Kolumbien: Kardinal Rubiano Sáenz begeht 80. Geburtstag

Der emeritierte Erzbischof von Bobotá und Primas von Kolumbien begeht heute seinen 80. Geburtstag. Petro Kardinal Rubiano Sáenz wurde 2001 durch Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben und hat als Titelkirche "Trasfigurazione di Nostro Signore Gesú Cristo". Mit seim Geburtstag verliert Kardinal Rubiano Sáenz das aktive Wahlrecht in einem künftigen Konklave. Das gesamte Kardinalskollegium umfasst derzeit 206 Purpurträger und von diesen sind 117 wahlberechtigt bei einer künftigen Papstwahl. (vh).

P. Lombardi: „Papst kommt als Kirchenoberhaupt“

Die Reise des Papstes in den Libanon ist Zeichen des Friedens, angesichts der aktuell schwierigen Lage im Nahen Osten bringt sie klar den Willen Benedikt XVI. zum Ausdruck, den Völkern der Region geistlich beizustehen. Das hat Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Dienstag auf einer Pressekonferenz zur Papstreise betont, die am kommenden Freitag beginnt. Höhepunkte der 24. Apostolischen Reise und vierten Reise Benedikt XVI. in den Nahen Osten ist die Unterzeichnung und Übergabe des postsynodalen Schreibens der Nahostsynode, die 2010 im Vatikan stattfand. Weitere wichtige Programmpunkte sind Treffen mit religiösen Führern des Libanon und eine große Abschlussmesse am Sonntag in Beirut. Doch wird der Papst im Libanon auch etwas zur Syrienkrise sagen? Lombardi erinnerte die Journalisten daran, dass der Papst den Libanon nicht als Politiker, sondern als Kirchenoberhaupt besucht:

„Er ist ein Religionsführer, der seine Botschaft einer Gemeinschaft bringt, die sich auf ihn bezieht und die durch ihre Zeugenschaft und ihren Einsatz den Völkern der Region dient. Es geht um eine Botschaft des Friedens."

Was die Position des Heiligen Stuhles zur aktuellen Lage im Nahen Osten betrifft, verwies Lombardi auf den jüngsten Beitrag des Sekretärs des vatikanischen Dialogrates, Pater Miguel Angel Ayuso Guixot, am Wochenende bei einer Konferenz in Istanbul. Dort hatte der Vatikan-Mann einen sofortigen Gewaltstopp und einen Dialog über die legitimen Erwartungen der Bevölkerung als Grundvoraussetzungen für Frieden in Syrien benannt. Was die teilweise Verquickung von Politik und Glaubensgemeinschaften im Libanon betrifft, sagte Lombardi:

„Jeder hat seine Verantwortlichkeiten. Der Papst und der Vatikan, so scheint mir, haben keine spezifische, konkrete Anweisung an die Christen, was sie tun sollen. Jeder lebt seine eigene Situation."

Idealerweise verstünden sich die Christen in der Region als „Brücke" und trügen zur Verständigung bei, ohne politisch eine Position zu ergreifen, fügte der Vatikansprecher an. Ein Schwerpunkt des Papstbesuches sei vor diesem Hintergrund die Begegnung Benedikt XVI. mit den im Libanon vertretenen Religionen – allein 18 von ihnen sind dort offiziell anerkannt – sowie mit den christlichen Konfessionen, so Lombardi. So werde der Papst auf seiner dreitägigen Reise nicht nur mit Vertretern der Sunniten, Schiiten, Drusen und Alawiten zusammentreffen, sondern auch alle vier katholischen Patriarchate in und bei Beirut besuchen.

„Wer die Vorbereitungen verfolgt hat, wird festgestellt haben, dass es eine Vorbereitung auch im Sinn des Konsenses der verschiedenen religiösen Gemeinschaften gegeben hat. Es gab in den letzten Tagen Treffen des maronitischen Patriarchen Rai mit den Drusen und auch mit der Hisbollah. Man kann also eine allgemeine Zufriedenheit feststellen und ein freundliches Willkommen aller Gruppen, die das positive und friedensstiftende Signal aufnehmen, das der Papst mit seinem Besuch allen bringen wird."

Hier noch einmal die einzelnen Programmpunkte der Reise im Detail:

Nach seiner Ankunft in Beirut am Freitagmorgen wird der Papst am Flughafen von den politischen und religiösen Vertretern des Landes empfangen. Dort wird Benedikt XVI. seine erste von insgesamt sechs längeren Ansprachen auf französischer Sprache halten. Eine „kleinere", siebte Rede wird er übrigens später – am Sonntag – bei Übergabe des postsynodalen Schreibens halten, ergänzte Lombardi. Höhepunkt des ersten Reisetages ist die Unterzeichnung des postsynodalen Schreibens in der griechisch-melkitischen Basilika St. Paul in Harissa am frühen Abend.

Am Samstag stehen für Benedikt XVI. wichtige Einzeltreffen mit religiösen Vertretern des Libanon auf dem Programm: Nach seiner Rede vor Vertretern aus Politik, Religion, Kultur und Gesellschaft trifft er noch im Präsidentenpalast von Baabda Vertreter der vier muslimischen Gemeinschaften im Libanon, der Sunniten, Schiiten, Drusen und Alawiten. Am Nachmittag besucht er das maronitische Patriarchat in Bkerke und Patriarch Butros Rai, bevor er dort abends mit Jugendlichen zusammentrifft. Unter den jungen Leuten werden voraussichtlich auch Flüchtlinge aus Syrien sein. Ob eine persönliche Begegnung des Papstes mit syrischen Flüchtlingen zustande kommt, dazu konnte Lombardi zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nichts Konkretes sagen.

Am Sonntag wird der Papst eine große Freiluftmesse an der Küstenseite von Beirut mit Gläubigen feiern, zu der mehrere hunderttausend Menschen erwartet werden. Benedikt XVI. wird dabei das postsynodale Schreiben an die Teilnehmer der Nahostsynode im Vatikan überreichen und den Angelus sprechen. Die Messe findet am selben Ort statt, an dem Johannes Paul II. 1997 bei seinem Libanonbesuch betete. Benedikts Vorgänger hatte seine Visite allerdings wegen der damals angespannten politischen Lage um drei Jahre verschieben müssen. Auch beim aktuellen Papstbesuch werden die Sicherheitsvorkehrungen hoch sein, so Pater Lombardi. Wegen der Spannungen im Nord- und Südlibanon sei die Visite auf Beirut und Umgebung beschränkt. Zurück in Rom erwartet wird der Papst am frühen Sonntagabend. (rv)

Vatikan: Schweizer Anti-Geldwäschefachmann hilft der IOR

Der Vatikan will mit der Hilfe eines Schweizer Anti-Geldwäschefachmanns die Schwachstellen in seinem Finanzsystem sanieren. Seit Anfang September arbeitet der 40-jährige Bankier Rene Brülhart aus Fribourg in der Schweiz daran, die bereits angestoßenen Maßnahmen gegen eventuelle Finanzdelikte im Papststaat weiter zu verbessern. Das sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi nun vor Journalisten. Brülhart bringt langjährige Erfahrung bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung mit. Er leitete acht Jahre lang die „Financial Intelligence Unit" (FIU) von Liechtenstein, die bei Verdacht auf Geldwäsche aktiv wird. (rv)

Libanonreise des Papstes: Unsere Live-Übertragungen (Radio Vatikan)

Bald ist es soweit: Seit Ende 2011 laufen die Vorbereitungen an der Libanonreise des Papstes. Es handelt sich um den zweiten Besuch eines Papstes im Zedernstaat, nach der Visite Johannes Pauls II. im Jahr 1997. Gleichzeitig ist es – nach der Türkei, Israel und Zypern – die vierte Nahostreise Benedikts XVI. Er fliegt am Freitagvormittag des 14. September von Rom-Ciampino nach Beirut. Für den Papst stehen an den drei Tagen im Libanon neben der Veröffentlichung des Schlussdokuments der Nahost-Bischofssynode in Rom vom Oktober 2010 Gottesdienste sowie Begegnungen mit Politikern und christlichen wie muslimischen Religionsführern auf dem Programm. Radio Vatikan überträgt diese Höhepunkte des Besuchs live und mit deutschem Kommentar. Hier alles im Überblick:

– Am Freitag, 14. September 2012, von 16.50 Uhr bis 18.00 Uhr: Der Papst besucht die melkitische St. Pauls-Basilika in Harissa, dort wird er die Apostolische Exhortation unterzeichnen. Unsere Kommentatorin ist Anne Preckel.

– Am Samstag, 15. September 2012, von 10.05 Uhr bis 11.00 Uhr: Der Papst trifft Mitglieder der libanesischen Regierung sowie weitere Politiker im Präsidentenpalast in Baabda. Es folgt eine Begegnung mit Muslimen, an die sich eine Rede vor Politikern und Diplomaten anschließt. Unsere Kommentatorin ist Christine Seuß.

– Am Samstag, 15. September 2012, von 16.50 Uhr bis 18.30 Uhr: Benedikt XVI. trifft Jugendliche beim maronitischen Patriarchatssitz in Bkerke. Unser Kommentator ist Mario Galgano.

– Am Sonntag, 16. September 2012, von 8.30 Uhr bis 11.30 Uhr: Gottesdienst und Überreichung der postsynodalen Apostolischen Exhortation beim „City Center Waterfront" in Beirut. Unser Kommentator ist P. Bernd Hagenkord SJ.

Der Papst fliegt Benedikt XVI. danach nach Rom-Ciampino zurück, wo er gegen 22 Uhr zurückerwartet wird. Zum Besuch gibt es eine offizielle Website. Unter der Internetadresse wird in vier Sprachen (Arabisch, Englisch, Französisch, Italienisch) über die Reise informiert. Zusätzlich gibt es eigene Internetkanäle auf Facebook, Twitter und YouTube. (rv)

Sarajewo: Treffen für den Weltfrieden

„Die Zukunft heißt Zusammenleben": Das ist das Thema des diesjährigen Internationalen Friedenstreffens, das von der Gemeinschaft Sant´Egidio vom 9. bis 11. September in Sarajewo organisiert wird. Das Treffen zwischen verschiedenen Religionen wurde an diesem Sonntag eröffnet, in der Stadt, die als Symbol für die schwierigen, auch religiös motivierten, Verwerfungen des letzten Jahrhunderts gelten kann. Persönlichkeiten der Weltreligionen wie auch der internationalen Staatengemeinschaft, Staatspräsidenten, Minister, und Exponenten der Zivilgesellschaft diskutieren in verschiedenen Foren die Zukunft des interreligiösen Dialogs und des internationalen Friedensprozesses.

Auch Papst Bendikt XVI., der am Samstag die federführenden Organisatoren des Treffens empfangen hatte, meldete sich mit einer Grußbotschaft, unterzeichnet von Kardinal Tarcisio Bertone, zu Wort. In der Nachricht an den Erzbischof von Sarajewo, Kardinal Vinko Puljic, schrieb er: „Auf die Fehlbarkeit der Kultur des Konflikts antworte der Wert des Dialogs, der auf der soliden Basis der Wahrheit, aus der der Frieden entspringt, aufbaut." Heute, so die Nachricht weiter, wolle „eine Botschaft des Friedens von Sarajewo ausgehen, wo sich so viele Männer und Frauen verschiedener Religionen versammelt haben".

Einer der religiösen Führer, die sich in Sarajewo eingefunden haben, ist der Großimam von Lahore, Muhammad Abdul Khabir Azad. Er ist eine der größten muslimischen Autoritäten Pakistans. Seit 16 Jahren leitet er die wichtigste Moschee des Landes, die „Badshahi Moschee" von Lahore („wahrhafte Moschee"). Er war befreundet mit dem katholischen Minister für Minderheiten Shahbaz Batti, der 2010 bei einem Attentat ums Leben kam, und ist ein überzeugter Verfechter des Dialogs zwischen allen Bevölkerungsschichten Pakistans für ein ziviles und religiöses Wachstum des Landes. Im Radio Vatikan Interview äußert sich der Großimam zu den Zielen der Konferenz:

„Sarajewo hat in der Tat viel Grauen erlebt. In der Vergangenheit haben die Menschen schlimme Nachrichten aus dieser Stadt erhalten, und heute empfangen sie eine neue Nachricht aus Sarajewo, die über die ganze Welt verbreitet wird. Wir wissen, dass die Gemeinschaft von Sant´Egidio großartige Arbeit dafür geleistet hat, dass viele Menschen ein neues Bewusstsein erhalten. Ihre Nachricht ist einfach und für alle gedacht: Die Lösung für alles ist nicht die Gewalt, sondern der Dialog, mit dem man versucht, die Dinge gemeinsam zu verstehen. Uns ist es gelungen, dies dank des „Interreligiösen Rates für den Frieden und die Harmonie" in Pakistan zu realisieren, und wir arbeiten weiter für dieses hohe Ziel."

Der Imam ist Vorsitzender des „Interreligiösen Rates in Pakistan für den Frieden und die Harmonie", der seit 1995 Seminare und Konferenzen zum Thema des Zusammentreffens und des Dialogs organisiert. Dabei sollen gemeinsame Werte wie Liebe, Toleranz und Frieden gefördert werden. Er äußerte sich am Rande der Konferenz aber auch zu dem Fall, der in letzter Zeit weltweit Schlagzeilen gemacht hatte: Die kleine Rimsha, die am Wochenende gegen Zahlung einer hohen Kaution vorläufig aus dem Gefängnis entlassen wurde und nun an einem geheimen Ort auf ihren Prozess wegen Blasphemie wartet:

„Wie man weiß, ist das Mädchen vom Gericht freigelassen worden. Hingegen sind andere Personen festgenommen worden, die für den ganzen Fall verantwortlich sind. Aktuell nimmt das Gericht die Untersuchungen vor. Wir hoffen, dass es bald zu endgültigen Ergebnissen kommt und dass wir klar sehen werden, wer Schuld hat und wer nicht. Wir hoffen, dass alle Religionsgemeinschaften in Pakistan die unschuldigen Menschen unterstützen und das richtige tun werden. Das ist die Lehre unserer Religion, des Islam: Den rechten Menschen helfen." (rv)

Vatikansprecher Lombardi: Papstruf nach Frieden im Libanon

Die nunmehr kurz bevorstehende Reise des Papstes in den Libanon werde allgemein als Akt großen Mutes und der Hoffnung angesehen. Das betont Vatikansprecher Pater Federico Lombardi im Vorfeld der Reise des Papstes in das Land des Nahen Ostens. Benedikt XVI. werde ein programmatisches Dokument von großer Wichtigkeit für das Leben und die Mission der katholischen Kirche im Nahen Osten überbringen.

„Die Wahl des Reiseziels, Libanon, wo die katholischen Gemeinden besonders zahlreich sind, wurde getroffen, bevor die Situation in Syrien in einen offenen und blutigen Konflikt ausgeartet war. Nun stellt diese Tatsache nicht die Reise an sich in Frage, aber ohne Zweifel stellt dies einen Kontext dar in dem viele der Probleme, die vor zwei Jahren von der Nahost-Synode angesprochen worden sind, nicht ihrer Lösung näher gekommen sind, sondern sich vielmehr verschlimmert haben. Das Zusammenleben zwischen den verschiedenen konfessionellen und religiösen Gruppierungen, der Dialog mit dem Islam und dem Judentum, der Antrieb der Christen zur Migration, Religionsfreiheit und Demokratie."

Wenn nun der Kontext des Besuches ein vollkommen anderer als damals angedacht sei, könne das den Einsatz der Kirche nur notwendiger, wenn auch vielleicht schwieriger werden lassen.

„Die Katholiken, die Christen, auch wenn sie eine Minderheit in der Region darstellen, können und müssen einen schwierigen und gelebten Beitrag zum Zeugnis des Friedens und der Einladung zum Dialog geben. Dies nicht nur für die vielen Bevölkerungsgruppen und Glaubensgemeinschaften des Nahen Ostens, sondern auch für die internationale Gemeinschaft, die nach wie vor nicht anerkennen zu wollen scheint, wie stark die Spannungen und die globalen geopolitischen Machtstrategien sich tragisch auch in den Konflikten dieser Region widerspiegeln. Benedikt XVI. wird einen Ruf der Hoffnung und des Verlangens nach Frieden für die gesamte Region ausstoßen. Hoffen wir, dass er gehört wird." (rv)

Kardinal Meisner warnt vor „ökumenischem Holzweg“

Nicht ohne Skepsis reagiert der Kölner Kardinal Joachim Meisner auf den Appell „Ökumene jetzt: ein Gott, ein Glaube, eine Kirche", den Politiker und Prominente am Mittwoch lanciert haben. „Grundsätzlich ist natürlich das zu begrüßen, was der Ökumene dienen soll, aber es wäre sachlich richtiger, wenn damit eine Problemanzeige gegeben würde." Das sagte der Kölner Erzbischof dem Domradio. „Wenn es aber die Feststellung sein soll, die Kirchenleitungen bedürften nur eines herzhaften Entschlusses, die Einheit im Glauben herzustellen und so wäre alles geregelt, dann wäre das eine große Ignoranz." Meisner weist darauf hin, dass die katholische Kirche eine Weltkirche von 1,3 Milliarden Menschen sei: „Fragen katholischer Glaubensüberzeugung und der Übereinstimmung mit anderen Konfessionen sind daher im nationalen Raum zwar zu fördern, nicht aber verbindlich zu entscheiden."

Ökumene betreiben könne „nur der, der den jeweiligen Partner ernst nimmt", so der Kardinal. „Die traditionelle Formel, „dass katholische und evangelische Christen viel mehr verbindet als unterscheidet", reicht dazu nicht aus." Zum einen könne Ökumene in Europa „nicht auf die beiden großen Konfessionen beschränkt sein": „Wir dürfen nicht übersehen, dass in Deutschland und Westeuropa Millionen von orthodoxen Christen leben und diese namentlich in Osteuropa ein beträchtliches theologisches Gewicht haben. Ihre Theologie und ihr Amtsverständnis einfach auszuschließen, führt auf einen neuen ökumenischen Holzweg." Und ebenso hätten auch die zahlreichen Freikirchen in Deutschland und Westeuropa „einiges zum Thema Ökumene beizutragen", erinnert Meisner.

„Um es nochmals zu sagen: Die Autoren des Appells zur Ökumene erwecken den Eindruck, als bedürfe es nur eines herzhaften Entschlusses, die Einheit im Glauben herzustellen. Das wirkt für die mit der Ökumene Beauftragten sehr ernüchternd, um nicht zu sagen deprimierend."

In der Zeit nach dem II. Vatikanischen Konzil habe es auf dem Gebiet der Ökumene zwar „große Fortschritte gegeben"; man müsse aber auch einräumen, dass sich in jüngster Zeit einige konfessionelle Gegensätze „sogar verstärkt" hätten, etwa im Bereich der Ethik. Katholische und evangelische Kirche hatten sich in den letzten Jahren nicht auf eine gemeinsame Haltung zu Stammzellforschung und PID einigen können. „Seit nunmehr fast fünfzig Jahren bemühen sich die Kirchenleitungen trotz allem weiter darum, die tatsächlichen Entwicklungen in den Gemeinden vor Ort so zu begleiten, dass die Ökumene die Trennung unserer Kirchen überwindet und nicht neue Risse entstehen lässt." Er hoffe, so Kardinal Meisner, „dass der genannte Appell dieser Vertreter der Öffentlichkeit nicht zu der irrigen Einschätzung führt, die Einheit sei bereits erreicht und müsse nur noch vollzogen werden". „Ein Läufer, der vor dem Ziel stehenbleibt und jubelt, verliert bekanntlich den Lauf."

Hintergrund

Eine Initiative prominenter evangelischer und katholischer Christen hatte am Mittwoch in Berlin die Erklärung „Ökumene jetzt – ein Gott, ein Glaube, eine Kirche" vorgestellt. Unter Bezug auf zwei kirchengeschichtliche Jubiläen, den 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) sowie das 500. Gedenken an den Beginn der Wittenberger Reformation mit dem Thesenanschlag Luthers am 31. Oktober 1517, wolle sie „einen Beitrag zur Überwindung der Kirchentrennung" leisten. Die Unterzeichner der Initiative sind davon überzeugt, „dass katholische und evangelische Christen viel mehr verbindet als unterscheidet". Zwar gebe es unterschiedliche Positionen im Verständnis von Abendmahl, Amt und Kirche, doch diese Unterschiede könnten die Aufrechterhaltung der Trennung nicht rechtfertigen. In beiden Kirchen sei die Sehnsucht nach Einheit gross. Deshalb werde an die Kirchenleitungen appelliert, „die Trennung unserer Kirchen" zu überwinden.

Zu den Erstunterzeichnern des Aufrufes gehören mit dem im Ruhestand befindlichen Leipziger Pfarrer Christian Führer, dem emeritierten Theologieprofessor Günter Brakelmann und der ehemaligen Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer drei evangelische, mit Bundesministerin Annette Schavan und dem emeritierten Professor Otto Hermann Pesch zwei katholische Theologen. Andere Personen haben leitende Ämter in ihren Kirchen inne gehabt wie die ehemaligen Präsidenten des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker und der Mediziner Eckhard Nagel, der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Staatsminister a.D. Hans Maier, und dessen ehemaliger Generalsekretär Friedrich Kronenberg. Norbert Lammert als Bundestagspräsident, Frank-Walter Steinmeier, Gerda Hasselfeldt und Wolfgang Thierse stehen in aktueller politischer Verantwortung. Thomas Bach als Präsident und Michael Vesper als Generaldirektor dienen dem Deutschen Olympischen Sportbund. Mit Andreas Felger, Günther Jauch und Arnold Stadler sind Künstler, Medienschaffende und Schriftsteller vertreten. Der Text des Aufrufes ist im Internet unter oekumene-jetzt.de zu finden. (rv)

Kreuzfeuer: Kirche und Religion im US-Wahlkampf

Als der New Yorker Erzbischof, Kardinal Timothy Dolan, Ende August auf dem Republikaner-Parteitag in Tampa ein Gebet für die USA sprach, warf das auch bei Katholiken Fragen auf. Offiziell unterstützt die katholische Kirche keinen Kandidaten im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf. Sympathien und Synergien gibt es dennoch, vor allem Obamas laxe Haltung in Fragen des Lebensschutzes und der Sexualmoral könnte bei den Wahlen im November zum Zünglein an der Waage bei so manch katholischem Wähler werden. Welche Rolle spielt die katholische Kirche im Wahlkampf? Und wer ist eigentlich Obamas Herausforderer, der Republikaner und Mormone Mitt Romney? Diesen Fragen geht Anne Preckel in der Sendung „Kreuzfeuer" nach. (rv)

Pakistan: Christliches Mädchen auf Kaution freigelassen

Rimsha Masih kommt gegen Kaution auf freien Fuß: Ein Richter in Islamabad verfügte an diesem Freitagmorgen die Entlassung der jungen Christin aus der Haft. Dafür müssen ihre Unterstützer eine Kaution von einer Million Rupien hinterlegen; das entspricht etwa 8.300 Euro. Eine Entscheidung über Schuld oder Unschuld ist das nicht. Die ungefähr 13-jährige christliche Müllsammlerin aus einem Slum am Rand der pakistanischen Hauptstadt wird beschuldigt, Fetzen eines verbrannten Korans mitgeführt zu haben.

„DRINGEND – ", so meldeten die ersten internationalen Nachrichtenagenturen um 9.39 Uhr: „Rimsha wird gegen Kaution freigelassen." „Ich akzeptiere ihren Antrag auf Freilassung", mit diesen Worten zitieren sie den Richter Muhammad Azam Khan aus Islamabad. Rimshas Anwälte hatten zuvor in einer mehr als zweistündigen Verhandlung dargelegt, warum das geistig offenbar zurückgebliebene Mädchen – eine Analphabetin – aus ihrer Sicht nicht gegen den Blasphemieparagraphen verstoßen habe. Dieser Paragraph stellt die Lästerung von Religion unter Strafe; er wird oft gegen Angehörige der christlichen Minderheit gewendet, so auch vor drei Wochen – zeitgleich zum islamischen Opferfest – gegen Rimsha Masih. In dem kleinen und drückend heißen Gerichtssaal drängten sich etwa achtzig Zuhörer; Demonstrationen oder Unmutsäußerungen vor dem Gebäude gab es offenbar nicht.

Die polizeiliche Untersuchung zum Fall Rimsha „ist immer noch im Gang", erklärte einer der Anwälte, Raja Ikram, einem afp-Journalisten; das Mädchen darf derzeit Pakistan nicht verlassen. Noch nicht auf freiem Fuß ist der Imam einer Moschee, die nahe an Rimshas Wohnung liegt; er wurde am letzten Wochenende verhaftet. Zeugen beschuldigen ihn, dem Mädchen die verbrannten Koranfetzen zugesteckt zu haben. Sein Ziel sei gewesen, die christlichen Familien zur Flucht aus dem Stadtviertel zu veranlassen. Einer der wichtigsten muslimischen Verbände Pakistans, der Ulema-Rat, hat sich hinter Rimsha gestellt. Unklar ist noch, wer die Kaution zahlt und wo Rimsha fürs erste Aufnahme finden wird. Schließlich müsste sie in ihrem alten Wohnviertel um ihr Leben fürchten.

Der Pakistan-Verantwortliche von „Human Rights Watch", Ali Dayan Hasan, hat die Entscheidung des Richters begrüßt. Tatsache sei allerdings, „dass das Kind gar nicht erst ins Gefängnis hätte gesteckt werden dürfen". Er forderte, alle Anklagepunkte gegen Rimsha fallenzulassen und das pakistanische Blasphemiegesetz zu ändern. (rv)

Vatikan/Italien: Papst grüßt Orthodoxe

Der Papst grüßt die orthodoxen Kirchenvertreter, die ab diesem Mittwoch am 20. internationalen Ökumene-Treffen im italienischen Kloster Bose teilnehmen. Der internationale ökumenische Kongress zur orthodoxen Spiritualität in der ökumenischen Gemeinschaft Bose nördlich von Turin geht noch bis Samstag. Der Papst hoffe, dass die Tage der brüderlichen Begegnung zum „besseren Kennenlernen" der verschiedenen Konfessionen und zu einem „Teilen des Glaubens" beitragen könne, heißt es in einem von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone unterzeichneten Telegramm des Papstes. Die ökumenische Klostergemeinschaft Bose veranstaltet regelmäßig hochkarätige ökumenische Treffen, Thema in diesem Jahr ist „Der Mensch, Wächter der Schöpfung". (rv)