Vatileaks-2-Prozess geht am Montag weiter

Vatileaks II.Ab Montag setzt der Vatikan das Verfahren um die Weitergabe von vertraulichen Dokumenten an zwei Journalisten fort. Das teilte Vatikansprecher Federico Lombardi am Mittwochabend mit. Zu den bisherigen Inhalten des Verfahrens, in dessen Zentrum am Mittwoch die Befragung der angeklagten PR-Frau Francesca Chaouqui stand, äußerte sich Lombardi nicht. Das Verfahren war wegen gesundheitlicher Probleme der hochschwangeren Chaouqui gut drei Wochen ausgesetzt worden.

Wie unser beim Prozess anwesende Kollege Massimiliano Menichetti von der italienischen RV-Redaktion am Donnerstag berichtete, ging es am Mittwoch vor allem um die Stellungnahme von Chaouqui. Bei der etwa sechsstündigen Befragung habe sie betont, keine Vatikandokumente an die ebenfalls angeklagten Journalisten Emiliano Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi weitergegeben zu haben. Chaouqui, ehemaliges Mitglied einer von Papst Franziskus eingesetzten Untersuchungskommission für die Vatikan-Finanzen, bestätigte, sie sei mit Nuzzi befreundet und habe ihn dem früheren Sekretär der vatikanischen Wirtschaftspräfektur, Lucio Angel Vallejo Balda, vorgestellt. Allerdings habe Nuzzi sie nie um vertrauliche Dokumente gebeten. Für deren Weitergabe sei allein Balda verantwortlich.

Chaouqui erzählte außerdem, ein Freund habe Balda in seiner Zeit des Hausarrests heimlich ein Handy zukommen lassen, das dieser verwendet habe, um Beweise zu beseitigen. Die Vatikan-Gendarmerie hatte bei dem Geistlichen tatsächlich ein Telefon gefunden. Nach Chaouquis Aussage kündigte der Vatikan eine Untersuchung wegen Verdunklungsgefahr an. Chaouqui wurde zudem zu gefälschten Briefen mit dem Briefkopf der Vatikanbank IOR und mehreren SMS- und WhatsApp-Konversationen befragt. Ihr Antrag, einige Mitschnitte von Telefonaten in die Akten aufzunehmen, wurde abgelehnt.

Anwesend waren auch die beiden mitangeklagten Journalisten Nuzzi und Fittipaldi. Kritiker sehen in dem Prozess gegen sie einen Angriff auf die Pressefreiheit. (rv)

Vatileaks 2: Nächste Verhandlung im April

Vatileaks II.Die nächste Verhandlung im so genannten Vatileaks 2 Prozess ist auf den 6. April verschoben. Das gab der Vatikan an diesem Donnerstag bekannt. Grund ist die Krankschreibung der Angeklagten Francesca Immacolata Chauoqui, die ein medizinisches Attest vorgelegt hatte. Sie kann aufgrund ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft mindestens 20 Tage nicht teilnehmen.

Im Prozess geht es um die illegale Weitergabe von Dokumenten an Journalisten, angeklagt sind zwei italienische Buchautoren und zwei Vatikanmitarbeiter. (rv)

Vatikan stellt Details des Prozesses gegen Gabriele vor

Im Fall „Vatileaks" wird noch im September der Prozess gegen Paolo Gabriele und Claudio Scharpelletti eröffnet werden. In einer Pressekonferenz an diesem Freitag ging Vatikansprecher Pater Federico Lombardi genauer auf die technischen Details dieses Prozesses ein. Der erste Verhandlungstag wird der 29. September sein, das Gericht – bestehend aus den drei Richtern Giuseppe Dalla Torre, Paolo Pappanti Pelletier und Venerando Marano – wird um 9.30 Uhr zusammen treten. Einen genauen Zeitplan gibt es im Augenblick und könne es auch noch nicht geben, führte Lombardi aus. Das hinge vom Verfahren selbst und von der Verteidigung ab. In jedem fall fänden die Verhandlungen aber an Vormittagen statt.

Wie bei Gerichtsprozessen allgemein üblich werde es keine Audio- oder Videoaufzeichungen geben, der Prozess werde auch nicht in Ton oder Bild übertragen, auch lasse die Größe des Raumes nur eine begrenzte Anzahl von Journalisten zu, der Vorsitzende des Gerichtes habe – neben den Vatikanjournalisten von jeweils einem vom Osservatore Romano und von Radio Vatikan – acht Journalisten zugelassen. Nach den Verhandlungen werde es aber Pressekonferenzen geben. (rv)

Vatileaks: Prozess für Ex-Kammerdiener und einen weiteren Vatikanangestellten

Der frühere päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele wird sich vor Gericht verantworten müssen. Das wurde an diesem Montag im Vatikan bekannt. Neben dem Ex-Butler wird einem weiteren Laienangestellten der Prozess gemacht, nämlich dem 48-jährigen Informatiker Claudio Sciarpelletti aus dem päpstlichen Staatssekretariat. Gabriele ist des schweren Diebstahls angeklagt, Sciarpelletti lediglich der Beihilfe; den Anklagepunkt Geheimnisverrat gegen den Informatiker ließ Untersuchungsrichter Piero Bonnet nach gründlichen Erhebungen fallen, sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi vor Journalisten.

Der Vatikan veröffentlichte gleichzeitig sowohl den Untersuchungsbericht als auch die Anklageschrift gegen die beiden Männer. Sciarpelletti, ein Bekannter Paolo Gabrieles, war nur eine Nacht lang in Haft und wurde anschließend wieder auf freien Fuß gesetzt. Lombardi:

„Bei einer Untersuchung des Arbeitsplatzes von Sciarpelletti haben die Fahnder einen Umschlag mit vertraulichen Vatikandokumenten gefunden, die der Journalist Gianluigi Nuzzi veröffentlicht hatte. Der Informatiker verstrickte sich dann in Widersprüche über die Herkunft dieser Dokumente und wird hauptsächlich deswegen prozessiert. In jedem Fall steht die Schwere seines Fehlverhaltens in keinem Vergleich zu den Taten von Paolo Gabriele. Die Richter betrachten ihn nicht als Komplizen des Kammerdieners. Und sie halten es für wahrscheinlich, dass Sciarpelletti mit einer milden Strafe davonkommt, bis hin zum Freispruch."

In Paolo Gabrieles Wohnung fanden die Beamten hingegen nicht nur „Massen von Dokumenten" – viele von ihnen standen nicht in Bezug zum Datenschwund -, sondern sogar Geschenke an den Papst wie einen Scheck über 100.000 Euro, ein Goldstück und ein wertvolles Buch aus dem 16. Jahrhundert.

„Gabriele hat dies in der Vernehmung mit der großen Unordnung in seiner Wohnung begründet. Zu dem Buch sagte er, er habe den Papstsekretär Gänswein gebeten, es einem Literaturlehrer seiner Kinder zeigen zu dürfen, und es deshalb mitgenommen."

Zwei psychiatrische Gutachten, die der Generalstaatsanwalt und Gabrieles Anwälte unabhängig voneinander beantragt hatten, bescheinigten dem Kammerdiener schwere seelische Probleme. Paolo Gabriele hatte erklärt, er habe mit der Weitergabe der vertraulichen Papiere dem Vatikan helfen wollen.

„Es gibt da einen fast tragischen Widerspruch zwischen der erklärten Absicht, Gutes zu tun, und einer objektiven Schwere der vollbrachten Tat. Da gibt es das persönliche Interesse Gabrieles, er selbst spricht von seinem Interesse für Geheimdienste und seiner Leidenschaft, Dokumente zu sammeln und dergleichen. Die psychiatrischen Gutachten helfen, diesen Widerspruch zu verstehen und einzuordnen."

In dem vom Justizpromotor angeforderten Gutachten liest sich das so: „Paolo Gabrieles Persönlichkeit ist fragil und unsicher und zeichnet sich durch ein tiefes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Zuneigung durch andere aus". Dennoch wird Gabriele Schuldfähigkeit bescheinigt. Anders das Gutachten der Anwälte, das zum Schluss kommt, der Kammerdiener sei aufgrund seiner seelischen Störung nicht gerichtlich belangbar; der Untersuchungsrichter schloss sich dieser Beurteilung allerdings nicht an.

Mit der Aufnahme des Prozesses gegen die beiden Angeklagten sind die Ermittlungen über die Affäre „Vatileaks" keineswegs abgeschlossen, betonte Lombardi. Die Richter hätten bei ihren Untersuchungen eine Reihe wichtiger Hinweise erhalten, wie es zu dem Datendiebstahl und der folgenden Veröffentlichung in Buchform und im Internet kommen konnte, und würden ihnen nachgehen, erklärte der Vatikansprecher. Papst Benedikt sei an einer kompletten Aufklärung der Causa gelegen.

Unter Verschluss bleibt vorerst der Bericht der dreiköpfigen Kardinalskommission, die Papst Benedikt im März mit parallelen Ermittlungen im Vatikan beauftragt hatte. Die Kardinäle hatten ebenfalls ein langes Gespräch mit Paolo Gabriele. Der Kammerdiener schickte dem Papst über die Kardinalskommission einen Brief, in dem er seinen früheren Dienstherren um Vergebung bat, bestätigte Lombardi. Papst Benedikt könne Gabriele jederzeit begnadigen, indem er in das Verfahren eingreift, wahrscheinlich sei das aber nicht, sagte der Vatikansprecher.

„Wenn der Papst Gabriele begnadigen will, wird er wohl zuerst das Urteil des Gerichts abwarten, sonst gibt es Verwirrung."

Prozessauftakt für die beiden Angeklagten wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres sein. Die Verhandlungen sind nach Vatikanrecht öffentlich. (rv)

Türkei: Prozess um die Ermordung Padoveses kommt nicht weiter

Auch zwei Jahre nach dem Mord am Bischofsvikar von Anatolien, Luigi Padovese, kommt der Prozess gegen seinen mutmaßlichen Mörder nicht von der Stelle. Eine fünfte Anhörung wurde schon nach sieben Minuten wieder aufgehoben. Die erste Anhörung hatte letzten Oktober fünfzehn, die zweite im November sogar nur vier Minuten gedauert. Die Verteidigung will durch den Aufruf zahlreicher Zeugen belegen, dass der mutmaßliche Mörder, Padoveses Fahrer, geistig verwirrt und damit nicht schuldfähig sei. Die Mitra des italienischen Kapuziner-Bischofs ist derweil seit zwei Tagen in der römischen Kirche San Bartolomeo auf der Tiberinsel zu sehen; die Kirche dient dem Andenken von Märtyrern unserer Zeit. (rv)