Neue Woche mit dem Papst: Namenstag, K9-Beratungen und Nigerias Bischöfe

Am Montag feiert der Vatikan den Namenstag des Papstes, da Franziskus mit bürgerlichen Namen „Jorge“ – also Georg – heißt. Doch für Franziskus bedeutet dies nicht, sich auszuruhen, denn am Montag beginnt eine neue Runde des Beratergremiums der K9-Kardinäle im Vatikan.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Am Mittwoch können die Gläubigen dem Papst auf dem römischen Petersplatz grüßen, anlässlich der wöchentlichen Generalaudienz. Der päpstliche Kulturrat organisiert von Donnerstag bis Samstag eine Konferenz im Vatikan über die Bedeutung von Pflege. Am Donnerstag sind nigerianische Bischöfe in Rom anlässlich ihres Ad Limina-Besuchs. Das Christentum ist nach dem Islam die am meisten verbreitete Religion in Nigeria. Die Römisch-katholische Kirche in Nigeria hat etwa 19 Millionen Mitglieder. Für Christen in Nigeria war das vergangene Jahr ein Jahr des Terrors. Immer wieder übten Mitglieder der Terrormiliz Boko Haram Anschläge auf christliche Einrichtungen aus. Und am Sonntag betet der Papst wie üblich das Mittagsgebet „Regina Coeli“ auf dem Petersplatz. (vatican news)

Vatikan-Konferenz: „Wirtschaft statt Finanzen in Frage stellen“

Kardinal RavasiDie globale Wirtschaft in Frage stellen bedeutet nicht, die Finanzwelt als etwas Grundschlechtes zu präsentieren. Das sagte der vatikanische Kulturbeauftragte, Kardinal Gianfranco Ravasi, an diesem Montag bei der Vorstellung einer neuen Konferenz zum Thema „Für eine menschlichere und gerechtere Wirtschaft“, die am 21. September in Rom stattfinden soll. Das Treffen läuft im Rahmen des sogenannten „Vorhofs der Völker“, einer Gesprächsreihe mit Nichtglaubenden, die der päpstliche Kulturrat unter Kardinal Ravasi ins Leben gerufen hat.

„Wenn wir uns über die Wirtschaft Gedanken machen, das wollen wir damit nicht die Finanzwelt in Frage stellen. Für mich ist die Finanzwelt ein Instrument. Was wir heute leider feststellen, ist eine Bulimie der Mittel und eine Magersucht der Zwecke“, so Ravasi. Die Finanzmittel seien da, um den Menschen zu helfen, eine bessere Gesellschaft zu fördern.

An der Konferenz werden namhafte Wirtschaftsleute und Wissenschaftler teilnehmen. Unter anderem spricht der Wirtschaftsnobelpreisträger Angus Deaton.

„Der Vorhof der Völker kümmert sich um verschiedene Bereiche. Es geht da meistens um ganz praktische Dinge, die konkret und mit dem Alltagsleben zu tun haben. Dazu zählt auch die Wirtschaft“, fügt der italienische Kurienkardinal an. Da es sich beim „Vorhof“ um einen „freien Meinungsaustausch“ handelt, seien verschiedene Blickpunkte und Meinungen nicht nur üblich, sondern erwünscht.

Bisher hat man beim Thema „Wirtschaft und Ethik“ vor allem den Schwerpunkt auf den Umweltschutz gesetzt. Mit Papst Franziskus sei in dieser Debatte ein neuer Ansatz eingebracht worden, so der Präsident der Stiftung „Vorhof der Völker“ und ehemalige italienische Regierungschef Giuliano Amato. „Diese neue Perspektive besteht darin, an die ,weggeworfenen´ Menschen zu erinnern. Da geht es konkret um die Würde von Menschen, die nicht arbeiten oder ihre Stelle verloren haben. Franziskus betont selbstverständlich auch, dass wir die Schöpfung respektieren sollen, aber er fügt hinzu, dass wir eine Wirtschaft haben sollten, die niemand außer Acht lässt“, erläutert Amato. (rv)

Unsere Woche: Heiliger Geist, Lukaschenko und Lehmann

Vatileaks II.Pfingsten war nicht nur die Geburtsstunde der Kirche, es ist für den Vatikan auch der Start in die Woche: Um 10 Uhr wird Papst Franziskus am Pfingstsonntag im Petersdom die Messe feiern. Radio Vatikan überträgt die Liturgie live mit deutschem Kommentar. Um Punkt zwölf Uhr will der Papst dann vom Fenster seines Arbeitszimmers aus das Mittagsgebet „Regina Coeli“ sprechen.

Am Montag trifft Franziskus eine Delegation aus Bulgarien und Mazedonien; Anlass ist das Fest der Slawenapostel Kyrill und Methodius, das nach dem julianischen Kalender auf den 24. Mai fällt. Außerdem wird der Papst die Vollversammlung der italienischen Bischofskonferenz – der größten Europas – eröffnen.

Am Dienstag wird vor dem Gericht des Vatikanstaats der Prozess wegen der illegalen Verbreitung vertraulicher Vatikanunterlagen, genannt „Vatileaks II“, fortgesetzt. Am Mittwoch um 10 Uhr hält der Papst seine Generalaudienz auf dem Petersplatz, am Donnerstag empfängt er eine Gruppe neuer Botschafter beim Heiligen Stuhl. Am Freitag feiert der Päpstliche Kulturrat seinen 34. Geburtstag.

Für Samstag hat sich der weißrussische Präsident Aleksandr Lukaschenko im Vatikan angesagt; um 10 Uhr steht eine Audienz des Papstes für ihn auf dem Programm. Am Sonntagmittag wird Franziskus wie üblich das Mittagsgebet am Petersplatz beten; weil die Osterzeit mit Pfingsten zu Ende geht, ist dieses Mittagsgebet dann wieder der Angelus, nicht mehr das „Regina Coeli“.

Für die deutsche Kirche ist besonders der Montag wichtig: An ihm wird der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, achtzig Jahre alt, und er selbst geht davon aus, dass der Papst an diesem Tag sein Ersuchen um Rücktritt annehmen wird. (rv)

Kardinal Ravasi: „Neue Ämter für Frauen in der Kirche denkbar“

Kardinal Gianfranco RavasiEs ist ein Novum für den Vatikan: der Päpstliche Kulturrat hat eine permanente Frauen-Beratungsgruppe gegründet, die einen kritischen Blick auf alles werfen soll, was der Rat tut. Die erste Sitzung fand an diesem Dienstag in den Räumlichkeiten des Kulturrates statt. 22 Frauen waren dabei, überwiegend Italienerinnen, darunter Universitätsprofessorinnen, Mütter, Diplomatinnen, Journalistinnen, Forscherinnen und Polit-Aktivistinnen.

Präsident des Päpstlichen Kulturrates ist Kardinal Gianfranco Ravasi. Im Gespräch mit Gudrun Sailer von Radio Vatikan regte der Kardinal generell „mehr Kreativität“ an, um das reiche Reservoir weiblichen Wissens zum Wohl der ganzen Kirche besser auszuschöpfen. Die erste Frage an den Kardinal: Welche Anliegen genau verfolgt der Kulturrat mit der Einrichtung der Frauen-Beratungsgruppe?

„Die Ziele sind zwei: zum einen geht es darum, die Frauen einzuladen, mit ihrem Blick und ihrer persönlichen Interpretation alle Aktivitäten des Dikasteriums zu beurteilen. Es geht nicht darum, sich gleichsam zu schmücken mit weiblicher Präsenz in der Kirche. Wir wünschen uns von den Frauen ein Urteil, ein objektives, aber aus ihrer Sicht gefälltes Urteil auf alles, was wir am Kulturrat tun. Die zweite Dimension ist, von den Frauen Hinweise auf unbekanntes Terrain und neue Horizonte zu erhalten. Wir sind hier in den gehobenen Positionen nur Männer, die Frauen haben ausschließlich Verwaltungstätigkeiten – und genau deshalb wollen wir die Frauen bitten, uns neue Wege zu zeigen, die wir noch nie betreten haben.“

„Ich bin skeptisch mit Blick auf Frauenquoten“

Inwiefern ist die Einrichtung einer solchen Beratungsgruppe innovativ?

„Sie ist innovativ gerade in diesem Sinn, weil es nicht bloß heißt: Wir wollen irgendwie auch Frauen dabei haben. Ich bin skeptisch mit Blick auf Frauenquoten, also auf das Mechanische und Mathematische, Halbe-Halbe, oder Quoten einzuführen. Ich bin aber überzeugt davon, dass es eine weibliche Präsenz braucht, und eine relevante Präsenz, die nicht nur irgendwie Farbe und neue Eindrücke gibt, wie man das ja oft hat bei Beratungsgruppen. Unsere soll stattdessen wirklich ins Innere der Fragen eintreten, auch mit ihren kritisierenden Fähigkeiten.“

Die Gruppe hat sich zum ersten Mal bereits versammelt. Was sind die nächsten Schritte?

„Ich möchte gerne auch die erste Versammlung beschreiben. Da gab es zunächst ein Art Outing von allen Anwesenden, in der alle sich vorgestellt haben, und das hat allen – auch uns vom Rat, die wir zuhörten – auch gleich eine Art elektrischen Schlag versetzt, denn jede erzählte sich nicht nur vom Biografischen her, sondern vom Menschlichen. Das war ein überraschender Beitrag, solche existenziellen Erfahrungen der Frauen zu hören. Dann habe ich ein thematisches Beispiel vorgestellt, mit dem die Frauengruppe beginnen könnte; in meinem Dikasterium laufen mindestens sieben, acht Aktivitäten, von denen ich mir wünsche, dass sie von den Frauen geprüft und beurteilt werden. Eines davon ist Sport. Sport ist ja heutzutage eine Art Esperanto der Völker geworden, und es ist auch eine Phänomen, in dem sich am meisten die Figur des Mannes und der Frau spiegelt. Im Guten, im Spiel, im Reichtum, der Phantasie, aber auch im Schlechten: Denken wir an Doping, Korruption, Gewalt in den Stadien, Rassismus. Wir möchten gerne von Etappe zu Etappe voranschreiten auf zwei Wegen. Zum einen möchten wir die Gruppe erweitern, und zum anderen ihr Urteil erfragen in Themen, die wir bereits vorliegen haben.“

Müssen denn alle Angehörigen der Frauen-Beratungsgruppe katholisch sein?

„Auch Nichtglaubende in den Rat berufen“

„Im Moment sind, glaube ich, alle Teilnehmerinnen katholisch. Aber das war etwas, das sofort als Wunsch auftauchte: nicht nur die ökumenische Dimension, sondern auch die interreligiöse Dimension, und ich habe noch eine weitere Dimension eingebracht, die der Nichtglaubenden. Ich habe die Absicht, in dieser Beratungsgruppe auch Frauen aufzunehmen, die sich zu keinem Glauben ausdrücklich bekennen. Und nach dieser ersten bescheidenen Meldung, die wir veröffentlicht haben, sind bereits positive Reaktionen von mindestens sieben, acht nichtglaubenden Frauen eingelaufen, die sich vorstellen könnten, mit dabei zu sein.“

Wäre es vorstellbar, auch in anderen vatikanischen Kurienbehörden solche weiblichen Beratungsgruppen einzuführen?

„Das würde ich mir wünschen. Papst Franziskus hat ja auch oft Erklärungen in diese Richtung gemacht und in der Kurie eine stärkere Präsenz von Frauen verlangt, die ja noch schwach ausgeprägt ist. Vor einigen Tagen hat uns Papst Franziskus hier im Kulturrat besucht, und ich habe ihm dieses Anliegen vorgelegt. Der Papst war sehr aufmerksam und nannte eine Reihe von Beispielen, wo Bischöfe zuerst auf ihre rein männlichen Beratungsorgane hörten, und dann aber auch eine Frauen-Beratungsgruppe ins Leben riefen und fanden, dass die Ratschläge aus dem weiblichen Gremium reichhaltiger und besser waren. Ich denke, das ist ein Wunsch, und unsere Gruppe am Kulturrat ist ein Beispiel. Kultur ist ja von ihrem Wesen her beweglicher und kreativer.“

„Man müßte da Kreativität entwickeln“

Nicht nur in der in der westlichen Welt haben Katholikinnen heute einen hohen Bildungsgrad, auch in der Theologie. Was ist aus Ihrer Sicht zu tun, um dieses Reservoir besser auszuschöpfen, zum Wohl der ganzen Kirche?

„Im Feld der Laien wird das zum Glück immer häufiger, ich denke an das Feld der Wissenschaft, wo heute auch ganz an der Spitze Frauen mitwirken – nachdem sie oft mit großer Mühe ihren Weg machen mussten in einem traditionell männlichen Feld. Ähnliches muss auch in der Kirche geschehen. Und das muss, denke ich, auch abseits der funktionellen Wege geschehen, das heißt nicht in klerikaler Gesinnung. Also: die Präsenz ist nur gegeben, wenn du es schaffst, eine priesterliche oder kuriale Funktion zu haben – das sind Funktionen, die von Männern kodifiziert wurden. Man müsste da Kreativität entwickeln. Die Präsenz von Frauen in der Gesellschaft hat sich in Jahrhunderten entwickelt, und ich hoffe, dass in der Kirche in den nächsten Jahrzehnten – nicht Jahrhunderten! – Ämter, Funktionen, Verantwortungen entstehen, die vornehmlich weiblich sind.“

Können Sie uns da ein Beispiel nennen?

„Nun, das Synodendokument spricht etwa von Frauen in der Priesterausbildung. Hier muss man eine Figur, eine Funktion schaffen. Und wir müssen uns auch daran erinnern, woran uns Papst Franziskus gemahnt, dass die Figur von Maria wichtiger ist als die der Kardinäle und der Bischöfe. Sie ist in der Mitte, und sie repräsentiert die Kirche. Und wie sie unter dem Kreuz Jesu steht, wird Maria – und nicht der Jünger – das Bild der Kirche. Und so glaube ich, es muss eine Revolution, nein besser: eine Evolution stattfinden, zuerst auf theoretischer Ebene, theologisch und auch mit Blick auf die Mentalität, und dann auf praktischer Ebene. Dabei sollten wir aber nie vergessen, dass wir nicht das männliche Modell imitieren sollten, das bis jetzt exklusiv die Funktionen und Ämter der Kirche bestimmt hat.“

„Spitzenämter für Frauen auch in Vatikan-Behörden“

Wie sehen Sie die Frage nach hohen Ämtern für Frauen an der römischen Kurie?

„Spitzenfunktionen in den Dikasterien könnten sehr gut auch Frauen anvertraut werden. Dazu braucht es aber das, was ich vorhin sagte: eine theoretische und eine praktische Ekklesiologie. Andernfalls würden die Leute, auch Frauen selbst, einen solchen Vorschlag gar nicht annehmen. Das ist ein Werk, das von Johannes Paul II. begonnen und von Benedikt XVI. bestärkt wurde und jetzt von Franziskus ein unmittelbares Interesse erfährt.“

Braucht es eine Synode der Frauen?

„Das wünschen sich viele Frauen, und viele haben mir deswegen geschrieben. Ich denke, man muss sehen, wie man das versteht. Frauen als Objekt oder als Subjekt? Eine Bischofssynode über Frauen also zunächst: Ja, das kann man machen, auch wenn ich nicht begeistert bin von der Vorstellung, Frauen als Studienobjekte anzusehen. Aber ich denke, so wie ich in meinem Dikasterium in diesem Jahr eine Vollversammlung über die „weiblichen Kulturen“ gemacht habe, so kann man auch eine Synode über die Frauen prüfen, über ihre Probleme, Kulturen, ihre Präsenz in der Kirche. Das ist legitim, man hat es für so viele andere Themen gemacht. Und eine Synode der Frauen, Frauen als Subjekte der Synode? Nun, die Synode ist in der Kirche als Bischofssynode angelegt. Die Kirche betrachtet das Priesteramt als christologisch und somit als männlich. Aber wir wissen gut, dass die Synode viele andere teilnehmende Subjekte hat. Und wie werden in diesem Fall beispielsweise Generaloberinnen als Synodenmitglieder miteinbezogen? Man könnte es ja so anlegen, dass in einer Synode der Frauen eine starke weibliche Präsenz vorhanden ist, die im Dialog ist. Das wäre heute gar nicht so schwer. Denn die Mehrheit der Bischöfe ist überzeugt. Auch weil in jeder Hirtentätigkeit der Beitrag von Frauen wesentlich ist, denken wir an die Religionslehrerinnen. Der Dialog zwischen den Frauen und den Bischöfen, und in dieser Weise könnte auch eine solche Synode der Frauen stattfinden.“

Hintergrund

Unter den Frauen, die der vatikanischen Beratungsgruppe bisher angehören, sind unter anderem die Botschafterin Irlands beim Heiligen Stuhl Emma Madigan, die Ordensfrau Mary Melone, die erste Rektorin einer Päpstlichen Universität in Rom, die Leiterin des römischen Frauengefängnisses in Rebibbia Ida del Grosso und die Schauspielerin Nancy Brilli. Kardinal Ravasi hatte die letzte Vollversammlung des Päpstlichen Kulturrates dem Thema „Weibliche Kulturen“ gewidmet. In dieser Veranstaltung war der Vorschlag eines „Frauenrates“ aufgekommen. (rv)