Vietnam: „Zuerst waren die Bischöfe perplex“

Zum ersten Mal seit 1975 hält sich wieder ein offizieller diplomatischer Vertreter des Vatikans in Vietnam auf: Erzbischof Leopoldo Girelli, im „Hauptberuf" Päpstlicher Nuntius in Singapur, ist nicht-residierender Repräsentant des Heiligen Stuhls in Vietnam. In diesen Tagen nimmt er an Beratungen der vietnamesischen Bischofskonferenz teil. Seine Mission war vom Papst an Neujahr angekündigt worden – ein Schritt auf dem steinigen Weg hin zu diplomatischen Beziehungen zwischen Papst-Staat und Volksrepublik. Der französische Pater Jean Mais von der kirchlichen Nachrichtenagentur „Eglises d`Asie" hat lange in Vietnam gelebt. Er sagt auf die Frage, ob Girellis Vietnam-Visite ein historisches Ereignis ist:
„Für den Moment ist das eine Etappe. Ob das ein historisches Ereignis ist, wird sich erst noch herausstellen. Als der Heilige Stuhl und Vietnam einen nicht-residierenden Vertreter des Vatikans für Vietnam angekündigt haben, war die Kirche im Land davon überrascht und wusste nicht, worauf das hinauslaufen würde. Als der Vertreter in der Karwoche dann in Hanoi eintraf, waren die Bischöfe immer noch etwas perplex. In einem Interview für „Radio Free Asia" sagten zwei Bischöfe, sie wüssten nicht, welche Mission genau er habe und was das überhaupt bedeute: ein nicht-residierender Vertreter. Allmählich setzt sich aber das Gefühl durch, dass das vielleicht etwas Historisches ist. Auch wenn man in der Presse wenig davon gesprochen hat, hat er doch schon kurz nach seiner Ankunft Spitzenvertreter des Staates getroffen und Gespräche im Außenministerium geführt. Und es lässt aufhorchen, dass er in Saigon an der Frühjahrsvollversammlung der vietnamesischen Bischofskonferenz teilnimmt: Da hat er mehrmals das Wort ergriffen und sehr klar erkennen lassen, dass er seine Rolle ernstnimmt. Vor allem hat er den Bischöfen auch genau erklärt, welchen Status er hat!" (rv)

Johannes Paul II.: Elfte Seligsprechung eines Papstes in 300 Jahren

 Johannes Paul II. ist erst der elfte Papst, der in den vergangenen 300 Jahren selig gesprochen wird. Im selben Zeitraum sind überhaupt lediglich zwei Päpste heilig gesprochen worden, und zwar Pius V. und Pius X.. Während seines Pontifikats hat Johannes Paul II. selbst zwei Päpste selig gesprochen, und zwar Pius IX. und Johannes XXIII. Damals, am 3. September 2000, hatte es seit 44 Jahren keine Seligsprechung eines Nachfolgers Petri mehr gegeben. An diesem ersten Mai wird zum ersten Mal ein Papst seinen Vorgänger selig sprechen. (rv)

Vatikan: Hommage an Johannes Paul II. mit Internetseite

Zur Seligsprechung von Johannes Paul II. hat der Vatikan eine eigene Webseite erstellt: Die Seite ist eine Hommage an Papst Johannes Paul II. und lässt einige der bedeutendsten Momente des Lebens und Pontifikats des polnischen Papstes Revue passieren. Man wolle vor allem die Bilder sprechen lassen, heißt es in einer Pressemeldung des Vatikans von diesem Freitag. Demnach sind auf der Seite 500 mit Bildunterschriften versehene Fotos und 30 Videos zu sehen, die nach Kategorien wie Papstwahl, Jugend, Jubiläum, Attentat usw. organisiert sind. Die den Pontifikatsjahren gewidmete Sektion besteht ausschließlich aus Videos. Eine der Sektionen ist den Gebeten Papst Wojtylas gewidmet. Dank der auf der Webseite verfügbaren Live-Streams können die Pilger die gesamten Seligsprechungsfeierlichkeiten live miterleben. Zudem eigne sich die Seite für jede Art von Technologie, heißt es – PC, Laptop, mobile Geräte, Smartphone, iPhone und iPad – so dass die Pilger überall und mit jedem Gerät auf die Seite zugreifen können. Beteiligt an dem Projekt sind neben dem Vatikanischen Internetbüro und der Direktion für Telekommunikation die Vatikanzeitung „L‘Osservatore Romano", Radio Vatikan, das Vatikanische Fernsehzentrum, das Amt für die Liturgischen Feiern des Papstes, die Vatikanische Verlagsbuchhandlung, das Presseamt des Heiligen Stuhls und der Päpstliche Rat für die sozialen Kommunikationsmittel, das Römische Pilgerwerk und die Kongregation für die Evangelisierung der Völker. (rv)

Vatikan: Sterbliche Hülle Johannes Pauls II. ausgebettet

Die sterbliche Hülle Papst Johannes Pauls II. ist an diesem Freitagmorgen aus der Päpstlichen Gruft unter dem Petersdom ausgebettet worden. Nach der Öffnung des Grabes hat Kardinal Angelo Comastri ein kurzes Gebet gehalten und zu den liturgischen Gesängen angestimmt. Während der Gesänge ist der Schrein zum Grab des Apostels Petrus gebracht und dort mit einem goldenen Grabtuch verhüllt worden. An der Zeremonie haben unter anderem auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, Kardinal Giovanni Lajolo und der Erzbischof von Krakau, Kardinal Stanislao Dziwisz, teilgenommen. Der Schrein mit den sterblichen Überresten von Johannes Paul II. wird am Sonntagmorgen vor dem Hauptaltar zu seinem Gedenken für alle Gläubigen nach der Seligsprechung zugänglich sein. Bis dahin sind keine Besuche in den Päpstlichen Gruften möglich. Der Sarg, in dem Johannes Paul bestattet wurde, besteht aus einem Holzsarg, der mit einer Hülle aus Blei versiegelt ist. Die äußere Hülle ist wieder aus Holz gefertigt und in einem guten Zustand, weist aber auch schon einige Zeichen der Zeit auf. Der Marmorsarkophag, in dem der Sarg des Papstes bisher aufgebahrt war, wird in eine Kirche nach Krakau gebracht, die nach dem künftigen Seligen benannt ist. Die letzte Ruhestätte wird Johannes Paul II. voraussichtlich am Abend des 2. Mai unter dem Altar der neu restaurierten Kapelle des Heiligen Sebastian im zweiten rechten Seitenschiff des Petersdoms finden. (rv)

Vatikan: Radio hat Zukunft!

Der europäische Rundfunk tagt, und zwar zum 80. Geburtstag von Radio Vatikan in diesem Jahr in Rom. Seit gestern findet im Päpstlichen Medienrat die jährliche Versammlung der EBU statt, der European Broadcasting Union.
Die öffentlich-rechtlichen Radiosender tagen einmal im Jahr, um gemeinsame Probleme und Herausforderungen zu besprechen, in den letzten Jahren vermehrt auch zu den neuen Medien. Darauf nahm in seiner Ansprache am Donnerstagabend auch der Präsident des Medienrates, Erzbischof Claudio Celli, Bezug:
„Mir ist sofort aufgefallen, wie sehr Ihre Themen mit unseren Themen im päpstlichen Medienrat übereinstimmen. In den letzten Jahren haben wir gemeinsam mit Journalisten und Medienfachleuten die Möglichkeiten und Herausforderungen untersucht, die die radikalen Änderungen in der Welt der Kommunikation uns stellen. Radio war lange Zeit ein Schlüsselmedium im Leben der Kirche. Radio hat auch im Kontext der außergewöhnlichen Entwicklungen der neuen Medien heute eine aufregende Zukunft."
Das Potential des Rundfunks werde erst jetzt wirklich sichtbar, so Celli, da ohne die Begrenzungen von Zeit und Raum alle Menschen erreicht werden können, ohne dass diese ihre Aufmerksamkeit ausschließlich auf das Medium richten müssten. Wie beim Autofahren könne man immer hören, der unschlagbare Vorteil dieses Mediums.
Weiter ging der Erzbischof auf die Bedeutung ein, die die Massenmedien heute hätten – sowohl in den Augen der Kirche als auch in den Augen ihrer Macher. Medien helfen der Gesellschaft durch das Vermehren und den Respekt vor Freiheit, im Dialog und im Übernehmen von Verantwortung, so Celli. Öffentlicher Rundfunk müsse hier den höchsten Ansprüchen genügen: Wenn die Medien das Denken fehlleiten, dann wird die Öffentlichkeit vergiftet.
„Visuelle und elektronische – also die dominierenden – Medien brauchen eine bestimmte Art des Inhalts. Sie leben von Kürze, Geschwindigkeit, Wandel, Dringlichkeit, Verschiedenheit und Gefühl. Denken braucht aber das Gegenteil. Denken braucht Zeit. Denken braucht Stille und die Methode der Logik. Radio kann – wenn es gut gemacht ist – Nachdenken und Reflexion stimulieren, Debatten stärken, informieren und bilden."
Wenn die Kirche kommuniziere, werde sie Wort und Botschaft. Ohne Dialog gehe das nicht, zitiert Celli Papst Benedikt. Die Kirche könne und wolle sich dieser Welt nicht entziehen. Andere Kulturen sollten die Kirche bereichern, genauso wie die Kirche der Welt all das anbietet, was ihr geschenkt sei. Radio sei immer noch und bleibe ein hervorragendes Medium dazu. (rv)

Die Schritte vom Seligen zum Heiligen

Der Vatikan blickt überden 1. Mai hinaus: Nach der Seligsprechung Johannes Paul II. wird der Prozess für eine mögliche Heiligsprechung des Papstes anlaufen. Wie lange dieser Schritt in Anspruch nehmen wird, kann der Vatikan-Verantwortliche für Selig- und Heiligsprechungen nicht sagen. Dafür ist nämlich ein Wunder vonnöten. Kardinal Angelo Amato:
„Es ist da bei allen eine gewisse Dringlichkeit spürbar. Das ist positiv. Ich möchte aber hinzufügen, dass die Zeit bist zur Heiligsprechung nicht als leere Zeit des Wartens zu betrachten ist. Diese Monate und Jahre dienen dazu, die Figur des Seligen noch besser kennen zu lernen, um seinem Beispiel mit größerer Treue zu folgen. Ein Heiliger ist nicht nur jemand, den man feiert, sondern vor allem jemand, den man nachahmt."
Für die Heiligsprechung muss erst noch ein Wunder geschehen, ein Wunder, das Johannes Paul nach seiner Seligsprechung erwirkt haben muss. So sieht es das Kirchenrecht vor. Das Wunder gilt dabei als Zeichen Gottes, das der Kirche nach all ihren umfangreichen Untersuchungen zur Person und zu den Tugenden des Seligen beweist, dass der Betreffende tatsächlich im Paradies ist. Nicht in Frage kommen für die Heiligsprechung also die möglichen Wunder, die Johannes Paul in den gut sechs Jahren nach dem Tod erwirkt haben soll. Kardinal Amato zufolge waren es viele.
„Eine Seligsprechung verlangt zwei Elemente. Die fama sanctitatis, den Ruf der Heiligkeit. Und die fama signorum, den Ruf der Wundertätigkeit. Beide sind im Fall von Johannes Paul reichlich vorhanden. Die Gnaden auf Fürsprache des verstorbenen Papstes, die uns Gläubige aus der ganzen Welt angezeigt haben, sind zahllos. Eines davon war das Heilungswunder an Schwester Marie Simon-Pierre. Auch heute noch erreichen uns Zeugnisse in dieser Richtung. Die Schriftstellerin Margherita Enrico beispielsweise erzählt in ihrem neuen Buch unter anderem über die unerklärliche Heilung ihres kleinen Sohnes."
Wird nach der Seligsprechung ein mögliches Wunder angezeigt, kommt es zu einer Untersuchung auf diözesaner Ebene, ehe der Fall nach Rom geht. Dort untersucht ihn erst eine wissenschaftliche Kommission, später ein Theologenrat. Die Kardinäle und Bischöfe der Kongregation für Selig- und Heiligsprechung müssen ein positives Votum geben. Geht alles glatt, trägt der Präfekt den Fall Papst Benedikt vor, der seine Unterschrift unter das Dekret setzt und in einer eigens anberaumten Kardinalsversammlung, einem Konsistorium, einen Termin für die Heiligsprechung festlegt. (rv)