Synoden-Telegramm: Von der Heiligen Schrift bis zu den Frauen in der Kirche

In welchen Formen kann Glaube vermittelt werden? Was heißt Neuevangelisierung in Asien? Welche Rolle spielen Frauen in der katholischen Kirche? Und wie kann Neuevangelisierung im ökologischen Bereich aussehen? Um diese Fragen ging es unter anderem auf der Sitzung der Synodenväter am Dienstagnachmittag im Vatikan.

Seit dem Postsynodalen Schreiben „Verbum Domini" erfreut sich die „Lectio Divina", die betende Meditation über Bibeltexte, unter Gläubigen immer größerer Beliebtheit. Darüber informierte der Präfekt der Bischofskongregation auf der Sitzung der Synodenväter am Dienstagnachmittag. Die Begegnung mit Gott in der Heiligen Schrift werde zudem in vielen Diözesen und Gemeinschaften durch Bibelanimationen, Bibellesungen oder Bibel-Mottojahre gefördert, lobte der kanadische Kardinal Marc Ouellet. Das Postsynodale Schreiben „Verbum Domini", in dem der Papst zur Glaubensvertiefung durch das regelmäßige Lesen der Heiligen Schrift propagiert, sei bis heute massenhaft verbreitet worden. „Verbum Domini" ist Frucht der Bischofssynode von 2008.

Neuevangelisierung in Asien heißt auch Lossagen von materiellem Besitzstreben und Rückbesinnung auf die Kraft des Glaubens. Daran hat mit Blick auf Armut und Materialismus in Bangladesch der Bischof von Rajshahi, Gervas Rozario, erinnert. „Die negative Bedeutung der Armut, wie sie von den Menschen in Asien erfahren wird, ist vor allem Ergebnis der unersättlichen Gier einiger Reicher und Mächtiger." Einfachheit, Demut, Glück und Solidarität hätten damit wenig zu tun, so der Geistliche. In dieser Botschaft liege eine Chance für Neuevangelisierung in Asien.

Zur Neuevangelisierung gehört auch eine gute Ausbildung des Klerus und der Laien. Darauf machte der Erzbischof von Paris, André Vingt-Trois, in seinem Redebeitrag aufmerksam. Es brauche nicht nur eine Bezeugung des Glaubens, sondern auch eine „Pädagogik der Kultur". Die säkulare Gesellschaft sei medial durchwirkt und zunehmend durch Emotionalität und nur augenblickliche Eindrücke bestimmt.

Der Grund, warum die katholische Kirche die Weihe von Frauen in das Priesteramt ausschließt, liegt im Lehramt. Die Kirche zweifelt nicht an den Fähigkeiten der Frauen, die ja numerisch innerhalb der Kirche insgesamt zwei Drittel ausmachen. Auch das haben die Synodenväter bei ihrer Sitzung am Dienstagnachmittag betont. Zugleich machten sie deutlich, dass eine Neuevangelisierung ohne Frauen in der katholischen Kirche, die sich anerkannt und ausgefüllt fühlen, gar nicht möglich sei.

Weiteres Thema am Dienstagnachmittag im Vatikan: Neuevangelisierung im ökologischen Bereich, will heißen die Erziehung zum Schutz der Schöpfung. Hier spielten die Kirchengemeinden eine große Rolle, sie sollten sich mit Blick auf einen Dialog zwischen Glauben und Kultur stärker vernetzen und im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit aktiv sein.

Am Mittwochabend wird auf der Bischofssynode zur Neuevangelisierung im Vatikan der anglikanische Primas von Canterbury, Erzbischof Rowan Williams, zu Wort kommen. (rv)

Vatikan: Bibelexperten beraten

„Inspiration und Wahrheit der Bibel" – über dieses Thema wird die Päpstliche Bibelkommission Anfang Mai im Vatikan beraten. Im Beisein von Kurienkardinal William Levada wird der Jesuit Klemens Stock, Generalsekretär der Kommission, die Gespräche vom 2. bis 6. Mai leiten. Mit dem Thema „Inspiration und Wahrheit der Bibel" hatten sich die Mitglieder der erlauchten Runde schon früher einmal beschäftigt. Im vergangenen Herbst ist zum Thema Bibel ein vatikanisches Grundlagendokument erschienen: Es heißt „Verbum Domini" und fasst die Beratungen einer Bischofssondersynode zum Thema Bibel aus der Sicht von Papst Benedikt XVI. zusammen. (rv)

Vatikan: Wichtiges Dokument zur Bibel veröffentlicht

Der Vatikan hat heute das Päpstliche Schreiben veröffentlicht, das Benedikt XVI. auf der Grundlage der Ergebnisse der Bischofssynode aus dem Jahr 2008 zum Thema Bibel verfasste. Das so genannte nachsynodale Schreiben ist 200 Seiten lang und trägt den Titel „Verbum Domini". In dem Schlüsseldokument fordert der Papst die Gläubigen auf, sich wieder auf die zentrale Rolle der Heilige Schrift für das kirchliche Leben zu besinnen. Über die Interpretation der Bibel heißt es darin:
 „Es ist ein grundlegendes Kriterium der Bibelhermeneutik, dass das Leben der Kirche der ursprüngliche Ort der Schriftauslegung ist. Dies verweist auf den kirchlichen Bezug nicht als äußeres Kriterium, dem die Exegeten sich beugen müssen, sondern es ist ein Erfordernis, das in der Schrift selbst und in der Weise, wie sie sich im Laufe der Zeit herausgebildet hat, liegt. Das richtige Verständnis des biblischen Textes ist nur dem zugänglich, der eine lebendige Beziehung zu dem hat, wovon der Text spricht.
Natürlich muß der Nutzen anerkannt werden, der dem Leben der Kirche aus der historischkritischen Exegese und den anderen Methoden der Textanalyse, die in jüngerer Zeit entwickelt wurden, erwachsen ist. Für die katholische Sichtweise der Heiligen Schrift ist die Berücksichtigung dieser Methoden unverzichtbar. Ein wichtiger Beitrag zur Wiedererlangung einer angemessenen Schrifthermeneutik ergibt sich aus dem erneuten Hören auf die Kirchenväter und ihren exegetischen Ansatz."
In dem nachsynodalen Schreiben betont der Papst im Hinblick auf die gemeinsame Geschichte die Bedeutung des Dialogs mit dem Judentum:
„Papst Johannes Paul II. hat zu den Juden gesagt: Ihr seid »unsere „bevorzugten Brüder". Natürlich bedeuten diese Worte keine Absage an den Bruch, von dem das Neue Testament in bezug auf die Institutionen des Alten Testaments spricht, und erst recht nicht an die Erfüllung der Schriften im Geheimnis Jesu Christi, der als Messias und Sohn Gottes erkannt wird. Dieser tiefe und radikale Unterschied beinhaltet jedoch keineswegs eine gegenseitige Feindschaft. Das Beispiel des hl. Paulus zeigt im Gegenteil, daß eine Haltung des Respekts, der Hochschätzung und der Liebe gegenüber dem jüdischen Volk … die einzige wirklich christliche Haltung in einer heilsgeschichtlichen Situation [ist], die in geheimnisvoller Weise Teil des ganz positiven Heilsplans Gottes ist. Wir nähren uns aus denselben spirituellen Wurzeln. Wir begegnen einander als Brüder – Brüder, die in gewissen Augenblicken ihrer Geschichte ein gespanntes Verhältnis zueinander hatten, sich aber jetzt fest entschlossen darum bemühen, Brücken beständiger Freundschaft zu bauen. Ich möchte noch einmal bekräftigen, wie wertvoll für die Kirche der Dialog mit den Juden ist."
Das Schreiben „Verbum Dei" demonstriert darüber hinaus, wie wichtig Benedikt der Dialog mit anderen Kirchen ist. Dabei warnt er jedoch vor Gesten der Einheit, die theologisch nicht untermauert sind:
„Mit Blick auf die Ökumene sind wir überzeugt, daß das gemeinsame Hören und Meditieren der Schrift uns eine reale, wenn auch noch nicht volle Gemeinschaft leben läßt. Es ist daher gut, unter Wahrung der geltenden Normen und der verschiedenen Traditionen die ökumenischen Wortgottesdienste zu vermehren. Diese liturgischen Feiern nutzen der Ökumene. Es muß jedoch darauf geachtet werden, daß sie den Gläubigen nicht als Ersatz für die Teilnahme an der Heiligen Messe angeboten werden."
Das Thema Dialog in der Kirche kann heute nicht mehr ohne einen Blick auf das Gespräch mit dem Islam gedacht werden. Das zeigen Passagen des Papstbriefs zur Bibelsynode, in denen er die Richtung für künftige Dialogbemühungen vorgibt:
„Wir anerkennen, dass in der Überlieferung des Islam viele biblische Gestalten, Symbole und Themen vorhanden sind. Ich wünsche, dass die vor vielen Jahren geknüpften vertrauensvollen Beziehungen zwischen Christen und Muslimen fortbestehen und sich in einem Geist des aufrichtigen und respektvollen Dialogs weiterentwickeln. Die Synode hat den Wunsch geäußert, dass in diesem Dialog die Achtung vor dem Leben als Grundwert, die unveräußerlichen Rechte des Mannes und der Frau und ihre gleiche Würde vertieft werden mögen. Unter Berücksichtigung der Unterscheidung zwischen sozio-politischer Ordnung und religiöser Ordnung müssen die Religionen ihren Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Ein Dialog der Religionen untereinander wäre nicht fruchtbar, wenn er nicht auch die wahre Achtung jedes Menschen einschließen würde, damit dieser seine Religion frei ausüben kann. Achtung und Dialog verlangen Gegenseitigkeit in allen
Bereichen, vor allem was die Grundfreiheiten, und ganz speziell die Religionsfreiheit, betrifft." (rv)