Vatikan: Umbettung von Johannes Paul II.

   Der Sarg mit den Reliquien des seligen Papstes Johannes Paul II. ist am Montagabend umgebettet worden. Die letzte Ehre erwiesen dem Papst – nach der feierlichen öffentlichen Seligsprechung vom Sonntag und der Dankesmesse vom Montag – diesmal im kleinen Rahmen neun Kardinäle, Bischöfe, Erzbischöfe und Ministranten: Mit einer stillen und doch feierlichen Prozession innerhalb der Petersbasilika, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, wurde der Sarg des polnischen Papstes vom Hauptaltar in die Sebastianskapelle in den Grotten des Petersdoms gebracht. Bis Montag war er noch im Petersdom den Gläubigen zum Gebet zugänglich.
Angeführt von Kardinal Angelo Comastri, dem Erzpriester des Petersdoms, hielt die Prozession vor dem Petrusgrab unter dem Altar des Petersdoms für ein erstes Gebet. Danach zog sie weiter vor den Sebastiansaltar. Nach einer weiteren Gebetslitanei mit dem dreimaligen Ruf „Seliger Johannes Paul" beteten die Geistlichen das Gebet zu Ehren des neuen Seligen. Danach folgte die Einsegnung des Grabes mit Weihrauch, das danach mit einer Marmorgedenktafel versehen wurde. Sie trägt die Aufschrift „Beatus Ioannes Paulus PP".
Unter den Anwesenden waren neben Kardinal Comastri auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dessen Vorgänger Kardinal Angelo Sodano. Weiter erwiesen Wojtylas Nachfolger im Bischofssitz von Krakau, die Kardinäle Macharski und Dziwisz, ihrem Landsmann die letzte Ehre, ebenso der ehemalige Privatsekretär von Johannes Paul, Erzbischof Mokrzycki. Auch der Postulator des Seligsprechungsverfahrens Slawomir Oder war mit dabei. (rv)

Pilger erweisen Johannes Paul II. die letzte Ehre

Bis Montagmorgen noch waren Pilger zum Sarg Johannes Pauls gekommen. Nach der Seligsprechungsfeier am Sonntag kamen allein 250.000 Gläubige in die Petersbasilika vor den Hauptaltar, um dem Seligen die letzte Ehre zu erweisen. Sie verharrten im Gebet und legten Briefe und Karten, Blumen, Kerzen und andere Geschenke am Fuße des Sarges ab. Diese werden – so will es das Kirchenrecht – unter anderem auch nach einem möglichen Wunder durchsucht, das auf Fürsprache Johannes Pauls erwirkt worden sein soll – nach seiner Seligsprechung wohlgemerkt, sonst kommt das Wunder für einen Heiligsprechungsprozess nicht in Frage.
Radio Vatikan hat einige Eindrücke der Gläubigen vor dem Sarg eingefangen:
„Ich erinnere mich, als er 1979 in Warschau den Heiligen Geist um Veränderung für unser Land anrief, das war noch zur Zeit des kommunistischen Regimes. Aber für mich war immer sein Glaube am wichtigsten, denn er hat etwas in der Welt verändert. Er hat uns ein Stück des Himmels auf die Erde gebracht."
„Johannes Paul erinnert daran, dass wir alle zur Heiligkeit berufen sind: sie gibt dem Leben Sinn."
„Ich denke, vor allem für Menschen, die leiden oder krank sind, ist er eine große Hoffnung."
(rv)

Vatikan/Medienwelt: 1,3 Presseberichte pro Sekunde

Die Seligsprechung von Johannes Paul II. war ein Medienereignis ohne gleichen: Gemäß einer Presseanalyse wurden am Wochenende 1,3 Artikel pro Sekunde veröffentlicht. Einzig die Verkündung des Todes von Osama Bin Laden hat die Tendenz verlangsamt, so eine Analyse von Radio Vatikan. Weitere Zahlen: Die Medienberichte schwanken zwischen ein und 1,5 Millionen Pilger für die Seligsprechung. Man rechnet mit etwa zwei Milliarden TV-Zuschauer für das Großereignis in Rom.

Die deutschsprachigen Medien

Papst Benedikt XVI. habe seinen Vorgänger Johannes Paul II. „in einer bewegenden Predigt selig gesprochen", schreibt das Hamburger Abendblatt. „Das Jahrhundert Lenins, Stalins, Hitlers oder Maos hatte Johannes Paul II. als eine Gestalt von einem anderen Stern bereichert, als ein Mann vom Himmel", schreibt Paul Badde in der Welt. „Auge in Auge mit dem Vorgänger" fasst die Süddeutsche Zeitung an diesem Montag die Seligsprechung zusammen. „Polen feiern „ihren" Papst", titelt Focus-Online am Sonntag ihren Beitrag zu Feier in Rom. Die katholische Kirche tue gut daran, „das Ansehen des verstorbenen Kirchenführers zu wahren", schreibt die FAZ. Die Online-Ausgabe der „Neuen Zürcher Zeitung" geht hingegen auch auf die kritischen Stimmen ein, die das schnelle Verfahren sowie das Pontifikat Johannes Paul II. kritisiert haben. (rv)