Ein neuer öffentlicher Auftritt von Benedikt XVI?

Papst (Emeritus) Benedikt XVI.VATIKANSTADT – Zu seinem 65. Priesterjubiläum am 29. Juni könnte der zurückgezogen lebende Papst emeritus Benedikt XVI. in der Öffentlichkeit auftreten. Das hat sein langjähriger Privat-Sekretär, Erzbischof Georg Gänswein, angedeuet: „Es wird einen weiteren Anlass geben, den Papst emeritus in der Öffentlichkeit zu sehen“. Der Präfekt des Päpstlichen Hauses sprach nach der Vorstellung des neuen Buches über das Pontifikat von Papst Benedikt, bei der er eine vielbeachtete Rede gehalten hatte.

„Benedikt XVI. wird am 29. Juni sein 65-jähriges Priesterjubiläm feiern, und wir werden schauen, was wir da machen können…es könnte eine Gelegenheit sein zu zeigen, dass es Benedikt XVI. gut geht.“

Die Kirche feiert das Martyrium von Peter und Paul am 29. Juni, den Schutzpatronen Roms. An diesem Festtag feiern neue Metropolitan-Bischöfe im Petersdom mit dem Papst die Messe, und erhalten von ihm das Pallium, das Symbol ihrer Rolle. Ein Metropolit ist ein Bischof, der als Oberhirte einem Verbund von Bistümern vorsteht.

Seit seinem Rücktritt vor drei Jahren ist Benedikt XVI. ein halbes Dutzend mal in der Öffentlichkeit erschienen.

Der zurückgetretene Pontifex nahm an den Konsistorien von Papst Franziskus am 22. Februar 2014 und 14. Februar 2015 teil. Außerdem war er beim Fest der Großeltern dabei, das am 27. September 2014 stattfand. Benedikt konzelebrierte bei der Messe zur Heiligsprechung von Johannes XXIII und Johannes Paul II am 27. April 2014, und er nahm an der Seligsprechungs-Feier für Paul VI. am 19. Oktober 2015 teil. Und er war der erste Pilger, der nach Papst Franziskus durch die Heilige Pforte des Petersdoms schritt bei deren Öffnung am 8. Dezember 2015 zum Auftakt des Jubiläumsjahres der Barmherzigkeit.

Die beiden Päpste haben auch mehrere private Treffen abgehalten, von denen einige fotografiert wurden.

Papst Franziskus besuchte Benedikt XVI. in Castelgandolfo am 23. März 2013, und begrüßte den emeritierten Papst am 2. Mai bei dessen Rückkehr in den Vatikan. Die beiden Päpste segneten gemeinsam eine Statue des Erzengels Sankt Michael in den Gärten des Vatikans am 5. Juli 2013.

Zu Weihnachten besuchte Franziskus seinen Vorgänger am 23. Dezember 2013 und lud ihn vier Tage später zum Mittagessen in das Domus Sanctae Marthae ein.

Sollte Benedikt am 29. Juni öffentlich auftreten, wäre es im Gedenken eines sehr wichtigen Tages in seinem Leben und Wirken.

Joseph Ratzinger – der spätere Papst Benedikt – wurde im Freisinger Dom am 29. Juni 1951 zum Priester geweiht. Am 14. September 2006 erinnerte er sich dort, aus dem Stegreif vor Priestern und ständigen Diakonen sprechend, wie er „hier bei der Priesterweihe auf dem Boden hingestreckt lag und, gleichsam eingehüllt in die Allerheiligenlitanei, in die Bitte aller Heiligen, wusste, dass wir auf diesem Weg nicht allein sind, sondern dass die große Schar der Heiligen mit uns geht und dass die lebendigen Heiligen, die Gläubigen von heute und von morgen, uns mittragen und begleiten. Dann der Augenblick der Handauflegung… und schließlich, als Kardinal Faulhaber uns das Wort Jesu zurief: „Iam non dico vos servos, sed amicos“ – „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde“, da habe ich Priesterweihe erfahren als Einweihung in die Gemeinschaft der Freunde Jesu, die gerufen sind, mit ihm zu sein und seine Botschaft zu verkünden.“ (CNA Deutsch)

Der Papst und der Scheich: Ein kurzes, aber wichtiges Treffen im Vatikan

cna_Fanziskus im VatikanVATIKANSTADT – Angesichts des weltweit eskalierenden islamistischen Terrors und des Völkermords an Christen durch den Islamischen Staat war diese Begegnung besonders brisant: Papst Franziskus hat heute im Vatikan einen der wichtigsten Gelehrten des sunnitischen Islam getroffen. Dabei kam es auch zu einer Umarmung der beiden Männer.

„Das Treffen war die Botschaft“, sagte Papst Franziskus über die Begegnung, wird berichtet.

Der Scheich der Azhar, Ahmed al Tayyeb, gilt als moderater Vertreter seiner Religion. Die Moschee und Einrichtungen der im Jahr 975 gegründeten Azhar Universität in Kairo sind ein wichtiges Zentrum des Islam. Als Geschenk überreichte der Papst dem islamischen Gelehrten eine Friedensmedaille und seine Enzyklika Laudato Si.

Die private Begegnung der beiden fand in der Bibliothek des Papstes statt und dauerte etwa 30 Minuten. Worüber der Pontifex und der Scheich genau sprachen, ist nicht bekannt; die Begegnung sei „sehr herzlich“ gewesen. Es wird gemeldet, dass es um Frieden und die Ablehnung von Gewalt und Terrorismus gegangen sei, sowie die Lage und den Schutz verfolgter Christen. In einer eigenen Stellungnahme teilte der Imam mit, es sei darum gegangen, „Missverständnisse“ über den Islam auszuräumen und Muslime in westlichen Staaten zu ermutigen, sich zu integrieren.

Der Imam war begleitet von acht Personen, die ihn auch beim weiteren Besuchsprogramm zur Seite blieben, darunter ein kurzes Treffen mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, sowie dem Sekretär des Rates, Monsignore Miguel Ángel Ayuso Guixot.

Wie das Presse-Amt des Heiligen Stuhls mitteilte, dauerte der gesamte Besuch insgesamt eine gute Stunde.

Hoffnung und Warnung

Manche Beobachter erhoffen sich von der heutigen Begegnung eine Verbesserung der Beziehungen zwischen dem Vatikan und der Azhar. Diese hatte jedoch — unter dem gleichen Imam — den Kontakt zum Heiligen Stuhl im Jahr 2011 abgebrochen und Papst Benedikt XVI. vorgeworfen, er mische sich in die „inneren Angelegenheiten“ Ägyptens ein. Der Grund: Benedikt hatte einen Bombenanschlag auf eine koptische Kirche verurteilt und besseren Schutz für Christen gefordert.

Bereits im März dieses Jahres hatte Imam al Tayyeb Deutschland besucht und erklärt, seine Religion sei „eine Religion des Friedens“. Die „Terroristen“ seien nur eine Minderheit. Gleichzeitig rief Al Tayyeb damals europäische Muslime auf, sich an die Werte der Länder, in denen sie lebten, zu halten. Doch warnte der Imam auch, dass Muslime sich gleichberechtigt fühlen müssten in Europa. Sonst drohe „Extremismus und Gewalt.“

Im eigenen Land des Imam, kritisieren Beobachter, sind Christen freilich nach wie vor alles andere als gleichberechtigt und immer wieder Ziel massiver Gewalt durch radikale Muslime. (CNA Deutsch)