Caritas Internationalis zur Not syrischer Flüchtlinge

Assads Macht bröckelt, und Vorschläge für ein mögliches „Danach" werden immer hörbarer. So hatte der syrisch-orthodoxe Metropolit von Aleppo, Mar Gregorios Ibrahim, zuletzt einen umfassenden Friedensplan für Syrien vorgelegt. Von einem Neubeginn ist das bürgerkriegsgeschüttelte Syrien allerdings noch weit entfernt. Im Interview mit Radio Vatikan berichtet Laura Sheahan von Caritas Internationalis vom Schicksal zehntausender syrischer Flüchtlinge, die in die Nachbarländer Jordanien, Libanon und Türkei geflohen sind. Sheahan hat in den vergangenen Tagen dort Flüchtlingslager besucht.

„Die syrische Flüchtlingskrise hat sich im vergangenen Monat verschärft, die Zahl der Flüchtlinge hat zugenommen. Niemand hätte gedacht, dass es so schlimm werden würde. Wir arbeiten hart und mit Mühe daran, allen Menschen zu helfen, brauchen aber noch mehr finanzielle und andere Hilfen."

Nach offiziellen Angaben des Flüchtlingswerkes der Vereinten Nationen UNHCR flohen im vergangenen Monat 120.000 Menschen aus Syrien, die wirkliche Zahl sei aber noch höher, so die Caritas Internationalis-Mitarbeiterin. Auch viele islamische Wohlfahrtsorganisationen seien vor Ort aktiv, um den Menschen zu helfen, berichtet Sheahan. Viele Flüchtlinge seien völlig verstört:

„Das sind Menschen, die schreckliche Dinge in ihrem Land gesehen haben, mit denen sie nie gerechnet hätten. Ich habe mit einer Frau gesprochen, die Milch für ihre fünf Kinder brauchte. Aus Angst vor den Heckenschützen ging ihr Nachbar für sie. Er wurde angeschossen, sie rannte raus, um ihm zu helfen – und wurde am Bein getroffen. Die Frau überlebte, aber der Nachbar erlag seinen Verletzungen."

In einem Bericht der unabhängigen Syrienkommission des UNO-Menschenrechtsrates werden den syrischen Regierungstruppen und der bewaffneten Opposition Kriegsverbrechen bescheinigt: Darin ist von Folter, sexueller Gewalt und willkürlichen Verhaftungen die Rede. Insgesamt habe sich die Menschenrechtslage in den vergangenen Monaten dramatisch verschlechtert. Der Vatikan hat mehrfach zur Waffenruhe, zum Zulassen humanitärer Hilfen und zu Dialog aufgerufen. (rv)

Vatileaks: Auszüge aus den Verhörprotokollen

In der Affäre des Datenschwundes aus dem Vatikan hat der Heilige Stuhl zu Beginn der Woche zwei brisante Gerichtsdokumente veröffentlicht: den Untersuchungsbericht sowie die Anklageschrift gegen den päpstlichen Kammerdiener Paolo Gabriele und den Informatiker Claudio Sciarpelletti. Beide müssen sich im Herbst vor dem Vatikantribunal verantworten, wegen schweren Diebstahls der eine, wegen Begünstigung der andere. Das Besondere ist, dass Papst Benedikt entschied, beide Gerichtsdokumente komplett und nicht bloß in Auszügen zu veröffentlichen. Die trocken formulierten und mit Quellenangaben gespickten Texte stützen sich auf Verhörprotokolle und Zeugenaussagen, sie bieten hochinteressante Einblicke in innere Vorgänge des Vatikans mitten in der Krisensituation, die als „Vatileaks" bekannt wurde.

„War schon immer an Fragen des Geheimdienstes interessiert"

Paolo Gabriele handelte seinen eigenen Aussagen zufolge in helfender Absicht, wobei er sich vom Heiligen Geist geleitet sah. Ein wörtliches Zitat aus einem seiner Verhöre: „Als ich das Böse und die Korruption überall in der Kirche sah, bin ich in letzter Zeit – jener der Eskalation – an einen Punkt gelangt, an dem es kein Zurück mehr gab… Ich war mir sicher, dass ein Schock, auch in den Medien, dabei helfen würde, die Kirche auf den rechten Weg zurückzubringen. Überdies war ich immer an Fragen des Geheimdienstes interessiert. Auf gewisse Weise dachte ich, dass diese Rolle mir vom Heiligen Geist zugedacht war, von dem ich mich erfüllt fühlte." Ein anderes Mal spricht Gabriele direkt von Misständen in der Verwaltung des Vatikanstaates und von einem daher rührenden „Skandal für den Glauben". Wörtlich: „Mir wurde bewusst, dass der Papst über einige Punkte nicht oder nur schlecht informiert war. Mit der Hilfe anderer Personen wie Nuzzi dachte ich, die Dinge klarer sehen zu können."

Die erste Begegnung mit dem Skandaljournalisten Gianluigi Nuzzi, der im Mai 2012 sein Buch mit den gestohlenen Vatikan-Dokumenten veröffentlichte, bahnte der Kammerdiener per Internet an. Danach traf man sich im Zeitraum zwischen November 2011 und Januar 2012 wöchentlich oder alle zwei Wochen in einer Wohnung, die der aus Mailand stammende Journalist in Rom zur Verfügung hatte. Der Kammerdiener übergab die gestohlenen Dokumente auf mehrere Male verteilt. Er habe dafür weder Geld noch Vorteile erhalten, sagte Gabriele im Verhör. Ein Fernsehinterview, das Nuzzi mit dem dafür unkenntlich gemachten Paolo Gabriele führte und das im Frühjahr 2012 ausgestrahlt wurde, ist echt.

Gabriele stritt zunächst alles ab

Zwei Tage nach der Publikation des Buches – am 21. Mai 2012, wie die Anklageschrift penibel vermerkt – setzen sich in der Wohnung des Papstes Angehörige der päpstlichen Familie zusammen, und zwar jene, die Zugang zum Schreibtisch ihres Dienstherren haben: die beiden Privatsekretäre Georg Gänswein und Alfred Xuereb, die deutsche Schreibkraft Birgit Wansing, die vier italienischen Haushälterinnen der Bewegung „Memores Domini" und schließlich der Kammerdiener Paolo Gabriele. Alle verneinen, etwas mit dem Dokumentenschwund zu tun zu haben. Daraufhin weist Gänswein den Butler vor den anderen darauf hin, dass einige der gestohlenen und publizierten Dokumente das Büro des Papstes noch nicht einmal verlassen hatten und Gabriele zwei davon mit Sicherheit in Händen gehabt habe, weil er mit der Vorbereitung der Antwort betraut war; das werfe zumindest einen starken Verdacht auf ihn. Gabriele jedoch streitet weiter kategorisch ab. Zwei Tage später ist es Gänswein, der vor der abermals versammelten päpstlichen Familie dem Kammerdiener seine Verhaftung mitteilt. Gabrieles Antwort: Da sei ja jetzt der Sündenbock gefunden. Er sei ruhig und gelassen und mit seinem Gewissen im Reinen, auch weil er mit seinem geistlichen Begleiter gesprochen habe.

Dieser geistliche Begleiter – „Zeuge B." nennt ihn die Anklageschrift – hat davor von Paolo Gabriele in einem A4-Ordner mit päpstlichem Wappen Fotokopien derselben Dokumente erhalten, die dieser auch an den Journalisten Nuzzi weiterspielte. Auch das sagte Gabriele in einem der Verhöre aus. Der geistliche Begleiter gab seinerseits vor dem vatikanischen Staatsanwalt zu Protokoll, diese Dokumente verbrannt zu haben. Begründung: Er wisse, dass sie Frucht einer ungesetzlichen und unehrlichen Handlung seien. Etwas kryptisch heißt es in der Anklageschrift weiter: „Übrigens kann man anmerken, dass alle Gründe für die Vernichtung der Dokumente bereits im Moment des Entgegennehmens vorhanden waren." Wieviel Zeit der geistliche Begleiter verstreichen ließ, bevor er die Papiere verbrannte, bleibt offen. Andererseits scheint sich aus dem umfassenden Geständnis des Kammerdieners klar zu ergeben, dass niemand anderer als er selbst die Dokumente weitergab.

Er war witzig – und verschlossen

Auf einer persönlichen Ebene wurde Paolo Gabriele von vielen geschätzt. Die Anklageschrift zitiert stellvertretend drei Zeuginnen, möglicherweise die Haushälterinnen, die den Diener als gläubigen und frommen Mann beschreiben, der jeden Tag mit Andacht die Morgenmesse mit dem Papst gehört und viel gebetet habe. Vertrauenswürdig und intelligent sei er, überdies witzig, aber, wie die dritte zitierte Zeugin kritisch anmerkt, eben auch „sehr verschlossen. Es war schwierig, zumindest für uns, mit ihm warm zu werden, vor allem schien er ein Mensch in ständigem Wettbewerb, der sehr auf der Suche nach Bestätigung für sein Verhalten war. In Alltagsfragen nahm er die Position des Richters ein und war etwa sehr kritisch mit der Schule und den Lehrern seiner Kinder."

Privatsekretär Gänswein, der einzige Zeuge, den die Anklageschrift namentlich nennt, schildert den Kammerdiener als einen „Ausführenden", dem man mitunter Dinge auch zweimal sagen musste. Er sei ihm aber ehrlich und loyal erschienen, und so habe er Gabriele nach einem Jahr mit einigen leichten Verwaltungs- und Routineaufgaben in seinem Büro betraut. Aber: „Ich habe ihm nie vertrauliche Dokumente übermittelt oder gezeigt."

Schuldgefühle und Größenwahn

Die beiden psychiatrischen Gutachten, die über die Zurechnungsfähigkeit von Paolo Gabriele angefertigt wurden, bescheinigen dem Angeklagten eine schwierige Persönlichkeit. Gabriele bezog sich „mehrmals auf Komplotte und Machenschaften zugunsten oder Ungunsten herausragender Persönlichkeiten, seien es Laien oder, öfter noch, Priester". Er sei leicht beeinflussbar. Und weiter: „Herr Gabriele zeichnet sich durch einfache Intelligenz und eine fragile Persönlichkeit aus, mit Hang zum Paranoiden. Er versucht eine tiefe persönliche Unsicherheit und ein ungestilltes Bedürfnis nach Anerkennung und Zuneigung durch andere zu verbergen. Vorhanden sind obsessives Verhalten im Denken und Handeln (Pedanterie, Beharrlichkeit), Schuldgefühle und Größenwahn, verbunden mit dem Wunsch, im Sinn eines persönlichen Gerechtigkeitsideals zu handeln." Dennoch sei der Mann zurechnungsfähig, heißt es im ersten Gutachten. Das zweite Gutachten, angefertigt im Auftrag der Verteidigung, kommt allerdings zum gegenteiligen Schluss.

Zweieinhalb Seiten der Anklageschrift widmen sich Claudio Sciarpelletti, dem Programmierer im Staatssekretariat, dem Beihilfe zum schweren Diebstahl vorgeworfen wird. Er verstrickte sich in den Vernehmungen am Vatikantribunal in Widersprüche, etwa über die Herkunft des brisanten Umschlags, den die Fahnder in seinem Büro-Schreibtisch entdeckten. Der Umschlag enthielt Dokumente, von denen einige identisch waren mit jenen, die Nuzzi veröffentlichte. Einmal gab Sciarpelletti an, er habe sie ungefähr zwei Jahre zuvor von Paolo Gabriele erhalen, ein anderes Mal konnte er sich an den Übermittler nicht mehr erinnern, jedenfalls habe er den Inhalt nie gelesen und den Umschlag in der Lade irgendwann vergessen. Über seine Bekanntschaft zu dem Kammerdiener sagte der Informatiker einmal aus, es habe sich um eine flüchtige Arbeitsbeziehung gehandelt, ein andermal war von gemeinsamen Unternehmungen mit den Familien und einem Ausflug in die päpstlichen Gärten von Castelgandolfo die Rede. Die Widersprüche in Sciarpellettis Aussagen genügen, um ihn der Begünstigung anzuklagen. Eine Anklage wegen Geheimnisverrats hingegen ließ der Untersuchungsrichter fallen. (rv)

Vatikanvertreter bei UNO warnt vor Lebensmittelkrise

Der Ständige UNO-Beobachter des Vatikasn, Erzbischof Silvano Maria Tomasi, warnt vor einer neuen weltweiten Lebensmittelkrise. Angesichts steigender Lebensmittelpreise infolge der aktuellen Dürre in den USA, in Australien und in Russland sieht der Erzbischof die Lebensmittelversorgung in vielen Ländern in Gefahr und befürchtet „Hungerrevolten" vor allem in den armen Ländern der Welt. Tomasi nennt im Interview mit Radio Vatikan die Dürre in den USA als Beispiel:

„Die Dürre in den USA ist die schlimmste seit 60 Jahren! Die Soja- und Maisproduktion reduziert sich, der Preis dieser beiden Getreide ist im Juli im Vergleich zum Vormonat rapide gestiegen. Wir sind wirklich ratlos, was die Planung betrifft. Dieser Preisanstieg kann auch soziale Auswirkungen haben, wenn wir an die Krise von 2007-2008 wegen der Essenspreise denken, die – von Bangladesch bis Haiti – zu Krawallen und Protesten in 30 Ländern der Welt geführt hat."

Mit dem so genannten „Rapid Response Forum" hatten die G20 nach der globalen Lebensmittelkrise von 2008 und 2010 im Jahr 2011 ein Krisenforum geschaffen, um schneller auf steigende Lebensmittelpreise reagieren zu können. Mit konkreten Vorschlägen des Forums dürfte jedoch wohl frühestens im September zu rechnen sein – das ist nach Ansicht von Entwicklungshilfeorganisationen wie Oxfam viel zu spät. Das Thema steht zumindest schon einmal auf der Tagesordnung einer Telefonkonferenz einiger Vertreter der G20-Staaten Ende August.

Neben der Dürre sei eine weitere Ursache von Lebensmittelknappheit der Anbau von Rohstoffen zur Produktion von Agro-Treibstoffen, erinnert Tomasi:

„Eine große Menge Essen und landwirtschaftlicher Produkte – vom Mais über Rüben bis hin zu Zucker – werden benutzt, um Biotreibstoff zu produzieren, besonders Ethanol. In diesen Tagen hat deshalb neu eine Diskussion darüber begonnen, wie man zu einer angemessenen Politik finden kann, die einerseits die Umweltbedingungen berücksichtigt – also den Ausstoß von Kohlendioxid verringert – und die andererseits dem Essen den Vorrang gibt, das ja eine Lebensnotwendigkeit darstellt."

Nichts zuletzt angesichts der gängigen Spekulation mit Lebensmitteln brauche es eine verantwortungsvolle globale Politik und weltweit gültige Regeln, um Ausbeutung, Lebensmittelknappheit und Lebensmittelüberteuerung zu verhindern, appelliert der Vatikanvertreter. Auf den Zusammenhang zwischen Nahrungsmittelspekulation und Hungersnöten haben verschiedene Entwicklungshilfeorganisationen hingewiesen. (rv)

Lombardi: „Rigoroser Schritt der Aufklärung“

Ein Schritt rigoroser Aufklärung: So sieht Vatikansprecher Pater Federico Lombardi die Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes und der Anklageschrift zum Prozess gegen den ehemaligen Papst-Butler Paolo Gabriele und den Informatiker Claudio Sciarpelletti. Beide Dokumente zum Dokumentenklau im Vatikan waren am Montag der Presse präsentiert worden. Eine solch „umfängliche und komplette Veröffentlichung (…) ohne Abkürzungen und Verdeckungen" sei angesichts der sonstigen vatikanischen Gewohnheiten ein „mutiger" und überhaupt ein „ziemlich ungewöhnlicher" Schritt, unterstrich Lombardi in einem Kommentar, dessen Text Radio Vatikan vorliegt.
Papst vertraut in menschliche Gerichtsbarkeit
Der Papst habe sich für eine Aufarbeitung des Falls durch die Gerichtsbarkeit stark gemacht, so Lombardi:
„Die Entscheidung des Papstes, die Arbeit der Gerichtsbarkeit zu ermutigen, hat ihre eigene Bedeutung und zeigt gewissenhaften Respekt vor der Kompetenz und der Autonomie dieser Institution. Sie zeigt Vertrauen in den Beitrag, den sie auf dem schwierigen und anstrengenden Weg der Wahrheitssuche und der Herstellung der Gerechtigkeit mit menschlichen Mitteln leisten kann."
Benedikt XVI. wird vermutlich nicht in das Verfahren gegen Gabriele eingreifen, wohl auch nicht in Form einer Begnadigung. Dies hatte Lombardi am Montag vor der Presse angedeutet. Die Aufarbeitung des Falls allein durch die Gerichtsbarkeit sieht Pater Lombardi – ähnlich wie die jüngste Bewertung der Geldgeschäfte des Heiligen Stuhls durch Moneyval – als Garantie für Transparenz und Kohärenz. Ein solcher Ansatz könne für Lösungen und die Kommunikation auch in anderen Bereichen der Kirche Vorbild sein, so der Jesuit: Der Beitrag der Gerichte werfe schließlich auch die Frage des Vertrauens in Institutionen auf, „die uns dienen", und ebenso die Frage nach dem Sinn einer vertraulichen Kommunikation, so der Jesuit.
Anklageerhebung bezieht sich auf klaren Kreis
Die Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes und der Anklageschrift markierten nicht das Ende der Untersuchungen und Überlegungen zu den Hintergründen von Vatileaks, so Lombardi weiter. Allerdings sei der Inhalt der beiden vorliegenden Dokumente – eine Veröffentlichung des Berichts der Kardinalskommission zum Fall steht freilich noch aus – auf einen klaren Kreis begrenzt, so der Vatikansprecher:
„Die Sentenz bezieht sich in der Tat auf eine spezifische strafbare Handlung und auf zwei Personen – eine direkt verantwortliche und eine nur sehr indirekt betroffene – und nicht auf einen ausführlicheren Komplex von Ereignissen und Beziehungen, mit deren Untersuchung die Gerichtsbarkeit und eine Kardinalskommission beauftragt wurden, und zwar mit spezifischen Kompetenzen und verschiedenen Perspektiven." (rv)

US-Kirche stolz auf ihre Ordensfrauen

„Der Heilige Stuhl und die Bischöfe der USA sind zutiefst stolz auf den Beitrag von Ordensfrauen zum Leben der Kirche." So heißt es in einem Statement von Erzbischof Peter Sartain zum Abschluss einer Konferenz von Ordensfrauen. Sartain ist der Vatikan-Beauftragte für die Vereinigung der weiblichen Ordensgemeinschaften, denn der Heilige Stuhl verpflichtete die Leadership Conference of Women Religious (LCWR) im vergangenen April zu Reformen. Außerdem bemängelte die vatikanische Glaubenskongregation einige Abweichungen des Verbands in Glaubensinhalten.

Erzbischof Sartain betont, dass die Ordensfrauen einzigartige Gaben in das Leben der Kirche einbrächten. Sie verdienten den Respekt, die Unterstützung, den Dank und das Gebet der gesamten Kirche. Besonders betont er in seinem Statement den Einsatz der Frauen an den Rändern der Gesellschaft. Ob der Schutz des ungeborenen Lebens oder der Einsatz für die Opfer von Menschenhandel: Überall dort seien Ordensfrauen anzutreffen.
Gemeinsam mit der Leitung des LCWR wolle er nun die vom Vatikan erhobenen Vorwürfe „in einer Atmosphäre des Gebetes und des respektvollen Dialoges" klären. Er hoffe, dass dies erreicht werden könne, ohne einerseits die Lehre der Kirche oder andererseits die Bedeutung des LCWR zu schwächen, so Erzbischof Sartain in seinem Statement.

In ihrer Abschlusspressekonferenz betonte Schwester Pat Farrell, die bisherige Vorsitzende des LCWR, noch einmal die Enttäuschung der Ordensfrauen über das Verdikt aus dem Vatikan. Man wolle aber am wechselseitigen Verständnis arbeiten. Gleichzeitig betonten die Schwestern, dass ihre Art des Ordenslebens ein authentischer Ausdruck einer Berufung sei, der nicht kompromittiert werden dürfe. Sie drückten ihre Hoffnung aus, dass in dem anstehenden Klärungsprozess der Kirchenführung der Auftrag, die Werte und die Handlungsweisen des LCWR besser erklärt werden könnten.

Ein erster Schritt ist direkt im Anschluss an die Versammlung des LCWR getan worden: Erzbischof Sartain nahm an der Leitungssitzung des neugewählten Vorstandes teil. Am vergangenen Wochenende war die Versammlung der LCWR in St. Louis zu Ende gegangen. Sie vertritt nach eigenen Angaben mit 57.000 Ordensfrauen etwa 80 Prozent aller weiblichen Ordensleute in den USA. (rv)

Vatileaks: Prozess für Ex-Kammerdiener und einen weiteren Vatikanangestellten

Der frühere päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele wird sich vor Gericht verantworten müssen. Das wurde an diesem Montag im Vatikan bekannt. Neben dem Ex-Butler wird einem weiteren Laienangestellten der Prozess gemacht, nämlich dem 48-jährigen Informatiker Claudio Sciarpelletti aus dem päpstlichen Staatssekretariat. Gabriele ist des schweren Diebstahls angeklagt, Sciarpelletti lediglich der Beihilfe; den Anklagepunkt Geheimnisverrat gegen den Informatiker ließ Untersuchungsrichter Piero Bonnet nach gründlichen Erhebungen fallen, sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi vor Journalisten.

Der Vatikan veröffentlichte gleichzeitig sowohl den Untersuchungsbericht als auch die Anklageschrift gegen die beiden Männer. Sciarpelletti, ein Bekannter Paolo Gabrieles, war nur eine Nacht lang in Haft und wurde anschließend wieder auf freien Fuß gesetzt. Lombardi:

„Bei einer Untersuchung des Arbeitsplatzes von Sciarpelletti haben die Fahnder einen Umschlag mit vertraulichen Vatikandokumenten gefunden, die der Journalist Gianluigi Nuzzi veröffentlicht hatte. Der Informatiker verstrickte sich dann in Widersprüche über die Herkunft dieser Dokumente und wird hauptsächlich deswegen prozessiert. In jedem Fall steht die Schwere seines Fehlverhaltens in keinem Vergleich zu den Taten von Paolo Gabriele. Die Richter betrachten ihn nicht als Komplizen des Kammerdieners. Und sie halten es für wahrscheinlich, dass Sciarpelletti mit einer milden Strafe davonkommt, bis hin zum Freispruch."

In Paolo Gabrieles Wohnung fanden die Beamten hingegen nicht nur „Massen von Dokumenten" – viele von ihnen standen nicht in Bezug zum Datenschwund -, sondern sogar Geschenke an den Papst wie einen Scheck über 100.000 Euro, ein Goldstück und ein wertvolles Buch aus dem 16. Jahrhundert.

„Gabriele hat dies in der Vernehmung mit der großen Unordnung in seiner Wohnung begründet. Zu dem Buch sagte er, er habe den Papstsekretär Gänswein gebeten, es einem Literaturlehrer seiner Kinder zeigen zu dürfen, und es deshalb mitgenommen."

Zwei psychiatrische Gutachten, die der Generalstaatsanwalt und Gabrieles Anwälte unabhängig voneinander beantragt hatten, bescheinigten dem Kammerdiener schwere seelische Probleme. Paolo Gabriele hatte erklärt, er habe mit der Weitergabe der vertraulichen Papiere dem Vatikan helfen wollen.

„Es gibt da einen fast tragischen Widerspruch zwischen der erklärten Absicht, Gutes zu tun, und einer objektiven Schwere der vollbrachten Tat. Da gibt es das persönliche Interesse Gabrieles, er selbst spricht von seinem Interesse für Geheimdienste und seiner Leidenschaft, Dokumente zu sammeln und dergleichen. Die psychiatrischen Gutachten helfen, diesen Widerspruch zu verstehen und einzuordnen."

In dem vom Justizpromotor angeforderten Gutachten liest sich das so: „Paolo Gabrieles Persönlichkeit ist fragil und unsicher und zeichnet sich durch ein tiefes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Zuneigung durch andere aus". Dennoch wird Gabriele Schuldfähigkeit bescheinigt. Anders das Gutachten der Anwälte, das zum Schluss kommt, der Kammerdiener sei aufgrund seiner seelischen Störung nicht gerichtlich belangbar; der Untersuchungsrichter schloss sich dieser Beurteilung allerdings nicht an.

Mit der Aufnahme des Prozesses gegen die beiden Angeklagten sind die Ermittlungen über die Affäre „Vatileaks" keineswegs abgeschlossen, betonte Lombardi. Die Richter hätten bei ihren Untersuchungen eine Reihe wichtiger Hinweise erhalten, wie es zu dem Datendiebstahl und der folgenden Veröffentlichung in Buchform und im Internet kommen konnte, und würden ihnen nachgehen, erklärte der Vatikansprecher. Papst Benedikt sei an einer kompletten Aufklärung der Causa gelegen.

Unter Verschluss bleibt vorerst der Bericht der dreiköpfigen Kardinalskommission, die Papst Benedikt im März mit parallelen Ermittlungen im Vatikan beauftragt hatte. Die Kardinäle hatten ebenfalls ein langes Gespräch mit Paolo Gabriele. Der Kammerdiener schickte dem Papst über die Kardinalskommission einen Brief, in dem er seinen früheren Dienstherren um Vergebung bat, bestätigte Lombardi. Papst Benedikt könne Gabriele jederzeit begnadigen, indem er in das Verfahren eingreift, wahrscheinlich sei das aber nicht, sagte der Vatikansprecher.

„Wenn der Papst Gabriele begnadigen will, wird er wohl zuerst das Urteil des Gerichts abwarten, sonst gibt es Verwirrung."

Prozessauftakt für die beiden Angeklagten wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres sein. Die Verhandlungen sind nach Vatikanrecht öffentlich. (rv)

Vatikan/Ukraine: Sondergesandter Tomko

Der slowakische Kardinal Jozef Tomko vertritt Papst Benedikt bei den 600-Jahrfeiern des lateinischen Erzbistums Lemberg in der Westukraine. Das wurde an diesem Samstag im Vatikan bekannt. Die Feierlichkeiten finden am 8. September statt. Erzbischof vom Lemberg ist der frühere Papst-Sekretär Mieczyslaw Mokrzycki. Zu seiner Diözese gehören rund 150.000 Katholiken, die den Gottesdienst im römischen Ritus feiern. Kardinal Tomko ist 88 Jahre alt und seit 2001 im Ruhestand, zuletzt leitete er die einflussreiche vatikanische Missionskongregation. In diesen Wochen machte der rüstige Kirchenmann als „Kommissar" in dem aus drei Kardinälen bestehenden Gremium zur Aufdeckung des Vatileaks-Skandals unter Vorsitz des Spaniers Julian Herranz von sich reden. (rv)

Philippinen: Kardinal Rosales feiert heute seinen 80. Geburtstag

Der emeritierte Erzbischof von Manila, Gaudencio Borbon Kardinal Rosales, feiert heute seinen 80. Geburtstag. Rosales wurde durch Papst Benedikt XVI. im März 2006 in den Kardinalsstand erhoben. Bis 2011 leitete er die Erzdiözese Manial. Mit seinem Geburtstag verliert er das aktive Wahlrecht in einem künftigen Konklave. Das Kardinalskollegium umfasst derzeit 208 Purpurträger von diesen sind noch 119 Kardinäle wahlberechtigt bei einer künftigen Papstwahl. (vh)

Vatikan: Vatileaks-Fall Entscheidung am Montag

Der nächste Akt im Vatileaks-Fall geht am nächsten Montag über die Bühne: Dann will der Vatikan bekanntgeben, ob ein Prozess gegen den früheren Kammerdiener des Papstes startet. Paolo Gabriele, der unter Hausarrest steht, wird vorgeworfen, Dokumente vom Schreibtisch des Papstes entwendet und an die Presse gegeben zu haben. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi wird am Montagmittag die Ergebnisse des Ermittlungsverfahrens vorstellen. Nach vatikanischem Recht steht auf schweren Diebstahl eine Haftstrafe zwischen sechs und acht Jahren. Ursprünglich sollte die Untersuchungsphase schon beendet sein, doch zog sie sich unerwartet in die Länge. (rv)

Immer mehr arme Menschen in Rom

Die Wirtschaftskrise hat vor Italien und auch vor seiner Hauptstadt Rom nicht Halt gemacht. Die Caritas in der Diözese Rom berichtet von immer mehr Menschen, die Hilfe suchen, weil sie sich das zum Überleben Nötigste nicht mehr leisten können. Dazu Caritasdirektor Enrico Feroci im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Die Zahl der Armen, die die auf der Straße leben, die die wir oft mit dem sehr schändlichen Wort „Barboni"- auf Deutsch Penner – bezeichnen, nimmt zu. Aber auch die Probleme von Familien wachsen. Wir bekommen viele Briefe oder auch Emails: von Familien, deren Geld nicht bis zum Monatsende reicht, von alleinstehenden Menschen, die Hilfe zu Hause brauchen. Am häufigsten aber bekommen wir Briefe, in denen um Hilfe für Kinder gebeten wird. Eine Email einer Frau ging mir besonders nahe: Ich würde gerne meinem Jungen zum Geburtstag etwas Süßes schenken. Und ich brauche Milch für meinen kleinen Sohn. Das sind Bitten, die einen wirklich sprachlos und fassungslos machen. Es ist nicht einfach, auf angemessene Weise auf diese vielen und grundlegenden Bedürfnisse zu antworten."

Auch die Warteschlange von Menschen, die bei der Caritas um etwas zu essen bitten, werde immer länger.

„Es sind vor allem die älteren Menschen, die Hilfe benötigen, die alleinstehend sind, die – so würde ich es fast nennen- daheim in den eigenen vier Wänden eingemauert sind. Diese Tatsache möchte ich wirklich hervorheben."

Die Caritas in Rom, so Monsignore Enrico Feroci, hat deshalb die Zahl der Mahlzeiten, die an Arme ausgegeben wird, erhöht. Auch zusätzliche Schlafplätze wurden bereitgestellt.

„Ich danke dem Herrn dafür, dass es jetzt im Sommer, trotz der Ferien viele Menschen gibt, die einige ihrer Tage hergeben, um sie den Notleidenden zu widmen. In Rom haben wir ein Gästehaus auf die Beine gestellt, um junge Leute aus ganz Italien und aus dem Ausland aufnehmen zu können. Und ein zweites Gästehaus wollen wir einrichten. Die jungen Menschen bleiben dann eine Woche in Rom und helfen in unserem Kantinendienst."

Feroci will mit der Arbeit der Caritas in Rom auch dafür werben, dass die Menschen die Probleme anderer sehen:

„Wir sollten immer herausschreien: Macht die Augen auf! Schaut euch nur um! Macht euch klar, was hier eigentlich passiert, anstatt nur auf das zu achten, was glänzt. Es gibt auch noch eine andere Seite, und auf dieser anderen Seite gibt es eine Menschlichkeit von außerordentlichem Reichtum. Wer es schafft, in die Herzen der Armen einzudringen, der sieht, wieviel Reichtum dort eigentlich zu finden ist und wie gut es tut, über solche Dinge nachzudenken." (rv)