CCEE: „Kirche-Staat, und der Islam?“

Welche Rolle spielt der Islam im Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Europa? Über diese heikle Frage berät ab Dienstag der Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in Turin. Als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist Helmuth Wiesmann dabei, der Geschäftsführer der Unterkommission für den interreligiösen Dialog der DBK. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass Vertreter der europäischen Bischofskonferenzen über den Islam sprechen, dafür ist aber die Gästeliste länger, so Wiesmann:

„Muslimische Vertreter sind aber diesmal eingeladen. Denn es geht ja primär darum, dass wir uns verständigen und darüber austauschen, was die Erfahrungen in den jeweiligen Ländern im Bezug auf das Verhältnis Staat-Kirche betrifft. Und wir suchen nach Positionen und diese sollen auf den Prüfstand gestellt werden. Eine Begegnung mit Muslimen ist eine andere Ebene. Wir hatten eine solche Begegnung mit Muslimen vor zwei Jahren in Brüssel durchgeführt. Da gab es eine gemeinsame Tagung."

In Turin wird auch der Kurienkardinal Jean-Louis Tauran sprechen. Er ist im Vatikan für den interreligiösen Dialog zuständig. Weiters wird ein nordafrikanischer Bischof die aktuelle Situation im arabischen Raum erklären. Wiesmann dazu:

„Wir freuen uns, dass der Erzbischof von Tunis, Mahoun Laham, dabei sein wird. Wir hoffen, dass er nicht nur über das Leben dort sprechen wird, sondern uns auch Hinweise geben kann, was ihm besonders wichtig erscheint, wenn europäische Kirchen zum Thema Islam sprechen. In so fern verspreche ich mir eine Bereicherung von dieser Tagung. (rv)

Vatikan/D: Marx nimmt St. Korbinian in Besitz

Kardinal Reinhard Marx von München nimmt am Sonntag offiziell seine Titelkirche in Besitz: Eine solche Kirche bekommt jeder Kardinal im Moment seiner „Erhebung" durch den Papst in Rom zugewiesen. Marx wird also in der neuen Kirche Sankt Korbinian im Südosten Roms zum ersten Mal die Messe feiern. Schon am 20. März hatte er die Kirche besucht, als sie von Papst Benedikt feierlich eingeweiht wurde. (rv)

Papst: „Von der Moderne das Gute annehmen“

Ende Juni letzten Jahres hatte er die Gründung eines neuen Vatikan-Rates angekündigt – an diesem Montag nun konnte Papst Benedikt „mit Zufriedenheit feststellen, dass der neue Rat eine Realität geworden ist". Im Vatikan empfing er erstmals die Vollversammlung des „Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung" unter Leitung von Erzbischof Rino Fisichella. Und er gab dem Gremium Hinweise und Hausaufgaben für den Start. Tenor: „Unsere Mission ist die gleiche" wie früher, aber der „kulturelle Wandel" macht es nötig, eine „neue", ja „effizientere… Art und Weise der Verkündigung" zu finden.

„In unserem heutigen Kontext haben die Entwicklungen der Säkularisierung auch in Ländern mit christlicher Tradition tiefe Furchen hinterlassen. Die Krise, die wir heute erleben, schließt häufig Gott aus dem Leben der Menschen aus und zeigt eine weitverbreitete Gleichgültigkeit gegenüber dem christlichen Glauben – bis hin zum Versuch, ihn aus dem öffentlichen Leben abzudrängen. In den letzten Jahrzehnten war es noch möglich, einen allgemeinen christlichen Sinn wiederzufinden, der das gemeinsame Fühlen ganzer Generationen untereinander verband. Heute hingegen erleben wir leider das Drama der Fragmentarisierung: Es gibt kein einigendes Band mehr, und viele Personen, die schon ganz gerne zur Kirche gehören würden, sind zutiefst geprägt von einer Sicht des Lebens, die im Widerspruch zum Glauben steht."

Christliche Verkündigung sei „heute komplexer als in der Vergangenheit" und in hohem Maß auf die persönliche Glaubwürdigkeit der Gläubigen angewiesen: „Es ist vor allem durch ihr Verhalten und durch ihre Lebensführung, dass die Kirche die Welt evangelisiert", zitierte Benedikt XVI. zustimmend seinen Vorgänger Paul VI., den Papst von „Evangelii Nuntiandi" (Apostolische Exhortation von 1975).

„Viele Menschen hängen an ihren christlichen Wurzeln, haben aber eine schwierige Beziehung zur Moderne. Da ist es wichtig, ihnen zu erklären, dass das Christsein nicht eine Art Kleidungsstück ist, das man sich zuhause oder bei ein paar feierlichen Anlässen überstreift, sondern etwas Lebendiges und Umfassendes, das auch alles aufnimmt, was es in der Moderne an Gutem gibt."

Im November nächsten Jahres wird sich eine Bischofssynode im Vatikan mit der Neuevangelisierung beschäftigen. Bis dahin erhofft sich der Papst von seinem neuen Rat zumindest „die Skizzen zu einem Projekt, das der ganzen Kirche und den einzelnen Ortskirchen beim Einsatz für eine Neuevangelisierung helfen kann". (rv)