Todestag von Johannes Paul II: „Mutig schrie er seinen Glauben in die Welt“

Er hat seinen Glauben mutig in die Welt geschrieen, Gleichgültigkeit und Feindseligkeit entgegen. So erinnert sich der Generalvikar der Vatikanstadt, Kardinal Angelo Comastri, an Papst Johannes Paul II., der genau heute vor fünf Jahren verstarb. Wojtylas Todestag fällt in diesem Jahr auf den Karfreitag; Papst Benedikt hat seiner deshalb bereits am Montag mit einer Messe gedacht. Wojtylas Überzeugungskraft sei schon bei seinem Amtsantritt am 16. Oktober 1978 spürbar gewesen, so Kardinal Comastri:

„Als er sich zum ersten Mal als Papst zeigte, schien es, als ob mit der Stimme dieses Papstes der Ruf Petri neu ertönte, der die Wiederauferstehung von Jesus von Nazareth verkündete. Mit der Stimme Johannes Pauls II. kehrte der Mut der Anfänge des Christentums zurück: ‚Gelobt sei Jesus Christus! Habt keine Angst! Reißt ihm die Türen auf!‛ Das ganze Leben dieses Papstes war von diesem Mut getrieben. Er hat seinen Glauben in eine Welt geschrieen, die gleichgültig und eingeschlafen zu sein schien; wo immer er hinkam, hat er die Gemüter aufgerührt."
Die große Beliebtheit des verstorbenen Papstes bis heute erklärt sich der Kardinal so:

„Johannes Paul II. war ein Mann, der wusste, warum und für wen er lebte. Man sah, dass er von Höherem, von einem Ideal bewegt war; er war ein Mann, der sich ganz und gar für sein Lebensideal hingab: Jesus. Zweifelsfrei beeindruckt eine so entschlossene Person bis heute, denn solche Menschen sind selten. Und ich glaube, dass vor allem junge Menschen zu ihm kamen und bis heute kommen, um dieses Lebensgeheimnis zu verstehen und ihm nachzueifern." (rv)

Karfreitag in Jerusalem: Großer Andrang auf der Via Dolorosa

In der Jerusalemer Altstadt herrscht an diesem Karfreitag Ausnahmezustand: Zehntausende sind seit den frühen Morgenstunden in den engen Gassen der Via Dolorosa unterwegs, um am Ort des Geschehens den Kreuzweg zu meditieren. Sehr meditativ geht es dabei allerdings nicht zu – vor allem da dieses Jahr ja Orthodoxe und Westkirchen gleichzeitig feiern. Gabi Fröhlich berichtet für Sie aus der Heiligen Stadt:
Menschen mit Kreuzen und Ikonen überall, griechisch-Orthodoxe, Katholiken, Protestanten, Äthiopier – auf der Via Dolorosa drängen sich die Gläubigen. Genau hier stammt die alte Tradition des Kreuzwegs her, auf vierzehn Stationen den Leidensweges Jesu nachzugehen – von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung und Grablegung.
Die israelische Polizei hat ihre Einheiten in der Altstadt auf 2.500 Mann aufgestockt, um die Menschenmassen zu kanalisieren – aber heute bleibt es ruhig. Der Weg zur Grabeskirche führt bergauf – vor allem ältere Menschen kommen da ins Schwitzen. In der Grabeskirche selbst ist die katholische Liturgie zur Passion Jesu übrigens bereits in den frühen Morgenstunden gefeiert worden, auf dem Golgotha-Hügel.
Eingestimmt auf den Karfreitag hatten sich die Katholiken bereits am Vorabend bei der Gebetswache in der Getsemani-Kirche. Man musste sich allerdings entschlossen durch entnervte Autofahrer und plappernde Gruppen vor der Kirche drängen, um dort in die wirklich gesammelte Atmosphäre einzutauchen. Vor allem junge Menschen hatten sich in der gestopft vollen Kirche versammelt. Sie wollten der Aufforderung des angstvollen Jesus an diesem Ort nachkommen: Bleibt hier, um mit mir zu wachen.
In der Kirche Sankt Peter vom Hahnenschrei herrschte zu dieser Zeit noch besinnliches Schweigen. Stille Beter hatten sich in dem tiefen Verließ eingefunden, wo der Hohepriester Kajaphas Jesus gefangen gehalten haben könnte. Die antike Steintreppe draußen war von Kerzen erleuchtet. Munter wurde es dann jedoch, als die Kerzenprozession der arabischen Pfarrei Jerusalems vom Getsemani herauf gezogen kam.
Singend und betend waren die Teilnehmer auf ihrem Weg zum Zionsberg auch auf tausende ultra-orthodoxer Juden gestoßen, die wegen des Pessachfestes zur Klagemauer strömten. Auch wenn die Begegnung auf beiden Seiten etwas Unsicherheit auslöste – alles blieb entspannt.
An diesem Karfreitagabend findet in der Grabeskirche übrigens noch die traditionelle Grablegungsfeier der Franziskaner statt: Ein Christus-Corpus wird unter feierlichen Gesängen vom Kreuz abgenommen, gesalbt und in die Kapelle mit dem Grab Jesu getragen. Davon hören Sie dann mehr in unserer morgigen Nachrichtensendung. (rv)

Vatikan: Levada verteidigt den Papst

 

Der Präfekt der Glaubenskongregation weist Vorwürfe der „New York Times" gegen den Papst zurück. In einem ausführlichen Statement „zieht" – wie die Nachrichtenagentur Reuters formuliert – der US-Kardinal William Levada „die Samthandschuhe aus" und geht im Detail auf den Fall des pädophilen Priesters Lawrence Murphy ein. Die „New York Times" hatte den Umgang des heutigen Papstes, damals Kardinal Joseph Ratzinger, mit diesem Fall aus den fünfziger und sechziger Jahren scharf kritisiert. Levada, der bis 2005 Erzbischof von San Francisco war, urteilt, der Artikel und ein Kommentar des Blattes „lassen jedwede Fairness vermissen"; keiner habe so viel wie der heutige Papst gegen eine Vertuschung und Verschleppung von kirchlichen Missbrauchsfällen getan. Vom Fall Murphy sei der Vatikan erst in den neunziger Jahren informiert worden – lange, nachdem auch polizeiliche Ermittlungen gegen den Priester eingestellt worden seien. „Der Kernfehler des Artikels besteht darin, dem heutigen Papst und nicht den Entscheidungsträgern im Erzbistum Milwaukee vorzuwerfen, dass der Priester nicht suspendiert wurde." Gleichzeitig erwähne der Artikel der „New York Times" nicht, dass der heutige Papst sich vehement für das Erstellen von Richtlinien für den Umgang mit Missbrauchsfällen eingesetzt habe.

Die Glaubenskongregation unter Kardinal Ratzinger habe sich gleich, als sie Mitte der Neunziger vom Fall Murphy informiert wurde, für einen kanonischen Prozess gegen den Priester ausgesprochen. Erst als sie erfuhr, dass Murphy im Sterben lag, habe sie zum Suspendieren des Prozesses geraten. Das bedeute aber keine „Nachsicht" gegenüber Murphy, so Levada: „Meine Lesart ist vielmehr, dass die Kongregation verstanden hatte, dass ein komplexer kanonischer Prozess unnütz ist, wenn der Beschuldigte im Sterben liegt." Übrigens sei der Prozess damals tatsächlich nicht ausgesetzt worden, sondern bis zu Murphys bald darauf folgendem Tod weitergegangen. Als Christ, schreibt Kardinal Levada, habe er keinen Zweifel daran, „dass Murphy jetzt vor seinem Richter steht".

Der oberste Glaubenshüter des Vatikans geht auch auf Vorwürfe gegen den jetzigen Papst aus der Zeit ein, als Ratzinger Erzbischof von München war. Es sei „anachronistisch, wenn die New York Times so tut, als müssten die, die 1980 Verantwortung trugen, irgendwie schon das, was wir 2010 über Missbrauch wissen, intuitiv gefühlt haben".

Die Zeitung lasse es dem Papst gegenüber an „Gerechtigkeit" fehlen und wärme nur Vorurteile auf, so Levada in seinem langen Schreiben. Er bitte sie, „ihren Angriff auf Papst Benedikt XVI. noch einmal zu überdenken und der Welt ein ausgewogeneres Bild von einem Führer zu bieten, auf den man zählen sollte". (rv)