Ukraine: Der neue Großerzbischof von Kiew

Mit einem feierlichen Gottesdienst hat am Sonntag der neue Großerzbischof von Kiew und Halytsch sein Amt angetreten. Das Besondere daran? Der Großerzbischof ist von Amts wegen Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine. Es handelt sich um die größte mit Rom unierte Kirchgemeinschaft. Insgesamt gibt es 23 Kirchen, die mit dem Papst in Rom verbunden sind. Und damit ist auch die größte Herausforderung dieser Kirche gesagt: Die ukrainisch griechisch-katholische Kirche feiert ihre Liturgien im byzantinischen Ritus, so wie Orthodoxe. Und: Verheiratete Männer dürfen Priester sein.
Swjatoslav Schewtschuk
Zurück zur Amteinführung des neuen Großerzbischofs: Er heißt Swjatoslav Schewtschuk und ist 40 Jahre alt. An der Inthronisationsfeier in der noch nicht ganz fertig gestellten Kiewer Kathedrale nahmen auch der griechisch-katholische Patriarch von Antiochien, Gregorius III., und der Sekretär der vatikanischen Ostkirchen-Kongregation, Erzbischof Cyril Vasil, teil.
Schewtschuk war bislang Apostolischer Administrator der griechisch-katholischen Diözese in Argentinien. Er tritt die Nachfolge von Kardinal Lubomyr Husar an, der im Februar aus Gesundheitsgründen den Kirchenvorsitz niedergelegt hatte. Papst Benedikt XVI. bestätigte die Wahl des neuen Großerzbischofs von Kiew-Halytsch. Schewtschuk wurde am Donnerstag durch die in der westukrainischen Metropole Lviv (auf deutsch: Lemberg) tagende Bischofssynode gewählt.
Neuevangelisierung
Der Großerzbischof nannte in einem Interview die Neuevangelisierung eine der wichtigsten Aufgabe der Kirche. „Wir müssen für ein starkes Christentum im modernen Europa kämpfen", sagte er „Radio Svoboda" am Wochenende. Zudem bekannte sich Schewtschuk zu einer guten Zusammenarbeit mit dem von der Weltorthodoxie nicht anerkannten Kiewer Patriarchat. Er wünsche sich zudem ein besseres Verhältnis zu den beiden anderen orthodoxen Kirchen der Ukraine.
Der Jüngste
Großerzbischof Schewtschuk ist eines der jüngsten Kirchenoberhäupter weltweit. Geboren am 5. Mai 1970, wurde er 1994 zum Priester geweiht; fünf Jahre später promovierte er in Rom im Fach Moraltheologie. Von 2000 bis 2009 war Schewtschuk zunächst stellvertretender Rektor und seit 2007 Rektor des Priesterseminars in Lviv. Von 2002 bis 2005 unterstützte er zudem das bisherige Kirchenoberhaupt, Kardinal Lubomyr Husar, als Sekretär. 2009 wurde er Weihbischof der argentinischen Diözese seiner Kirche in Buenos Aires; seit März 2010 war er dort Apostolischer Administrator.
Besuch beim Papst
Am kommenden Mittwoch wird der Großerzbischof nach Angaben des ukrainischen katholischen Informationsdienstes RISU den Papst besuchen. Der ukrainische Staatspräsident Viktor Janukowitsch und der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret hatten Schewtschuk am Freitag per Telegramm zu seiner Wahl beglückwünscht. Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist mit rund sieben Millionen Mitgliedern die größte katholische Ostkirche. Etwa 1,5 Millionen von ihnen leben im Ausland. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch. Die Gottesdienste feiern die ukrainischen Unierten im sogenannten byzantinischen, ostkirchlichen Ritus. (rv)

Amnesty: Enthauptet, gesteinigt, gehängt

 Enthauptet, gesteinigt, gehängt. Mindestens 527 Menschen sind im vergangenen Jahr von offiziellen Behörden hingerichtet worden. Dazu kommen noch mehr als 2.000 Menschen, die von Gerichten zum Tode verurteilt wurden. Das sind die offiziellen Zahlen, die die Menschenrechtsorganisation Amnesty International an diesem Montag veröffentlicht hat. Für Radio Vatikan berichtet Mario Galgano:
Die meisten Hinrichtungen sollen wie in den Jahren zuvor chinesische Behörden vollzogen haben. Für die kommunistische Regierung ist die Statistik zur Todesstrafe nach wie vor ein Staatsgeheimnis, über das offiziell nicht geredet wird. Amnesty International schätzt jedoch, es gebe Tausende Hingerichtete in China – mehr als in der restlichen Welt zusammen. Auf den weiteren Plätzen folgen Länder wie der Iran, Nordkorea und der Jemen. In vielen Ländern droht sogar bei kleineren Delikten die Hinrichtung: Zum Beispiel in Laos bei Drogenbesitz oder in einer chinesischen Provinz bei Handtaschenraub. Auch Korruption und Steuerhinterziehung ahndet China dem Bericht zufolge mit der Todesstrafe. In Saudi-Arabien kann sogar Homosexualität mit dem Tode bestraft werden. Dennoch lobt die Organisation auch eine seit Jahren andauernde Entwicklung: In immer mehr Ländern wird auf die Todesstrafe verzichtet. In den letzten zehn Jahren haben 21 Länder die Todesstrafe abgeschafft. Mit dem jàhrlichen Bericht soll für Aufklärung gesorgt werden. Laut einem Autoren der Studie sollen die Staaten wissen, dass nichts im Verborgenen geschehe. (rv)

Rom: Papst besucht römische Gedenkstätte für SS-Opfer

Die Nächstenliebe besteht darin, das Gute zu wollen und das Böse abzulehnen. Das sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntag in Rom beim Besuch der Gedenkstätte der „Fosse Ardeatine" am Rande der Ewigen Stadt. Am 24. März 1944 erschossen die Nazis dort 335 italienische Geiseln. Mit dem Privatbesuch folgte der Papst einer Einladung der Vereinigung der Opferangehörigen anlässlich des 67. Jahrestages der Massenhinrichtung. Bei der Gedenkstätte nahe der Via Appia Antica sagte der Papst:
„In einem solchen traurigen Ort des Gedenkens kann die wahrhaftigste Antwort nur so lauten, dass man sich gegenseitig die Hände nimmt, wie Geschwister, und sagt: Vater unser, wir glauben an Dich, und mit der Kraft Deiner Liebe wollen wir gemeinsam in Frieden, in Rom, in Italien, in Europa, auf der Welt, unseren Weg gehen. Amen."
Er sei gekommen, um Gottes Erbamen zu bitten. Denn nur die göttliche Barmherzigkeit könne die Herzen derer füllen, die von der schrecklichen Tat betroffen seien, so der Papst weiter. In seiner kurzen Ansprache vor den aufgereihten Särgen betonte Benedikt XVI., dass die Geschehnisse des 24. März 1944 eine äußerst schwere Beleidigung Gottes gewesen seien, „da es sich um die absichtliche Gewalt von Menschen gegen Menschen gehandelt hat".
Blumen am Denkmal
Zunächst legte Benedikt XVI. Blumen am Denkmal für die Opfer nieder, dann betrat den überdachten Bereich mit 335 Steinsarkophagen. Nach dem Gebet der Psalmen 23 und 129 mit Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni – 76 der Ermordeten waren Juden – traf der Papst auf dem Vorplatz mit Angehörigen der Opfer zusammen. Begleitet wurde der Papst unter anderen von Kardinal Andrea Cordero Lanza di Montezemolo, dessen Vater zu den Hingerichteten gehörte.
Hintergrund
Die Geiselerschießung bei der „Fosse Ardeatine" war die Reaktion der deutschen Besatzungsmacht auf einen Sprengstoffanschlag von Partisanen am Vortag im Zentrum Roms. Dabei kamen 33 Mitglieder eines Bozener Polizeiregiments ums Leben, 38 wurden verletzt. Es ist der dritte Besuch eines Papstes an den „Fosse Ardeatine". 1965 hatte Paul VI. die Gedenkstätte aufgesucht, 1982 kam Johannes Paul II. (rv)