Vatikan: Behauptungen zur Dombauhütte von St. Peter zurückgewiesen

Der Vatikan hat die Behauptung zurückgewiesen, in der Dombauhütte von St. Peter gebe es Misswirtschaft und Geldverschwendung. Ein entsprechender Bericht in der römischen Tageszeitung „Il Messaggero" sei „völlig uninformiert", teilte der Vatikan am Montag mit. Die Bilanzen der Dombauhütte seien von der Präfektur für wirtschaftliche Angelegenheiten stets geprüft und vom vatikanischen Staatssekretariat gebilligt worden. Die Zeitung hatte am Montag von einem angeblichen Dossier über Missstände in der Dombauhütte berichtet. Es soll laut der Zeitung Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone vorgelegt worden sein. Der Vatikan bestritt die Existenz eines solchen Schreibens. (rv)

„Krise ist Chance zur Neuevangelisierung“

Die Wirtschafts- und Finanzkrise in mehreren Teilen der Welt ist für die Kirche eine Chance zur Neuevangelisierung. Das sagt der Erzbischof von Hongkong, Kardinal John Tong Hon. In seiner Eröffnungsrede der Synode, deren delegierter Vorsitzender er ist, erinnerte er an eine Angstkrise in Hongkong vor der Rückkehr der Stadt unter die Souveränität von China 1997. Angesichts der Unsicherheit seien „auch nicht-praktizierende Katholiken auf der Suche nach einer geistlichen Unterstützung zur Kirche zurückgekehrt": „Und viele Gläubige nahmen an den Katechesen, Bibelkursen und theologischen Seminaren teil, um ihren Glauben zu vertiefen". Heute habe sein Bistum „mehr als tausend gut ausgebildete freiwillige Katecheten", so der einzige Kardinal auf dem chinesischen Festland. In diesem Jahr hätten mehr als dreitausend Erwachsene in der Osternacht die Taufe empfangen. Tong wörtlich: „Gottes Heilsplan ist wundervoll. Ich bin sicher, dass wir mit Glauben, Hoffnung und Liebe in unserem Evangelisierungsauftrag Erfolg haben werden!" (rv)

Eröffnung der Synode: „Die Vision ist verblasst“

„Die Neuevangelisierung ist kein Programm, sie ist eine Art, zu denken, zu sehen und zu handeln. Sie ist eine Art Linse, durch die wir die Möglichkeit sehen, das Evangelium erneut zu verkünden. Sie ist auch Zeichen für das Weiterwirken des Heiligen Geistes in der Kirche."

So definierte der Generalrelator – also der Berichterstatter – der Bischofssynode, der Washingtoner Erzbischof Kardinal William Donald Wuerl, das Projekt, dem sich die Vollversammlung der Bischofssynode ab diesem Montag in ihren Sitzungen widmet. In der von ihm lateinisch gehaltenen thematischen Eröffnung zeichnete er die Grundlinien vor, an denen entlang die Synode in den nächsten drei Wochen denken werde. Dabei griff er vor allem die beiden Vorbereitungsdokumente auf, die Lineamenta von 2011 und das Instrumentum Laboris von 2012.

Jesus ja – Kirche nein?

Kardinal Wuerl begann seine Überlegungen beim Träger der Verkündigung, der Kirche. Genau hier begännen schon die Probleme, die eine erneuerte Verkündigung des verblassenden Glaubens notwendig gemacht hätten.

„Was unseren katholischen Glauben heute auszeichnet, ist genau dieses Verständnis von der Kirche als fortdauernder Gegenwart Christi, dem Mittler von Gottes rettendem Eingreifen in unsere Welt, und der Kirche als Sakrament von Gottes heilsbringendem Handeln. (…) Die intellektuelle und ideologische Trennung von Christus und seiner Kirche ist ein erstes Faktum, mit dem wir bei dem Versuch einer Neuevangelisierung von Kultur und Menschen heute umzugehen haben."

„Jesus ja – Kirche nein", oder wahlweise „Gott ja – Kirche nein". So dächten auch nicht wenige Christen, führte Kardinal Wuerl aus. Der Zusammenhang von Jesu Leben und Sterben einerseits und seinem Auftrag für die Menschen andererseits werde von ihnen nicht mehr gesehen. Die Gründe dafür identifizierte Wuerl in den sich wandelnden Bedingungen der Kultur:

„Eine der Herausforderungen, die einerseits die Neuevangelisierung dringend macht und andererseits eine Barriere gegen sie bildet, ist der heutige Individualismus. Unsere Kultur und der Schwerpunkt in vielen Teilen der gegenwärtigen Gesellschaft heben den Einzelnen hervor und schätzen die für jede Person notwendige Bindung an andere gering."
Das schaffe die Rahmenbedingungen, denen sich Verkündigung heute gegenübergestellt sehe.

„Der dramatischen Veränderungen unterworfene gesellschaftliche Hintergrund für die Annahme, die Aneignung und das Leben des Glaubens ist der Kontext dieser Synode. Der Aufruf, den katholischen Glauben, die Botschaft des Evangeliums, die Lehre Christi erneut vorzuschlagen, ist gerade deshalb notwendig, weil wir so vielen Menschen begegnen, die diese Heilsbotschaft zwar gehört haben, für die diese Verkündigung aber jetzt schal geworden ist. Die Vision ist verblasst. Die Verheißungen scheinen leer zu sein oder keinen Bezug zum wirklichen Leben zu haben."

Das Erbe der 70er und 80er Jahre

Kardinal Wuerl blieb nicht abstrakt, er nannte konkret „Ross und Reiter" dieser von ihm diagnostizierten Veränderungen:

„Die gegenwärtige Situation hat ihre Wurzeln in den Umbrüchen der 1970er und 1980er Jahre, Jahrzehnte, in denen es offenkundig eine mangelhafte oder fehlerhafte Katechese auf vielen Unterrichtsebenen gab. Wir standen vor einer Hermeneutik der Diskontinuität, von der das Milieu der höheren Bildungszentren durchdrungen war und die sich auch in einer irrigen liturgischen Praxis widerspiegelte. Ganze Generationen wurden getrennt von dem System der Unterstützung, das die Glaubensweitergabe erleichterte. Es ist, als hätte sich der Einfluss der Säkularisierung wie ein Tsunami über die kulturelle Landschaft ergossen und wichtige Kennzeichen der Gesellschaft wie Ehe, Familie, den Begriff des Gemeinwohls und des objektiven ‚richtig’ und ‚falsch’ hinweggespült."

Zusätzlich zu dieser schwierigen Lage habe der Missbrauchsskandal die Krise der Verkündigung vertieft, so der Kardinal weiter. Er habe „dem Misstrauen gegenüber den Strukturen der Kirche Vorschub geleistet".
Das Ergebnis dieser Entfremdung, zu der laut Wuerl verschiedene Ursachen beigetragen haben: Ganzen Generationen von Katholiken seien die Grundgebete nicht mehr bekannt, sie wüssten nicht mehr um den Wert einer Teilnahme an der heiligen Messe und hätten den Sinn für Transzendenz und das Geheimnis des menschlichen Lebens verloren. Das habe dazu geführt, so der Geistliche weiter, dass ein großer Teil der Gläubigen schlecht darauf vorbereitet sei, mit der modernen Kultur umzugehen.

Aber nicht alles sei düster, betonte der Kardinal. Immer wieder habe es Aufbrüche gegeben und neue Suchbewegungen. Wuerl nannte hier vor allem die neuen geistlichen Gemeinschaften, die neuen kirchlichen Gemeinschaften und auch ganz allgemein die Suchbewegung, die man bei den nachwachsenden Generationen feststellen könne. Dort sei ein Vertrauen in die Botschaft Jesu spürbar. Diese Dynamik müsse die Kirche als Ganze aufgreifen, erinnerte der Kardinal – dies werde bislang häufig unterlassen.

„Leider haben wir erlebt, wie dieses Vertrauen nur allzu lange durch die Übernahme eines großen Teils des säkularen Wertesystems untergraben wurde, das sich in den vergangenen Jahrzehnten durchgesetzt hat als eine höherwertige und bessere Lebensweise als diejenige, die von Jesus, seinem Evangelium und seiner Kirche vorgeschlagen wird. Im schulischen und theologischen Bereich der Kultur, der die Hermeneutik der Diskontinuität widerspiegelt, wurde die Sicht des Evangeliums nur zu oft verdunkelt und eine sichere, überzeugte Stimme machte den Entschuldigungen Platz für das, woran wir festhalten und was wir glauben."

Mängel

Kardinal Wuerl nannte das das „Peinlichkeitssyndrom": Ein Herunterspielen der Botschaft, um in der Kultur der Moderne anzukommen, letztlich ein mangelndes Vertrauen in die Wahrheit des Glaubens. Das habe dann auch ganz konkrete Auswirkungen, die man benennen könne. Er nannte besonders Mängel in der Theologie:

„Da die Theologie Begriffe gebraucht, um unseren Glauben auszudrücken, der im Evangelium verwurzelt ist, sind die Grundlagen unseres Glaubens in Gefahr, wenn die Menschen mit dem begrifflichen Rahmen Schwierigkeiten haben. Säkularismus und Rationalismus haben eine Ideologie geschaffen, welche den Glauben der Vernunft unterwirft. Religion wird zu einer persönlichen Angelegenheit. Die Lehre in Glaubensangelegenheiten wird auf eigentümliche Auffassungen reduziert, ohne dass die Möglichkeit eines Anspruchs auf eine allgemein gültige Wahrheit besteht."

In einer vom Relativismus beherrschten Kultur hätten Begriffe wie Menschwerdung, Auferstehung, Erlösung, Sakrament und Gnade nur noch wenig Bedeutung.

„Es ist eine Versuchung für die Träger der Evangelisierung, und vielleicht auch für die Seelsorger, diese begrifflichen Hindernisse nicht in Angriff zu nehmen und statt dessen unsere Aufmerksamkeit und Energie auf eher soziologische Notwendigkeiten oder pastorale Initiativen zu lenken. Oder sogar eine Wortfindung jenseits unser eigenen Theologie zu betreiben."

Wie ist alldem zu begegnen? Durch den Einsatz von Menschen. Wie schon beim Kongress zum Thema Neuevangelisierung im Vatikan von einem Jahr deutlich wurde, betonte auch Kardinal Wuerl die Zentralität der Evangelisatoren, also der Menschen, die die Träger der Verkündigung Jesu sind.

„Unter den Qualitäten, die heute vom Träger der Evangelisierung erwartet werden – und es gibt von denen viele, die man identifizieren kann – ragen vier heraus: Kühnheit und Mut, die Bindung an die Kirche, das Gefühl der Dringlichkeit und die Freude."

Aber auch in inhaltlicher Hinsicht gebe es eine Stärke, die man nicht vernachlässigen dürfe: Das Bemühen um soziale Gerechtigkeit, dass immer integraler Bestandteil der Verkündigung sei.

„Wenn wir heute die Themen betrachten, die diejenigen einladen, die sich von der Kirche entfremdet haben, so kann es uns ermutigen, dass so viele junge Leute den Wunsch verspüren, in den Dienst der Kirche einbezogen zu werden. Für sie stellt die Lehre der Kirche über soziale Gerechtigkeit sowohl eine Offenbarung als auch eine Einladung zu einem erfüllteren Leben innerhalb der Kirche dar."

Soweit die einleitenden Worte von Kardinal Wuerl zur Bischofssynode – ein inhaltlicher Aufschlag und die große Linie, der die Gedanken und Diskussionen an diesem Montag und während der gesamten Synode folgen werden. (rv)

Rom: Theologinnen-Konferenz zum Zweiten Vatikanum

Das Zweite Vatikanische Konzil hat die katholische Kirche grundlegend beeinflusst. Zum 50. Jahrestag am 11. Oktober werfen nun Theologinnen in diesen Tagen ihren eigenen Blick auf das Vatikanum – mit einer Konferenz im Rom, die an diesem Samstag zu Ende geht. Zur Konferenz des italienischen Theologinnenverbands CIT mit dem Titel „Theologinnen lesen das Zweite Vatikanum neu" sind vor allem Frauen aus mehr als 20 Ländern in die ewige Stadt gereist. Die junge Theologin Stefanie Knauss erinnert an die epochale Wandlung, die mit dem Zweiten Vatikanum einhergegangen sei:

„dass es nun für Frauen möglich war, Theologie zu studieren. Das war ja vorher nicht möglich. Frauen konnten in den Vorlesungen zuhören, aber keine Abschlüsse machen. Insofern hat das Vatikanum überhaupt erst Theologinnen geschaffen."

Kritisch merkt sie allerdings an, dass Frauen im theologischen Bereich auch heute noch eine schwierige Position hätten. Auf dem Kongress erleben die Teilnehmerinnen jedoch durchaus eine positive Atmosphäre. Aurica Nutt, Theologin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, berichtet:

„Ich finde schon beeindruckend, welche Dynamik das Ganze aufgenommen hat, wie viele Theologinnen es gibt, wie vielseitig mittlerweile geforscht wird. Das Feld ist eigentlich gar nicht mehr zu überblicken. Vor 20 Jahren wussten die Theologinnen so ungefähr, was alle anderen machen, das geht heute überhaupt nicht mehr. Und dass es so eine starke europäische Vernetzung gibt und auch ein hohes wissenschaftliches Niveau, sind sehr erfreuliche Früchte des Konzils und dieser Öffnung des Theologiestudiums für Frauen."

Sie wünsche sich für die Zukunft, dass die Arbeit der Theologinnen noch mehr Anerkennung erfahre, denn das wissenschaftliche Nachdenken der Frauen über Theologie geschehe doch aus einer tiefen Loyalität zum Glauben:

„Es ist der Versuch, die Glaubensinhalte in unsere heutige Zeit zu übersetzen, in die Realität von Männern und Frauen in ihrer ganzen Vielfalt. Das ist nichts Gefährliches, sondern etwas ganz Wunderbares, dass wir eine theologische Tradition der Debatte und der Auseinandersetzung haben. Wir sind nicht bedrohlich, sondern wir wollen gerne unseren Beitrag leisten – und machen das aus Liebe zu dieser Kirche."

Die Konferenzteilnahme beschränkt sich allerdings keinesfalls nur auf Frauen: Der Moraltheologe Antonio Autiero ist im wissenschaftlichen Vorbereitungskomitee und Mitorganisator des Treffens. Ein wichtiges Ziel der Konferenz ist seiner Meinung nach:

„Selbstwahrnehmung dessen, was für die Frauen in diesen Jahrzehnten möglich geworden ist. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe, auch grade im Zusammenhang mit der Konferenz. Es geht darum, zu begreifen, was die Frauen in der Theologie in diesen Jahrzehnten haben erreichen können. Gleichzeitig ist das auch eine Art Bilanz der Defizite und Verzögerungen, die es doch in diesen Jahren gab. Es ist nicht alles zustande gekommen, was hätte zustande kommen können. Wir wollen eine Bilanz der Vitalität des Konzils – aber auch der verpassten Gelegenheiten ziehen."

Als Beispiel für solche vergebenen Chancen nannte Autiero Themen, die in der Konferenz zur Sprache gekommen seien, wie beispielsweise die umstrittene Akzeptanz von Genderfragen in Stellungnahmen des Lehramtes der vergangenen Jahre. Die Frauenfrage sei zeitweise sogar eher zum Stillstand gekommen. Für die Zukunft wünsche sich der Theologe deshalb eine stärkere Zusammenarbeit und Vernetzung der Frauen, auch über nationale Grenzen hinweg. (rv)

„Hildegard ist Ermutigung für Frauen in der Kirche“

Hildegard von Bingen ist eine Ermutigung für Frauen in der Kirche, sich mit ihren Fähigkeiten einzubringen und die Kirche mitzugestalten. Das meinte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Sonntag bei einem Empfang in Rom nach Hildegards Erhebung zur Kirchenlehrerin. Kurz vor dem 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, dessen theologische Kraft bis heute nichts an Bedeutung verloren habe und mit Leben gefüllt werden müsse, gelte es auch, Hildegards großes theologisches Erbe lebendig zu halten, in die Gegenwart und in das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene „Jahr des Glaubens" hineinzutragen, so Erzbischof Zollitsch. „Das Konzil als Auftrag und Verpflichtung, den Glauben in die Welt hinein zu tragen, und die mystische Theologie Hildegards helfen uns, keine falsche Trennlinie zwischen Gott und der Welt zu errichten", so Zollitsch wörtlich. „Wir leben in dieser Welt, um als Kirche die Menschen unserer Tage für die frohe Botschaft Gottes aufzuschließen und so dem Auftrag unseres Herrn zu folgen." (rv)