Kardinal Sarah: Aufruf zum Widerstand gegen die ideologische Kolonialisierung

Kardinal SarahWASHINGTON, D.C. – Katholiken müssen gegen die Verbannung Gottes aus der Gesellschaft kämpfen und Widerstand leisten gegen die „ideologische Kolonialisierung“: Dazu hat Kardinal Robert Sarah aufgerufen. Christen würden so der Kirche helfen, gegen die weltweite Bedrohung der Familie und der Religionsfreiheit zu bestehen.

Kardinal Sarah ist Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Er sprach als Hauptredner des National Catholic Prayer Breakfast.

Die Verfolgung von Religion sei am Sichtbarsten in der Bedrohung der Familie durch die „dämonische Gender-Ideologie“, warnte der Kurienkardinal. Er bezeichnete die – von Papst und Kirche mehrfach verurteilte – Gender-Ideologie als „tödlichen Impuls in einer Welt, die zunehmend abgeschnitten ist von Gott durch ideologische Kolonialisierung.“

Vor der Rede von Kardinal Sarah sprachen auch der Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan, und Schwester Constance Veit vom Orden der Kleinen Schwestern der Armen.

Globalisierte Gleichgültigkeit

Der aus Guinea in Afrika stammende Kurienkardinal sagte, dass ein überzogener Individualismus und die Absicht, die Welt in ein „utopisches Paradies“ ohne Gott zu verwandeln, Gesellschaften umkremple. Sarah wörtlich: „Schnelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen der letzten 50 Jahre wurden nicht begleitet von einem genauso leidenschaftlichen geistlichen Fortschritt. Wir sind Zeugen dessen, was Papst Franziskus die ‚globalisierte Gleichgültigkeit‘ nennt.“

Die Gleichgültigkeit Menschen gegenüber sei daran zu sehen, wie „wir die Augen und Herzen den Armen und Verwundbaren gegenüber schließen, auf eine sehr abscheuliche Art, und wie wir die Ungeborenen und die Alten wegwerfen.“

Die größten Herausforderungen seien jedoch die der Familien. Mit einem Zitat von Papst Franziskus erinnerte Kardinal Sarah die Zuhörer daran: Weniger vorzuschlagen, als was die Kirche über die Ehe lehrt bedeute, weniger vorzuschlagen als was Christus dem Menschen anbiete.

„Das ist der Grund, warum der Heilige Vater offen und energisch die Lehre der Kirche verteidigt, über Verhütung, Abtreibung, Homosexualität, Reproduktionstechnologien, Kindeserziehung und noch viel mehr.“ Diese und andere Verwundungen der Familie, unterstrich Kardinal Sarah, können die Familie von einem Ort des menschlichen Erblühens in einen „Ort an dem Personen menschlich und geistlich verwundet werden können“ verwandeln.

Der Schutz der Familie sei auch verknüpft mit dem Schutz der Religionsfreiheit, sagte Kardinal Sarah und appellierte an die Amerikaner, ihre Geschichte der Religionsfreiheit zu schützen. In einer Zeit, in der viele Christen auf der ganzen Welt unter Gewalt und Verfolgung durch Regierungen und Gruppen wie den Islamischen Staat litten, sei „Gewalt nicht nur physisch, sondern auch politisch, ideologisch und kulturell“, sagte der Kardinal.

„Diese Form der Religionsverfolgung ist genauso schädlich, aber versteckter. Sie zerstört nicht physisch, sondern spirituell, geistlich. Die ‚Gewalt‘ kulturellen und ideologischen Drucks versucht, den Christen von seinem oder ihrem Gewissen zu trennen und in der Gesellschaft aufzulösen.“

Die Lehre der Kirche über Ehe, Sexualität und Familie seien extrem unter Druck, sagte Kardinal Sarah.

„Im Namen der ‚Toleranz‘ wird die Lehre der Kirche über Ehe, Sexualität und die menschliche Person demontiert“, sagte er mit Verweis auf drei Beispielen, die auch in den USA aktuell sind: Die Legalisierung homosexueller „Ehe“, Verhütung als gesundheitspolitische, zwangsfinanzierte Maßnahme, und dass Zugang zu öffentlichen Toiletten nach Selbst-Identifizierung des Geschlechts geregelt wird.

Prophetisch, glaubenstreu und stark im Gebet

Angesichts solcher Gefährdung der freien Ausübung von Religion und Gewissen rief Kardinal Sarah Katholiken auf, prophetisch, treu und gebetsstark zu sein.

1. Prophetisch zu sein bedeute, wachsam zu sein und erkennen, wie Gott „in Eurem, bei Euch daheim, an Eurem Arbeitsplatz untergraben, ausgeblendet, abgeschafft wird“, sagte er.

2. Glaubenstreue bedeute, dass Katholiken mutig für die Wahrheit aufstehen müssten.

3. Und Gebet, sagte der Kirchenmann, sei notwendig um Gottes Willen zu erkennen und sich nicht entmutigen zu lassen.

„Deshalb bin ich zu diesem Gebetsfrühstück gekommen. Um Euch zu ermutigen: Seid prophetisch, seid gläubig, und vor allem: betet“, sagte Sarah seinen Zuhörern.

„Diese drei Vorschläge machen klar: Der Kampf um die Seele Amerikas, und um die Seele der Welt, ist vorrangig ein geistlicher. Sie zeigen, dass der Kampf erst einmal durch unsere eigene tägliche Bekehrung zu Gottes Wille ist.“

Er hoffe, dass die Antwort auf die geistlichen Probleme der Vereinigten Staaten zu einem „geistlichen Erwachen“ führe, und vermeiden helfen, dass diese Probleme sich überall auf der ganzen Welt ausbreiten, besonders jene, welche menschliches Leben betreffen, die Familie und die Religionsfreiheit.

„Letzten Endes gilt: Gott oder Nichts“, schloss Kardinal Sarah. (CNA Deutsch)

Gallagher reist doch nicht nach Venezuela

Erzbischof Paul Richard GallagherDer vatikanische Außenminister Paul Richard Gallagher hat seine Reise nach Venezuela abgesagt. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. Aus dem Vatikan hieß es lediglich, die Gründe hingen nicht vom Heiligen Stuhl ab, der Erzbischof habe sich zu der Absage gezwungen gesehen. Gallagher sollte am 27. Mai in San Cristóbal an der Bischofsweihe von Francisco Escalante teilnehmen, der von Papst Franziskus zum neuen Apostolischen Nuntius in der Republik Kongo ernannt worden ist. Beobachter hatten gehofft, dass Gallagher bei Gesprächen in Caracas vielleicht einen Ausweg aus der schweren politischen Krise im Land finden würde. (rv)

Logo der Armenienreise des Papstes veröffentlicht

Logo Armenien„Besuch im ersten christlichen Land“, so lautet das Motto der Papstreise nach Armenien. Franziskus wird das Land im Kaukasus vom 24. bis 26. Juni besuchen. Neben dem Motto wurde auch das Logo von den Gastgebern an diesem Donnerstag vorgestellt. Auf dem Logo wird der biblische Berg Ararat dargestellt sowie ein tiefer Brunnen, der das langjährige Gefängnis des armenischen Heiligen Gregor darstellen soll. Die Farben gelb und violett, die das Logo prägen, stehen für die armenische Kirche. (rv)

Vatikan: Kardinal Coppa verstorben

Kardinal CoppaAn diesem Montagnachmittag ist in Rom der italienische Kardinal Giovanni Coppa verstorben. Der ehemalige Vatikandiplomat und Botschafter in der Tschechischen Republik war 2007 von Papst Benedikt nach Erreichen des 80. Lebensjahres in den Kardinalsstand erhoben worden.

Das Kardinalskollegium besteht somit aus 214 Kardinälen, von denen 114 wahlberechtigt sind. Darunter sind 46 italienische Kardinäle, 20 von ihnen mit Wahlrecht. (rv)

Hinweis von VH: Somit gibt es 46 italienische Kardinäle und hiervon sind 25 Kardinäle mit aktivem Wahlrecht.

Mainz vorerst ohne Bischof: Papst nimmt Rücktritt von Kardinal Lehmann an

Kardinal LehmannVATIKANSTADT/MAINZ – Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch von Kardinal Karl Lehmann angenommen. Das gab der Nuntius des Heiligen Vaters, Erzbischof Nikola Eterovic, heute im Mainzer Dom bekannt. Ab morgen ist somit der Mainzer Bischofssitz vakant.

Der Kardinal feierte an diesem Pfingstmontag mit 1.200 geladenen Gästen, darunter vielen Prominenten, Unterstützern und Politikern, seinen 80. Geburtstag. Der Festgottesdienst wurde im öffentlich-rechtlichen Rundfunk übertragen.

30 Jahre lang war Lehmann Bischof von Mainz und zwei Jahrzehnte lang Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, von 1987 bis 2008. Unterstützer wie Kritiker bescheinigen ihm, in dieser Zeit eine zentrale Rolle in der katholischen Kirche in Deutschland gespielt zu haben. Erzbischof Eterovic dankte im Namen des Papstes für den „beachtlichen Dienst“, den er geleistet habe.

Im Schlusswort seiner Predigt zitierte der scheidende Oberhirte den Apostel Paulus: „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark! Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (CNA Deutsch)

„Unser Berufung ist die Gotteskindschaft“: Die Pfingstpredigt von Papst Franziskus

cna_Franziskus PfingstpredigtVATIKANSTADT – Zu Pfingsten hat der Heilige Vater daran erinnert, dass Christen im Strom des Heiligen Geistes als Kinder Gottes wiedergeboren werden: Diese sei die ursprüngliche Berufung aller Christen.

Der Papst nahm den Satz aus dem Johannes-Evangelium zum Ausganspunkt: „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen“ (Joh 14,18).

Die Sendung Jesu, die in der Gabe des Heiligen Geistes gipfelte, habe ein wesentliche Ziel, betonte der Heilige Vater: „Unsere Beziehung zum Vater, die durch die Sünde zerstört worden war, wieder herzustellen; uns von der Situation als Waisen zu befreien und uns die Gotteskindschaft zurückzugeben. „Auch der Apostel Paulus habe an die Christen von Rom geschrieben:

„Denn alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,14-15).

Hier, so Franziskus, sei die wiedergeknüpfte Beziehung: Die Vaterschaft Gottes werde dank des Erlösungswerkes Christi und der Gabe des Heiligen Geistes in Christen wieder wirksam: „Der Heilige Geist wird vom Vater gegeben und führt uns zum Vater. Das ganze Heilswerk ist ein Werk der Wieder-Geburt. Dabei befreit uns die Vaterschaft Gottes durch die Gabe des Sohnes und des Heiligen Geistes von unserem Waisensein, in das wir geraten sind.“

Waisen in unserer Zeit

Auch in der heutigen Zeit bemerke man verschiedene Zeichen unserer Situation als Waisen, so Franziskus: Die innere Einsamkeit und existenzielle Traurigkeit vieler Menschen; die vermeintliche Unabhängigkeit von Gott; der verbreitete geistliche Analphabetismus, „weswegen wir unfähig sind zu beten“.

Die Berufung des Menschen: Der Sinn des Lebens

All dem widersetze sich die Gotteskindschaft, so Franziskus. Diese sei die ursprüngliche Berufung des Menschen ist. Diese sei der Sinne des Lebens, erklärte der Papst: „Dafür sind wir geschaffen; es ist unsere innerste DNA, die jedoch zerstört wurde und zu deren Wiederherstellung das Opfer des eingeborenen Sohnes erforderlich war.“

Von der unermesslichen Gabe der Liebe, die der Tod Jesu am Kreuz darstellt, gehe für die ganze Menschheit die Ausgießung des Heiligen Geistes hervor. Wer in dieses Geheimnis der Wiedergeburt durch die Gnade Gottes gläubig eintauche, werde zur Fülle des Lebens als Kind Gottes wiedergeboren.

Die Worte Jesu: „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen“ erinnerten aber auch an die mütterliche Gegenwart Mariens im Obergemach, so der Papst.

„Die Mutter Jesu ist in der Mitte der Gemeinschaft der Jünger, die im Gebet versammelt ist: Maria ist das lebendige Gedächtnis des Sohnes und die lebendige Anrufung des Heiligen Geistes. Sie ist die Mutter der Kirche. Ihrer Fürbitte vertrauen wir in besonderer Weise die Christen, die Familien und die Gemeinschaften an, die in diesem Augenblick die Kraft des Geistes, des Beistands, Fürsprechers und Trösters, des Geistes der Wahrheit, der Freiheit und des Friedens am meisten brauchen.“

Der Heilige Geist mache, dass wir zu Christus gehören, so Franziskus weiter. „Wer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm“ (Röm 8,9). Durch Jesus, betonte der Papst, könnten Katholiken auf neue Weise in Beziehung zu den anderen treten, nicht mehr als Waisen, sondern als Kinder desselben gütigen und barmherzigen Vaters: „Und das ändert alles! Wir können uns als Brüder und Schwestern sehen, und unsere Unterschiede vermehren nur die Freude und das Staunen darüber, dass wir zu dieser einen Vaterschaft und Geschwisterlichkeit gehören“, schloss der Heilige Vater. (CNA Deutsch)

Kardinal Lehmann: „Ein Mann der Zusammenarbeit“

Kardinal Lehmann21 Jahre lang war er das Gesicht der deutschen Kirche: Als Karl Kardinal Lehmann 2008 den Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz abgab, lag eine prägende Zeit für die deutsche Kirche hinter ihm. Vier Jahre lang war er erst Bischof von Mainz gewesen, als die Bischofskonferenz den ehemaligen Theologieprofessor und Schüler von Karl Rahner zu ihrem Vorsitzenden wählte.

Er ist erst einmal ein guter Mensch, so urteilt Pater Hans Langendörfer, 10 Jahre lang an Lehmanns Seite als Sekretär der Bischofskonferenz. Er könne auf Menschen zugehen, sie zusammenführen und vermitteln. Als Jesuitenpater Hans Langendörfer 1996 das Amt des Sekretärs der Deutschen Bischofskonferenz übernahm, da war schon Halbzeit für deren Vorsitzenden Bischof Lehmann. 200 Kilometer trennten die Büros, die DBK in Bonn und den Vorsitzenden in Mainz.

Kommunikation, täglich

Überbrückt wurde die Distanz seit Tag eins seiner Aufgabe vor allem durch das Telefon, berichtet Langendörfer. Praktisch jeden Tag habe man telefoniert, „das war sehr intensiv. Er war immer ein Meister der Information.“ Informationen, Kopien von Briefen, Memos und Vermerke und vor allem sein „Lieblingsmedium“ Telefon, der Vorsitzende der Bischofskonferenz bezog seine Mitarbeiter ein. Er habe eine große Fähigkeit gehabt, mit Leuten zusammenzuarbeiten. „Er hat sich beraten lassen und allen den Eindruck gegeben, dass sie gefragt sind und ihren Teil beitragen können. Das ist eine große Gabe.“

Dasselbe galt auch für die Sitzungen der Bischofskonferenz, erinnert sich Langendörfer, der bei solchen Zusammenkünften zwölf Jahre buchstäblich an der Seite Lehmanns saß. „Er hat immer eine sehr starke Autorität gehabt. Wenn Bischof Lehmann in einer Sitzung das Wort ergriffen hat, dann hatte das Gewicht.“ Auch wenn die Vorsitzenden jeweils nur Primus inter Pares seien und keine Weisungen geben könnten, könnten sie Einfluss auf die Beratungen der Bischofskonferenz nehmen, „und Lehmann hatte als Vorsitzender Einfluss, weil er so klug und gebildet ist. Lehmann war in seinem vorigen Leben Professor, und man konnte immer wieder sehen, wie Lehmann-Seminare ausgesehen haben mögen: Jeder ist zu Wort gekommen. Und das war gut.“ Wenn Lehmann die Debatten dann zusammen gefasst hat, hatte das ein derartiges Gewicht, dass man oftmals in diese Richtung gegangen sei.

Persönliche Autorität

Getestet wurde diese Leitungskraft einige Male in den 21 Jahren Amtszeit, niemals aber wohl so stark wie während der Debatte um die Schwangerschaftskonfliktberatung, als es sowohl innerhalb der Bischofskonferenz als auch zwischen Deutschland und dem Vatikan immer wieder gegensätzliche und konfliktive Überzeugungen gab. Begonnen hatte das beim Papstbesuch Johannes Pauls II. 1996, 1998 kam es dann zum Ausstieg der Bischöfe aus dem staatlichen System. „Das ist immer wieder ein neues Ringen um den richtigen Weg gewesen“, erinnert sich Langendörfer an die intensive Zeit, seine Anfangsjahre in der DBK. „Es war manchmal eine große Anspannung in der Bischofskonferenz“, auch wenn die endgültige Lösung – also der Ausstieg aus der Beratung – nicht die Lösung gewesen sei, die Lehmann und andere deutsche Bischöfe favorisiert hätten.

2001 wurde Karl Lehmann dann vom Papst zum Kardinal erhoben – übrigens gemeinsam mit Walter Kasper, Johannes Degenhardt und dem Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, dem heutigen Papst. Warum er damals sozusagen erst auf einer Nachrückerliste genannt wurde, eine Woche nach dem Großteil der anderen, darüber wird bis heute Stillschweigen bewahrt.

Das Erbe des Konzils und der Synode

Der große Kommunikator, Netzwerker und Theologe Lehmann hat Spuren in der Deutschen Bischofskonferenz und Kirche hinterlassen, ist Pater Langendörfer überzeugt. „Kardinal Lehmann ist der Mann, der das Erbe des Konzils und das Erbe der gemeinsamen Synode der Bistümer in Deutschland (Würzburger Synode) verkörpert und in die Kirche hineingetragen hat.“ Das Konzil lag schon etwas länger zurück, als er Vorsitzender geworden sei, aber er habe das Netzwerk der Personen aus der Synode zusammen gehalten. Er habe es gut verstanden, auch mit den verschiedenen Gremien wie dem ZdK zusammen zu arbeiten. Er stehe auch für das ökumenische Erbe des Konzils und habe es treu fortgeschrieben, „ein brillanter und gesuchter Gesprächspartner für die evangelische Kirche“. Seine Rolle habe er im „breiten Prozess der Erneuerung der Kirche“ gespielt, urteilt Langendörfer.

Nicht zu unterschätzen sei die theologische Bildung Lehmanns, auch für seine Arbeit als Vorsitzender. Enzyklopädisches Wissen bescheinigt Langendörfer ihm, manchmal auch einen etwas zu starken professoralen Habitus, selbst wenn der Jesuit das mit einem Lachen sagt. Es sei ihm jedenfalls immer um ein sachgemäßes und angemessenes Urteil gegangen. „Typisch war, dass er seine Tasche neben sich stellte und im Laufe einer Beratung ein Buch nach dem anderen auspackte, oft unter dem beifälligen Grinsen der Mitbrüder, und daraus zitierte.“ Das zeige, wie behutsam und gründlich er Positionen erarbeitet habe.

Eine große theologische Bildung, Informationen, Netzwerken und Kommunizieren, Behutsamkeit in der Urteilsbildung und ein Hören auf alle Stimmen der Konferenz: Karl Lehmann hat in seiner Zeit als Vorsitzender die Konferenz und darüber hinaus die katholische Kirche in Deutschland geprägt. Er sei, sagt Pater Langendöfer abschließend „wie man sich das wünscht: ein Mann der Zusammenarbeit.“ (rv)

Der Völkermord und der Papst: Warum der Besuch von Franziskus für Armenier so wichtig ist

cna_Fanziskus im VatikanVATIKANSTADT – 100 Jahre nach dem Völkermord und mitten im Jahr der Barmherzigkeit: Die Armenien-Reise von Papst Franziskus vom 24. bis 26. Juni findet vor dem Hintergrund einer besonderen Zeit in der Geschichte des Landes statt. Darauf hat der Botschafter Armeniens am Heiligen Stuhl hingewiesen. Mikael Minasyan sagte, das armenische Volk habe durch seine Geschichte gelernt, stark zu sein. Er erinnerte an den Völkermord des Osmanischen Reiches während und nach dem ersten Weltkrieg, dem etwa 1,5 Millionen Armenier und andere Christen der Region zum Opfer fielen.

Das Jahrhundertgedenken an den Genozid diene auch dazu, Fortschritte anzuerkennen und der Heilung Rechnung zu tragen, fügte er hinzu.

„Die Armenier haben der ganzen Welt gezeigt, was es bedeutet, eine Ungerechtigkeit zu bewältigen. Sie gaben der Welt die Möglichkeit zu verstehen, was ein Völkermord anrichtet, und was die Leugnung eines Völkermords ist. Lassen Sie uns nicht vergessen, dass der Begriff des „Genozids“ definiert wurde anhand einer Studie des Völkermords an den Armeniern.“

Der Botschafter sagte auch, dass diese Jahr Gelegenheit biete, jene zu würdigen, welche die Armenier unterstützt haben und auf den Völkermord aufmerksam gemacht haben. Dazu gehöre auch Papst Franziskus, der anerkannt habe, dass der Völkermord auch religiös motiviert war, so der Botschafter.

Ökumene des Bluts: Messe für die christlichen Märtyrer

In der heiligen Messe am Barmherzigkeitssonntag, dem 12. April 2015, hatte der Papst den Massenmord der türkischen Osmanen als Völkermord bezeichnet – ein Begriff, der auch 2001 in der gemeinsamen Erklärung des heiligen Papstes Johanes Paul II. und dem armenischen Obersten Patriarchen Karekin II. verwendet wurde. Franzisus feierte die Messe an jenem Jahrestag des Jahrhundertgedenkens für die Gläubigen des armenischen Ritus, den die Armenier auch Metz Yeghern nennen, das Martyrium.

„Wir sind allen Menschen wirklich sehr dankbar, vom kleinsten bis zum größten, auch Papst Franziskus, der etwas Historisches damit leistete, im April diese Messe zu feiern und dabei die Dinge beim Namen zu nennen, und einen weiteren Begriff dafür zu prägen, eine „Ökumene des Bluts“. Denn die Armenier wurden auch vernichtet, weil sie Christen sind.“

„Papst Franziskus unternahm sicherlich einen absolute fundamentalen Schritt, indem er zur Messe im Petersdom die Hierarchie der Armenischen Apostolischen Kirche und der armenisch-katholischen Kirche einlud, und den heiligen Gregor von Nazianz zum Kirchenlehrer der universalen Kirche erklärte.“ Der Kirchenvater war Patriarch von Konstantinopel im vierten Jahrhundert.

Bereits seit seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires pflegt Franziskus enge Beziehungen mit den Armeniern. Argentinien war nach den Massakern und Massenmorden durch Muslime im ersten Weltkrieg Ziel vieler armenischer Flüchtlinge. Heute hat das lateinamerikanische Land eine der größten armenischen Gemeinden der Welt.

Auf dem nun veröffentlichten offiziellen Programm des Papstes bei seiner Armenien-Reise im Juni steht auch ein Besuch des Denkmal-Komplexes Zizernakaberd. Hier versammeln sich jedes Jahr am 24. April Armenier, um der Opfer des Völkermords zu gedenken. Außerdem wird es eine Reihe ökumenischer Begegnungen geben, Gespräche mit Vertretern anderer Religionen, und gemeinsame Gebete für den Frieden.

Das armenische Volk sei „hoch erfreut“ darüber, dass der Papst sie besuche, sagte der Botschafter des Landes, weil Franziskus ein großer Unterstützer der Armenier gewesen sei. Wie Minasyan betonte, sei dies vor allem wichtig, weil türkische Politiker bis heute den Völkermord abstreiten und massiven Druck auf alle auszuüben versuchen, die darauf hinweisen. Auch wenn die meisten Türken selber den Genzozid nicht mehr abstreiten würden, und auch privat Politiker dies einräumten, würden sie dies öffentlich leugnen.

Der Botschafter erinnerte in diesem Zusammenhang auch den andauernden Völkermord des Islamischen Staates an Christen und anderen in der Region sowie die Islamisierung der türkischen Regierung wie der ganzen Region. Die Anerkennung des Papstes und sein Gedenken des Völkermords an den Armeniern sei vor diesem Hintergrund besonders wichtig, so Minasyan.

„Jetzt sehen wir, dass in den letzten 100 Jahren die Zahl, der Prozentsatz der Christen radikal nachgelassen hat. In den vergangenen fünf Jahren war es wirklich dramatisch. Ich will nicht alles in einen Topf werfen, aber angefangen hat dies mit dem Völkermord an den Armeniern.“ (CNA Deutsch)

Unsere Woche: Heiliger Geist, Lukaschenko und Lehmann

Vatileaks II.Pfingsten war nicht nur die Geburtsstunde der Kirche, es ist für den Vatikan auch der Start in die Woche: Um 10 Uhr wird Papst Franziskus am Pfingstsonntag im Petersdom die Messe feiern. Radio Vatikan überträgt die Liturgie live mit deutschem Kommentar. Um Punkt zwölf Uhr will der Papst dann vom Fenster seines Arbeitszimmers aus das Mittagsgebet „Regina Coeli“ sprechen.

Am Montag trifft Franziskus eine Delegation aus Bulgarien und Mazedonien; Anlass ist das Fest der Slawenapostel Kyrill und Methodius, das nach dem julianischen Kalender auf den 24. Mai fällt. Außerdem wird der Papst die Vollversammlung der italienischen Bischofskonferenz – der größten Europas – eröffnen.

Am Dienstag wird vor dem Gericht des Vatikanstaats der Prozess wegen der illegalen Verbreitung vertraulicher Vatikanunterlagen, genannt „Vatileaks II“, fortgesetzt. Am Mittwoch um 10 Uhr hält der Papst seine Generalaudienz auf dem Petersplatz, am Donnerstag empfängt er eine Gruppe neuer Botschafter beim Heiligen Stuhl. Am Freitag feiert der Päpstliche Kulturrat seinen 34. Geburtstag.

Für Samstag hat sich der weißrussische Präsident Aleksandr Lukaschenko im Vatikan angesagt; um 10 Uhr steht eine Audienz des Papstes für ihn auf dem Programm. Am Sonntagmittag wird Franziskus wie üblich das Mittagsgebet am Petersplatz beten; weil die Osterzeit mit Pfingsten zu Ende geht, ist dieses Mittagsgebet dann wieder der Angelus, nicht mehr das „Regina Coeli“.

Für die deutsche Kirche ist besonders der Montag wichtig: An ihm wird der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, achtzig Jahre alt, und er selbst geht davon aus, dass der Papst an diesem Tag sein Ersuchen um Rücktritt annehmen wird. (rv)