Mit der Jugend auf dem Emmaus-Weg: Schlussdokument der Synode vorgestellt (UPDATE)

Kardinal Marx: Es geht darum, „den Blick auf Christus zu finden“ – Bericht und Video der Pressekonferenz der Deutschen Bischofskonferenz.

VATIKANSTADT , 27 October, 2018 / 9:55 PM (CNA Deutsch).-

Zum Abschluss der Synode über „Jugendliche, den Glauben und die Berufungsentscheidung“ hat der Vatikan das Documento Finale veröffentlicht: Das Schlussdokument des Bischofstreffens, das vom 3. bis 28. Oktober im Vatikan abgehalten wurde. Teilnehmer aus Deutschland zogen eine erste, insgesamt positive Bilanz.

Paolo Ruffini, Präfekt des Dikasteriums für Kommunikation, stellte das 60 Seiten starke Dokument im Presse-Saal des Vatikans am Nachmittag des 27. Oktober vor.

Die Lebenswirklichkeit der Jugend in aller Welt, und wie diese im Licht des Glaubens verstanden und dann auch begleitet werden kann – auch angesichts der Tatsache, dass viele Jugendliche der Gegenwart noch viel über den Glauben lernen können, wirklich informiert und gebildet müssen: Das war ein wesentlicher Aspekt der XV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode, der auch im Documento Finale eine zentrale Rolle spielt.

Ausgedrückt wurde er schon während der Synode immer wieder in Anlehnung an den biblischen Bericht des Emmaus-Wegs. Der Evangelist Lukas schildert darin, wie zwei Jünger nach der Kreuzigung Jesu niedergeschlagen von Jerusalem nach Emmaus gehen – und dabei dem wieder auferstandenen Jesus begegnen, diesen aber erst erkennen, nachdem er ihnen die Heilige Schrift ausgelegt und beim Abendmahl das Brot gebrochen hat.

Das Schlussdokument spricht auch die durch Missbrauch und Vertuschung ausgelöste Kirchenkrise an, und die Empörung, welche diese zurecht ausgelöst habe. Die Antwort darauf ist – wie zu allen Themen, so das Dokument: Die Heiligkeit, zu der jeder Christ berufen ist, egal ob jung oder alt, Laie, Ordensfrau oder Priester.

Die 167 Abschnitte behandeln das Leben und die Seelsorge in Pfarreien, den Umgang mit Migranten, die Sexualität und Sexualmoral, aber auch die Liturgie, digitale Kommunikation, die Ausbildung von Laien wie Geistlichen und die Rolle von Frauen, die Missionsarbeit sowie viele weitere Themen.

Dabei ist ein über weite Passagen sehr breit gehaltenes Dokument entstanden.

Entsprechend neuer Synodenregeln stimmten die Teilnehmer Abschnitt für Abschnitt über den – im Original auf Italienisch veröffentlichten – Text ab.

Auch wenn alle Abschnitte die notwendige Zwei-Drittel-Hürde genommen haben: In der Abstimmung zeigen sich zum Teil deutliche Unterschiede im Grad der Zustimmung.

Das theologisch komplexe – und innerkirchlich kontroverse – Thema der Synodalität etwa ist eine der Fragen des Dokuments, die zu weiteren Diskussionen einladen.

Marx: „Wir erfinden die Kirche nicht neu“

Bei einer Pressekonferenz deutscher Synoden-Teilnehmer am Samstagabend zogen diese eine vorwiegend positive Bilanz des Treffens wie auch des Schlussdokuments, von dem Kardinal Reinhard Marx sagte: „Der Gesamtduktus des Textes ist eine Ermutigung“ zu einer „erneuerten Kirche“.

Der Erzbischof von München und Freising weiter: „Wir erfinden die Kirche nicht neu“.

Bei der Jugendsynode sei es darum gegangen, worum es in der Kirche allgemein gehe: Den „Blick auf Christus zu finden“, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Vor dem Hintergrund der Kirchenkrise und den Missbrauchs- und Vertuschungsskandalen, die auch die Synode nachhaltig prägten, sagte Marx: „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen“, auch was die Anregungen des Schlussdokumentes betreffe und wie diese vor Ort umgesetzt werden.

Auch wenn das Bild des Emmaus-Weges immer wieder aufgetaucht ist: Bischof Stefan Oster von Passau sagte auf die Frage einer Journalistin, das Instrumentum Laboris sei in der Tat ein anderes gewesen als das nun vorliegende Schlussdokument. Er erinnerte daran, dass Papst Franziskus das – zum Teil sehr kontrovers diskutierte – Arbeitspapier mit einem Weizenkorn verglich, das „sterben“ müsse, damit es zu einem guten Abschlussdokument komme. So sei es auch gewesen.

Seinen feierlichen Abschluss findet das Bischofstreffen am morgigen Sonntag mit der Feier der heiligen Messe im Petersdom.

Der katholische Fernsehsender EWTN.TV überträgt die Eucharistiefeier live. Weitere Informationen auf der Programmseite von EWTN.

Zuletzt aktualisiert mit Video der Pressekonferenz am 28. Oktober um 7:03 Uhr. (CNA Deutsch)

Kardinal Marx: Solidarität mit Menschen und Kirche in Nicaragua

„Zeigen Sie der Welt, dass Sie Ihrem Volk dienen und seine Freiheit respektieren!“

BONN – In einem Brief an den nicaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die wachsende Gewalt in Nicaragua und die Einschränkung der Versammlungs- und Meinungsfreiheit beklagt.

Seit Monaten werden, wie CNA Deutsch berichtete, in Nicaragua Demonstranten verhaftet, misshandelt oder getötet; inzwischen sprechen Kirchenvertreter und Nichtregierungsorganisationen von etwa 300 Todesopfern. Die Polizei und regierungsnahe paramilitärische Einheiten schüchtern alle ein, die sich gegen diese Gewalt wenden. Auch Priester, Bischöfe und der Apostolische Nuntius wurden bereits tätlich angegriffen.

Eine Kirche, in die sich rund 200 Studenten geflüchtet hatten, wurde eine ganze Nacht lang unter Beschuss genommen, wie CNA Deutsch berichteteInzwischen hat Präsident Ortega ein neues „Anti-Terrorismusgesetz“ auf den Weg gebracht, auf dessen Grundlage Andersdenkende und Oppositionelle wie Terroristen behandelt werden können.

Kardinal Marx fordert Präsident Ortega auf, „der repressiven Gewalt ein Ende zu setzen und die Versammlungs- und Meinungsfreiheit zu respektieren.“ Der Präsident solle „ein Signal des Friedens geben und auf den Weg des nationalen Dialogs zurückkehren“. In seinem Brief erinnert Kardinal Marx außerdem an die Revolution vor 39 Jahren, in der der heutige Präsident mit anderen das Regime des Diktators Somoza gestürzt und die damalige Unterdrückung des nicaraguanischen Volkes beendet hat. Dieses Volk, so der Kardinal, wolle auch heute in Frieden und Freiheit leben. Die katholische Kirche in Nicaragua stehe dabei an seiner Seite.

„Die ganze Welt schaut auf Nicaragua“, so schreibt Kardinal Marx an Präsident Ortega. „Zeigen Sie der Welt, dass Sie Ihrem Volk dienen und seine Freiheit respektieren!“

Hintergrund

Die aktuelle Krise entzündete sich Mitte April an einer inzwischen zurückgenommenen Rentenreform. Anschließend richteten sich die Proteste gegen die staatliche Gewalt gegenüber Demonstranten und andere Menschenrechtsverstöße. Inzwischen fordern Vertreter der Zivilgesellschaft den Rücktritt von Präsident Ortega. Die katholische Kirche im Land strebt einen „nationalen Dialog“ an. (CNA Deutsch)

„Hier geht es um Leben und Tod“: Kardinal Woelki erinnert an Wahrheit der Eucharistie

Erzbischof von Köln bekräftigt angesichts Kommunionstreits die Wichtigkeit der Einheit der Kirche, warnt: „Deutschland ist keine Insel der Seligen“.

KÖLN – In seiner Predigt zum Fronleichnamsfest hat der Erzbischof von Köln vor tausenden Gläubigen an den wahren Sinn der Eucharistie erinnert: Sie ist „das schlagende Herz der Kirche“, betonte Kardinal Rainer Maria Woelki. Die Feier der heiligen Messe mache das Opfer Christi am Kreuz gegenwärtig – und erfordere auch vom Gläubigen seine Teilnahme an diesem Opfer.

Deshalb sei Fronleichnam auch nicht „irgendein Fest. Es ist das Fest der Freude. Ein Fest des Dankes“. Der Erzbischof betonte:

„Von der Eucharistie her wird die Kirche auferbaut. Wer deshalb den Leib des Herrn empfängt und zuvor, am Ende des Eucharistischen Hochgebets, sein zustimmendes ‚Amen‘ gesprochen hat, der sagt ‚Ja und Amen‘ dazu, dass Jesus wahrhaft gegenwärtig ist, und nicht nur in einem übertragenen Sinne“.

Wer zur Kommunion geht, so Woelki zu den auf dem Roncalliplatz versammelten Christen, der sage auch „Ja und Amen“ zum Papst und zum Bischof, zur sakramentalen Struktur der Kirche und zu den Heiligen und ihrer Verehrung.

Wie das „Domradio“ berichtet, ging der Erzbischof nach seiner Predigt in der Ansprache auf die Debatte um einen Empfang der heiligen Kommunion durch Protestanten ein, die mit Katholiken verheiratet sind.

„Manche meinten: ‚Was soll das Ganze. Das ist doch Quatsch.‘ Andere meinten sogar: ‚Das ist doch ein Kasperle-Theater.‘ Ich meine: Hier geht es um Leben und Tod. Hier geht es um Tod und Auferstehung. Hier geht es um das ewige Leben, hier geht es um Christus. Hier geht es um seine Kirche und damit geht es hier um das Eingemachte. Und deshalb müssen wir darum streiten und den richtigen Weg suchen. Nicht irgendeinen Weg, sondern den Weg des Herrn, den er uns weist, denn er allein ist der Weg und die Wahrheit und das Leben.“

Mit Blick auf den Vorstoß aus der Deutschen Bischofskonferenz, in deutschen Bistümern durch eine „pastorale Handreichung“ den Empfang der Kommunion für protestantische Ehepartner einzuführen, erinnerte Woelki daran, dass Deutschland nicht eine „Insel der Seligen“ sei:

„Wir sind keine Nationalkirche. Wir sind Teil der großen universalen Kirche. Alle unsere deutschen Diözesen sind eingegliedert in den großen Erdkreis. Wir alle sind verbunden mit allen anderen katholischen Kirchen auf dem ganzen Erdenrund, geeint unter dem Haupt des Heiligen Vaters. Deshalb gehen wir mit ihm in der Einheit mit allen anderen Teilkirchen Christus entgegen. In der Treue zu dem Glaubensgut, das uns die Apostel überliefert haben.“ (CNA Deutsch)

Assisi: „Etwas bestürzend, wenn der Papst mit neuen Ideen kommt“

Bischof Mussinghoff„Antisemitismus usw. – das sind lange Prozesse, bis sich da etwas ändert.“ Das sagte der emeritierte Bischof von Aachen, Heinrich Mussinghoff, beim Welttreffen der Religionen in Assisi am Montag. Umso wichtiger seien Initiativen wie die von Assisi: „Hier werden Ideen ausgetauscht und Gedanken, die möglicherweise auch Wirkungen haben.“ Mussinghoff ist in der Deutschen Bischofskonferenz für das Gespräch mit dem Judentum zuständig.

„Wir stehen nebeneinander und beten nebeneinander“, so Mussinghoff über das Konzept des Friedensgebets. „Dieses Miteinander hat natürlich auch Grenzen: da, wo der eine Gott, den sowohl Muslime wie Juden wie Christen haben, sehr anders gesehen wird.“ Dennoch sei unter gewissen Voraussetzungen ein gemeinsames Gebet möglich. „Man muss die Schritte langsam gehen – aber man sollte sie auch gehen.“

Franziskus sei „ein Mann der Praxis, ein Seelsorger“ und „nicht der Entwickler großer Ideen und theologischer Gedanken“; sein Hang zur Aktion werde sicher dieses Jahr auch das Assisi-Treffen prägen. „Wir sind dann immer bestürzt, wenn er mit neuen Ideen kommt“, meinte Mussinghoff scherzhaft im Interview mit Radio Vatikan. Deutsche setzten lieber auf langfristige Projekte und wollten „nicht immer zuviel auf einmal machen“; der Papst hingegen dränge auf einen „pastoralen Umschwung“. (rv)

Kardinal Marx sieht Fortschritte in Vietnam

Kardinal MarxKardinal Marx sieht Fortschritte bei der Religionsfreiheit in Vietnam. Zwar seien noch nicht die vollen Rechte gewährleistet, wie sie in den internationalen Menschenrechtsvereinbarungen festgehalten sind. Aber der heutige Zustand sei auch „weit entfernt von der Repression, die die Kirche in früheren Jahrzehnten erleiden musste“, so der Kardinal laut einer Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz. Am Sonntag war der Münchner Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz von einer neuntägigen Reise in das Land zurückgekehrt. Er war mit Vertretern der örtlichen Kirche und Repräsentanten des Staates sowie des Wirtschaftslebens in Hanoi und Ho-Chi-Minh-City zusammengetroffen. Auch sprach Marx mit einigen Dissidenten. Ein geplanter Besuch in die zentralvietnamesische Stadt Vinh wurde hingegen von den staatlichen Behörden untersagt, wahrscheinlich wegen des geplanten Begegnung mit dem Bischof von Vinh, Nguyen Thai Hop. (rv)

„Unerschrockener Kämpfer”: Zollitsch würdigt Kardinal Meisner

Erzbischof Robert Zollitsch„Irgendwo wird er mir fehlen!“ Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, hat im Gespräch mit Radio Vatikan Kardinal Meisner gewürdigt, dessen Rücktritt aus Altersgründen Papst Franziskus an diesem Freitag angenommen hat.

„Mit Kardinal Meisner verlässt das dienstälteste Mitglied unserer Konferenz die Bischofskonferenz, und das ist durchaus ein Einschnitt. Er ist einer der markanten deutschen Bischöfe, der den Mut hatte, seine Meinung zu sagen, der das auch gekonnt tat und Position bezog, der mit Leidenschaft für den Schutz des Lebens eintrat in all seinen Situationen, und der sicher eine Generation geprägt hat durch seine Predigten, durch das Einstehen für den katholischen Glauben. Da ist er ein unerschrockener Kämpfer. Wenn ich daran denke, dass er jetzt nicht mehr in der Konferenz sein wird, irgendwo wird er mir fehlen! Denn er ist ein überzeugender Bischof, der nun sagt, gut, mit 80 Jahren darf ich auch die Verantwortung in andere Hände legen. Ich bin überzeugt, er wird nun unsere Arbeit im Gebet weiterhin begleiten. Ich möchte ihm ein herzliches Vergeltsgott sagen, vielen Dank, Kardinal Meisner, für das, was er auch all die Jahre in der Bischofskonferenz getan hat, denn er gehörte zu den treuesten Besuchern unserer Konferenz und zu den engagiertesten in den Kommissionen, und das ist nicht selbstverständlich.“  (rv)

Erzbischof Zollitsch: „Polemik schmerzt“

DBK_LogoMit einer Medienkritik eröffnete der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz die diesjährige Frühjahrs-Vollversammlung der Bischöfe in Trier. Erzbischof Robert Zollitsch sagte in seiner Predigt im Trierer Dom, dass er sich eine sachlichere Debatte über die katholische Kirche wünsche. Es schmerze sehr, wenn einzelne Fälle rasch verallgemeinert und zur Polemik benutzt würden. Dem Kölner Domradio sagte Zollitsch zu den Diskussionen, die das Bild der Kirche in der Öffentlichkeit betreffen:

„Damit wird auch zur Sprache kommen, wie stehen wir eigentlich in der Öffentlichkeit da und wie reagieren wir darauf. Das ist eine Frage, die uns sehr beschäftigt.“

Eine Kontroverse betrifft die Frage um die so genannte „Pille danach“. Bis Donnerstag beraten die 66 Bischöfe unter anderem auch über den Umgang mit diesem medizinischen Präparat. Die Diskussion darüber war nach dem Vorfall in zwei katholischen Krankenhäusern in Köln entflammt. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner entschuldigte sich später für die Abweisung einer vergewaltigten Frau und sagte, dass im Falle einer Vergewaltigung Präparate ethisch vertretbar seien, mit denen eine Befruchtung verhindert werde. Dazu Zollitsch:

„Ich bin Kardinal Joachim Meisner dankbar dafür, dass er ganz klargestellt hat, dass es nicht in Ordnung ist, was in Köln passiert ist und dass er sich selbst und im Namen der katholischen Kirche entschuldigt hat. Es wäre nun schade, wenn das, was in Köln geschehen ist, übertragen würde auf alle kirchlichen Einrichtungen und Krankenhäuser. Kardinal Meisner hat auch die Frage aufgegriffen, um zu klären, wie es mit der „Pille danach“ sei. Wir werden selbstverständlich in diesen Tage darüber sprechen, sowohl im Hinblick auf die medizinische Frage, aber auch auf die moraltheologischen Aspekte, die damit verbunden sind.“

Gerade in kirchlichen Krankenhäusern sowie in Caritas und der Diakonie werde viel Gutes geleistet, betonte Zollitsch in Trier. „Doch getreu dem Dogma der Berichterstattung ,nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten´ interessiert allzu häufig das Gute nicht.“ Zugleich sagte Zollitsch, die Kirche werde weiter „den Finger in die Wunden unserer Zeit“ legen. Als Beispiel nannte er die Diskussion um die Sterbehilfe.

Zollitsch würdigt Benedikt XVI.

Die Kirche habe die Aufgabe, die Frage nach Gott in der Gesellschaft wach zu halten, so Zollitsch. Der scheidende Papst Benedikt XVI. habe oft auf die Auswirkungen einer Entwicklung hingewiesen, bei der der Mensch um seinen Glauben an Gott betrogen werde. Zollitsch: „Das ist sein entscheidendes Vermächtnis an uns: Gott ins Spiel zu bringen.“ Zur Entscheidung Benedikts sagte Zollitsch:

„Es war ein mutiger Entschluss. Wir spüren, dass man in seinem Alter von 86 Jahren auch Entscheidungen treffen kann, die wirklich in den Lauf dieser Welt eingreifen und die denen eines jüngeren Menschen in nichts nachstehen. Ich selbst habe ihn in letzter Zeit so erlebt, dass seine physischen Kräfte nachgelassen haben; aber er ist geistig immer voll da. Das war für mich jedes Mal ein großes Erlebnis. Es ist ein großer Vorteil, einen Papst in deutscher Muttersprache zu haben. Ich selbst konnte nach jeder Vollversammlung im Frühjahr und Herbst unter vier Augen mit Papst Benedikt XVI. sprechen. Dazu zählen auch die Gespräche über Deutschland. Ich habe gestaunt, wie gut er Deutschland kennt und wie sehr er mit der Bundesrepublik verbunden ist und sich an allen Details interessiert gezeigt hat.“

Zollitsch wird am 27. Februar in Rom bei der letzten Generalaudienz Benedikts dabei sein. Am Tag darauf wird die Deutsche Bischofskonferenz zu einem Gottesdienst um 18 Uhr in der Berliner Hedwigs-Kathedrale einladen, „um Gott zu danken, dass uns Benedikt XVI. geschenkt worden ist“.

Viele Beschwerdebriefe

Der Missbrauchsskandal wird ebenfalls ein Thema bei den Beratungen in Trier sein, sagte Zollitsch. Besonders nach der Trennung von dem Kriminologen Christian Pfeiffer seien die deutschen Bischöfe weiter auf der Suche nach einem neuen Leiter für das Großprojekt einer Gesamtstudie zu den Fällen, so Zollitsch.

„Ich habe Beschwerdebriefe bekommen, die von Enttäuschungen sprechen. Ich musste aber feststellen, dass in der Frage um Professor Pfeiffer oft die Information fehlte, warum die Zusammenarbeit gescheitert ist und dass nicht klargestellt wird, dass das Projekt an sich nicht gescheitert ist. Das Projekt wird auf alle Fälle fortgeführt. Ich musste auch nicht feststellen, dass jetzt mehr Menschen aus diesem Grund aus der Kirche ausgetreten sind. Das ist vielleicht auch zu früh. Auch im Hinblick auf die „Pille danach“ muss ich sagen, dass viele der Ansicht sind, die Kirche packe solche Themen an und sie suche Wege, wie man Frauen in Not und Schwangeren helfen könne.“ (rv)

Zehn katholische Thesen zu Luther

Vor knapp 500 Jahren hat Martin Luther in Wittenberg theologische Thesen veröffentlicht – und damit die Reformation in Gang gebracht. Jetzt versucht sich auch ein katholischer Bischof an einem Thesenanschlag: Der „Ökumenebischof" der Deutschen Bischofskonferenz, Gerhard Feige, hat rechtzeitig vor dem Reformationstag von diesem Mittwoch zehn „katholische Thesen" veröffentlicht. Sie kreisen um das Reformationsgedenken in fünf Jahren. Im Kölner Domradio sagte der Magdeburger Bischof:

„Ich wollte die ganze Problematik einmal zusammenfassen und bin davon ausgegangen, dass es zunächst eine evangelische Angelegenheit ist. Wir sind zwar inzwischen eingeladen, aber wir sehen eben die Reformation nicht unbedingt so begeistert wie die evangelische Seite. Bislang können wir jedenfalls nicht fröhlich mitfeiern, aber wenn der Charakter stimmt, d.h. wenn diese Gedenkfeiern – wie EKD-Präses Nikolaus Schneider einmal gesagt hat – im Kern ein Christusjubiläum wären und wir damit ein gemeinsames Glaubenszeugnis für die Welt geben könnten, dann könnte ich mir vorstellen, dass wir 2017 auch aktiver mit dabei sind!"

Katholiken könnten und wollten sich „durchaus konstruktiv und kreativ mit der Reformation und ihren Folgen auseinandersetzen". Doch empfänden sie „die damit zusammenhängende Spaltung der abendländischen Kirche als tragisch", so Bischof Feige. Katholiken, Protestanten und Reformierte sollten versuchen, Geschichte „nicht zu harmonisieren, aber doch zu einer gemeinsamen Sichtweise zu kommen". Das müsste natürlich bei Martin Luther selbst anfangen:

„Luther scheidet die Geister. Er ist nicht nur ein geistlicher Mensch gewesen, sondern hatte auch seine Ecken und Kanten und war eine recht sperrige Persönlichkeit. Nicht alles, was von ihm stammt, ist positiv zu werten. Aber wie auch der Papst betont hat: Luther hat leidenschaftlich um Gott gerungen und war sehr christusbezogen. Und das ist etwas, was auch Katholiken zum Nachdenken und zur Besinnung bringen könnte. Es war 1983 schon einmal möglich, dass Theologen der evangelischen und der katholischen Kirche in einer hochrangigen internationalen Kommission Luther als Zeugen des Evangeliums, Lehrer im Glauben und Rufer zur geistlichen Erneuerung gemeinsam werten konnten!"

Bis in die Gegenwart litten Christen – vor allem in konfessionsverschiedenen Ehen und Familien – an der Spaltung, so Bischof Feige. Das sollte „nicht verdrängt oder beschönigt, sondern zur Kenntnis genommen und aufgearbeitet werden". Im Blick auf 2017 begrüßt der Bischof Vorschläge, im katholisch-evangelischen Verhältnis eine „Reinigung des Gedächtnisses" oder „Heilung der Erinnerungen" anzustreben und ein konkretes Zeichen der Buße und der Bereitschaft zur Vergebung, der Umkehr und Versöhnung zu setzen. Ein solches gemeinsames Auftreten sei heute nötiger denn je:

„Ich lebe ja hier in einer Gegend, wo inzwischen über achtzig Prozent der Bevölkerung keiner Kirche, aber auch keiner anderen Religion mehr angehören. Da drängt es uns besonders, gemeinsam in dieser gesellschaftlichen Situation das Evangelium glaubwürdig zu leben und zu bezeugen. Und da hoffe ich darauf, dass auch dieser Kontext uns dazu bringt, noch gemeinsamer, ökumenischer auf 2017 zuzugehen!" (rv)

Kardinal Meisner: Erstmal bei uns selbst anfangen

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner sieht sich selbst als „Synodenveteran": Vor genau 35 Jahren habe er zum ersten Mal eine Bischofssynode besucht, erzählte er am Dienstag vor Journalisten. Damals ging es um Katechese, und Meisner war Weihbischof von Erfurt.

„Wenn ich mal ein Resümee ziehen soll – ganz ehrlich, ich habe das auch in der Aula gesagt: Ich habe mir immer, bei jeder Synode, mehr erwartet, als was dann in der Praxis herauskam. Nun bin ich überzeugt, dass im Haushalt Gottes nichts verloren geht, was wir investiert haben an guten Gedanken, an Anstrengungen und auch an Geld. Mit Blick auf die Vorbereitungstexte der jetzigen Synode sage ich: Wir müssen uns davor hüten, unsere Bemühungen zu sehr nach außen zu richten, sondern vielmehr bei uns selbst anfangen! Wir müssen von einer Selbstsäkularisierung zu einer Selbstevangelisierung kommen."

Man sehe ja „kaum noch Ordensleute, die in der Öffentlichkeit als solche zu erkennen sind", führte Meisner aus: „Die haben sich alle selbst säkularisiert."

„Ich mache immer die Erfahrung, wenn ich in Köln auf dem Hauptbahnhof bin – ich fahr´ auch manchmal mit dem Zug – und eine Ordensfrau da stehen sehe: Die steht gar nicht lange alleine da. Da kommt eine Frau mit Kinderwagen, lässt den für eine Weile bei der Schwester und geht weiter; oder Männer lassen für einen Augenblick ihren Koffer bei ihr usw."

Die „Entsakralisierung" betreffe vor allem die katholische Liturgie, so Meisner, der in der Deutschen Bischofskonferenz für das Thema Liturgie verantwortlich ist.

„Das muss wieder die Feier des Mysteriums Christi sein, das mir Ausgangspunkt und Impuls ist, um draußen in der Gesellschaft wirklich Zeugnis zu geben für Jesus Christus!"

Auch bei „unseren enormen Werken der Caritas" müsse der katholische Charakter wieder erkennbarer sein. Und warum, so fragte der Kölner Kardinal, schicken wir „seelisch belastete Menschen" immer gleich weiter zum Psychologen? „Und das Bußsakrament?"

„Das ist doch wirklich der Gesundbrunnen, der die Menschen dynamisiert! Ich habe mich sehr gefreut, als heute im Lauf des Tages Erzbischof Dolan von New York gesagt hat, das Bußsakrament müsse zum Sakrament der Re-Evangelisierung werden. Wir müssen erst mal nach innen gehen, um dann nach außen dynamisch zu werden!"

Große Christen wie Mutter Teresa seien keine „großen theologisch-pastoralen Strategen" gewesen, sondern „Menschen, in denen etwas geglüht hat".

„Das Christentum hat sich ja bekanntlich nicht durch Propaganda weiterverbreitet, sondern durch Ansteckung und durch Berührung!"

Er wünsche sich von der Synode, „dass, wer mit uns in Berührung kommt, auch wirklich mit Jesus Christus in Berührung kommt", so Kardinal Meisner.

„Herr, erneuere deine Kirche – aber fang bei mir an!" (rv)