Das „Jahr des Glaubens“ in der Weltkirche

Eine Antwort auf die Krise des Glaubens soll das von Benedikt XVI. initiierte „Jahr des Glaubens" sein, das der Papst am kommenden Donnerstag offiziell eröffnet. Zu dieser Glaubenskrise zählt der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, auch die so genannte „Vatileaks"-Affäre: „Wenn der Wunsch, die Kirche zu erneuern über die Schaffung von Skandalen erreicht werden soll, frage ich mich, wo das Glaubensleben des Einzelnen und der beteiligten Personen ist", so der Erzbischof am Dienstag bei einer Pressekonferenz, auf der er über die zur Eröffnung des Motto-Jahres informierte. Am Samstag war der ehemalige päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele wegen Diebstahls vertraulicher Vatikandokumente zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Dass das Jahr des Glaubens in Syrien ein „Jahr der Versöhnung" wird, hofft der griechisch-katholische Patriarch von Damaskus, Gregorius Laham III.. Die Rolle der Christen in der Region sei in diesem Kontext entscheidend, so der melkitische Geistliche im Gespräch mit dem Fides-Dienst. Die syrischen Christen fühlten sich als Teil der arabischen Welt, auch in der aktuell schwierigen Lage. Es müsse jetzt darum gehen, den Glauben zu vertiefen und die Werte des Glaubens – Religionsfreiheit, Solidarität und Menschenrechte – zu propagieren, so der Patriarch. Er hält sich in diesen Tagen zur Bischofssynode in Rom auf.

Wie kann der christliche Glaube in Vietnam gefestigt und gelebt werden? Diese Frage steht zu Beginn des Jahres des Glaubens auf der Tagesordnung der laufenden Herbstvollversammlung der Bischöfe in der sozialistischen Volksrepublik. Auch der apostolische Nuntius im Land, Leopoldo Girelli, ist bei den Beratungen anwesend. Neben verschiedenen Initiativen zum Motto-Jahr soll bei dem Treffen auch die Einrichtung einer theologischen Fachhochschule und eines Pilgerzentrums beim nationalen Marienwallfahrtsort von La Vang besprochen werden. Vietnams Verfassung sieht offiziell Religionsfreiheit vor, das christliche Leben wird aber streng kontrolliert. Jede religiöse Praxis, die als Kritik an der Regierung gesehen wird, kann verboten werden.

In Österreich erinnern die Diözesen am Donnerstagabend mit Glockengeläut an den 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils und die Eröffnung des Jahres des Glaubens. Dabei sollen in vielen Kirchen im gesamten Land auch die Kirchentüren weit offen stehen. Der freie Zugang soll als Hinweis auf das Wort von Johannes XXIII. am Vorabend des Konzils, „Öffnet die Fenster der Kirche!", verstanden werden. (rv)

Synoden-Telegramm: Von der Heiligen Schrift bis zu den Frauen in der Kirche

In welchen Formen kann Glaube vermittelt werden? Was heißt Neuevangelisierung in Asien? Welche Rolle spielen Frauen in der katholischen Kirche? Und wie kann Neuevangelisierung im ökologischen Bereich aussehen? Um diese Fragen ging es unter anderem auf der Sitzung der Synodenväter am Dienstagnachmittag im Vatikan.

Seit dem Postsynodalen Schreiben „Verbum Domini" erfreut sich die „Lectio Divina", die betende Meditation über Bibeltexte, unter Gläubigen immer größerer Beliebtheit. Darüber informierte der Präfekt der Bischofskongregation auf der Sitzung der Synodenväter am Dienstagnachmittag. Die Begegnung mit Gott in der Heiligen Schrift werde zudem in vielen Diözesen und Gemeinschaften durch Bibelanimationen, Bibellesungen oder Bibel-Mottojahre gefördert, lobte der kanadische Kardinal Marc Ouellet. Das Postsynodale Schreiben „Verbum Domini", in dem der Papst zur Glaubensvertiefung durch das regelmäßige Lesen der Heiligen Schrift propagiert, sei bis heute massenhaft verbreitet worden. „Verbum Domini" ist Frucht der Bischofssynode von 2008.

Neuevangelisierung in Asien heißt auch Lossagen von materiellem Besitzstreben und Rückbesinnung auf die Kraft des Glaubens. Daran hat mit Blick auf Armut und Materialismus in Bangladesch der Bischof von Rajshahi, Gervas Rozario, erinnert. „Die negative Bedeutung der Armut, wie sie von den Menschen in Asien erfahren wird, ist vor allem Ergebnis der unersättlichen Gier einiger Reicher und Mächtiger." Einfachheit, Demut, Glück und Solidarität hätten damit wenig zu tun, so der Geistliche. In dieser Botschaft liege eine Chance für Neuevangelisierung in Asien.

Zur Neuevangelisierung gehört auch eine gute Ausbildung des Klerus und der Laien. Darauf machte der Erzbischof von Paris, André Vingt-Trois, in seinem Redebeitrag aufmerksam. Es brauche nicht nur eine Bezeugung des Glaubens, sondern auch eine „Pädagogik der Kultur". Die säkulare Gesellschaft sei medial durchwirkt und zunehmend durch Emotionalität und nur augenblickliche Eindrücke bestimmt.

Der Grund, warum die katholische Kirche die Weihe von Frauen in das Priesteramt ausschließt, liegt im Lehramt. Die Kirche zweifelt nicht an den Fähigkeiten der Frauen, die ja numerisch innerhalb der Kirche insgesamt zwei Drittel ausmachen. Auch das haben die Synodenväter bei ihrer Sitzung am Dienstagnachmittag betont. Zugleich machten sie deutlich, dass eine Neuevangelisierung ohne Frauen in der katholischen Kirche, die sich anerkannt und ausgefüllt fühlen, gar nicht möglich sei.

Weiteres Thema am Dienstagnachmittag im Vatikan: Neuevangelisierung im ökologischen Bereich, will heißen die Erziehung zum Schutz der Schöpfung. Hier spielten die Kirchengemeinden eine große Rolle, sie sollten sich mit Blick auf einen Dialog zwischen Glauben und Kultur stärker vernetzen und im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit aktiv sein.

Am Mittwochabend wird auf der Bischofssynode zur Neuevangelisierung im Vatikan der anglikanische Primas von Canterbury, Erzbischof Rowan Williams, zu Wort kommen. (rv)