USA: Illinois schafft die Todesstrafe ab

 Der US-Bundesstaat Illinois schafft die Todesstrafe ab. Mit der Unterschrift von Gouverneur Pat Quinn an diesem Donnerstag ist der Bundesstaat von Chicago damit der 16. Staat der USA, in dem niemand mehr zum Tode verurteilt werden kann. Damit endet jenes Verfahren, das 10 Jahre lang alle Hinrichtungen gestoppt hat, um schließlich zur Einsicht zu gelangen, dass die Todesstrafe dem Justizwesen nur schaden könne. Am vergangenen 6. Januar hatte das Abgeordnetenhaus für die Abschaffung der Todesstrafe gestimmt, nur 5 Tage später hat sich auch der Senat dieser Mehrheit angeschlossen. (rv)

Das Papstbuch: Ein Blick hinter die Zeilen

„Dass der Papst über Jesus spricht, ist nicht verwunderlich, (..) es ist der Kern seiner Aufgabe. Überraschend ist vielmehr, wie er es tut." Mit diesen Worten begann Kardinal Christoph Schönborn die Vorstellung des ersten Bandes des Jesusbuches 2007 und traf damit die Spannung, die dieses Werk von Anfang an begleitet hat.
Es ist natürlich ein Jesus-Buch des Papstes, aber es ist kein dogmatisches Werk, sein Gravitationspunkt, wie es Kardinal Schönborn nannte, ist die Freundschaft mit Jesus. Das macht aus dem Werk aber noch kein selbstdarstellerisches Buch, Josef Ratzinger geht es nicht um seinen persönlichen Glauben, sondern um das Sprechen von dem, an den wir glauben und der das Zentrum der Kirche ist. Hier liegt eine zweite Spannung: natürlich ist es ein Theologieprofessor, der hier spricht, aber es ist kein Buch nur für die theologische Debatte. Man kann es nicht lesen, um sich zu informieren, man kann es nur lesen, um selber seinen Bezug zu diesem Jesus von Nazareth, dem Christus, zu formen. Der Glaube spielt in diesem Buch die tragende Rolle. Es gibt keinen rein menschlichen noch-nicht-Christus Jesus, der sanft und moralisch und damit brav und gegenwartsverträglich bleibe, entgegen einem göttlichen und eine kirchliche Gemeinschaft bildenden Christus. Dieser Jesus, von dem der Papst erzählt, ist ohne den Bezug zum Vater, ohne Glauben, nicht verstehbar.
Und das ist vielleicht die größte Spannung, die dieses Buch hat: es will Theologie und Glauben zusammen lesen. Was im ersten Band schon an Kritik an einigen theologischen Disziplinen deutlich wurde, wird in beiden Bänden positiv im Zusammengehen von Glaube und Studium formuliert. Der Papst spricht aus der Perspektive des Glaubenden, der das Leben seines Herrn und Erlösers erzählt. Er erzählt auf hohem Niveau und mit Anspruch, trotzdem bleibt er immer der Glaubende, er bleibt bei aller wissenschaftlicher Diskussion, die in das Buch einfließt, immer der Beter und Sucher.
Sein Ausgangspunkt im ersten Band war es, den Evangelien vertrauend zu diesem Leben des Jesus von Nazareth vorzustoßen. Nicht naiv, nicht buchstabengläubig, aber verstehend und hinterfragend. Theologie hilft dem Glauben, so die Botschaft des Buches. Und Anstrengung hilft auch: der Papst entlässt den Leser nicht mit aufbauenden, frommen Gedanken, er fordert das Denken und auch das Nachschlagen heraus, er zitiert wissenschaftliche Debatten, und das macht aus dem Buch kein Lese-Buch wie andere.
Das Projekt des Papstes berührt Kernfragen des Glaubens, damit ist das, was der Papst mit seinem Werk tut, hoch modern. Es geht um den Kern von Glauben und Christentum, und das muss immer wieder die Frage nach diesem Jesus stellen. Eine diffuse Spiritualität trägt nicht und verfehlt den Glauben, dessen ist sich der Papst sicher. Mit diesem Jesus hat Gott und hat der Heilige Geist einen Anker in der menschlichen Geschichte mit all ihren Wirrungen und Irrungen, und das Sprechen über Gott hat zu tun mit den Schwierigkeiten der Überlieferung.
Das Bekenntnis zu diesem Christus ist das Zentrum des Glaubens, und von dort aus stellt sich automatisch die Frage, wer das denn war, dieser Jesus von Nazareth, der Christus. Und davon erzählt die Heilige Schrift, und das betrachtet das Buch des Papstes.
Benedikt XVI. geht von dieser Schrift aus auf die Suche nach dem historischen Jesus, der der Christus des Glaubens ist. Hier zeigt sich ein Grundgedanke des Theologie Ratzingers: spätestens seit seiner Mitarbeit am Konzilsdokument „Verbum Dei" ist diese Heilige Schrift der Bezugspunkt der Schriften Josef Ratzingers.
Dieses Werk ist eine Einladung zum Selberdenken – und es ist Einladung zum Selberbeten. (rv)

Das Papstbuch: Unsere Geschichte von Jesus von Nazareth

 An diesem Donnerstag ist der zweite Band des Papstbuches „Jesus von Nazareth" offiziell auf dem Markt, gegen Mittag wird es in Frankfurt von Erzbischof Robert Zollitsch, im Nachmittag hier in Rom von Kardinal Marc Ouellet offiziell vorgestellt.
Was steht drin?
Das Buch ist eine Fortsetzung des ersten Buches. Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber gar nicht. Wer sich von diesem Werk – wie vom Interviewbuch mit dem Papst – große Neuigkeiten erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Benedikt erzählt die Geschichte dieses Jesus. Und während der erste Band von seiner Lehre handelte, geht es im zweiten Band darum, wie er selbst mit seinem Leben dafür einstand: Leiden, Tod und Auferstehung.
Wie ist das Buch aufgebaut?
Der Papst hatte im ersten Band gesagt, dass er „den Evangelien vertraue". Und so geht er Kapitel für Kapitel der Geschichte Jesu nach, vergleicht die Evangelien, legt aus, argumentiert, wo Argumente notwendig sind. Schritt für Schritt zeichnet er so das Leben dieses Jesus, der unser Christus ist, nach.
Er beginnt mit dem Einzug in Jerusalem und zeichnet Schritt für Schritt die Erzählungen um die letzten Tage im Leben Jesu nach, ordnet die unterschiedlichen Berichte der Evangelien ein und legt sie im Licht des Glaubens aus.
Kritische Debatten?
Zuerst – und darauf haben die Medien nach den Vorabdrucken von vergangener Woche bereits Bezug genommen – ist der Papst sehr klar, was die Beziehung Jesu zum Judentum angeht. ‚Die Juden’ sind nicht schuld am Tod Jesu, noch einmal macht der Theologe und Papst Joseph Ratzinger das klar. Dann spricht er aber auch über die Bekehrung der Juden – auch hier ein Bekenntnis, dass Christen im Jüdischen Volk ein Beispiel für die Treue zu Gott sehen sollten.
Im Zug liturgischer Streitigkeiten um das neue Messbuch ist vielleicht ein Blick auf die Erlösungsabsicht Jesu interessant. Zunächst sagt der Papst sehr klar, dass es nicht sinnvoll ist, die Intention Jesu erraten zu wollen, das könnten wir nicht. Aber dann argumentiert er theologisch, mit dem Apostel Paulus: Selbstverständlich sei er für alle gestorben, „die Vielen" im Buch Jesaja meint die Gesamtheit Israels und spricht damit von Verheißung, nicht vom Ausschluss einiger.
Ausblick
Der letzte Teil des Lebens Jesu Christi ist der Teil nach der Auffahrt in den Himmel und dem Warten auf sein Wiederkommen. Auch das ist also Teil der Geschichte des Jesus von Nazareth. Noch einmal wird deutlich, dass es die Geschichte der Glaubenden mit ihrem Erlöser ist, von der der Papst schreibt. Es ist keine losgelöste Biographie einer antiken Gestalt, sondern die vom Glauben der Gemeinschaft durch die Jahrhunderte getragene Erzählung von Jesus Christus. (rv)