Papst will Kinderschutzkommission definitiv bestätigen

Papst Franziskus plant, die Statuten der von ihm eingerichteten Kinderschutzkommission unter Leitung von Kurienkardinal Sean O´Malley definitiv zu bestätigen. Das geht aus einem Statement der Kommission zum Abschluss der ersten Sitzung seit ihrer kürzlich erfolgten Umbesetzung hervor. Am Samstag lief die Gültigkeit der ad experimentum genehmigten Statuten der Kommission aus.

Die Vollversammlung der Kommission, die in dieser Woche stattgefunden hatte, habe großes Augenmerk auf die Anhörung von Missbrauchsüberlebenden gelegt, heißt es in der Aussendung. Die angehörten Missbrauchsopfer, die auch die katholische Kinderschutzkommission von England und Wales beraten, hätten sich durch die Aufmerksamkeit, mit der ihren Schilderungen begegnet worden sei, „gestärkt“ gefühlt. Auch weiterhin solle den Zeugnissen der Opfer von Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen großes Gewicht beigemessen werden, so die Kommission, die in der Vergangenheit mit dem vorzeitigen Rückzug der Missbrauchsüberlebenden Saunders und Collins zu kämpfen hatte.

Ebenfalls Thema der Beratungen waren der Ergebnisbericht der Königlichen Australischen Kommission zu Missbrauch durch Kleriker und die UN-Kinderrechtskonvention sowie die Rolle von Glaubensgemeinschaften bei der Bewältigung von Missbrauchstraumata. Am Samstag hätten die Mitglieder den Papst in einer Privataudienz getroffen und ihm ihre Schwerpunkte für die Zukunft darlegen können. Dabei hätte der Papst ihnen mitgeteilt, dass er den Status der Kommission definitiv bestätigen wolle. (vatican news – vn)

Missbrauch: Papst bekräftigt „Null-Toleranz-Prinzip“

Sexueller Missbrauch an Kindern ist ein „schreckliches Verderbnis für die ganze Menschheit“. Das hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag vor den Mitgliedern der Päpstlichen Kinderschutzkommission im Vatikan unterstrichen. Für die Kirche sei die Flut an Missbrauchsskandalen, die in den letzten Jahren publik wurden, „eine sehr schmerzhafte Erfahrung“ gewesen, sagte er in seiner Rede, die er nicht verlas, sondern seinen Zuhörern aushändigen ließ.

„Wir schämen uns für den Missbrauch, den geweihte Diener der Kirche begangen haben – Menschen, denen man eigentlich am ehesten vertrauen können sollte. Aber wir haben auch einen Ruf gehört, der – da sind wir uns sicher – direkt von unserem Herrn Jesus Christus kommt: den Auftrag des Evangeliums zu erfüllen, indem wir alle gefährdeten Kinder und Jugendlichen schützen!“

Franziskus empfing die 2014 von ihm selbst eingesetzte Kinderschutzkommission zum Auftakt ihrer Vollversammlung an diesem Donnerstag. Bis Sonntag wollen die Mitglieder des Gremiums über einen opferzentrierten Ansatz bei der Aufarbeitung und in der Präventionsarbeit sprechen und eine Bilanz ihrer bisher geleisteten Arbeit ziehen.

„Kirche muss auf allen Ebenen gegen Missbrauch vorgehen“

„Erlauben Sie mir, in aller Klarheit zu sagen, dass sexueller Missbrauch eine furchtbare Sünde ist“, heißt es im Redetext des Papstes. „Ich habe hier in Rom mehrmals mit Opfern und Überlebenden von Missbrauch gesprochen; dabei haben sie offen darüber geredet, welche Folgen der sexuelle Missbrauch für ihr Leben und das Leben ihrer Familien hatte. Ich weiß, dass auch Sie Gelegenheit zu solchen Begegnungen hatten und darin einen Ansporn finden, persönlich wirklich alles zu tun, um dieses Übel zu bekämpfen und aus unserer Mitte auszurotten.“

Franziskus bekräftigt in dem Text, dass die Kirche „auf allen Ebenen“ entschieden gegen Missbrauchstäter vorgehen wolle. Diese Täter seien „Verräter an ihrer Berufung“. „Die Disziplinarmaßnahmen, die die Ortskirchen beschlossen haben, müssen auf alle angewandt werden, die in kirchlichen Einrichtungen arbeiten! Die Hauptverantwortung liegt bei den Bischöfen, den Priestern und Ordensleuten, bei denen also, die vom Herrn die Berufung zu einem Leben des Dienstes empfangen haben. Zu diesem Dienst gehört auch der wachsame Schutz von Kindern, jungen Leuten und Erwachsenen. Darum bekennt sich die Kirche unwiderruflich und auf allen Ebenen im Fall sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zum Null-Toleranz-Prinzip.“

„Best practice“ in allen Ortskirchen durchsetzen

Der Papst erinnert in seinem Redetext explizit daran, dass er auf Vorschlag der Kinderschutzkommission ein „Motu Proprio“ veröffentlicht hat; dieses erlaubt es dem Vatikan, Bischöfe oder Ordensobere abzusetzen, wenn sie Missbrauchsfälle vertuscht haben. Er lobt die Hartnäckigkeit, mit der die Kommission Ortskirchen in vielen Teilen der Welt für das Thema Missbrauch sensibilisiert. Es freue ihn besonders, dass viele Ortskirchen einen Tag des Gebets für Missbrauchsopfer durchgeführt und Treffen mit Opfern und Opferverbänden organisiert hätten.

„Es ist auch ermutigend zu sehen, wie viele Bischofskonferenzen und Ordensoberen-Konferenzen Ihren Rat beim Erstellen von Kinderschutz-Regelwerken eingeholt haben. Ihre Mitarbeit, um eine „best practice“ durchzusetzen, ist wirklich wichtig – speziell bei den Ortskirchen, die für Kinderschutz nicht so viel Geld zur Verfügung haben. Ich würde Sie gern dazu ermuntern, in Ihrer Arbeit weiter mit der Glaubens- und der Missionskongregation zusammenzuarbeiten…“

Ein Lob für Marie Collins

Genau bei dieser Zusammenarbeit mit Dikasterien der Römischen Kurie hat es in der Vergangenheit dem Vernehmen nach immer wieder mal geknirscht. Die Irin Marie Collins, selbst ein Opfer von Missbrauch und Kommissionsmitglied der ersten Stunde, hat das Gremium im Protest gegen einzelne Einrichtungen der Kurie, die sich nach ihrem Eindruck einer Zusammenarbeit entzogen, verlassen. Allerdings arbeitet Frau Collins in verschiedenen Belangen weiter mit der Kommission zusammen. Vor diesem Hintergrund war es bemerkenswert, dass der Papst sie in seinem Text von diesem Donnerstag namentlich nennt.

„Ich möchte die vielen Initiativen der Aus- und Weiterbildung loben, die Sie in vielen Ortskirchen weltweit und genauso hier in Rom in den verschiedenen Dikasterien des Heiligen Stuhls, im Kurs für neugeweihte Bischöfe und auf verschiedenen internationalen Kongressen angeboten haben. Es freut mich zu hören, dass der Kurs, den Kardinal O’Malley und Frau Marie Collins, eines der Gründungsmitglieder, letzte Woche den neuen Bischöfen angeboten haben, auf so viel Interesse gestoßen ist!“

„Kommission muss auch künftig Stimmen der Opfer hören“

Die Gründung der Kinderschutzkommission war das erste Arbeitsergebnis des neunköpfigen Kardinalsrates gewesen, der den Papst bei der Kurienreform berät. Präsident der Kinderschutzkommission ist der eben erwähnte US-Kardinal Sean O’Malley. Aus dem deutschen Sprachraum ist der Jesuit und Psychologe Hans Zollner SJ vertreten, der auch das Kinderschutzzentrum an der römischen Universität Gregoriana leitet.

„Die Kirche ist dazu aufgerufen, ein Ort des Mitleids und Mitgefühls zu sein, speziell für alle, die Schweres durchgemacht haben. Für uns alle bleibt die katholische Kirche ein Feldlazarett, das uns auf unserem spirituellen Weg unterstützt. Da können wir uns hinsetzen, anderen zuhören und mit ihnen unsere Kämpfe und unseren Glauben an die Frohe Botschaft Jesu Christi teilen. Ich vertraue fest darauf, dass die Kommission ein Ort bleiben wird, an dem wir auch künftig den Stimmen der Opfer und der Überlebenden zuhören. Denn wir haben viel zu lernen von ihnen und ihren persönlichen Geschichten des Muts und des Durchhaltens.“

Keine Minderung des Strafmaßes

In einer kurzen, improvisierten Ansprache räumte der Papst ein, die Kirche sei „etwas spät“ auf die Missbrauchs-Problematik aufmerksam geworden, die „Gewissen“ hätten „geschlafen“. Dabei müsse die Kirche dem Thema „ins Auge sehen“. Zur Kommission der Glaubenskongregation, bei der verurteilte kirchliche Täter Berufung einlegen können, bemerkte er, es dürfe keine Minderung des Strafmaßes geben, wenn es erwiesenermaßen zu Missbrauch gekommen sei. „Wenn es dafür Beweise gibt, dann ist das (Urteil) definitiv.“ Missbrauchs-Täter seien „krank“. (rv)

Kinderschutzkommission: Briefe von Opfern beantworten

Die Päpstliche Kinderschutzkommission will auch fortan die Mitarbeit und Beratung von Missbrauchsopfern in Anspruch nehmen. Das geht aus einer Erklärung der Kommission zu ihrer achten Plenarsitzung hervor, die am Wochenende in Rom zu Ende ging. Nach dem Austritt der irischen Missbrauchsüberlebenden Marie Collins aus der Kommission wolle man nun „neue Wege suchen“, um den Beitrag von Missbrauchsopfern für die Präventionsarbeit zu garantieren, heißt es in der Erklärung, die der Vatikan an diesem Montag veröffentlichte. Verschiedene Ansätze hierzu würden derzeit geprüft, um im Anschluss dem Papst vorgelegt zu werden.

Ausdrücklich sprach sich die Kommission auf ihrer Sitzung für einen engen Kontakt des Heiligen Stuhles zu Missbrauchsopfern aus: An den Vatikan gerichtete Briefe von Missbrauchsüberlebenden sollten „zeitnah“ und „persönlich“ beantwortet werden, hält die Kommission fest. Dies könne zu „weiterer Transparenz und Heilung“ beitragen, schreibt das Gremium, das sich mit einer entsprechenden Empfehlung bereits an die Glaubenskongregation gewandt hatte. Man sei sich darüber im Klaren, dass diese „besondere Aufgabe“ „klare und spezifische Ressourcen und Prozeduren“ erfordere, führt die Kommission weiter aus, die laut eigener Angaben entsprechende Vorschläge dem Papst unterbreiten will.

Mit Blick auf die Beantwortung von Briefen von Missbrauchsopfern hatte der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation auf die Aufgaben der Ortsbischöfe verwiesen: „Dieser Akt der pastoralen Sorge ist eine Aufgabe der Bischöfe in ihren jeweiligen Teilkirchen und der Generaloberen der religiösen Institute. (…) Der persönliche Kontakt mit den Opfern sollte besser von den Ortsbischöfen unterhalten werden. (…) Es ist ein Missverständnis, dass dieses Dikasterium in Rom sich um alle Diözesen und religiösen Orden der Welt kümmern kann.“ Das sagte Kardinal Gerhard Ludwig Müller Anfang März in einem Interview mit der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“.

Müller reagierte mit dem Interview auf Vorwürfe von Marie Collins. Die Irin, die ihre Mitarbeit in der Päpstlichen Kinderschutzkommission aus Frustration über „mangelnde Kooperationsbereitschaft“ an der römischen Kurie beendet hatte, hatte mehreren Behörden im Vatikan gerliches Handeln und mangelndes Interesse an der Arbeit der Missbrauchskommission vorgeworfen. (rv)

Kinderschutzkommission: Verbrechen an Kindern müssen angezeigt werden

Kardinal O´MalleySexuelle Vergehen an Kindern durch Kleriker müssen nicht nur innerkirchlich angezeigt werden, sondern auch den zuständigen staatlichen Autoritäten gemeldet werden. Das hat an diesem Dienstag Kardinal Sean O´ Malley, Präsident der von Papst Franziskus eingerichteten päpstlichen Kinderschutzkommission, in einer Aussendung nochmals unterstrichen.

Wörtlich betont Kardinal O´Malley: „Wie Papst Franziskus so klar gesagt hat: ,Die Verbrechen und Sünden des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen dürfen nicht länger geheim gehalten werden.`Wir, Präsident und Mitglieder der Kinderschutzkommission, möchten nochmals darauf hinweisen, dass wir unseren durchs Zivilgesetz geregelten Pflichten nachkommen müssen, doch über diese Verpflichtungen hinaus tragen wir die moralische und ethische Verantwortung dafür, Verdachtsfälle von Kindesmissbrauch den zivilen Behörden zu melden, die mit dem Schutz unserer Gesellschaft betraut sind.“

Im weiteren Verlauf des Statements weist der Kardinal darauf hin, dass es in den Vereinigten Staaten bereits seit geraumer Zeit zur Vorbereitung der neuen Bischöfe gehöre, zu lernen, wie mit derartigen Verdachtsfällen umzugehen sei. Auch in den lokalen Kirchen weltweit sowie insbesondere in Rom bei jährlichen Fortbildungen für neue Bischöfe und Mitglieder der römischen Kurie habe die Kommission mit ihren Trainingsprogrammen innerhalb der vergangenen beiden Jahre große Fortschritte gemacht. (rv)

Kardinal Pell weist Vorwürfe als „irreführend“ zurück

Kardinal Pell„Ein massiver Stachel im Fleisch“ des Vatikans: So nennt Peter Saunders, Mitglied der von Papst Franziskus einberufenen Kinderschutzkommission, Kurienkardinal George Pell. Saunders äußerte in einer Sendung des australischen Fernsehen, Pell sei wegen seiner Rolle in einem Missbrauchsskandal in Australien für den Vatikan „unhaltbar“.

Vatikansprecher Federico Lombardi betonte gegenüber Journalisten, Saunders habe seine Vorwürfe als Privatperson und nicht etwa im Namen der Kommission erhoben. Saunders sei keineswegs als Mitglied der Kommission dazu berechtigt, Einzelfälle zu untersuchen und über diese Entscheidungen zu treffen, so Lombardi weiter. Im übrigen habe Pell immer sorgfältig auf Anschuldigungen reagiert.

Ein Sprecher des Kardinals nannte die Anschuldigungen „falsch und irreführend“. Saunders habe sich sein Urteil gebildet, ohne jemals mit dem Kardinal gesprochen zu haben. Pell sei als Erzbischof von Anfang an „energisch gegen sexuellen Missbrauch von Kindern vorgegangen“ und habe eine unabhängige Untersuchung ermöglicht. Der Kardinal – ein früherer Erzbischof von Sydney und jetzt Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariats – kündigte an, er werde die gegen ihn in der Sendung erhobenen Vorwürfe seinen Anwälten übergeben.

In der vergangenen Woche hatte Kardinal Pell angeboten, sich vor einer australischen Missbrauchskommission persönlich gegen den Vorwurf einer Schweigegeld-Zahlung zu verteidigen. Diesem Vorwurf zufolge soll Pell dem sexuell missbrauchten Neffen des später verurteilten pädophilen Priesters Gerald Ridsdale Geld angeboten haben, wenn er seine Anschuldigungen fallenlasse. Diese Darstellung weist Pell zurück. (rv)

Vatikan: Abschlussdokument der Kinderschutzkommission

Kardinal O´MalleyDie auf Anregung der "K9"-Gruppe im März 2014 entstandene vatikanische Kinderschutzkommission tagte erstmals Anfang Februar in voller Besatzung. Das internationale Gremium, welches aus 17 Mitgliedern – Geistlichen und Laien von allen Kontinenten der Erde – besteht, präsentiert in einem Abschlussdokument die Ergebnisse dieser ersten Sitzung. Ein Gebetstag für Missbrauchsopfer ist in Planung – sowie eine Verbesserung der Rechenschaftspflicht in der Kirche.

Die Hauptaufgabe der Kommission ist es laut dem Dokument, nach dem Wunsch von Papst Franziskus sich mit dem Schutz Minderjähriger vor sexuellem Missbrauch in der Kirche zu befassen. Im Zuge des Treffens wurden erste Resultate der unterschiedlichen Forschungen von Expertengruppen des vergangenen Jahres durch die jeweiligen Mitglieder präsentiert. Daraufhin wurde eine Vorschlagsliste für die formale Struktur der Kommission vorbereitet und diese auch Papst Franziskus vorgelegt.

Kirche als „sicheres Zuhause"

Ein wesentlicher Bestandteil der Kinderschutzkommission sind einzelne „Arbeitsgruppen", die in den kommenden Plenumssitzungen Forschungen und Projekte voranbringen sollen. Die Kirche als „sicheres Zuhause für Kinder, Jugendliche und hilfsbedürftige Erwachsene" zu gestalten, hat dabei die oberste Priorität. Dies beinhaltet das Erstellen internationaler Leitlinien zu vorbildlichen Praktiken für kirchliche Einrichtungen. Dabei sollen auch Antworten auf andere Fragen gegeben werden: Wie soll die Seelsorge für Geschädigte und ihre Familien gestaltet werden? Wie müssen Priester für das Thema sensibilisiert werden? Welche Prozeduren sind notwendig, wenn Bischöfe Pädophilievorwürfe gegen Priester nicht ernst nehmen? Welche weiteren kirchlichen und zivilrechtlichen Normen sind notwendig, um den Amtsmissbrauch zu kontrollieren?

Transparenz, Rechenschaftspflicht und Verantwortung

Eine entsprechende Rechenschaftspflicht auf allen Ebenen zu gewährleisten und Transparenz zu schaffen: Das deklariert die Kommission als einen der wichtigsten Punkte ihrer Arbeit. Nur wenn Transparenz geschaffen und jeder zur Reschenschaft gezogen werde, könne auch ein neues Bewusstsein in der Kirche enstehen. Die Prozessentwicklung für eine funktionierende Rechenschaftspflicht für alle – Klerus, Ordensleute und Laien –, die mit Minderjährigen arbeiten, sei dafür unumgänglich. Spezielle Seminare für Führungspersönlichkeiten in der Kirche sind bereits in Planung.

In Zukunft freut sich die Kommission bereits auf eine engere Zusammenarbeit mit Ortskirchen, um als erstes die geplanten Leitlinien genauer an einem Beispiel durchzusprechen. Ein weiteres Projekt der Kommission ist der geplante „Gebetstag" für alle Menschen, die sexuellen Missbrauch erleiden mussten. Dies solle zu einer „spirituellen Heilung der Wunden" beitragen und ein Bewusstsein in der kirchlichen Gemeinschaft für diese „Plage des Missbrauchs der Minderjährigen" schaffen. (rv)

Erste Sitzung der Kinderschutzkommission: Transparenz im Kampf gegen Missbrauch

Kardinal O´MalleyWie kann die katholische Weltkirche effektiv weltweit gegen sexuellen Missbrauch vorgehen? Auf diese Frage soll die neue Kinderschutzkommission Antworten geben, die Papst Franziskus Anfang Dezember eingerichtet hat. Das bislang achtköpfige Gremium, das Papst und vatikanischen Einrichtungen Empfehlungen im Bereich des Kinderschutzes geben soll, kam vom 1.-3. Mai im vatikanischen Gästehaus Santa Marta zu seiner ersten Sitzung zusammen. Auch der Papst tauschte sich mit den Mitgliedern aus.

Papst Franziskus teile die Pläne der Kommission, einen besonderen Schwerpunkt auf die Rechenschaftspflicht der katholischen Kirche und Transparenz in ihrem Kampf gegen Missbrauch zu setzen, referierte Kardinal Seán Patrick O’Malley aus Boston auf einer abschließenden Pressekonferenz an diesem Samstag im Vatikan. Im Zentrum der ersten Sitzung der Kommission hätten die zukünftigen Aufgaben der Kommission und neue mögliche Mitglieder gestanden.

„Unsere Diskussionen haben sich zunächst auf die Natur und die Mission der Kommission und auf weitere neue Mitglieder konzentriert, um Menschen aus anderen geographischen Gegenden und aus anderen Fachbereichen einzuschließen. Es wurden viele Vorschläge dazu gemacht, wie unsere Kommission mit Experten aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten kann, die sich um den Schutz von Kindern und verletzlichen Erwachsenen kümmern.“

Das Gremium setzt klar auf ein interdisziplinäres und internationales Profil, was sich bereits in den bisherigen Mitgliedern des Gremiums wiederspiegelt: Neben dem Bostoner Kardinal sitzen in der Kommission auf Wunsch des Papstes bislang Missbrauchsexperten aus aller Welt, darunter etwa der deutsche Jesuitenpater Hans Zollner und die Irin Mary Collins, selbst Opfer von Missbrauch und heute prominente Fürsprecherin für Missbrauchopfer. Weitere Mitglieder sind Catherine Bonnet aus Frankreich, Sheila Baroness Hollins aus Großbrintannien, Claudio Papale aus Italien, Hanna Suchocka aus Poeln und der Jesuit Humberto Miguel Yáñez aus Argentinien.

O’Malley stellte klar, dass die Kommission „keine individuellen Missbrauchsfälle“ behandeln werden könne, vielmehr gehe es um Empfehlungen, wie die Kirche ihre Verantwortung wahrnehmen könne und welche die besten Praktiken im Kampf gegen Missbrauch seien. Besonderes Augenmerk wolle man auf die Bewusstseinsbildung über die „tragischen Konsequenzen“ von Missbrauch und die „verheerenden Folgen des Nicht-Hinhörens und Nicht-Berichtens über Verdachtsfälle“ sowie das „Versagen in der Unterstützung von Opfern, Überlebenden und ihrer Familien“ lenken, führte der Kardinal aus. Mit anderen Worten: Die Kommission wird auch kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn es um Verfehlungen der Kirche im Kampf gegen Missbrauch geht.

Auch wenn noch nicht klar sei, ob die Kommission an ein Vatikandikasterium angegliedert werde, lege man großen Wert auf eine Zusammenarbeit mit der römischen Kurie, so O’Malley. Der Papst wünsche sich derweil eine gewisse „Autonomie und Unabhängigkeit“ der Kommission, so der Kardinal. Bei den Beratungen in Rom seien auch Vertreter des Staatssekretariates, der Glaubens- und Kleruskongregation, des Pressesaals und der Vatikangendarmerie mit dabei gewesen. Das Ziel: Voneinander lernen, um Missbrauch so effektiv wie möglich zu bekämpfen. O’Malley:

„Als Beratungskommission für den Heiligen Vater werden wir die Ergebnisse unserer Arbeit dem Papst mitteilen. Zeitnah werden wir Initiativen vorschlagen, um lokale Verantwortung in der ganzen Welt zu ermutigen und die wirkungsvollsten Praktiken zum Schutz aller Minderjährigen umzusetzen, inklusive Trainings,- Erziehungs- und Ausbildungsprogramme und konkrete Antworten auf Missbrauch.“

Direkt zu Beginn seines Referates drückte der Kardinal allen Missbrauchsopfern im Namen der Kommission Solidarität und Anteilnahme aus. Er versicherte, dass das Gremium handlungorientiert vorgehen wolle, umd die Interessen von Kindern wie „verletzlichen Erwachsenen“ – etwa Menschen mit Behinderung, die häufig auch Opfer von sexuellem Missbrauch werden – zu vertreten.

Die Struktur und Ziele der Kommission würden in den Statuten festgeschrieben, die bald dem Papst zur Approbation vorgelegt werden würden. Der Papst sei es auch, der letztlich über die Aufnahme neuer Mitglieder entscheiden müsse. Ein weiteres Treffen der Kommission sei für die nächsten Monate geplant, so O’Malley. (rv)