Kardinal Koch: Große Zeichen für die Ökumene

Kardinal KochEs sind große Zeichen für die Ökumene, die im Moment gesetzt werden. Erst vor zwei Wochen hat Papst Franziskus gemeinsam mit dem ökumenisch-orthdoxen Patriarchen Bartholomaios I. auf Lesbos ein Dokument zur Flüchtlingskrise unterzeichnet. Ein Schritt, der selbst vor Wochen noch nicht so leicht denkbar gewesen wäre. Die großen Themen für die Ökumene dieses Jahr sind das im Juni anstehende Panorthodoxe Konzil und die Eröffnung des Lutherjahres im Oktober gemeinsam mit Papst Franziskus. Welche Chancen bringt das für die Ökumene? Wir haben mit Kurt Kardinal Koch gesprochen, dem „Ökumene-Minister“ vom Papst:

„Das ist eine ganz große Chance, dass die Orthodoxen Kirchen zusammenkommen und gemeinsam beratend den Weg in die Zukunft gehen wollen. Ich hoffe, dass das ein guter Schritt sein wird, sich nach so langer Zeit wieder einmal zu treffen. Welche Ergebnisse dabei herauskommen, das kann man heute noch nicht sagen, aber nur schon das Faktum, dass man zusammenkommt und gemeinsam berät, halte ich für ein ganz großes Zeichen.“

Ein Jahrtausend ist verstrichen, seitdem sich alle orthodoxen Kirchen zum Gespräch versammelt haben. Ein komplizierter Prozess, da die orthodoxe Kirche in sich teils sehr unterschiedliche Ansichten und Standpunkte vertritt. Für das Konzil im Juni wurde deshalb auch mit Kreta ein neutraler Veranstaltungsort gewählt. Dass es im Jahr 2016 so weit kommen konnte, ist für Kardinal Koch eine beachtliche Leistung: „Es gibt doch einige Misstöne in der Orthodoxie. Wenn ich beispielsweise die neueste Erklärung der orthodoxen Kirche in Bulgarien sehe, die sehr zurückhaltend ist gegenüber der Ökumene, hoffe ich doch, dass da ein deutliches Zeichen eines positiven Weitergehens in der Ökumene gesendet wird.“

Das Konzil auf Kreta wird dabei aber nicht nur Auswirkungen auf die orthodoxen Kirchen haben, sondern auch für den Dialog zur katholischen Kirche eine Rolle spielen. Das erhofft sich Kardinal Koch als Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. „Weil Partner, die unter sich selber nicht ganz einig sind, auch immer den Dialog ein bisschen behindern.“

Nach dem Konzil richtet sich der Blick der Weltkirche im Oktober auf das schwedische Lund. Sitz des Lutherischen Weltbundes, wo die Gedenkfeier zu 500 Jahren Reformation begangen wird, in Anwesenheit von Papst Franziskus. Ein Schritt, der die katholische und evangelische Kirche näher zusammen führen wird, hofft Kardinal Koch: „Nicht die Lutheraner laden die Katholiken ein, sondern Lutheraner und Katholiken laden gemeinsam die anderen ein. Das ist ein sehr positives Zeichen. Wir haben diesem Wunsch der Lutheraner entsprochen, nach Lund zu gehen und ich bin sehr froh und dankbar, dass der Heilige Vater zugesagt hat, teilzunehmen.“

Gerade aus Deutschland kommt dabei der Wunsch, den Papst im Gedenkjahr im Geburtsland der Reformation zu empfangen. Dass die Eröffnung mit Franziskus nun in Schweden stattfinden wird und nicht in Deutschland hat für Kardinal Koch mehr mit Interna der lutherischen Kirche zu tun, als mit dem Papst. „Es war die Entscheidung und der Wunsch der Lutheraner nach Lund und nicht nach Deutschland zu gehen. Deutschland ist eines der Reformationsländer, aber es gibt auch noch andere. Die Lutheraner sagen das Reformationsgedenken heute ist ein universales Geschehen, und deshalb haben sie Lund gewählt als Geburtsort des Lutherischen Weltbundes – und der Papst hat zugesagt.“ (rv)

Kard. Koch: Gemeinsame Erklärung mit Lutheranern geplant

Kard_KochDie katholische Kirche und der Lutherische Weltbund (LWB) wollen anlässlich des 500-Jahr-Gedenkens der von Martin Luther 1517 initiierten Reformation eine gemeinsame Erklärung veröffentlichen. Der Text, der schon demnächst erscheinen soll, trage den Titel „From conflict to communion“, sagte der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, am Mittwoch gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur. Das Dokument stelle die Geschichte des Konflikts zwischen Katholiken und Protestanten dar, „aber auch alles das, was der ökumenische Dialog in den vergangenen 50 Jahren auf dem Weg zu mehr Gemeinschaft erreicht hat“. Dabei sollten Gemeinsamkeiten und Hindernisse benannt werden, so Koch. Der Vatikan hoffe hier und auch auf anderen Feldern auf neue Fortschritte im ökumenischen Dialog. „Wir müssen jetzt das Gespräch mit den Partnern wieder neu suchen und dafür Sorge tragen, dass von dem Erarbeiteten und Erreichten nichts verloren geht“, sagte Koch: „Die Ökumene braucht heute viel Geduld“, fügte er hinzu.

Drei große Reisen

Kardinal Koch plane für 2013 drei große Reisen: in die Ukraine, nach Lettland und nach Russland. Näheres über Reisen von Papst Benedikt XVI., die er neben seinem Besuch beim Weltjugendtreffen in Rio de Janeiro plane, sei noch nicht klar. Eine päpstliche Visite in Serbien, von der in der Vergangenheit die Rede war, werde es wohl nicht geben.

Gute Beziehungen zu den Kopten

Als sehr positiv bewertete Koch das Verhältnis des Vatikans zu den Kopten, der größten altorientalischen Kirche. Koch habe dem neuen Papst-Patriarchen bei der Inthronisation in Ägypten eine Grußbotschaft Benedikts XVI. und einen Kelch als Geschenk überbracht. „Das hat den neuen koptischen Papst sehr gefreut und meiner Ansicht nach wesentlich dazu beigetragen, dass die Beziehungen vertieft werden können“, betonte der Präsident des Einheitsrates.

Kein Frühling, sondern „Islamistischer Winter

Er verwies auf die große Sorge des Vatikans um die Lage der Christen in der krisenhaften MENA-Region (Middle East/North Africa). In vielen Ländern, etwa in Ägypten, Syrien, im Libanon und auch in der Türkei, seien Islamisten auf dem Vormarsch. Die Christen in der Region machten sich große Sorgen und befürchteten eine Verschlechterung ihrer Lage. „Ich habe Probleme, von einem Arabischen Frühling zu reden, manchmal habe ich eher den Eindruck, es sei ein Islamistischer Winter“, so der Kardinal. In dieser Situation sei mehr Aufmerksamkeit und Solidarität seitens der Weltchristenheit nötig. „Wir müssen unseren Mitbrüdern in diesen Regionen sehr sensibel zuhören und sollten nicht unsere Vorstellungen in ihre Situation hineinprojizieren“, so Koch. (rv)