Frankreich: Blasphemisches Kunstwerk in Avignon zerstört

Unbekannte haben im südfranzösischen Avignon ein Kunstwerk zerstört, das als blasphemisch kritisiert worden war. Laut Medienberichten gingen zwei Männer in einer Galerie mit einem Hammer und einem spitzen Gegenstand auf ein Foto los. Auf dem Werk des US-Amerikaners Andres Serrano ist ein Kruzifix zu sehen, das in ein Glas mit dem Urin des Künstlers getaucht ist. Den beiden Männern gelang es, nach der Aktion die Galerie zu verlassen. Der französische Kulturminister Frederic Mitterrand verurteilte den Angriff und erklärte, Zerstörung gefährde das Grundprinzip der künstlerischen Schöpfungsfreiheit. Erzbischof Jean-Pierre Cattenoz hatte bereits im Vorfeld verlangt, das Foto aus der Ausstellung zurück zu ziehen, da Christen davon gedemütigt würden. Er erinnerte daran, dass erst vor kurzem in Frankreich das Urinieren auf den Koran mit drei Monaten Haft bestraft worden sei. Die traditionalistische Pius-Bruderschaft hatte in ihrem jüngsten Newsletter in einem langen Text über das bereits 1987 entstandene Kunstwerk polemisiert und zwei Gebetskundgebungen gegen das Werk abgehalten. (kna/rv)

Vatikan: Buchsonderausgabe des L`Osservatore Romano zur Seligsprechung Johannes Paul II.

Zur Seligsprechung Johannes Pauls II. plant die Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano" eine Sonderausgabe in Buchform. Sie wird am 1. Mai zum Preis von fünf Euro unter anderem in den Sprachen deutsch, italienisch und englisch erhältlich sein. In dem 100-Seiten dicken Werk finden sich neben dem Testament Johannes Pauls II. und der Homilie, die Kardinal Joseph Ratzinger bei den Exequien gehalten hat, auch Predigten Benedikts XVI. zum Gedenken an seinen Vorgänger. Außerdem werden darin Texte von Karol Wojtyla, Interviews, ein detaillierter Überblick über sein Leben sowie bisher noch unveröffentlichte Fotos erscheinen. (rv)

Vatikan: Programm für Papstbesuch in Kroatien steht

An diesem Montag hat der Vatikan Einzelheiten zur Papstreise nach Kroatien bekannt gegeben. Der Heilige Vater wird am 4. Juni in Zagreb erwartet, wo er sich mit dem kroatischen Präsidenten sowie dem Regierungschef treffen wird. Nach einem Besuch mit Diplomaten, Intellektuellen und Unternehmern im kroatischen Nationaltheater wird der Papst im Anschluss eine Andacht mit Jugendlichen leiten. Am nächsten Tag stehen im Hinblick auf den nationalen Tag der katholischen kroatischen Familien eine große Messe auf der Pferderennbahn und danach das Mittagessen mit den kroatischen Bischöfen am Programm. Nach einem Besuch der Residenz des Erzbischofs in Zagreb fliegt der Papst am Abend zurück nach Rom.

Hier das Programm der Papstreise nach Kroatien vom 4. bis 5. Juni (Quelle: kna)

Samstag, 4. Juni 2011

09.30 Uhr Abflug von Rom-Fiumicino nach Zagreb

11.00 Uhr Ankunft auf dem Internationalen Flughafen von
Zagreb-Pleso. Begrüßungszeremonie

12.15 Uhr Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Republik im
Präsidentenpalast von Zagreb

13.50 Uhr Audienz für die Ministerpräsidentin in der Apostolischen
Nuntiatur von Zagreb

14.00 Uhr Mittagessen mit dem Päpstlichen Gefolge in der Nuntiatur

18.15 Uhr Treffen mit Vertretern der Zivilgesellschaft aus Politik,
Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft, mit dem Diplomatischen Corps
und mit Religionsführern im Nationaltheater

19.30 Uhr Abendgebet mit Jugendlichen auf dem Ban-Jelacic-Platz von
Zagreb

Sonntag, 5. Juni 2011

10.00 Uhr Messe anlässlich des nationalen Familientags der
kroatischen Katholiken und Regina-Coeli-Gebet im Hippodrom von Zagreb

14.00 Uhr Mittagessen mit kroatischen und angereisten Bischöfen
sowie dem Päpstlichen Gefolge am neuen Sitz des Sekretariats der
Kroatischen Bischofskonferenz

16.30 Uhr Abschied von der Apostolischen Nuntiatur in Zagreb

17.00 Uhr Vespergottesdienst mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten
und Seminaristen und Gebet am Grab des seligen Alojzije Viktor
Stepinac in der Mariä-Himmelfahrts- und Stephanus-Kathedrale von
Zagreb

18.15 Uhr Besuch in der Residenz des Kardinal-Erzbischofs von Zagreb

19.15 Uhr Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen von
Zagreb-Pleso

19.45 Uhr Abflug von Zagreb nach Rom

21.15 Uhr Ankunft auf dem Flughafen Rom-Ciampino

(rv)

Benedikt XVI.: „Ich freue mich auf den Weltjugendtag in Madrid !“

Papst Benedikt XVI. beging an diesem Sonntag zugleich den diözesanen Weltjugendtag, den die katholische Kirche seit 1985 am Palmsonntag in den einzelnen Diözesen feiert. Auch in Rom waren an diesem Sonntag Jugendliche aus allen Teilen der Erde mit dabei. Sie stimmten spontan ein Geburtstagslied für den Papst an, der am vergangenen Samstag 84 Jahre geworden war. Der Papst – sichtlich erfreut – grüßte die jungen Leute auf Englisch, Spanisch, Italienisch und Polnisch und sagte ihnen:
„Ich freue mich darauf, den Weltjugendtag in diesem Sommer in Madrid mit vielen tausend jungen Leuten aus der ganzen Welt zu feiern!"
Vorgestellt wurde in Rom in dieser Woche der Welt bereits der neue Jugendkatechismus „YouCat", der als Geschenk des Papstes für die Jugendlichen gedacht ist, die dieses Jahr am Internationalen Weltjugendtag in Spanien teilnehmen. Das internationale Treffen von Madrid steht unter dem Motto „Verwurzelt in Jesus Christus und auf ihn gegründet, fest im Glauben". Veranstaltungsorte der Weltjugendtage waren Köln (2005) und Sydney (2008); die internationalen Treffen finden anders als die jährlichen Jugendtreffen auf Diözesanebene alle drei Jahre statt.
Allen Pilgern wünschte Papst Benedikt XVI. an diesem Palmsonntag eine gesegnete Karwoche, so auch den deutschsprachigen Besuchern auf dem Petersplatz:
„Von Herzen grüße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache. In der Liturgie des Palmsonntags folgt auf den Jubelruf „Hosanna" beim Einzug des Herrn in Jerusalem kurz darauf das Geschrei des „Kreuzige ihn" im Leidensbericht. Beide Haltungen liegen nahe beisammen und machen die Unbeständigkeit des menschlichen Herzens sichtbar. Bitten wir den Herrn in dieser Heiligen Woche, dass er uns in der Treue zu ihm bewahre. Dazu möge er uns die Gnade schenken, die aus seinem Tod und seiner Auferstehung kommt. Euch allen eine gesegnete Karwoche!" (rv)

Vatikan: Messe für maronitischen Patriarchen im Petersdom

Im Zeichen kirchlicher Einheit stand die Messe für den neuen maronitischen Patriarchen Bechara Rai im Petersdom an diesem Samstag. Als Zeichen der „communio" spendeten Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Orientalischen Kirchen, und der neue Patriarch sich gegenseitig die Kommunion. Kardinal Sandri ist seit dem 14. April päpstlicher Delegat zur Bestätigung der kirchlichen Gemeinschaft. Im Interview mit Radio Vatikan beschreibt er die Messe als „eine Zeremonie von sehr großer spiritueller Intensität" und wünscht der maronitischen Kirche alles Gute für die Zukunft:
„Ich wünsche der maronitischen Kirche und allen Christen des Nahen Ostens, dass sie Samen des Friedens, der Versöhnung, der Vergebung sein können – und des Dialoges mit all unseren muslimischen Freunden und Menschen außerhalb unserer Kirche, die mit uns zusammenarbeiten, um die Würde des Menschen und aller Männer und Frauen im Nahen Osten zu schützen."
Der neue maronitische Patriarch des Libanon, Bechara Rai, versicherte seinerseits, die maronitische Kirche versuche die Ziele der Bischofssondersynode zum Nahen Osten, die im vergangenen Oktober im Vatikan stattfand, zusammen mit anderen christlichen Gemeinschaften der Region und Vertretern der Zivilgesellschaft umzusetzen. (rv)

Der Papst und die Kamera – Johannes Paul II.

Ein Gespräch mit der Kommunikationswissenschaftlerin Petra Dorsch-Jungsberger.
Was von Papst Johannes Paul II. am meisten in Erinnerung bleiben wird, das sind die Fernsehbilder: Der Papst in der Öffentlichkeit, der Papst auf seinen Reisen, der Papst und die Symbolkraft dessen, was er tut.
„Sehr vieles, denke ich, ist inszeniert. Dieses Bild von Mutter Teresa und dem Papst, das ja sehr verbreitet worden ist, das ist natürlich inszeniert, weil es eine feststehende Geste ist.
Der Bodenkuss dagegen, das ist seine eigene „Erfindung". Keiner weiß, wie er darauf gekommen ist, den Bodenkuss zur Initialgeste eines jeden Besuches zu machen. An sich ist das ja eine ganz heidnische Szene. Die Geste enthält die antäische Magie; das entstammt dem Epos des Herkules, der sich als Gegener diesen Antäus ausgewählt hatte, weil er ihn um die Möglichkeit beneidete, seine körperlichen Kräfte jeweils dadurch zu aktivieren, dass er seine Mutter Gaia, die Erde, küsste. Ich habe mich immer darüber gewundert, dass er diese antäische Magie übernommen hat. Aber es ist ja sehr effektvoll, es ist ein großer Effekt.
Da schreitet jemand die Treppe in einem weißen Gewand herunter, dann ist da der rote Teppich, dann kniet er erst einmal nieder und küsst die Erde. Das ist eine sehr schöne Szene."
Sie sprechen in ihren Überlegungen zum Papst von so genannten ‚Schemabildern’, sie ab- und aufgerufen werden. Was meinen sie damit?
„Schemabilder – oder zumindest ein Teil dieser Schemabilder – sind archetypische Bilder, wie zum Beispiel die Mutter Gottes mit dem Kind oder das Abendmahl. Die Schemabilder sind daraus abgeleitet. Wenn ein weiß gekleideter Mann oben auf einer Gangway steht, dann ist auch das schon ein Schemabild.
Schemabilder sind natürlich auch die Kommunikationsbilder, wenn der Papst Kindern das Haupt streichelt, dann haben wir hier einen Archetypos: Jugend und Alter, Reife und Werden, Gegenwart und Zukunft. So lassen sich noch viele andere Bilder mit Hilfe dieser Instrumente analysieren."
Sie sprechen von Inszenieren, das ist ja auch eine Kommunikationsform, eine Art zu sprechen ohne Worte zu benutzen. Würden sie sagen, dass Johannes Paul die Bilder ganz bewusst als Kommunikation eingesetzt hat?
„Ganz bestimmt hat er das. Schon die Auswahl der Bilder spricht dafür, dass er sie auch als ein Instrument seiner Öffentlichkeitsarbeit betrachtet hatte, insofern als er sich in ganz bestimmten Bildern bei den Betrachtern vertraut machen wollte. Er wollte sympathisch erscheinen. Mit den Ski-Bildern wollte er die Brücke zum normalen Alltag eines Ski-fahrenden Menschen schaffen. Mit den Wander-Bildern wollte er die Brücke schlagen zu all denen, die auch wandern.
So entsteht eine Art sozialer Interaktion allein über die Bilder, um die Schwellen, die dazwischen liegen, zu beseitigen."
Also ist es nicht so, dass das Bild eine Oberfläche bietet, die man nicht durchdringen kann, sondern ein Beziehungsangebot, ein Gesprächsangebot.
„Genau. So sehe ich das. Vorher hatte es das ja nie gegeben. Haben Sie vorher schon einmal einen Papst in einem Ski-Outfit gesehen? Oder in Wanderkleidung?
Oder auch die Jugendbilder des Karol Wojtyla: Dieses wirklich sehr eindrucksvolle Bild, wo er als Minenarbeiter mit nacktem Oberkörper vollkommen lässig an irgendein Gerät gelehnt dasteht; nicht anders als James Dean seinerzeit, als Schema für die aufmüpfige Jugend, ein Bild, was bis heute kursiert. Ich denke, dass das Absicht war, das ist persönliche Bildpolitik gewesen. So wollte er erscheinen, so wollte er bekannt sein: Jemand, der Brücken schlägt.
Er wollte nicht, wie es in den vorhergehenden Pontifikaten überwiegend der Fall gewesen ist, von oben herab zu den Menschen sprechen, sondern er wollte ihnen das Zeichen geben, dass er sich in vieler Hinsicht auf ihrem Niveau bewegt und dass er sich mit ihnen in einen symbolischen Dialog begeben will. ‚Dialog’ war ein wichtiger Begriff, aber was darunter zu verstehen war, wurde eigentlich vom Papst bestimmt. Er bestimmte, was Dialog ist."
Einer der Grundsätze der Kommunikationswissenschaft sagt, dass das Medium schon die Botschaft ist. Gehört das auch in die Kommunikation von Johannes Paul II., dass in dem Bild, in dem Auftritt, allein schon die Botschaft liegt?
„Das Fernsehen ist in diesem Fall sicher ein großer Teil der Botschaft, weil ohne das Fernsehen diese Veranstaltungen ganz anders ausfallen würden. Mit dem Fernsehen sind die Dimensionen in jedem Fall andere. Von da her ist das, was durch das Fernsehen passiert, medienspezifisch und medienlogisch. Um auf ihre Frage zurück zu kommen würde ich auch sagen, dass das Fernsehen ein Teil der Botschaft ist. Denn ohne Fernsehen könnten sie so ein Gemeinschaftsgefühl, wie es sich ja aus den vielen Übertragungen aus den entferntesten Orten der Welt ergeben hat, gar nicht erzeugen. Man hat es genossen und man hat sich als Teil der Besucher empfunden."
Abgesehen von der Gemeinschaftsbildung: Was ist noch die Botschaft, die in den Bildern liegt?
„An erster Stelle symbolisiert er natürlich die Nachfolge Petri und den Stellvertreter Gottes auf Erden, den guten Hirten, aber natürlich auch den Lehrer. Er ist viele Rollen in einer Person. Je nach Situation wird dann die eine oder die andere Rolle verstärkt. Manchmal gibt es auch Rollen, die sich verbinden, zum Beispiel bei kirchlichen Gesten.
Man kann den transzendenten Hintergrund dieser Bilder, wenn man katholisch ist, wenn man gläubig ist, gar nicht beiseite schieben."
Der Vatikan funktioniert ja schon seit Jahrhunderten durch die Wiederholung des Immergleichen, Johannes Paul hat seine Akzente aber unter anderem dadurch gesetzt, dass er sich nicht daran gehalten hat. Beginnend mit der Ansprache nach dem ersten Segen vom Balkon von Sankt Peter, wo er von „unserer gemeinsamen italienischen Sprache" redet und die Worte „habt keine Angst" findet. Er hält sich nicht an die Regeln. Er spielt mit dem Charme und scheint zu sagen, dass er dem Vatikan etwas Menschliches bringen will. Ist das etwas Faszinierendes gewesen, dass er die Mauern sozusagen durchlässig gemacht hat?
„Das war das Allergrößte. Die vorhergehenden Päpste waren ja im Vergleich Statuen. Das Erfrischende war ja gerade, dass jetzt plötzlich ein Papst da war, der plötzlich ganz wichtige Dinge anders gemacht hat, der sich anders bewegt hat und der eine Mimik gezeigt hat, die jedem klar gemacht hat, dass da ein Mensch ist: Da lacht einer, da fabuliert jemand, da spielt jemand, da kommuniziert jemand mit allen möglichen Leuten, und zwar mit Händen und mit Ausdruck, mit immer wieder veränderten Kopfhaltungen, spitzbübisch oder auch traurig.
Es war dieser vielfältige menschliche Ausdruck, der sofort angesprochen hat. Er war ja auch gerichtet. Genau das ist dieses Charisma: Er strahlt etwas sehr menschliches aus. Das war ihm im Übermaß gegeben.
Das hat er sicher auch manchmal gezielt eingesetzt. Aber diese Ausstrahlung war etwas ganz Neues. Daran hat man sich gefreut und viele haben sich davon angesprochen gefühlt."
Papstspezialisten und Journalisten sagen, Papst Benedikt sei ein Papst zum Hören und Johannes Paul sei ein Papst zum sehen gewesen, sie bedienten zwei völlig verschiedene Medien. Johannes Paul hat ja auch nicht wenige Texte hinterlassen, auch kraftvolle Texte, zum Beispiel in den Enzykliken. Sind die Bilder stärker als das, was er gesagt hat?
„Ich denke, was als Faszinosum dieses Papstes Johannes Paul II. bleibt, das ist eben das Charismatische. Das verdeckt auch vieles, was man an Kritik vorbringen könnte.
Was nun Benedikt XVI. anbetrifft, es ist ja nicht so ganz einfach, seine Texte zu verstehen. Man muss schon bereit sein, sich darauf einzulassen. Ich denke, wenn man ihn hört, dann ist auch das keine leichte Aufgabe, denn man muss wirklich sehr genau zuhören. Es gibt viele Gedankenkonstruktionen, die einem Laien nicht vertraut sind. Da würde ich mir im Moment noch kein Urteil erlauben, was Papst Benedikt kommunikativ gesehen am Besten beschreibt." (rv)