – und was wir verbessern können, um der Kirche noch mehr zu dienen, als wir es heute tun!" (rv)

IOR-Generaldirektor Cipriani tritt zurück

Ernst_von_FreybergDer bisherige Generaldirektor der Vatikanbank IOR, Paolo Cipriani, und sein Vize Massimo Tulli haben ihren Rücktritt angeboten. Sie hätten beide entschieden, dass diese Entscheidung das Beste für das IOR sei. Das teilte der Vatikan am Montagabend mit. Die Kardinalskommission und Aufsichtsbehörde des IOR haben die Rücktritte angenommen, so der Vatikan weiter. IOR-Präsident Ernst von Freyberg hat das Amt des Generaldirektors vorläufig mit übernommen, die zuständige Aufsichtsbehörde AIF und die vom Papst neu ernannte Untersuchungskommission seien umgehend informiert worden.
Das IOR hätte seit 2010 hart an der Umsetzung der Standards gegen Geldwäsche gearbeitet, viel sei erreicht worden, aber nun müsse die Umsetzung mit Hilfe einer neuen Leitung beschleunigt werden: So kommentierte IOR-Präsident Ernst von Freyberg die Entwicklung. Ein Auswahlverfahren zur Ernennung eines neuen Direktors sei begonnen worden.
Zwei Neueinstellungen werden von Freyberg in seiner Aufgabe helfen, Rolando Marranci und Antonio Montaresi werden als amtierender Stellvertreter und als Chief Risk Officer die Umsetzung der Standards überwachen, auf die sich das IOR und der Vatikan festgelegt haben. Beide haben zuvor bei verschiedenen italienischen und US-Banken gearbeitet. Neben diesen Einstellungen auf Führungsebene wurden zwei weitere erfahrene Banker, Elizabeth McCaul und Raffaele Cosimo von der Firma Promontory beauftragt, das Programm des IOR gegen Geldwäsche zu verstärken. Die Vatikannote bezeichnete sie als international anerkannte Fachleute im Kampf gegen die Geldwäsche. (rv)

„Wir sind keine Bank“: IOR – Präsident von Freyberg im Interview

Ernst_von_FreybergSein Traum ist, dass die Vatikanbank keine Aufmerksamkeit mehr auf sich zieht. So beschreibt der neue Präsident des Aufsichtsrates, Ernst von Freyberg, im Interview mit Radio Vatikan seine Vision. Seit dem 15. Februar leitet er das IOR, das Istituto per le Opere di Religione, das ‚Institut für Religiöse Werke’.

„Es ist ein großes Privileg, hier zu arbeiten. Und es ist eine große Herausforderung, dem Papst dabei zu helfen, die Reputation dieses Institut wieder herzustellen." In aller Kürze beschreibt Ernst von Freyberg seine Sicht auf die Aufgabe. Zuvor war er von Frankfurt aus im Aufsichtsrat verschiedener Firmen, unter anderem ist der Malteserritter Aufsichtsratsvorsitzender von Blohm+Voss. Nach einem langen und ausführlichen Auswahlverfahren ausgesucht, ist er nun Präsident des Aufsichtsrates des IOR, vereinfachend manchmal schlicht „Vatikanbank" genannt.

Herr von Freyberg, Wie haben Sie sich Ihre Arbeit vorgestellt, bevor Sie herkamen?

„Anders als sie tatsächlich ist. Als ich herkam dachte ich, dass ich vor allem tun müsste, was man allgemein als ‚Aufräumen’ bezeichnet, und dass ich mit unvorschriftsmäßigen Konten umgehen müsste. Aber davon kann ich – bis jetzt – nichts entdecken. Das heißt zwar nicht, dass es das nicht gibt, aber es meint, dass es wichtigere Dinge gibt. Die wichtigste Aufgabe betrifft unsere Reputation. Unsere Arbeit – meine Arbeit – ist viel mehr Kommunikation, als ich das gedacht hatte. Vor allem ist es mehr Kommunikation innerhalb der Kirche; davon haben wir in der Vergangenheit nicht genug gehabt. Wir schulden der Kirche Transparenz und eine gute Erklärung dessen, was wir tun und wie wir zu Diensten zu sein versuchen."

Wie kommt es, dass jemand wie Sie, mit Ihrer Erfahrung, nach all den Geschichten und der Vergangenheit ausgerechnet für die Bank des Vatikan arbeiten möchte?

„Das kann man nicht wollen. Es ist nicht so, dass man zu Hause sitzt und davon träumt. Selbst während der Einstellungsgespräche sagt man sich nicht ‚Ich will das unbedingt machen’. Wenn man dazu berufen wird, dann nimmt man das gerne an, das gilt für mich wie für die anderen Kandidaten, die für diese Position in Frage kamen. Ich habe dann hier festgestellt, dass es eine gute Erfahrung ist und viel weniger mit Komplikationen und internen Problemen belastet, als man von außen annehmen würde."

Kommunikation gehört zu den Hauptaufgaben

Wie sieht so ein normaler Arbeitstag aus? Wenn wir hier aus Ihrem Fenster sehen, schauen wir auf den Petersplatz, ich nehme also einmal an, dass die Arbeit sehr verschieden ist von Ihrer Arbeit in Frankfurt.

„Ein normaler Tag beginnt recht außergewöhnlich, denn ich habe das Privileg, in Santa Marta zu wohnen und deswegen ab und zu die Gelegenheit, bei den Messfeiern mit Papst Franziskus dabei zu sein. Das ist schon ein Privileg, morgens um sieben Uhr dabei zu sein und seinen kurzen und immer treffenden Predigten zuzuhören.
Dann ist mein Tag nach Projekten geordnet. Ich bin ein Fan davon, Aufgaben systematisch in Projekte aufzuteilen und anzugehen. Die großen Aufgaben werden in Projekte und Unterprojekte aufgeteilt und ich nehme an den Sitzungen teil, in denen diese Projekte vorangetrieben werden.
Einiges an Zeit verbringe ich jeden Tag mit dem Direktor und dem Vizedirektor des IOR, mit denen ich durch das Tagesgeschäft gehe, dann bereite ich Sitzungen vor und kommuniziere. In der Kirche, mit Journalisten, mit Botschaftern, denen ich allen zu erklären versuche, was wir machen.
Sie werden mich genau da finden, zwischen Projekt-Management, Tagesgeschäft und Kommunikation."

Als Sie die Aufgabe übernommen haben, war von nur einigen Tagen in der Woche die Rede. Ist das machbar, ein Teilzeitdirektor zu sein?

„Wenn Sie auf die Statuten schauen, werden Sie feststellen, dass sich der Aufsichtsrat alle drei Monate treffen soll und dass ich einmal im Monat die wirtschaftlichen Ergebnisse gemeinsam mit dem Direktor durchgehen soll. So wollten es die Gründer der Bank von meiner Position. Bei den Einstellungsgesprächen hieß es, ‚ein oder zwei Tage pro Woche’, im Augenblick bin ich drei Tage der Woche in Rom und arbeite noch einmal zwei oder drei Tage für das Institut von anderen Orten in der Welt aus.
Ich glaube aber, dass ich mittelfristig eher wieder zu den Regelungen der Statuten zurück sollte."

Aber für den Augenblick ist Ihre Arbeitszeit angemessen?

„Wenn sie sich die Herausforderungen ansehen, dann brauchen wir dafür jede Stunde."

Ihre Aufgabe erfüllen Sie aber nicht allein, sie arbeiten mit anderen zusammen, Beratungsagenturen zum Beispiel.

„Es gibt hauptsächlich eine Agentur, die aber keine Beratungsagentur ist, sondern unser Supervisor AIF [Autorità di Informazione Finanziaria]. Das ist das Kontrollgremium, das alle Institutionen des Vatikan in Bezug auf Geldwäsche überwacht. Mit denen arbeiten wir ganz eng zusammen.
Aber richtig, es gibt auch externe Berater, ich habe eine ganze Reihe engagiert. So habe ich die wahrscheinlich führende Beraterfirma in Sachen Anti-Geldwäsche engagiert, damit sie jedes einzelne unserer Konten und auch unsere Strukturen untersucht.
Der Heilige Stuhl hat sich den international geltenden Standards angeschlossen. Ich wende dieses Recht an und die höchsten Standards, die verlangt werden. Ich persönlich habe jede Woche alle verdächtigen Fälle auf meinen Schreibtisch. Wir verfolgen eine Null-Toleranz Politik bei Kunden aber auch bei Angestellten, die irgendwie in Geldwäsche verwickelt sein sollten."

Was ist das, das IOR?

Lassen Sie uns ein wenig über die Bank sprechen: Da gibt es viele Mythen und romanhafte Vorstellungen. Einmal abgesehen von diesen Mythen: Was genau ist das IOR?

„Das IOR ist immer noch, wie es 1942 gegründet wurde. Es tut nur zwei Dinge: Erstens nimmt es Einlagen von Kunden und sichert sie ab. Wir sind so etwas wie ein Familienbüro, das die Vermögen der Familienmitglieder verwaltet. Das sind der Heilige Stuhl, mit ihm zusammen hängende Einrichtungen, Ordensgemeinschaften mit ihren weltweiten Aktivitäten, Priester und Angestellte des Vatikan.
Zweitens leisten wir Auszahlungsdienste vor allem für den Vatikan und für Orden, die weltweit tätig sind: Wir bringen die Vermögen dorthin, wo immer diese Aktivitäten stattfinden."

Also sind Sie streng genommen gar keine Bank?

„Wir sind keine Bank. Wir verleihen kein Geld, wir machen keine direkten Anlagengeschäfte, wir machen keine Spekulationsgeschäfte. Unser Kerngeschäft ist das Anlegen von Einlagen in Rentenpapiere, einige Unternehmensanleihen etc., so dass wir den Kunden ihr Geld geben können, wann immer sie es haben möchten. Wir stellen sicher, dass das Geld überall hinkommt, sogar an die merkwürdigsten Orte der Welt."

Was Sie mit Banken gemeinsam haben ist die Tatsache, dass Sie Gewinn machen. Ist das Absicht oder einfach nur ein Extra?

„Unser Auftrag ist ein Dienstauftrag. Wenn wir diesen Auftrag gut erfüllen, können wir erwarten, einen Überschuss zu erwirtschaften. Durchschnittlich tragen wir 55 Millionen Euro pro Jahr zum Haushalt des Vatikan bei, damit sind wir eine wichtige wirtschaftliche Säule. Jetzt werden Sie fragen, wie man 55 Millionen Euro verdient: Wenn Sie auf unsere Bilanz schauen, sehen Sie drei Elemente. Eines sind die Zinsen, die wir zahlen. Dann sind es Zinsen, die wir bekommen, das ist der wichtigste Teil unseres Einkommens, etwa 50 bis 70 Millionen Euro pro Jahr, davon muss man unsere Kosten dann abziehen. Dazu kommen dann noch einige Gewinne aus Kursschwankungen und so errechnet sich unser Gewinn. Dieser Gewinn geht dann an den Vatikan."

Warum braucht der Vatikan das IOR?

Was ist denn das Alleinstellungsmerkmal, das Besondere, das nur Ihr Institut hat und andere nicht?

„Was uns einzigartig macht ist, dass wir wirklich die Welt der Kirche und ihres Auftrages verstehen. 112 Menschen arbeiten im IOR und wir haben 19.000 Kunden. Die meisten von ihnen sind Ordensleute, die ihre Sachbearbeiter seit 20 bis 30 Jahren kennen. Wir wissen, was sie brauchen und sie haben eine vertrauenswürdige Person hier.
Wir stehen im Wettbewerb wie alle anderen Banken auf der Welt auch, unsere Kunden werden von anderen Banken umworben, aber sie entscheiden sich, bei uns zu bleiben.
Wir haben viele Vorteile: Das IOR ist stark mit Kapital ausgestattet, 800 Millionen Euro gegenüber 5 Milliarden im Haushalt. Das ist doppelt so viel, wie Sie es außerhalb des Vatikan finden würden. Während der Wirtschaftskrise hatten wir keine Probleme, keine Regierung hat uns retten müssen, wir sind sehr, sehr sicher."

Und warum sollte der Vatikan überhaupt eine Bank haben? Besonders jetzt, nach der Wahl von Papst Franziskus, wird diese Frage immer wieder gestellt. Was ist Ihre Antwort?

„Ich betrachte das von zwei Perspektiven: Eine ist der Kunde. Er will sein Geld bei uns anlegen. Die zweite Perspektive ist die Frage, ob wir unseren Dienst für den heiligen Vater leisten. Hier haben wir keinen guten Dienst geleistet, mit einer Reputation, welche die Botschaft verdunkelt. Das anzugehen sehe ich als meine erste und wichtigste Aufgabe."

Um aus der Ecke heraus zu kommen?

„Um aus dem Rampenlicht herauszukommen und in die Ecke hinein, also um demütig unseren Dienst zu tun und nicht dauernd in der Aufmerksamkeit zu stehen."

Sie haben die Menge Ihrer Kunden erwähnt, 19.000. Ist das im Vergleich viel, wenig …

„Das ist winzig. Es gibt wenige kleinere Banken als unser Institut."

Wenn Sie also nach Zürich oder an einen anderen Bankenplatz kommen, wären sie ein Vertreter einer kleinen Bank …

„Winzig, nicht nur klein: Winzig."

Es gibt keine Nummernkonten

Es gibt Spekulationen über Nummernkonten ohne Namen, darauf sollen sich große Summen befinden. Gibt es die?

„Das ist reine Erfindung. Es gibt keine Nummernkonten. Seit 1996 ist es technisch unmöglich, in unserem System ein Nummernkonto zu eröffnen und es wäre auch gegen Vatikanrecht. Ich habe mir selber das System angesehen und Zufallsproben gemacht: Ich habe keine Anzeichen für Nummernkonten gefunden."

Nicht mal aus der Vergangenheit geerbt?

„Das würde in unserem System nicht funktionieren."

Die Politik der Transparenz

Wir sitzen hier zum Interview, in der vergangenen Woche hat Ihre Aufsichtsbehörde AIF einen Bericht vorgelegt: Ist Transparenz das neue Motto des IOR?

„Transparenz ist ein Schlüssel, aber das ist nicht alles, es zählt auch das, was man dann sieht, wenn man transparent ist: Dass wir so sauber sind wie man es sein muss, um in der internationalen Finanzwelt akzeptiert zu sein.
Transparenz ist übrigens nichts, was die Welt immer schon hatte und zu dem man den Vatikan zwingen müsste. Vor fünfzehn Jahren waren wir wahrscheinlich genauso normal wie andere private Institute, was das Bankengeheimnis angeht. Nach dem 11. September und der Frage der Terrorfinanzierung, den Sozialen Medien mit ihrer Neudefinition von Vertraulichkeit und Geheimnis und der Bankenkrise hat sich einiges entwickelt. Die Welt hat sich geändert und wir sind vielleicht etwas spät dran, uns daran anzupassen. Wir beeilen uns, das nachzuholen und dort zu sein, wo wir vor fünfzehn Jahren waren: Ein relativ normales Institut im vergleich mit anderen Finanzinstituten."

Aber wie Sie gesagt haben: Im Augenblick trübt das IOR eher das Bild des Vatikan, offensichtlich läuft etwa nicht richtig oder es ist noch nicht richtig umgesetzt.

„Ja, damit kommen wir zurück zur Frage der Reputation. Das ist der wichtigste Teil meiner Arbeit, diesen Schatten zu vertreiben."

Ist das möglich?

„Ja. Ich bin überzeugt, dass wir eine gut geführte, saubere Finanzinstitution sind. Natürlich können wir, so wie alle anderen, auch noch besser werden.
Vor allem müssen wir kommunizieren. In der Vergangenheit haben wir mit niemandem geredet, angefangen bei unseren Auftraggebern. Wir haben nicht auf systematische Weise mit den Kardinälen gesprochen, wir haben nicht mit der Kurie gesprochen, wir haben nicht mit der Kirche gesprochen. Es ist das Recht jedes Mitglieds der Katholischen Kirche auf der ganzen Welt, über diese Institution gut informiert zu sein.
Was machen wir nun? Wir beginnen, mit den Medien zu sprechen und innerhalb der Kirche zu kommunizieren und unsere wichtigsten Auftraggeber systematisch zu informieren, außerdem werden wir einen Jahresbericht vorlegen wie jedes andere Finanzinstitut auch und wir werden das am ersten Oktober ins Internet stellen, auf unserer eigenen Webseite."

Sie haben Ihre Aufgaben in der Mitte einer Amtsperiode übernommen, die Ihrige endet also im Jahr 2015. Was würden Sie dann als Erfolg bezeichnen?

„Mein Traum ist sehr klar. Mein Traum ist, dass unsere Reputation so ist, dass die Menschen nicht mehr an uns denken, wenn sie an den Vatikan denken, sondern darauf hören, was der Papst sagt."

Herr von Freyberg, herzlichen Dank für das Gespräch. (rv)

Vatikan: Vatikanbank veröffentlicht demnächst seinen Jahresbericht

Ernst_von_FreybergDie Vatikanbank „Istituto per le Opere di Religione" (IOR) will demnächst ihren Jahresbericht veröffentlichen. Das gab der Präsident des IOR, Ernst von Freyberg, bei einem Treffen mit Bankangestellten bekannt. Dabei handle sich jedoch nicht um die Bilanzen der Vatikanbank, präzisierte der vatikanische Medienberater Greg Burke am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur „Kipa". Die Internetseite, auf der der Jahresbericht veröffentlicht werden soll, soll bis Ende des Jahres erstellt sein. Freyberg gab derweil weiter bekannt, dass ein neues, international zertifiziertes Institut mit der Beratung der Bank beauftragt worden sei, um sicherzustellen, dass sämtliche internationale Standards gegen Geldwäsche eingehalten würden. Bislang hat das vatikanische Geldinstitut seine Geschäftstätigkeit nicht offengelegt. Im vergangenen Jahr gab es allerdings erstmals einige Eckdaten bekannt. (rv)

Ernst von Freyberg wird Chef der IOR

Ernst von Freyberg ist der neue Präsident des Aufsichtsrates der Vatikanbank IOR. Das gab der Vatikan an diesem Freitag bekannt. Man habe sich mit der Suche eines neuen Chefs Zeit gelassen und auch externe Hilfe bei der Auswahl in Anspruch genommen, so der Pressesaal in einer Note.

Man habe in die Suche auf Veranlassung des Interimschefs Ronaldo Schmitz eine internationale Personalagentur einbezogen, führte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bei einer Pressekonferenz an diesem Freitag aus. Spencer Stuart mit Sitz Frankfurt am Main habe bei der Suche, den Interviews und der Erstellung eines Profils für den neuen Präsidenten geholfen. Etwa vierzig Kandidaten seien von der Agentur vorgeschlagen worden, sechs seien dann vom Aufsichtsrat in einem Vorstellungsgespräch gehört worden. Aus diesen Kandidaten wurden dann drei ausgewählt, die anschließend von der Kardinalskommission interviewt wurden. Gemeinsam hätten sich der Aufsichtsrat und die Kardinalskommission auf einen Kandidaten geeinigt, dessen Name dem Papst vorgelegt wurde. Die Ernennung sei dann durch den Präsidenten der Kommission erfolgt.

Ernst Freiherr von Freyberg ist 54 Jahre alt. Der Jurist, der eine Investmentbank geleitet hat, ist Ritter des Souveränen Malteser-Ritterordens. Er lebt in Frankfurt, Vatikansprecher Lombardi geht aber davon aus, dass sich der neue IOR-Präsident künftig mehrere Tage in der Woche in Rom aufhalten werde. Im Zuge der Pressekonferenz unterstrich Pater Lombardi, dass der neue Aufsichtsratspräsident in Zukunft exklusiv für die Vatikanbank arbeiten werde. Er bleibe aber Vorstandsvorsitzender der Gruppe Blohm+Voss und werde seine Freiwilligentätigkeit für den Malteserorden weiter fortführen. Auf Nachfrage von Journalisten führte Pater Lombardi weiter aus, dass die Hauptaktivitäten von Blohm+Voss den Umbau und die Reparatur von Kreuzfahrtschiffen beträfen, aber auch Tätigkeiten für die Industrie, die Hochseearbeiten vornimmt und den Bau von Yachten umfassten – zur Zeit sei Blohm+Voss auch Teil eines Konsortiums, das vier Fregatten für die Deutsche Marine fertige.

Die übrigen vier Mitglieder des IOR-Aufsichtsrates behielten ihr Mandat. (rv)