Reliquie vom Heiligen Kreuz gestohlen

cna_ReliquieSAN FRANCISCO – Ein Fragment des Heiligen Kreuzes, von seinem Platz unterhalb eines Kunstwerks geraubt: Es klingt wie eine mittelalterliche Legende oder ein Dan-Brown-Schmöker.

Leider ist es aber ein wahres – und aktuell schwieriges – Ereignis einer katholischen Pfarrei in Kalifornien.

„Das erste, das wir mitteilen wollen ist dies: Sollte jemand es haben, oder etwas darüber haben – geben Sie es einfach zurück“, sagte Pater Michael Hurley gegenüber CNA. Der Dominikanerpater ist Pfarrer von Sankt Dominik in San Franzisko.

Bei der gestohlenen Reliquie handelt es sich um Fragment des Kreuzes, das als das Heilige Kreuz gilt – eine wichtige Reliquie deren Anbetung über 2.000 Jahre zur Kreuzigung zurückreicht. Der katholischen Tradition zufolge fand die Heilige Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin, das Kreuz bei ihrem Besuch des Heiligen Landes im vierten Jahrhundert nach Christus.

Das nun gestohlene Fragment ist tatsächlich ein Splitter dieses von der heiligen Helena gefundenen Kreuzes: Das hat der Vatikan verifiziert.

Pater Hurley sagte CNA, dass sich die Reliquie unter einem Gemälde der Pieta befunden habe. Das Kunstwerk zeigt die weinende Muttergottes, gebeugt über den leblosen Körper Christi. „Für die Menschen von Sankt Dominik ist dies ein Ort der Tröstung und der Anbetung“, sagte Pater Hurley. Die Reliquie selber war das Geschenk eines Pfarrei-Mitglieds in Zeiten großer Schwierigkeit, und hat auch aus diesem Grund eine besondere spirituellen und emotionalen Bedeutung für die Gemeinde.

Die Reliquie wurde am 18. August gestohlen. Die Kirche hat keine Sicherheitskameras installiert, und es gab keine Zeugen des Verbrechens.

Erst als ein Gläubiger in die Kirche ging, um vor der Reliquie zu beten, wurde der Diebstahl bemerkt: Der Betende fragte nach, ob die Reliquie zur Reinigung aus dem Reliquiar genommen worden sei. „Als wir nachschauten, stellte sich heraus, dass das Schloss aufgebrochen wurde, und die Reliquie weg war“.

Pater Hurely erklärte, dass für Katholiken die physische Natur der Relique ein ganz besondere und unmittelbare Bedeutung hat: „Für uns als Katholiken glauben wir, dass Gott nicht einfach irgendeine entfernte Macht da oben im Himmel ist, sondern eine echte, lebendige Präsenz in unserem Leben.“

Diese intime und physische Wirklichkeit Christi gebe heiligen – physischen – Objekten, so Pater Hurley, ihre besondere Bedeutung. „Das Kreuz selbst ist nicht einfach ein Stück Holz, sondern das Symbol für Christi Liebe für uns, und wenn man so will, ein Sakramentale, das uns verbindet mit der Wirkmächtigkeit Christi und seiner Erlösung – wie es alle Sakramentalien tun.“

So könne auch das sakramentale Wesen der Kirche „ein Trost und Anknüpfungspunkt … für uns als menschliche Wesen sein“, fuhr er fort.

„Unser geistliches Leben hat sicherlich seinen Ursprung und seine Wurzeln in der menschlichen Erfahrung“, so der Pfarrer.

Er hoffe, dass der Dieb realisiere, was diese Reliquie wirklich der Pfarrei und ihren Gläubigen bedeute – und zurückgebe. Damit würde der Dieb letztlich, so der Pater, einen Beitrag zum Anbetungsleben der Kirche beitragen. (CNA Deutsch)

Ratzinger-Schüler denken über Europas geistliche Krise nach

Papst Benedikt XVI.Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist voller Sorge über Europa und lässt aus diesem Grund den Ratzinger-Schülerkreis in seiner bevorstehenden Jahrestagung über Auswege aus der spirituellen Krise des Kontinents debattieren. Das sagte Pater Stephan Otto Horn, der langjährige Koordinator des Theologenzirkels, im Gespräch mit Radio Vatikan. Die Angehörigen des Ratzinger-Schülerkreises kommen von 25. bis 28. August wie bereits seit 2005 in Castel Gandolfo zusammen.

„Wir wollen über Europa reden unter dem Aspekt, wie die innere Situation von Europa ist, und was das für Herausforderungen für uns Christen in sich trägt“, sagt der Salvatorianerpater. Zunächst gehe es um eine Diagnose, denn: „Papst Benedikt hat uns das sehr ans Herz gelegt, wenn wir von Europa sprechen, müssen wir sehr tief die Situation von Europa analysieren“. Die beiden Hauptreferenten der Tagung von früheren Studenten und Mitarbeitern des einstigen Theologieprofessors Joseph Ratzinger, nachmals Papst Benedikt XVI., sind der emeritierte Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari sowie der Rektor des „Istituto Universitario Europeo“ in Florenz, Joseph Weiler. Der US-amerikanische Jurist wird eine Bestandsaufnahme der spirituellen Krise Europas vorlegen, so Pater Horn.

„Wir erwarten von ihm einen Beitrag von jemandem, der von außen kommt, der nicht Christ ist sondern Jude, aber doch in dieser jüdisch-christlichen Tradition sehr verwurzelt ist und die Werte des Christentums sehr schätzt.“ Bischof Kapellari hingegen werde „mehr noch die Therapie“ dieser europäischen Krise in den Blick nehmen: „Er will über die alten und die neuen Baustellen sprechen, die Europa für uns Christen bereit hält.“

Benedikt XVI. selbst nimmt seit seinem Amtsverzicht 2013 nicht mehr an der Jahresversammlung seiner theologischen Schüler teil, empfängt sie aber im Vatikan. In diesem Jahr feiert er erstmals nicht mehr die Heilige Messe mit ihnen, sondern begrüßt 15 von ihnen bei sich in den vatikanischen Gärten.

Der 89 Jahre alte emeritierte Papst hat als Theologe und Intellektueller viel über Europa geschrieben, erinnert Pater Horn.

„Das ist eines der Themen, die ihm sehr am Herzen liegen. Zugleich ist er voller Sorge über Europa. Und darin stimmt er offenbar mit Präsident Weiler sehr überein. Insofern war er fast ein wenig erschrocken [über den Themenvorschlag des Schülerkreises], er hat gesagt, Europa ist wirklich in einer Krise und muss neu zum Leben kommen. Deshalb muss man die jetzige Situation sehr tief analysieren und von da aus versuchen, neue Wege zu finden, Europa neu zu beleben.“

Der Schülerkreis geht auf das Jahr 1978 zurück. Der Dogmatikprofessor Joseph Ratzinger war 1977 zum Erzbischof von München ernannt worden und beendete seine Universitätslaufbahn. Seit 1978 trafen sich die Teilnehmer jeden Sommer mit ihrem Lehrer zu einer Studienwoche. Im Mittelpunkt stand und steht jeweils ein von Ratzinger benanntes Thema. Die Treffen wurden auf Wunsch Benedikts XVI. nach seiner Papstwahl fortgesetzt: sie verlagerten sich in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo bei Rom, und Benedikt, der dort Sommerfrische machte, nahm bis 2012 daran teil.

Wie Pater Horn sagte, könne man nunmehr wieder von einem einzigen „Ratzinger-Schülerkreis“ sprechen, weil der ursprüngliche Zirkel und der 2008 gegründete „Neue Schülerkreis“ von jüngeren Theologen nun zusammenwachse. „Wir sind in einer Phase des Übergangs“, so der Salvatorianer. Er ist Jahrgang 1934 und plant eine behutsame Übergabe des Ratzinger-Schülerkreises in jüngere Hände.

„Ich selber kann mich noch nicht ganz zurückziehen, möchte ja Papst Benedikt auch nicht im Stich lassen, aber es ist gut, wenn es einen langsamen, allmählichen Übergang gibt. So möchte ich den jüngsten des ursprünglichen Schülerkreises stärker mit ins Boot holen, Josef Zöhrer, der in Freiburg im Breisgau tätig war und jetzt emeritiert ist, und dann können wir Älteren langsam etwas zurücktreten und die Jungen können vorangehen.“

Der bayerische Salvatorianerpater Horn wirkte von 1972 bis 1977 als Assistent Professor Ratzingers an der Universität Regensburg. Zu den Angehörigen des Schülerkreises gehört unter anderem der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, während der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch dem neuen Schülerkreis zugerechnet wird. Beide wollen im Kreis der rund 40 Theologen und Theologinnen an der Studientagung in Castel Gandolfo teilnehmen. (rv)