Kirche bittet, Lebensmittel und Medizin nach Venezuela bringen zu dürfen

VenezuelaCARACAS – Die Kirche will der notleidenden Bevölkerung Venezuelas mit Lebensmitteln und Medikamenten helfen: Die Caritas des Landes will am heutigen Freitag, 27. Mai, dazu einen dritten Antrag an die Regierung stellen. Die Lage der Menschen im Land hat sich in den vergangenen Tagen weiter verschlechtert.

Bereits Ende April hat die venezolanische Bischofskonferenz ihre Sorge ausgedrückt über die politische und wirtschaftliche Krise des Landes zum Ausdruck gebracht. Die Hirten forderten die Regierung Nicolás Maduros auf, der Caritas zu erlauben, „Nahrungsmittel, Medikamente und weitere nötige Vorräte ins Land zu bringen“.

Janeth Márquez, Direktorin der Caritas in Venezuela, sagte am vergangenen Donnerstag zu CNA, dass in Anbetracht einer ausbleibenden Antwort die Institution am 5. Mai „einen zweiten Antrag gestellt hatte, mit dem gleichen Anliegen, dass es uns angesichts der Krise (…) erlaubt sei, einen humanitären Korridor einzurichten.“ Die Autoritäten antworten aber immer noch nicht und deshalb werden wir morgen einen dritten Brief an das Büro des Vizepräsidenten der Republik, Jorge Arreanza, übergeben.

Leidtragende sind vor allem Kinder

„Morgen, mit dem dritten Brief, werden wir sehen, ob sie uns antworten, denn es ist auch dringend notwendig, dass sich eine Möglichkeit auftut und dass eine Zusammenarbeit uns Hilfe verschafft. Die Leute leiden, weil die notwendigen Medikamente nicht zur Verfügung stehen, die Lebensqualität der Menschen verringert sich“, warnte sie.

Vor diesem Hintergrund machte die Direktorin der Caritas darauf aufmerksam, dass „sich die Situation in Venezuela in den vergangenen Monaten verschlimmert hat“ und dass unter den Leidtragenden vor allem auch Kinder seien, von denen viele „die Schule verlassen“ und teilweise sogar „die Grenze zur Unterernährung überschreiten“. Sie sagte, die Bitten um Hilfe hätten um 100 Prozent zugenommen und bestand darauf, dass die einzige Form, um darauf antworten zu können „der Beitrag der internationale Kooperation sei.“

Deshalb „drängen wir darauf, dass diese Erlaubnis (der Einfuhr von Hilfsgüter) gegeben werde oder dass ein geeigneterer Mechanismus geschaffen werde, so wie es der Staat für angemessen erachte. Vor allem stellen wir einen Antrag, damit ein humanitärer Korridor uns erlaube, dieser Bitte oder einem Teil dieser Bitte nachzukommen.

Márquez sagte, dass die Caritas momentan auf die Anfragen antworte dank eines „Tröpfelns“, das durch reisende Personen ankommt, die „ein paar Medikamente mitnehmen, die uns von einigen Organisationen geschickt werden; aber es sind wenige, wirklich nur ein paar Tropfen.“

„Wir glauben, dass die Zusammenarbeit in diesen Momenten in großem Stil geschehen muss“ erklärte sie. Und erinnert daran, dass „die Lösung auch nicht durch die Kirche kommt“, denn was sie tun kann, ist „die Situation zu erleichtern, in der wir leben“. „Die Lösung kann nur durch einen Wandel in der Staatspolitik kommen“ fügte sie hinzu.

Auch gab sie an, dass „wir aufgrund des großen Mangels nichts tun können, auch wenn sie uns Geld schicken, denn es gibt weder die nötigen Medikamente noch Nahrungsmittel, um die Pakete zu kaufen zu können, die wir normalerweise an die bedürftige Bevölkerung austeilen.“

Der Mangel an Medikamenten hat in Venezuela ein neues Opfer gefordert, das das Volk gerührt und dem Präsidenten Nicolás Maduro weitere Kritik eingebracht hat. Es handelt sich um Oliver, ein Kind, das Krebs hatte und am vergangenen Mittwoch gestorben ist. Ein Bild von ihm ging im Februar um die Welt. Dort sieht man ihn, mit einem Plakat in der Hand, auf dem der Satz steht: „Ich möchte mich behandeln lassen. Friede und Gesundheit“. In den Apotheken gab es aber keine Medikamente und die Eltern mussten auf Spendensuche gehen. (CNA Deutsch)

Erzbischof Heße: Thema Flucht gehört zum Katholikentag

Erzbischof Stefan HeßeUm das Thema Flüchtlinge kommt man beim Katholikentag nicht herum, es ist wie ein roter Faden. Bereits bei der Ankunft im Bahnhof begegnet dem Besucher die Installation eines Flüchtlingsbootes, erstellt von Kindern. Aber auch in den Gesprächen auf den Podien und am Rande ist das Thema gegenwärtig. Das beobachtet Stefan Heße, Erzbischof vom Bistum Hamburg und Flüchtlingsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz. Unsere Kollegin Pia Dyckmans hat mit Erzbischof Heße über seine Beobachtungen auf dem Katholikentag gesprochen.

Der Katholikentagspreis ging an eine Kantorei, die ein Musikstück zum Thema Flucht aufgeführt hat und Erzbischof Stefan Heße hat zusammen mit den Sternsingern im Rahmen ihrer Aktion „Leben retten“ die letzte Schiffsplanke entgegengenommen, mit der das „Leben retten“ –Boot vollendet wurde und nun im Leipziger Bahnhof ein Flüchtlingsschiff symbolisiert. Bischof Heße scheint das Thema Flucht omnipräsent. „Bis dahin, dass hier zu wenig Quartiere vorhanden waren für Teilnehmer und einige sind dann in eine nicht benutzte Flüchtlingsunterkunft, die noch nicht im Betrieb ist bzw. noch nicht gebraucht wurde, untergebracht worden. Die spüren sozusagen am eigenen Leib wie das ist, wenn man in so einem Camp lebt. Von daher habe ich den Eindruck, dass zieht sich durch den Katholikentag durch. Ich glaube, wir kommen an dem Thema gar nicht vorbei. Das ist das Megathema, dass uns die nächsten Jahre, Jahrzehnte beschäftigen wird, nicht nur mit der Willkommenskultur, die wir jetzt haben, sondern mit der Frage, wie geht Integration langfristig.“

Die Willkommenskultur war das beflügelte Wort im vergangenen Jahr. Menschenmassen, die mit Willkommenplakaten und Luftballons an den Bahnhöfen Deutschlands die Flüchtlinge empfangen haben. Heße bemerkt auf dem Katholikentag nicht so viel Kritik an der Willkommenskultur in Deutschland, eher Zustimmung. „Leipzig ist natürlich mit Legida schon bekannt, das Thema ist hier in der Stadt präsent. Ich selber kenne es aus Teilen meines eigenen Erzbistums. Wir haben aber auch in unseren Leitsätzen zur Flüchtlingsarbeit der deutschen Bischöfe auch vermerkt, dass es so kritische Tendenzen auch in unseren Gemeinden gibt. Es wäre also naiv davor die Augen zu verschließen. Im Gegenteil, man muss sich dem stellen, man muss damit kommunizieren und sehen, dass man in der Auseinandersetzung hoffentlich ein Stück nach vorne kommt.“

Aus Leipzig nimmt Heße Inspirationen für sein eigenes Bistum mit. Er ist Erzbischof von Hamburg, Schleswig-Holstein und dem Landesteil Mecklenburg. Sein Bistum hat gerade einmal sieben Prozent Katholiken, weit entfernt davon Volkskirche zu sein, wie Heße selber seine Situation beschreibt. Er weiß, dass Gott, Glaube und Kirche bei vielen Menschen heute weit weg ist. „Aber die Chance ist, die Leute sind unvoreingenommen. Es ist nicht so, dass die große Skepsis haben, sondern die kennen so wenig von Kirche und von Gott, dass wir fast wieder interessant wirken. Und ich mache die Erfahrung, wenn man persönliche Kontakte knüpft, ist das positiv und kann manches bewegen.“ Daher braucht es auch immer den Einzelnen, der sich berühren lässt und das hat Heße in Leipzig durchaus beobachten können. (rv)