Zehn katholische Thesen zu Luther

Vor knapp 500 Jahren hat Martin Luther in Wittenberg theologische Thesen veröffentlicht – und damit die Reformation in Gang gebracht. Jetzt versucht sich auch ein katholischer Bischof an einem Thesenanschlag: Der „Ökumenebischof" der Deutschen Bischofskonferenz, Gerhard Feige, hat rechtzeitig vor dem Reformationstag von diesem Mittwoch zehn „katholische Thesen" veröffentlicht. Sie kreisen um das Reformationsgedenken in fünf Jahren. Im Kölner Domradio sagte der Magdeburger Bischof:

„Ich wollte die ganze Problematik einmal zusammenfassen und bin davon ausgegangen, dass es zunächst eine evangelische Angelegenheit ist. Wir sind zwar inzwischen eingeladen, aber wir sehen eben die Reformation nicht unbedingt so begeistert wie die evangelische Seite. Bislang können wir jedenfalls nicht fröhlich mitfeiern, aber wenn der Charakter stimmt, d.h. wenn diese Gedenkfeiern – wie EKD-Präses Nikolaus Schneider einmal gesagt hat – im Kern ein Christusjubiläum wären und wir damit ein gemeinsames Glaubenszeugnis für die Welt geben könnten, dann könnte ich mir vorstellen, dass wir 2017 auch aktiver mit dabei sind!"

Katholiken könnten und wollten sich „durchaus konstruktiv und kreativ mit der Reformation und ihren Folgen auseinandersetzen". Doch empfänden sie „die damit zusammenhängende Spaltung der abendländischen Kirche als tragisch", so Bischof Feige. Katholiken, Protestanten und Reformierte sollten versuchen, Geschichte „nicht zu harmonisieren, aber doch zu einer gemeinsamen Sichtweise zu kommen". Das müsste natürlich bei Martin Luther selbst anfangen:

„Luther scheidet die Geister. Er ist nicht nur ein geistlicher Mensch gewesen, sondern hatte auch seine Ecken und Kanten und war eine recht sperrige Persönlichkeit. Nicht alles, was von ihm stammt, ist positiv zu werten. Aber wie auch der Papst betont hat: Luther hat leidenschaftlich um Gott gerungen und war sehr christusbezogen. Und das ist etwas, was auch Katholiken zum Nachdenken und zur Besinnung bringen könnte. Es war 1983 schon einmal möglich, dass Theologen der evangelischen und der katholischen Kirche in einer hochrangigen internationalen Kommission Luther als Zeugen des Evangeliums, Lehrer im Glauben und Rufer zur geistlichen Erneuerung gemeinsam werten konnten!"

Bis in die Gegenwart litten Christen – vor allem in konfessionsverschiedenen Ehen und Familien – an der Spaltung, so Bischof Feige. Das sollte „nicht verdrängt oder beschönigt, sondern zur Kenntnis genommen und aufgearbeitet werden". Im Blick auf 2017 begrüßt der Bischof Vorschläge, im katholisch-evangelischen Verhältnis eine „Reinigung des Gedächtnisses" oder „Heilung der Erinnerungen" anzustreben und ein konkretes Zeichen der Buße und der Bereitschaft zur Vergebung, der Umkehr und Versöhnung zu setzen. Ein solches gemeinsames Auftreten sei heute nötiger denn je:

„Ich lebe ja hier in einer Gegend, wo inzwischen über achtzig Prozent der Bevölkerung keiner Kirche, aber auch keiner anderen Religion mehr angehören. Da drängt es uns besonders, gemeinsam in dieser gesellschaftlichen Situation das Evangelium glaubwürdig zu leben und zu bezeugen. Und da hoffe ich darauf, dass auch dieser Kontext uns dazu bringt, noch gemeinsamer, ökumenischer auf 2017 zuzugehen!" (rv)

Vatikan: Vollversammlung der Kommission für die Beziehungen zum Judentum

Die vatikanische Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum hält derzeit im Vatikan ihre Vollversammlung ab. Bis zum Dienstag will das zum Päpstlichen Einheitsrat gehörende Gremium über die christlich-jüdischen Beziehungen nachdenken. Leiter der Beratungen ist der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch. Nachgedacht wird unter anderem über den „Tag des Judentums", den Ortskirchen in der Schweiz und mehreren EU-Ländern, darunter Österreich, begehen. Nun überlegen mehrere Bischofskonferenzen, ob sie ebenfalls einen „Tag des Judentums" einführen sollen. In Deutschland gibt es seit 1952 jedes Jahr im März eine eigene „Woche der Brüderlichkeit", die dem christlich-jüdischen Miteinander gewidmet ist. (rv)

 

Die 58 Propositionen: Eine Zusammenfassung

Der Vatikan hat an diesem Samstag die endgültige Version der Propositiones vorgestellt, also der Vorschläge, die aus der Arbeit der Bischofssynode dem Papst zur Erstellung eines postsynodalen Schreibens übergeben werden. Es sind insgesamt 58, geordnet in vier Hauptteile.

Was ist Neuevangelisierung?
Nach einer Einleitung befasst sich ein erster Teil mit der Frage, was genau Neuevangelisierung sein will. Eng an den ursprünglichen Auftrag anschließend, den der Vater an den Sohn und der Sohn an seine Jünger erteilt habe, sei es nun Auftrag der Kirche, den Glauben weiterzugeben. Dies geschieht unter konkreten Umständen und unter Wahrung des kirchlichen Charakters. Weiter geht es um die Frage der Rolle der Kultur, der Erstverkündigung und um die Funktion und Wichtigkeit der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils als „vitales Instrument".

Der Kontext der Neuevangelisierung
Nach den eher grundsätzlichen einführenden Propositionen handeln die Nummern 13 – 25 vom konkreten Kontext, in dem die Neuevangelisierung stattfindet. Versöhnung und Menschenrechte werden genauso erwogen wie Religionsfreiheit, die kirchliche Soziallehre, Massenmedien und Kunst. Besondere Betonung findet das „Grundgesetz des Glaubens", die grundsätzliche Vereinbarkeit von Vernunft und Glauben. Die intellektuellen Anstrengungen, die vernünftige Einsicht in die Schöpfung [das Naturrecht] in den Dialog mit der Welt einzubringen, sei ein Weg zu einer „Theologie der Glaubwürdigkeit" (Nr. 17).

Was tut Neuevangelisierung?
Ein dritter Teil befasst sich mit den pastoralen Antworten auf diese Umstände (Propositiones 26 – 40). Wie sich in den Beratungen bereits gezeigt hat, liegt ein erstes Schwergewicht auf den Pfarreien und auf der Erziehung. Drei Propositionen behandeln das Feld der Erwachsenenbildung, Theologie und Katechese. Die Option für die Armen wird ebenfalls behandelt, denn Jesus identifiziere sich mit den Menschen in Not.
In einem weiteren Komplex der Propositionen geht es um die geistliche Dimension der Neuevangelisierung, um die Beichte und die Liturgie, um die Firmung und die Volksfrömmigkeit: Grundlinie ist hierbei immer die persönliche Begegnung mit Christus.

Wer sind die „Neuevangelisierer"?
Im vierten Teil geht es um die Akteure der Neuevangelisierung. Das wichtigste Subjekt sei die Ortskirche, denn Verkündigung hänge stark von den Umständen und Kulturen ab. Die Propositionen legen großen Wert auf Zusammenarbeit. Diese geschieht innerhalb eines Bistums, zwischen Bewegungen und Leitungsebene sowie zwischen einzelnen Initiativen. Die Rollen der Laien allgemein und der Frauen im Besonderen erfahren eine besondere Wertschätzung. Proposition 48 behandelt die während der Beratungen so wichtige Frage der Familien als Haus-Kirchen. Hier werden gescheiterte Familien und Ehen ebenso erwähnt wie die alleine lebenden Menschen. Hier brauche es besondere pastorale Anstrengungen. Ferner werden Priester, Ordensleute und die Jugend mit eigenen Propositionen bedacht. Für die Jugend seien vor allem der Youcat und die Weltjugendtage von besonderer Bedeutung.
Unter den kirchlichen Aktivitäten werden die Dialoge genannt, mit Nichtchristen, in der Ökumene und zwischen den Religionen. Die Synode fordert insbesondere zu einer Intensivierung des Dialoges mit dem Islam auf.

Propositio 57 fasst das zuvor gesagte zusammen: Verkündigung könne nur geschehen, wenn das Leben des Verkünders selbst nach dem Evangelium gestaltet sei: Auch der eigene Glauben müsse ständig erneuert werden, um geteilt werden zu können. Hier greifen die Propositionen die Aufforderung zur Selbstevangelisierung auf, ebenfalls ein prominentes Thema bei der Synode.

Zwei vatikanische Institutionen finden explizite Erwähnung in dem Dokument: Zum einen der päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung, der Modell stehen solle für ähnliche Einrichtungen in den Bischofskonferenzen. Zum anderen der „Vorhof der Völker" des päpstlichen Kulturrates. (rv)

Wuerl: „Propositiones betonen Einheit der Kirche bei Neuevangelisierung“

Einer der wichtigsten Aspekte, die bei der Synode behandelt wurden, sei die Einheit der Kirche. Dies sagte der Generalrelator der Bischofssynode, Kardinal Donald Wuerl an diesem Samstag bei der Vorstellung der 58 Propositiones oder Vorschläge, die aus der Mitte der Bischofssynode an den Papst überreicht werden. Die Kirche müsse gemeinsam positiv in die Zukunft schauen. Zentral sei dabei vor allem eine Frage:

„Wie bringen wir den Glauben der Kirche in diese sehr moderne, säkularisierte und komplexe Welt?’ Dieses Ziel kam immer wieder bei der Synode zur Sprache und reflektiert sich auch in den Propositionen: Einheit bei dem, was die Kirche tun muss, warum sie es tun muss und wohin sie gehen will"

Was Neuevangelisierung eigentlich ist und in welcher Weise sie mit der Welt in Verbindung steht, sei ein weiterer wichtiger Punkt, der die Propositionen verbinde, so Wuerl. Außerdem befassen sich die Vorschläge mit möglichen Orten der Neuevangelisierung wie etwa Schulen oder Krankenhäuser. Nicht zuletzt beantworteten die Synodalen in ihren Vorschlägen auch die Frage, wer für die Neuevangelisierung zuständig sei:

„Und zwar jeder von uns. Die Vorschläge sprechen beispielsweise über die Familie, junge Leute, Priester und Ordensleute, aber auch über die Rolle eines jeden einzelnen in der Gemeinschaft der Kirche. Die Diskussion wird mit der Proposition 57 abgeschlossen, die maßgeblich ist: Sie ist eine Zusammenfassung dessen, was wichtig ist, um den Glauben weiter zu tragen und spricht von den dafür nötigen Elementen. Erstens ist das eine Vertiefung des Glaubens, zu der jeder Gläubige aufgerufen ist, zweitens das unbedingte Vertrauen in Gott und seinen Glauben und das dritte ist einfach: dies alles zu teilen."

Zum Abschluss der Vorschläge, in der 58. Proposition, wird der Maria als „Stern der Neuevangelisierung" gedacht. Ihr Beispiel sei maßgeblich für das weitere Wirken der Neuevangelisierung bei den Völkern der Welt. Die Propositionen werden nun dem Papst überreicht, der dann das Abschlussdokument der Bischofssynode verfasst. (rv)

Dialog mit den Piusbrüdern braucht Durchhaltevermögen

Der Umgang mit der Piusbruderschaft brauche „Geduld, Ernsthaftigkeit und Durchhaltevermögen". So heißt es in einer offiziellen Stellungnahme der päpstlichen Kommission Ecclesiae Dei zum Dialog mit der Bruderschaft. Der Vatikan veröffentlichte den Text an diesem Freitag.
Damit reagiert die Kommission auf die Antwort der Bruderschaft vom 6. September, in der diese ankündigt, für eine angemessene Reaktion auf die Vorschläge des Vatikans mehr Zeit für Reflexion und Studium zu benötigen. Der Vatikan habe durch die Kommission nach drei Jahren des Dialoges über die Lehre der Kirche und insbesondere über Fragen zu einigen Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils im Juni ein Dokument vorgelegt, das eine Normalisierung der Beziehungen in Aussicht stellt. Im Augenblick warte der Vatikan auf eine Antwort, so die offizielle Stellungnahme.
Die Kommission Ecclesia Dei betont, dass der Vatikan für die Versöhnung bereits entscheidende Schritte getan habe, unter anderem durch die Zulassung der außerordentlichen Form des Ritus der Messe und durch die Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft.

Hintergrund
Im Juni hatte Papst Benedikt XVI. den US-amerikanischen Kurienerzbischof Joseph Di Noia zum Vizepräsidenten der Kommission ernannt, Präsident ist seit seiner Bestellung zum Präfekten der Glaubenskongregation ebenfalls seit Juni Erzbischof Gerhard-Ludwig Müller. Bereits bei der Ernennung Di Noias wie auch in der an diesem Samstag veröffentlichten Note betont der Vatikan den Versöhnungswillen mit der Piusbruderschaft von Seiten des Vatikans. (rv)

Papst ernennt Mitglieder von ‚Cor Unum’ und ‚Rat für interreligiösen Dialog’

  Papst Benedikt XVI. hat an diesem Samstag weitere Mitglieder des Päpstlichen Rates ‚Cor Unum’ und des Päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog ernannt. Im Päpstlichen Rat ‚Cor Unum’, der beispielsweise humanitäre Hilfsaktionen des Heiligen Stuhls organisiert, sind unter anderen der Präsident des Deutschen Caritasverbands, Peter Neher, sowie Kardinal Óscar Andrés Kardinal Rodríguez Maradiaga, Erzbischof von Tegucigalpa in Honduras und Präsident der Caritas International. Ein weiteres der neun vom Papst ernannten ‚Cor Unum’-Mitglieder ist Tarcisius Isao Kikuchi, Bischof von Niigata in Japan und Vizepräsident von Caritas International für Asien.

Außerdem ernannte Benedikt XVI. an diesem Samstag 14 Mitglieder im Päpstlichen Rat für interreligiösen Dialog. Unter ihnen sind: Kardinal Fernando Filoni, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, der Lateinische Erzbischof von Bagdad (Irak), Jean Benjamin Sleiman, und Erzbischof Rino Fisichella, Präsident des Päpstlichen Rates für Neuevangelisiserung. (rv)

Libanon/Syrien: Konflikt betrifft die ganze Region

Die Lage im Nahen Osten stand in diesen Tagen im Zentrum der Aufmerksamkeit der Synodalen. Wenn die Bischofssynode in Rom beendet ist, soll die vom Papst und der Synode entsandte Delegation nach Syrien aufbrechen. Der designierte Kardinal und Patriarch der Maroniten von Antiochien, Béchara Boutros Raï, erinnert im Radio Vatikan-Interview daran, dass die Delegation eine Solidaritätsbekundung für die Menschen in Syrien sein solle – und natürlich ein Aufruf zum Frieden und zur Versöhnung.
Raï geht davon aus, dass die Delegation eine Geste der Hoffnung für alle sein wird, die unter der tragischen Situation in Syrien leiden. Sie sei ein konkreter Weg, zu zeigen, dass die Kirche Anteil nehme und sich Frieden in Syrien wünsche. Frieden, der durch Dialog und Absprachen erreicht werde und nicht durch Gewalt und Krieg. Die Kirche unterstütze auf diese Weise eine nationale Versöhnung. Was das Attentat im Libanon betreffe, das in der vergangenen Woche den Nahen Osten erschüttert hatte und dem acht Menschen zum Opfer gefallen sind, so sei dieses allerdings leider vorhersehbar gewesen. Der hochrangige Geheimdienstmitarbeiter Al Hassan, der bei dem Attentat ums Leben gekommen ist, habe mehrfach Drohungen erhalten und deswegen die letzte Zeit hauptsächlich im Ausland verbracht, so Raï:

„Ich bin bestürzt über dieses Attentat. Man kennt das Motiv dafür: Al Hassan hatte ein Komplott aufgedeckt, das schweren Schaden angerichtet hätte. Dabei wäre Sprengstoff zum Einsatz gekommen, den ein früherer Minister in den Libanon eingeführt hatte. Al Hassan hat das entdeckt und angezeigt. In jüngster Zeit musste er im Ausland leben. Alle hatten ihm geraten, nicht wiederzukommen, denn er wurde bedroht. Nicht einmal 24 Stunden nach seiner Rückkehr ist er nun ermordet worden."

Der Hauptkonflikt im Libanon und der Region sei durch Spannungen zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen bedingt, so der Patriarch. Er habe sich mit dem libanesischen Präsidenten Michel Suleiman, einem Christen, getroffen und zu Besonnenheit geraten, damit die Geschehnisse korrekt aufgeklärt werden können:

„Der Präsident hat dann eine Beratung abgehalten, um herauszufinden, ob es nötig ist, die Regierung zu entlassen oder nicht: Aktuell ist der Premierminister Sunnit, und einige fürchten, er könnte Beziehungen nach Syrien haben oder zu sunnitischen Kreisen. Aber: Es ist überhaupt noch nicht gesagt, ob wirklich Syrer hinter dem Attentat auf Al Hassan stecken. Wir können das nicht einfach so behaupten. Und wer auch immer es war – es scheint, dass sich die Situation wieder beruhigt."

Dennoch sei die Situation aufgrund der Lage in Syrien sehr kritisch. Alles, was im Nachbarland passiere, schlage sich auch im Libanon nieder. Das gelte insbesondere für die Tatsache, dass sich in Syrien ein blutiger Konflikt zwischen der sunnitischen Mehrheit und der alawitischen Regierung abzeichne. Hier gebe es Parallelen auch zum Libanon:

„Im Libanon gibt es sowohl Sunniten als auch Alawiten – und die syrischen Probleme schlagen sich hier ebenfalls nieder. Dazu kommt, dass die Libanesen unter sich gespalten sind: Die Sunniten sind gegen die Regierung, die Schiiten hingegen sind für sie. Der Konflikt ist politischer Natur. Wenn er in diesem Ambiente bleibt, dann wird bald wieder Normalität einkehren. Wenn diese Grenze aber überschritten wird – was ich allerdings nicht glaube – dann könnte sich die Lage im Libanon verschlimmern."

Die Christen seien sich in dieser Situation uneins: Aufgrund der politischen Bündnisse hätten sich einige mit den Sunniten verbündet, andere mit den Schiiten. Der Patriarch hat eine klare Botschaft an die Christen:

„Wir rufen sie dazu auf, ein Bindeglied zwischen beiden zu sein! Die Christen sollten eine Brücke zwischen Schiiten und Sunniten sein, denn dieser Konflikt betrifft die ganze Region." (rv)

Weltkirche: Informationen zu den designierten Kardinälen

Statistik des Kardinalskollegiums

Bei der Generalaudienz am Mittwoch, den 24. Oktober gab Papst Benedikt XVI. sechs neue Kardinäle bekannt. Sie werden beim Konsistorium am Samstag, den 24. November 2012 in den Kardinalsstand erhoben. Obwohl die letzte Kardinalserhebung gerade erst acht Monate her ist, ist der Umfang der wahlberechtigten Purpurträger des Kardinalskollegiums bereits heute auf 116 Kardinäle geschrumpft. Mit der Erhebung der sechs Kardinalskandidaten wird das Kardinalskollegium am 24. November folgenden Umfang besitzen:  

  • Kardinäle mit Wahlrecht:  120
  • Kardinäle ohne Wahlrecht: 91
  • Kollegium gesamt:            211

Die neuen Kardinäle sind zwar alle unter 80 Jahre alt, aber bis um Konsistorium scheiden zwei der wahlberechtigten Kardinäle (Kardinal Arinze und Kardinal Martino) aus dem Kreis der Wahlberechtigten aus. Das Konsistorium hat somit am 24. November die geforderte Zahl von 120 Wahlberechtigten gemäß der Apostolischen Konstitution „Universi Dominici Gregis" aus dem Jahr 1996. Bereits am 08. Dezember wechselt der brasilianische Kardinal Scheid in das Lager der über 80-jährigen und die Zahl sinkt auf 119 Kardinäle.

Kontinente/Herkunftsländer

Insgesamt dürften sich derzeit über 30 Kandidaten Hoffnungen auf eine Kardinalserhebung gemacht haben. Tradistionsgemäß weiß man jedoch, dass immer nur einige der Kandidaten das rote Birett erhalten, zumal wenn der Papst in einem Jahr zwei Kardinalskonsistorien abhält. Betrachtet man die künftigen Kardinäle nach ihrer Herkunft, so fällt auf, dass Asien mit drei neuen Kardinälen den größten Zuwachs erfährt. Die Erzbischöfe Thottunkal und Tagle stammen aus Indien und von den Philippinen. Der Patriarch von Antiochien Raï kommt aus dem Libanon. Lateinamerika wird durch den kolumbianischen Erzbischof Salazar Gómez und Nordamerika durch den Titularerzbischof Harvey aufgewertet. Und schließlich darf sich Afrika über den neuen nigerianischen Kardinal Onaiyekan freuen. Lediglich Europa und Ozeanien gehen dieses Mal leer aus. Kandidaten wie der Pro-Präfekt der Glaubenskongregation Erzbischof Müller oder der Erzbischof von Wellington Dew werden sich noch gedulden müssen.

Titelkirche/Kardinalsrang

Noch vor dem 24. November wird das Staatssekretariat sicherlich den sechs Kandidaten ihre Titelkirche bzw. Diakonie zuweisen. Die Erzbischöfe Salazar Gómez, Onaiyekan und Tagle werden als Amtsleiter einer Erzdiözese eine Titelkirche erhalten, der Großerzbischof von Trivandrum Thottunkal ebenso. Titularerzbischof Harvey, übrigens der einzigste Angehörige der römischen Kurie, wird sicherlich eine Diakonie zugewiesen gekommen. Papst Benedikt XVI. hat bereits bei der Bekanntgabe am Mittwoch, Harvey als neuen Erzpriester der Patriarchalbasilika „St. Paul vor den Mauern" angekündigt. Der nominierte Patriarch von Antiochien Raï wird sein Patriarchat behalten, anstatt eine Titelkirche in Rom in Besitz zu nehmen. Er wird allerdings wohl der einzigste sein, der mit seiner Kardinalswürde in den Rang eines Kardinalbischofs erhoben wird. Derzeit hat die Kirche neun Kardinalbischöfe, Raï wird also der Zehnte. Die Erzbischöfe Salazar Gómez, Onaiyekan und Tagle werden den Rang eines Kardinalpriesters erhalten und Titularerzbischof Harvey den Rang eines Kardinaldiakons. (vh)

Neuevangelisierung ist keine europäische Angelegenheit

Europa könne von Asien in Sachen Neuevangelisierung lernen. Das sagt der Erzbischof von Mumbay, Kardinal Oswald Gracias, im Interview mit Radio Vatikan. Die Erneuerung des Glaubens unter der Überschrift der Neuevangelisierung war mit Blick auf die christlich geprägten Kontinente begonnen worden und so war auch die Bischofssynode in Rom vorbereitet, an der der Kardinal teilnimmt.

„Ich habe mir genau darüber Sorgen gemacht, denn ich habe befürchtet, dass wir durch diesen Fokusaußen vor bleiben würden. Aber während der Synode habe ich dann verstanden, dass wir alle diese Erneuerung der Evangelisierung brauchen. Für uns bedeutet Neuevangelisierung den Dialog mit den anderen Religionen, mit den Kulturen in unserem Land, den Dialog mit den Armen: in unserem gesellschaftlichen Kontext ist das sehr bedeutsam für uns."

Er sehe konkret zwei Dimensionen der Verkündigung: Nach innen zur Erneuerung des eigenen Glaubens und nach außen zur Verbreitung und zum Dialog. Indien habe aber auch für die anderen Kontinente, und vor allem dem Westen, etwas anzubieten, so Gracias:

„Asien und besonders Indien, das ich besser kenne, ist ein sehr spirituelles Gebiet. Gott ist ein Teil des Lebens aller Inder und in anderer Weise gilt das auch für ganz Asien: Hindus, Muslime, Buddhisten. Ich denke, dass Asien der Welt verstehen helfen kann, dass trotz des materiellen Fortschritts Gott wichtig ist. Trotz dieses Fortschritts ist Gott für uns wesentlich. Wir können ohne Gott nicht leben, das ist der Punkt."

Das gleiche gelte aber ebenso umgekehrt, auch Asien könne lernen. Er selbst habe auf jeden Fall etwas gelernt. Die pastoralen Herausforderungen in Lateinamerika, die kulturellen und religiösen Auseinandersetzungen überall auf der Welt, der Glaubensschwund in Europa: Das alles seien Eindrücke, die er von der Synode mit nach Indien zurück nehme:

„Meine Wahrnehmung der Kirche hat sich in diesen Wochen geweitet. Ich nehme den Enthusiasmus, den Mut und die Ideen mit, die sich hier gezeigt haben." (rv)

Synode: Das Neue muss wirklich neu sein

Eine rein inhaltliche Einigung bei der Synode in Punkten des Glaubens werde nicht helfen. Denn der moderne Mensch werde nur dann zum Glauben finden, wenn er jemandem begegne, der ihm wirklich etwas zu sagen habe. Das sagt Pater Heinrich Walter im Interview mit Radio Vatikan. Pater Walter ist Generaloberer der Schönstatt-Patres und als Delegat bei der Bischofssynode im Vatikan dabei. Er habe immer wieder gestaunt, wie häufig bei den Beratungen von der Selbstevangelisierung die Rede sei. Es gebe ein beachtliches Bewusstsein dafür, dass die Kirche auch Schuld trüge an den Entwicklungen, die jetzt sichtbar seien:

„In der deutschsprachigen Gruppe ist zum Schluss eine Formulierung gestanden, dass wir und die Bischöfe uns auch entschuldigen wollen, dass sich sie bewusst sind und um Vergebung bitten nicht nur für die Fehler sondern für das, was man nicht getan hat, um als Christen und als Leiter der Gemeinden mit den Zeitentwicklungen richtig mitzukommen."

Die Suche nach der Schuld draußen, bei den –,ismen´ wie Säkularismus etc. – sei einfacher, aber viele sähen doch, dass die Kirche selbst eine Mitverantwortung trüge, allein durch die Weise, wie sie mit der Welt und der eigenen Glaubensgemeinschaft umgegangen sei. Er denke, dass für die Zukunft die Gemeinschaft das Zentrale sei, denn der Glaube komme vom Hören und vom Zeugnis, so Pater Walter.

„Neuevangelisierung darf nicht einfach eine etwas geänderte herkömmliche Evangelisierung sein. Diese Befürchtung habe ich allerdings, dass jetzt gegen Ende [der Synode] das mehr in den Vordergrund gerät, wir müssten dies und das nur ein wenig besser machen und hier und dort was verändern und dann werde es sich wieder zurecht rütteln. Das wird es eben nicht. Zum Beispiel bin ich der Überzeugung, dass das „neu" heißen muss, dass es keinen Sinn hat, weiterhin zu glauben, dass irgendwann ein Aufbruch kommt und die Feier der Sakramente von alleine wieder geschehen wird."

Das Neue in der Neuevangelisierung müsse wirklich ernst genommen werden. Darüber werde in den Debatten der Synode gestritten, aber auf eine gute Art, wie Pater Walter findet:

„Ich habe bisher nicht den Eindruck, dass es da zwei oder drei Lager gibt. Man spürt bei einigen Beiträgen, dass sie eher konservativ sind – wie man traditionell sagt – sich also im Bewahren des Bisherigen zentrieren und die anderen nach neuen Methoden und neuen Wegen suchen, aber ich erlebe das bisher nicht als Gegensatz. Ich erlebe in der Synode eine beachtliche Qualität des Zuhörens." (rv)