Vatikan schickt Kardinal Tauran an die Elfenbeinküste

Kardinal TauranDer Präsident des Dialogrates Kardinal Jean-Louis Tauran und neu-ernannter Camerlengo des Vatikans reist an diesem Freitag gemeinsam mit einer Delegation an die Elfenbeinküste. Bei der viertägigen Reise wird er eine vatikanische Delegation anführen, die an den 110-jährigen Jubiläum der Evangelisierung der Diözese von Korhogo teilnehmen soll. Ein weiteres Ziel dieser Reise sei es, laut der vatikanischen Pressestelle, den interreligiösen Dialog in dem westafrikanischen Land zu fördern und ihm einen „größeren Schwung" zu verleihen – ganz im „Zeichen des Respekts" den Papst Franziskus wünscht.

Vorgesehen seien Gespräche mit Vertretern des Islams sowie traditioneller einheimischer Religionen. Zum Abschluss des Besuchs ist am Dienstag in der Hauptstadt Abidjan eine persönliche Begegnung mit Präsident Alassane Ouattara geplant. (rv)

Elfenbeinküste: „Mit zweierlei Maß“

 Dramatische Lage in Elfenbeinküste: Britischen Medienberichten zufolge haben bis zu 30.000 Menschen Zuflucht auf einer katholischen Missionsstation in Duékoué gesucht. Nach Informationen der BBC war es in der im Westen des Landes gelegenen Großstadt zuvor zu Kämpfen gekommen; Hintergrund ist offenbar die Rückeroberung der Stadt durch Truppen des international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara. Anschließend hätten zahlreiche Menschen versucht, sich auf dem Kirchengelände in Sicherheit zu bringen. In Elfenbeinküste tobt seit mehreren Monaten ein Bürgerkrieg. Véronique Viriglio arbeitet für die katholische Nachrichtenagentur Misna. Sie erzählt im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Es ist die Rede von über 460 Toten in den letzten Monaten. Man muss natürlich vorsichtig sein bei den Zahlen; es gibt verschiedene Dinge, die noch untersucht werden müssen: die Menschen bleiben nicht am selben Ort, und Berichte über Massengräber wurden auch bislang widerlegt. Genauso ist unklar, wie viele Flüchtlinge es eigentlich gibt und wie viele Menschen evakuiert wurden."
Derzeit sind 9.000 Blauhelm-Soldaten im Land stationiert. In der vergangenen Woche kritisierten die Mitgliedsstaaten der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, dass die internationale Gemeinschaft zu passiv sei und endlich handeln müsse. Auch ein militärischer Einsatz wurde nicht mehr ausgeschlossen. Angesichts der Umbrüche in Nordafrika sei die Situation in Elfenbeinküste in der internationalen Berichterstattung ins Hintertreffen geraten, kritisert Misna-Mitarbeiterin Viriglio.
„Das ist eine sehr ernste Krise, die sich im Stillen vollzieht und die in den Hintergund gedrängt wurde. Viele Afrikaner vor Ort sagen: „Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Man hat Interesse an Libyen, denn dort gibt es Erdöl und Bodenschätze, und Frankreich will sich neu positionieren in der Region. Und dann ist da auf der anderen Seite die Elfenbeinküste, wo es eine schutzlose Bevölkerung gibt, aber weniger konkrete Interessen. Na gut, der Kakao ist wichtig, aber in diesem Augenblick hört man wenig oder so gut wie nichts über Elfenbeinküste."
Ausgebrochen war der Krieg nach der Stichwahl um das Amt des Präsidenten Ende November, die der Oppositionskandidat gewann. Der bisherige Präsident Laurent Gbagbo weigert sich jedoch, die Macht zu übergeben. In den vergangenen Monaten hat es immer wieder Vermittlungsversuche gegeben, die aber allesamt scheiterten. (rv)

Elfenbeinküste: Humanitäre Katastrophe droht

 In dem westafrikanischen Staat Elfenbeinküste droht eine humanitäre Katastrophe. Infolge der politisch instabilen Lage sollen nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks bereits 500.000 Menschen ihre Heimat verlassen haben, viele in Richtung und Süden und nach Liberia. Wir haben mit Camille Fauvet von Caritas Frankreich gesprochen, die vor Ort tätig ist. Sie fürchtet weitere Flüchtlingswellen: 
„Die massiven Fluchtbewegungen in Richtung Liberia sind die Folgen einer Terrorkampagne. Wir sind sehr besorgt, weil die Versorgung dieser vielen Menschen, die sich in Abidjan auf den Weg gemacht haben, nicht sichergestellt ist und sie vor den gewalttätigen Auseinandersetzungen nicht geschützt werden können. Ein anderes Problem ist die Aufnahmekapazität in Liberia. Wenn wir von 150.000 weiteren Flüchtlingen sprechen, dann wird das ein massives Problem werden."
Die Anhänger von Präsident Laurent Gbagbo kämpfen gegen den Rivalen Alassane Ouattara, der von der internationalen Gemeinschaft als Sieger der Präsidentenwahl anerkannt ist. Gabagbo will seinen Sessel wegen angeblichem Wahlbetrug nicht räumen. 400 Personen sollen bereits bei den Kämpfen ums Leben gekommen sein. (rv)