Pakistan: „Der Hass beginnt im Schulbuch“

PakistanIn Pakistan sind bei einem Bombenanschlag rund 40 Menschen ums Leben gekommen. Der Sprengsatz explodierte vor einer Klinik, wo sich Anwälte und Journalisten zu einer spontanen Trauerfeier für Bilal Anwar Kasi versammelt hatten. Der Anwalt Kasi, Chef der Rechtsanwälte-Vereinigung der Provinz Balutschistan, war kurz zuvor erschossen worden; die Hintergründe des Anschlags sind noch unklar, man vermutet Al Quaida dahinter. Immer wieder wird Pakistan von schweren Bombenattentaten erschüttert, zuletzt starben in Lahore über 70 Menschen. Die Radikalisierung, die Anstachelung zum Hass und zur Intoleranz auch gegen Nicht-Muslime beginnt schon in den Schulbüchern. Das erklärt uns Mobeen Shahid, Dozent für islamische Religion an der Päpstlichen Lateranuniversität in Rom.

Schulbücher, die religiösen Fanatismus fördern: Das ist das Ergebnis einer Studie der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Pakistan, die von der katholischen Bischofskonferenz gegründet wurde. Vom Staat abgesegnete Bildungspläne, die in den vier Provinzen des Landes verteilt werden, sind demnach zumindest mitverantwortlich für die Massengewalt und den religiösen Extremismus. Mobeen Shahid bestätigt das:

„In den staatlichen wie in den vom Staat anerkannten privaten Schulen gibt es die Pflicht, einen staatlichen Bildungsplan einzuhalten. Die Schulbücher, insbesondere jene der Geschichte Pakistans, aber auch die Bücher für andere Fächer, die nichts direkt mit Religion zu tun haben, etwa Biologie, Physik und andere, haben immer eine islamistische Konnotation: Sie sind geleitet von einer Ideologie, die die gegenwärtige fanatische Kultur in der Nation geschaffen hat.“

In den Büchern wird demnach zum Hass angeregt – nicht nur gegen religiöse Minderheiten, sondern vor allem auch gegen den Westen. Dabei spielt besonders die Kolonialzeit auf dem indischen Subkontinent eine wichtige Rolle, die als eine dunkle Ära für die islamische Bevölkerung dargestellt wird; die Engländer hätten die Muslime unterdrückt. Diese Erklärungsmuster würden auch heute noch auf Christen angewendet, erklärt Mobeen Shahid.

„Vor zwei Monaten hat die Regierung der Region Khyber Pakhtunkhwa Entwicklungsgelder für die religiösen Minderheiten gestrichen und sie einem Islamschullehrer gegeben, der auch den Anführer der islamistischen Terrororganisation Tehreek-e-Taliban unterrichtete. Der nächste Schritt besteht dann darin, zu behaupten, dass der Westen und die Christen die Muslime unterdrücken wollen. Das erzeugt eine allgemeine Haltung der Intoleranz und des Hasses auf den Westen, aber auch auf die Christen aus Pakistan selbst.“

Dabei war dieser Hass zwischen den Religionen in dem mehrheitlich islamischen Land nicht immer so ausgeprägt. In den ersten 30 Jahren des Bestehens Pakistans sei das Zusammenleben zwischen den Religionen viel friedlicher gewesen, so Shahid. Muslime machten besonders gerne Geschäfte mit Christen, weil diese als verlässlich galten. Seit den 70er Jahren allerdings, so erklärt es Shahid, begann das Land mit der Ausbildung der Mudschahedin im Krieg in Afghanistan. „Von da an hielten Ideologien aus Saudi-Arabien Einzug ins Land, die von einer Kultur des Hasses gegen religiöse Minderheiten geprägt waren – mit dem Ziel, auch Pakistan noch stärker zu islamisieren, damit es auf der Welt eine Führungsrolle übernehmen könne.“ (rv)

„EU-Türkei-Deal funktioniert nicht“

TürkeiNach wie vor kommen Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak über die Türkei nach Griechenland. Der EU-Türkei-Deal aber, der ihre Verteilung in der EU regulieren soll, steht auf der Kippe. Die türkische Regierung droht immer wieder damit, den Flüchtlingspakt mit der EU platzen zu lassen, wenn die versprochene Visafreiheit nicht kommt. Die EU hingegen fordert als Ausgangsbedingung die Einhaltung der Menschenrechte im Land. Wie aber geht es den Flüchtlingen in Griechenland, die Gegenstand dieser Verhandlungen sind? Darüber sprach Radio Vatikan mit dem italienischen kirchlichen Migrations-Experten Giancarlo Perego. Der Geistliche ist Direktor der bischöflichen Stiftung Migrantes.

„Die Lage ist dramatisch, 70 Prozent der Menschen leben nicht mal in den Flüchtlingslagern oder vorgesehenen Einrichtungen. Der Schutz der Menschenrechte steht auf dem Spiel. Der EU-Türkei-Pakt ist ohnehin schon ein Rückschritt, was die Rechte von Migranten angeht, doch jetzt ist ihr Schutz noch mehr in Gefahr. Die Hälfte dieser gefährdeten Personen sind Kinder und Minderjährige. Europa bräuchte mehr Garantien für die Grundrechte der Asylbewerber und Flüchtlinge.“

Der Streit zwischen EU und Türkei dreht sich insbesondere um die Visafreiheit für türkische Staatsbürger, die als Gegenleistung für die Regulierung der Migration aus der Türkei nach Europa versprochen wurde. Die Türken machen Druck, damit die Visafreiheit baldmöglichst eingeführt wird, die EU hingegen fordert als Bedingung unter anderem die Einhaltung der Menschenrechte, die nach dem Putschversuch gegen Erdogan und durch seinen radikalen Staatsumbau besonders bedroht sind.

„Das Abkommen hat von vornherein schlecht funktioniert und funktioniert immer noch schlecht, vor allem was den Schutz der Rechte der Migranten angeht. Viele Hilfsorganisationen, etwa Caritas Europa oder Ärzte ohne Grenzen, weisen immer wieder auf die dramatische Situation der Flüchtlinge hin. Und sie hat sich jetzt noch weiter verschlechtert.“

Dennoch glaubt Perego nicht, dass jetzt ein Ende des EU-Türkei-Abkommens bevorsteht. Zu hoch seien die Interessen der beiden Partner, dabei das Gesicht zu wahren und zu demonstrieren, dass sie die Situation unter Kontrolle halten können. Dennoch wäre ein Plan B sinnvoll, findet er.

„Das wünschen wir uns: dass Europa eine Quotenverteilung der Flüchtlinge einführt, und dass es Asylrecht und ein nationales Asylsystem in allen 27 Mitgliedstaaten schafft, denn in fast 20 Mitgliedstaaten fehlt es daran noch. Auch warten wir noch immer auf die Umverteilung von rund 160.000 Flüchtlingen aus Griechenland und Italien in andere EU-Staaten, die im Herbst 2015 vereinbart wurde und von denen bislang nur wenige Tausend verteilt wurden. Vor allem müssten die EU-Länder jetzt aber humanitäre Korridore einführen, um Massenfluchten zu vermeiden und vor allem Schleppern und terroristischen Organisationen wie dem Islamischen Staat das Handwerk zu legen.“ (rv)

Radikale Muslime ermorden Christ auf den Philippinen

PhilippinenBIÑAN – Radikale muslimische Gruppen auf Jolo, einer Insel im Süden der Philippinen, haben einen Christen ermordet und zahlreiche weitere bedroht.

Dies berichtet die Agentur Fides unter Berufung auf Aussagen von Pater Sebastiano D’Ambra vom Päpstlichen Missionswerk für die Auslandsmissionen. Der in Zamboanga auf der Insel Mindanao, nahe bei Jolo, lebende Missionar rief „alle guten Muslim-Leaders, die auf der Insel leben“ auf, „nach Lösungen zu suchen und diejenigen zu isolieren, die im Namen des Islam solche Verbrechen begehen“.

„Viele Menschen auf Jolo leben jetzt in Angst; haben Angst zu reden, Angst auch in die Kirche zu gehen trotz des Militärs vor der Kathedrale in der Stadtmitte“.

„Viele chinesische Christen haben ihre Häuser verlassen, und andere wollen nach diesen Ereignissen die Insel verlassen. Das ist eine schlechte Nachricht für eine Bevölkerung wie die von Jola, die in der Vergangenheit in einer muslimisch-christlichen Harmonie gelebt hatte“.

Der Missionar wendet sich an all diejenigen, die das von ihm begründete Dialog-Zentrum „Silsilah”, besuchen, „denn wir alle nehmen uns Jolos an: Wir tragen dazu bei, für Jolo eine Zukunft des Friedens aufzubauen, in der alle geachtet sind und frei, ihrer eigenen Religion entsprechend zu beten. Wir werden es nicht erlauben, dass die guten Seiten des Islam und die muslimisch-christliche Freundschaft zerstört werden“. Pater D’Ambra klagt darüber, dass einige radikale Elemente auch Muslime getötet hätten, „Ungläubige“, nur weil sie Anhänger von Dialog und friedlicher Zusammenarbeit waren; er fordert auf vom Begriff der Barmherzigkeit ausgehend einen für Christen wie für Muslime wesentlichen Neuanfang zu machen.

„Ich bin überzeugt, dass von dieser Ausgangsbasis die Situation verbessert und Jolo wieder ein schöner Ort werden kann, wo alle Harmonie erproben können“, schloss Pater D’Ambra laut Fides. (CNA Deutsch)

Islamischer Staat: Unser Krieg ist ein Religionskrieg und wir hassen die Christen

IS FahneVATIKANSTADT – „Das Gebot ist klar: die Ungläubigen töten, wie Allah gesagt hat“; das war die Antwort des Islamischen Staates (IS) auf Papst Franziskus in der letzten Ausgabe seiner Zeitschrift Dabiq, mit dem Titel „Das Kreuz zerstören“. Darin erklärt der IS, den christlichen Westen zu hassen und beschuldigt den Papst, „die muslimische Nation befrieden zu wollen“.

Die letzte Ausgabe von Dabiq wurde veröffentlicht, nachdem Papst Franziskus auf seinem Rückflug von Polen erklärt hatte, es sei „nicht richtig, den Islam mit Gewalt gleichzusetzen. Das ist weder recht noch wahr.“ Am gleichen Tag hatten Muslime die Kirchen Frankreichs und Italiens besucht, um den Mord am Pater Jacques Hamel, der von zwei Anhängern des IS begangen worden war, zu verurteilen.

„Franziskus verbirgt seine wahren Absichten – die muslimische Nation zu befrieden – weiter hinter einem trügerischen Schleier ‚guten Willens'“, erklärt die Zeitschrift der fundamentalistischen Gruppierung, die auch die Regierung Frankreichs kritisiert, weil diese gesagt hatte, „der authentische Islam und eine angemessene Lektüre des Korans widersprechen jeder Form von Gewalt“.

„Das ist ein göttlich gerechtfertigter Krieg zwischen der muslimischen Nation und den Nationen der Ungläubigen“ steht in einem – mit „Durch das Schwert“ überschriebenen – Artikel über die islamistischen Angriffe in Frankreich, Belgien, den Vereinigten Staaten, Deutschland und gegen westliche Touristen in Bangladesch.

„Keine Religion des Friedens“

Die Islamisten bestehen in dieser Ausgabe darauf, den Papst, sowie „viele Personen der Kreuzzugländer“ anzuklagen, „gegen die Realität anzukämpfen“ in ihren Bemühungen, den Islam als eine Religion des Friedens darstellen zu wollen.

„Tatsächlich ist der Dschihad – das Verbreiten des Gesetzes Allahs mit dem Schwert – eine Verpflichtung, die sich im Koran findet, dem Wort unseres Herrn“ heißt es im Text. „Das Blut der Ungläubigen zu vergießen, ist eine Pflicht. Der Befehl ist klar. Tötet die Ungläubigen, wie Allah gesagt hat: ‚Also tötet die Polytheisten wo immer ihr sie findet.'“

In diesem Sinn lehnen sie auch ab, dass der Papst die Taten des Islamischen Staates als „sinnlose Gewalt“ qualifiziert.

„Der Kern der Angelegenheit besteht darin, dass es tatsächlich ein Schema gibt für unseren Terrorismus, den Krieg, die Grausamkeit und Brutalität“, schreibt der IS und besteht darauf, dass sein Hass auf den Westen absolut und unerbittlich sei.

„Tatsache ist: auch wenn sie aufhören würden uns zu bombardieren, einzusperren, uns zu foltern, zu verunglimpfen und gewaltsam unser Land an sich zu reißen, selbst dann würden wir sie weiter hassen, weil der hauptsächliche Grund für unseren Hass ihnen gegenüber nicht verschwinden wird, bis sie sich dem Islam unterwerft. Selbst wenn sie die Dschizya (die Ungläubigensteuer) bezahlen und gedemütigt unter der Herrschaft des Islam leben würden, auch dann würden wir sie weiterhin hassen“, erklärt der IS.

Zum Schluss warnt die Publikation, dass „die nach Blut dürstenden Ritter des Kalifats den Krieg weiter führen werden“, und droht: „Hegt keine Zweifel daran, dass dieser Krieg erst mit der schwarzen Flagge des Tauhid (des islamischen Monotheismus) enden wird, der Konstantinopel und Rom überschwemmen wird; das ist nicht schwer für Allah.“ (CNA Deutsch)

Kurienkardinal: Amoris Laetitia ist ein umstrittenes Dokument, das Früchte bringen kann

cna_OuelletTORONTO – Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Bischofskongegration, hat das Schreiben Amoris Laetitia von Papst Franziskus als umstrittenes Dokument bezeichnet, auch wenn es die katholische Lehre nicht verändere.

Der kanadische Kardinal war Schlußredner auf dem Staatsbankett der 134. Obersten Versammlung der Kolumbusritter. In seiner Ansprache sagte er, die andauernden Kontroversen um das nachsynodale Schreiben seien „nachvollziehbar“, würden aber „letzten Endes“ produktiv sein.

„Bevor ich zum Schluss komme“, sagte Kardinal Ouellet in einem Exkurs seiner Rede, „lassen Sie mich ein Wort zum päpstlichen Dokument Amoris Laetitia sagen, dass aus den beiden jüngsten Familiensynoden hervorging.“

„Ehrlich gesagt glaube ich, dass die Kontroversen um Amoris Laetitia nachvollziehbar sind, aber ich bin zuversichtlich, dass diese sogar letzten Endes fruchtbar sein könnten“, so der Kurienkardinal.

Das Schreiben des Papstes sei „ein Dokument, dass es wert ist, zu lesen und noch einmal zu lesen, sorgfältig, ein Kapitel nach dem anderen – dabei das wunderbare vierte Kapitel über die Liebe genießend.“

Allerdings sollte das achte Kapitel „sorgfältiger und aufgeschlossener Unterscheidung durch Priester und Bischöfe“ anvertraut werden, „für Menchen die der Barmherzigkeit und des Erbarmens bedürfen“.

„Das Wesentlich ist, dass wir den Wunsch des Heiligen Vaters zu verstehen versuchen, und seine Absicht, sfür eine echte und vollumfängliche Versöhnung so vieler Familien in verwirrten und schwierigen Situationen zu sorgen“, sagte Kardinal Ouellet.

„Es wird keine Veränderung der Lehre vorgeschlagen, aber eine neue pastorale Herangehensweise: Geduldiger und respektvoller, mehr dialogisch und barmherzig“, fuhr er fort.

„Im Wesentlichen werden Priester und Bischöfe darum gebeten, sich um diese zu sorgen und sie zu begleiten, damit Menschen auch in objektiv irregulären Situationen geistlich wachsen können.“

Der Präfekt der Bischofskongregation schloss mit der Bemerkung: „Ich bin dem Heiligen Vater dankbar und überzeugt, dass der ganze Prozess der Unterscheidung der Geister und pastoraler Begleitung allen Familien Früchte bringen wird.“ (CNA Deutsch)

Papst in Assisi: Barmherzigkeit kommt einfach daher

cna_Fanziskus im VatikanPapst Franziskus tritt am Donnerstag seine wohl kürzeste Reise an: er fährt nach Assisi, um auf den Spuren seines Namensgebers Franziskus in der kleinen Portiuncula-Kapelle zu beten. Denn im Jahr 1216, vor 800 Jahren, erwirkte der der Heilige Franziskus die Gewährung des sogenannten Portiuncula-Ablasses durch Papst Honorius III.. Die sogenannte „Vergebung von Assisi“ ist ein wunderbares Beispiel für die Barmherzigkeit Gottes, die Papst Franziskus in diesem Heiligen Jahr hervorgehoben hat, findet der Franziskaner und Pilgerseelsorger Thomas Freidel im Gespräch mit Radio Vatikan.

Denn in dem Ablass komme die Barmherzigkeit Gottes zum Ausdruck: „Das ist auch etwas, das mit dem Ablass zusammenhängt, da geht es ja darum, dass Schuld, wenn sie vergeben ist, noch negative Folgen hat, die mich oder auch andere belasten. Das ist eine Lebenserfahrung, die uns ja vertraut ist: Wir haben Streit miteinander und versöhnen uns aber trotzdem bleibt da etwas Belastendes, auch andere leiden dann darunter. Dass man dann sagt, das Böse hat zwar negative Folgen, aber das Gute bleibt auch wirksam. Und sich dafür zu öffnen und zu sagen: Ja, ich kann Vergebung finden, Barmherzigkeit bei Gott finden, wenn ich mich ihm öffne und wenn ich eben auch mein Leben in die Hand nehme und mich selber ernst nehme. Barmherzigkeit heißt nicht, dass man diese liebliche Soße über alles darüber gießt und es unter diesem Deckmantel abdeckt. Sondern Gott nimmt uns da schon ernst und deswegen ist das ein Prozess, in den ich auch hineinwachsen darf: Mich selber ernst nehmen, mein eigenes Leben in den Blick nehmen und mich der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen.“

Es bleibt etwas Belastendes

Doch wie kam der Heilige Franziskus auf die Idee, an diesem kleinen Fleckchen Erde, was Portiuncula übersetzt bedeutet, zu den Füßen der Provinzstadt Assisi einen Ablass einzuführen? Entscheidend war folgende Erfahrung: Beim Gebet in seiner kleinen Kirche sei ein Lichtstrahl erschienen, auf dem Altar habe er Christus und zu dessen Rechten die Gottesmutter Maria und Engel gesehen. Christus habe ihm aufgetragen, beim Papst um einen vollständigen Ablass für diejenigen zu bitten, die in die Kapelle als reuige Sünder kämen.

„Das ist so typisch Franziskus: Diesen großen, vollkommenen Ablass gab es damals nur in Jerusalem, in Rom, in Santiago de Compostela und im Heiligtum des Erzengels Michael auf dem Gargano in Apulien. Und er geht zum Papst und bittet um dieses seltene Privileg für diese kleine Kapelle. Er sagt: Ich will sie alle in den Himmel bringen, er will, dass alle in den Himmel kommen. Er möchte diesen besonderen Zugang zum Gnadenschatz der Kirche, diese besondere Aufarbeitung der Schuld eben bei dieser kleinen, bis dahin unbedeutenden Kapelle ermöglicht wird.“

Beim Thema Ablass denken viele vielleicht erst mal an dunkles Mittelalter und finanziellen Missbrauch. „Und da hatten die protestantischen Reformatoren vollkommen Recht, das zu kritisieren und anzuprangern“, sagt Bruder Thomas. „Aber das verdeckt leider das, worum es eigentlich geht. Es geht um die Gemeinschaft der Kirche, wir sind eine große Gemeinschaft derer, die leben und die Verstorbenen. Und die Kirche sieht sich als Bewahrerin dieses Schatzes auch an Gutem, was da ist. Das heißt, die Solidargemeinschaft der Kirche tritt in Kraft, um dem Einzelnen zu helfen. Papst Franziskus ist immer ganz wichtig zu sagen, das Ganze hat nichts mit Geld zu tun, es geht um den persönlichen Willen des Einzelnen zur Umkehr.“

Sichtbare Barmherzigkeit

Der Besuch von Papst Franziskus in der Kapelle, wo der Heilige Franziskus am 3. Oktober 1226 den Tod fand, sei ein besonderes Zeugnis, er sei ganz konzentriert auf diesen speziellen Punkt. Das, was Papst Franziskus in seiner Verkündigung immer wieder betont, dass Gott Liebe und Barmherzigkeit ist, brauche auch konkrete Punkte oder sichtbare Zeichen. Und diese kleine Portiuncula-Kapelle, heute von der großen Basilika umgeben, sei in ihrer Einfachheit und Schlichtheit ein entsprechendes Zeichen dafür: Die Barmherzigkeit Gottes ist da, sie kommt ganz einfach daher.

„Ich denke das ist auch das, was Papst Franziskus so fasziniert, dass im Einfachen, Schlichten und Unscheinbaren diese Größe Gottes erfahrbar wird. Barmherzigkeit und Gott, das sind Begriffe, die sehr hoch stehen – wer kann sie begreifen und erfassen? Hier an diesem kleinen Ort, an dieser einfachen Kapelle…wenn ich in die kleine Portiuncula-Kapelle reinkomme, das ist noch mal eine andere Welt, eine Welt für sich. Es ist wirklich so, dass diese Mauern, diese Wände von Franziskus sprechen. Der Innenraum ist fast unverändert geblieben. Und in diesem Einfachen und Schlichten kann ich diese große Barmherzigkeit Gottes erfahren, da wird sie sichtbar und konkret.“ (rv)

Polen: Kardinal Macharski verstorben

macharskiPapst Franziskus hat in einem Telegramm an Kardinal Stanislaus Dziwisz seine Trauer über den Tod des ehemaligen Krakauer Erzbischofs, Kardinal Franciszek Macharski, ausgedrückt. „Jesus, ich vertraue auf dich! – dieses bischöfliche Motto hat sein Leben und sein Ministerium geleitet“, schrieb der Papst in seinem langen Telegramm zum Tod des Kardinals, den er erst vor wenigen Tagen während seiner Pastoralreise nach Polen am Sterbebett besucht hatte. „Er hat die Kirche in Krakau während der nicht einfachen Zeit der politischen und sozialen Veränderungen geleitet, mit Weisheit, mit einer gesunden Distanz zur Realität, indem er sich um den Respekt für jede Person, das Wohl der Gemeinschaft der Kirche und vor allem darum gekümmert hat, den Glauben in den Herzen der Menschen lebendig zu erhalten“, würdigte Franziskus den Kardinal weiter. Er sei der Vorsehung dankbar, die es ihm gewährt habe, den Kardinal noch kurz vor seinem Dahinscheiden besucht haben zu können. Auch in diesen letzten Tagen seines Lebens habe dieser sein Leiden mit heiterem Gemüt ertragen: „Auch in dieser Prüfung ist er verlässlicher Zeuge des Vertrauens in die Güte und Barmherzigkeit Gottes gewesen. Er wird so in meiner Erinnerung und in meinem Gebet bleiben“, schloss Franziskus sein Beileidstelegramm.

Kardinal Franciszek Macharski ist an diesem Dienstagmorgen in Krakau verstorben. Der 89-jährige Kardinal war der direkter Nachfolger von Papst Johannes Paul II. auf dem Bischofsstuhl von Krakau. Er stand der Diözese von 1978 bis 2005 vor, im Konsistorium am 30. Juni 1979 wurde er durch Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsrang erhoben. Am vergangenen 29. Juli hatte Papst Franziskus dem schwerkranken Kardinal außerplanmäßig einen Besuch im Krakauer Krankenhaus abgestattet. Mit dem Tod von Macharski (der nicht mehr wahlberechtigt war) hat das Kardinalskollegium nun 211 Mitglieder, von denen 112 Wähler und 99 nicht wahlberechtigt sind. (rv)

Vatikan: Kommission zum Diakonat der Frau gegründet

VatikanplatzDas Diakonat der Frau in der Urkirche soll wissenschaftlich noch einmal genau angesehen werden: das hatte Papst Franziskus am 12. Mai diesen Jahres bei einer Audienz für Ordensfrauen die Einrichtungt dieser Kommission angekündigt. Jetzt ist es soweit, der Vatikan gab die Einrichtung einer Kommission zu diesem Zweck bekannt.

Geleitet wird sie vom Sektretär der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer SJ, aus dem deutschsprachigen Raum sind Professorin Marianne Schlosser von der Universität Wien und Professor Karl-Heinz Menke von der Universität Bonn dabei, insgesamt ist die Kommission zur Hälfte mit Frauen besetzt. Genauere Angaben zu Aufgabenstellung und Arbeitsweise der Kommission machte der Vatikan nicht.

Die Studienkommission zu Diakoninnen soll nicht die eventuelle Zulassung von Frauen zur Diakonenweihe prüfen, sondern untersuchen, welche Aufgaben Diakoninnen in der frühen Kirche hatten. Das hatte der Papst bei seiner „fliegenden Pressekonferenz“ im Juni auf dem Rückweg von Armenien klargestellt. Er sei „ein wenig wütend auf die Medien“ gewesen, die im Mai mit der Schlagzeile „Die Kirche öffnet die Tore für Diakoninnen“ auf eine falsche Fährte gelenkt hätten. Da seit den 1980er Jahren die Diakonin in der frühen Kirche viel theologische Aufmerksamkeit erfahren habe, werde es „nicht schwer sein, das zu erhellen“, mutmaßte Franziskus damals. (rv)

Franziskus warnt vor Gleichsetzung des Islam mit Terror, Vor-Verurteilung Kardinal Pells

cna_Rueckflug Polen 2016Fliegende Pressekonferenz auf dem Rückflug vom Weltjugendtag behandelt auch Lage in Venezuela und seinen Eindruck vom Weltjugendtag.

ROM – Papst Franziskus hat auf seiner Rückreise vom Weltjugendtag in Krakau nach Rom wieder Fragen der mitreisenden Journalisten beantwortet. Dabei ging es nicht nur um den islamistischen Terror, dem zuletzt auch ein Priester in Frankreich zum Opfer fiel, sondern auch die Verdachtsvorwürfe gegen Kardinal George Pell durch den australischen Rundfunksender ABC, sowie die dramatische Lage in Venezuela.

Im Fall Pell erst sprechen, wenn Justiz gesprochen hat

In Antwort auf die Frage nach Vorwürfen des Verdachtes sexuellen Missbrauchs gegen Kardinal George Pell sagte der Papst:

„Die ersten Informationen darüber, die ich erhielt, waren verwirrend: Dass es vor 40 Jahren geschehen sein soll und die Polizei zuerst nichts unternommen habe. Es war verwirrend. Dann gingen weitere Anschuldigungen an die Justiz. Und nun ist es ein Fall für die Justiz. Man sollte nicht vor deren Urteil selber urteilen, nicht wahr? Es wäre nicht gut, wenn ich ein Urteil für oder wider Kardinal Pell sprechen würde, dann wäre das nicht gut, denn ich würde dem Richter vorgreifen. Es stimmt, es gibt Zweifel, und es gibt das klare Rechtsprinzip: In dubio pro reo – im Zweifel für den Angeklagten, nicht wahr? Aber nun müssen wir abwarten, was die Justiz entscheidet und keine Vorverurteilung selber tun, oder eine Art Medienjustiz verüben lassen…denn das bringt nichts“.

Weiter warnte Franziskus vor der Vorverurteilung aufgrund von Gerüchten. Er werde erst sprechen, wenn auch die Justiz gesprochen habe.

„Islam nicht mit Gewalt gleichsetzen“

Mit Blick auf den Fall des in Frankreich durch Anhänger des Islamischen Staates ermordeten Priesters Jacques Hamel wurde der Papst gefragt, warum er selber nie den Islam erwähne, wenn er über Terror spreche.

Der Pontifex antwortete, er spreche nicht gerne über islamische Gewalt, denn wenn er die Zeitung lese, dann sehe er Gewalt „hier in Italien: Einer tötet seine Freundin, einer seine Schwiegermutter…das sind getaufte Katholiken! Gewalttätige Katholiken!“ Der Papst sagte weiter:

Wenn ich über islamische Gewalt sprechen will, dann muss ich auch über katholische Gewalt sprechen. Nicht alle Muslime sind gewalttätig, und nicht alle Katholiken sind gewalttätig. Es ist wie bei einem Obst-Salat…es gibt alles, es gibt Gewalttäter in allen Religionen. Eines ist wahr. Ich denke, dass es in fast allen Religionsgruppen eine kleine fundamentalistische Gruppe gibt. Die haben wir auch.

Es sei auch nicht richtig, den Islam mit Gewalt gleichzusetzen, so Franziskus: „Das ist nicht recht und nicht wahr“. Er habe ein langes Gespräch mit dem Imam von Al Azhar in Ägypten geführt – und dabei sei es um das gemeinsame Anliegen des Friedens gegangen. Der Nuntius eines afrikanischen Landes habe ihm erzählt, dass in seiner Hauptstadt viele Menschen durch die Pforte der Barmherzigkeit kämen, und manche – Katholiken – gingen zum Beichtstuhl und die große Mehrheit ströme zum Altar Unserer lieben Frau“: Es seien Muslime. Dabei handle es sich „um Brüder, die am Jubiläumsjahr teihaben wollen“, so Franziskus gegenüber den Journalisten an Bord des Fliegers.

„Selbst ich frage mich, wie viele jungen Menschen wir Europäer ohne Ideale gelassen haben“, die dann, zudem arbeitslos, etwa in Drogen oder in fundamentalistische Gruppen abrutschten.

Man könne über den sogenannten Islamischen Staat (IS) reden, fuhr der Pontifex fort. Dies sei eine fundamentalistische Gruppe. Doch glaube er nicht, dass der Islam terroristisch sei.

„Terrorismus ist überall: Denken Sie an den Stammes-Terror mancher afrikanischer Länder“, sagte der Papst weiter. Terrorismus entstehe, wenn im Mittelpunkt der Wirtschaft der Geldgötze stehe und nicht der Mensch. Das sei der grundlegende Terror gegen die Menschheit, so Franziskus. „Denkt darüber nach“.

Polen, Türkei, Venezuela

Natürlich widmete sich der Papst der Frage polnischer Journalisten über Krakau und den Weltjugendtag. „Krakau ist so schön“, sagte Franziskus, und die Güte der Polen, die er schon als Kind gekannt habe, die habe er auch wieder hier vorgefunden. Er höre gerne den jungen Menschen zu, so der Papst weiter. Junge Menschen seien kreativ und unruhig; doch es gehe auch darum, einen Dialog mit der Generation der Großeltern zu pflegen, und voneinander zu lernen. Dumme Dinge sage schließlich jeder einmal.

Die Lage in der Türkei nach dem gescheiterten Coup war Thema der zweiten Antwort des Papstes. In Anspielung auf seine Verwendung des Begriffs „Völkermord“ mit Blick auf die Verbrechen gegen die Armenier und andere Christen durch Türken im Osmanischen Reich sagte der Papst, dass es zwar die Tugend der Klugheit gebe, er aber auch den Preis der Wahrheit kenne. Die aktuelle Situation beobachte er sehr genau und lasse sich beraten.

Kurz scherzte der Papst danach über einen Stolperer in Krakau, bei dem er – mitsamt dem Weihrauchfass – gestürzt war. Er habe den Blick auf die Muttergottes gerichtet gehabt, und sei gestolpert, doch sei ihm nichts zugestoßen, erklärte er, um sich dann zur Krise in Venezuela zu äußern: Er habe bereits vor zwei Jahren ein äußerst positives Treffen mit Präsident Maduro gehabt. Er hoffe auf die Arbeit der Vermittlungsgruppe. Möglicherweise könne der Heilige Stuhl dieser Beitreten, so Franziskus. (CNA Deutsch)

Pater Lombardi wird neuer Präsident der Benedikt-Stiftung

cna_LombardiJesuitenpater Federico Lombardi wird neuer Präsident des Aufsichtsrates der vatikanischen Stiftung „Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.“. Das teilte der vatikanische Pressesaal an diesem Montag mit. Lombardi war während des Pontifikats des jetzigen emeritierten Papstes dessen Pressesprecher. Die Stiftung wurde 2010 von Papst Benedikt XVI. ins Leben gerufen, um seine theologischen Schriften zu studieren. Seit 2015 war der Geistliche Giuseppe Scotti Vorsitzender des Aufsichtsrates. Die Ernennung Lombardis erfolgte durch einen Brief des Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin. (rv)