Papst ruft Mitarbeiter zu Treue auf – „Schwerwiegende Verantwortung“

Benedikt XVI. ruft seine engen Mitarbeiter zur Treue auf. Vor Lehrern und jungen Priestern, die ihre Ausbildung an der Päpstlichen Diplomatenakademie erhalten, sagte er am Montag, zwischen dem Papst und „seinen unmittelbaren Mitarbeitern" gebe es eine „ganz besondere Verbindung".

„Liebe Freunde, ich fordere euch auf, die persönliche Verbindung mit dem Stellvertreter Christi als Teil eurer Spiritualität zu leben. Gewiss handelt es sich dabei um ein Element, das zu jedem Katholiken und noch mehr zu jedem Priester gehört. Doch für die beim Heiligen Stuhl Beschäftigten nimmt es einen besonderen Charakter an, da sie einen Großteil ihrer Energie, ihrer Zeit und ihres täglichen Einsatzes in den Dienst des Nachfolgers Petri stellen. Das ist eine schwerwiegende Verantwortung, aber auch ein besonderes Geschenk, aus dem sich im Laufe der Zeit eine gefühlsmäßige Bindung innerer Vertrautheit mit dem Papst entwickelt, ein natürliches idem sentire, das gerade in dem Wort „Treue" gut zum Ausdruck kommt."

In dem Maß, in dem Kurienmitarbeiter treu seien, seien sie auch glaubwürdig, mahnte Papst Benedikt. Treue sei allerdings „keine „blinde" Gefolgschaft", weil sie vom Glauben an Jesus Christus „erhellt" werde. (rv)

Vatikan: Paolo Gabriele ist „kein Sündenbock“

Das hat Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Montag vor Journalisten erklärt. Der frühere Kammerdiener von Papst Benedikt sei zu Recht in Untersuchungshaft: „Wir haben ein konkretes Element gefunden und wollen jetzt die eventuellen Verantwortlichkeiten über seine Person hinaus wissen." Die Ermittlungen in Sachen Dokumentendiebstahl im Vatikan gingen „mit völliger Ernsthaftigkeit" voran. Die formellen Verhöre des Verhafteten seien derzeit unterbrochen, so der Leiter des Vatikanischen Pressesaals. Lombardi bestätigte, dass Gabrieles Anwälte beantragt hätten, ihn auf freien Fuß zu setzen. Eine Entscheidung darüber liege beim Untersuchungsrichter. Paolo Gabriele ist nach Darstellung des Vatikan nach wie vor der einzige Verdächtige, gegen den in der „Vatileaks"-Affäre ermittelt wird. Medienberichte, dass auch gegen zwei Kardinäle, vier oder fünf Laien sowie einen Journalisten Untersuchungen eingeleitet wurden, entbehrten „jeder Plausibilität", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag vor Journalisten. (rv)

Polen/Vatikan: Ehrendoktorwürde für Kardinal Bertone

Kardinal Tarcisio Bertone hat am Freitag die Ehrendoktorwürde der Universität Krakau verliehen bekommen. In seiner Dankesrede, die er vor den Autoritäten der Universität sowie Vertretern der Regierung und katholischen Kirche in Polen gehalten hatte, ging er auf die Bedeutung der katholischen Universitäten für die Neuevangelisierung, oder Hinführung auf die Frohe Botschaft, ein. Dabei betonte der Kardinal, Evangelisierung sei kein „gelegentliches oder zeitlich beschränktes Werk, sondern regelmäßiger Einsatz und konstitutionelle Notwendigkeit der Kirche". Die größte Gefahr für den Glauben sei dabei nicht der militante Atheismus, der in seiner Abkehr von Gott sich doch mit ihm auseinander setze, sondern eine gewisse Indifferenz und profunde Unkenntnis der Evangelien, die sich mittlerweile in der Gesellschaft breit mache. Die katholischen Universitäten hätten eine wichtige Aufgabe dabei, dieses allgemeine Unverständnis zu bekämpfen. (rv)

Schweiz: Bischöfe diskutierten über Piusbrüder

Falls sich der Heilige Stuhl mit der Piusbruderschaft auf eine volle Wiedereingliederung in die Kirche einigt, hätte das weitreichende Folgen, gerade für die katholische Kirche in der Schweiz. Das sagt der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Norbert Brunner, im Gespräch mit Radio Vatikan. In Brunners Bistum Sitten liegt Econe, der Sitz der Piusbruderschaft. Die Bischöfe trafen sich in diesen Tagen zu ihrer Vollversammlung in Einsiedeln.

„Es war kein Hauptthema unserer Vollversammlung. Aber am Rande der Bischofsversammlung haben wir darüber gesprochen, weil ja verschiedene Medien angekündigt haben, dass eine Einigung Roms mit den Piusbrüdern bevorstehen würde. Natürlich ist es schwierig sich dazu zu äußern, solange keine konkrete Formen der Einigungen bekannt sind. Doch ein Punkt der uns Sorgen macht, ist eine Spaltung innerhalb der Piusbruderschaft. Denn dann hätten wir nur einen Teil des Problems gelöst."

Überdies komme es darauf an, welche Struktur die Piusbruderschaft bekäme, so Bischof Brunner. Im Gespräch ist eine Personalprälatur nach dem Modell des Opus Dei.

Thema: Ökumene
Das offizielle Thema der Vollversammlung dieser Woche war hingegen eine Ausweitung der Anerkennung der Taufe. Bisher galt eine Regelung von 1973, die die katholische, die reformierte und die christkatholische Kirchen betrafen. Die Ausweitung soll möglichst alle Kirchen in der Schweiz betreffen, die in der sogenannten Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Mitglied sind.

„Denn dort sind auch andere Kirchen vertreten und diese gegenseitige Anerkennung sollte deshalb ausgeweitet werden. Das gilt insbesondere für die orthodoxen Kirchen."

Die orthodoxe Gemeinschaft im Alpenland wächst und zählt mittlerweile zu den größten Konfessiongemeinschaften in dem Land. Vor kurzem haben die katholischen Bischöfe auch orthodoxe Vertreter offiziell getroffen. Bei der Versammlung in Einsiedeln gab es dazu eine Rückschau auf dieses ökumenische Treffen.

„Das war das erste Treffen überhaupt, dass wir in dieser Form durchgeführt haben. Wir hatten dort gewisse Themen angesprochen, die wir weiter verfolgen wollen. Das geschieht nun vor allem zwischen dem ökumenischen Zentrum in Chambesy in der Nähe von Genf und unserem verantwortlichen Bischof Charles Morerod."

Thema: Asyl in der Schweiz
Die Vereinigung der orthodoxen Kirchen in der Schweiz gibt es seit erst etwa einem Jahr. Seit mehreren Jahren hingegen ist in der Schweiz das Thema „Asylpolitik" ein heißes Eisen, das auch die Kirche betrifft.

„Die Würde des Menschen sowie die Würde der Christen sollen in allen Ländern gewährt werden. Das gilt dann insbesondere bei der Solidarität für Minderheiten. Das ist ein Anliegen, dass wir mit vielen Menschen teilen. Diese Sorge gilt nicht nur den Asylsuchenden, die in der Schweiz Zuflucht suchen, das gilt auch für andere Verfolgte in anderen Ländern."

Dazu erinnerte Bischof Brunner an die schwierige Lage der Christen im Nahen Osten. Leider deute vieles darauf hin, dass die Verhältnisse schwieriger statt besser werden, so Brunner.

Thema: Sexuelle Übergriffe
Die Richtlinien der Bischofskonferenz zu „Sexuellen Übergriffe im kirchlichen Umfeld" wurden in den vergangenen Monaten überarbeitet. Es sind darin Anpassungen an veränderte Bestimmungen des kanonischen Rechts wie die Anhebung der Verjährungsfristen sowie einige Änderungen aufgrund der in den vergangenen Jahren gemachten Erfahrungen aufgenommen worden. Die Überarbeitung wurde von der Glaubenskongregation angeregt. (rv)

Türkei: Prozess um die Ermordung Padoveses kommt nicht weiter

Auch zwei Jahre nach dem Mord am Bischofsvikar von Anatolien, Luigi Padovese, kommt der Prozess gegen seinen mutmaßlichen Mörder nicht von der Stelle. Eine fünfte Anhörung wurde schon nach sieben Minuten wieder aufgehoben. Die erste Anhörung hatte letzten Oktober fünfzehn, die zweite im November sogar nur vier Minuten gedauert. Die Verteidigung will durch den Aufruf zahlreicher Zeugen belegen, dass der mutmaßliche Mörder, Padoveses Fahrer, geistig verwirrt und damit nicht schuldfähig sei. Die Mitra des italienischen Kapuziner-Bischofs ist derweil seit zwei Tagen in der römischen Kirche San Bartolomeo auf der Tiberinsel zu sehen; die Kirche dient dem Andenken von Märtyrern unserer Zeit. (rv)

Israel: „Welle der Fremdenfeindlichkeit“

Sie kommen aus dem Südsudan, oder aus Eritrea. Irgendwie haben sie es nach Israel geschafft: Jetzt fühlen sie sich sicher. Aber sie täuschen sich: Immer wieder werden Menschen ohne legalen Status aus Afrika Opfer rassistischer Angriffe. Erst in Tel Aviv, dann in Jerusalem. Vor drei Tagen steckten Unbekannte in der Heiligen Stadt ein Haus in Brand, in dem eritreische Immigranten wohnen. Tötungsabsicht, sagt die Polizei. „Eine Welle von Fremdenfeindlichkeit", sagt David Neuhaus. Der Priester ist Arbeiter-Beauftragter der katholischen Kirche in Israel.

„Hier leben 60.000 Afrikaner, arme Leute, die Asyl suchen. Ihr Leben in Israel ist unglaublich hart: Sie wohnen in Tel Aviv in Stadtvierteln, wo es schon viele einheimische Arme gibt, die fühlen sich dann bedroht, und die Spannung explodiert, weil es keine klare Linie der Regierung gibt und keine Aufklärung der Israelis, die sich ja immer bedroht fühlen. Am letzten 23. Mai haben wir in Tel Aviv eine Demonstration erlebt, bei der die Teilnehmer auf jeden Afrikaner losgingen, der gerade vorbeikam. Presseberichte über Vergewaltigungen durch Afrikaner hatten die Stimmung angeheizt. Eher überraschend war dann das Feuer in Jerusalem: Hier gibt es noch nicht viele afrikanische Asylbewerber. Dass Rassisten ein Wohnhaus von afrikanischen Einwanderern in Brand setzen, ist darum sehr, sehr schwerwiegend."

Vor der Demo von Tel Aviv, also vor den ersten rassistischen Ausschreitungen, hatten Premierminister Benjamin Netanjahu und Innenminister Eli Yishai von der Shas-Partei „sehr aggressive Dinge gesagt", so Pater Neuhaus. Aber danach hätten „einige dann doch mildere Töne angeschlagen, an die Verantwortung appelliert". Israels neue Rassisten seien Mittelständler, die den sozialen Absturz fürchteten, und Leute, die denken, dass Nichtjuden in Israel nichts zu suchen hätten.

„Das kommt beides zusammen und wird von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten noch verstärkt. Politiker stacheln arme Israelis auf, da geht`s zunächst um finanzielle Sorgen, und das Klima der Fremdenangst schürt dann das Feuer des Rassismus."

Die Knesset hat erst vor kurzem ein Gesetz gegen illegale Einwanderer verabschiedet, das Pater Neuhaus „ausgesprochen hart" findet:

„Wer illegal nach Israel einreist, riskiert jetzt drei Jahre Gefängnis. Damit will Israel vor allem das Einsickern von Einwanderern über die ägyptische Grenze stoppen, die man hier „Infiltrationen" nennt. Zusätzlich baut Israel dort aus dem gleichen Grund auch eine Mauer. Nicht nur das Gesetz, auch die Worte sind hart. Diese Menschen werden nie als Personen angesprochen, die vor dem Tod oder dem Hunger fliehen – stattdessen herrscht die Vorstellung vor, dass das illegale Infiltrierte sind, also Kriminelle, die ins Gefängnis gehören."

Pater Neuhaus arbeitet mit einigen israelischen Verbänden zusammen, die sich gegen Rassismus und für die Rechte von Einwanderern einsetzen. Für ihn gehört das zur „Berufung des Heiligen Landes". Auch mit einigen Ministern und Verantwortlichen bei den Behörden sei das Lateinische Patriarchat von Jerusalem in Kontakt, „um diesen armen Menschen zu helfen". Aber er gibt zu bedenken:

„Die Kirche ist sehr schwach, wir sind ja nur einige wenige, aber darum müssen wir eben versuchen, besonders klar zu reden. Wir haben auch eine Erklärung zu den Vorgängen des 23. Mai veröffentlicht – es ist sehr wichtig, Klartext zu reden, zu zeigen dass man die Problematik versteht, dass man aber Gewalt als Lösung nicht akzeptiert. Die Berufung der Kirche ist eindeutig, und wir haben eine immense Arbeit zu leisten. Zu unserer Kommission gehören Personen, die aus diesen Ländern kommen, etwa eine Ordensfrau aus Eritrea, die mit Landsleuten arbeitet; andere, die mit Sudanesen, Philippinos und mit Indern arbeiten." (rv)

D: Meisner gegen „Unheilspropheten“

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat an Fronleichnam Treue zur Kirche angemahnt. Im Kölner Dom eröffnete er an diesem Donnerstag das Vorbereitungsjahr auf den Nationalen Eucharistischen Kongress 2013 in Köln. In seiner Predigt kritisierte Meisner „Unheilspropheten innerhalb und außerhalb der Kirche".

„Herr, zu wem sollen wir gehen?", dieses Wort aus dem Munde des Apostels Petrus führt uns mitten hinein in eine gefährliche Krisensituation des Jüngerkreises Christi, die uns an unsere heutige Situation in der Kirche erinnert. Von da ab wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen nicht mehr mit ihm (vgl. Joh 6,60-66), heißt es in der Heiligen Schrift, weil sie Jesus vergeblich auf einen Weg zwingen wollten, der vom Vater nicht vorgesehen war. Das möchten heute ebenfalls manche Christen: die Kirche auf einen Weg zwingen, den Jesus nicht mitgeht."

Vor dieser „tiefsten aller Zweifelsfragen" habe einst auch „der innere Jüngerkreis Jesu" gestanden. Beim Streit um das Thema Eucharistie gehe es „nicht mehr um diese oder jene theologische Nuance, sondern um den Sinn des ganzen Weges, eben um die Frage: dabeibleiben oder weggehen?"

„Jesus wirbt nicht um seine Jünger, indem er sagt: „Nun bleibt mal alle da. Ich mache es ab jetzt etwas billiger!" Nein, er deckt schonungslos die Lage auf, indem er ihnen sagt: „Wollt auch ihr weggehen?" (Joh 6,67). In der Antwort, die Petrus findet, steckt eben nun beides, was uns heute so nahe kommt: die eigene Ratlosigkeit und das Gott geschenkte Wagnis des Glaubens: „Herr, zu wem sollen wir gehen?" – Wir haben keine Alternativen. – „Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes" (Joh 6,68-69)."

Für Kardinal Meisner sind diese Worte des heiligen Petrus „das erste, das klarste, das hilfreichste, das kürzeste und das tröstlichste Glaubensbekenntnis". In derselben Haltung sollten auch die Christen von heute sich um Jesus scharen:

„Wir sind nicht weggegangen, trotz so vieler Unheilspropheten innerhalb und außerhalb der Kirche. Nein, wir sind geblieben, und wir sind gekommen, um uns von seiner Nähe berühren und stärken zu lassen."

Christus sei „gestorben für das Heil aller Menschen", betonte der Kölner Kardinal. Darum sei „der Christ immer zur Stellvertretung berufen, d.h. für die anderen vor Gott einzustehen". Meisner wörtlich: „Je weniger Menschen sich noch vor dem eucharistischen Herrn einfinden, für umso mehr haben wir uns vor dem Altar und vor der Monstranz für sie einzusetzen. Sollten wir aber auch noch wegfallen, dann gäbe es auch für die anderen keine Chance mehr, mit dem Herrn in Berührung zu kommen."

An Fronleichnam, dem „Fest des Leibes und Blutes Christi", feiern die Katholiken die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie. In Prozessionen tragen Geistliche Monstranzen mit der als Leib Christi verehrten Hostie durch die Straßen.

Fronleichnam in Rom
Papst Benedikt feiert an diesem Donnerstag Abend die Eucharistie in der Lateranbasilika. Anschließend leitet er die Fronleichnamsprozession zur Basilika Santa Maria Maggiore. Die Messe und die Prozession werden von Radio Vatikan ab 18.50 Uhr live mit deutschem Kommentar übertragen. (rv)

Kardinal Ouellet: „Ein außerordentlicher Moment für Irlands Kirche“

Kindesmissbrauch durch Kirchenleute, Vertuschung durch Bischöfe – so oder ähnlich sahen in den letzten Jahren die Schlagzeilen aus, wenn es um die Kirche in Irland ging. Die Missbrauchsskandale haben eine einst stolze Ortskirche in die Knie gezwungen. Ab diesem Sonntag hoffen die Katholiken auf der Grünen Insel wieder auf bessere Presse und, vor allem, auf eine innere Erneuerung: Dann startet in Dublin der 50. Eucharistische Weltkongress. Vertreter des Papstes auf dem Kongress ist der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet. Er sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Das letzte Jahrzehnt war wirklich schwierig für die irische Kirche, vor allem durch die Missbrauchsskandale, aber auch wegen der Wirtschaftskrise im Land. Darum gibt es jetzt ein echtes Bedürfnis nach Versöhnung, Vergebung und einem neuen Gespräch der Iren untereinander, der Bischöfe und Laien, der Priester und Ordensleute. Zeit für einen neuen Dialog. Wir müssen eine neue Seite aufschlagen – natürlich ohne die alte zu vergessen – und Gott darum bitten, er möge uns in seiner Barmherzigkeit erneuern."

Zum Eucharistischen Weltkongress werden auch viele Besucher aus anderen Ländern in der irischen Hauptstadt erwartet. Darauf setzt Kardinal Ouellet einige Hoffnung: Die irischen Katholiken könnten daran sehen, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine stehen, und das sei eine Chance, „ein außerordentlicher Moment für Irlands Kirche".

Neue Kraft
Mit Eucharistischen Weltkongressen kennt der Kanadier sich aus: Vor vier Jahren war er selbst der Gastgeber, damals als Erzbischof von Quebec, noch vor seinem Wechsel nach Rom. Nach „mehreren Jahrzehnten der Säkularisierung" in Quebec habe das Großereignis der Ortskirche neue Kraft gegeben, übrigens auch gute neue Kontakte in die Weltkirche hinein.

„Konkret konnten wir hinterher zwei Priesterseminare einrichten, um die aufblühenden Priesterberufungen aufzunehmen – das war eine Frucht des Kongresses, und das ist der Grund, weshalb ich denke: Sowas kann ein Wendepunkt sein. Bis dahin hatten wir irgendwie den Eindruck gehabt, der christliche Glaube und seine zentrale Aussage wären in der Gesellschaft mittlerweile überholt. Stattdessen erwies er sich als immer noch am Leben und vielversprechend für die Zukunft."

Natürlich hat Kardinal Ouellet, der die Vatikankongregation für die Bischöfe leitet, in den letzten Tagen die Berichterstattung über das Katholische Weltfamilientreffen von Mailand verfolgt. Eine Konkurrenz zum Eucharistischen Weltkongress sieht er in diesen Familienkongressen, die alle drei Jahre stattfinden, nicht.

„Wir sollten diese Weltkongresse als untereinander komplementär ansehen. Der Eucharistische Kongress ist inzwischen seit über einem Jahrhundert ein prophetisches Zeugnis der Kirche, und er hat seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil neue Züge angenommen. Wir haben nicht nur die Eucharistische Anbetung gestärkt, sondern auch die Verbindung zwischen der Eucharistiefeier und der Kirche als geschwisterliche Gemeinschaft hervorgehoben. Die neue Entwicklung des Eucharistischen Kongresses nach dem Konzil ist sehr positiv. Er rührt an das innere Geheimnis, das spirituelle Geheimnis der Kirche, während die Weltjugendtage und die Weltfamilientage mehr in den Bereich Evangelisierung gehören. Zusammengesehen haben die drei Arten von kirchlichen Weltkongressen dieselbe Botschaft: Die Anwesenheit des auferstandenen Herrn in der Eucharistie drängt uns, die Jugendlichen zur Nachfolge Christi zu rufen und die Familien zu ermuntern, Hauskirche zu sein für das Leben Gottes in der Welt."

Gemeinschaft und Ökumene
Der irische Kongress fällt in ein Jahr, in dem die katholische Kirche auch den 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils feiert. Das Konzil hat sich vor einem halben Jahrhundert für eine Ekklesiologie (also eine Sicht der Kirche) als Gemeinschaft („communio") eingesetzt – und zu diesem Thema findet vor Beginn des Eucharistischen Weltkongresses eine theologische Konferenz in Maynooth statt, auf der Ouellet Hauptredner ist. Der Kardinal ist tatsächlich der Auffassung, die Kirche habe in den letzten fünf Jahrzehnten als Gemeinschaft große Fortschritte gemacht.

„Wir sehen mehr Kollegialität der Bischöfe, etwa bei der Weiterentwicklung der Bischofssynoden. Auf dem Niveau der Ortskirchen sehen wir das Herausbilden von Strukturen der Teilhabe, die Entwicklung von Priesterräten, von Laienräten auch in den Pfarreien. Diese Strukturen im Leben der Kirche sind Ausdruck der Ekklesiologie der Gemeinschaft. Uns ist auch bewußter geworden, wie sehr es für die Kirche auf die Ehepaare und Familien ankommt, das gehört ebenfalls dazu. Es bleiben aber noch einige Fragen offen: ein Nachdenken über die Taufe mit den kirchlichen Gemeinschaften, die aus der Reformation stammen, ein Nachdenken über eucharistische Kirchenlehre mit den Orthodoxen. Wir haben aber auch seit mittlerweile vierzig Jahren einen ökumenischen Dialog, der uns neue Ideen, neue Akzente, neue Perspektiven gegeben hat für eine bessere Zusammenarbeit zwischen der römischen Kurie und den Ortskirchen, den Bischofskonferenzen usw."

Kardinal Ouellet war schon zweimal in Irland: 2001 und 2002, für ökumenische Gesprächsgruppen. Interessiert hat ihn damals vor allem, wie der Friedensprozess zwischen Nordirland und Republik Irland voranging.

„Aber ich habe auch bemerkt, dass das Fortschreiten der Säkularisierung nicht so stark war, wie ich es in meinem eigenen Land erfahren habe. Das war für mich eine gute Nachricht. Die Zahlen der Gottesdienstbesucher lagen höher als in Kanada, es gab immer noch Berufungen, darum kam ich mit einem guten Eindruck zurück. Ich habe auch entdeckt, dass die irische Kirche eine glorreiche Geschichte hat und viel zur missionarischen Arbeit der Kirche in aller Welt beigetragen hat. Es ist eine außerordentliche Geschichte – sie sollten stolz auf diese Vergangenheit sein, die immer noch Wirkung in der Gegenwart zeigt. Das gehört zum Erbe, auf das sich bauen ließe, wenn mann jetzt nach neuen Energien sucht für eine Erneuerung der heutigen irischen Kirche!" (rv)

Vatikan: Kammerdiener weiter im Verhör

Der Kammerdiener des Papstes, der Dokumente von Benedikts Schreibtisch entwendet haben soll, wird weiter verhört. Das sagte Papstsprecher Federico Lombardi am Mittwoch vor Journalisten. Der Jesuit dementierte Berichte, es gebe starke Meinungsunterschiede in der Kardinalskommission, die das vatikanische Geldinstitut IOR überwacht. Entsprechende Berichte seien „nicht wahr". Vor knapp zwei Wochen hatte der aus externen Bankfachleuten bestehende Aufsichtsrat des IOR Gotti Tedeschi wegen unzureichender Erfüllung seiner Amtsgeschäfte das Misstrauen ausgesprochen. Der Vorsitzende des Kardinalsrats, Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, hatte Gotti Tedeschi daraufhin seine Entlassung mitgeteilt. Lombardi stellte klar, zwischen Tedeschis Entlassung und der Durchsuchung von dessen Wohn- und Büroräumen durch die italienische Staatsanwaltschaft vor wenigen Tagen gebe es keinen Zusammenhang. Dies seien zwei „komplett verschiedene" Vorgänge, die nichts miteinander zu tun hätten. Die Staatsanwaltschaft von Neapel hatte am Dienstag eine Wohnung Gotti Tedeschis in Piacenza sowie dessen Büroräume in Mailand durchsuchen lassen. Die Durchsuchungen standen im Zusammenhang mit Ermittlungen in einem internationalen Korruptionsskandal. (rv)

Guatemala: Kardinal Quezeda Torunó verstorben

Am Montag, den 04.06.2012 ist der emeritierte Erzbischof von Guatemala, Rodolfo Kardinal Quezeda Torunó im Alter von 80 Jahren verstorben. Quezada Torunó war 2003 von Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben worden und hatte die Titelkirche San Saturnino inne. Er spielte eine Schlüsselrolle bei den Verhandlungen zur Beendigung des mehr als dreißig Jahre dauernden Bürgerkriegs in seinem Heimatland.

Durch seinen Tod umfasst das Heilige Kardinalskollegium insgesamt noch 209 Kardinäle und von ihnen haben 122 ein aktives Wahlrecht in einem künftigen Konklave. (vh)