Belgien: Der Burka geht es an den Kragen

In Belgien geht es der Burka an den Kragen: Einstimmig sprach sich das belgische Abgeordnetenhaus am Donnerstagabend gegen den Ganzkörperschleier aus; es gab zwei Enthaltungen. Das Gesetz wird jedoch wohl erst nach den vorgezogenen Parlamentswahlen in Kraft treten. Aufgrund der Regierungskrise kann der Senat sich offenbar erst dann mit dem Gesetz befassen. Würde das Gesetz doch noch im Senat angenommen, wäre Belgien das erste Land Europas, das ein komplettes Verhüllen des Gesichts unter Strafe stellt. Wie sieht es in andere europäischen Ländern aus? Ein Überblick.
Das auf den Weg gebrachte Burka-Verbot in Belgien sieht Geldstrafen von 15 bis 25 Euro und sogar einen Freiheitsentzug von bis zu sieben Tagen vor. Es soll an allen öffentlichen Orten, auf Straßen und in Geschäften gelten. Frankreich stimmt im Mai über ein Burka-Verbot ab. Trotz der Zweifel des Verfassungsgerichtes an der Vereinbarkeit des Gesetzes mit der Europäischen Menschenrechtskonvention legte Staatspräsident Nicolas Sarkozy noch nach: er forderte ein umfassendes „Vermummungsverbot". In den Niederlanden ist die Burka zwar noch nicht offiziell verboten, Burka-Trägerinnen in Utrecht wird aber Sozialhilfe gekürzt. In der Schweiz war auf dem Anti-Minarett-Plakat auch eine vermummte Muslimin zu sehen. Doch wo die Minarettangst zum Verbot führte, lehnte der Bundesrat ein Burka-Verbot mit Verweis auf Religionsfreiheit ab. Deutschland hält sich in Sachen Burka eher bedeckt – mit einem Verbot geriete wohl auch die christliche Symbolik im öffentlichen Raum in Gefahr, fürchten vor allem Christdemokraten. Entspannt gehen die Burka-Frage die Nordeuropäer an. „Es ist nicht britisch, den Leuten vorzuschreiben, wie sie sich anzuziehen haben", kommentierte der englische Erziehungsminister Ed Balls. Ja zur Burka sagen Finnland, Schweden und Norwegen, sogar in der Mode: So brachten norwegische Modedesigner die Burka im März 2008 auf den Laufsteg. (rv)

D: Bischöfe begrüßen neue Nihil-obstat-Normen

Die deutschen Bischöfe begrüßen die neuen „Nihil-obstat-Normen“ der vatikanischen Bildungskongregation. Damit werde erstmals für alle theologischen Fakultäten und Hochschulen in Deutschland die kirchliche Mitwirkung bei der Berufung von Theologieprofessoren geregelt. Das teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Freitag mit. Mit der neuen Regelung werde ein für alle Beteiligten transparentes Verfahren gewährleistet, so der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch. Das lateinische „Nihil obstat“ bedeutet wörtlich: „Es steht nichts entgegen.“ Der Ausdruck bezeichnet die kirchliche Unbedenklichkeitserklärung, die für einen katholischen Theologen notwendig ist, um an einer Universität lehren zu können. Andere gebräuchliche Begriffe sind Lehrerlaubnis oder -befugnis. Nach dem Staatskirchenrecht wird sie vom jeweiligen Ortsbischof erteilt. Ohne dessen Zustimmung darf der Staat keinen theologischen Lehrstuhl besetzen. Die neuen Normen sind mit Dekret vom 25. März 2010 für fünf Jahre probehalber in Kraft gesetzt worden. Sie gelten sinngemäß auch für die Fakultäten und Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft. (rv)

Die Kolumne: Ökumene fordert und fördert

Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl, Hans-Henning Horstmann, betont in seiner Monatskolumne für Radio Vatikan die Bedeutung der Ökumene für Gemeinsinn und Gesellschaft:

Sehr verehrte Hörerinnen, sehr verehrte Hörer,

 
Deutschland ist mit seinen fast gleichgroßen Anteilen katholischer und evangelisch-lutheranischer Christen das Land der Ökumene. Vom 12. bis zum 16. Mai beten, singen und diskutieren tausende Gläubige beim 2. Ökumenischen Kirchentag in München. Der Leitspruch lautet:"Damit Ihr Hoffnung habt".
Der Kirchentag in München gibt eine einzigartige Möglichkeit in unserer Welt der Kriege, Katastrophen und Krisen inne zu halten und in Gebet und Gespräch Hoffnung und Zuversicht zu stärken. Politikerinnen und Politiker, Unternehmerinnen und Unternehmer, Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft und aus mindestens drei Generationen werden sich vier Tage austauschen und stärken können. Dieser Kirchentag kann die Menschen in Glaube, Liebe und Hoffnung stärken und so in einer Welt, die für viele aus den Fugen gerät, Impulse und Anregungen für ein aktives gesellschaftliches Engagement geben.
Mehr denn je wird klar, dass der Staat auf den Gemeinsinn seiner Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist. Der Kirchentag in München führt Menschen zusammen, die ihre christlichen Werte und ein auf das Kreuz ausgerichtetes Koordinatensystem leben: In der Familie, in den Schulen, in den wirtschaftlichen Unternehmungen, in den staatlichen Institutionen.
Ein wichtiges Dokument für die Diskussionen wird die Sozialenzyklika Caritas in Veritate von Papst Benedikt XVI. sein. Dieses päpstliche Lehrschreiben gibt seit Juli 2009 Wegweisungen für verantwortliches Handeln in dem chancenreichen, aber gegenwärtig vor allem durch Krisen gekennzeichneten Globalisierungsprozess.
Der Kirchentag in München wird unter anderem drei Entwicklungen verdeutlichen:
1. Die Erfolgsgeschichte der Ökumene: Die ökumenische Bewegung begann vor einhundert Jahren auf der Weltmissionskonferenz in Edinburgh und beschränkte sich zunächst auf die evangelischen Kirchen und Missionsgesellschaften aus dem anglo-amerikanischen Bereich. Im Zuge des 2. Vatikanischen Konzils nahm auch der Heilige Stuhl aktiv am ökumenischen Gespräch teil. Die orthodoxen Kirchen schlossen sich an. 349 christliche Kirchen haben sich in dem ökumenischen Rat der Kirchen zusammengefunden. Die römisch-katholische Weltkirche ist heute durch den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen ein unerlässlicher, vitaler Motor für die Ökumene.
2. Die Ökumene fördert und fordert das enge Zusammenwirken von Staat und Kirche. Der Kirchentag in München gibt einmal mehr die Gelegenheit, sich auf die gute deutsche Tradition der kooperativen Laizität zwischen Staat und den beiden Kirchen, wie sie sich nach dem zweiten Weltkrieg entwickelt hat, zu besinnen. Der Kirchentag zeigt auch, dass diese kooperative Laizität nicht exklusiv ist, sondern inklusiv, d.h. alle Religionsgemeinschaften in unserem Land, zu Dialog und Kooperation auffordert. Die Ökumene kann erheblich dazu beitragen, dass die Integration von Migranten in unserem Land besser gelingt. Sie ist für viele in Deutschland ein Beispiel religiöser Toleranz und Offenheit.
3. Die Europäische Union und Europa sind für ihre fortschreitende Integration auf die europäische Zusammenarbeit der Kirchen angewiesen. Die Konferenz europäischer Kirchen und der Rat der europäischen Bischofskonferenzen haben sich aktiv und fruchtbar im Ringen um den Vertrag von Lissabon als Grundlagenvertrag der Arbeitsweise der europäischen Union und ihre weitere Entwicklung beteiligt. Besondere Bedeutung haben die orthodoxen Kirchen für den europäischen Einigungsprozess.
Das Wort Ökumene ist ein griechisches Wort und bedeutet:"Die bewohnte Erde". Ökumene ist so auch als Aufforderung und Gebot zu verstehen, die Schöpfung zu bewahren und zu erhalten. Diesem Auftrag versuchen gerade der Heilige Stuhl und Deutschland gerecht zu werden. Wir können aus meiner Sicht die uns gesetzten Ziele nur dann erreichen, wenn wir sie mutiger im Bewusstsein unserer Verantwortung vor Gott und den Menschen und ganzheitlich angehen, d.h. diese Aufgabe ist nicht einem Ministerium zugeordnet, sondern der gesamten Regierung und Gesellschaft. Und: Ich erlebe immer wieder, wie gerade Kinder sich schöpfungsbewusst verhalten und den Großvater zum sparsameren Umgang mit Wasser auffordern. Das gibt doch Mut!
Die Gebete und Gespräche in München sollten auch von all denen mit und weiter getragen werden, die nicht in München sein werden. So kann der zweite Ökumenische Kirchentag ein dringend notwendiger neuer Anstoß für den Weg durch die Krisen zur Katharsis sein. Kirche, Staat und Gesellschaft haben sich auf den Weg zur Läuterung gemacht. Es wird ein langer und schwerer Weg sein.
Der Kirchentag zeigt, dass wir nicht auf uns allein gestellt sind, sondern gemeinsam mit vielen Menschen guten Willens diesen Weg beschreiten.

Hans-Henning Horstmann (rv)

Vatikan: Neue Apologetik

Die katholische Kirche benötigt eine neue Apologetik. Das sagt am Donnerstag der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, an einem Kongress in Rom. Die Apologetik ist die Verteidigung und Begründung des Katholischen Glaubens. Diese neue Einstellung müsse im 21. Jahrhundert vor allem einen Schwerpunkt auf die Schönheit der Schöpfung legen, so Levada. Es gehe nun darum, dass sich die katholische Kirche noch stärker als bisher der Bewahrung der Schöpfung ausrichte. Damit verbunden sei auch die Förderung von Frieden und Gerechtigkeit unter den Menschen. (rv)