Religionsfreiheit: Eine dramatische Entwicklung

RFBFIn jedem vierten Land der Welt ist das Recht auf freie Religionsausübung eingeschränkt; in diesen 24 Prozent der Länder leben aber 75 Prozent der Weltbevölkerung. Das geht aus Zahlen hervor, welche das US-Außenministerium in dieser Woche veröffentlicht hat. „Diese Zahlen sind nicht neu und sie wachsen weiter“, kommentiert Brian Grim, Präsident der Religious Freedom & Business Foundation. Er hat zuvor für das wichtigste Umfrage-Unternehmen der USA – PEW – gearbeitet und lehrt an der katholischen Georgetown Universität am Religious Liberty Project. „Die Zahlen kommen vom PEW-Research Center, das ich geleitet habe, und rechnen sowohl Einschränkungen der Religionsfreiheit durch Regierungen als auch sozial feindliche Einstellungen gegen Religion mit ein.“

Wie aus dem Bericht für 2015 hervorgeht, meint das auch Terrororganisationen wie den so genannten Islamischen Staat. Der Bericht dokumentiert „den Status des universellen Menschenrechts auf Religionsfreiheit in 199 Ländern“. Auch ein Blasphemie-Fall aus Deutschland wird darin kurz erwähnt. „Das Anwachsen der Einschränkungen kann man auf die Terroranschläge durch El Kaida vom 11. September 2001 datieren. Damit hat ein Teufelskreis begonnen: Regierungen handeln, um Religionsausübung einzuschränken – aus Sicherheitsgründen –, und dagegen wiederum wehren sich einige Religionen und heizen das noch weiter an.“

Religionsfreiheit hat Auswirkungen auf andere Freiheiten

„Keine Region, kein Land und keine Religion ist immun“, sagt der Report des Außenministeriums. Dabei geht es bei Religionsfreiheit um viel mehr als „nur“ um Religion, kommentiert Brian Grim. „Wo man Religionsfreiheit einschränkt, fällt das meist zusammen mit Einschränkungen von Versammlungsfreiheit, Redefreiheit, Meinungsfreiheit, und die bemerkt man nicht nur in den Religionen, sondern in der gesamten Gesellschaft. Wo es Religionsfreiheit gibt, gibt es statistisch gesehen mehr Freiheiten für jeden in der Gesellschaft.“

Man könne den Kreis auch noch weiter ziehen, sagt Grim – über die Grundrechte hinaus in ganz andere Bereiche. „Wo es Religionsfreiheit gibt, hat man stabilere und friedlichere Gesellschaften, und wo man Stabilität und Frieden hat, da gibt es auch eine stabilere Wirtschaft.“

Für stabilere Gesellschaften

Was die weitere Entwicklung angeht, ist er nicht sehr optimistisch. Die vielen Faktoren, die zu Einschränkungen von Religionsfreiheit führten, nähmen nicht ab, im Gegenteil. Auch der Trend zu immer säkulareren Gesellschaften im Westen habe oft genug negative Auswirkungen für die Religionsfreiheit. „Wenn Menschen säkularer werden, hören sie auf, den Wert zu sehen, den Religion für eine Gesellschaft hat.“

Zunehmend gebe es aber auch internationale Initiativen, die sich für Religionsfreiheit einsetzten, weil sie die stabilisierende Wirkung für die gesamte Gesellschaft erkannt hätten, sagt Grim. „Im September wird meine Stiftung gemeinsam mit den Vereinten Nationen Preise an Wirtschaftsvertreter verleihen, die sich für das Verständnis unter Religionen und Religionsfreiheit für alle einsetzen. Diese kommen aus Indonesien, aus dem Heiligen Land, aus dem Libanon, aus Afrika und Europa. Die Vereinten Nationen erkennen also an, dass das ein gefährlicher Trend ist, der sich entwickelt, und sie suchen nach Verbündeten, um sich damit zu befassen.“ (rv)

Aleppos Katholiken fasten und beten für den Frieden

cna_GrabeskircheALEPPO – Während Rebellengruppen sich weiter mit der Regierung Assad einen blutigen Kampf um die Herrschaft über Syriens größte Stadt liefern, beten und fasten die Christen Aleppos dafür, dass der Frieden einkehrt.

„Wir wissen nicht, was passieren wird. Wir haben allen Priestern gesagt, und auch den Menschen, dass wir fasten und beten wollen für die nächsten 72 Stunden, damit der Wille, Frieden zu schließen sich durchsetzt, und er sich durchsetzt gegen den Willen, Krieg zu führen“, sagte Pfarrer Ibrahim in Aleppo gegenüber Radio Vatikan am 9. August.

Rebellengruppen haben erklärt, den Belagerungsring von Regierungstruppen um die Stadt durchbrochen zu haben. Rund 250.000 Menschen leben in der betroffenen Region, in der sich in letzter Zeit die Kämpfe an Heftigkeit zugenommen zu haben.

Pfarrer Ibrahim sagte, die Situation sei sehr schwierig, „denn die Bombenangriffe, die nachts heftiger werden, gehen weiter, doch nun fallen auch Raketen auf die westliche Seite der Stadt, in der wir leben“.

Die Einwohner Aleppos, fuhr er fort, „haben Angst, es gibt weder Strom noch Wasser“, zudem sei „alles teuer, und kürzlich wurden zwei Viertel evakuiert, und viele Menschen schlafen auf der Straße oder in Zelten“.

Der Priester macht keinen Hehl aus seinen Zweifeln an dem humanitären Waffenstillstand, den die Vereinten Nationen ausgerufen haben. Die Ankunft neuer Truppen verspreche vielmehr „einen totalen Krieg“, sagte der Geistliche.

„Die Armee will die Stadtteile zurückerobern, die sie in den vergangenen Tagen verloren hat, während diese militärischen Gruppen sich darauf vorbereiten, weiter gegen Hamdaniya vorzurücken und den gesamten Westteilt der Stadt.

Die Kirche kümmere sich weiter in dieser Situation um die Bevölkerung, sagte Pater Ibrahim. „Es ist ein Wunder“, dass sie weiterhin „tausenden bedürftigen Familien“ Lebensmittelpakete verteilen könnten. „Es ist ein Wunder und göttliche Vorsehung, dass wir alles kaufen konnten, bevor die Hauptstraße Aleppos geschlossen wurde“, sagte der Priester.

Der Geistliche betonte, dass er die Kämpfer gegen Assads Truppen nicht als „Rebellen“ bezeichne, „denn heute sehen wir klar und deutlich, dass innerhalb der Stadt Dschihadisten die Kontrolle über diese militärischen Gruppen ergreifen, die sehr, sehr unterschiedlich sind“.

Es gibt mehrere Rebellen-Koalitionen in Aleppo. Die größte ist die „Eroberungsarmee“, zu der auch Jabhat Fateh al-Sham gehört, die Nachfolge-Organisaton der Al-Nusra Front.

Der syrische Bürgerkrieg begann im März 2011 mit Demonstrationen gegen Assad. Der Krieg hat bislang über 280.000 Menschen das Leben gekostet, und 4,8 Millionen zu Flüchtlingen gemacht. Weitere 8 Millionen Syrer, so die Schätzungen, sind Binnenvertriebene.

Zu den Kriegsparteien gehören neben dem syrischen Regime unterschiedliche Rebellengruppen; darunter Moderate wie die „Freie Syrische Armee“ (FSA), Islamisten wie die genannte „Eroberungsarmee“ und der Islamische Staat (IS) sowie außerdem kurdische Separatisten. (CNA Deutsch)