Kroatienreise: Gotovina-Urteil kein Thema?

Auf den ersten Blick sind es zwei Themen, die beim bevorstehenden Papstbesuch ins Auge fallen – zumindest, wenn man sich in der internationalen Presse umschaut: Der EU-Beitritt des Landes, der schon für das kommende Jahr anvisiert ist, und der Wirbel um die Relikte der jüngeren kroatischen Kriegsvergangenheit, genauer: die Verurteilung der beiden kroatischen Ex-Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac in Den Haag. Sie wurden wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit" im Kontext des Kroatienkrieges in den 90er Jahren zu hohen Haftstrafen verurteilt – zum Unmut nicht nur vieler kroatischer Bürger, sondern auch von Kirchenvertretern. Wird der Papst das Thema in Zagreb ansprechen? Dazu sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Dienstag bei einer Pressekonferenz zur Papstreise:

„Ich denke nicht, dass es einen besonderen Bezug zur Diskussion über die Verurteilung von General Gotovina geben wird. Ich denke, man muss hier die Gründe verstehen, warum das Urteil in Kroatien solche Reaktionen ausgelöst hat. Und auch vor Hintergrund des Krieges ist die Frage, wie dieses Urteil präsentiert wurde. Die Kroaten haben sich da verletzt gefühlt, weil im Urteil kein Platz war für die Anerkennung einer Dimension der Befreiung, die für sie aber – eben vor Hintergrund der letzten Kriege – sehr wichtig war." (rv)

CCEE: „Kirche-Staat, und der Islam?“

Welche Rolle spielt der Islam im Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Europa? Über diese heikle Frage berät ab Dienstag der Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in Turin. Als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist Helmuth Wiesmann dabei, der Geschäftsführer der Unterkommission für den interreligiösen Dialog der DBK. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass Vertreter der europäischen Bischofskonferenzen über den Islam sprechen, dafür ist aber die Gästeliste länger, so Wiesmann:

„Muslimische Vertreter sind aber diesmal eingeladen. Denn es geht ja primär darum, dass wir uns verständigen und darüber austauschen, was die Erfahrungen in den jeweiligen Ländern im Bezug auf das Verhältnis Staat-Kirche betrifft. Und wir suchen nach Positionen und diese sollen auf den Prüfstand gestellt werden. Eine Begegnung mit Muslimen ist eine andere Ebene. Wir hatten eine solche Begegnung mit Muslimen vor zwei Jahren in Brüssel durchgeführt. Da gab es eine gemeinsame Tagung."

In Turin wird auch der Kurienkardinal Jean-Louis Tauran sprechen. Er ist im Vatikan für den interreligiösen Dialog zuständig. Weiters wird ein nordafrikanischer Bischof die aktuelle Situation im arabischen Raum erklären. Wiesmann dazu:

„Wir freuen uns, dass der Erzbischof von Tunis, Mahoun Laham, dabei sein wird. Wir hoffen, dass er nicht nur über das Leben dort sprechen wird, sondern uns auch Hinweise geben kann, was ihm besonders wichtig erscheint, wenn europäische Kirchen zum Thema Islam sprechen. In so fern verspreche ich mir eine Bereicherung von dieser Tagung. (rv)

Vatikan/D: Marx nimmt St. Korbinian in Besitz

Kardinal Reinhard Marx von München nimmt am Sonntag offiziell seine Titelkirche in Besitz: Eine solche Kirche bekommt jeder Kardinal im Moment seiner „Erhebung" durch den Papst in Rom zugewiesen. Marx wird also in der neuen Kirche Sankt Korbinian im Südosten Roms zum ersten Mal die Messe feiern. Schon am 20. März hatte er die Kirche besucht, als sie von Papst Benedikt feierlich eingeweiht wurde. (rv)

Papst: „Von der Moderne das Gute annehmen“

Ende Juni letzten Jahres hatte er die Gründung eines neuen Vatikan-Rates angekündigt – an diesem Montag nun konnte Papst Benedikt „mit Zufriedenheit feststellen, dass der neue Rat eine Realität geworden ist". Im Vatikan empfing er erstmals die Vollversammlung des „Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung" unter Leitung von Erzbischof Rino Fisichella. Und er gab dem Gremium Hinweise und Hausaufgaben für den Start. Tenor: „Unsere Mission ist die gleiche" wie früher, aber der „kulturelle Wandel" macht es nötig, eine „neue", ja „effizientere… Art und Weise der Verkündigung" zu finden.

„In unserem heutigen Kontext haben die Entwicklungen der Säkularisierung auch in Ländern mit christlicher Tradition tiefe Furchen hinterlassen. Die Krise, die wir heute erleben, schließt häufig Gott aus dem Leben der Menschen aus und zeigt eine weitverbreitete Gleichgültigkeit gegenüber dem christlichen Glauben – bis hin zum Versuch, ihn aus dem öffentlichen Leben abzudrängen. In den letzten Jahrzehnten war es noch möglich, einen allgemeinen christlichen Sinn wiederzufinden, der das gemeinsame Fühlen ganzer Generationen untereinander verband. Heute hingegen erleben wir leider das Drama der Fragmentarisierung: Es gibt kein einigendes Band mehr, und viele Personen, die schon ganz gerne zur Kirche gehören würden, sind zutiefst geprägt von einer Sicht des Lebens, die im Widerspruch zum Glauben steht."

Christliche Verkündigung sei „heute komplexer als in der Vergangenheit" und in hohem Maß auf die persönliche Glaubwürdigkeit der Gläubigen angewiesen: „Es ist vor allem durch ihr Verhalten und durch ihre Lebensführung, dass die Kirche die Welt evangelisiert", zitierte Benedikt XVI. zustimmend seinen Vorgänger Paul VI., den Papst von „Evangelii Nuntiandi" (Apostolische Exhortation von 1975).

„Viele Menschen hängen an ihren christlichen Wurzeln, haben aber eine schwierige Beziehung zur Moderne. Da ist es wichtig, ihnen zu erklären, dass das Christsein nicht eine Art Kleidungsstück ist, das man sich zuhause oder bei ein paar feierlichen Anlässen überstreift, sondern etwas Lebendiges und Umfassendes, das auch alles aufnimmt, was es in der Moderne an Gutem gibt."

Im November nächsten Jahres wird sich eine Bischofssynode im Vatikan mit der Neuevangelisierung beschäftigen. Bis dahin erhofft sich der Papst von seinem neuen Rat zumindest „die Skizzen zu einem Projekt, das der ganzen Kirche und den einzelnen Ortskirchen beim Einsatz für eine Neuevangelisierung helfen kann". (rv)

Sambia: Schmutzkampagne gegen die Kirche

Die Bischöfe haben der Regierung des Landes eine Schmutzkampagne gegen die Kirche vorgeworfen. Die staatlichen Medien hätten in den vergangenen Monaten die katholische Kirche gezielt angegriffen. Das schreibt der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof George Lungu, am Sonntag. Diese Aktion sei koordiniert und geplant, so der Bischofsvorsitzende weiter. Gleichzeitig fügte Lungu an, dass sich die Kirche zwar nicht parteipolitisch äußern würde, aber sie habe die Aufgabe, den unterdrückten Bürgern Gehör zu verschaffen. Auch erinnerte der Bischof daran, dass auf diese Weise „kaum die Wählerstimmen der rund drei Millionen Katholiken, die ein Drittel der Bevölkerung stellten, gewinnen" ließe. Noch in diesem Jahr finden die Präsidentschaftswahlen in dem afrikanischen Land statt. Laut Medienberichten war der Kirche unter anderem vorgeworfen worden, für Homosexuelle einzutreten, nachdem die Bischöfe darauf hingewiesen hatten, dass die Kirche zwar homosexuelle Handlungen als schwere Sünde ablehne, aber Homosexuelle nicht diskriminiert werden dürften und Respekt verdienten. In Sambia sind homosexuelle Handlungen strafbar. (rv)

Vatikan: Neuer Untersekretär der Kleruskongregation ernannt

Papst Benedikt XVI. hat Antonio Neri zum Untersekretär der Kleruskongregation ernannt. Der 49-jährige Priester war bereits Mitarbeiter dieser Kurienbehörde. Der Untersekretär bekleidet nach dem Präfekten oder Präsidenten und dem Sekretär den dritten Rang in der Hierarchie eines päpstlichen Ministeriums. Neri stammt aus dem süditalienischen Catanzaro und lehrte bis zu seinem Eintritt in den Dienst des Heiligen Stuhls im Jahr 2008 an den Universitäten Bari und Lugano Kirchenrecht. Sein Studium absolvierte er an der Universität Bari, der römischen Lateran-Universität sowie der Universität Wien. An allen drei Hochschulen erwarb der 1991 zum Priester geweihte Italiener einen Doktortitel. In Bari wurde er im Fach Jura promoviert, in Rom im Kirchenrecht und in der österreichischen Hauptstadt in Theologie. Neri war zudem von 2003 bis 2008 Mitglied der „Europäischen Gesellschaft für Kirchenrecht" mit Sitz in Wien. (rv)

Vatikan/Schweiz/Liechtenstein: Neuer Papst-Gesandter

Die Schweiz und Liechtenstein haben einen neuen Apostolischen Nuntius. Papst Benedikt XVI. berief an diesem Samstag den italienischen Erzbischof Diego Causero in dieses Amt. Der 71-jährige Geistliche war zuletzt Nuntius in der Tschechischen Republik. In den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhles trat Causero 1973 ein. Er wirkte unter anderem bei den Vereinten Nationen in Genf, in Albanien, wo er 1991 die Nuntiatur aufbaute, und in verschiedenen afrikanischen Staaten. Erzbischof Causero stammt aus der Diözese Udine und spricht unter anderem Deutsch. Er löst an seinem Dienstsitz in der Schweiz Erzbischof Francesco Canalini ab, der kürzlich das 75. Lebensjahr vollendete. (rv)

Eine Magna Charta der Kommunikation – Vierzig Jahre Communio et Progressio

In dieser Woche wird Communio et Progressio 40 Jahre alt, ein Schreiben Papst Pauls VI. im Anschluss an das Konzil. Es geht um das Kommunikationsverständnis der Kirche, es ist eine Art Magna Charta, Das Ideal einer Welt, in der Medien eine wesentliche Rolle spielen. Diese Beschreibung stammt von Claudia Nothelle, Programmdirektorin des Rundfunks Berlin Brandenburg. Sie hat anlässlich des Jahrestages in der katholischen Journalistenschule ifp in München mit Kardinal Reinhard Marx über die Kirche und die Medien heute gesprochen und das päpstliche Schreiben als „prophetisch" charakterisiert, es habe auch heute noch, trotz veränderter Mediennutzung, seine Aussage behalten. Nach Selbstaussage des Textes soll er ein Anfang sein, kein Ende. (rv)

Vatikan-Tagung zu Aids: „Das Kondom schützt nicht“

Unter vatikanischer Spitzenbeteiligung läuft derzeit der zweitägige Kongress über HIV/Aids im Vatikan. Am Freitagabend sprach Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone vor den aus aller Welt angereisten Fachleuten, die über Strategien gegen die Immunschwächekrankheit und pastorale Pläne für die spirituelle „Verarztung" der Betroffenen diskutieren. Einer der prominentesten Teilnehmer ist der Medizin-Soziologe und Senior Harvard Forscher im Bereich Aids-Verhütung, Edward Green. Im Gespräch mit uns wies der Fachmann erneut die verbreitete Ansicht zurück, Kondome schützten zuverlässig vor Aids.

„Kondome werden typischerweise verwendet mit Gelegenheitspartnern oder bei Prostitution. Wenn die Kondomnutzung steigt, könnte das auf einen Zuwachs bei kommerziellem Sex hindeuten. Wir wissen heute, dass das häufige Wechseln von Sexualpartnern die Aids-Massenepidemie wie in Süd- und Ostafrika begünstigt. Die wichtigste Einzelmaßnahme gegen Aids ist also, vor dem Kontakt mit häufig wechselnden Partnern zu warnen. Hingegen vermindert eine Verhaltensänderung die HIV-Ansteckungsrate."

Das geschehe zurzeit in Afrika: Dort gehen die Ansteckungsraten zurück, berichtet der Fachmann. Und das, obwohl diverse Regierungsprogramme gegen Aids den Zusammenhang zwischen Gelegenheits-Sex und hoher Ansteckungsrate eher verschweigen.

„Es geht darum, Treue zwischen Partnern mehr zu fördern. Das kann man übrigens auch für polygame Lebensformen propagieren, die es in Afrika nicht selten gibt. Doch obwohl da nicht genug aufgeklärt wird, sehen wir, dass die Leute das von alleine machen. Da ist Common Sense am Werk, gesunder Menschenverstand – wohl aufgrund des Einflusses der Kirche." (rv)

Vatikan: „Neue Richtlinien“ im Umgang mit Aids gefragt

Viele Ortskirchen in Entwicklungsländern, die an vorderster Front gegen HIV/Aids kämpfen, wünschen sich „neue seelsorgerliche Richtlinien" im Umgang mit den Menschen, die an der Immunschwächekrankheit leiden oder eine Infektion fürchten müssen. Das sagte der vatikanische „Gesundheitsminister" vor Beginn der großen Vatikan-Konferenz zum Thema Aids, die an diesem Freitag und Samstag ranghohe Vertreter des Heiligen Stuhles und internationaler Organisationen in Rom zusammenführt.

„Die Ortskirchen möchten eine Hilfestellung bei der Verbesserung ihrer seelsorgerlichen und medizinischen Initiativen", sagte Erzbischof Zygmunt Zimowski, der Präsident des päpstlichen Rates für die Krankenpastoral, in einer vorab aufgezeichneten Video-Botschaft. Er erinnerte auch daran, dass die katholische Kirche weltweit rund 117.000 Gesundheitszentren betreibt, die HIV-Infizierte und Aids-Kranke versorgen oder in der Prävention arbeiten.

„Deshalb ist dieser Kongress eine neue Gelegenheit für ein Tiefenstudium der Problematik, das darauf zielt, das katholische Lehramt in diesem Bereich immer besser anzuwenden. Es geht darum, sowohl das ethische Bewusstsein bei denen zu stärken, die den Kranken beistehen, als auch den Respekt vor der Würde jeder infizierten Person."

Außerdem rief Erzbischof Zimowski die reichen Nationen zu mehr Solidarität mit Aids-Kranken in armen Ländern auf.

„Ein weiteres wichtiges Ziel der Konferenz besteht darin, die Aufmerksamkeit und Solidarität der reichen Länder den wirtschaftlich benachteiligten Ländern gegenüber neu anzusprechen. Dort sterben weiterhin zahlreiche, viel zu viele Menschen, weil ihnen der Zugang zu den erforderlichen Heilmaßnahmen versagt ist, insbesondere zu den so genannten antiretroviralen Therapien."

Die Tagung steht unter dem Titel „Die zentrale Bedeutung der Fürsorge für die Person bei der Vorbeugung und Behandlung von HIV/Aids". Zu den Vortragenden zählen neben Zimowski selbst der Beobachter des Heiligen Stuhls beim Uno-Menschenrechtsrat in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, sowie der Direktor von Unaids, dem Programm der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Immunschwächekrankheit, Michel Sidibe. Auch der EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, John Dalli, wird zu der Konferenz erwartet. Veranstalter der Tagung ist die Stiftung „Der barmherzige Samariter", die dem päpstlichen Gesundheitsratsrat untersteht. (rv)