Vatikanbank: Eckpunkte für eine professionelle Führung der IOR

Der Aufsichtsrat der Vatikanbank IOR hat über Eckpunkte für eine professionelle Führung und die Nachfolge des entlassenen Vorsitzenden Ettore Gotti Tedeschi beraten. Wie der Vatikan mitteilte, informierte das vierköpfige Gremium nach seinem Treffen am Mittwoch den übergeordneten Kardinalsrat in Person des Vorsitzenden Kardinal Tarcisio Bertone über die Ergebnisse. Papst Benedikt XVI. verfolge die aktuelle Situation des vatikanischen Geldinstitutes „aus der Nähe" und werde ständig durch den Kardinalstaatssekretär unterrichtet. Papst Benedikt XVI. verfolge die aktuelle Situation des vatikanischen Geldinstitutes „aus der Nähe" und werde ständig durch den Kardinalstaatssekretär unterrichtet, heißt es weiter. Wann genau ein neuer Chef der Vatikanbank dem abgesetzten Ettore Gotti Tedeschi im Amt nachfolgt, wurde nicht bekanntgegeben. Es handelte sich um die erste Zusammenkunft des IOR-Aufsichtsrates nach dem Misstrauensvotum gegen Gotti Tedeschi am 24. Mai und dessen anschließender Entlassung durch den Kardinalsrat. (rv)

Kardinal Tauran: „Lügen führen in der Diplomatie selten zum Ziel“

„Ein Diplomat, der lügt, kommt selten ans Ziel". Das hat der Präsident des päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, am Dienstagnachmittag im Rahmen einer Vatikanveranstaltung zum Thema „Diplomatie und Wahrheit" in Rom betont. Eine Diplomatie, bei der es um Dialog und Vertrauen geht, müsse dagegen im Dienste der Wahrheit stehen, unterstrich Tauran. Dann diene sie Frieden und gesellschaftlicher Harmonie und entwickle die Kraft, zwischen scheinbar unvereinbaren Positionen zu vermitteln und bis zu den Ursachen der Vorgänge vorzudringen, so der Vatikanvertreter, der selbst eine langjährige Erfahrung als Diplomat vorzuweisen hat.

Herausforderungen heutiger Diplomaten
In seinem Vortrag ging Tauran auch auf die neuen Herausforderungen ein, denen Diplomaten heute begegnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich mit dem Völkerbund und den Vereinten Nationen das Bewusstsein einer „globalen Ethik" herausgebildet. Für Menschen mit diplomatischer Verantwortung bedeute dies eine doppelte Verpflichtung: Sie seien ihren eigenen nationalen Regierungen verpflichtet, zugleich aber dem globalem Frieden und der Gerechtigkeit in der Welt. Das habe eine neue Autonomie beziehungsweise eine neue Verantwortung in das Berufsbild eingeführt, folgerte Tauran: ein Diplomat könne heute nicht mehr darauf verzichten, sich auch über „die Moralität der Politik seiner eigenen Regierung" ein Urteil zu bilden.

Sinn des Geheimnisses in der Diplomatie
Im Dunstkreis der Vatileaks-Affäre dürfte so mancher Besucher der Veranstaltung in Rom Anknüpfungspunkte zu den Vorgängen im Vatikan gesehen haben. Kardinal Gianfranco Ravasi, Präsident des päpstlichen Kulturrates, der den „Vorhof der Völker" ins Leben rief, nahm im Interview mit Radio Vatikan ein wichtiges Element der Diplomatie in Schutz: das Geheimnis.

„Das Geheimnis hat immer zwei Gesichter. Einerseits ist es sicher Synonym für Diskretion, das heißt also, es geht darum, in bestimmter Hinsicht Elemente zu hüten, die Provokationen und sogar eine Explosion auslösen können. Andererseits hat das Geheimnis eine negative Seite: es kann in einigen Fällen auch heißen, den Völkern eine Wahrheit zu vorzuenthalten, die aber notwendig ist, die zur Gewissensprüfung führt, zur Kritik und möglicherweise zur Veränderung einer Gesellschaft. Deshalb wandeln Diplomaten und Politiker immer auf einem extrem dünnen Grat." (rv)

Vatikan: Änderung bei der Übergabe der Pallien

Papst Benedikt XVI. hat Änderungen bei der Übergabe der Pallien an die neuen Erzbischöfe verfügt. Ab diesem Jahr sind die Segnung und Übergabe der Pallien am Hochfest Peter und Paul nicht mehr nach der Predigt angesetzt, sondern beim Einzug des Papstes in den Petersdom, also vor dem Beginn der Messe. Damit soll der Eindruck vermieden werden, bei der Pallienübergabe handle es sich um einen sakramentalen Ritus, teilte das liturgische Büro mit. Zum anderen unterbreche die Zeremonie auf diese Weise nicht mehr die Eucharistie, was der geistlichen Sammlung diene; und sie sei kürzer. Mit einer ähnlichen Begründung hatte Papst Benedikt beim letzten Konsistorium den Ritus zur Kardinalserhebung modifiziert. (rv)

Piusbruderschaft bleibt skeptisch

Die traditionalistische Piusbruderschaft hat sich skeptisch über eine Aussöhnung mit dem Vatikan geäußert. Der Generalobere könne die zuletzt vom Vatikan vorgelegte Version des Einigungsdokuments nicht unterzeichnen, heißt es in einem als „vertraulich" und „intern" gekennzeichneten Rundschreiben, das seit Dienstag im Internet zirkuliert. Das Dokument trägt die Unterschrift des Generalsekretärs der Bruderschaft, Christian Thouvenot. Anfang Juli werde das Generalkapitel der Bruderschaft tagen und dabei über das Dokument und den gesamten Vorgang beraten.

Thouvenot erklärt unter Berufung auf mehrere nicht genannte Quellen, die letzte vom Generaloberen Bernard Fellay korrigierte Version vom April habe Papst Benedikt XVI. zwar persönlich überzeugt. Mitte Juni habe aber der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, Fellay eine Textfassung vorgelegt, die wieder um einige Monate „zurückgedreht" war. Diese Version des Einigungsdokumentes sei für die Bruderschaft „eindeutig inakzeptabel". Das habe Fellay Levada auch unmittelbar mitgeteilt. Die Korrekturvorschläge der Bruderschaft seien mithin vom Vatikan abgelehnt worden.

Ausgeschlossen von den Beratungen des Generalkapitels ist nach Angaben des Generalsekretärs der Holocaust-Leugner Richard Williamson. Grund für den von Fellay verhängten Ausschluss seien dessen wiederholte Äußerungen zu den Enigungsbemühungen. Williamson habe „zur Rebellion aufgerufen" und sei beständig ungehorsam gewesen. Mehrere für den 29. Juni vorgesehene Priesterweihen von traditionalistischen Dominikanern und Kapuzinern wurden laut der Mitteilung verschoben. – Das Rundschreiben Thouvenots an die Distriktoberen, Seminare und Häuser der Bruderschaft trägt das Datum vom Montag.

Der Brief ist die neueste Entwicklung eines monatelangen Tauziehens und Schriftwechsels um eine mögliche theologische Einigung. Vorangegangen waren eineinhalbjährige theologische Gespräche von Vertretern des Heiligen Stuhles und der Traditionalisten. Deren Ergebnis war eine sogenannte lehrmäßige Präambel, die der Vatikan im September 2011 als Grundlage einer möglichen Aussöhnung formulierte und den Piusbrüder zur Unterschrift vorlegte. Darin wird die Treue zum Lehramt der katholischen Kirche einschließlich der Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils festgehalten.

Die beiden ersten Antworten der Traditionalisten hatte der Vatikan als ungenügend bewertet. Ein drittes Schreiben Fellays Mitte April wurde von der Kardinalsversammlung der Glaubenskongregation Mitte Mai beraten und dem Papst zur Entscheidung vorgelegt. Der Heilige Stuhl hatte zu jedem Zeitpunkt ausschließlich mit dem Oberen der Bruderschaft, Fellay, verhandelt, nicht aber mit den drei übrigen Traditionalistenbischöfen, die ebenfalls 1988 illegal von Erzbischof Marcel Lefebvre geweiht wurden. Diese drei, unter ihnen Williamson, schlossen eine Rückkehr in die katholische Kirche für die nähere Zukunft grundsätzlich aus.

Für Irritationen hatten in Rom jüngste Äußerungen Fellays gesorgt, Rom verlange von den Piusbrüdern nicht mehr die Akzeptanz des gesamten Zweiten Vatikanums. Im Vatikan hieß es dazu, die Annahme des vollständigen Lehramtes der katholischen Kirche sei und bleibe Grundlage für eine Beendigung des Bruchs zwischen Rom und den Traditionalisten. (rv)

Neuer Vatikan-Ansprechpartner für Piusbrüder

Der Papst hat einen neuen Ansprechpartner für die Piusbrüder ernannt. Es handelt sich um den US-amerikanischen Kurienerzbischof Joseph Augustine Di Noia. Er ist am Dienstag zum Vizepräsidenten der Vatikankommission „Ecclesia Dei" ernannt worden. Der Dominikaner Di Noia war bislang Sekretär der Kongregation für die Sakramentordnung. Künftig soll er im Auftrag des Präsidenten von „Ecclesia Dei", des Präfekten der Glaubenskongregation, die Einigungsbemühungen mit der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. koordinieren und besonders auch die Bedenken jüdischer Gläubiger gegen eine Aussöhnung mit den Traditionalisten zerstreuen.

Die Neuerrichtung des Amtes eines Vizepräsidenten unterstreiche die besondere pastorale Sorge von Benedikt XVI. für die traditionalistischen Katholiken, die bereits in Gemeinschaft mit Rom stehen, heißt es in einer Erklärung der Glaubenskongregation vom Dienstag. Mit der Berufung eines hochrangigen Kurienleiters und erfahrenen Theologen in dieses Amt bekräftige der Vatikan zugleich den Wunsch nach einer Aussöhnung mit jenen traditionalistischen Gemeinschaften, die nicht in Gemeinschaft mit dem Stuhl Petri stünden, so die Note der Glaubenskongregation. Die Kommission war 1988 für die Betreuung jener traditionalistischen Gläubigen gegründet worden, die den Bruch des Gründers der Piusbrüder, Erzbischof Marcel Lefebvre, mit Rom nicht mitvollziehen wollten. Die Kommission „Ecclesia Dei" kümmert sich generell um die Belange von Gemeinschaften wie die traditionalistische, mit Rom verbundene Piusbruderschaft. Sekretär der Kommission ist Monsignore Guido Pozzo. (rv)