D: Bischof Dr. Walter Mixa reicht Rücktritt ein

Nach Informationen der „Augsburger Zeitung“ vom 21. April hat Bischof Dr. Walter Mixa am Mittwochabend seinen Rücktritt beim Papst eingereicht.

Die Augsburger Zeitung (Markus Günther) berichtet hierzu am 21.04.2010, 18:57 Uhr:

„Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat seinen Rücktritt eingereicht. Nach Informationen der „Augsburger Allgemeinen“ hat Mixa am Mittwochabend einen Brief an den Papst geschrieben und seinen Rücktritt vom Amt des Bischofs von Augsburg wie auch vom Amt des Militärbischofs der Bundeswehr angeboten. Die Annahme des Rücktrittsgesuchs gilt der Zeitung zufolge in Kirchenkreisen als sicher.Nach Informationen der „Augsburger Allgemeinen“ begründete Mixa seinen Rücktritt mit einer übergeordneten Verantwortung für sein Bistum. Die „anhaltenden öffentlichen Diskussionen“ um seine Person, hätten „Priester und Gläubige schwer belastet“. Er wolle nun den Weg für einen Neuanfang freimachen.„Alle, zu denen ich ungerecht gewesen sein mag, und alle, denen ich Kummer bereitet habe, bitte ich heute noch einmal um Verzeihung“, zitierte die Zeitung den Bischof. Mixa sicherte zu, auch nach dem Ausscheiden von seinem Amt an der Aufklärung aller gegen ihn erhobenen Vorwürfe mitwirken zu wollen.Zuletzt hatte sogar der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, dem umstrittenen Augsburger Bischof Walter Mixa einen vorübergehenden Amtsverzicht nahegelegt. Auch in der Region war der Bischof in Predigten von Pfarrern kritisiert worden.“

 Zum Artikel in der   >>>“Augsburger Zeitung“    (vh)

Italien: Kapuziner verteidigen Umbettung von P. Pio

Die Kapuziner verteidigen die Umbettung des Leichnams von Pater Pio im süditalienischen San Giovanni Rotondo. Die sterblichen Überreste des italienischen Volksheiligen und Kapuziners wurden am Montag Nachmittag aus der Krypta der Ordenskirche in die wenige hundert Meter eigens für ihn errichtete Kirche des Star-Architekten Renzo Piano gebracht. Der neue Ruheort ist eine mit reichen Mosaiken ausgestattete Krypta in der Wallfahrtskirche San Pio da Pietrelcina. Die Umbettung war in den Medien und der Öffentlichkeit in Italien immer wieder kritisiert worden, die neue Kirche sei reich ausgestattet und teuer, P. Pio habe aber immer arm gelebt.
„Pater Pio ruht nun hinter dem Altar der Unterkirche, in der Säule, die die ganze ihm geweihte Kirche trägt", erklärt Antonio Belpiede, der Sprecher der Kapuziner-Ordensprovinz. „Das ist eine starke Symbolik: Er wird eingeschrieben in Christus, der der Felsen der ganzen Kirche ist. Die Umbettung hängt mit der christlichen Tradition zusammen: Es gab sie auch für die heiligen Franziskus, Antonius, Klara, Don Bosco usw. Wenn ein Christ von der Kirche heiliggesprochen wird, bekommt er eine neue Kirche, die auf seinen Namen geweiht ist, und wird dorthin überführt."
Allerdings gebe es für die Umbettung auch praktische Gründe:
„Gründe des gesunden pastoralen Menschenverstands, natürlich. Denn die neue Unterkirche hat keine architektonischen Barrierren, und so können die Schwächeren, die Behinderten oder gesundheitlich Beeinträchtigten dort problemlos hin. Sie ist auch viel größer und hat ein Sicherheitssystem… Und die Gläubigen können dort länger bleiben, nicht nur ein paar Minuten. Es wird also wohl keine kilometerlangen Warteschlangen mehr geben!" (rv)

Moraltheologe: „Zölibatspflicht überprüfen“

In der Debatte um Missbrauch wurde in den vergangenen Monaten auch viel über den Zölibat diskutiert. Für eine Überprüfung der Zölibatspflicht hat sich jetzt die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Moraltheologen ausgesprochen. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Zölibat und den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche lasse sich zwar nicht herstellen, schreiben die Moraltheologen in einer am Dienstag veröffentlichten Presseerklärung, die auch an die Deutsche Bischofskonferenz ging. Die Pflicht zur Ehelosigkeit ziehe aber möglicherweise Kandidaten mit einem unreifen Verhältnis zur eigenen Sexualität an. Im Interview mit Radio Vatikan erklärt Vorstandvorsitzender Prof. Konrad Hilpert die Details.
„Ich meine damit, dass es einen möglichen oder wahrscheinlichen Zusammenhang gibt zwischen dem psychisch unreifen Bedürfnis nach Nähe, Bestätigung, sexueller Erfüllung einzelner Personen gegenüber Kindern und Jugendlichen und ermöglichenden, begünstigenden oder sogar absichernden Strukturen, die etwas mit Abhängigkeit, Macht, Sakralisierung und Idealisierung von Personen und Funktionen zu tun haben. Ich vermute, dass es diesen Zusammenhang gibt.“
Natürlich dürfe man jetzt nicht alle Priester pauschal verurteilen oder kollektiv haftbar machen, betont Hilpert. Die Missbrauchsfälle in der Kirche zeigten eher ein anderes Grundproblem auf.
„Die jetzigen des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und Kindern sind auch so eine Bruchstelle oder Indikator für eine Problemstelle, die bisher zu wenig wahrgenommen wurde und die auch in der traditionellen kirchlichen Moral eigentlich gar keinen richtigen systematischen Ort hat, nämlich die Ausnutzung von Machtgefälle und die Überschreitung von Grenzen. Dort, wo die umgebenden Verhältnisse sehr nah und intensiv sind. Ich glaube, sexueller Missbrauch hat nicht selten eben mit Distanzlosigkeit zu tun zwischen Menschen, die in einem besonderen Vertrauensverhältnis zueinander stehen oder in dieses hineingewachsen sind.“
Nicht der Zölibat an sich sei zu hinterfragen, stellt der Moraltheologe klar, sondern die Verpflichtung zu ihm:
„Zu hinterfragen ist die kirchenrechtliche Koppelung, dass nur Menschen, die sich zum Zölibat verpflichten, zum Weiheamt zugelassen werden. Man muss doch berücksichtigen, dass diese Koppelung historisch entstanden ist, möglicherweise unter ganz anderen Bedingungen der Sozialisation und des biographischen Personwerdens und dass sie sich entsprechend der gesellschaftlichen Verhältnisse gewandelt hat.“
Kirchenvertreter hatten in den letzten Wochen für eine bessere Auswahl von Priesteramtskandidaten plädiert. Dem Moraltheologen Prof. Hilpert geht dies nicht weit genug. Er meint, dass die Frage nach der sexuellen Identität der angehenden Seelsorger immer wieder aufs Neue gestellt werden muss. Hilpert:
„Ich meine sogar, dass diese Fragen weit über die Phase des Studiums und der Hinführung zu diesem Beruf eine Rolle hinausreichen, weil nämlich erst im Nachhinein – wenn die Leute in der Praxis stehen – die eigentlich strapazierenden Anforderungen dieses Berufes kommen, des Alleinseins, der Überlastung, der Arbeit, der Routine, der stets neuen Suche nach den Wurzeln, aus denen man seine Anforderungen mit Blick auf die Menschen und Anforderungen des Evangeliums auch leben kann.“
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Moraltheologen ist ein Zusammenschluss von Professoren der Moraltheologie, die an deutschen Universitäten und Hochschulen lehren oder lehrten. (rv)