Weltkonferenz der Säkularinistute in Rom: „Christliches Leben ist anziehend“

Erzbischof Joao Braz de AvizAn diesem Sonntag beginnt in Rom der Generalversammlung der Weltkonferenz der Säkularinistute. Über 140 Teilnehmer aus der ganzen Welt sind gekommen, um gemeinsam über die zwei wesentlichen Themen zu sprechen: Bildung und Identität. Der Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten Lebens, der brasilianische Kardinal João Braz de Aviz, eröffnet das Treffen. Mit Radio Vatikan sprach er über die Ziele der Veranstaltung.

„Zunächst geht es uns um die Bildung, damit wir Jünger Jesu werden, es geht darum, wirklich an das Charisma zu glauben und in der zeitgenössischen Kultur eingegliedert zu sein. Das geht am besten, wenn wir uns an unsere erste Berufung durch Jesus erinnern. Der zweite Aspekt der Bildung ist das geschwisterliche Leben, das fundamental ist für die Gemeinschaft auch für jene, die nicht in einer Gemeinschaft leben wie im Fall der Säkularinstitute. Der dritte Aspekt der Bildung: Die Frage nach der Autorität und der Verwendung der Güter, was für uns vor allem dem Dienst und der Gemeinschaft zugutekommen soll. Neben der Bildung geht es auch stark um ein Wort, das Papst Franziskus häufig verwendet hat, die Frage nach der Identität der Säkularinstitute, denn hier geht es um ‚Geweihte in der Welt‘. Es ist eine Weihe, die mal gemeinsam geschieht, mal alleine, in der Besonderheit der einzelnen Berufungen, in der normalen Arbeit, aber inmitten der Welt. Es ist wie ein Gärmittel, wie etwas, das von Innen heraus den Samen des Evangeliums antreibt und die Gesellschaft wachsen lässt.“

Der Ort der Berufung dieser Laien sei eben keine kirchliche Struktur oder ein Orden, sondern im normalen Leben der Familien und in der Welt verankert. Bei der Versammlung solle es auch darum gehen, die evangelische Berufung nicht an der Sichtbarkeit und Effizienz festzumachen:

„Hier können wir uns an einige Worte der letzten Päpste erinnern, auch von Papst Franziskus: die Evangelisierung wird niemandem aufoktroyiert, wir können nur Zeugnis ablegen für das christliche Leben und das gelebte christliche Leben wird anziehend für die Menschen. Auch für die Säkularinstitute wird das der entscheidende Punkt sein, das echte Zeugnis der Nachfolge Christi und der eigenen Weihe.“

Die Versammlung, die noch bis Donnerstag andauert, erinnert auch an den 70. Jahrestag der Apostolischen Konstitution „Provida Mater Ecclesia“ der Säkularinstitute, die von Papst Pius XII. 1947 unterzeichnet wurde.

„Ich denke, dass vor allem die Neuheit dieser Berufung zu jener Zeit von Pius XII. als eine Form von Weihe für Laien in der Welt hervorgehoben wird. Diese Neuheit ist damals aufgekommen. Vorher waren einige Erfahrungen von Heiligen in eine ähnliche Richtung gegangen, aber erst dann hatte sich diese neue Form des geweihten Lebens verfestigt. Wenn wir also von Provida Mater Ecclesia ausgehen, können wir zu unserem aktuellen Kontext zurückkehren, der nach 70 vergangenen Jahren natürlich anders ist, und nun kann man diese säkulare Identität und die Nachfolge Christi in der Welt vertiefen.“ (rv)

Paglia: Papst will neue Allianz zwischen Pastoral und Theologie

Erzbischof PagliaErzbischof Vincenzo Paglia wird neuer Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, gleichzeitig übernimmt er das Amt des Großkanzlers des Instituts „Johannes Paul II.“ für Studien zu Fragen von Ehe und Familie. Das wurde am Mittwoch bekannt. Paglia war bisher Präsident des Päpstlichen Familienrates, der in einem neuen Dikasterium aufgeht. Mit Radio Vatikan sprach er über die neue Aufgabe.

„Ich habe die Aufgabe mit großer Dankbarkeit angenommen. Meine bisherige Arbeit hat mich ganz stark in die Richtung des Konkreten gebracht, der Begegnung mit vielen kirchlichen Realitäten, mit vielen Bischofskonferenzen und ich verstehe den Wunsch des Papstes nach einer Art Beschleunigung der Nähe der Kirche, nach dem Durchbrechen von Grenzen, mit Reflexion, Wagemut und Kreativität.“

Der Vatikan veröffentlichte an diesem Mittwoch auch den Text eines langen, handschriftlichen Briefes von Papst Franziskus an Paglia. Darin lobt der Papst „das solide Wissen und die große Erfahrung“ des Bischofs; seine Zeit als Präsident des Familienrats habe „große geistliche und pastorale Früchte getragen“. Mit den neuen Ernennungen habe der Papst den neuen Kurs, der von der Weltbischofssynode und seiner Enzyklika „Amoris Laetita” ausgeht, klar fortsetzen wollen, meint Paglia.

„Papst Franziskus bietet nicht nur eine erste Neuordnung der Kurie an, indem er die starke pastorale Perspektive aufzeigt, die er eingenommen hat. Auch in dem Schreiben zum Institut „Johannes Paul II.“ und der Päpstlichen Akademie für das Leben zeigt er, dass er ganzheitlich den kulturellen und formgebenden Aspekt der Synode weiterentwickeln will und auch die Ernennung des Präfekten des neuen Dikasteriums ist eine Antwort auf diese pastorale Perspektive. Er möchte also die familiäre Dimension wieder in den Blick der ganzen kirchlichen Realität rücken. Das ist meines Erachtens eine wirklich interessante Perspektive.”

Für die neue pastorale Perspektive von Franziskus seien Menschen aus allen Ebenen gefragt: Zum einen jene, die in unmittelbarem pastoralem Kontakt mit den Gläubigen stehen, zum anderen das Lehrpersonal. Es brauche eine neue Allianz zwischen Praxis, dem pastoralen Leben und der theologischen Reflexion, die immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert sei, die die Gesellschaft kontinuierlich an die Kirche stelle.

„Der Papst möchte keine blinde Pastoral und auch keine Schreibtischtheologie. Er möchte, dass die ganze Kirche in all ihren Teilen sich zur zeitgenössischen Gesellschaft hinwendet, damit die Gnade der Barmherzigkeit des Herrn sie wieder aufrichte, heile, ihr helfe und alle auf dieser Reise zum Reich Gottes bringe.“

Hierfür sei es Franziskus ein Anliegen, dass Paglia die ihm jetzt anvertraute Studieneinrichtung zu Ehe und Familie auf den Kurs der „Barmherzigkeit“ bringe.

„Der Horizont der Barmherzigkeit umfasst die ganze Kurienreform. Dahinter steckt die Überzeugung, dass nicht alles in eine theoretische Reflexion mündet, sondern dass die Kirche „Prima Lex“ sein will, Heil für die Seelen, Heil für die Menschen, die Familien, Hilfe für die ganze Gesellschaft. Diese ist wirklich ein Feldlazarett, in dem die Kirche die Barmherzigkeit Gottes spürbar machen will, mit Leidenschaft und kontinuierlichem Einsatz, damit alle, ohne Ausnahme, von der Liebe Gottes erreicht werden, eine Liebe, die verändert und rettet.“ (rv)