D: Heinrich Timmerevers wird Bischof von Dresden-Meißen

Bischof_TimmereversHeinrich Timmerevers wird der neue Bischof von Dresden-Meißen. Das gab der vatikanische Pressesaal an diesem Freitag bekannt. Damit wird der bisherige Weihbischof von Münster die Nachfolge von Heiner Koch auf dem seit September 2015 vakanten Bischofsstuhl antreten und verlässt seinerseits den Titularbischofssitz von Tulana. Bischof Timmerevers ist am 25. August 1952 in Nikolausdorf bei Münster geboren worden und hat Philosophie und Theologie in Münster studiert. 1980 wurde er zum Priester geweiht, wobei er in seiner Heimatdiözese verblieb.

Bis 1984 war er als Vikar in Visbeck tätig. In der Folge war er Vizerektor des“Collegium Borromaeum” in Münster. 1990 wurde ihm die Pfarre St. Vitus in Visbeck anvertraut. Am 6. Juli 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Tulana und Weihbischof im Bistum Münster, die Bischofsweihe empfing Timmerevers am 2. September desselben Jahres im Hohen Dom zu Münster. Seit 2001 ist er Kappellan des Malteserordens. (rv)

EXKLUSIV: „Ein Bruch mit der Lehrtradition“ – Robert Spaemann über Amoris Laetitia

Amoris_LaetitiaROM/STUTTGART – Der heilige Johannes Paul II. schätzte ihn als Berater, Benedikt XVI. schätzt ihn als Freund, und er gilt als der wichtigste katholische deutsche Philosoph der letzten Jahrzehnte: Robert Spaemann. Im exklusiven Interview mit CNA Deutsch äußert der emeritierte Philosophie-Professor eine deutlich kritische Lesart von Amoris Laetitia, dem fast 300 Seiten umfassenden nachsynodalen Schreiben von Papst Franziskus, das am 8. April vorgestellt wurde.

Professor Spaemann, Sie haben die Pontifikate von Johannes Paul II. und Benedikt XVI mit Ihrer Philosophie begleitet. Viele Gläubige diskutieren nun, wie Amoris Laetitia von Papst Franziskus in Kontinuität mit der Lehre der Kirche und dieser Päpste zu lesen ist. Wie sehen Sie das?

Zum größten Teil ist das möglich, wenngleich die Richtung Folgerungen zulässt, die mit der Lehre der Kirche nicht kompatibel gemacht werden können. Der Artikel 305 zusammen mit der Anmerkung 351 allerdings, in dem festgestellt wird, dass Gläubige „mitten in einer objektiven Situation der Sünde“, „auf Grund mildernder Faktoren“ zu den Sakramenten zugelassen werden können, widerspricht direkt dem Artikel 84 des Schreibens Familiaris Consortio von Johannes Paul II.

Worum ging es Papst Johannes Paul II. denn?

Johannes Paul II. erklärt die menschliche Sexualität als „Realsymbol für die Hingabe der ganzen Person“ und zwar „ohne jede zeitliche oder sonstige Begrenzung“. Er formuliert daher in Artikel 84 ganz klar, dass wiederverheiratete Geschiedene auf Sexualität verzichten müssen, wenn sie zur Kommunion gehen wollen. Eine Änderung in der Praxis der Sakramentenspendung wäre daher keine „Weiterentwicklung von Familiaris Consortio“, wie dies Kardinal Kasper meint, sondern ein Bruch mit ihrer wesentlichen anthropologischen und theologischen Lehre über die menschliche Ehe und Sexualität. Die Kirche hat keine Vollmacht, ohne vorherige Umkehr, ungeordnete sexuelle Beziehungen durch die Spendung von Sakramenten positiv zu sanktionieren und damit der Barmherzigkeit Gottes vorzugreifen. Ganz gleich wie diese Situationen menschlich und moralisch zu beurteilen sind. Die Tür ist hier — wie beim Frauenpriestertum — verschlossen.

Könnte man nicht einwenden, dass die von Ihnen genannten anthropologischen und theologischen Überlegungen zwar richtig sind, Gottes Barmherzigkeit aber nicht an solche Grenzen gebunden ist, sondern an die konkrete Situation jedes einzelnen Menschen anknüpft?

Die Barmherzigkeit Gottes betrifft den Kern des christlichen Glaubens an die Menschwerdung und Erlösung. Natürlich hat Gott jeden einzelnen Menschen in seiner konkreten Situation im Blick. Er kennt ihn besser, als dieser sich selber kennt. Das christliche Leben ist aber nicht eine pädagogische Veranstaltung, bei der man sich auf die Ehe als einem Ideal zubewegt, wie das Amoris Laetitia an vielen Stellen nahezulegen scheint. Der ganze Bereich der Beziehungen, insbesondere der Sexualität betrifft die Würde des Menschen, seine Personalität und Freiheit. Er hat etwas mit dem Leib als einem „Tempel Gottes“ zu tun (1 Kor 6,19). Jede Verletzung dieses Bereichs, mag sie noch so oft vorkommen, ist daher auch eine Verletzung der Beziehung zu Gott, zu der die Christen sich berufen wissen, eine Sünde gegen seine Heiligkeit, und bedarf immer wieder der Reinigung und Umkehr.

Gottes Barmherzigkeit besteht gerade darin, diese Umkehr immer neu zu ermöglichen. Natürlich ist sie nicht an bestimmte Grenzen gebunden, aber die Kirche ihrerseits ist der Verkündigung der Umkehr verpflichtet und hat nicht die Vollmacht durch die Spendung von Sakramenten bestehende Grenzen zu überschreiten und der Barmherzigkeit Gottes Gewalt anzutun. Das wäre vermessen. Klerikern, die sich an die bestehende Ordnung halten, verurteilen deshalb niemanden, sondern berücksichtigen und verkünden diese Grenze zur Heiligkeit Gottes. Eine heilsame Verkündigung. Ihnen zu unterstellen, sie würden „sich hinter der Lehre der Kirche verstecken“ und „sich auf den Stuhl des Moses setzen“, um „Felsblöcke … auf das Leben von Menschen“ zu werfen (Artikel 305) will ich nicht weiter kommentieren. Es sei nur angemerkt, dass hier missverständlich auf die entsprechende Stelle im Evangelium angespielt wird. Jesus sagt zwar, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten auf dem Stuhl des Moses sitzen, betont aber ausdrücklich, dass sich die Jünger an das halten sollen, was sie sagen. Sie sollen nur nicht so leben wie sie (Matt 23,2).

Papst Franziskus hat freilich betont, dass man sich nicht auf einzelne Sätze seines Lehrschreibens fokussieren soll, sondern das Ganze im Auge behält.

Die Konzentration auf die genannten Textstellen ist in meinen Augen völlig berechtigt. Man kann bei einem päpstlichen Lehrschreiben nicht erwarten, dass sich die Menschen an einem schönen Text erfreuen und über entscheidende Sätze, die die Lehre der Kirche verändern, hinwegsehen. Es gibt hier tatsächlich nur eine klare Ja-Nein-Entscheidung. Kommunion geben oder nicht geben, dazwischen gibt es kein Mittleres.

Der Heilige Vater unterstreicht in seinem Schreiben wiederholt, dass niemand auf ewig verurteilt werden darf.

Es fällt mir schwer zu verstehen, was er damit meint. Dass die Kirche niemanden persönlich verurteilen darf, schon gar nicht ewig, was sie ja Gott sei Dank auch gar nicht kann, ist ja klar. Wenn es aber um sexuelle Verhältnisse geht, die objektiv der christlichen Lebensordnung widersprechen, so würde ich gerne vom Papst wissen, nach welcher Zeit und unter welchen Umständen sich eine objektiv sündhafte, in eine gottgefällige Verhaltensweise verwandelt.

Handelt es sich hier also tatsächlich aus Ihrer Sicht um einen Bruch mit der kirchlichen Lehrtradition?

Dass es sich um einen Bruch handelt ergibt sich zweifellos für jeden denkenden Menschen, der die entsprechenden Texte kennt.

Unabhängig davon, ob man nun zustimmt: Stellt sich die Frage, wie es dazu gekommen ist.

Dass Franziskus seinem Vorgänger Johannes Paul II. mit kritischer Distanz gegenübersteht, zeichnete sich schon ab, als er ihn zusammen mit Johannes XXIII. heiliggesprochen hat, für den er eigens das, für Heiligsprechungen erforderliche, zweite Wunder fallen ließ. Dies wurde von vielen zurecht als manipulativ empfunden. Es hatte den Anschein, als wollte der Papst die Bedeutung von Johannes Paul II. relativieren.

Das eigentliche Problem aber ist eine seit vielen Jahren, schon bei den Jesuiten im 17. Jahrhundert zu findende, einflussreiche Strömung in der Moraltheologie, die eine reine Situationsethik vertritt. Die vom Papst in Amoris Laetitia angeführten Zitate von Thomas von Aquin scheinen diese Richtung zu stützen. Hier wird aber übersehen, dass Thomas objektiv sündhafte Handlungen kennt, für die es keine situativen Ausnahmen gibt. Zu ihnen gehören auch alle sexuell ungeordneten Verhaltensweisen. Wie zuvor schon Karl Rahner in den 1950-iger Jahren in einem Aufsatz, der alle wesentlichen, noch heute gültigen Argumente enthält, hat Johannes Paul II. die Situationsethik abgelehnt und in seiner Enzyklika Veritatis Splendor verurteilt. Auch mit diesem Lehrschreiben bricht Amoris Laetitia. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass es Johannes Paul II. war, der sein Pontifikat unter das Thema der göttlichen Barmherzigkeit gestellt hat, ihr seine zweite Enzyklika widmete, in Krakau das Tagebuch der Schwester Faustyna entdeckte und sie später heiligsprach. Er ist ihr authentischer Interpret.

Welche Folgen sehen Sie für die Kirche?

Die Folgen sind jetzt schon abzusehen: Verunsicherung und Verwirrung von den Bischofskonferenzen bis zum kleinen Pfarrer im Urwald. Vor wenigen Tagen drückte mir gegenüber ein Priester aus dem Kongo seine Ratlosigkeit angesichts dieses Lehrschreibens und des Fehlens klarer Vorgaben aus. Nach den entsprechenden Textstellen von Amoris Laetitia können bei nicht weiter definierten „mildernden Umständen“ nicht nur die Wiederverheiratet Geschiedenen, sondern alle, die in irgendeiner „irregulären Situation“ leben, ohne das Bemühen ihre sexuellen Verhaltensweisen hinter sich zu lassen, das heißt ohne Beichte und Umkehr, zur Beichte andrer Sünden und zur Kommunion zugelassen werden. Jeder Priester, der sich an die bisher geltende Sakramentenordnung hält, kann von Gläubigen gemobbt und von seinem Bischof unter Druck gesetzt werden. Rom kann nun die Vorgabe machen, dass nur noch „barmherzige“ Bischöfe ernannt werden, die bereit sind, die bestehende Ordnung aufzuweichen. Das Chaos wurde mit einem Federstrich zum Prinzip erhoben. Der Papst hätte wissen müssen, dass er mit einem solchen Schritt die Kirche spaltet und in Richtung eines Schismas führt. Ein Schisma, das nicht an der Peripherie sondern im Herzen der Kirche angesiedelt wäre. Gott möge das verhüten.

Eines scheint mir jedoch sicher: Das Anliegen dieses Pontifikats, dass die Kirche ihre Selbstbezogenheit überwinden soll, um freien Herzens auf die Menschen zugehen zu können, ist durch dieses Lehrschreiben auf unabsehbare Zeit zunichte gemacht worden. Ein Säkularisierungsschub und ein weiterer Rückgang der Priesterzahlen in weiten Teilen der Welt sind auch zu erwarten. Es ist ja schon seit längerem zu beobachten, dass Bischöfe und Diözesen mit eindeutiger Haltung in Sachen Glaube und Moral den größten Priesternachwuchs haben. Man wird an die Worte des heiligen Paulus im Korintherbrief erinnert „wenn die Trompete keinen deutlichen Klang gibt, wer wird dann zu den Waffen (des Heiligen Geistes) greifen?“ (1 Kor. 14,8).

Wie soll es Ihrer Meinung nach weitergehen?

Jeder einzelne Kardinal, aber auch jeder Bischof und Priester ist aufgefordert, in seinem Zuständigkeitsbereich die katholische Sakramentenordnung aufrecht zu erhalten und sich öffentlich zu ihr zu bekennen. Falls der Papst nicht dazu breit ist, Korrekturen vorzunehmen, bleibt es einem späteren Pontifikat vorbehalten, die Dinge offiziell wieder ins Lot zu bringen. (CNA Deutsch)

Kardinal Sandri: „Der Kaukasus muss eine Brücke sein“

Kardinal SandriAm Sonntag hat es sich zum 101. Mal gejährt: ‘Metz Yeghern’, das große Übel, wie die Armenier das schreckliche Massaker an eineinhalb Millionen Menschen durch das Heer des damaligen Osmanischen Reiches bezeichnen. Papst Franziskus selbst hat in seiner Ansprache zu Beginn der Gedenkmesse zum 100. Jahrestag vor einem Jahr das Morden an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs öffentlich als „ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet. In den letzten Wochen stand Armenien wieder aus traurigem Anlass in den Schlagzeilen: In der Region Bergkarabach sind im wieder aufgeflammten Konflikt mit Aserbaidschan zahlreiche Opfer zu beklagen. Ende Juni wird Papst Franziskus nun persönlich nach Armenien reisen. Kardinal Leonardo Sandri ist Präfekt der Ostkirchenkongregation. Im Gespräch mit Radio Vatikan unterstreicht er die Wichtigkeit einer lebendigen Erinnerung an die Übel der Menschheitsgeschichte wie eben den Massenmord an Armeniern, die jedoch nicht von den aktuellen Gräueln ablenken dürfe:

„Wir alle fühlen auch in der jetzigen Situation mit dieser Tragödie und den Toten, den Opfern dieser Realität in Bergkarabach und hoffen, dass man mithilfe der internationalen Gemeinschaft eine gerechte und dauerhafte Lösung für den Konflikt finden kann, der sehr schlimme Folgen für die beiden Völker haben könnte. Besonders für Armenien, dieses Land, das der katholischen Kirche so sehr am Herzen liegt, das erste christliche Land. Wollen wir hoffen, dass all das sich nicht in einen Krieg zwischen Religionen und zwischen Positionen, die so weit auseinander liegen, verwandelt.“

Deshalb sei es nötig, dass diejenigen, die dazu in der Lage seien, auch Hilfe anböten, um aus provisorischen Lösungen endlich einen dauerhaften Frieden zu schaffen, betont Kardinal Sandri, „damit man diese Zusammenstöße vermeiden kann, die sich zu all den Leiden in der Geschichte des armenischen Volkes summieren und die sich zu dieser richtiggehenden Welle von Kriegen zwischen Völkern und Religionen gesellen, die das menschliche Zusammenleben stören.“

Der Besuch des Papstes in der Region sei der erste Teilabschnitt seiner Kaukasusreise, die ihn vom 24. bis zum 26. Juni nach Armenien führt. In einer zweiten Etappe wird er vom 30. September bis zum 2. Oktober Aserbaidschan und Georgien besuchen. Ein offizielles Programm ist noch nicht bekanntgegeben worden, doch Kardinal Sandri bewertet auch in der kommenden Reise zunächst einmal die Dimension der persönlichen Begegnung als besonders wichtig.

„Er wird in Armenien insbesondere die Armenische Apostolische Kirche vorfinden, die Kirche, die der katholischen Kirche die Türen geöffnet hat und die den Heiligen Johannes Paul II empfangen hat, die auch der katholischen Kirche die Möglichkeit gegeben hat, zu existieren, denn von ihr war dort nach dem Kommunismus nichts übrig. Und er wird die Bevölkerung treffen und das tun, was er bei all seinen Reisen tut: begegnen, nahe sein, vor allem denjenigen, die leiden. Gleichzeitig ist da die Begegnung, der Besuch, der prophetisch auf eine bessere Welt hinweist, eine Welt, die die Trennungen überwindet, die diese schädlichen Realitäten überwindet, die das menschliche Leben zerstören.“

Dieses Versprechen einer besseren Welt könne durch einen Papstbesuch ein Stück weit näher rücken, freut sich Kardinal Sandri. Armenien habe es verdient, eine offene Zukunft vor sich zu haben und seine Werte der internationalen Gemeinschaft anbieten zu können. „Ich wünsche mir, dass diese vom Heiligen Vater angekündigte Reise viel Gutes bringen möge, für das liebe Armenien, aber auch für die anderen beiden Länder, für Georgien, das auch christlich ist, als auch für Aserbaidschan. Der Kaukasus muss eine Brücke sein, wie der Papst betont, auch wenn er von anderen Realitäten spricht, nicht eine Mauer von Trennungen und Kriegen, sondern eine Brücke, die den Osten und den Westen verbindet.“ (rv)

Kardinal Koch: Große Zeichen für die Ökumene

Kardinal KochEs sind große Zeichen für die Ökumene, die im Moment gesetzt werden. Erst vor zwei Wochen hat Papst Franziskus gemeinsam mit dem ökumenisch-orthdoxen Patriarchen Bartholomaios I. auf Lesbos ein Dokument zur Flüchtlingskrise unterzeichnet. Ein Schritt, der selbst vor Wochen noch nicht so leicht denkbar gewesen wäre. Die großen Themen für die Ökumene dieses Jahr sind das im Juni anstehende Panorthodoxe Konzil und die Eröffnung des Lutherjahres im Oktober gemeinsam mit Papst Franziskus. Welche Chancen bringt das für die Ökumene? Wir haben mit Kurt Kardinal Koch gesprochen, dem „Ökumene-Minister“ vom Papst:

„Das ist eine ganz große Chance, dass die Orthodoxen Kirchen zusammenkommen und gemeinsam beratend den Weg in die Zukunft gehen wollen. Ich hoffe, dass das ein guter Schritt sein wird, sich nach so langer Zeit wieder einmal zu treffen. Welche Ergebnisse dabei herauskommen, das kann man heute noch nicht sagen, aber nur schon das Faktum, dass man zusammenkommt und gemeinsam berät, halte ich für ein ganz großes Zeichen.“

Ein Jahrtausend ist verstrichen, seitdem sich alle orthodoxen Kirchen zum Gespräch versammelt haben. Ein komplizierter Prozess, da die orthodoxe Kirche in sich teils sehr unterschiedliche Ansichten und Standpunkte vertritt. Für das Konzil im Juni wurde deshalb auch mit Kreta ein neutraler Veranstaltungsort gewählt. Dass es im Jahr 2016 so weit kommen konnte, ist für Kardinal Koch eine beachtliche Leistung: „Es gibt doch einige Misstöne in der Orthodoxie. Wenn ich beispielsweise die neueste Erklärung der orthodoxen Kirche in Bulgarien sehe, die sehr zurückhaltend ist gegenüber der Ökumene, hoffe ich doch, dass da ein deutliches Zeichen eines positiven Weitergehens in der Ökumene gesendet wird.“

Das Konzil auf Kreta wird dabei aber nicht nur Auswirkungen auf die orthodoxen Kirchen haben, sondern auch für den Dialog zur katholischen Kirche eine Rolle spielen. Das erhofft sich Kardinal Koch als Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. „Weil Partner, die unter sich selber nicht ganz einig sind, auch immer den Dialog ein bisschen behindern.“

Nach dem Konzil richtet sich der Blick der Weltkirche im Oktober auf das schwedische Lund. Sitz des Lutherischen Weltbundes, wo die Gedenkfeier zu 500 Jahren Reformation begangen wird, in Anwesenheit von Papst Franziskus. Ein Schritt, der die katholische und evangelische Kirche näher zusammen führen wird, hofft Kardinal Koch: „Nicht die Lutheraner laden die Katholiken ein, sondern Lutheraner und Katholiken laden gemeinsam die anderen ein. Das ist ein sehr positives Zeichen. Wir haben diesem Wunsch der Lutheraner entsprochen, nach Lund zu gehen und ich bin sehr froh und dankbar, dass der Heilige Vater zugesagt hat, teilzunehmen.“

Gerade aus Deutschland kommt dabei der Wunsch, den Papst im Gedenkjahr im Geburtsland der Reformation zu empfangen. Dass die Eröffnung mit Franziskus nun in Schweden stattfinden wird und nicht in Deutschland hat für Kardinal Koch mehr mit Interna der lutherischen Kirche zu tun, als mit dem Papst. „Es war die Entscheidung und der Wunsch der Lutheraner nach Lund und nicht nach Deutschland zu gehen. Deutschland ist eines der Reformationsländer, aber es gibt auch noch andere. Die Lutheraner sagen das Reformationsgedenken heute ist ein universales Geschehen, und deshalb haben sie Lund gewählt als Geburtsort des Lutherischen Weltbundes – und der Papst hat zugesagt.“ (rv)

Kardinal Zen fordert China auf, Christenverfolgung zu stoppen

Kardinal ZenHONG KONG – Der emeritierte Bischof von Hong Kong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, hat die Regierung Chinas aufgefordert, die Verfolgung von Christen zu beenden und das Recht auf Religionsfreiheit zu gewähren.

Bei einer einfachen Demonstration von circa 100 Personen am Sonntag, den 24. April, vor den Verwaltungsgebäuden Hong Kongs hat der kirchliche Würdenträger gesagt „dass wir es nicht als selbstverständlich ansehen können, dass wir diese Verfolgung erleiden. Wir dürfen nicht untätig bleiben. Wenn wir schweigen, sind wir Mittäter.“

Am gleichen Tag hat die diözesane Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Hong Kong die Beendigung einer Kampagne verkündet, in der man sich an Papst Franziskus wendet, damit er für die Religionsfreiheit und das Ende der Verfolgung in China bete.

Die Petition, die in der Diözese 800 Unterschriften gesammelt hat, fordert die Regierung auf, dass sie aufhören solle, die Kreuze von den Kirchen zu entfernen und bittet den Papst, für zwei verschwundene Bischöfe zu beten.

In Erläuterungen gegenüber UCAnews.com erklärte der Kardinal, er hoffe, „der Papst könne die Kampagne gegen die Entfernung der Kreuze und für die verschwundenen Bischöfe in sein tägliches Gebet aufnehmen.“

Die Autoritäten haben seit Ende 2013 mindestens 1700 Kreuze entfernt.

Die katholische Gemeinde ist darüber hinaus besorgt um das Schicksal der beiden Bischöfe aus der Provinz Hebei: Monsignore James Su Zhimin, der 84 Jahre alt ist, sowie der 95-jährige Monsignore Cosmas Shi Enxiang.

„Diese beiden Bischöfe haben mehr als die Hälfte ihres Lebens im Gefängnis verbracht. Und sie sind vor 15 bis 18 Jahren auf gewaltsame Weise verschwunden“ heißt es in der Petition.

Die katholische Kirche in China

China erlaubt das Praktizieren des Glaubens nur in der Chinesischen Katholisch-Patriotischen Vereinigung, die der kommunistischen Partei in China untersteht – und lehnt die Autorität des Vatikan bei der Ernennung der Bischöfe und deren Leitung ab. Die papsttreue katholische Kirche ist nicht komplett im Untergrund, auch wenn sie beständig verfolgt wird.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen China und dem Vatikan wurden 1951 unterbrochen, nachdem die Kommunisten an die Macht gekommen waren und die ausländischen Kleriker ausgewiesen hatten.

Im Dezember 2010 hatte die Ernennung eines ordentlich geweihten Bischofs als Präsident der Vereinigung, während einer Versammlung, an der romtreue Priester und Bischöfe zwangsweise teilnehmen müssen, eine Distanzierung zwischen Vatikan und China verursacht.

Seither hat der Heilige Stuhl versucht, sich den Autoritäten der Regierung des asiatischen Riesen anzunähern.

Zwischen 201 und 2015 erlaubte China die Weihe von zwei Bischöfe, die vom Vatikan anerkannt werden; das hat eine gewisse Annäherung gebracht.

Im August 2014 schickte Papst Franziskus ein Telegramm an den Präsidenten Chinas, während er mit seinem Flugzeug auf der Reise nach Südkorea den chinesischen Luftraum durchquerte. Er drückte darin seine guten Wünsche aus und gab dem Land seinen Segen.

Die Tatsache, dass der Papst die Erlaubnis erhalten hatte, den chinesischen Luftraum zu durchfliegen, wurde als eine kleiner Schritt nach vorne bewertet. Papst Johannes Paul musste bei seinen Asienreisen diesen Raum noch meiden. (CNA Deutsch)

Papst-Gastgeber wird neuer Erzbischof in Havanna

ortega-y-alaminoJuan de la Caridad García Rodríguez, bisheriger Erzbischof von Camagüey, wird neuer Erzbischof der Hauptstadt Havanna. An diesem Dienstag teilte der vatikanische Pressesaal seine Ernennung durch Papst Franziskus mit. Die beiden kennen sich gut, da Franziskus bei seiner Kuba-Reise auch die Diözese Camagüey besucht hatte. García Rodríguez folgt auf Kardinal Jaime Lucas Ortega y Alamino, der wohl in der Geschichte als maßgebende Persönlichkeit bei der Annäherung zwischen den sozialistisch-kommunistischen Machthabern – sprich den Castro-Brüdern – und der Kirche gewirkt.

Franziskus war vom 19. bis 22. September 2015 auf Kuba gewesen. Auch bei der politischen Annäherung zwischen den USA und Kuba war er mit dabei. Dazu sagte Kardinal Ortega y Alamino in einem Interview mit Radio Vatikan.

„Der Papst kommt nach Kuba zu einem Zeitpunkt, in der eine neue Etappe der Öffnung gestartet wird. Einerseits geht es um die diplomatischen Beziehungen und andererseits um allgemein das Verhältnis nach Außen zu verbessern. Das Embargo gegen Kuba hat so viele Jahre zahlreiche Kubaner betroffen.“

Die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und Kuba waren bis vor wenigen Jahren noch schwer belastet. Nach der Revolution 1959 schloss Regierungschef Fidel Castro katholische Schulen, verstaatlichte Krankenhäuser und verwies zahlreiche Priester des Landes. Von 1975 bis 1992 definierte sich Kuba offiziell als atheistischer Staat. Kardinal Jaime Ortega sah in dem Papstbesuch vom vergangenen September ein Hoffnungszeichen auch in spiritueller Hinsicht:

„Denn mit diesem Besuch fühlen wir Kubaner uns in Verbindung und Verhältnis mit dieser konkreten Person, die eben Papst Franziskus ist und der zu uns kommt, um die Liebe und das Gute zu verkünden. Das schenkt Hoffnung in alle Herzen der Kubaner.“

Mit Vollendung des 75. Lebensjahres reichte Ortega im Herbst 2011 bei Papst Benedikt XVI. sein Rücktrittsgesuch vom Amt des Erzbischofs von Havanna ein. Bis zur Benennung eines Nachfolgers García Rodríguez blieb er jedoch im Amt. (rv)

Ringen um die Kurienreform: Der Machtkampf im Vatikan

cna_Erzbischof_BecciuVATIKAN – Die Aussetzung einer Prüfung der Finanzen des Vatikans durch eine internationale Auditing-Firma hat ein Schlaglicht auf eine lebhafte Auseinandersetzung im Vatikan geworfen, die vorrangig zwischen dem Staatssekretariat und dem neu geschaffenen Wirtschaftssekretariat ausgetragen wird.

Die Auseinandersetzung ist eine Folge der Bemühungen von Papst Franziskus, eine Kurienreform einzuleiten.

Aussetzung der Wirtschaftsprüfung

Am 5. Dezember war PricewaterhouseCoopers (PwC) damit beauftragt worden, die Bücher der 120 Finanzabteilungen des Vatikans zu prüfen auf deren Einhaltung internationaler Buchhaltungsstandards. Auftraggeber war das Sekretariat für Wirtschaft.

Am 12. April wurde der Auditing-Prozeß der Prüfer unterbrochen; veranlasst durch: Kardinal Pietro Parolin, der Leiter des Staatsekretariates, und seinen Stellvertreter, Erzbischof Giovanni Angelo Becciu. Wie es heißt, erhoben beide den Vorwurf, dass der Ablauf des Auditings sich nicht an Vorgaben gehalten habe.

Das Presse-Amt des Heiligen Stuhls veröffentlichte keine Mitteilung dazu; auch die Absage des Staatsekretariates wurde weder bestritten noch bestätigt.

Ein Sprecher des Wirtschaftssekretariates jedoch teilte mit, dass deren Leiter, Kardinal George Pell, „ein wenig überrascht über den Brief des Erzbischofs ist, aber davon ausgeht, dass nach einem Gespräch und Klärung einzelner Fragen die Arbeit von PwC in Kürze weitergeht.“

Der Sprecher des Kardinals betonte auch, dass die „Arbeit des internationalen Wirtschaftsprüfers, die alle Bereiche abdeckt, nicht unterbrochen wurde.“

Am gleichen Tag sagte Erzbischof Becciu in einem Fernsehinterview, dass der PwC Vertrag „ausgesetzt, nicht aufgehoben“ worden sei und zudem der Vertrag nicht von den eigentlich dafür Zuständigen unterschrieben worden sei. Das seien, so Erzbischof Becciu, der Kardinalsrat, „K9“.

Doch dieser Rat hat nur eine beratende Funktion und keinerlei Entscheidungsbefugnisse: Er berät Franziskus in der Kurienreform, kann aber gar keine Verträge unterschreiben.

Am 22. April teilte das Wirtschaftssekretariat dann mit, dass klar stellte, dass der „PwC Vertrag mit dem Wirtschaftsrat ist, dass, wie seine Statuten klarstellen, für die Berufung externer Auditoren zuständig ist.“

Das Wirtschaftssekretariat betonte auch, dass „nicht das Staatssekretariat, und sicherlich auch nicht der K9, der ein Beratungsorgan für den Heiligen Vater ist, ohne formale Rolle in der Regierung des Heiligen Stuhls“. Zudem sei der PwC-Vertrag vom Vorsitzenden des Audit-Komittees zusammen mit dem Präfekten des Wirtschaftsekretariates unterschrieben worden, nachdem der Wirtschaftsrat einstimmig beschlossen habe, PwC zu beauftragen.

Diese Auseinandersetzung ist Ausdruck einer weiter gehenden Frage, die in der Kurie diskutiert wird: Der Zuständigkeiten der neuen Dikasterien.

Auf der einen Seite bemüht sich das Staatssekretariat, seine zentrale Rolle zu behaupten. Dieser Status des Platzhirsches innerhalb der Kurie wurde durch die Gründung des Wirtschaftssekretariates bedroht. Seit 2014 hat dies die Finanz-Aufsicht über alle Einrichtungen der Vatikanstadt und des Heiligen Stuhls.

Doch unter Papst Franziskus hat das Staatssekretariat Schritt für Schritt wieder an Wichtigkeit gewonnen.

In einem Brief an dessen Leiter, Kardinal Parolin, datiert auf den 14. Oktober 2015, betont Papst Franziskus, dass der „Status Quo“ der Einrichtungen der Kurie zu respektieren sei bis die Reformen abgeschlossen seien — was bedeutet, dass das Staatssekretariat also weiterhin die zentrale Einrichtung in der Kurie ist.

Culture Clash im Vatikan?

Nicht nur das wiedererstarkte Staatssekretariat hat das neue Wirtschaftssekretariat in der Ausübung seines Reformprogrammes zu behindern versucht; auch aus anderen Bereichen der Kurie, die eine Prüfung nach internationalen Standards und damit einhergehende Reformen ablehnen, kommt Widerstand.

Doch Versuche, dies einfach als einen Konflikt zwischen einer typisch italienischen Bürokratie auf der einen Seite und einem transparenten, typisch angelsächsischen Stil – vetreten durch den australischen Kardinal Pell — auf der anderen Seite zu beschreiben, ist zu kurz gegriffen.

Der Weg zu mehr Transparenz und Verantwortlichkeit in den Finanzen des Vatikans wurde schon immer blockiert, nicht erst seit der Ankunft des unerschrockenen Australiers. Auch Papst Johannes Paul II. und Benedikt XVI. machten diese Erfahrung. Kardinal Pell ist nun nur das aktuelle Ziel des Widerstandes geworden.

Wer wehrt sich gegen diese Reform? Diese Frage wird immer wieder in den vatikanischen Finanzbehörden gestellt. Einer Quelle zufolge kommt „diese Art des Widerstandes aus dem Mittelbau, während die Spitze den Widerstand ausnutzt, um seine eigenen Positionen zu stärken“.

Tatsächlich spielen vor diesem Hintergrund nun zwei Dinge eine neue Rolle: Einmal die Schaffung eines Wirtschaftssekretariates, das vom Rang her dem Staatssekretariat also ebenbürtig ist. Zweitens aber tatsächlich die Person des entscheidungsfreudigen Kardinals Pell. Dessen Umsetzung klarer Entscheidungen wird nun durch Verfahrensausreden verlangsamt.

Die ganze Auseinandersetzung ist der erste Aufsehen erregende Rückschritt der Kurienreform des Papstes. Wenn sie nicht gelöst wird, könnte es zu weiteren Rückschritten kommen. (CNA Deutsch)

Zweiter Weltkrieg: Neue Datenbank zu Massakern in Italien

ItalienAn diesem Montag, 25. April, ist in Italien „Tag der Befreiung“, die Italiener erinnern an den Abzug der Nationalsozialisten 1945. Dabei war das Jahr zuvor, 1944, noch das vielleicht blutigste Jahr des Krieges in Italien, mit tausenden zivilen Opfern insbesondere in der Toskana und Emilia Romagna. Beteiligt waren nicht nur Nationalsozialisten, sondern auch viele italienische Faschisten. Ein italienisches Forschungsprojekt hat nun – gut 70 Jahre später – eine Internet-Datenbank, den sogenannten Atlas der Gewalt der nazistischen und faschistischen Massaker erstellt. Das Projekt wurde auch vom deutschen Staat mitfinanziert. Radio Vatikan sprach bei der Vorstellung des Projekts im italienischen Außenministerium über den Zeitpunkt der Veröffentlichung der Ergebnisse und die Schlüsse, die daraus gezogen werden können, mit dem Leiter des Forschungsprojektes sowie mit der deutschen Botschafterin in Italien, Susanne Wasum-Rainer.

In der Datenbank „Atlas der Gewalt“ sind alle Massaker und einzelnen Tötungen von Zivilisten und Partisanen erfasst, die von deutschen Militärs und von Einheiten der Repubblica Sociale Italiana, also den Faschisten, nach dem 8. September 1943 begangen wurden. Fazit: Es kamen in den Jahren 1943 bis 1945 rund 23.000 unbewaffnete Zivilisten ums Leben, darunter auch über 2.000 Kleriker. Besonders eindrücklich wird das Ausmaß der Gewalt, wenn man die roten Markierungen auf der dazugehörigen Italienkarte ansieht, die dicht gestreut sind. In einem genauen Suchfilter kann man einzelne Städte und Dörfer eingeben, die Typologie der Opfer, Geschlecht, Alter, Jahreszahl. Hinzu kommen die Begleitmaterialien, Dokumente, Illustrationen, Videos.

„Wir sind sehr glücklich über dieses Projekt, was aus unserer Sicht eine extreme Bedeutung hat, auch um das einzelne Opfer zu ehren“, so die deutsche Botschafterin Susanne Wasum-Rainer. „Die Erinnerung an das einzelne Opfer hochzuhalten. Aber natürlich um diese vielen Ereignisse so klar herauszuarbeiten, wie nur irgendwie möglich“. Das Projekt wurde von der Italienischen und der deutschen Regierung gefördert. Beide Länder haben 2009 eine deutsch-italienische Historikerkommission eingesetzt, um eine kritische Analyse der Geschichte und der gemeinsamen Weltkriegsvergangenheit zu erarbeiten, um damit einen Beitrag zur Entstehung einer neuen Erinnerungskultur zu leisten.

Diese Erinnerung war in Italien bislang eher einseitig, weiß der Leiter des Forschungsprojekts „Atlas der Gewalt“, Paolo Pezzino von der Universität Pisa. „Die Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg in Italien war vorwiegend bezogen auf die bewaffneten Partisanen, also auf die Kämpfer. Dann bekamen die Opfer mehr Aufmerksamkeit. In diesem wissenschaftlichen Projekt haben wir die Opfer und ihre Todesumstände genauer untersucht, wenn möglich versucht, ihre Namen herauszufinden, aber auch eine Untersuchung der verschiedenen Arten der Hinrichtungen und der Täter.“

Auch Italien muss Verantwortung übernehmen

Eigentlich sollte das Projekt Atlas der nazifaschistischen Massaker heißen, doch die erstaunlich hohe Zahl der Opfer sowie die hohe Eigenverantwortung faschistischer Täter bei Massakern führte dazu, dass er umbenannt wurde. Nun ist es der Atlas der Gewalt von Nationalsozialisten und Faschisten. „Auch wir Italiener müssen einen Teil der Verantwortung übernehmen für das, was passiert ist. Bis jetzt waren die Deutschen da immer im Vordergrund. Sicher sind die Nationalsozialisten die Haupttäter in der Gewalt gegen Zivilisten gewesen. Aber die Rolle der Italiener war nicht einfach nur die der Kollaborateure, sondern sie waren manches Mal auch Hauptverantwortliche. Es war auch ein Bürgerkrieg unter Italienern, der viele Tote gefordert hat.“

Auch viele Priester und Ordensleute wurden dabei getötet, über 2.000. Viele leisteten Widerstand, indem sie mit Partisanen zusammenarbeiteten oder in ihren Gemeinden blieben, wenn die Gewalt der Nationalsozialisten und Faschisten um sich schlug. Nicht selten wehte dabei ein stark antichristlicher Geist: „Ein kleiner Teil der Priester hat im Widerstand gearbeitet, sie haben mit den Partisanen zusammengearbeitet, aber viele wurden vor allem deshalb getötet, weil sie in den Gemeinschaften blieben, als die Massaker stattfanden. Auch als Form von Pastoral. In der Toskana, die besonders stark von Massakern betroffen war in dieser Zeit, gab es von der toskanischen Bischofskonferenz die Anordnung, am Ort zu bleiben und nicht zu fliehen.“

Damit diese Zahlen nicht nur Zahlen bleiben, sind nun die Schulen und lokalen Gemeinden aufgerufen, diese erstmals so genau erhobenen Daten zu verwerten und im Geschichtsunterricht oder Erinnerungsprojekten wieder zum Leben zu wecken. Nicht zuletzt damit die ganze Zivilgesellschaft, aber auch andere Nationen, etwa Deutschland, davon profitieren, ist es eine Internetseite geworden. (rv)

Die Woche in Rom: Jugend, Vatileaks und Militär

CNA_FranziskusAm Montag endet das Jubiläum der Jugend, eines der Highlights im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Seit Freitag waren über 60.000 Jugendliche in Rom unterwegs, um mit Papst Franziskus gemeinsam zu feiern und konnten sogar bei ihm persönlich beichten gehen. Der Montag ist in Italien auch ein wichtiger historischer Tag: Am 25. April feiern die Italiener traditionell die Befreiung von den Nationalsozialisten im Jahr 1945. Am Dienstag gehen die Anhörungen im Vatikangericht zum Vatileaks-2-Prozess weiter. An diesem Tag jährt sich die Katastrophe von Tschernobyl zum 30. Mal; bereits in der vergangenen Woche war eine Delegation von Betroffenen bei der Generalaudienz mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz. Am Mittwoch findet wieder eine Generalaudienz statt, außerdem ist der Mittwoch der zweite Jahrestag der Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. und Johannes XXIII.

Am Donnerstag empfängt Papst Franziskus die Teilnehmer einer internationalen Konferenz zur regenerativen Medizin, die bis Samstag dauert. Am Freitag beginnt zudem ein weiteres Jubiläumstreffen, nämlich das der Familien von Militär und Polizei. Anlass ist der 30. Jahrestag der Apostolischen Konstitution „Spirituali Militum Curae“ von Papst Johannes Paul II. für die Ordnung der katholischen Militärseelsorge. Am Samstag nehmen die Familien teil an der außerordentlichen Generalaudienz mit Papst Franziskus zum Heiligen Jahr, am Sonntag wird Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin mit ihnen im Petersdom eine Messe feiern. Papst Franziskus wiederum betet am Sonntag um 12 Uhr auf dem Petersplatz das Regina Coeli gemeinsam mit Mitgliedern einer Organisation, die sich gegen Gewalt, Ausbeutung und Pädophilie gegen Kinder engagiert. (rv)

Ein Stückchen Heimat für Deutsche in Rom

Santa Maria dell AnimaDas schlagende Herz der Weltkirche. Das sagt man gerne über Rom. Die ewige Stadt ist gerade im Heiligen Jahr ein Anlaufpunkt für viele Pilger aus aller Welt, darunter auch viele Deutsche. Was macht man aber, wenn man in Rom angekommen ist, zum Gottesdienst will, aber kein Italienisch kann? Dafür gibt es in Rom schon seit Jahrhunderten eine Anlaufstelle: Die deutsche Nationalkirche Santa Maria dell’Anima.

Sie liegt in einer kleinen Seitenstraße hinter der Piazza Navona, einer der Haupt-Treffpunkte für Touristen in Rom. Viel ist hier los, fast rund um die Uhr. Kommt man aus dem Trubel heraus und betritt die Kirche, ist man in einer vollkommen anderen Welt: „Wer durch die Türe tritt, kommt in einen hellen, schönen, großen Raum. Er wird angetan sein von der Fülle von Eindrücken, die auf ihn einströmen. Unsere Kirche lädt, obwohl mitten in der Stadt, zur Stille ein.“

Santa Maria dell’Anima ist die Kirche der deutschen katholischen Gemeinde in Rom. Neben dem Kirchengebäude beherbergt der Komplex Unterkünfte für Theologiestudenten aus Deutschland – und steht auch immer offen für deutsche Pilger und Touristen. Pfarrer Peter Unkelbach ist Kurat der Gemeinde. Eine Aufgabe die in Rom nicht viel anders aussieht als in Deutschland: „Ich bin Seelsorgs-Geistlicher. Mir sind Dienste aufgetragen, wie sie jedem Priester aufgegeben sind: Die Feier der Heiligen Messe oder Spendung der Sakramente.“

Die Geschichte der Kirche reicht zurück bis ins 14. Jahrhundert. Einem deutschen Ehepaar ist ihre Errichtung zu verdanken. Einen Ort für deutsche Pilger in Rom wollten sie schaffen: „Beim Haupteingang zur Anima finden Sie eine lateinische Inschrift, die die damalige Bestimmung festgehalten hat. Zu Deutsch: Fremdenherberge Beata Maria de Anima, (Maria der Seelen). Errichtet für die Betreuung der armen deutschen Pilger.“

Und das ist auch heute noch eine der Hauptaufgaben der Anima in Rom. Betritt man die Kirche, hat man den Eindruck eines großen, offenen Raumes, da alles zentral auf den Altar ausgerichtet ist. Die offenen Seitenkapellen reichen fast bis zur Decke. Auf der rechten Seite des Chores findet sich das Grabmal von Papst Hadrian VI. Ein Zeichen der Verbundenheit mit dem Vatikan. Die deutsche Kirche in Rom ist jedoch kein Ort des Todes, sondern ein Ort des Lebens. Ein aktives Gemeindeleben prägt die Anima. Gottesdienste, Konzerte, Führungen und andere Veranstaltungen stehen offen für deutsche Römer, Pilger und Touristen. „Menschen die zu uns kommen, haben das Gefühl ‚hier bin ich daheim‘.“

Täglich werden Gottesdienste in deutscher Sprache gefeiert. Am Sonntagabend auch auf Latein, mit Predigt auf Deutsch und Italienisch. Die Anima liegt eben mittendrin: Zwischen Römern und Touristen, zwischen Pilgern und Passanten, zwischen Deutschland und Italien. „Wir wollen für jene da sein, die in Rom ein Zuhause gefunden haben,“ sagt Pfarrer Unkelbach. (rv)