Vatikan: „Liturgiereform muss an Konzil anknüpfen“

Ecclesia semper reformanda – Die katholische Kirche will immer auf dem neusten Stand bleiben, doch dabei gibt es einige Marksteine zu beachten, nicht zuletzt das Konzil. Das gelte auch für die Liturgie, eine Weiterentwicklung der Liturgie – eine weitere Reform – müsse immer an den Richtlinien des Konzils und am nachfolgenden Lehramt der Päpste anknüpfen. Das sagt im Gespräch mit der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano" der spanische Kurienkardinal Antonio Cañizares Llovera. Er ist Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.
Schlüssel für die immer wieder genannte „Reform der Reform" müsse die Konzils-Konstitution „Sacrosanctum concilium" sein, sagte Cañizares der Vatikanzeitung. Zugleich kündigte er Umstrukturierungen in der von ihm geleiteten Kongregation an. So werde in seiner Kongregation eine neue Sektion für Kirchenmusik und Kunst in der Liturgie eingerichtet, berichtete Cañizares. Gleichzeitig werde er die Zuständigkeit für bestimmte Arten der Eheprozesse abgeben. Das gelte für Ehenichtigkeitsverfahren in Fällen einer „geschlossenen aber nicht vollzogenen Ehe". Entgegen anderslautenden Gerüchten werde sein Ministerium jedoch die Zuständigkeit für den Bereich der Sakramente einschließlich der disziplinarischen Aspekte der Sakramente behalten, unterstrich der Kardinal. Eine Trennung dieser Bereich oder eine Ausgrenzung sei unmöglich.
Viel Routine und Oberflächlichkeit
Besorgt äußerte sich der Kardinal in dem Osservatore-Interview zur heutigen Situation der Liturgie. „Liturgie ist heute im Leben vieler Christen – Gläubiger wie Priester – nicht die ‚Seele’, die Quelle und das Ziel. Wie viel Routine und Mittelmäßigkeit, wie viel Banalität und Oberflächlichkeit! Wie viele Messen, die ohne die gebührende Aufmerksamkeit gefeiert werden oder an denen man ohne eine besondere Einstellung teilnimmt!". Man müsse den Gläubigen deutlich machen, dass die Liturgie in erster Linie ein Werk Gottes sei, dem man nichts anderes überordnen könne, sagte Cañizares. (rv)

Spanien: Die Ära Rouco geht weiter

 Die Bischofskonferenz hat Kardinal Antonio Maria Rouco Varela von Madrid im Amt ihres Vorsitzenden bestätigt. Damit steht der Fundamentaltheologe und Kirchenrechtler zum vierten Mal an der Spitze der spanischen Kirche; das erste Mal war er 1999 Vorsitzender der Bischofskonferenz geworden. Rouco ist im August dieses Jahres Gastgeber des Weltjugendtages, zu dem auch Papst Benedikt anreist. Der 74-jährige Erzbischof ist einer der wichtigsten Gegner der sozialistischen Regierung von Joseluis Zapatero: Immer wieder brachte er Massendemonstrationen und –veranstaltungen gegen liberale Gesetzesentwürfe zum Thema Ehe, Familie oder Abtreibung zustande. (rv)

D: Diözesanadministrator für Erzbistum Berlin

Am 28. Februar wählte das Metropolitankapitel Berlin einen verantwortlichen Diözesanadministrator für die Zeit der Vakanz im Erzbistum. Wie erwartet wurde Weihbischof Matthias Heinrich in diese Funktion berufen. Zu seinem ständigen Vertreter hat er Prälat Ronald Rother bestimmt.

Die Wahl eines Administrators war notwendig geworden, da Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch von Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky in der letzten Wochen angenommen hatte. Weihbischof Heinrich leitet während der Sedisvakanz das Erzbistum Berlin bis zum Amtsantritt eines neuen Diözesanbischofs. (vh)

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Vatikan: Kein Automatismus bei Vatikan-Ausweisen

Nicht jeder, der im Vatikan wohnt, wird künftig automatisch den Vatikan-Ausweis bekommen. Das teilte die Verwaltung des Vatikanstaates – das sogenannte „Governatorato" – an diesem Dienstag mit. Ab sofort gelten neue Regelungen der vatikanischen Einbürgerungen. Bisher bekamen die Bewohner des Vatikanstaates automatisch den Ausweis des Kirchenstaates. Künftig müssen sie den Ausweis schriftlich anfragen. Kurienkardinäle und Nuntien werden weiterhin automatisch Vatikanbürger. Diese Neuregelung wurde eingeführt, damit italienische Vatikanbewohner, die in Italien arbeiten, nicht mehr als Ausländer gelten. (rv)

Das Theologen-Memorandum: Wie beginnt man einen Dialog?

Eine unendliche Geschichte – das Memorandum der deutschsprachigen Theologen zur Reform der Kirche. Mittlerweile gehört es für jeden Theologen und Bischof zum Prozedere, in Interviews auf das Memorandum angesprochen zu werden, so gibt es immer wieder kleine Meldungen über persönliche Einschätzungen und das Thema verlängert sich in den Medien. Dabei müssten wir auch einmal über die Form der Debatte, wie sie im Augenblick geführt wird, nachdenken. Das jedenfalls ist die Ansicht von Manfred Lütz, Psychiater und katholischer Theologe. Als Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben war er kürzlich in Rom und hat sich mit Radio Vatikan auch über die Polemik dieser Debatte unterhalten. Lütz ist in den Medien vorgeworfen worden, er hätte die Autoren des Reformpapiers aufgefordert, die Kirche zu wechseln und evangelisch zu werden.
„Das stimmt überhaupt nicht. Was ich – auch psychologisch – sehr interessant fand: Ich habe in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Anfang Februar einen absichtlich unpolemischen Beitrag in eine zugegebenermaßen polemische Debatte hinein geschrieben und habe anschließend die Feststellung gemacht, dass das gar nicht geht. Die Leute verstehen auch einen unpolemischen Beitrag in einer polemischen Debatte polemisch."
Das ist aber nicht das einzige, was Lütz an der Debatte schwierig findet. Er hatte den Vergleich der Reformpositionen mit den Reformationspositionen gemacht, was die Autoren des Papiers aber als absurd empfinden würden. Und das habe einen Grund:
„Weil – wie ich glaube – es um Macht geht und um Machtlosigkeit. Ich glaube, dass Theologieprofessoren in Deutschland sehr viel Macht haben – wenn sie einmal Professor sind, können sie eigentlich machen, was sie wollen, und lehren, was sie wollen. Ihnen kann keiner mehr was. Andererseits ist es das Problem dieser Professoren, dass Theologieprofessoren gar nicht mehr wahrgenommen werden. Sie sind völlig irrelevant. Die großen intellektuellen Debatten in Deutschland finden ohne katholische Theologieprofessoren statt. Sie finden sie nicht in den großen Zeitungen und in Talkshows sowieso nicht, die Talkshows wollen katholische Positionen und laden dann Bischöfe ein.
Ich mache mich darüber nicht lustig. Ich finde, dass das eine wirkliche Tragödie ist. Das sind intelligente Leute, die forschen und ein Engagement für die Kirche haben."

Kirchenthemen kommen vor allem bei jungen Leuten nicht vor, so Lütz, eine bestimmte Generation bringe immer wieder dieselben Anliegen vor. Lütz hat dafür einen Begriff entwickelt:
„Ich nenne das die Konservativität der Progressiven in der katholischen Kirche." Nach Lütz gibt es zwei konservative Milieus in der Kirche: die einen konservierten das, was sie das Katholische nennen. „Und das andere ist immer dagegen, aber hat immer Forderungen, von denen die Leute genau wissen, dass sie nicht durchschlagen werden. Dann kann man konservativ im Klageritus verharren, dann ändert sich nichts."
Das habe Folgen für die Art der Debatte. Man könne die Dialogbereitschaft immer wieder fordern, aber bewegen könne sich nichts, schon allein der Form der Debatte wegen.
„Alle, die unterschrieben haben, wissen doch, dass der Zölibat nicht wegen der Debatte aufgehoben wird. Und dadurch, dass wir uns jetzt dauernd darüber ärgern, dass er nicht aufgehoben wird, wird es ja auch nicht besser. Das wissen die alle.
Man kann kaum mehr Argumente austauschen in der Hoffnung, dass die andere Seite das als Argument wahrnimmt und nicht als Attacke. Wenn Sie das Memorandum einmal psychologisch durchschauen: Da wird mit einer Sprache gearbeitet und auf die Kirche eingeprügelt, das macht nicht viel Spaß, dann mit einer solchen Aggressivität zu reden."
So komme nicht das zustande, was die Theologen mit ihrem Papier und viele Befürworter danach einfordern: der Dialog.
„Ein Dialog beginnt nie, wenn beide Seiten dialogbereit sind, das geht psychologisch gar nicht. Ein Dialog beginnt immer einseitig. Immer beginnt einer, mit einem anderen Menschen zu sprechen, und je wertschätzender er das tut, je respektvoller er das tut, desto eher wird der andere Lust haben, zu antworten. So beginnt Dialog." (rv)

Vatikan/EU: Europaparlament lädt Papst Benedikt ein

 Der Papst wäre im Europaparlament ein gern gesehener Gast: Der Präsident des Parlaments in Straßburg traf am Montag den Papst im Vatikan. Jerzy Buzek erneuerte die Einladung seines Vorgängers – des Deutschen Hans-Gert Pöttering – an Benedikt XVI. nach Straßburg. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Buzek:
„Das Treffen mit dem Heiligen Vater war sehr bewegend. In einer Zeit solch dramatischer Veränderungen gibt ein Mann des Glaubens und des Intellekts wie Benedikt XVI. Millionen von Menschen in der Welt Halt und Stabilität."
Unter anderem diskutierten die beiden über die Lage in Nordafrika.
„Wir gaben unserer Hoffnung auf ein rasches Ende der Gewalt Ausdruck und auf einen Übergang zu Stabilität und Demokratie. Wir haben auch darüber gesprochen, dass es wichtig ist, die Religionsfreiheit zu schützen. Dabei haben wir die Lage der Christen auf der Welt angesprochen, die unter schwierigen Umständen leben. Und schließlich haben wir auch über die Seligsprechung von Johannes Paul II. gesprochen. Da haben wir an seine berühmten Rede vor dem Europaparlament erinnert. Ich habe diese Gelegenheit genützt, um Benedikt XVI. ins Europaparlament einzuladen."
Hintergrund
Jerzy Buzek war Professor für Technische Wissenschaften an der Technischen Universität Oppeln. Er war beim Umbruch 1989 in der Gewerkschaft Solidarność tätig. Im Jahr 1981 schon hatte er den Vorsitz des ersten Solidarność-Kongresses. Von 1997 bis 2001 war Buzek polnischer Ministerpräsident. Dabei führte er zunächst eine Koalition der gemäßigt konservativen Akcja Wyborcza Solidarność (AWS) und der liberalen Unia Wolności (UW). Die Politik Buzeks zielte auf eine rasche Hinführung Polens zur Europäischen Union ab. Jerzy Buzek ist heute Mitglied der konservativ-liberalen Platforma Obywatelska (PO, Bürgerplattform) und wurde bei der Europawahl 2004 als Abgeordneter in das Europäische Parlament gewählt. Buzek ist evangelisch-lutherischer Konfession, ein engagierter Christ, der sich für die Evangelisierung einsetzt. Er war nach Felicjan Sławoj Składkowski (1936–1939) der zweite protestantische Regierungschef Polens. (rv)