Türkei: Prozess um die Ermordung Padoveses kommt nicht weiter

Auch zwei Jahre nach dem Mord am Bischofsvikar von Anatolien, Luigi Padovese, kommt der Prozess gegen seinen mutmaßlichen Mörder nicht von der Stelle. Eine fünfte Anhörung wurde schon nach sieben Minuten wieder aufgehoben. Die erste Anhörung hatte letzten Oktober fünfzehn, die zweite im November sogar nur vier Minuten gedauert. Die Verteidigung will durch den Aufruf zahlreicher Zeugen belegen, dass der mutmaßliche Mörder, Padoveses Fahrer, geistig verwirrt und damit nicht schuldfähig sei. Die Mitra des italienischen Kapuziner-Bischofs ist derweil seit zwei Tagen in der römischen Kirche San Bartolomeo auf der Tiberinsel zu sehen; die Kirche dient dem Andenken von Märtyrern unserer Zeit. (rv)

Israel: „Welle der Fremdenfeindlichkeit“

Sie kommen aus dem Südsudan, oder aus Eritrea. Irgendwie haben sie es nach Israel geschafft: Jetzt fühlen sie sich sicher. Aber sie täuschen sich: Immer wieder werden Menschen ohne legalen Status aus Afrika Opfer rassistischer Angriffe. Erst in Tel Aviv, dann in Jerusalem. Vor drei Tagen steckten Unbekannte in der Heiligen Stadt ein Haus in Brand, in dem eritreische Immigranten wohnen. Tötungsabsicht, sagt die Polizei. „Eine Welle von Fremdenfeindlichkeit", sagt David Neuhaus. Der Priester ist Arbeiter-Beauftragter der katholischen Kirche in Israel.

„Hier leben 60.000 Afrikaner, arme Leute, die Asyl suchen. Ihr Leben in Israel ist unglaublich hart: Sie wohnen in Tel Aviv in Stadtvierteln, wo es schon viele einheimische Arme gibt, die fühlen sich dann bedroht, und die Spannung explodiert, weil es keine klare Linie der Regierung gibt und keine Aufklärung der Israelis, die sich ja immer bedroht fühlen. Am letzten 23. Mai haben wir in Tel Aviv eine Demonstration erlebt, bei der die Teilnehmer auf jeden Afrikaner losgingen, der gerade vorbeikam. Presseberichte über Vergewaltigungen durch Afrikaner hatten die Stimmung angeheizt. Eher überraschend war dann das Feuer in Jerusalem: Hier gibt es noch nicht viele afrikanische Asylbewerber. Dass Rassisten ein Wohnhaus von afrikanischen Einwanderern in Brand setzen, ist darum sehr, sehr schwerwiegend."

Vor der Demo von Tel Aviv, also vor den ersten rassistischen Ausschreitungen, hatten Premierminister Benjamin Netanjahu und Innenminister Eli Yishai von der Shas-Partei „sehr aggressive Dinge gesagt", so Pater Neuhaus. Aber danach hätten „einige dann doch mildere Töne angeschlagen, an die Verantwortung appelliert". Israels neue Rassisten seien Mittelständler, die den sozialen Absturz fürchteten, und Leute, die denken, dass Nichtjuden in Israel nichts zu suchen hätten.

„Das kommt beides zusammen und wird von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten noch verstärkt. Politiker stacheln arme Israelis auf, da geht`s zunächst um finanzielle Sorgen, und das Klima der Fremdenangst schürt dann das Feuer des Rassismus."

Die Knesset hat erst vor kurzem ein Gesetz gegen illegale Einwanderer verabschiedet, das Pater Neuhaus „ausgesprochen hart" findet:

„Wer illegal nach Israel einreist, riskiert jetzt drei Jahre Gefängnis. Damit will Israel vor allem das Einsickern von Einwanderern über die ägyptische Grenze stoppen, die man hier „Infiltrationen" nennt. Zusätzlich baut Israel dort aus dem gleichen Grund auch eine Mauer. Nicht nur das Gesetz, auch die Worte sind hart. Diese Menschen werden nie als Personen angesprochen, die vor dem Tod oder dem Hunger fliehen – stattdessen herrscht die Vorstellung vor, dass das illegale Infiltrierte sind, also Kriminelle, die ins Gefängnis gehören."

Pater Neuhaus arbeitet mit einigen israelischen Verbänden zusammen, die sich gegen Rassismus und für die Rechte von Einwanderern einsetzen. Für ihn gehört das zur „Berufung des Heiligen Landes". Auch mit einigen Ministern und Verantwortlichen bei den Behörden sei das Lateinische Patriarchat von Jerusalem in Kontakt, „um diesen armen Menschen zu helfen". Aber er gibt zu bedenken:

„Die Kirche ist sehr schwach, wir sind ja nur einige wenige, aber darum müssen wir eben versuchen, besonders klar zu reden. Wir haben auch eine Erklärung zu den Vorgängen des 23. Mai veröffentlicht – es ist sehr wichtig, Klartext zu reden, zu zeigen dass man die Problematik versteht, dass man aber Gewalt als Lösung nicht akzeptiert. Die Berufung der Kirche ist eindeutig, und wir haben eine immense Arbeit zu leisten. Zu unserer Kommission gehören Personen, die aus diesen Ländern kommen, etwa eine Ordensfrau aus Eritrea, die mit Landsleuten arbeitet; andere, die mit Sudanesen, Philippinos und mit Indern arbeiten." (rv)

D: Meisner gegen „Unheilspropheten“

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat an Fronleichnam Treue zur Kirche angemahnt. Im Kölner Dom eröffnete er an diesem Donnerstag das Vorbereitungsjahr auf den Nationalen Eucharistischen Kongress 2013 in Köln. In seiner Predigt kritisierte Meisner „Unheilspropheten innerhalb und außerhalb der Kirche".

„Herr, zu wem sollen wir gehen?", dieses Wort aus dem Munde des Apostels Petrus führt uns mitten hinein in eine gefährliche Krisensituation des Jüngerkreises Christi, die uns an unsere heutige Situation in der Kirche erinnert. Von da ab wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen nicht mehr mit ihm (vgl. Joh 6,60-66), heißt es in der Heiligen Schrift, weil sie Jesus vergeblich auf einen Weg zwingen wollten, der vom Vater nicht vorgesehen war. Das möchten heute ebenfalls manche Christen: die Kirche auf einen Weg zwingen, den Jesus nicht mitgeht."

Vor dieser „tiefsten aller Zweifelsfragen" habe einst auch „der innere Jüngerkreis Jesu" gestanden. Beim Streit um das Thema Eucharistie gehe es „nicht mehr um diese oder jene theologische Nuance, sondern um den Sinn des ganzen Weges, eben um die Frage: dabeibleiben oder weggehen?"

„Jesus wirbt nicht um seine Jünger, indem er sagt: „Nun bleibt mal alle da. Ich mache es ab jetzt etwas billiger!" Nein, er deckt schonungslos die Lage auf, indem er ihnen sagt: „Wollt auch ihr weggehen?" (Joh 6,67). In der Antwort, die Petrus findet, steckt eben nun beides, was uns heute so nahe kommt: die eigene Ratlosigkeit und das Gott geschenkte Wagnis des Glaubens: „Herr, zu wem sollen wir gehen?" – Wir haben keine Alternativen. – „Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes" (Joh 6,68-69)."

Für Kardinal Meisner sind diese Worte des heiligen Petrus „das erste, das klarste, das hilfreichste, das kürzeste und das tröstlichste Glaubensbekenntnis". In derselben Haltung sollten auch die Christen von heute sich um Jesus scharen:

„Wir sind nicht weggegangen, trotz so vieler Unheilspropheten innerhalb und außerhalb der Kirche. Nein, wir sind geblieben, und wir sind gekommen, um uns von seiner Nähe berühren und stärken zu lassen."

Christus sei „gestorben für das Heil aller Menschen", betonte der Kölner Kardinal. Darum sei „der Christ immer zur Stellvertretung berufen, d.h. für die anderen vor Gott einzustehen". Meisner wörtlich: „Je weniger Menschen sich noch vor dem eucharistischen Herrn einfinden, für umso mehr haben wir uns vor dem Altar und vor der Monstranz für sie einzusetzen. Sollten wir aber auch noch wegfallen, dann gäbe es auch für die anderen keine Chance mehr, mit dem Herrn in Berührung zu kommen."

An Fronleichnam, dem „Fest des Leibes und Blutes Christi", feiern die Katholiken die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie. In Prozessionen tragen Geistliche Monstranzen mit der als Leib Christi verehrten Hostie durch die Straßen.

Fronleichnam in Rom
Papst Benedikt feiert an diesem Donnerstag Abend die Eucharistie in der Lateranbasilika. Anschließend leitet er die Fronleichnamsprozession zur Basilika Santa Maria Maggiore. Die Messe und die Prozession werden von Radio Vatikan ab 18.50 Uhr live mit deutschem Kommentar übertragen. (rv)