Mainz vorerst ohne Bischof: Papst nimmt Rücktritt von Kardinal Lehmann an

Kardinal LehmannVATIKANSTADT/MAINZ – Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch von Kardinal Karl Lehmann angenommen. Das gab der Nuntius des Heiligen Vaters, Erzbischof Nikola Eterovic, heute im Mainzer Dom bekannt. Ab morgen ist somit der Mainzer Bischofssitz vakant.

Der Kardinal feierte an diesem Pfingstmontag mit 1.200 geladenen Gästen, darunter vielen Prominenten, Unterstützern und Politikern, seinen 80. Geburtstag. Der Festgottesdienst wurde im öffentlich-rechtlichen Rundfunk übertragen.

30 Jahre lang war Lehmann Bischof von Mainz und zwei Jahrzehnte lang Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, von 1987 bis 2008. Unterstützer wie Kritiker bescheinigen ihm, in dieser Zeit eine zentrale Rolle in der katholischen Kirche in Deutschland gespielt zu haben. Erzbischof Eterovic dankte im Namen des Papstes für den „beachtlichen Dienst“, den er geleistet habe.

Im Schlusswort seiner Predigt zitierte der scheidende Oberhirte den Apostel Paulus: „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark! Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (CNA Deutsch)

Nuntius in Syrien: Verhandlungen mit IS über Geiseln im Gang

SyrienEs wäre endlich mal eine schöne Nachricht geworden: Beinahe hätte die Terrorgruppe „Islamischer Staat" IS fast alle in der Region Hassaké in Syrien entführten Christen freigelassen. Der Deal war schon perfekt – doch dann kam etwas dazwischen, erklärt der päpstliche Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari. „Seit Tagen waren die Verhandlungen für die Freilassung von 52 christlichen Familien abgeschlossen, die Freilassung sollte binnen fünf Tagen grüppchenweise erfolgen. Aber bevor die letzten drei Busse, die wie immer vom IS eskortiert wurden, das vereinbarte Ziel erreichten, gerieten sie in einen Hinterhalt; und soweit ich weiß, haben sie daraufhin weitere Personen aus drei Dörfern zu Geiseln genommen, um ihren Rückzug zu decken."

Der Vertreter des Papstes in der syrischen Hauptstadt deutet an, dass jetzt wieder mit dem „Islamischen Staat" verhandelt wird. „Ich bin nicht darüber auf dem Laufenden, wie sich die Verhandlungen entwickeln. Aber ich will hoffen, dass die Vernunft siegt. Es ist nicht das erste Mal, dass Zivilisten als menschliche Schutzschilde eingesetzt werden."

Vor zwei Wochen waren über 250 Christen im Norden Syriens – am Fluss Khabur nahe der türkischen Grenze – von der Terrormiliz aus ihren Dörfern verschleppt worden; die jüngste Operation hat, bevor sie abgebrochen wurde, immerhin ein paar Dutzend Familien wieder die Freiheit verschafft. Wahrscheinlich waren es kurdische Kämpfer, die den Hinterhalt gelegt hatten. Die Nachrichtenagentur Asianews behauptet, für die Freilassung einer ersten Gruppe von 19 entführten Christen sei ein Lösegeld von umgerechnet rund 1.500 Euro je Person bezahlt worden.

Derweil geht der Bürgerkrieg in Syrien weiter, intensiv und mit wechselnden Fronten und Gruppen. „In den letzten Wochen hat sich der Konflikt verschärft – auch hier in Damaskus, mit Granateneinschlägen. In ein paar Tagen tritt Syrien, leider, ins vierte Bürgerkriegs-Jahr ein; hier steht unverändert Block gegen Block, alle Rufe nach einem Ende der Gewalt stoßen auf taube Ohren." Mit einiger Ironie kommentiert der Erzbischof von Damaskus aus, dass europäische Länder, zuletzt Großbritannien, versuchen, Dschihadisten an der Ausreise in Richtung Syrien oder Irak zu hindern. „Man könnte sagen: Da schließt man den Stall, wenn die Kühe schon alle weggelaufen sind… Aber dieser Zufluss von Dschihadisten von außen, vor allem aus dem Kaukasus und aus benachbarten arabischen Ländern, hat Syrien sehr geschadet. Diese Leute kennen nicht die Realität des Landes, auch nicht den Beitrag der Christen; den Zustrom dieser Dschihadisten zu stoppen, ist also ein dringender und nötiger Schritt." (rv)

Vatikan dementiert Pressebericht zum Fall Wesolowski

Pater Lombardi PressekonferenzDer Vatikan hat Presseberichte dementiert, dass er einen unter Verdacht des Kindesmissbrauchs stehenden ehemaligen Nuntius nicht an dessen Heimatland Polen ausliefern wolle. Die Staatsanwaltschaft Warschau habe von der Nuntiatur in Polen lediglich „einige Informationen bezüglich des Status des ehemaligen Nuntius der Dominikanischen Republik Jozef Wesolowski“ haben wollen, so Vatikansprecher Federico Lombardi in einer Erklärung von diesem Samstag. Man könne also „absolut nicht von einem Auslieferungsantrag“ sprechen, stellte der Sprecher klar. Die Nuntiatur habe über den diplomatischen Status von Wesolowski und seinen aktuellen Wohnsitz Auskunft gegeben, so Lombardi weiter. Es laufe eine Untersuchung der Glaubenskongregation zu Wesolowski, bestätigte Lombardi weiter. Ein Ergebnis liege aber noch nicht vor. Da der ehemalige Nuntius der Dominikanischen Republik als Diplomat „auch vatikanischer Staatsbürger“ sei, sei die Justiz des Vatikanstaates für das Strafverfahren zuständig, so Lombardi. Wesolowski steht unter Verdacht, sieben Kinder sexuell missbraucht zu haben. Papst Franziskus hatte den polnischen Erzbischof nach Bekanntwerden der Vorwürfe umgehend von seinen Aufgaben entbunden. (rv)
 

Papst: „Nuntien sind keine Bürokraten“

Vatikanvertreter sind keine Bürokraten. Daran erinnerte der Papst an diesem Montag die künftigen Apostolischen Nuntien bei einem Empfang im Vatikan. Er sprach nämlich vor den Mitgliedern der Päpstlichen Diplomaten-Akademie. Der Dienst eines Nuntius sei tiefgründig und eben nicht bürokratisch, so der Papst.
„Als Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Ortskirchen und den weltlichen Behörden müssen die Apostolischen Nuntien die Normen und Richtlinien der Kirche nicht einfach als Gesetze verbreiten, sondern als Zeichen der Liebe gegenüber der Kirche verkünden. Deshalb müssen Vatikan-Diplomaten einen gepflegten Lebensstil an den Tag legen. Das heißt, sie sollten eine Leidenschaft für die kirchliche Gemeinschaft entwickeln.“
Selbstverständlich zähle auch die Treue gegenüber dem Papst zu den Qualitäten eines Nuntius. Es gehe in erster Linie nicht um formale Richtlinien, fügte der Papst aus.
„Meistens stellt man sich die Diplomatenarbeit als eine Tätigkeit vor, die einzig mit Äußerlichkeiten zu habe. Doch die Arbeit eines Nuntius besteht gerade darin, persönliche Ansprüche beiseite zu stellen und einen priesterlichen Dienst auszuüben. Besonders unter schwierigen Umständen ist es wichtig, die Verbindung mit dem Stuhl Petri und der Gemeinschaft mit der Kirche herzustellen.“
Hintergrund:
Die 1701 gegründete päpstliche Diplomatenakademie ist ein Ausbildungsinstitut für angehende Botschafter des Heiligen Stuhls. In einem zweijährigen Aufbaustudiengang werden die Priester auf ihre künftige Aufgabe als Vatikandiplomat vorbereitet. Schwerpunkte des Studiums sind Völkerrecht, Diplomatiegeschichte sowie Fremdsprachen. Ein Ausbildungsjahrgang umfasst rund zehn Kleriker. Seit dem Wiener Kongress 1815 steht der Apostolische Nuntius im Rang eines Botschafters. Außerdem vertritt er den Papst bei den jeweiligen Bischofskonferenzen. Ein Nuntius muss wie jeder Diplomat vom aufnehmenden Staat akkreditiert werden. Ist der Gesandte des Papstes nicht beim Staatsoberhaupt oder bei der Regierung des Aufnahmestaates akkreditiert, sondern pflegt nur den Kontakt zu den kirchlichen Institutionen und Personen, so heißt er Apostolischer Delegat. (rv)

Vatikan: Trauer um Kardinal Poggi

Ein neuer Trauerfall für das Kardinalskollegium: Am Dienstag Morgen ist der italienische Kardinal Luigi Poggi gestorben. Der aus Piacenza stammende „Senator“ des Papstes wurde 92 Jahre alt. In seinem Beileidstelegramm erinnert Benedikt XVI. an einen „pflichtbewussten Mitarbeiter“, der der Kirche mit großem priesterlichen Eifer gedient habe – zuerst als Nuntius in vielen Ländern, dann im Vatikan als Archivar und Bibliothekar. Das Requiem wird am kommenden Freitag, 7. Mai, in der Petersbasilika stattfinden. Dem Gottesdienst wird der Dekan des Kardinalkollegiums, Angelo Sodano, vorstehen. Am Ende der Eucharistiefeier wird Benedikt XVI. zum Ritus der Aussegnung in die Basilika kommen und eine kurze Ansprache halten.
Kardinal Luigi Poggi wurde am 25. November 1917 in Piacenza geboren. Er empfing am 28. Juli 1940 das Sakrament der Priesterweihe. Am 3. April 1965 wurde er zum Titularerzbischof von Forontoniana ernannt und zum Apostolischen Delegaten bestellt. 1965 wurde er zum Bischof geweiht. 1966 begann Poggis diplomatische Karriere, die ihn als Nuntius unter anderem nach Kamerun, Gabun, Peru, Polen und Italien führte. Am 9. April 1992 wurde Poggi Pro-Archivar des vatikanischen Geheimarchivs und Pro-Bibliothekar der vatikanischen Bibliothek. Papst Johannes Paul II. nahm ihn am 26. November 1994 als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie Santa Maria in Domnica in das Kardinalskollegium auf. Kurz darauf, am 29. November 1994 wurde er Archivar des Geheimarchivs und Bibliothekar der vatikanischen Bibliothek. Am 7. März 1998 trat Poggi mit Erreichen der Altersgrenze von seinen Ämtern zurück.
Mit Poggis Tod besteht das Kardinalskollegium nun aus 179 Purpurträgern. Davon sind derzeit 108 berechtigt, an einer Papstwahl teilzunehmen. Viele Beobachter rechnen mit einem Konsistorium des Papstes für die Schaffung neuer Kardinäle noch in diesem Jahr. (rv)