Klare Ansage der China-Kommission: Unerlaubte Bischofsweihen „illegitim“

Von Schwierigkeiten und Herausforderungen der Kirche in China handelt das Abschlusskommuniqué der China-Kommission, die von Montag bis Mittwoch in dieser Woche zum vierten Mal im Vatikan tagte. Das als „Botschaft an Chinas Katholiken" formulierte Schreiben wurde an diesem Donnerstag vom Vatikan veröffentlicht. Zur jährlich tagenden China-Kommission gehören Kurienkardinäle, Ordensleute und Vertreter des chinesischen Episkopats; Thema der Treffen sind grundlegende Fragen des kirchlichen Lebens in dem asiatischen Land sowie aktuelle Probleme.
Unter dem Stichwort „Schwierigkeiten" kommentiert die Kommission das „traurige Ereignis" der vom Vatikan nicht genehmigten Bischofsweihe in Chengde vom November 2010. Auf Grundlage der bisher vorliegenden Informationen und Zeugenberichte habe der Heilige Stuhl zwar keine Gründe, diese Weihe als „ungültig" zu bewerten. Dennoch handele es sich um ein „schwer rechtswidriges" Ereignis, „weil sie ohne päpstliche Vollmacht" stattgefunden habe. „Illegitim" sei damit auch die Ausübung des entsprechenden Bischofsamtes, heißt es in dem Schreiben weiter. Die Weihe sei umso schmerzhafter, als dass sie nach einer Reihe von Weihen stattgefunden habe, die in Einverständnis zwischen Heiligem Stuhl und chinesischen Behörden erfolgt seien. Ebenso bedauerlich sei es, dass Bischöfe zur Teilnahme an dieser unerlaubten Weihe gezwungen worden seien. Mit Verweis auf Papst Benedikts Brief an die chinesischen Katholiken von 2007 wird in dem Zusammenhang an das Vorrecht des Papstes erinnert: Eine vom Vatikan nicht genehmigte Weihe bedeute sowohl für den Geweihten als auch den Weihenden einen Verstoß gegen das Kirchenrecht (can 1382) und werde mit „schweren Sanktionen" geahndet. Auch wenn es wegen „Druck und äußeren Zwängen" in solchen Fällen „nicht automatisch" zur Exkommunikation kommen müsse, hätten alle beteiligten Bischöfe die Pflicht, dem Heiligen Stuhl Bericht zu erstatten und der Treue zum Heiligen Vater unmissverständlich Ausdruck zu verleihen – auch gegenüber den eigenen Glaubensbrüdern und Glaubensschwestern, führt die Kommission weiter aus. Weiter bekundet sie den chinesischen Gläubigen angesichts dieser „schwierigen Momente" geistliche Nähe und bittet sie um Solidarität und Unterstützung für die chinesischen Bischöfe.Die jüngste Vollversammlung der staatsnahen und vom Papst nicht anerkannten „Patriotischen Vereinigung chinesischer Katholiken" in Beijing vom Jahresende 2010 wertet die Kommission als „unversöhnlich" mit der katholischen Lehre. Sie zeuge von der Forderung „einiger vom Staat gewollter und kirchenfremder Organe", Prinzipien der Unabhängigkeit, Autonomie und Selbstverwaltung der Kirche umzusetzen und sich damit über den Willen der Bischöfe hinwegzusetzen. Die Kirchenleitung sei dagegen apostolisch, also päpstlich, erinnert die Kommission.
Später im Text wird der Ton dann versöhnlicher: Wieder zitiert die Kommission hier Papst Benedikt Hirtenbrief von 2007, in dem dieser seine Hoffnung ausdrückt, dass bei der Wahl der Kandidaten für die Bischofsweihen sowie bei den Weihen selbst eine „Übereinkunft" mit der chinesischen Regierung gefunden werden könne. Wörtlich und wohl mit Blick auf die chinesische Politik der Durchsetzung einer „harmonischen Gesellschaft" schreibt die Kommission zum Thema: „Wir hoffen, dass der ehrliche und respektvolle Dialog mit den zivilen Autoritäten hilft, die aktuellen Schwierigkeiten zu überwinden, denn auch das Verhältnis zur katholischen Kirche trägt zur Harmonie in der Gesellschaft bei". Auf einen „offenen und konstruktiven Dialog" mit den chinesischen Regierungs- und Kirchenvertretern hoffe man auch bei noch ungeklärten Fragen der Bistumsgrenzen, heißt es weiter.
Besorgt zeigt sich die China-Kommission weiter über ein „allgemeines Klima der Orientierungslosigkeit und der Sorge um die Zukunft" der Kirche in China. Hier nennt sie den Priestermangel in vielen Regionen Chinas, die vielen vakanten Stellen in der diözesanen Leitung sowie interne Spaltungen der chinesischen Glaubensgemeinschaft. Als dringlich wird dementsprechend die Einheit der chinesischen Katholiken wie auch eine „durchgehend" gewährte Ausbildung des kirchlichen Nachwuchses benannt. Die Bedeutung dieser Ausbildung habe auch der Papst unterstrichen, der am Ende der Sitzung der China-Kommission zum Gremium dazugestossen sei. Zugleich würdigt das Gremium das „lebendige" Glaubensleben in China und die Fähigkeit der Kirche, mit den sozialen Realitäten in den verschiedenen Regionen des Landes in „fruchtbaren Dialog" zu treten. Papst Benedikt XVI. habe den Wunsch der chinesischen Katholiken nach Einheit mit Rom anerkannt: Diesen Wunsch würden die chinesischen Gläubigen nicht müde zu zeigen – trotz zahlreicher Schwierigkeiten, heißt es abschließend. (rv)

Vatikan: Bibelexperten beraten

„Inspiration und Wahrheit der Bibel" – über dieses Thema wird die Päpstliche Bibelkommission Anfang Mai im Vatikan beraten. Im Beisein von Kurienkardinal William Levada wird der Jesuit Klemens Stock, Generalsekretär der Kommission, die Gespräche vom 2. bis 6. Mai leiten. Mit dem Thema „Inspiration und Wahrheit der Bibel" hatten sich die Mitglieder der erlauchten Runde schon früher einmal beschäftigt. Im vergangenen Herbst ist zum Thema Bibel ein vatikanisches Grundlagendokument erschienen: Es heißt „Verbum Domini" und fasst die Beratungen einer Bischofssondersynode zum Thema Bibel aus der Sicht von Papst Benedikt XVI. zusammen. (rv)

D: „Mächtig irritiert“ über das „angebliche Monster“

Der frühere Bischof von Augsburg, Walter Mixa, macht wieder von sich reden. Ein Jahr, nachdem er nach einer Affäre um bis heute nicht völlig geklärte Prügel- und Untreuevorwürfe aus dem Amt entfernt wurde, plant er offenbar ein Comeback im Internet. Dort hat er sich nach Medienberichten die Adresse „www.bischof-mixa.de" gesichert; eine entsprechende Webseite ist im Entstehen. Dem „Donaukurier" sagte Mixa, er wolle fünf oder sechs Jahre lang wie ein „Wanderbischof im Mittelalter" wirken, nur mit den modernen Kommunikationsmitteln.
Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, äußerte sich im Interview mit dem Kölner domradio verärgert über Mixas neue Aktivitäten.
„Wir sind mächtig irritiert, dass wir solche Neuigkeiten – auch solche selbstbestimmten Zeitpunkte, ab wann eine Zeit des Schweigens vorbei ist – aus der Presse erfahren haben. Was der emeritierte Bischof von Augsburg macht, ist zunächst einmal immer seine Privatsache: Ob er eine eigene Internetseite installiert oder bei Facebook aktiv wird. Mandate auch im Medienbereich werden innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz auch von dieser vergeben, und ein solches Mandat ist bisher nicht vergeben worden. Von daher ist das, was Bischof Mixa da plant und was wir aus der Presse von ihm erfahren, seine Privatsache."
Er wolle sich jetzt wieder öfter in der Öffentlichkeit zeigen, so Mixa – er sei ja „aufgrund der Gnade Gottes" gesund und vital: „Ich war immer mitten unter den Leuten. Ich steige da gerne in das Programm der Neuevangelisierung ein." Die Leute sollten „das angebliche Monster Mixa" kennenlernen. „Der so genannte Hardliner bin ich ja nie gewesen. Ich habe aber immer klare Standpunkte vertreten, kein Wischiwaschi".
Den Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz ärgern diese Ankündigungen. Man wolle die ganze Sache aber auch nicht zu hoch hängen. Verwundert zeigte sich Kopp auch was vergangene Absprachen mit Mixa betrifft. Es sei mit Bischof Mixa nach dessen Rücktritt eine Zeit des Schweigens und der Besinnung vereinbart worden. Kopp: „ Ich frage mich nur ernsthaft, ob eine Zeit des Schweigens und der Besinnung nach weniger als einem Jahr wirklich schon vorbei ist und wer eigentlich diese Zeiträume definiert." (rv)

D/Italien: Kunst aus Bayern in Rom

Wirklichkeit und Leben ist Kunst. Unter diesem Motto stellen derzeit ein dutzend Künstler aus Bayern in der römischen Basilika Santa Maria degli Angeli e dei Martiri an der Piazza della Repubblica aus. Das ganze findet zu Ehren des sechsten Jahres des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. statt. Am vergangenen Dienstag ist die Ausstellung vom Präsidenten des Päpstlichen Kulturrates, Kardinal Gianfranco Ravasi, und dem Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller eröffnet worden. Für Radio Vatikan hat Alex Kofler die Ausstellung besucht:
 Zwei überlebensgroße, stromlinienförmige Engelsflügel grüßen am Eingang der Ausstellung. Weitere Plastiken, Installationen, Malereien und Zeichnungen der bayrischen Künstler stehen im mächtigen Querschiff, das von einem der größten Künstler und Baumeister der Geschichte entworfen worden ist. Unter der Leitung Michelangelos ist die Basilika im 16. Jahrhundert aus den antiken Thermen des Diokletian hervor gegangen. Alfred Böschl, früher als Designer für Porsche tätig, hat die Flügel für die Ausstellung geschaffen.
„Das klingt für manche befremdlich. Wenn sie einen Kotflügel oder einen Spiegel anschauen, das ist Gestaltung. Letztendlich ist es der Flügel eines Kotflügels, eines Spiegels oder einer Außenform. Da gibt es ganz viele Parallelen. Es ist alles einfach feine Gestaltung."
Design und Kunst haben für Böschl dieselben hohen Ansprüche und fänden sich beide letztlich wieder. Die Säkularisierung der Kunst, also die Trennung von der Kirche, habe sich außerdem sowieso nie vollständig durchgesetzt.
„Ganz hat sich die Kirche nie losgesagt. Man darf nicht vergessen, unsere ganze westliche Kultur baut auf dem Instrumentarium der Klöster auf. Sie haben das Land urbar gemacht, Wein gezüchtet, sie haben Bier getrunken und sie haben die Kunst gefördert. Sie haben ganz einfach alles kultiviert."
Einen Bezug zur abendländischen kirchlichen Kultur findet sich auch in den Arbeiten der Malerin Anette Beisenherz. In den Bildern der jungen Mutter findet sich das Motiv der Madonna wieder.
„Ich habe eine Idee von der Beziehung zwischen Mutter und Kind oder Vater und Kind im Kopf. Ich versuche, dem eine Form zu geben. Das sind jetzt drei Varianten. Das eine heißt „Safety on board", und stammt letztendlich aus diesen Flugzeugkarten, wobei man immer aufpassen muss, was passiert, wenn der Ernstfall eintritt. Da wirft sich die Mutter über das Kind, also diese überbeschützende Mutter – nicht unbedingt eine Madonna, es sind Mütter und Kinder dargestellt – aber es geht um die Beziehung zwischen den beiden."
Dass mit einer Madonna in der Kunst nicht immer nur eine Frau gemeint sein muss, zeigt die Künstlerin im dritten Teil ihres Triptychons:
„Der Schneekönig: Das ist aus dem Bekanntenkreis ein Papa mit seinem Kind. Ich komme vom Prenzlauer Berg (bürgerlicher Stadtteil in Berlin mit hoher Kinderrate, Anm.), und da die Erziehung der Väter inzwischen eine sehr große Rolle spielt und die Mütter inzwischen auch berufstätig sein dürfen, sind mancher meiner Madonnen männlich. Also einfach ein Mann, der sein Kind noch in den Armen hält, aber es laufen lernen, eine Spur in den Schnee setzen lässt."
Nichts Figürliches wie eine Madonna, Quelle der Inspiration ist für den Münchner Künstler Manfred Mayerle vielmehr die Linie. Dafür arbeitet er mit viel Farbe, die er in großen Flächen auf Leinwände aufträgt.
„Für mich ist die Linie Thema. Und die Farbe Thema. Das sehen Sie an den Arbeiten, wo letztlich schon durch das Zusammenfügen von zwei Leinwänden eine Linie entsteht. Und diese Linie zu thematisieren, mit Farbe, das ist das, was mich interessiert. Ich lege Schicht für Schicht Farben übereinander, und an den Rändern ergeben sich Frequenzen, die eigentlich die Zeit manifestieren, die man braucht, um so eine Arbeit entstehen zu lassen. Also das Thema Zeit spielt dabei eine ganz große Rolle."
Gerade in dieser Basilika gibt die Linie ein bestimmtes Thema vor. Entlang der Ausstellung verläuft am Boden ein mehr als 45 Meter langer Meridian, der um 1700 von Papst Clemens XI. in Auftrag gegeben wurde, um als Bezugspunkt für den Gregorianischen Kalender zu dienen.
„Ich glaube, dass die Linie immer Orientierung gibt. Ganz gleich, ob sie nun in den Boden eingelassen ist, ob es nun eine Wegeführung ist, ob sie Zeit dokumentiert oder den Jahresrhythmus wie hier oder ob sie eine Schichtung gibt, ob sie horizontal ist oder vertikal, das sind ganz grundlegende Unterschiede. Und da ist die Linie selber die Linie, und nicht letztlich etwas Beschreibendes."
An diesem Mittwoch treffen die bayerischen Künstler im Rahmen der Generalaudienz den Papst. Alfred Böschl sieht in der Beziehung zwischen Kunst und Kirche ein riesengroßes Potential. Er freut sich schon auf das Treffen mit seinem berühmten Landsmann aus Marktl am Inn, dem er einen Katalog der Ausstellung übergeben wird:
„Wir als Bayern kennen ihn ja besonders gut, wir als Regensburger im Besonderen. Er stand natürlich der Kunst immer nahe. Wie weit jetzt der Papst Benedikt noch mehr für uns Künstler tun könnte, weiß ich nicht, der hat einfach keine Zeit dafür. Aber dass da noch mehr passieren könnte, das kann ich mir schon vorstellen. Die Kirche könnte davon mehr profitieren."
Die Exponate der bayerischen Künstler in der Basilika Santa Maria degli Angeli e dei Martiri an der Piazza della Repubblica in der Nähe des Bahnhofs Termini kann noch bis zum 15. Mai 2011 besucht werden. Geöffnet ist die Kirche an allen Tagen in der Zeit von 7 bis 18 Uhr. (rv)

Pakistan: Muslim vernichtet Heilige Bibel in der Kathedrale

Christen sollten sich nicht von der provokanten Geste eines Muslims irritieren lassen, der vorsätzlich eine Bibel zerriss. Dazu ermuntert die Erzdiözese Lahore. Vor einigen Tagen hatte ein Mann während einer Messe in der Kathedrale ein Exemplar der Heiligen Schrift vernichtet. Der Muslim wollte sich damit offenbar für die Koranverbrennung durch einen Pastor in den USA vor einigen Wochen rächen. Der Täter wurde noch in der Kathedrale festgenommen. Die Erzdiözese möchte keine Anzeige nach dem Blasphemiegesetz gegen ihn erstatten, weil das „nur neue Probleme schaffen würde", erklärte der emeritierte Erzbischof von Lahore und Vorsitzende der pakistanischen Bischofskonferenz, Lawrence Saldanha. die Koranverbrennung in den USA hatte zu Attacken auf Kirchen in Pakistan geführt, im benachbarten Afghanistan starben 24 Menschen bei Angriffen aufgebrachter Muslime. (rv)

Seliger Johannes Paul: Gedenktag 22. Oktober

Der 22. Oktober wird Gedenktag des bald seligen Papstes Johannes Paul II. Das geht aus einem Erlass der vatikanischen Gottesdienstkongregation hervor, in dem weitere Details zur künftigen Verehrung des Seligen festgelegt sind.
Der 22. Oktober ist mit dem Amtsantritt Johannes Paul II. verbunden, der sein Pontifikat am 22. Oktober 1978 begann. Der neue Gedenktag gilt vorerst nur für die Diözese Rom und die polnischen Bistümer. Grund dafür ist die Festlegung des Kirchenrechts, die für Selige eine ausschließlich lokale Verehrung vorsieht, im Gegensatz zu Heiligen, deren Andenken die gesamte Kirche begeht. Andere Bischofskonferenzen, Bistümer oder Orden, die Johannes Paul II. in ihren Festkalender aufnehmen wollen, können dies tun, müssen es aber davor bei der Gottesdienstkongregation beantragen.
Auch Kirchen dürfen dem neuen Seligen künftig geweiht werden, so das vatikanische Dekret. Hat die Diözese bereits die Einschreibung des Seligen in ihren Kalender beantragt, bedarf es hierzu keiner eigenen Genehmigung des Vatikans. Der Erlass der Gottesdienstkongregation erlaubt es den Pfarreien im Lauf des Jahres nach der Seligsprechung außerdem, eine Dankmesse dafür zu feiern.
In dem Erlass der Gottesdienstkongregation wurde auch das entsprechende Tagesgebet veröffentlicht, das in seiner deutschen Fassung folgendermaßen lautet:
„Gott, du bist reich an Erbarmen und hast den seligen Papst Johannes Paul II. zur Leitung deiner ganzen Kirche bestellt; gib, dass wir, durch seine Lehre geführt, unsere Herzen vertrauensvoll öffnen für die heilbringende Gnade Christi, des einzigen Erlösers der Menschheit. Der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit." (rv)

Italien: Kardinal Sebastiani feierte 80. Geburtstag

Der italienische Kardinal Sebastiani feierte am 11. April seinen 80. Geburtstag. Das Kardinalskollegium sinkt somit auf 115 wahlberechtigte Kardinäle in einem künftigen Konklave. Sebastiani gehört nun zum Kreis der nichtwahlberechtigten Kardinäle. Das gesamte Kardinalskollegium besteht derzeit aus 200 Eminenzen. (vh)

Vatikan/Belgien: Bischof hat Belgien auf Wunsch des Vatikan verlassen

Der im vergangenen Jahr wegen Kindesmissbrauchs zurückgetretene Bischof Roger Vangheluwe hat Belgien auf Wunsch des Vatikan verlassen. Aus einer Pressemitteilung der Vatikanbotschaft in Brüssel geht hervor, dass sich der frühere Bischof von Brügge auf Anweisung der Glaubenskongregation einer spirituellen und psychologischen Behandlung unterziehen werde. Weiter heißt es in der Mitteilung, dass der Bischof seit seinem Rücktritt an verschieden Orten ohne festen Wohnsitz gelebt habe. Hintergrund sind Meldungen in der flämischen Presse, nach denen Gruppen von Personen auf der Suche nach dem Bischof seien und dieser angeblich Zuflucht in der Nuntiatur gefunden habe. Wohin sich der Bischof begeben hat, wurde nicht mitgeteilt. (rv)

Vatikan: Transferierung vonPapst Innozenz XI.

Die sterbliche Hülle von Papst Innozenz XI. ist am vergangenen Freitagabend im Petersdom umgebettet worden. In Begleitung von liturgischen Gesängen wurden die Gebeine des seligen Papstes von der Kapelle des heiligen Sebastian zu seiner neuen Grablege im linken Seitenschiff von Sankt Peter unter dem Altar der Verklärung gebracht. Den Ritus zelebrierte Kardinal Angelo Comastri zusammen mit einigen Bischöfen und Mitgliedern der Dombauhütte. Zum Abschluss wurde die Umbettung durch eine Unterschrift notariell bestätigt. Innozenz macht gewissermaßen Platz für einen weiteren seligen Papst: Nach der Seligsprechung am 1. Mai sollen in der Sebastianskapelle die sterblichen Überreste von Johannes Paul II. ihre letzte Ruhestätte finden. Die Renovierungsarbeiten in der Kapelle, die am Eingang von St. Peter im rechten Seitenschiff liegt, sind in der vergangenen Woche beendet worden. (rv)

Seligsprechung: Von Wundern und viel Arbeit

„Er hat mir einmal am Gründonnerstag die Füße gewaschen. Das war eine wirklich ganz starke Erfahrung für mich. Ich erinnere mich an die Authentizität dieser Geste – es war nicht einfach nur ein Ritual, sondern ein wahrer Akt der Liebe und der Demut: er kniete sich hin, so wie Jesus es mit seinen Jüngern tat."
Dies ist Slawomir Oders stärkste Erinnerung an Johannes Paul II., der am ersten Mai vom Papst persönlich ins Buch der Seligen geschrieben wird. Dabei könnte der polnische Priester tagelang über große Taten seines Landsmannes erzählen, die in die Geschichte eingingen: Vom Einsatz Johannes Pauls II. für Demokratisierung im noch kommunistischen Polen und beim Fall des Eisernen Vorhangs bis hin zu bahnbrechenden Gesten wie dem kirchlichen Schuldgeständnis „mea culpa" oder dem Aufruf zu Frieden, Verständigung und interreligiösem Dialog. Als Postulator im Seligsprechungsverfahren hat Monsignor Oder Leben und Wirken von Papst Johannes Paul II. gründlich untersucht. Er hat mit tausenden Personen gesprochen, die Karol Wojtyla als Menschen, Papst und Zeitzeugen kannten.
„Sicher geht es hier um einen Giganten, um eine Persönlichkeit, die die zweite Hälfte und das Ende des 20. Jahrhunderts gezeichnet hat. Deshalb musste man ja auch ein akkurates Studium vornehmen. Viele Fragen zu seinem Leben sind nach wie vor unbeantwortet. Doch was man betonen sollte: ein Seligsprechungsprozess ist kein Prozess, bei dem politische oder strategische Entscheidungen beurteilt werden. Es geht um das Innerste des Menschen, um seine innersten Antriebe. Wir haben praktisch eine spirituelle Fotografie dieses Papstes gemacht, sind den Beweggründen seiner Entscheidungen auf den Grund gegangen, jenseits geschichtlicher Konsequenzen. Und da war dann ganz klar seine Liebe zu Gott."
Selig in Rekordzeit
Johannes Paul II. war gerade erst verstorben, als viele seiner Anhänger ihn schon heilig sehen wollten – „Santo subito", so das Stichwort. Die Uhren im Vatikan ticken langsam, doch im Fall Karol Wojtyla wurde ein Rekord vorgelegt: Benedikt XVI. verkürzte die Wartefrist für das Verfahren von den üblichen fünf Jahren auf nur drei Monate. Und er wird die Seligsprechung am 1. Mai persönlich vornehmen, was er nicht immer tut. Lag ihm sein Vorgänger besonders am Herzen? Dazu Oder:
„Jeder musste die tiefe persönliche Verbindung zwischen beiden bemerken, wenn Benedikt über Johannes Paul sprach. Dieses Band besteht auch heute. Benedikt XVI. konnte in dem Seligsprechungsverfahren ja kein Zeuge sein, denn er ist Papst. Aber wenn er gekonnt hätte, wäre er ein wichtiger Zeuge gewesen: Er hat ja mehr als 25 Jahre mit Johannes Paul II. zusammengearbeitet, hatte täglich mit ihm zu tun. Uns sagte Benedikt XVI. – und das ist zum Motto des ganzen Seligsprechungsverfahrens geworden: Beeilt euch und macht es gut!"
Einfach habe man es sich im Seligsprechungsprozess aber nicht gemacht, betont der Kirchenrechtler. Schließlich mussten in dem langwierigen Prüfungsverfahren nach dem Regelwerk „Divinus perfectionis magister" auch Zweifel aus dem Weg geräumt werden. Zum Beispiel was das durch Johannes Paul erwirkte Wunder betraf, das wie der „Ruf nach Heiligkeit" notwendiger Bestandteil eines Seligsprechungsverfahrens ist und wissenschaftlich und theologisch nachgewiesen werden muss.
„Es passierte in der Nacht zum dritten Juni 2005. Morgens konnte ich noch kaum noch laufen und wollte meine Arbeit absagen. Schwester Marie hat mich dann überzeugt, es zu versuchen. Sie sagte: Versuche zu schreiben. Und ich schrieb langsam, aber lesbar: "Gott" auf ein Stück Papier. Abends ging ich zu Bett und konnte, anders als sonst, ruhig schlafen. Am nächsten Morgen fühlte ich mich glücklich und spürte einen großen Frieden in mir. Ich war überrascht, dass ich meinen Körper besser bewegen konnte. In der Morgenmesse, bei der Eucharistie, begriff ich dann: Ich bin geheilt."
Sie war das „Quentchen an der Waage": Die Heilung der französischen Ordensfrau Marie Simon-Pierre ereignete sich genau einen Monat nach dem Tod des polnischen Papstes. Die an Parkinson erkrankte Schwester wurde auf Fürsprache von Papst Johannes Paul II. geheilt, urteilt der Vatikans im Januar 2011 – nach einer langen Phase der Überprüfung durch Ärzte, Theologen und Experten, die die Grenze zwischen Vernunft und Glauben ausloteten. Monsignor Oder:
„Der Postulator hat in einer ersten Phase die Aufgabe, eine Dokumentation zu dem möglichen Wunder zu erstellen und den Fall dann den Ärzten anzuvertrauen. Die Ärzte müssen bestätigen, dass die anfängliche Diagnose, also in dem Fall Parkinson, stimmte und dann, ob sie sich radikal verändert hat. Erst wenn sie also nicht mehr wissenschaftlich erklären können, was umgehend und irreversibel passiert ist, übernehmen die Theologen die Untersuchung des Falls. Sie studieren die Verbindung zwischen der Bitte um Fürsprache des Seligsprechungs-Kandidaten und der erfolgten Wirkung, also dem Wunder."
Als Ärzte und Kirchenleute noch ihre Arbeit taten, stellten die Medien das mögliche Wunder an der Ordensfrau Marie Simon-Pierre schon in Frage: Ist die Frau wirklich geheilt? Und wenn es überhaupt kein Parkinson war? Angesichts dieser Spekulationen sei es mehr als verständlich, dass sich die Frau aus den Öffentlichkeit zurückgezogen habe, so Monsignor Oder:
„Im Fall von Simon-Pierre gab es keine Spur von Geltungssucht. Die Schwester hat diese ganze Geschichte, die in menschlicher Hinsicht bewegend und persönlich ist, aus einer Sicht des Glaubens gelebt. Was mich von Anfang an bei dieser Frau beeindruckt hat, war ihre absolute Bescheidenheit. 12.38 Oft habe ich Briefe und Hinweise zu Wundern bekommen, wo man einfach spürte, dass der tatsächliche Protagonist des Schreibens nicht Gott oder ein Diener Gottes war, aber die geheilte Person. Simon-Pierre war ein Instrument Gottes, sie wollte verschwinden, um Platz für dem Ruhm Gottes zu lassen."
Mit der endgültigen Bestätigung des Wunders durch die vatikanische Selig- und Heiligsprechungskongregation war der Weg für die Seligsprechung von Johannes Paul II. frei. Nach fünf bis sechs Jahren intensiver Arbeit sieht Monsignor Oder damit seine Mission für die Weltkirche erfüllt.
„Jede Seligsprechung ist ein Moment erneuerter Gnade und göttlicher Anwesenheit. Selige und Heilige geben uns Hoffnung und Scham, denn sie sind ein Konfrontationspunkt und lassen uns verstehen, was es in unserem Leben noch zu verbessern gibt. Und sie lassen uns verstehen, dass mit Gottes Gnade viel zu erreichen ist."
Auch bald heilig?
Auf der Suche Wundern werden auch die zahlreichen Briefe durchforstet, die Gläubige an den verstorbenen Papst Johannes Paul II. schreiben. Bis heute werden vor dem Grab von Benedikts Vorgänger in der Gruft der Petersbasilika Berge solcher Briefe aufgelesen. Das wird wohl so auch weitergehen, wenn Papst Johannes Paul II. nach seiner Seligsprechung in die Sebastianskapelle des Petersdoms umgebettet wird. Vorsortiert und gelesen werden die Briefe im apostolischen Vikariat der Diözese Rom neben der Basilika San Giovanni. Angelo Vignola hilft als Freiwilliger zwei Mal die Woche dabei aus:
„Johannes Paul war ein großer Papst, er hat die Grenzen der Geschichte gesprengt. Und das setzt sich heute fort: Die Menschen hängen sehr an ihm. Das zeigen all die Briefe hier aus aller Welt. Wir sortieren sie nach Gebetsthemen, es gibt auch Kinderzeichnungen, die kommen dann zum Beispiel in das Büchlein zur Seligsprechung rein. Wenn von Heilungen oder Wundern die Rede, legen wir sie beiseite."
Die seien aber derzeit nicht wirklich in Sicht, zumindest nicht zwischen den Zeilen der Briefe, bedauert Briefsortierer Vignola. Für die Heiligsprechung von Johannes Paul II. muss ja nach den Regeln des Heiligsprechungsverfahrens ein neues Wunder gefunden, untersucht und bestätigt werden. Postulator Oder verrät zum Thema nur so viel:
„Ich muss sagen, dass sich in dieser letzten Zeit die Meldungen über mögliche Wunder durch Fürsprache von Johannes Paul II. vervielfacht haben, es scheint da einen neuen Nährboden zu geben. Aber die Ziele des Prozesses betreffend verlangt die Kirche ja, dass das für die Heiligsprechung gültige Wunder nach der Seligsprechung passieren muss, deshalb kann ich derzeit noch ruhig schlafen!"
Ladies first"
Wieder ruhig bzw. schmerzfrei schlafen kann im Übrigen auch der römische Frisör Giovanni Vecchio. Der ehemalige Gastarbeiter ist fest davon überzeugt, dass er die Heilung seiner Bandscheiben Papst Johannes Paul II. zu verdanken hat. Schließlich hatte er diesen einige Male rasiert, als er noch Kardinal war. Nämlich im Jahr 1976 und 1977, als der heute 62-Jährige Frisör noch in einer Barbierstube in Vatikannähe arbeitete.
„Ich war auch auf dem Petersplatz, als Wojtyla am 16. Oktober 1976 zum Papst gewählt wurde. Und natürlich am Todestag und bei seiner Beerdigung. Ich habe alle Stationen seines Lebens hautnah miterlebt."
In Punkto „amtliches Wunder" hat ihm das allerdings nicht geholfen. Da hieß es am Ende doch „Ladies first". Von Enttäuschung darüber ist bei Giovanni Vecchio aber nichts zu spüren:
„Aber nein, ich freue mich trotzdem. Dieser französischen Schwester ging es doch viel schlechter als mir. Ich habe ihren Fall natürlich verfolgt – wenn man da einmal mit anfängt mit den Wundern, kann man ja nicht mehr ohne. Mein Wunder ist für mich natürlich am wichtigsten. Aber wenn es eines gibt, das noch wichtiger ist, kann man da eben nichts machen…"
Zugegeben: Wenn ausgerechnet der Papst, der das Sowjetimperium zum Wanken gebracht haben soll, diesem Frisör einen heiligen Schein verpassen würde, wäre das schon irgendwie verwunderlich: Vecchio ist nämlich bis heute überzeugter Kommunist. (rv)