Vatikan/Republik Kongo: Kongolesischer Bischof des Amtes enthoben

Papst Benedikt hat einen kongolesischen Bischof des Amtes enthoben. Jean-Claude Makaya Loemba soll seine Diözese Pointe-Noire in Kongo-Brazzaville mangelhaft verwaltet haben, besonders in wirtschaftlicher Hinsicht, berichteten Agenturen. Der Heilige Stuhl selbst teilte keinen Grund für die Amtsenthebung mit. Ein moralisches Fehlverhalten habe aber keine Rolle gespielt, hieß es im vatikanischen Pressesaal. Eine Amtsenthebung für einen Bischof ist in der katholischen Kirche außerordentlich selten. Im Regelfall nimmt der Papst das Rücktrittsgesuch des betreffenden Oberhirten an, das dieser von sich aus präsentiert. 1995 hatte Johannes Paul II. den Bischof von Evreux, Jacques Gaillot, des Amtes enthoben. (rv)

Seligsprechung: Warten auf eine halbe Million Pilger

500.000 deutschsprachige Pilger pro Jahr: Das deutsche Pilgerzentrum in Rom hat auch in normalen Jahren viel zu tun. Das Großereignis in einem Monat – die Seligsprechung Papst Johannes Pauls II. – bingt aber noch zusätzliche Herausforderungen. Milena Furman hat sich für Radio Vatikan im Zentrum an der Engelsbrücke erkundigt.
 Das deutsche Pilgerzentrum in Rom ist eine Einrichtung der deutschen Bischofskonferenz für Touristen und hauptsächlich deutsche Pilger, das sich seelsorgerisch um diese Menschen kümmern. Es werden Listen mit religiösen Unterkünften herausgegeben, Informationen zu verschiedenen Führungen ausgeben und Karten für diverse Veranstaltungen mit dem Papst, wie beispielweise die Papstmessen, verteilt. Ein Monat vor dem Großereignis der Seligsprechung sieht man nun klarer, was genau auf die Pilgerorganisatoren zukommn. Don Antonio Tedesco ist Leiter des Zentrums:
„Ohne genau zu überlegen hat man sich vorgestellt, dass vielleicht zwei, drei Millionen Menschen kommen. Jetzt haben wir konkretere Vorstellungen und wissen auf Grund von Zahlen, dass wir mit etwa 500.000 Menschen rechnen können. Aber es gibt auch Pilgerstellen, die noch nicht gesagt haben, wie viele Leute eigentlich kommen werden. Wir werden bis Mitte April warten müssen."
Auch wenn erst Mitte April die Zahlen der Pilger feststehen, gibt es jede Menge Aufgaben, die das Pilgerzentrum in Vorfeld vorbereiten muss, auch wenn eine der Hauptaufgaben schon gleich zu Anfang gestrichen werden konnte.
„In Wirklichkeit ist es ein Wunder des seligen Papstes, dass wir gehört haben, dass es keine Karten gibt, was eine sehr große Aufgabe weniger bedeutet."
Papst Johannes Paul hatte schon zu Lebzeiten eine große Anziehungskraft, die sich durch seinen Tod im April 2005 und erst recht durch seine baldige Seligsprechung verstärkt hat. Es gibt zwar keine Kartenausgabe, um die sich das Pilgerzentrum kümmern muss, auf den Plan stehen jedoch jede Menge Programmpunkte, die gesammelt und koordiniert werden müssen.
„Wir wissen schon von einigen Veranstaltungen, die noch nicht so bekannt sind. Ich möchte in den nächsten Tagen allen Leuten, die uns angeschrieben haben, schreiben und ihnen sagen, was es Besonderes gibt. Einiges ist klar, so ist am Samstag Abend eine Vigilfeier im Circus Maximus."
Man kann also davon ausgehen, dass in den nächsten Wochen sich vermehrt Pilger in Rom melden und somit auch auf Don Antonio noch weitere Aufgaben zu kommen werden. Doch davon lässt sich der Leiter des Pilgerzentrums nicht abschrecken, sondern vertraut da ganz auf Gott.
„Ich bete mit großer Überzeugung ‚Dein Wille geschehe’, und dann lässt man sich überraschen. Ein Leben ohne Überraschungen ist kein Leben." (rv)

Elfenbeinküste: „Mit zweierlei Maß“

 Dramatische Lage in Elfenbeinküste: Britischen Medienberichten zufolge haben bis zu 30.000 Menschen Zuflucht auf einer katholischen Missionsstation in Duékoué gesucht. Nach Informationen der BBC war es in der im Westen des Landes gelegenen Großstadt zuvor zu Kämpfen gekommen; Hintergrund ist offenbar die Rückeroberung der Stadt durch Truppen des international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara. Anschließend hätten zahlreiche Menschen versucht, sich auf dem Kirchengelände in Sicherheit zu bringen. In Elfenbeinküste tobt seit mehreren Monaten ein Bürgerkrieg. Véronique Viriglio arbeitet für die katholische Nachrichtenagentur Misna. Sie erzählt im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Es ist die Rede von über 460 Toten in den letzten Monaten. Man muss natürlich vorsichtig sein bei den Zahlen; es gibt verschiedene Dinge, die noch untersucht werden müssen: die Menschen bleiben nicht am selben Ort, und Berichte über Massengräber wurden auch bislang widerlegt. Genauso ist unklar, wie viele Flüchtlinge es eigentlich gibt und wie viele Menschen evakuiert wurden."
Derzeit sind 9.000 Blauhelm-Soldaten im Land stationiert. In der vergangenen Woche kritisierten die Mitgliedsstaaten der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, dass die internationale Gemeinschaft zu passiv sei und endlich handeln müsse. Auch ein militärischer Einsatz wurde nicht mehr ausgeschlossen. Angesichts der Umbrüche in Nordafrika sei die Situation in Elfenbeinküste in der internationalen Berichterstattung ins Hintertreffen geraten, kritisert Misna-Mitarbeiterin Viriglio.
„Das ist eine sehr ernste Krise, die sich im Stillen vollzieht und die in den Hintergund gedrängt wurde. Viele Afrikaner vor Ort sagen: „Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Man hat Interesse an Libyen, denn dort gibt es Erdöl und Bodenschätze, und Frankreich will sich neu positionieren in der Region. Und dann ist da auf der anderen Seite die Elfenbeinküste, wo es eine schutzlose Bevölkerung gibt, aber weniger konkrete Interessen. Na gut, der Kakao ist wichtig, aber in diesem Augenblick hört man wenig oder so gut wie nichts über Elfenbeinküste."
Ausgebrochen war der Krieg nach der Stichwahl um das Amt des Präsidenten Ende November, die der Oppositionskandidat gewann. Der bisherige Präsident Laurent Gbagbo weigert sich jedoch, die Macht zu übergeben. In den vergangenen Monaten hat es immer wieder Vermittlungsversuche gegeben, die aber allesamt scheiterten. (rv)

Vatikan/Rom: Vorbereitungen zur Seligsprechung

Nicht nur der Vatikan, sondern auch die Stadt Rom bereitet sich auf die Seligsprechung von Johannes Paul II. am 1. Mai vor. Dazu sollen an etlichen strategischen Stellen der Stadt Anlaufpunkte eingerichtet werden. Auf sechs großen Plätzen sind Riesenbildschirme geplant. Die Stadtverwaltung wird einen Sonderpass für öffentliche Verkehrsmittel und Sammelverpflegung herausgeben. Das sind einige der Dienstleistungen, die das Bistum Rom in Zusammenarbeit mit der Stadt und der Provinz Rom für die Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. plant. Die Bildschirme sollen vor der Engelsburg, im Circus Maximus und auf der Piazza del Risorgimento aufgestellt werden. Für die Logistik ist auch das Römische Pilgerwerk „Opera Romana Pellegrinaggi" zuständig. Es informierte am Dienstag in Rom über weitere Einzelheiten. So soll der sogenannte „JPII-Pass" 18 Euro kosten und nach Angaben der römischen Organisatoren für drei Tage die Beförderung mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln, ein Essenspaket für den 1. Mai sowie umfangreiches Informationsmaterial umfassen. (rv)

Ukraine: Der neue Großerzbischof von Kiew

Mit einem feierlichen Gottesdienst hat am Sonntag der neue Großerzbischof von Kiew und Halytsch sein Amt angetreten. Das Besondere daran? Der Großerzbischof ist von Amts wegen Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine. Es handelt sich um die größte mit Rom unierte Kirchgemeinschaft. Insgesamt gibt es 23 Kirchen, die mit dem Papst in Rom verbunden sind. Und damit ist auch die größte Herausforderung dieser Kirche gesagt: Die ukrainisch griechisch-katholische Kirche feiert ihre Liturgien im byzantinischen Ritus, so wie Orthodoxe. Und: Verheiratete Männer dürfen Priester sein.
Swjatoslav Schewtschuk
Zurück zur Amteinführung des neuen Großerzbischofs: Er heißt Swjatoslav Schewtschuk und ist 40 Jahre alt. An der Inthronisationsfeier in der noch nicht ganz fertig gestellten Kiewer Kathedrale nahmen auch der griechisch-katholische Patriarch von Antiochien, Gregorius III., und der Sekretär der vatikanischen Ostkirchen-Kongregation, Erzbischof Cyril Vasil, teil.
Schewtschuk war bislang Apostolischer Administrator der griechisch-katholischen Diözese in Argentinien. Er tritt die Nachfolge von Kardinal Lubomyr Husar an, der im Februar aus Gesundheitsgründen den Kirchenvorsitz niedergelegt hatte. Papst Benedikt XVI. bestätigte die Wahl des neuen Großerzbischofs von Kiew-Halytsch. Schewtschuk wurde am Donnerstag durch die in der westukrainischen Metropole Lviv (auf deutsch: Lemberg) tagende Bischofssynode gewählt.
Neuevangelisierung
Der Großerzbischof nannte in einem Interview die Neuevangelisierung eine der wichtigsten Aufgabe der Kirche. „Wir müssen für ein starkes Christentum im modernen Europa kämpfen", sagte er „Radio Svoboda" am Wochenende. Zudem bekannte sich Schewtschuk zu einer guten Zusammenarbeit mit dem von der Weltorthodoxie nicht anerkannten Kiewer Patriarchat. Er wünsche sich zudem ein besseres Verhältnis zu den beiden anderen orthodoxen Kirchen der Ukraine.
Der Jüngste
Großerzbischof Schewtschuk ist eines der jüngsten Kirchenoberhäupter weltweit. Geboren am 5. Mai 1970, wurde er 1994 zum Priester geweiht; fünf Jahre später promovierte er in Rom im Fach Moraltheologie. Von 2000 bis 2009 war Schewtschuk zunächst stellvertretender Rektor und seit 2007 Rektor des Priesterseminars in Lviv. Von 2002 bis 2005 unterstützte er zudem das bisherige Kirchenoberhaupt, Kardinal Lubomyr Husar, als Sekretär. 2009 wurde er Weihbischof der argentinischen Diözese seiner Kirche in Buenos Aires; seit März 2010 war er dort Apostolischer Administrator.
Besuch beim Papst
Am kommenden Mittwoch wird der Großerzbischof nach Angaben des ukrainischen katholischen Informationsdienstes RISU den Papst besuchen. Der ukrainische Staatspräsident Viktor Janukowitsch und der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret hatten Schewtschuk am Freitag per Telegramm zu seiner Wahl beglückwünscht. Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist mit rund sieben Millionen Mitgliedern die größte katholische Ostkirche. Etwa 1,5 Millionen von ihnen leben im Ausland. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch. Die Gottesdienste feiern die ukrainischen Unierten im sogenannten byzantinischen, ostkirchlichen Ritus. (rv)

Amnesty: Enthauptet, gesteinigt, gehängt

 Enthauptet, gesteinigt, gehängt. Mindestens 527 Menschen sind im vergangenen Jahr von offiziellen Behörden hingerichtet worden. Dazu kommen noch mehr als 2.000 Menschen, die von Gerichten zum Tode verurteilt wurden. Das sind die offiziellen Zahlen, die die Menschenrechtsorganisation Amnesty International an diesem Montag veröffentlicht hat. Für Radio Vatikan berichtet Mario Galgano:
Die meisten Hinrichtungen sollen wie in den Jahren zuvor chinesische Behörden vollzogen haben. Für die kommunistische Regierung ist die Statistik zur Todesstrafe nach wie vor ein Staatsgeheimnis, über das offiziell nicht geredet wird. Amnesty International schätzt jedoch, es gebe Tausende Hingerichtete in China – mehr als in der restlichen Welt zusammen. Auf den weiteren Plätzen folgen Länder wie der Iran, Nordkorea und der Jemen. In vielen Ländern droht sogar bei kleineren Delikten die Hinrichtung: Zum Beispiel in Laos bei Drogenbesitz oder in einer chinesischen Provinz bei Handtaschenraub. Auch Korruption und Steuerhinterziehung ahndet China dem Bericht zufolge mit der Todesstrafe. In Saudi-Arabien kann sogar Homosexualität mit dem Tode bestraft werden. Dennoch lobt die Organisation auch eine seit Jahren andauernde Entwicklung: In immer mehr Ländern wird auf die Todesstrafe verzichtet. In den letzten zehn Jahren haben 21 Länder die Todesstrafe abgeschafft. Mit dem jàhrlichen Bericht soll für Aufklärung gesorgt werden. Laut einem Autoren der Studie sollen die Staaten wissen, dass nichts im Verborgenen geschehe. (rv)

Rom: Papst besucht römische Gedenkstätte für SS-Opfer

Die Nächstenliebe besteht darin, das Gute zu wollen und das Böse abzulehnen. Das sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntag in Rom beim Besuch der Gedenkstätte der „Fosse Ardeatine" am Rande der Ewigen Stadt. Am 24. März 1944 erschossen die Nazis dort 335 italienische Geiseln. Mit dem Privatbesuch folgte der Papst einer Einladung der Vereinigung der Opferangehörigen anlässlich des 67. Jahrestages der Massenhinrichtung. Bei der Gedenkstätte nahe der Via Appia Antica sagte der Papst:
„In einem solchen traurigen Ort des Gedenkens kann die wahrhaftigste Antwort nur so lauten, dass man sich gegenseitig die Hände nimmt, wie Geschwister, und sagt: Vater unser, wir glauben an Dich, und mit der Kraft Deiner Liebe wollen wir gemeinsam in Frieden, in Rom, in Italien, in Europa, auf der Welt, unseren Weg gehen. Amen."
Er sei gekommen, um Gottes Erbamen zu bitten. Denn nur die göttliche Barmherzigkeit könne die Herzen derer füllen, die von der schrecklichen Tat betroffen seien, so der Papst weiter. In seiner kurzen Ansprache vor den aufgereihten Särgen betonte Benedikt XVI., dass die Geschehnisse des 24. März 1944 eine äußerst schwere Beleidigung Gottes gewesen seien, „da es sich um die absichtliche Gewalt von Menschen gegen Menschen gehandelt hat".
Blumen am Denkmal
Zunächst legte Benedikt XVI. Blumen am Denkmal für die Opfer nieder, dann betrat den überdachten Bereich mit 335 Steinsarkophagen. Nach dem Gebet der Psalmen 23 und 129 mit Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni – 76 der Ermordeten waren Juden – traf der Papst auf dem Vorplatz mit Angehörigen der Opfer zusammen. Begleitet wurde der Papst unter anderen von Kardinal Andrea Cordero Lanza di Montezemolo, dessen Vater zu den Hingerichteten gehörte.
Hintergrund
Die Geiselerschießung bei der „Fosse Ardeatine" war die Reaktion der deutschen Besatzungsmacht auf einen Sprengstoffanschlag von Partisanen am Vortag im Zentrum Roms. Dabei kamen 33 Mitglieder eines Bozener Polizeiregiments ums Leben, 38 wurden verletzt. Es ist der dritte Besuch eines Papstes an den „Fosse Ardeatine". 1965 hatte Paul VI. die Gedenkstätte aufgesucht, 1982 kam Johannes Paul II. (rv)

Paris: Gespräche mit Atheisten

Vor dem Fest von Notre Dame standen am Freitag die ersten akademischen Debatten des „Vorhofs der Völker": Die neue Dialogstiftung des Heiligen Stuhls gastierte an den beiden glänzendsten Adressen des intellektuellen Paris, nämlich an der „Académie Francaise" und im Großen Auditorium der Sorbonne-Universität. Ein Tag des Ringens um Gott und den Menschen – Stefan Kempis war dabei.
 „Das war eher über die Köpfe der Anwesenden hinweg; es gab, glaube ich, vielleicht zehn Spezialisten im Saal, die dem folgen konnten."
Ein etwas harsches Urteil, das Franz Kronreif da über die Sitzung des „Vorhofs der Völker" an der Sorbonne fällt. Der Wiener ist selbst ein Spezialist im Gespräch zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden: Er engagiert sich auf diesem Feld schon seit vielen Jahren, von Seiten der katholischen Fokolarbewegung. Die Debatten der Professoren an der Sorbonne schienen ihm ohne Praxisbezug.
„Außerdem ist in diesem Dialog bisher kaum etwas von der aktuellen Weltlage eingeflossen: In Japan geht der Reaktor hoch, in Libyen wird gekämpft, und es gibt eine Reihe von anderen Problemen (Wirtschaftskrise usw.) – das wurde nicht im geringsten angesprochen. Aus meiner Sicht hätte das stärker mit einbezogen werden müssen. Nur kann man natürlich auch nicht alles an einem Tag machen."
Und dennoch: Insgesamt ist Kronreif beeindruckt vom Start des „Vorhofs der Völker". Er staunt nicht nur über die Ressorcen, die der Vatikan da aus dem Stand mobilisieren konnte. Sondern auch darüber, dass der Päpstliche Kulturrat gleich auf Augenhöhe mit dem intellektuellen Paris ein solches Gespräch in Gang bringt. „Wir sollten bei unserem Dialog versuchen, wieder die richtigen Fragen zu stellen", meinte der Professor Jean-Luc Marion in der Sorbonne:
„Glaubende wie Nichtglaubende haben doch oft ein ähnliches Gottesbild – sie glauben beide, dass Gott in seinem Wesen unaussagbar ist. Beide schauen doch, wenn es um Gott geht, in die gleiche Richtung – unabhängig davon, ob sie an ihn glauben."
„Also, ich bin einerseits sehr beeindruckt von der Ernsthaftigkeit und der Intensität der Bemühung, zu einem Dialog wichtiger weltanschaulicher Strömungen der Jetztzeit zu kommen."
Das sagt Walter Baier: Der frühere Vorsitzende der Kommunistischen Partei Österreichs gibt heute eine Zeitschrift heraus und sieht sich selbst als einen gelassenen Agnostiker.
„Es ist ja schon fast trivial, jetzt auf die Katastrophe in Japan Bezug zu nehmen, aber was diese Ereignisfolge zeigt, ist einerseits die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz und zweitens das hohe Ausmaß der Verantwortung, die der Mensch für seine Mitwelt (die Schöpfung, wenn Sie so wollen) zu übernehmen hat. Und das kann man sich doch eigentlich nur vorstellen durch das Zusammenwirken von sehr unterschiedlichen Kräften."
Diese Zusammenarbeit von Glaubenden wie Nichtglaubenden für eine humanere Welt wurde am Freitag vor allem in der „Académie Francaise" beschworen, im Tempel der so genannten „Unsterblichen" direkt am Ufer der Seine.
„Ich stimme der Grundhypothese zu, dass das nur ein Dialog ohne Exklusivität, ohne Synkretismus sein kann und dass die gemeinsame Basis die gemeinsame Humanität ist. Ich glaube, das ist aktuell, und es ist politisch, kulturell und zivilisatorisch ein Gebot der Zeit."
Dass der Papst mit seiner Initiative etwas sehr Wichtiges in Gang bringt, findet auch Rémi Brague: Der katholische Intellektuelle ist – wie übrigens auch Benedikt XVI. – Mitglied der Pariser „Akademie für moralische und politische Wissenschaften". Wenn er dem Papst einen Rat geben könnte, dann wäre es dieser:
„Die Vernunft – halten Sie an der Vernunft fest, denn damit haben Sie einen wichtigen Ansatzpunkt gefunden. Geben Sie nicht der Versuchung nach, die Vernunft durch irgendwelche Sentimentalitäten zu ersetzen… aber diese Gefahr sehe ich beim heutigen Papst ohnehin nicht so gegeben."
Immer wieder wurde am Freitag von katholischer Seite aus die Gottesfrage beschworen; auch der Papst selbst sprach sie in seiner Videobotschaft am Abend an. Wer Gott suche, finde den Menschen, so Benedikt. Doch so mancher Agnostiker wie etwa Baier mochte sich im „Vorhof der Völker" nicht darauf einlassen:
„Ich weiß nicht, ob ich mir einen solchen Zynismus erlauben kann – aber ich glaube schon, dass der Papst die Gottesfrage überschätzt."
Auch solcher Freimut gehört zu einem echten Gespräch, draußen im „Vorhof der Völker". (rv)

Vatikan/Ukraine: Neues Oberhaupt der griechisch-kath. Kirche der Ukraine

Der 40-jährige Weihbischof Swjatoslav Schewtschuk ist neues Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine. Papst Benedikt XVI. hat die Wahl an diesem Freitag bestätigt. Schewtschuk war bisher Apostolischer Administrator einer argentinischen Diözese. Er wurde am Donnerstag beim Konklave in Lviv (Lemberg) gewählt, Der aus der Westukraine stammende Schewtschuk wurde 1994 zum Priester und 2009 zum Bischof geweiht. Von 2002 bis 2005 unterstützte er das bisherige Kirchenoberhaupt, Kardinal Lubomyr Husar, als Sekretär. Danach leitete er für eineinhalb Jahre das Priesterseminar in Lviv. Die Inthronisierungsfeier für das neue Oberhaupt findet Kirchenangaben zufolge am Sonntag in der noch im Bau befindlichen Kiewer Kathedrale statt. Der Kirchenvorsitz ist mit der Leitung des Erzbistums Kiew verbunden. Der 2001 eigentlich auf Lebenszeit gewählte Großerzbischof Lubomyr Husar hatte Anfang Februar aus Gesundheitsgründen sein Amt mit Zustimmung von Benedikt XVI. aufgegeben. (rv)

Vatikan: Kirchliche Gemeinschaft mit dem maronitischen Patriarchen von Antiochien

Benedikt XVI. gewährt dem neu gewählten maronitischen Patriarchen von Antiochien die „kirchliche Gemeinschaft". Das teilte das vatikanische Presseamt am Freitag mit. Bechara Rai wird somit offiziell Oberhaupt der Maroniten. Weil die Maroniten eine eigenständige mit Rom verbundene Kirche bilden, bedarf ihr neues Oberhaupt keiner offiziellen „Bestätigung" oder „Anerkennung" durch den Papst. In einem Brief an Rai entrichtete Benedikt XVI. ihn seine Glückwünsche zu dessen Amtsantritt. Rai war am 15. März von einer Bischofssynode am Sitz des Patriarchats im libanesischen Bkerke zum 77. Oberhaupt der orientalischen Kirche gewählt worden. Der bisherige Patriarch Nasrallah Sfeir hatte das Amt aus Altersgründen abgegeben. (rv)