Italien: Ehemaliger Papst-Butler gibt erstmals Interview

Der 83jährige Italiener Angelo Gugel war unter drei Päpsten Kammerdiener. Bisher gab er nie ein Interview, nun sprach er über seine Vergangenheit im Vatikan mit der Tageszeitung „Corriere della Sera“.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Er kam unter Pius XII. in den Vatikan und diente zunächst in der vatikanischen Gendarmerie. Später wurde er unter Johannes Paul I. der Kammerdiener des Papstes, weil Albino Luciani – also Johannes Paul I. – sowohl die Mutter als auch die Ehefrau von Gugel persönlich gut kannte und deshalb Vertrauen in ihn hatte, wie Gugel im Interview mit der römischen Zeitung sagt. Später habe er auch Johannes Paul II. und Benedikt XVI. gedient.

Er habe Johannes Paul II. in seinen Händen gehabt, als am 13. Mai 1981 das Attentat auf dem Petersplatz auf ihn verübt wurde; auch war Gugel einer der letzten, der den lebenden „lächelnden Papst Luciani“ gesehen und mit ihm gesprochen hat. Viele Spekulationen und Verschwörungstheorien geisterten herum, doch er halte nichts davon.

Auch zum Fall der entführten Vatikan-Bürgerin Emanuela Orlandi oder zur angeblichen Beziehung von Vatikan-Mitarbeitern zu Freimauern will Gugel nicht viel sagen. Dies sei alles „böse Sprüche“ gegen den Vatikan und die Kirche. Über seinen Nachfolger Paolo Gabriele, der in den Fall Vatileaks – also den Raub und die illegale Verbreitung von vatikaninternen Dokumenten – verwickelt war und dafür verurteilt wurde, sagt Gugel, dass er „von vornherein gewusst habe“, dass mit diesem Mann „etwas nicht stimmte“, weil sich Gabriele kaum für die Tätigkeit von Gugel interessiert habe, als dieser ihn auf die Arbeitsabläufe eines päpstlichen Kammerdieners hinweisen wollte.

In dem langen Gespräch mit dem „Messaggero“ geht Gugel auch auf die vielen Inkognito-Ausflüge von Johannes Paul II. ein. Einmal habe er bei einem Ausflug an einen römischen Strand die Schlüssel des Aufzugs zur Papstwohnung verloren, doch eine Woche später habe er sie wiedergefunden. Stolz sei er darauf, dass ihm Benedikt XVI. einmal gesagt habe, dass er zur „päpstlichen Familie“ gehöre. In der Tat wurde Angelo Gugel lange Jahre im vatikanischen Jahrbuch unter dem Stichwort „Päpstliche Familie“ aufgeführt. (vatican news)

D: Bischof Voderholzer äußert sich zum Streitthema „Interkommunion“

Quelle: Bistum Regensburg (Screenshot am 24. April)

Gestern wurde auf der Webseite des Bistum Regensburg ein Interview zur Frage des Kommunionempfangs evangelischer Ehepartner mit Bischof Voderholzer veröffentlichet.

Vaticanhistory. – Martin Marker.

Der Regensburger Bischof stellt in dem Interview seine eigene Sichtweise zum umstrittenen Thema der Interkommunion und der Handreichung der DBK dar.

Zum Originalartikel des Bistums Regensburg: „Bischof Voderholzer zur Frage des Kommunionempfangs evangelischer Ehepartner: „Die gemeinsame Sehnsucht nach Einheit wach halten“

(vh – mm)

 

D: Geht die DBK auf Konfrontationskurs mit Rom?

Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz tagte heute in Würzburg.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) veröffentlichte heute einige wenige Details zur Aussprache der stattgefundenen Sitzung auf ihrer Website. Die Bischöfe befassten sich mit der seit einigen Tagen öffentlich geführten Debatte um die pastorale Handreichung über konfessionsverschiedene Ehen und eine gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie im Einzelfall.

Die Bischöfe hatten den Text der Handreichung in ihrer Frühjahrsversammlung mit einer Zweidrittelmehrheit beschlossen. Bis zur heutigen Sitzung konnten die Mitglieder Änderungsvorschläge („Modi“) einreichen. Auf der Website der DBK heißt es hierzu am 23. April:

„Diese (Modi, d. Red.) wurden in das Dokument eingearbeitet. Dessen finale Fassung wurde gemäß Beschlussfassung der Vollversammlung von den Vorsitzenden der Glaubenskommission und der Ökumenekommission sowie dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz festgestellt. Kardinal Reinhard Marx wird die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz und die zuständigen Einrichtungen in der Römischen Kurie informieren.

Der Ständige Rat begrüßt die Möglichkeit zu einem vertiefenden und klärenden Gespräch in Rom. An diesem werden nach jetzigem Stand auf Einladung der Kongregation für die Glaubenslehre neben dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, auch der Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki und der Bischof von Münster, Bischof Dr. Felix Genn, teilnehmen. Ziel des Gesprächs aus Sicht des Ständigen Rates ist es, die pastoralen Aspekte und den rechtlichen Kontext auch aus weltkirchlicher Sicht zu erörtern und abzuwägen.“

Nachdem die Handreichung von sieben Bischöfen der Vollversammlung, unter Leitung von Kardinal Woelki, an die zuständigen Einrichtungen in der Römischen Kurie weitergeleitet wurden, gab es mit Sicherheit eine Menge Gesprächsbedarf.

Unverständlich ist allerdings, warum der Ständige Rat am heutigen Tag eine finale Fassung der Handreichung beschlossen hat. Nach der öffentlichen Kritik und dem Ansinnen des Päpstlichen Einheitsrates, es bestehe „Erklärungsbedarf“ vonseiten des Leiters der DBK, ist der Beschluss einer finalen Fassung noch kritischer zu bewerten. Dieser Umstand lässt durchaus darauf schließen, dass man sich auf einen Konfrontationskurs mit Rom einlassen will, anstatt die Gespräche in Rom in Ruhe abzuwarten. (vh – mm)

Der Drache und der Papst

Offen gesagt: Dass der 23. April das Fest des heiligen Georg ist, hat bis vor ein paar Jahren noch niemanden im Vatikan groß interessiert. Doch inzwischen ist das anders.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Denn der Heilige aus Kappadozien, der gegen einen Drachen gekämpft und im vierten Jahrhundert als Märtyrer gestorben sein soll, hat in einer vatikaninternen Rangliste dem hl. Joseph den Rang abgelaufen. Nicht mehr der Josephstag ist Feiertag im Papststaat, sondern der Georgstag.

Das liegt daran, dass der weltliche Namenstag eines amtierenden Papstes im Vatikan ein arbeitsfreier Tag ist – und auf Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.) ist vor fünf Jahren Jorge, also Georg, Bergoglio (Franziskus) gefolgt. Das heißt: An diesem Montag haben die meisten Vatikanbüros, aber auch die Post, der Supermarkt oder die Mensa des Vatikans geschlossen.

Nicht nur der Namenstag eines amtierenden Papstes ist Vatikan-Feiertag, sondern auch sein Geburtstag und der Tag seiner Wahl auf den Stuhl Petri.

Unser Video zeigt einige Darstellungen des hl. Georg. Sie entstammen verschiedenen Epochen und werden alle in der Pinakothek gezeigt, die zum Komplex der Vatikanischen Museen gehört. (vatican news)

Pakistan: Christin angezündet, weil sie Muslim die Heirat verweigerte

LAHORE – Ein 30-jähriger Mann hat in Pakistan eine junge Christin mit Säure übergossen und angezündet, weil sie sich weigerte, ihren Glauben zu verleugnen, Muslima zu werden und ihn zu heiraten.

Die Zeitung „Pakistan Today“ berichtet, die 25-jährige Asma habe in Sialkot im Norden des Landes gearbeitet.

Im Polizeibericht mit den Angaben des Vaters von Asma, Yaqoob Masih, heißt es, dass dieser am 17. April zusammen mit seinem Sohn die jungen Frau in dem Haus, in dem sie arbeitete, besucht hatte. „Wir saßen in einem Gästezimmer, als es an die Tür klingelte. Asma ging, um zu sehen, wer es sei. Nach einiger Zeit hörten wir sie schreien vor Schmerz.“

Als sie hinrannten, um ihr zu helfen, sahen sie, „was geschehen war und den Angeklagten fliehen, während Asma in Flammen stand“.

Sie wurde ins örtlichen Krankenhaus gebracht. Dort sagte sie zu ihrem Vater, dass der Mann sie schon seit einiger Zeit bedränge, ihn zu heiraten, aber sie habe abgelehnt, weil sie nicht zum Islam konvertieren wolle.

Die junge Frau erlitt Verbrennungen an 80 Prozent ihres Körpers und Gesichts und wird in einem Krankenhaus in Lahore behandelt.

Laut Informationen von „Pakistan Today“ sagte Inspektor Muhammad Riaz von der örtlichen Polizei, sie hätten den Angeklagten, der sein Verbrechen gestanden habe, festgenommen.

In einer Erklärung beklagte Wilson Chowdhry, Vorsitzender der British Pakistani Christian Association, dass „dieser bösartige Angriff die Wertlosigkeit von christlichen Mädchen offenbart, wie sie sich in der Mentalität vieler muslimischer Männern in Pakistan entwickelt hat.“

„Aufgrund eines nationalen Lehrplans lehren voreingenommene und unehrliche Imame, es gebe einen besonderen Platz im Himmel für diejenigen, die christlichen Mädchen vergewaltigten und bekehrten; viele davon betrachten Frauen dieser Minderheit als Kriegsbeute.“

Chowdhry erklärte, dass „Statistiken zeigen – obwohl Zwangsverheiratung im Jahr 2017 für illegal erklärt wurde – dass jedes Jahr mehr als 700 christliche Mädchen entführt, vergewaltigt und in eine islamische Ehe gezwungen werden. Und es gibt keine Anzeichen, dass es weniger werden.“

Er fügte hinzu: „Die Menschenrechtskommission von Pakistan berichtet, dass im Jahr 2017 insgesamt 143 Frauen Opfer von Säureattacken oder angezündet wurden. (CNA Deutsch)

Interkommunion: Vorgehen von Kardinal Marx ist erklärungsbedürftig

Am heutigen Montag findet in Würzburg die Sitzung des ständigen Rates der 27 Diözesen der deutschen Kirchenprovinzen statt.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Man darf davon ausgehen, dass es hier zu einer turbulenten Diskussion, über dass Dokument der „Handreichung zur Interkommunion“ kommen wird. Die Katholische Nachrichtenagentur KNA hat in einem aktuellen Bericht bestätigt, dass neben Kardinal Marx auch Kardinal Woelki und Bischof Genn nach Rom reisen werden. Der Termin der Reise ist derzeit noch nicht bekannt. Somit wurde die erste Verlautbarung von kath.net bestätigt.

Laut KNA sieht man in Rom das Vorgehen von Kardinal Marx beim Päpstlichen Einheitsrat für kritisch und erklärungsbedürftig an.  (vh – mm)

D/Vatikan: Malteser Garde trifft Malteser Garde

 

Den Gedanken der Verbandskultur auch über den aktiven Dienst hinaus zu pflegen und einen Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen: Das hat sich die Malteser Garde vorgenommen. Jetzt kamen die Verantwortlichen zu einer Tagung in Rom zusammen.

Edmund Baur, langjähriger Vize-Präsident des Malteser-Hilfsdienstes, hat im Jahr 2016 die Weichen für die Gründung der Malteser Garde gelegt, mittlerweile sind die Diözesanleiter der Malteser-Einrichtung bereits zu ihrer zweiten Tagung zusammengekommen. Als Tagungsort fiel die Wahl diesmal auf Rom, wo die Gruppe auch mit den Verantwortlichen der Päpstlichen Schweizer Garde zusammen getroffen ist. Diese stellt für die Malteser eindeutig nicht nur dem Namen nach ein „Vorbild“ dar, wird uns Edmund Baur im Anschluss an die Begegnung erzählen. Wir haben ihn gefragt, was das Anliegen hinter der Malteser Garde darstellt und an wen sie sich richtet.

Baur: „Man will vor allem dafür sorgen, dass lang gediente ehrenamtliche Helferinnen und Helfer dann, wenn sie nicht mehr so ausgiebig wie bisher im aktiven Dienst tätig sein können, noch einen Halt innerhalb der Malteser haben. Schließlich sind sie stets vom Malteser-Gedanken getragen worden und das soll auch dann der Fall sein, wenn sie nicht mehr so aktiv sein können. Also einfach das Gefühl nicht zu verlieren, Malteser zu sein.“

VN: Sie sind zu ihrer Frühjahrstagung dieses Mal nach Rom gekommen. Was war der Auslöser für diese Entscheidung?

Baur: „Diese Entscheidung, in Rom zu tagen, wurde getroffen, um den Malteser-Verantwortlichen einmal direkt vor Augen zu führen, was Weltkirche ist. Das geht sicherlich am besten, wenn man hier in Rom an der Wurzel ist. Wir waren am Petrusgrab unter dem Dom und das war wirklich derart beeindruckend, dass die Teilnehmer sprachlos am Grab standen. Bewegend war auch, als wir gemeinsam mit unserem geistlichen Begleiter das Glaubensbekenntnis gebetet haben. Da hat man richtiggehend gespürt, wie es da einigen sozusagen kalt den Rücken runter gelaufen ist.“

VN: Der Begriff Malteser Garde weckt ja hier im Vatikan unvermeidlich Assoziationen mit dem Begriff der Päpstlichen Schweizer Garde. Gibt es da einen Zusammenhang, und wenn ja, welchen?

Baur: „Ja, es gibt zunächst gedankliche Zusammenhänge, denn als Papst Benedikt in Deutschland war, hatten wir ja seit dem Weltjugendtag immer den Sanitätsdienst übernommen. Und da hat sich gewissermaßen der Begriff der Päpstlichen Sanitätsgarde eingebürgert. Der Name Garde also das erste Mal in Zusammenhang mit den Maltesern. Und der Begriff Garde beinhaltet ja auch etwas, Treue, Zuverlässigkeit, und das sind auch Attribute, die die Malteser verkörpern und leben – manchmal unbewusst, manchmal bewusster… Und da ist die Schweizer Garde für uns auch ein Beispiel. Deshalb sind wir auch nach Rom gekommen, um hier zu sehen, wie ist das eigentlich mit der Schweizer Garde, wie ist ihre Disziplin und ihr Verhalten. Das ist vorbildlich, und da werden wir uns in Zukunft auch ein wenig orientieren. Wir werden zwar sicherlich nicht die Perfektion erreichen, aber das ein wenig im Auge zu behalten, ist sicherlich nicht verkehrt.“

VN: Sie haben den Kommandanten und den Vize-Kommandanten der Schweizer Garde zu Ehrenmitgliedern der Malteser Garde ernannt. Soll sich daraus jetzt eine regelmäßigere Beziehung zwischen Schweizer Garde und Malteser Garde etablieren?

Baur: „Eine Zusammenarbeit mit der Schweizer Garde wäre für uns natürlich ein „Highlight“, wenn man das so sagen darf. Warum? Weil wir natürlich in der Schweizer Garde immer auch unseren Glauben in der Ausübung verkörpert sehen, weil ihre Mitglieder eben doch treu zu Papst und Kirche stehen. Für die Malteser ist das einfach ein Vorbild. Bei den Gläubigen ist ja nicht mehr so üblich, sonntags zur Messe zu gehen oder gemeinsam zu beten, und im Rahmen der Garde wollen wir das wieder ein wenig vertiefen. Wir hatten ja auch eine für viele sehr beeindruckende Heilige Messe in der Kapelle der Schweizer Garde. Allein durch die Vielsprachigkeit der Messe hat man auch bewusst gespürt und erfahren, was es heißt, katholisch zu sein, in der Kirche zu sein.“ (vatican news – cs)

Papst will Kinderschutzkommission definitiv bestätigen

Papst Franziskus plant, die Statuten der von ihm eingerichteten Kinderschutzkommission unter Leitung von Kurienkardinal Sean O´Malley definitiv zu bestätigen. Das geht aus einem Statement der Kommission zum Abschluss der ersten Sitzung seit ihrer kürzlich erfolgten Umbesetzung hervor. Am Samstag lief die Gültigkeit der ad experimentum genehmigten Statuten der Kommission aus.

Die Vollversammlung der Kommission, die in dieser Woche stattgefunden hatte, habe großes Augenmerk auf die Anhörung von Missbrauchsüberlebenden gelegt, heißt es in der Aussendung. Die angehörten Missbrauchsopfer, die auch die katholische Kinderschutzkommission von England und Wales beraten, hätten sich durch die Aufmerksamkeit, mit der ihren Schilderungen begegnet worden sei, „gestärkt“ gefühlt. Auch weiterhin solle den Zeugnissen der Opfer von Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen großes Gewicht beigemessen werden, so die Kommission, die in der Vergangenheit mit dem vorzeitigen Rückzug der Missbrauchsüberlebenden Saunders und Collins zu kämpfen hatte.

Ebenfalls Thema der Beratungen waren der Ergebnisbericht der Königlichen Australischen Kommission zu Missbrauch durch Kleriker und die UN-Kinderrechtskonvention sowie die Rolle von Glaubensgemeinschaften bei der Bewältigung von Missbrauchstraumata. Am Samstag hätten die Mitglieder den Papst in einer Privataudienz getroffen und ihm ihre Schwerpunkte für die Zukunft darlegen können. Dabei hätte der Papst ihnen mitgeteilt, dass er den Status der Kommission definitiv bestätigen wolle. (vatican news – vn)

Chile: Fallen neben Barros noch weitere Bischöfe?

In einem Brief an die chilenische Bischofskonferenz gab Papst Franziskus zu, dass er im Fall von Barros „schwerwiegende Beurteilungs- und Wahrnehmungsfehler“ begangen habe, „insbesondere aufgrund des Mangels an wahrheitsgemäßen und ausgewogenen Informationen“.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Der Fall Barros hat nicht nur einen schlechten Beigeschmack für die chilenische Bischofskonferenz, auch Papst Franziskus hat hier eine entscheidende Mitschuld an der bisherigen Verfahrensweise. Franziskus beruft sich zwar auf „Mängel der wahrheitsgemäßen und ausgewogenen Informationen“, die ihm zur Verfügung standen, ob dies allerdings so korrekt ist, wird von verschiedenen Quellen stark bezweifelt. Dem Papst wurde vorgehalten, dass ihm der Fall Barros seit Jahren bekannt war.

Der Vatikan Korrespondent Inès San Martin berichtete am Samstag auf „Crux“ über Details zum Fall Barros und mögliche Rücktritte chilenischer Bischöfe.

Da der Termin eines Treffens von chilenischen Bischöfen mit dem Papst am 14. bis 17. Mai immer näher rückt, kommt offensichtlich Bewegung in die Angelegenheit. Bischof Barros selbst, plant an dem Treffen teilzunehmen.

Zur Erinnerung – Bischof Barros ist einer von vier chilenischen Bischöfen denen vorgeworfen wird, pädophile Machenschaften des Paters Fernando Karadima zu mindestens vertuscht und gedeckt zu haben.

Laut „Crux“ sagte der chilenische Kardinal Ricardo Ezzati Andrello S.D.B. (76), Erzbischof von Santiago de Chile, in einer Pressekonferenz am Donnerstag:

„Ich bin kein Richter, um zu sagen, ob Barros tatsächlich vertuscht hat oder nicht, sagte Ezzati, aber „das Wohl des Volkes Gottes bittet um seine Verfügbarkeit“, so wie ich selbst zur Verfügung stehe, wenn das Volk Gottes meinen Rücktritt erbitten würde.“

Die Diözese Osorno, in der Bischof Barros durch Franziskus im Jahr 2015 eingesetzt wurde, hat in einer Erklärung veröffentlicht, dass der Barros „gesundheitliche Probleme“ habe, während er bekräftigte, dass er den Anweisungen des Heiligen Vaters dauerhaft zur Verfügung steht. Weitere Angaben zu seinem Zustand wurden jedoch nicht gemacht.

Bei einer außerordentlichen Versammlung des Klerus von Santiago de Chile in dieser Woche sagte Kardinal Ezzati Andrello:

„Es sei „eine sehr ernste Schuld, den Heiligen Vater falsch informiert zu haben“, aber er bestehe darauf, dass er persönlich „niemanden getäuscht“ habe.

Während des Treffens, das Franziskus mit den chilenischen Bischöfen im Mai führen wird, wird er mit ihnen die Schlussfolgerungen teilen, die er nach der Lektüre eines Berichts des Sonderermittlers Erzbischof Charles J. Scicluna von Malta gezogen hat.

Zu den drei anderen Bischöfen neben Barros berichtet „Crux“:

Bischof Horacio Valenzuela, einer der Vier um den pädophilen Priester Karadima, sagte am Montag, dass der Rücktritt von religiösen Führern wie ihm nicht die Antwort auf die Krise sei. Der Bischof von Talca sagte in Bezug auf die Bitte um seinen Rücktritt: „Dies ist nicht der Ort, an dem die Lösung herkommt“, mit der Begründung, dass sie „gemeinsam mit dem Papst beten und sehen müssen, was passiert“. „Wenn er hier eine Veränderung vornimmt, eine Veränderung dort, am Ende, dann ist es der Papst, der die Kirche organisiert“, sagte Valenzuela.“

Bischof Karolina Tomislav Koljatic von Linares wurde ebenfalls von Karadima ausgebildet und verteidigte wie Valenzuela offen seinen Mentor, als die Vorwürfe 2010 veröffentlicht wurden. Beide schickten Briefe an den Vatikan, sprachen gegen die Missbrauchten und verteidigten den Priester Karadima. Nach dem Brief des Papstes sagte er jedoch: „Vielleicht war ich nicht klar genug, um zu verstehen, was [in El Bosque] passierte, und wenn das so ist, muss ich offensichtlich diese Verantwortung übernehmen.“

Neben den genannten Kirchenmännern ist ein weiterer Kardinal in Chile ins Zwielicht geraten. Kardinal Francisco Javier Errázuriz Ossa I.Sch. (84), emeritierter Erzbischof von Santiago de Chile, Vorgänger von Kardinal Ezzati Andrello, ein Mitglied des Kardinalsrates K9, der wiederholt von den Opfern und sogar Mitgliedern seines eigenen Klerus als einer der Verantwortlichen für die Fehlinformation des Papstes herausgegriffen wurde, sagte zu seiner Rolle.

„Als päpstlicher Berater bedeutet das nicht, dass er Francis über die Situation der chilenischen Kirche informieren muss. Es gehört nicht zu unserer Aufgabe, den Papst über die Schwierigkeiten, die möglichen Fehler und Übel, die die Kirche betreffen, zu informieren.“

Auf Twitter beschuldigte das Missbrauchsopfer Juan Carlos Cruz, eines von Karadimas Opfern, Kardinal Errázuriz Ossa zu lügen:

„Jetzt versucht er zu glauben, dass er uns unterstützt“, schrieb Cruz am 13. April. „[Er] hat es NIE getan. Er ist einer von denen, die den Papst belogen haben. Ein miserabler Mann, der heute versucht, für den Scicluna-Bericht auf den Siegeswagen zu steigen. Seine Boshaftigkeit ist bekannt. Er täuscht uns nicht !! „

Sollten die bekannten Vorwürfe der Missbrauchsopfer mit dem Bericht des Sonderermittlers Erzbischof Scicluna übereinstimmen, wird Papst Franziskus einen klaren und angemessenen Schlussstrich ziehen müssen und das kann nur bedeuten, die betreffenden Bischöfe aus ihren Ämtern umgehend zu entfernen.

Sollten Beschuldigungen gegen die Kardinäle Ezzati Andrello und Errázuriz Ossa Bestätigung finden, könnte ihnen Ähnliches wie dem im März diesen Jahres verstorbenen schottischen Kardinal Keith O´Brien drohen. Dieser hatte nach Missbrauchsfällen seine Resignation beim Papst eingereicht und alle Privilegien seiner Kardinalswürde verloren. (vh – mm)

Neue Woche mit dem Papst: Namenstag, K9-Beratungen und Nigerias Bischöfe

Am Montag feiert der Vatikan den Namenstag des Papstes, da Franziskus mit bürgerlichen Namen „Jorge“ – also Georg – heißt. Doch für Franziskus bedeutet dies nicht, sich auszuruhen, denn am Montag beginnt eine neue Runde des Beratergremiums der K9-Kardinäle im Vatikan.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Am Mittwoch können die Gläubigen dem Papst auf dem römischen Petersplatz grüßen, anlässlich der wöchentlichen Generalaudienz. Der päpstliche Kulturrat organisiert von Donnerstag bis Samstag eine Konferenz im Vatikan über die Bedeutung von Pflege. Am Donnerstag sind nigerianische Bischöfe in Rom anlässlich ihres Ad Limina-Besuchs. Das Christentum ist nach dem Islam die am meisten verbreitete Religion in Nigeria. Die Römisch-katholische Kirche in Nigeria hat etwa 19 Millionen Mitglieder. Für Christen in Nigeria war das vergangene Jahr ein Jahr des Terrors. Immer wieder übten Mitglieder der Terrormiliz Boko Haram Anschläge auf christliche Einrichtungen aus. Und am Sonntag betet der Papst wie üblich das Mittagsgebet „Regina Coeli“ auf dem Petersplatz. (vatican news)